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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.09.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191309280
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19130928
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19130928
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-09
- Tag 1913-09-28
-
Monat
1913-09
-
Jahr
1913
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tnorgetuftuggabe für leipxifl und Dorort* dur<f» unfer« traget OS JU 0 &pr CI J e : U n6 e p «öiteut* 2m«l tä 9 li* In« «au« gebraut: monatlich 1.45 81., ®lert*lfät>rli<f> 3.75 tn. Sei öer BefäjäftefteUe, unfern Filialen unö puogabeftrUen abgebolt: monatlld) 1 Hl., oi*rt*t|äbrti<b 3 tn. Durch dl* Poft: innerhalb Deutfct>lan6« und der deutfdjen Kolonien monatlich 1.50 M., vl*rt*l)äl>rli<« 4.50 M., auof<hli*BU<h Poflb*n»Ug*lä. DaoKdpjIgtrCagtblatt rrf<h«int merttago 2mai,0onn<u.$*i*rtagolmaU 3n Ketpjig, den nadjbarorten und dtn Orten mit eigenen Jlllalen wird dl« Bb*ndau«gab* noch am ftbtnd de« <tfd)*ln*n« In« «au« geliefert Berliner Kedattion: Süden Selten 17, $«rnfpr*d).flnjcbluß: Moabit Hr.407. frmMs'Jdtuno Amtsblatt bes Rates unb bes Po Li? eixuntes ber Stabt £eip3 io Redattton und Bef^aftonelle: 5o«annl«gaffe rtr. «. ♦ JernfpreO^nfthluß !tr. 14004, 14603 und 14604. 107. ^offtgang für Snferat* au« leipjtg und Umgebung dl« /•njCI0CnprCI|» • jfpaltige Petttjelle 45 Pf., di* Retlameeell* 1 HJ., oon austoart« 30 Pf., Retlamcn 1.40 Hl., Jamilien» u. Heine Rnjelgen di« Petttjelle nur40Pf.,Snferat* oon Bebbrden Im amtlfdienteil die Petitjeilc 50 Pf. Bef&äftoanjeigen mit Plaboorfchrift Im Preifc erhobt. Rabatt nad> tarif. Dcitagegebubr: Befamtauflage 5 Ul. pro taufend extl. Postgebühr. «njeigen^Rnnabmc: 7obannl«gaffet, bet fdmtlidien Filialen de« leipziger tageblatte« und allen «nnoncen»<xpedltionen de» Sn» und Rueknde«» OefchäftofteUe für Berlin u. die Pr. Brandenburg: Direttion Walter Stiegel, Berlin W. 10, ülargaretbenftraße 8. $ernfpr*d)»Rn|<hlu8: tübow 8071. fit. 493. Sonntag, den 2$. September. 1913. ■iiiiiiiiiiriiiiiiiiniiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiniiiiiiiiiiii- I S | Erinnerungen an 1813: | — s ■£ 28. September: ©efeeffte bei 'Pegau, bei E =: Penig unb 3 e >ß- — g (Einnahme non Gaffel bureff bie Otuffen unter E S Gjernitfcffeff. £ = Fn ßeipflig werben Don ber Poiigei na<f)ts ± = alte franjöfffdje Qlnfdjlagsjeltcl forfgenomtnen. 3 Kiiiiiiiiii n iiiiiiiiui i iiiiiiiiiiiiini iiiiiiiiiiiiiiiin mii Das WidjtigJle. * ©aS EJuftidjiff „S a d) f c n" feljrte geftern nachmittag nad) Leipzig jurüct. (S. Pof.) * 2lm Sonnabcnb fanb bie leßte Sißung ber S t r a f r c dj t s 10 m ’n i f f i 0 n ftatt. (S. ©tfdjS. {Rcidj.j * Ter fog. Anette Sfrupp-Prozeß, bie Verljanblung gegen Vranbt u. Wen., beginnt am 23. © f 10 b e r. (S. 