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men, kommet olle Völker her... Völker seid ihm untertänig, ihm, der allen wohl getan!" Wir kehren zurück in die Basilika, dir durch Ihren Zopf stil leider den antiken Charakter verloren, mährend die moder nen Malereien einen zart religiösen Kunstsinn schon gar nicht befriedigen. Der Hochaltar, errichtet über den Reliquie» der hei ligen Märtyrer Caesarius und Anastasius findet einen schönen Abschluß In dem farbenreichen Chornischengcmälde: Jerusalem mit Aussindung des heiligen Kreuzes durch Helena. Als ich aus St. Croce, der ernstgestimmlen Kirche des Kreuzesopfers Jesu Christi — unter diesem Titel wohl die Titel kirche aller katholischen Kirchen des Erdkreises — wieder ans Tageslicht hinaustrat, zeichnete mir die strahlende Sonne am blauen Himmel Italiens den jauchzenden Aufcrstehungsmorgen. Jetzt galt es noch die nüchterne Magensrage zu lösen, was in einer nahen, schlichten Kaffeestube ohne besondere For malitäten leicht erledigt werden konnte. Nach kurzer Rast mache Ich mich auf den Weg nach der Kapelle Seala Santa; heilige Stiege, in nächster Näh« der Laterankirche. Die Kapelle mit die sem Heiligtum führt eigentlich den Namen „Eancta Sanctorum", das groß» Heiligtum", wegen der großen und zahlreichen Reli quien aus dem Lateran, die hier ausbewahrt werden. Zur Zeit, da der Lateran noch päpstliche Residenz war. errichtete Niko laus der Dritte allhier eine päpstliche Hauskapclle. Sixtus der Fünfte lietz 1589 vor dieser Kapelle die heilige Stiege, welche di« Kaiserin Helena 328 aus Jerusalem nach Rom gebracht hatte, ausstellen. Unter den kostbaren Reliquien der Kapelle Lancia Sanctorum befindet sich unter anderem ein wunder tätiges Hcilandsbild, „Acheropita" genannt, d. h. nicht von Menschenhand gemalt, angeblich vom heiligen Apostel Lukas. Bel feierlichen Gelegenheiten wird genanntes Bild zur öffent lichen Verehrung in die Lateran-Basilika gebracht, was auch im jetzigen Anno Santo kürzlich geschah. Unsere Aufmerksamkeit fesselte in erster Linie die „Scala Santa", die heilige Stiege. Auf ihr gelangte man in die oberste Säulenhalle des Richthnnses von Pontius Pilatus. Sie mutzte auch der liebe Heiland besteigen nach seiner Geiselnng und Dor nenkrönung und weihte sie noch in seinen letzten Lebensltnnden durch die kostbaren Tropfen seines heiligsten Blutes. Es ist eine Stiege von 2« weihen Marmorstusen mit Holz bekleidet; mir an einigen Stellen kann man durch Glas noch Blutspuren des Herrn beobachten. Bor der untersten Stufe stehen beiderseits zwei Marmorgruppen- rechts der Verrat des ruchlosen Judas mit der Inschrift: Mit einem Kusse verrätst du den Menschen fehn! und das Ecce homo! Auf der etwa zwei Meter breiten Stiege beweg! man sich aus Ehrfurcht vor dieser so heiligen Reliquie des Leidens Jein Christi nunmehr ans den Knien die 28 Stufen empor. Mancher scheint an den beiden Marmorgrup- / Von /V Osdne! Jahresabschluß: Schlutzprüsungcn und Schularbeiten: Pfeiffer schnitt besonders schlecht ab, aber er hatte bisher immer einen Dreh gesunden, um noch glücklich durchzulommen. Bi» zur Deutsch-Schularbeit. „Pflicht" lautete das Aussatz, thema, und der Herr Professor hatte sich eine schwarze Brille aufgesetzt, um genauer und ungesehen beobachten zu können. Pfcifser war in schwersten Nöten. Wie am lausenden Band kamen und gingen Pfeisfers Bitt gesuche und Hilfeschreie von Dank zu Bank. Ohne Erhörung. Es sand sich keiner, der eine Antwort riskierte. Sogar eine