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Sächsische Volkszeitung : 16.04.1933
- Erscheinungsdatum
- 1933-04-16
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-193304160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19330416
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19330416
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1933
-
Monat
1933-04
- Tag 1933-04-16
-
Monat
1933-04
-
Jahr
1933
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 16.04.1933
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bischos von Mainz zum König gesalbt zu werden. So hatte Gott selbst seinen Diener in die Lehre genommen und gemacht zu einer Zier der Christenheit." Begann nun die alte Glocke von Speyer: „In unse rem heiligen Dome schlasen die alten Kaiser des heiligen römi schen Reiches deutscher Nation den ewigen Echlas bis zur Aus erweckung am jüngsten Tage. Und das hat seine Ursache in solgen- dem Erlebnis, des ich mich noch recht gut entsinne. Wär ein Gras Leopold von Calw bei Kaiser Konrad dem Zweiten verklagt wegen Friedensbruch. Muhle er drum mit seiner Gemahlin sich bergen im Dunkel der Schwarzwaldtannen bei armen Köhlers leuten. Hier schenkte die Gräsin einem Knäblei» das Leben. Run war eines Tages der Gras aus der Jagd nach einer Taube, um der genesenden Frau eine Stärkung zu bringen, und es wollte der Ratschluß Gottes, dah auch der Kasicr im Walde jagte. Kam er zu der Köhlerhütte und hörte das Weinen des Kleinkindleins. War bei ihm ein düstrer Gesolgsmann, der meinte: „Wer weih, vielleicht siigen es die Zeiten, dah dieses Kind dein Tochtermann und Erbe sein wird." Des 'erschrak Herr Konrad und gab zwei Knechten den Befehl, das Söhnlein zu rauben und zu töten. Aber es war ein so schöner Knabe, datz es die Diener nicht morden konnten, sie singen drum ein Hüs teln und brachten dessen Herz dem Kaiser als Zeichen, dah sie seinen Vesehl ausgesührt. Am kommenden Tage ritt Herzog Her mann von Schwaben durch den Hain und fand das kleine WUrm- lrin, er sah, dah ihm hier in der Wildnis alle Sorgfalt gebrach und kckn mit der Gräsin Calw überein, es an Kindeostatt grotz- zuziehcn. In Ravensburg sah der Kaiser den zu einem der schön sten Iungherren herangcwachsenen herzoglichen Ziehsohn und hatte so groh Wohlgefallen an ihm, dah er sich entschloh, selbst seine Ausbildung zum Ritter zu leiten. Nach einiger Zeit aber gab es ihm der Böse ins Herz, dah dieser fremde Jüngling der Aehnlichkeit nach des Calmcr Grasen leiblicher Sohn sei. Und es stand wieder das Erlebnis im Schwarzwald vor seinen Augen, auch hörte er jene damals vernommenen Worte um sich Tag und Nacht. Drum beschloß er, den Burschen zu töten, er schrieb einen Brief an die Kaiserin, den sollte der Jüngling überbringen. Es stunden aber drinnen die Worte: „Wenn dir dein Leben lieb ist, so lah den Boten heimlich töten." Also ritt der junge Calw nichtsahnend nach Speyer, bevor er aber seines Auftrages sich entledigte, ging er in unseren Dom. nm da Zwiesprache zu hal len im Gebet mit dem Himmelsherrn. Sah ihn der Domdekan in tiefer Versenkung und fragte ihn, nachdem er sein Gebet ge endet, noch seinem Auftrag. Der Iunghcrr berichtete der Wahr heit gcmäh und zeigte den Brief. Gott aber gab dem Domdcchan- ten ein, heimlich in dem Schreiben zu erkunden, was man darin lesen könne. Voll Grausen fand er drin das Todesurteil, schnell schrieb er ein