'Pol. llcberf.) * ©aS Vorbringen ber 21 (b an cf en fdjeint oon ben Serben jum Stillftanb gc- bradjt worben ju fein. (S. bcf. 2lrt.) Die Bedeutung der Cagespresse wädjft im gleichen Verhältnis, wie fid) unfer itulturlcben entwicfelt. 23er mit ber 3 c i* leM, ihre g e i ft i g e n unb ro i r t f d) a f 11 i d) e n Kämpfe verfteljen, bie SBeltüorgänge beobachten, an unferem VortSgefcffict teilnehmen, nad) feinen Sbräften barauf einwtrfen wirt, wirb auf eine gut unb r a f dj unterridjtenbc Tageszeitung nicht oerjidjten Tonnen. Ganz bcfonbcrS wertvoll, ja unentbehrlich ift fie für alle, bie beruflid) tätig finb, einerlei in weldjcr Stellung, beim im roadjfenben 'IRaße ift bic preffe genötigt, fid) ber verfdjiebcnftcn 'Berufsfragen anzunehmen unb fie bem öffent lichen Urteil zu unterbreiten. ©ic ßeit, ba bic Preffe nur ben Politifer zu befriebigen fudjte, ift längft oorüber — 23 i r t f d) a f tSieben unb politif, fosiale, w i f f e n f dja f tlidje, fünftlcrifdje, crjiehcrifdje Veftrebun- gen, alles fteljt fjeute in lebenbiger 23edjfel- wirfung; fie erhöht bie Pflichten ber Preffe unb ocrmchrt ihre Verantwortung. 9Rit bem Vcginn beS VJintcrhalbjahrS pflegt fid) bie Teilnahme an ben öffentlidjen 2lngc- legenheiten ju fteigern. Ter VeitfiBtag roirb feine Arbeit aufnehmen, unb cS wirb fid) babei Zeigen muffen, ob in ber Stellung ber Parteien Zur '«Regierung unb jueinanber, wie manche glau ben, bebcutfame Sßanblungcn cingetreten finb. Ter 'J?cid)Stag wirb üon bem Kanzler Stuffcfjlüffc übqi unjcrc auswärtige $ofitif »erlangen, wo bei öorauSfidjtlid) manche tritifd)e Stimme laut werben Wirb. Unfer Verhältnis ju Jrantreifb hat fid) bebauerlid) »erfdjärft; feine lefcte ge waltige militärifdfe Sfraftanftrengung fdjeint nid)t Zu einem zeitweiligen Vcharrungszuftanbc z u führen, neue 9iüftung3plänc taudjen auf, unb ber Verbacht ift gerechtfertigt, baff :Hufflanb biefen (Sifcr anfaefft. 'J?od) ift feine »olle öewähr für eine bauernbe Crbnung #uf bem Halfan. 3n CÜ- afien bereiten fid) infolge ber Umwälzungen in Ch»m» unb unter bem Trucf ber ruhelos »oran- ftrebenben Japaner ftarfe 9)?ad)t»crfd)ie* b u n g e n vor, währenb gleidjzcitig bie ipolitif ber Bereinigten Staaten immer mehr nach be™ Veifpicle (Englaub3 ben Gljaraftcr beS Im perialismus annimmt, killte biefe Vorgänge finb für uns nicht mehr unter ber früher üblichen beruljigenbenUeberfdjrift „SBclthänbcl" abzutun; wir ftehen al3 Volf mitten im Sßeltge- triebe, unb cS ereignet fid> nidjtS, was uns gleld)gültig fein Tonnte. Unfcre ^anPelöpoIitif fommt babei in erfter iJinie in fjrage, unb bie (Erneuerung unferer .fjanbelSPcrträge wirb für baS SBoffl unb 2ßche unferer ftnbuftric unb bamit and) für üiele Taufcnbc von Singe- {teilten unb Arbeitern Von größtem Vclang fein. (Milt eS bem VluSlanbe gegenüber unfcre Stellung unb unfcre Vorteile wahrzunchmcn, fo wirb eS in nuferen inneren Verhält- niffen nidft weniger