funkelnagelneue Taschenlampe kursierte wieder zum Ausgangs punkt zurück. „Was machen Sie da?" rief ihm einmal der Professor zu. „Nichts", gab er verlegen zur Antwort. „Ich habe Kopf schmerzen. Die Gedanken flattern fort, bevor ich sie nieder geschrieben habe. Ich kann heute nicht arbeiten . . ." Und leis«r, so das; wir Umsihenden es hören konnten: „Verfluchtes Thema, die Pflicht!" Eine Woche später gab der Deutsch-Professor die Hefte zu rück. Besprach die Aussätze. Kritisierte. „Nicht schlecht", hatte er zu Minkus gesagt. „Auch ganz gut", zu mir. „Sehr gut" zu unserem Klassenbcsten und hinzu- gesügt: „Treue Pflichterfüllung führt zum Ziel, zu Ehre und Ansehen, zu einem beglückenden Lebensabend, der wie milder Sonnenschein ist." Danach sagte er: „Hier aber ist ein höchst sonderbarer Auf satz, der nur aus zehn knappen Sätzen besteht. Abgesehen von der beispiellos kurzen Pslichtaussassung des „Herrn Verfassers", „Aber auf der Gegenseite findet diese sportliche Be tätigung steine Gegenliebe", stellte ich fest. „Was die Gegenseite ehrt", freute sich Chrysostomus. Klabautermann, der als dritter im Bunde unsere verregnete Partie mitgemacht hatte, hatte bisher schwei gend dabei gesessen. Nun fand er aber doch, daß er etwas zur Unterhaltung beitragen müsse. Er zog also sein« Gitarre aus dem Uelierzug hervor und stimmte ein Lied an. Er sang nicht schön, aber dafür vernehmlich, eine Weile hörte man den Regen nicht. Was tut ein Deutsüfer, wenn er in Stimmung kommen wist? Er singt ein sen timentales Lied. Also sang Klabautermann: .Nur nicht verzagen in dunklen Tagen, Nur wagen die Last des Daseins zu tragen! Auch in Schmerzen nicht haltlos jammern. Mut im Herzen, ans Kreuz sich klammern. Ewig währt die Trübsal nicht. Aus jede Nacht folgt Morgenlicht!" „Das muh man sich nun ohne zweites Frühstück im Magen anhören", murrte Chrysostomus. der sehr empört war, weil er glaubte, er hätte das in Prosa viel schöner gesagt. „Da werde lieber ich mal was singen", sagte ich nun. „Begleiten Sie mich dach bitte mal, Herr Klabauter mann." Und nun sang ich, zwar leise, aber dafür auch heiser: „Rings im Walde wachsen junge Blätter, Und die welken Blätter müssen fasten. Neues Leben weckt das Frühlingswetter, Neues Leben pulst heut' in uns asten. pen stehend, sinnend mit sich zu Rate zu gehen, ob er dieses s Butzwcrk beginnen soll und vollenden dürste. Wie furchtbar mag dem lieben Heiland nach der schmerzreichcn Geißelung dieses Treppensteigen geworden sein?! Bei diesem Butzopfsr wird kaum ein anderes Heiligtum so zart und tief zum Christenhcrzen sprechen als die heilige Stiege. Oben an der Kapelle „Sancta Sanctorum" angelangt, erblickt man die Worte: Ron est in toto sanctior orbe locus; aus dem ganzen Erdkreis gibt es keinen Ort, der wie dieser so heilig wäre. Kein Wunder, wenn die Päpste auch diese Gnadenstätte mit zahlreichen Ablässen ausge zeichnet haben. Auch die Papste pflegten dieses ausgezeichnete Heiligtum feierlich zu besuchen und demütig auf den Knien zu ersteigen. Die Geschichte bestätigt dies von Pelagius dem Zwei ten bis Sergius dem Zweiten, von Gregor dem Siebenten bi» Pius drin Fünften, von Gregor dem Achten bis Leo d. Zwölsten. Und Papst Pius der Neunte, der die Kapelle mit der hei ligen Stiege 1853 den Passionistcn zur Betreuung anverlraute, bestieg sie unter heißen Tränen noch am 19. September 1870, am Vorabende seiner vatikanischen Gefangenschaft, das letzte Mal vor seinem seligen Heimgänge. Und Pins der Elfte weist sogleich