neues Brieslein in verstellter kaiserlicher Hand schrift, aber darin standen die Worte: „Vermähle den Boten mit unserer Tochter." So wurde der Lalwcr Grasensohn des Kaisers Eidam zu Aachen, und cs war Herrn Konrad, als stürze der Himmel ein, als er bei seiner Rückkehr den Totgeglaubten an ?.citen seiner eigenen Tochter sah. Da erkannte er den Fingerzeig Gottes, Herzog Hermann deckte ihm aus die sonderbare Erret tung aus zwiefacher Lebensgesahr, und der Kaiser beugte sich dem Ratschlüsse Gottes, nahm seinen nunmehrigen Eidam an als Mitregenten, ernannte den klugen Domdcchantcn, der ihn vor schwerer Schuld bewahrt, zum Kanzler und bestimmte unse ren heiligen Dom zur Erbbegräbnisställe aller Kaiser und Könige. Er war der erste, der hier seine letzte Ruhestatt sand. Requieseat in paee." Brummte die von Strahburg: „Greuliches Ist gesche hen, als man 1276 zu 'Maria Lichtmeß daran ging, nach Meister Erwin von Steinbachs Plänen die hoheitsvolle Münster-Vorder seite zu bauen. Der hochwürdige Herr Bischof von Lichtenberg hielt die Messe von Unserer lieben Frauen aus dem Fronaltare im Mün ster und erslehte von der Patronin der Kathedrale, der aller seligsten Jungfrau, den Segen zu ihrem Beginnen. In feier licher Prozession umschritt dann der Bischos mit allen anwesen den, hohen und niederen Andächtigen dreimal die umsteckte Bau stelle und weihte den Platz für seinen heiligen Zweck. Dann nahm er eine Schaufel und stach dreimal hinein in die Erde, und alle Domherren und Kleriker lockerten gleich ihm den Grund. Als nun auch der letzte vollendet hatte und die Geistlichkeit zu- rücktrat, stürzten plötzlich zwei Arbeitsleute zu aus jene Stelle, an welcher der Bischos in die Erde gestochen, denn es dünkte ihnen eine sonderliche Ehre, gerade an diesem Platze mit der Arbeit zu beginnen. Aber keiner wollte dem anderen weichen, und so schwangen sie von einem Male zornentslammt ihre Spa ten und hieben ingrimmig auseinander ein. bis der eine vor den Augen des Bischofs tot zu Boden sank. Tiefe Trauer befiel den frommen Mann ob dieser Untat, und er sagte alle Arbeit aus sür neun Tage bis zur Neuweihe der entheiligten Stätte. Am St. Urbanstage anno 1277 ist dann der Grundstein zu Meister Er wins glorreichem Werke gelegt worden, das schönste Denkmal des zur Ehre Gottes schassenden deutschen Geistes." Da plötzlich stockten alle Stimmen. Eine tiefe Grabesstille trat ein. Die Uhren schlugen zu dreien Malen. Es war die Stunde, als vor vielen Jahrhunderten der Tempelvorhang zerrissen, der Sonne Schein erlosch, die Geister sichtbar wandelten und der Heiland das Haupt neigte und verschied. In solcher Stunde er löschen alle Erinnerungen an irdische Dinge, da ist das Herz ganz bei ihm, der uns sein Herz geschenkt. Drum verstummten alle die Glocken um St. Peter, bis sie ihren heilverkündenden Mund wieder ösfncten, als Christus der Herr entstieg dem Gra besdunkel. Geben Sie öle gelesene Zeitung Ihren Freunden und Verwandten! Helfen Sie die katholische presse in Sachsen ausbreiten und vorwärtsbringen! fröklicke Ostern Von OkrListel üroelrl Oetkae« fabelhafte Boxer, das Klppwägelchen umstotzen sollen Aber sie hatten lieber voll hänselnder Grausamkeit das Schau spiel der Mühe des „Feinen" gehabt. Vis er zusammengetlappt war Nun reden sie alle durcheinander Sie hatten eine durch Hochwasser zerstört« Strohe wieder herzuftcllen. Allerhand lunge Leute waren da