barauf anfommen, unfcre (Entwidlung von fdjäblid;cn Ginflüffcn freizu halten. V?ir werben alle Straft nötig hüben, um bie ftaatsfcinblidje Sozialbcmotratic auf ihrem Sßege aufzuhalten, aber and) einer reattionären 'ißolitif entgegenjutreten, bie bic 2lngft vor ber „roten Wefahr" jur Hem mung jcbcS gfortfdjrittS, zur 9?ieberhaltung jeher liberalen Regung unb jeber fozialen Arbeit auS- Zunufcen gebenft unb gcrabe baburdj, bewußt ober unbewußt, bem ffiabifaliSmuS in bie föänbc arbeitet. (Eine f a l f d) e fonfervative *poli- tif ift cS, bic heute and) auf baS öebict ber geiftigen Strömungen Überzugreifert verfud)t u«b baS ultr am on taufte ^fbeal ber öeiftcSgebunbenheit an bie Stelle unferer bcut- fdjen WcwiffenSfreihcit z u feßen broljt. 2Bir haben unferen ißefern gezeigt, in weldjem Sinne Wir aufflärenbe Arbeit leiften unb ben Stampf um beS bcutfdjen Volles SSofjlfahrt unb .ßufunft führen wollen, ßu unferer ^reube finb uns nicht nur Vcifall unb S^eu beS (EinvcrftänbniffeB in reidjem SRaffe zuteil ge worben — aud) bie Sdjar unferer SRit ar bei ter hat fid) gemehrt, unb fonnten wir fdjon feitljer ben Fefern beS „leipziger Tage blattes" zahfreidje Wertvolle Verträge ans namhaften Rebern über bie verjdjiebenften 0e- genftänbe bieten, fo wirb baS in ßufunft nodj meljr ge)‘djcl)en. llnfere Berliner Stcbaltion ver fügt, Wie fie oft gezeigt, über bie beften In formationen. 2lu3 parlamentarifcpcn greifen ift unS aufs neue bie regfte llnterftühung Zugcfagt worben. 23egcn ber zuneljmenben ißid)- tigfeit beS StadH'idjtenbienfte« waren Wir eben falls auf neue Verbinbungen bebaefft, bie eS unS ermöglichen werben, über alle widjti- gen Vorgänge im 3«- unb SluSlanbc fofort unb zuVerläffig zu berichten. Tiefe (Er weiterung ber Trahtberidjterftattung wirb fich abgefehen von bem politifdjett Tert aud) auf unfcre ©anbelezeitung, Wie auf bie übrigen Teile beS VlatteS, inSbefonbcre aud) auf unferen TreSbener Dien ft, bie „9? a d) r i d) t c n vom Tage", „Sport unb Spiel" unb „{Reife- unb V e r f e h* 3 z ei t u n g" er- ftreefen. 2lud) für ben u 111 c r h a 11 e n b e n, fünft- l c r i f d) c n unb w i f f c n f d) a f 11 i d) c n In halt ift in erhöhtem iUiaftc Vorforge getroffen. fRamentlidj werben bic l/cfcrinncn auf bic weitere funbige Vehanblung aller bie Frauenwelt bc- fd)äftigenben ernften ^fragen in ber regelmäßig crfcheinenbcn „Jrauenbcilafle" redjnen tonnen. Temnäd)ft wirb mit einem neuen {Roman „3m Sthiffnieisterljaiile“ beS burd) h^borragenbe Stiftungen befanirten SdiriftftcllcrS Sari Vienenftcin begonnen werben. Ferner finb unS Vciträge unb (£r- Z ä 1) l u n g c n in 2lu3fid)t geftellt von ©Star Vic, .'panS Vcthgc, Sari Vleibtrcu, ©corg (Engel, F rfl nz Saffa, .