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Sächsische Volkszeitung : 26.04.1933
- Erscheinungsdatum
- 1933-04-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193304269
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19330426
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19330426
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1933
-
Monat
1933-04
- Tag 1933-04-26
-
Monat
1933-04
-
Jahr
1933
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 26.04.1933
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3sc<i5irc!i«5 Vie Neuordnung des Strafvollzuges Eine Verordnung de» Samischen I:isti',»«.u.,>-«iu«nr bringt grundlegende Äenderungen der Strasvollzugsordnung sür die sächsischen Iustizgesängnisse. Zwei Einrichtungen aus der Zcigner-Zeit werden voll ständig abgebaut: 1) die Einrichtung der „Fürsorg e", die sich in keiner Weise bewährt hat-, 2) die (Y e I ä n g n > s b e i r ä t e, die ehrenamtlich tätig waren und die seit Jahren nur noch ein Schattendasein führ ten. Im übrigen handel« es sich darum, die Ueberlegenbeit der Interessen von Volk und Staat über die Interessen des Einzelnen auch iin Strafvollzug zur Geltung zu bringen: der Unterricht in den Gefängnissen soll künftig anitreben, den Ge- fangenen zu nationaler und rechtlicher Gesin nung zu erziehen und ihn zu einem lebenstüchtigen Glied der Volksgemeinschaft zu machen. Das Schulwissen wird, soweit nötia, ousgefrischt, das Wesen von Volk und Staat mit den erforderlichen staatsbürgerlichen Kenntnissen dem Gefangenen nahegebracht, die Berufsbildung des Ge fangenen wird, soweit angängig, gefördert; an bedeutungs volle Tagesereignisse und Zeiterscheinungen wird nach Mög lichkeit angeknüpst. In jedem Gefängnis ist schon bisher eine Bücherei mit einer ausreichenden Anzahl belehrender und unterhaltender Büä)er und Schriften eingerichtet, aus der die Gefangenen sür die arbeitsfreie Zeit mit Lesestoff versorgt werden. Beson derer Wert wird künftig auf Bücher und Schriften gelegt, aus denen dem Gefangenen eine hohe Auffassung von deutscher Art, deutschem Volt und deutsci)em Staat und von Recht und Sittlichkeit entgegentritt, oder die der beruflichen oder son stigen Fortbildung dienen. Bücher und Schriften undeutschen und die Volksgemeinschaft zerfetzenden Inhalts sind ausge schlossen. Gefangene der Mittel- und der Oberstufe dürfen sich, wie bisher, auf eigene Kosten eine In deutsck-er Sprache erschei nende Zeitung oder Zeitschrift halten. Zeitungen oder Zeit schriften politischen Inhalts jedoch, die nicht eine nationale Haltung einnehmen, sind künftig von der Zulassung in den Gefängnissen ausgeschlossen. Wichtig sind auch die Bestimmungen über das Be schwerderecht und über den Schriftverkehr der Gefangenen. Auf diesem Gebiet ist teilweise ein außerordentlicher Miß brauch mit den dem Gefangenen gewährten Befugnissen ge trieben worden. Die Verordnung schränkt daher diese Be fugnisse nach verschiedenen Richtungen hin ein. Baurat Niemer Kommissar der Wohnungsunternehmungen Der Beauftragte des Neichskommissars sür das Arbeils- und Wohlfahrtsministerium hat mit Verordnung vom 22. April 1933 den Oberregierungs-Baurat Riemer vom Ar- beits- und Wohlfahrtsministerium zum Kommissar der ge meinnützigen Wohnungsunternehmen (Baugenossenschaften, Siedlungsgcsellsct-aften, Siedlervereinigungen) bestellt. Aufgabe des Kommissars ist in erster Linie die Reini gung der Verwaltungsorgane (Vorstände, Aufsichtsräte) von allen staats- und wirtschastsfeindlich eingestellten Personen und die Neubesetzung der Stellen mit nationalgesinnten Männern. Des weitere«« hat er im Verein mit den Spitzen organisationen auf eine Vereinfachung der Verwaltung und auf den Zusammenschluß gleici>artiger Baugenossenschaften und Siedlungsorganisationen, von denen zur Zeit in Sachsen rund 400 bestehen, einzuwirken. Dabei soll der großen volks wirtschaftlichen Bedeutung dieser gemeinnützigen Wohnungs unternehmen und ihren wirtschaftlichen Belangen voll Rech nung getragen werden, da gerade Sachsen das Land ist, in dem der genossenschaftliche und siedelungssreudige Gedanke tief Wurzeln geschlagen hat. Der Verband der Sächsischen gemeinnütziAen Bauvereinigungen sowie der Allaemeine Sächsische Siedleroerband haben bereits gegenüber der na tionalen Regierung ihre Bereitwilligkeit zur Mitarbeit in vorstehendem Sinn erklärt. Gleichschaltung im lau-wirtschaftlichen Genossenschaftswesen In Verfolg der allgemeinen Gleichschaltung in der Land wirtschaft, welche durch die Uebernahine des Präsidiums des Reichsvcrbandes durch den Baucrnsiihrcr Walter Darr,'- einge- lcitct wurde, haben der bisherige Verbandsdirektor Hofrat Dr. Schöne und der bisherige stellvertretende Verbandsdirektor Ockonomicrat Winkler-Rippien aus politischen Gründen frei willig ihre Acmter niedergelegt. Es wurde ein dreiköpfiger Vorstand gebildet. Präsi dent ist der Nationalsozialist Helmuth Körner, M. d. R., Vizepräsident der Pressechef der Staatskanzlei, Dr. Erich Winter. Zum allein vertretungsberechtigten geschästssühren- dcn Direktor wurde der kommissarische Generalsekretär Rößler ernannt. Hofrat Dr. Schöne hat sich bereit erklärt, seine langjährigen wertvollen Erfahrungen weiterhin In der Lei tung der genossenschaftlichen Ientrctlgeschäftsanstalten zur Ver fügung zu stelien. Die führenden Männer sind sämtlich Nationalsozialisten. Der neue Präsident Helinuth Körner, M. d. R., und Vizepräsi dent der Landwirlschaslskamincr, ist Gausachberater der NSDAP. Dr. Erich Winter ist ein bekannter Agrarpolitiker und jahre lang sein engster Mitarbeiter in der „Landwirtschaftlichen Ab teilung" der NSDAP. Ter neue gcschästsfllhrende Direktor, dem die praktische Leitung des Verbandes obliegt, besitzt auch in an deren Teilen Deutschiands als bewährter Genossenschaftler einen Ruf. Vertrauensleute bei -en Verbänden der Kriegsbeschädigten Auf Grund der Verordnung des Reichspräsidenten voin 28. Februar 1933 hat der Beauftragte des Reichskommissars für das Arbcits- und Wohlsahrtsministerium angcordnet, daß Verbänden der Kriegsbeschädigten und Kriegerhinterbliebenen Vertrauensleute aus der Abteilung Kriegsopferversorgung der NSDAP, bcigeordnet werden können. Ausgenommen hiervon sind: der NS. Reichsverband deutscher Kriegsopfer, der Landes verband der Kriegsbeschädigten und Kricgerhinterbliebenen im Sächsischen Militärvereinsbund (Kyffhäuserverbünd), der Deut sche Ossiziersbuud und der Bund erblindeter Krieger. Mit der Durchführung dieser Maßnahme ist die Hauptab teilung 9 (Kriegsopfer»« sorgung) der NSDAP, beauftragt wor den. 