zusammengckom- men, aber sie waren alle arbeitssreudig und das eint« sie Nun galt es, «rschlasst« Muskeln ,u jüngen, leistungsfähig« Körper lebendig zu machen, nun war r, an der Zeit, körperlich und geistig zu erstarken. Eie zwangen es allmählich. Einer der Fleißigsten und Regsamsten »ar Paul, es zeigte sich aber auch, daß sein, Mutter nicht unrecht mit der Besiirchtung gehabt hatte: er war auch der Schwächste. Und diese sonnenselige Reg samkeit, verbunden mit seinem zarten Körper, macht« auf den oberflächlichen Beobachter fast einen komischen Eindruck. Seine Kameraden, allesamt jung und unreif, ohne den tieferen Blick, belächelten ihn bald und hänselten ihn. Er lieh sich das alles in einer zufriedenen Gutmütigkeit gefallen und merkt« es nicht, wenn sie ihn zu dieser oder jener Arbeit anspornten, von der sie annahmen, daß sie ihm zu schwer sei. Aber er hielt durch und vollbracht« so manchmal fast Unmöglichkeiten. Trotzdem hietz er der „Feine", und wenn er diesen Namen hörte, bekam «r «inen Stich im Herzen und wünschte sich sehnlichst, so stark und kräftig zu sein wie die anderen. Aber dieser Wunsch würde wohl nie in Erfüllung gehen. Eines Tages machte er schlapp und mutzte vom Arbeitsplatz getragen werden. Eine Weile war es still hinter ihm her Einer sagte dann: „Er war gar nichts sür den Arbeitsdienst." Und ein anderer meinte: „Vielleicht wollt' er auch nur daheim 'mal rauskom- men " Grob, weil ihn der Zusammenbruch des Kame ¬ raden mehr anrü hrte, als er zugeben wollte, sagte einer: „Hier hat er jedenfalls nichts mehr zu schassen . . ." Vis einer ab- schlotz, was sie alle dachten, und keiner aussprechen wollte: „Armer Kerl!" Daraus sprachen sie nichts mehr: aber der Paul sehtte ihnen in der Folge. Nach zwei Wock-en kam Pauls Mutter ins Lager. Der Kameradschastsführer brachte sie zu den Jungens, als sie gerade Kasseepause hielten. Die Frau setzte sich still zwischen die Kauenden. „Ich mutzte 'mal kommen." sagte sie, „Paul läßt mir keine Ruhe. Er mutz ja noch liegen, aber er freut sich schon wieder schrecklich, datz er wiederkommen darf. Sonderbar," sie schaut« um sich und betrachtete die Arbeitsgeräte, die umhcrlagen und blieb dann an den schon braungebrannten Gesichtern der Jungen hängen, „man soll gar nicht meinen, datz die Arbeit hier so schwer ist, daß mir der Paul zusammenklappt: Ihr seht doch alle so kräftig aus." Die Jungen hielten die Gesichter in die Luft und ihre Augen blickten ganz starr. „Ja, wisst Ihr." sagte Pauls Mutter, „der Junge ist ein Kitzchen schwach. Er wurde geboren, als sein Vater schon ge fallen war. Das spielt auch mit. Von mir hat er sicher keinen Lebensmut mit aus die Welt bekommen. Woher er den nur hat ? Er ist doch so sonnig und läßt sich durch nichts unterkriegen Und wir haben viel Hunger gelitten." Da hielt es der eine, der Große, Starke, Schwarzbraun» gebrannte nicht mehr aus. Er sprang aus und griff nach der Hacke. „Wenn er wiederkommt, der Paul," sagt« er, „dann ist das Schlimmste vorbei. Es geht ja auch in den Frühling hinein. Da wird es ihm bester." Es zuckte um seinen trotzigen, jungen Knabenmund, so erschütterte ihn,, die absichtslose, leise Rede der müden Frau. „Ja," erwiderte die Frau und erhob sich wieder, „des wegen bin ich ja hier. Ich soll ihm ja erzählen, wie weit Ihr schon seid. Nun bin ich viel ruhiger. Nun weiß ich, datz er hier nicht allein ist, sondern unter Kameraden. Er