im ersten „Anno Sancto" der wiedercrlangten päpst lichen Freiheit im „Stato della Citta del Vaticana" die Pilger aus die „Scala Santa" und deren Besteigung unter Gebet und Betrachtung des bitteren Leidens Jesu Christi. Pius der Siebente gewährte im Oktober 1819 jedem from men Besucher der heiligen Stiege bei jeder Stufe einen Ablaß von 9 Jahren, und Pius der Zehnte im Februar 1908 für die gänzliche Besteigung einen vollkommenen Ablaß; beide Ablässe auch den armen Seelen im Fegfeuer zuwendbar. Zum Schluß meiner Wallfahrt machte ich noch dem kost bar geschmückten Sakramentsaltnre in der naheliegenden Late- ranbasilika mit der Inschrift: ..Christo Salvatori" eine Visitätio Sanctissimi. Führt ja diese altehrwürdige Papstkathedrale den Ehrentitel: „Aller Kirchen der Stadt und des Erdkreises Mut ter." In dem anstoßenden Lalcranpalaste haben 161 Päpste, dar unter 17 Heilige, gewohnt und in diesen ehrwürdigen Hallen der Basilika die Hochfeste der heiligen Kirche gefeiert. Und nochmals trat ich an das Portal gegen die Via C. Fe lice. Lange noch stand ich sinnend da, mein Auge schweifte nach rechts über die sonncnverklärte Campagna Roms hin; und links grüßte ich nochmals zum Abschied „Scala Santa" und geradeaus „Santa Croce", den Abschluß der schön ausgebauten breiten Dia C. Felice bildend; wann oder ob ich euch im Leben noch mals wiedersehe? Wie viele glückliche Pilger und fromme Pro zessionen werden wohl jetzt in diesem heiligen Jahre diese Nia C. Felice als Vcrbindungsstraße von hochheiligen Stätten be treten und durch ungezählte Gebete dieses „Anno" zu einem wirkliche» „Santo" machen! bat dieser Pflicht konsequent mit le geschrieben . . . Pfeiffer, schämen Sie sich! Ihr Pjlichtbcwutzljein ist weniger als freudlos." So, so, der Pfeiffer! Aha? Wir alle sahen aus seinen Platz. Er war leer. Der Herr Verfasser fehlte. „Auch der bescheidenste Mensch mutz eine freundlichere Mei nung über Pflichtbewusstsein haben, als Sie. Hat er das nicht, dann ist er ein erbärmlicher Kerl, der das Leben nicht ernst nimmt . . . Nun, Pfeiffer, wollen Sie Ihren Aufsatz in Emp- sang nehmen oder nicht?" sagte der Prosessor mit Ungeduld und suchte nach der Brille. Da meldete Pfeiffers Nachbar: „Bitte, Herr Professor, Pfeiffer fehlt heute." „Pfeiffer fehlt?" sagte der Professor ärgerlich, und warf in hohem Vogen das Heft auf den Katheder zurück. „Das sieht «einem Aussatz ähnlich, so knapp vor Schulschlutz zu fehlen. Nun, man wird ja sehen. . ." Wir lächelten vielwisscnd und verstehend. Aber da stand der kleine Hage auf, der in der Strotze Pfeijjers wohnte, und jagte: „Sein Vater ist gestern gestorben." „Sein Vater ist gestorben?" „Ja, und seine Mutter hat sich geäußert, datz es mit dem weiteren Studium aus sei. Montag soll Pjeisjer schon in die Fabrik gehen und verdienen." Des Professors Mienen wurden plötzlich ernst: „So . . . So . . . Hat er Geschwister?" „Vier. Sie sind jünger als er." Die ganze Klasse war mit einem Schlage mäuschenstill ge- ,.Anerkannt deutsch-christlich- Unternehmen" Seh' ich aus vergilbten Blättern stehen, Cie auch wird man bald herunternehmen. Sie auch werden bald im Wind verwehen. Manche Blätter werden auch verboten . - ." Hier legte Klabautermann die Laute hin. „Wenn Sie weitersingen wollen", sagte er, „bitte. Aber dann a capella." Chrysostomus, der noch weniger musikalisch ist als ich, lzatte unserem Sängerkrieg nicht zugehört. Hatte sich vielmehr ans Fenster gestellt und das Wetter beobachtet. Als wir nun schwiegen, drehte