0re5ä«n unck Umgebung Umstellung der Dresdner Dürerfchule Dresden, 25. April. Am Montag mittag fand in der Aula der Dürerfchule in Dresden die feierliche Einwei sung des zum liaminissarischen Rektor der Schule ernann ten Studienrats Risse statt. Die Dürerfchule war be kanntlich bisher eins sog. Versuchsschule und wegen des an ihr herrscl-enden Geistes schon häufig Gegenstand von Beschwerden der nationalen Parteien, der christlici)en El- ternscl)aft usw. gewesen. Ministerialrat Dr. Reuther, der die Einweisung vornahm, bemerkte in seiner Einivei- sungsrede, daß auch die Dürerfchule nun beweisen werde, daß sie sich restlos auf den Boden nationaler und christ licher Erziehung stelle. Studienrat Nisse bekannte sich in seiner Antrittsrede zum Prinzip der christlichen Er ziehung. Die Feier fand mit dem gemeinsam gesungenen Deutschlandlied ihren Abschluß. Aus dem Lehrkörper der Schule sind ausgcschieden Prof. Rahm, Oberlehrer Aschenbach und Dr. Schumann. : -tvjähriges Dienstjnbiläum. Am 27. April begeht Oberpostdirektor Karl Hecger, der Borsteher des Post amtes 1 in Dresden, sein 40jähriges Dienstjubiläum. Er ist 1872 in Dresden geboren und ist seit 1920 Oberpost direktor. Seit 1923 wirkt er in Dresden. : Eine Königsbüste erhält ihren alten Platz. Die Marmorbüste des früheren Königs Albert von Sachsen, die bis 1918 im Lichthof des Gerichtsgebäudes an der Lothringer Straße ausgestellt mar, hat am 22. April, dem Vortage seines Geburtstages, ihren früheren Platz wie der erhalten. Am Montag vormittag fand an dem Denk mal eine schlichte Feier statt, bei der Amtsgerichtspräsi dent Dr. Neumann mit einer Ansprache auf die Bedeu tung der Wicderaufstsllung der Büste hinwies. Baupläne der Neichsbahndirektion Dresden Um zur Milderung der Arbeitslosigkeit bcizutragen, beab sichtigt die Rcichsbahndircktion Dresden, außer den bereits be kannten Vahnhofsumbauten zwei neue größere Bauvorhaben binnen Kurzein in Angriff zu nehmen: 1. Die Verlängerung der Nebenbahn Klotzsche — Schwepnitz bis zum Bahnhöfe Straß- gräbchen-Bernsdorf an der Bahnlinie Lübbenau — Kamenz. Das Gastwirtsgewerbe am Mai 1933 Das Arbeits- und Wohlsahrtsministerium teilt mit: Der Tag der nationalen Arbeit, der 1. Mai, kann von dem größten Teil der werktätigen Bevölkerung durch Arbeitsruhe gefeiert werden und gestaltet diesen Kreisen die Teilnahme an den aller Orten vorgesehenen festlichen Veranstaltungen. An ders im Gastwirtsgewerbe. Dao Zusammenströmen größerer Menschmengen an den Festorten, der Reiseverkehr und die Be herbergung Ortsfremder (Hotelgewerbe) bedingen das Offen halten der Gaststätten, namentlich der Bahnhofswirtschaften, Fremdenhöfe und solcher, welche regelmäßige Mahlzeiten verab reichen. Trotzdem darf von den Inhabern der Gaststätten er wartet werden, daß sie ihren abkömmlichen Arbeitnehmern so weit wie nur irgend möglich, Freizeit während der Tagesstun den oder doch wenigstens zur Teilnahme an der einen oder an deren Feier des Tages geben. Christliche Gewerkschaften am 1. Mai Leipzig. Die christlich-nationalen Gewerkschaften haben, in Verbindung mit den Arbeitervereinen beider Konfessionen, in nerhalb der Gesamtveranstaltungen am Tage der natio nalen Arbeit — 1. Mai — folgende Veranstaltungen vor gesehen: 1. Vormittags geschlossene Teilnahme an den konfessionellen Gottesdiensten (evangel. Arbeiter: Luther- Kirche, kath. Arbeiter: St.Georgs-Kirche, Leipzig-Gohlis. 