darf cs ja nicht misten: aber, nicht wahr, Ihr achtet mir ein bißchen auf ihn?! Ich hab' so Sorge." Sie streckte di« schmale Hand mit den zerstichelten Finger spitzen aus. Und mit einem Male reckten sich sechs schwielige Jungenfäuste, diese Hand zu ergreifen und zu drücken. Cie schämten sich vor dieser zarten Frau, weil sie etwas von jener Sorge spürten, die jene seit vielen und schweren Jahren trug, und weil sie in ihrem jugendlichen Unverstand dazu beigetragen hatten, diese Sorge zu vermehren. Statt dem „Feinen" aus Uebermut und Spott die schwerste Arbeit zuzuschieben, hätten lie ihn unmerklich entlasten sollen. Da hätte 'mal Ernst, der „Er soll nur bald wicderkommen Es ist sein hier. Esten prima. Und wir haben einmal in der Woche richtigen Sport, seit das Welter so gut ist." „Ja, das Wetter ist gut," meinte di« Frau und sah in das junge, keimende Grün ringsum, „es ist dicht vor Ostern." Die Arbeit ging weiter. Die jungen Gestalten erhoben sich und nahmen ihre Geräte an sich Pauls Metter sah ihnen leise lächelnd und wohlgefällig zu. Si« hoben die Hand gegen sie zum Gruß und Abschied. Di« Frau winkte zurück. Als sie schon über dir Arbeit gebeugt waren, richteten sie sich noch einmal aus. „Fröhliche Ostern für Paul!" riefen sie und von diesem Augenblick an waren sie restlos des „Feinen" Kameraden. nahesten und weitblickendsten Mainzer Kurfürsten, baute 1768 ein Komödienhaus. Direktor Joseph von Kurtz pflegte dort vor allem das Stegreifspiel, besonders aber auch Faust- und Possenspicle. Die Direktion Seyler bildete 1777 einen Glanzpunkt in der Mainzer Theatergeschichte. Es wurde Goethe, Lessing, Shakespeare gespielt, die Oper wurde gepflegt und das Ballett. Es wurden u. a. Glucks „Alceste", „Orpheus und Euridice" ausgesührt. Die Errichtung des Mainz-Frankfurter Ratio- naltheaters fällt in das Jahr 1788, und zwar unter der Leitung von Direktor Siegfried G ot t h i l sEckha r d, genannt Koch. Er spielte Goethe, Lessing und Schiller mit besonderer Vorliebe; auch Ifflands Werke wurden ausgesührt. „Don Carlos" kam zum ersten Male aus die Mainzer Bühne. Frankfurt machte sich allerdings bald selbständig, und die Mainzer Nationalbiihne unter der Leitung von Intendant Friedrich Karl von Dalberg nahm Fühlung mit Kotzebue. Aber 17!>2 machte die Franzosenherrschaft diesem Unternehmen ein rasches Ende. Das Komödienhaus brannte am 1. Juni 1793 nieder, als die Deutschen Mainz beschossen. Später wurde vorübergehend die kurfürstliche Reitschule als Theater eingerichtet. Die erste Zeitungskritik erschien am 17. Dezember 1796 in der „Privili- gierten Mainzer Zeitung". Während der Franzosenhcrrlchast wurde in Mainz vom „DkLLtre lrsoeai," auf Befehl Napoleons Molirre gespielt. Da sich der Mangel eines festen Theaterbaues doch fühlbar machte, wurde nach dem großen Brand des Komödicnhauses im Jahre 1829 von dem Mainzer Gcmeinderat beschlossen, an Stelle der früheren Domdekanei ein Theater zu errichten. Der Erotzh. Hessische Oberbaurat Moller wurde beauftragt, die Pläne zu entwerfen und den Bau zu leiten. Moller ging be reits ein guter künstlerischer Rus voraus: er hatte die katho lische Kirche und das Theater zu Darmstadt erbaut. Zwei Jahre dauerte der Theatcrneubau in Mainz, bis er am 16. August 1831 vollendet war. Die Maschinenpriifung und damit di« endgültige Uebergabe des neuen Hauses fand stall am 31. Juni 1833. Am 21. September 1833 