£>crm. Sieuzl, (Erid) Sie, ©tto Piet, fRoba- 'Ji 0 b a, (E. S. S c c l i g e r, S t i e l e r - 1R a r - fdjall ufw. Vßir bitten bie Vezugsbeftellungen auf bas leipziger Cageblatt rechtzeitig zu erneuern. Unter ben 5tU£intftl täglich etfdjeinenben namhaften Bettungen ift das Eeipziger Cageblalt eines der billigsten Blälier. Bezugspreis: 2mal täglich ins £>aus gebracht: monatlich 1.25 'Di., vierteljährlich 3.75 9Ji. Bei ber (Befthäftsftelle, unfern Filialen unb 'Husgabeftellen abgeholt: monatlich 1 Dl., vierteljährlich 3 Dl. Suvd) oie $oft: innerhalb Deutfchlanbs unb ber beutiepen Äolonien monatlich 1.50 Di, vierteljährlich 4.50 Di, ausfchließlidj Voft- beftellgelb. Das fieipjiaer Tageblatt erfcheint tverl» tags 2mal, Sonn« unb Feiertags ImaL 3n lleipjig, ben Dachbarorten unb ben Orten mit eigenen Fili alen roirb bie SIbenbausgabe noch am 'llbenb bes (Erfcheinens ins Sjaus geliefert. Redaktion und Derlao des üeip5igtr Sageblattes. • • * 'Unfang Cftober werben mir unferen 'Ubonnenre i einen auf Cötunb amtlicher 21 n= gaben forgfältig hergeftellten, umfangreichen unb babei überffchtlidjen Eisenbabn-Tabrplan und Eeipziger Uerkebrsbucb «neatgeltlid) liefern. (3m (Einzelverfauf 30 Vf ) Umschau. • ßcipjig, 27. September. Seit Vielen 2Sod)cn ift von unferem 91 e i d) 3- f an zier faum gefprodjen worben. Valb nach bem Tage, ba ber 9ieid)Stag ihm bie fertigen Steuergefepe als jelbJtgefchaffeneS 23ert bar- bradjte, warb eine tiefe Stille um ihn. TaS wirb ihm vermutlid) fcljr angenehm gewefen fein, bod) nun hat er feine wenig geftörte (Er- h'olungSzeit beenbet; er feljrt aus Sils 9Raria zurücf, unb man fprid)t wieber von ihm. Son- berbar ober nidjt fonberbar — ber (Empfang ift feljr fühl. Staum baß, ihm ba unb bort in ber 'JiegierungSpreffe ein frcunblidjeS ÜSort ge fügt Wirb. Vdj, er weiß cS nur z» gut: er ift nid)t beliebt! ©er SheiS feiner '2lnl)änger ift flein, unb felbft in Vtättcrn, bic fonft an £wf* lidjfeiten nidjt fparen, werben ihm tleine 9ln- fpielungcn verfcüt, bic er unangenehm empfin- ben wirb. (ES ift ja nidjt wahr, baß iljm bet Ton ber fßreffc gleidjgültig fei. üeute, bic ihn fennen, wiffen, wie feljr il)n perfönlidje Ein griffe fdimerzen. Elud) ber (Englänber 'Jßile erzählt in feinem jept Vielgelcjencn Vudje „9tingS um ben Staifcr" von ber großen (Entp- finbfamfeit beS §errn v. Vethmann, bie iljn heute nod) Ijinbere, bie Spottoilber ber 23iß» blätter ruljig z u ertragen unb z u belächeln. ©aS befreienbe Radien über bic llngercditig- feit unb Tücfe ber Vielt fennt er nidjt. (Er nimmt alles ernft, namentlid) fid) felbft, unb bie VJeie- heit bcS ©oethefdjen SßorteS: „2Ser fid) nidjt felbft z»m Veften haben Tann — ber ift gewiß nidjt von ben Veften," ift ihm woljl niemals redjt aufgegangen. Sein Vorwurf für ben Dien- fdjen, aber für ben Staatsmann ift biefe öc- fühlSfdjwerc ein Dacpteil. (Ein THttel freilidj gäbe eS wohl, fie zu heben; es fjeifit: (Erfolg, ©er (Erfolg ift aber, folange bie Vielt befiehl, ftets ber Tatfraft Vorbehalten gewefen, unb fie fann burd) bie guten (Eigenfdjaften, bie man an öerrn V. Vethmann fchäßt, s Bflic^tgefüI)L, (Eljrlidjfcit beS SöillenS, 9lufrid)tigfett, nid)t ober nur mangelhaft erfeßt werben. fRidjt als ob iljm bis jeßt nur (Enttäufchnngen Angcfallen wären, allein ein Schaffen auS bem Vollen ift iljm verfagt geblieben, ©ie Gelegenheit fehlte nid)t. Das Viehrgcfcp ift ihm als Verbienft'an- gercdjnet worben; bic Stcuergefeßgebung 10nnte z»m größeren Verbienfte werben, wenn — ja, wenn er ben (Entfdjluß gefunben hätte, baS z» tun, was ber SReidjStag nadjffcr ohne iffn tat. (Er aber wollte ben Vrudj mit ben S'onfcrvativen vermeiben, auf bic Gefahr hin, mit ihnen z» unterliegen, unb fie unter lagen. .ßeitlebenS werben fie ihm nicht ver gelten, baß er bie fReichStagSmchrljcit gewähren ließ, ja fdjliefflid) mit ©eint bie Fmd)t ihrer Vrbeit entgegennahm, ftatt fie mit Vbfcheu von fid) z» ftoßen. Von biefer Seite hat er nidjtS Gutes mehr z u erwarten, für bic um ßepbe- branb unb ©crtcl ift er erlebigt. 9Rit VJoljl- gcfallcn hat iljrc 'Preffe biefe Vjodje bic (Effener {Rebe beS preußifdjen EJanbwirtjdjaftsminiftcrs v. Sd) orlem er verzcidjnct, eine „Samm* lungsrebe" im Sinne berer, bic nad) bem „ftarten Dlann" rufen, ber frifdj unb froh c i ,,c neue beffere 3 p it heraufführen foll. £)err von Sdjorlcmcr ljattc fid) in ber Tat nad) rcdjts l)in als Slnwärtcr auf ben 'Poften beS 9leid)S- tanzlcrS nidjt beffer empfehlen tönnen, fterr v. Vethmann aber ftcljt ba wie ein entlaubter Stamm auf bcrbftlidj-taljler \icibc. 'ARit einem gcivaltfamen '«Ruct fid) felbft an bie Spißc jener Vewegung z» feßen, bic, von ber fonfervativen 'Partei unter ber JJofung „Sdjuß bcS (Eigentums unb beS Vcfißcs" betrieben, auf eine neue 'Vusnahmcgefeßgcbung gegen bic Sozialbcmo- Iratic tjinauslaufen wirb, wiberftrebt ihn. (Er ift von ber .ßwerflofigfeit unb Unflughcit eines joldjen VorgeljenS überzeugt. VJenn fdjon irgenb etwas gegen ben Terrorismus gefdjehen foll unb muß, fo will er bodj, baß Gefeß unb Ge- redjtigfeit, wie fid) baS gehört, beifammen blei ben. 2lber wenn ihm barob Pob gebührt — wer ift ganz fichcr, baß er biefe Feftigfeit gegen ben brohenben Vnfturm bewahren wirb? ©er 3 we if e l an feiner Stanbhaftigfcit hat fid) leiber zu oft als berechtigt erwiefen. So war er gewiß perfönliidj von ber Dotwenbigfeit über zeugt, baß vor ber Thronbeftcigung in 'V r a u n f d) w e i g vollftänbig flate VorIjältniffe gefchaffen unb auf bem VunbeSratS» befchluß, ber vorn VJelfenljaufe unb jebem Dlitgliebe, ba3 als Thronbewerber auf tritt, ben au3brücflid)en Verzicht auf Han nover verlangte, beftanben werben müffe. VJie neuerbingS beftimmt verlautet, hat er fid) tatfäd)lid) in biefem Sinne aufs äußerfte be müht, ja auf3 alleräußerfte, bi3 — je nun, bis er einfah, baß nid)t3 gegen einen höheren SBrtlcn au3zurid)tcn fei. Unb bann verfugte wieber feine Tatfraft, unb er fügte fid). (Er wirb im VunbeS- rat