er sich um. „Seit ihr nun mit dem Grölen fertig?" fragte er. „Dann schaut einmal lzeraus. Sogar der Regen ist vor dieser Katzenmusik ausgerissen." Da liefen wir natürlich wie gejagte Osterhasen ans Fenster. Richtig, es regnete nicht mehr. Noch war alles tropsnaß, aber das Gießen hatte ausgehört und im Westen wurde es schon wieder Licht. „Komm, wir brechen aus", rief ich voller Freude dar über, endlich aus den vier Wänden wieder herauszu kommen. Wir zahlten, fuhren in die Mäntel, und verließen das Gipfell-ans. Und just, als wir zur Türe heraustraten, brach auch die Sonne durst) das Gewölk. Noch dampften rings die Wälder und Täler von Nässe, aber silbern flutete über all das hin das sieghafte Licht, dessen Glanz wir inmitten dieser frisch gewaschenen Natur als doppelt rein und befreiend empfanden. Chrysostomus preßte vor Entzücken die Hände auf das Herz. „Seht ihr", sagte er, „dos Licht siegt. Zuletzt siegt doch immer das Licht. Auch das Licht in den Herzen der Menschen, die Wahrheit, die Gerechtigkeit und die Liebe!" worden. Alle blickten aus Pfeiffers leeren Platz in der sechsten Vankrcihe. Der Professor ging hin und her, dann nahm er wieder Pfeiffers Heft vom Katheder, blätterte es auf und las vor: „Wenn der Tag graut, weckt uns die Pflicht mit rauher Hand, di« keinen Widerspnuh duldet. Führt uns mit ehernem Antlitz durch den Tag. Duldet kein Seitwärtoblicken. Kein Abfchwcisen vom gezeichneten Weg. Spricht still und gelassen: „Tu dein Werk!" Man steht sie nicht. Man fühlt st« nicht. Die Pflicht der armen Leute ist wie ein kalter, froststarrer Wintertag. Nie legt sie ihr schlichtes Kleid ab. Wenn auch das Menschenher; vor Wehmut zuckt —" Und dann sagte er: „Schreibt das alle nach, unter eure Aufsätze. — Fügt aber hinzu, was in seiner Not Pseisfer zu schreiben vergatz: Daß iedoch nach dem Leben noch etwas kommt; das verlorene Paradies, von dem noch da, Abendrot am Himmelträumt. Die Gestirne stehen als Zeugen der Ewigkeit . . Und wir schrieben mit zugeschnürter Kehle unter unseren Aufsätzen, und es kam uns zum ersten Male in den Sinn, datz die Schule nichts mehr als nur Schule sei. Nebensächliches — daß es außerhalb unserer Schulaufgaben erst die Sache geben müsse — das Unberechenbare, das Harte — etwas, vor dem alle fälschlich mit E gedehnten I Ihren Wohlklang verloren... Der Professor dürfte wohl auch fo gedacht haben. Er putzte sich nachdenklich die Brill«. Zwei Jahre waren seitdem vergangen, und das letzte Schul- jahr neigte sich dem Ende zu. Wir bereiteten uns zur Matura vor. Da sagte eines Tage» der Deutsch-Professor: „Ihr er innert euch doch sicher noch an Pfeiffer?" Und ob wir uns erinnerteni „Peifer hat trotz seiner schweren Arbeit in der Fabrik extern weiterstudiert. Wohl in den Nachtstunden. Er besucht uns morgen, um in den Nebenfächern Prüfungen abzulegcn. Er wird dann, ich hoffe es. gemeinsam mit euch maturieren können." Und seine runden Proscssoraugcn glänzten vor Freude und gingen über die Bänke hinweg bis zur sechsten Reihe. „Freising, setzen Sie sich morgen in die letzte Reihe. Pseisfer soll seinen alten Platz haben. Es ist das eine Ehre für uns. Und der Professor ging. Am liebsten wären wir ihm nach gestürmt und hätten ihn umarmt. Nächsten Tag, wir hatten alle unsere Sonntagskleidung an gelegt, saß Freising in der letzten Reihe. Als es läutete, war Pseisfer noch immer nicht da. Auch der Deutsch-Professor er schien im schwarzen Nock. Der Unterricht beqnnn. Er frna'e. «r»r antworteten. Aber