wurde das Theater feierlich eingeweiht mit der Ausführung der Mozart-Oper „Titus . Die Direktion lag in den Händen der Herren Mäder und Wolf. Goethes „Faust" ging am 30. Noveniber 183b zum ersten Male in Szene. Am 25. Februar 1838 wurde die erste Karnevalspost« ausgesührt. Seitdem ist das Mainzer Stadt theater dieser Gewohnheit treu geblieben: jedes Jahr im Februar hält Prinz Karneval seinen Einzug in sein „Närri - sch es Hoftheater". Und es zeigte sich im Lauf, der Jahre immer mehr, daß diese Karnevalspiel« ein stets engeres Verhältnis zwischen Bühne und Publikum schufen. Das Ballett wurde um 1818 von Tescher aus Darmstadt mit 28 Personen Personal auf gutem künstlerischen Niveau gehalten. Im übrigen zeigte sich um 1818 ein starker künstlerischer Nieder gang in Spielplan und Darstellung. Daran mochten vor allem die politischen Wirren Schuld tragen, die einem stetigen künst lerischen Schassen nie günstig sind. Ein einziger Lichtblick in dieser Spielzeit war ein Gastspiel des alten Nestroy als Titus in seiner Poste „Der Talisman". Mainz lag schon immer auf der Scheide zweier Kulturen, im Brennpunkt zweier Nationalitäten. Wie das weite deutsche Land, und besonder- die Stadt Mainz von jeher das Schlacht, seid des streitenden Europas war, so wurden auch die geistigen Kämpfe in dieser rheinischen Stadt immer mit einer besonderen Heftigkeit ausgefochten. Als Brückenkopf, als Ausgangspunkt der bekannten Mainlinie, als uraltes Kulturzentrum — vor züglich in kurmainzer Zeit — war die Politik der Macht faktoren Europas auch maßgebend für die kulturelle Entwick lung, für die geistige Formung der Stadt und ihre Bewohner. Schon das alte Moguntiacum der Römer erlebte die Dar stellung von Komödien und Schaustellungen. Als großer Truppcnlagerplatz der römischen Legionen zog es das fahrende Volk an, das zur Ergötzung der Soldaten allerhand Spaß und Kurzweil trieb, allerhand Darbietungen aufzog, die wohl schon den Namen Theater im weitesten Sinne verdienen. Aus der Zeit Karls des Großen berichtet die Ueberliefe- rung von einer Komödie, die zu Ingelheim bei Mainz statt gefunden haben soll. Die Zeit der Sckulkomödien folgte in weiterem Anstand: Plautus und Terenz wurden gespielt, auch die Komödien der ersten deutschen Dichterin Roswitha von Gandersheim wurden ausgesührt Im Jahre 1653 kam die erste Privattheatergesellschast nach Mainz. In das gleiche Jahr fällt der Geburtstag des Tbeaterzcttels. 1666 kam eine Truppe unter Kuno Span gen he im mit geistlichen Spielen und mit Schäferspielen. 1665 wurden kleine Singspiele ausgesührt. Man hatte damals eine Schauspielbudc im Karthäuserhos errichtet. Unter der Leitung von Freiherr von Dalberg wurde 1683 eine feste Bühne — die erste in Mainz — errichtet. Adlige bildeten später, im Jahre 1711. eine Spielgemeinschast und führten dieses „adlige Theater" mehrere Jahre mit bestem Erfolg. Ein bekannter Theaterdirektor. Wallrotti, brachte 1739 Moliere nach Mainz Er erarng sich damit einen un streitigen Erfolg in der literarischen Bildung des Mainzer Publikums, das bisher in bezug aus künstlerischen Geschmack durch Narren- und Possenspicle sehr wenig erzogen worden war. Das erste Ballett kam durch Franz Schuch in der Spiel zeit 1716/19 auf die Mainzer Bretter — durch denselben Direktor, der zum ersten Male das Puppenspiel vom Doctor Faustus in Mainz aujsiihrte. Kurz vorher, im Jahre 1711/12, war bereits