2. Nachmittags um 3 Uhr: F e st v e r s a m in l u n g, Concordia- Festsäle, Leipzig-Gohlis, bestehend aus Festkonzert, Ansprache, gesangliche Darbietungen. 3. Abends 6 Uhr: Stellen zum Fest - zug, Beteiligung an der großen Kundgebung aus dem Augustus- platz, Teilnahme am Fackelzug. Die Mitglieder der christlich-nationalen Gewerkschaften und der konfessionellen Arbeitervereine können von nächsten Dienstag an die Festprogramme in den Geschäftsstellen und bei den Vertrauensleuten cntgegennehmcn. 2. Die Beseitigung des in der Bahnlinie Leipzig — Dresden liegenden Oberauer Tunnels. Bei diesen Bauvorhaben sind u. a. umfangreiche Erd- und Wegearbeiten sowie Brückenbauten auszusühren. wobei zahl reiche Arbeitskräfte beschäftigt werden Die neue etwa 9 Kilo meter lange Strecke Schwepnitz — Straßgräbchcn soll haupt sächlich der Abkürzung und Erleichterung der Zufuhr von Braun kohlen und Briketts aus dem Niedcrlausitzer Kohlenbecken nach den bisher auf den Umweg über Arnsdorf angewiesenen indu- stricreichen Ortschaften der Linie Klotzsche — Königsbrück« — Schwepnitz dienen. Der 513 Meter lange Oberauer Tunnel wurde in den Iah ren 1837 bis 1839 als erster Eisenbahntunnel Deutschlands er baut. Da der Tunnel betriebliche Nachteile verursacht und da sich sein baulicher Zustand von Jahr zu Jahr verschlechtert, so daß die Instandschungsckrbcitcn außergewöhnlich hohe Kosten verursachen würden, soll der Tunnel beseitigt und an seiner Stelle ein bis zu 20 Meter tiefer Einschnitt hergeftellt werden. Für die jetzt über dem Tunnel liegende Staatsstraße von Meißen nach Radeburg ist eine Brücke Uber dein Einschnitt zu erbauen. : Schulbeginn. Das St.-Benno-Gvmnasium begann am 24. April 1933 sein neues Schuljahr. Um 8 Uhr war Hochamt, das Dr. Dittrich hielt. Lehrerschaft und Schüler gedachten dabei des nimmermüden bisherigen Rektors der Anstalt, Herrn L. Englert, im Gebete. : Zahlung von Ruhestands- und Hinterbliebenenbezügen an die städtischen Beamten Witwen usw. Die städtischen Emp fänger von Vcrsvrgttngsgcbühruissen erhalten am 28. April 1933 die zweite Hälfte der Aprilbezüge durch die zuständige«« Kassenstellen und während der übliche«« Kassenzeiten gezahlt. : Brot- und Butterbezugsscheine. Es wird daraus hinge- wiescn, daß die Brot- und Butterbezugsscheine sReichshilfe) nur nach bis zum 30. Aprit 1933 geilen, bis dahin also beliefert sein müssen. Belieferung von Arbeitslagern. Die Industrie- und Han delskammer Dresden teilt mit: Die Sächsische Landcsaustrags- stelle hat ein Verzeichnis der Träger des freiwilligen Arbeits dienstes im ganzen Reiche zusammcngestellt, die für die Beschaf fung des Materialbedarfes zuständig sind. Es liegt in der Ge schäftsstelle Drcsdcn-A. 1, Albrcchtstraßc 4, zur Einsichtnahme aus und kam« von dort auch für den Preis voi« 40 Pf. (05 Ps. bei Postvcrsand) bezogen werden. Familien-Nachrichten. Gestorben in Dresden: Heinrich Blome, Kaufmann, Anncnstraße 48, ain 23. April 1933. Alter 64 Jahre (Weitere Meldungen aus Dresden und Umgebung Seite 8 ) Frühjahrs-Ausstellung -es Sächsischen Kunfivereins In« Mittelpunkt dieser schönen und eindringlichen Schau steht die Gedächtnis-Ausstellung kür Richard Dreher. War cs seit langem einer der wichtigsten Progeamm- punkte des Sächsischen Kunstvcreins, das Schasse«« der Künstler, die Dresden und Sachsen durch den Tod verior, noch einmal in seiner Gesamtheit zu zeigen, so ist diese Ausstellung der Weike Drehers von besonderer Bedeutung. Gilt cs hie«: doch eine«« Ucverdlick üoer die Lebensarbeit eines Kiinstl.