wir dachten gar nicht an das, was wir redeten. Wir warteten auf Pfeiffer. Unsere Augen hingen an dem leeren Platz in der sechsten Vankrcihe und an der Tür. Warum kam Pfeiffer nicht? Solidarisch hatten wir be schlossen, ihn aus jeden Fall, falls er versagen würde, durch die Klemmen der Prüsungsfragen zu ziehen. Wie am lausenden Band hätten ihn unsere heimlichen Nachrichten erreicht. Jetzt ließ er uns im Stich. Wie auf Spinncnbeinchcn kroch die Stunde dahin und wollte nicht vergehen. Als einer von uns aus die Frage des Professors eine be sonders zerstreute Antwort gab, sagt« der Professor: „IU braucht aus Pfeiffer nicht zu warten. Pseisfer kommt heule nicht. Freising, setzen Sie sich wieder auf Ihren alten Platz." Freising rührte sich nicht. Er sah verblüsst den Professor an. Wir alle sahen ihn an. „Nun?" sagte der Professor noch einmal. Aber Freising rührte sich noch immer nicht. Da läutete es. Die Unterrichtsstunde war zu End«. Der Professor nahm seine Bücher unter den Arm und ging der Tür zu. Im Gehen blieb er plötzlich stehen und drehte sich um: „Pseisfer kommt auch morgen nicht, obwohl ich überzeugt bin, daß er alle Prüfungen mit Auszeichnung bestanden hätte ... Unfall im Werk! . . . Opser der Pflichterfüllung! ... Ein Vorbild für euch ..." Er wollte noch etwas vom Begräbnis und schulfrei sagen, konnte es aber nicht. Ging schluckend hin aus. Auch wir schluckten. Keiner fehlte bei Pfeiffers Begräbnis. Bei dem toten Helden Pseisfer mit dem sonderbaren Pslichtbewußtsein, der noch dazu das I ohne Sinn und Zweck einst mit einem E ge dehnt hatte . . . ^Varum 6ie Lrostnitrei» Osterreiter 4 f'sknen Kaden llcberall in den wendisch-katholischen Kirchgemein den werden am Auserstehungstage die Osterreiter miede- rum ihre alljährliche Bittprozession als öffentlist)es Be kenntnis des heiligen Glaubens unternehmen. Von weit unübreit kommen die Leute, um dieser Festlichkeit beizu wohnen. Zwei Reiter mit Kirchenfahnen führen die Pro zession an. Ihnen folgen dann die Kirchväter mit dem Kruzifix und der Auserstehungsstatue des göttlichen Hei landes. Die Crostwitzer Osterreiter jedoch haben seit ungefähr 150 Jahren vier Kirchenfahnen. Ums Jahr 1780 entstand in der hiesigen Kirchgemeinde aus nichtigen Gründen wegen des Osterreitens ein Streit. Der da- malige Pfarrer Ziesch verkündete Sonntag vorher von der Kanzel, daß am 1. Osterfeiertage keine Reiterpro zession stattfindet. Der Vorsänger, Gutsbesitzer Ritscher aus Nucknitz, rief nach dem Gottesdienst vom Chore den Leuten zn: „Geritten wird!" Die Bauern waren nach dieser Mitteilung ihres Pfarrl-errn etwas bestürzt, aber in aller Stille rüsteten sie und flochten ihre Pferde. Der 1. Osterfeiertag kam heran. Zur festgesetzten Mittagsstunde ritten die Wallfahrer auf ihren herrlich ge schmückten Pferden herbei. Sie wollten den altgewohnten Bittgang auch dieses Jahr nicht missen. Heimlich hatten sie sich zwei Fahnen anfertigen lassen im Falle, daß der Pfarrer ihnen die Herausgabe der Kirchenfahnen ver weigert. Und tatsächlich! Die Osterreiter erhielten die Fahnen nicht, auch die kirchliche Einsegnung vorher auf dem Friedhof« unterblieb. Trotzdem wurde die Pro zession in gewohnter Weise unternommen. Als ein Jahr später der Streit beigclegt war, und der Pfarrer die Kircizenfahnen wiederum übergab, be hielten die Osterreiter ihre eigenen, die sogenannten „Lehnsfahnen" bei. Diese wurden dann ebenfalls in der Kircke au'Heivahrt. Und so ist es geblieben bis aus den heut.gen Tag. —asch.