eine Marionettenbühue in der Stadt gewesen, die sich aber mit der Darstellung harmloser Späße und den damals üblichen Höllen- und Teufelsspielen begnügte. Das Jahr 1766 zeigt wieder einen beachtlichen Ausstieg in künstlerischer wie literarischer Beziehung: Konrad Ernst Ackermann brachte Schlegel, Lessing, Gotter, Moliere, Gol- dini und Corneille aus die Mainzer Buhne Mainz besaß in all diesen Jahren noch kein festes Theater. Die Buden wurden bald da, bald dort ausgeschlagen, je nach Können und Wollen des betressendcn Direktors. Erst Kurfürst Emmerich Joseph, einer der größten und tatkrästigsten, zugleich zeit- Hundert ^alire IVlamrer Äadttlieater Lia rteulgeker UbeatersesekiclLlv Das erste Theater-Abonnement wurde tn der Spielzeit 1878/79 aufgelegt. Interessant ist die Spielfolge. 15 Vor stellungen wurden geboten. Es wurde gespielt: „Ein Winter märchen", „Die Räuber", „Ficsko", „Kabale und Liebe", „Don Carlos", „Wallenstein", „Götz von Berlichingen", „Turandot", „Clavigo", „Egmont". Einen langsamen, aber stetigen Aufstieg nahm die Mainzer Bühne in den folgenden Jahrzehnten. Wechselvolle Geschicke der Stadt wirkten sich auch im künstlerischen Schassen aus. Krieg und Nachkrieg, Besatzung ued Inflation gingen nicht spurlos vorüber. Aber der gesunde Geist blieb erhalten. Und mit ihm der dem Mainzer eigene optimistische Humor. Man setzte sich mit einem Scherz über widrige Gegenwartsverhält- niste weg, indem man an vergangene schöne Ze,ten zurückdachte, zugleich aber auf eine bessere Zukunft hoffte. Die Leistung der diesjährigen (Jubiläums-) Spielzeit ist nach dem bisher Geleisteten schon gut zu beurteilrn. Man kann nur zufrieden sein. Intendant Paul Trede bat «in klares künstlerisches Programm durchaeführt, hat trotz aller Schwierig, leiten und Widerstände sein Ziel erreicht, da« er sich bei An tritt seines Amtes gesteckt hatte: da» Mainzer Stadttbeater über da» provinzielle Niveau hinauszuheben. Datz Männer wie Heinrich Lersch und ?. Expeditu» Schmidt 0. kv Kl. für Morgenfeiern gewonnen werden konnten, daß das Werk eines katholischen Dichters, Eugen Ortner („Der Bauer geht um") ausgeführt wurde — dies alles zeigt dir durchaus positive Linie der gegenwärtigen Spielzeit im Mainzer Stadttheater. SckvLvlr-l'olkem. Berliner Jugend. „Wat guckst« imma so, vadammta Bengel?" schreit der Sipo einen Jungen an. „Machen E« keen Iemecker«, Herr Wachtmeefta", sagt der Junge, „der Dotta hat mir vaordnet, ich soll Sfta» in» Jrün, guck«nR I« der Schule. Der Lehrer erteilt den Kleinsten Unlerricht. Er sagt: „Hier find zwei Sier, wenn ich noch zwei dazulege, wto- viel find es dann, Max?" Der Max, «in strammer Jung« von sechs Jahren, steht auf, lacht pfiffig vergnügt und sagt: „Sie können ja doch kein« Eier tegen, Herr Lehrer!" Kindermund. Fritz darf mit den Eltern an die See fahren. Zum ersten Male steht er das Meer. Lang« und nachdenklich betrachtet er den starken Wogengang, rennt zu feiner Mutter und sagt: „Sieh doch, Mutti, wir heut« da, Meer zrrknautscht aussteht." Numr 0rlche.nl > «Veil- und rerldeUae Iran'. I 1 »uizelnum Noch druck zsrnmi r ko Die Osters nischei Bisho such Roose untc durch der I Nupr: uessec Ken und < detrch dele E r in risver Arbei wie i c rilhi vor. tage der Ren sion Die: m in soll slal Pa, sich »er in Na. mit sie pm 3 erst ich vor sch der lich po die un noi l.
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