-rs zu geben, der sich in de, letzten Jahren dem sichtbaren Kuustl.'bcn gegen über außcrordeuliich zurückgehasten hatte. Während iangcr Zeit hat er keine Ausstellung seiner Arbeiten mehr veran staltet. Still und in einer im höchsten Sinne anspruchsvollen künstlerischen Haltung, ging er seine» Weg als Schassender, wie als Lehrer. Daß Richard Dreher, der sich vom ersten Bilde, von der ersten Zeichnung an. seinen eigenen Weg suchen muhte und so keine leichte Entwicklung durchmachte, auch im letzten Jahr zehnt nicht stillgestanden haben konnte, «var selbstverständlich. Ein Künstler wie er, der sich um den Streit der Meinungen, der Stile, der Erfolge nie gekümmert hatte, kennt nur ein Ziel: die reine Auseinandersetzung mit seinem Erlebnis, mit seiner Aufgabe. Diese Aufgabe war nie ein Programm, sondern wurde ihn, vom Leben diktier!, sie war gewissermaßen immer neu und immer neu gelang Dreher sein Werk. Ein solcher Künstler und ein solches Werk stellt eine Forderung an seine Zeit dar, der sich nie»,and entziehen kann, für den Kunst mehr Ist, als nur »i» schöner Schmuck des Lebens. Und wenn man nun im Rahn,en dieser Ausstellung vo«, 82 Gemälden, 8 Aquarellen, mehr als 40 Zeichnungen und vie len Druckgraphiken, die Werke des letzten Jahrzehnts mit besonderer Hingabe betrachtet, so erkennt man deutlich, wie tragisch der Verlust ist, den die Kunst durch Drehers srühen Tod erlitten hat. Es ist so, daß sich sein Lebenszweck eben nicht nur um eine Reihe von schönen Bildern vermehrt hat, sondern diese Werke der letzten Jahre sind von einer Innerlichkeit, einer Einfachheit und Endgültigkeit durchströmt, die ergreifend wirkt. Es hat die Grübelei nachgelassen, der Dreher manchmal nicht entgangen ist, alles steht jetzt in wunderbarer Klarheit und Festigkeit da, und die einzelnen Werke heben sich heraus, wie es eben nur wahrhafte Dokumente einer echten und freien Natur tun. Die Landschaft spielt in diesen« Malcrwerkr die allergrößte Rolle, und so oft er auch sein Motiv variiert, nie verliert er die Ursprünglichkeit. Eine gewisse Scheu vor großen Worten und Gesten führt ihn immer wieder ins Intime. Dies zeigen seine Blumenbilder, die Früchte und Stilleben. Was Dreher als Darsteller der menschlichen Gestalt zu leisten vermochte, da von geben eine Reihe ausgezeichneter Porträts Zeugnis. Doch immer wieder vertieft man sich in seine Landschaften. Ob er uns Dänemark, Südsrankreich, Böhme«, oder die Heimaterde zeigt, überall finden wir eine Innigkeit und einen Innen gehalt, wie er eindringlicher Kanin gegeben werden kann. — Daß seine Druckgraphik von großer Schönheit ist, wissen alle Kunstfreunde. Hier sehen wir sie noch einmal vor uns ausge breitet und erfreuen uns an ihrem Anblick. Diese Ausstellung Richard Drehers kommt eben recht, um das Schaffen eines deutschen Malers der echtesten Art vor unsere Zeit hinzustellcn. Neben Dreher zeigt die Ausstellung eine Sonderschau von Arbeiten A l e x a n d e r B e r t e l s s o n s, die den Reiz dieses vielseitigen künstlerischen Temperaments zeigen. Und serner Werke der drei Dreher-Schüler Danndorf, Ritter und Roh stock. Tonndorf bringt eine breite Farbigkeit, Ritter schlichte Auseinandersetzung mit dem Wesen der Dinge, Rohstock scheint in den großformatigen Bilder«, noch nicht den rechten Weg gefunden zu haben. — Untör den Einzelwerken erfreuen die Bilder H. v. Richthofens durch ihr glanzvolles Kolorit. Er gänzt wird die Ausstellung durch eine Sonderschau „K un st des 19. Jahrhundert s". Sie enthält Gemälde, Aquarelle, Zeich nungen von Carus, ClausenDahl, Gill e, C. D. Fried rich, Ludwig Richter, Rayski u. a., alles Werke einer romantischen, geruhsamen Zeit. Die kleine, sorgsam zusammen- gestellie Schau, wird aus ein besonderes Interesse rechnen können. M. R. W. Palmengarten. Mildred Roberts. Man kennt sie aus den Konservatoriumskonzertcn. Diese jugendliche Geigerin ist wirklich eine kleine Hcxcnmcisterin. Technische Schwierigkeitcu werden init größter Leichtigkeit überwunden Der Ton besitzt große Leuchtkraft, der Klang ist gesättigt, die Kantilene von großer Wärme und die Bogensührung ausgeglichen. Die Gestal tung wird von Temperament und großzügigem Schwung ge tragen. Nur in der Doppelgrisftcchnik, besonders in der Fuge von I. S. Bach, «nachten sich einige Intonationstriibungen be merkbar. Das interessante Programm, u a IS. Bach, Spohr, Tschaikowsky, bekam durch die virtuose Mitwirkung von Prof, Henri Marteau, dem Lehrer der Konzertierenden, besonderen Reiz. Leo Wurinser sekundierte als vorzüglicher Begleiter. Man überschüttete die hochbegabte Künstlerin init Beifall und Blumen. —Ist — Die Dresdner Philharmonie veranstaltete zum Besten ihrer Pensionskasse in der Kreuz Kirche ein Konzert sinfonischer Werke religiösen Inhalts. Einleitend hörte man von Ioh. Seb. Bach Ouvertüre und Air aus der Suite D-dur, der Variationen über ein Thema von Tschaikowsky, „Jesus hatte einen Garten" vo«, Ant. Arensky folgten. Beide Werke zwangen in der vom Orchester unter Leitung von Generalmusikdirektor Werner Ladwig tief empfundenen Wiedergabe zu innerer Einkehr. Von nachhaltiger Wirkung waren weiter die Gesänge für Alt- Solo, von Margarete Krämer-Bergan, Leipzig, in voll- deter Weise geboten: zwei der ernsten Gesänge von Brahms und von Max Reger „An die Hoffnung". Waren die beiden übrigen Werke des Programms auch nicht unbedingt dem kirch lichen Rahmen angepaßt, so vermittelten sie doch religiöses Er leben. Paul Graencrs Sinsonletta für Streichorchester und Harfe „Auf den Tvd meines Kindes" — das Werk gelangte für Dres den zur Erstaufführung — ist überaus fein empfunden und aufgebaut, nichts Erdenschweres hastet der Komposition an. der Gedanke der Erlösung und Verklärung herrscht vor Richard Strauß' Tondichtung „Tod und Verklärung" fesselte In der eigenwilligen Auslegung des Themas; im Konzertsaal würde das Werk aber weit mehr zur Wirkung kommen. — Es mochte am frühen Beginn der Vercknstaltung gelegen haben, daß nur ein hleincr Zuhörcrkrels fick in der Kirche einaefunden hatte, was angesichts der , wertvollen Darbietung und des wohltätigen Zwecke» recht bedauerlich ist.
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