für ein Fallenlaffen beS VcfdjluffeS vom Fahre 1907 eintreten. Vreußen wirb als füh* renbe 9Rad)t, bie zugleich an ber Sad)e in erfter Pinie beteiligt ift, ben Vunbcärat beftimmen, fid) felbft z u forrigicren, baS was er für bie Aufunft bcS 9iciche3 f. ßt. für notwenbig hielt unb feierlidi feftlegte, „veränberter Verhältniffc halber" prciSzugcben. ßmmer von neuem wirb verfichert, eS fei bod) gar fein Grunb, bem fünftigen Herzog von Vraunfdjwcig, bem Gemahl ber Staifertodjter unb preußifdjem Cffizier, troß feines FahneibeS 311 mißtrauen. 2(13 wenn es fid) nur um bie 'Perlon be3 Prinzen (Ernft 2luguft hanbclte! Um bie {Rechtslage für bic ßufunft müßte eS bem {RcidjSfanzler als oberften Ve- amten zu tun fein, ©er 'Prinz verzidjtct nidjt auf {pannover, er fann baS, h e ißt eS, feinem Vater unb feinem ftaufe nidjt antun, alfo — baS ift heute bie maßgebenbe Schlußfolgerung — muffen fid) bie verbünbeten {Regierungen bes ©cutidicn {Reiches unb ber VunbeSrat in ihrem Damen unb 2luftrag in ba» „Unmöglidj" bes 2öclfcn(jaufe3 lügen, öie ©eutfdjeS {Reid) — lyie Gumbcrlano? Unb ba fommt man mit bem Vorwurf, baS ‘ei ober Formelfram. Selbft ben bienftergebenften Vlättcrn wirb jeßt biefer Vor- ivurf au bnmm. 2(ber wa3 nußen noch ellen lange 2(u3cinanberießungen? SRan weiß ja bodj: cS ift niemanb ba, ber an bem Saufe ber ©inge etwas änbern fann unb Will, ©ic Verantwortung jebod) fällt auf ben {Reidjsfanzler. Statt in philofophifdjer {Ruße Z u fagen: „CES geht auch fo", follte er fagen: „F<h gehet" ®iefc trübe Vcrzidjtftimmung, bie nidjt nur bon biefer bis Zum Uebcrbrufj abgeljanbelten „VJelfcnfrape" auSgeljt, ift cS, bic ben .Kanzler umgibt, in alle 2lmt3ftuben einbringt unb allmählich Zu unferer politifdjen SebcnSatmofpljäre zu Wer ben broljt . . . ©ber füllte biefe erfdjlaffenb wirfenbe „(ES geht audj »»"^Stimmung ein allgemeines euro- paifdjeS ßeitübel fein? Sofern von einer ge- uteinfamen Politif ber Großmächte gefprodicn werben fann, mödjtc man baS faft glauben. Dur bie vollftänbige 2lbftumpfung ber polt- tifdjen Derben (Europas gegen bic vom ©rient feit Fahr unb Tag anSgegangenen unb auS- gehenoen {Reizungen erflärt bie Gleichgültigfeit, womit jeßt bet VluSbruch bc3 2lufftanbcs in 211 b a n i e n hi»fl«uommcn wirb. Gin 'Blut vergießen mehr ober weniger. GS fommt roirflid) nicht barauf an. So mögen fich artenthalben bie SDinifter unb ihre Beamten tröften. ©ie Türfei hat offne viel Butun ber 9Räd)te ihren Frieben mit Bulgarien gemacht, unb bas ift fdjon, fcjjt man fid), eine geipiffe Gewähr, baß allmählich ein leiblicher Bufianb auf ber Vaffanijalbüifcl wieberfeffren wirb — F rr tum Vorbehalten! GS ift beifpiefsweife nidjt auS- gefdjlojfen, baß bie wieber erhobenen JpaupteS in ^011 ftantinOpel cinh^rgehenben SRadjtljaber ein Vkiptgefallen an ben planen G f f a b 'P a f d) a 3 , ihres rüffrigen „guten Vcfannten", ber 2(lbanicn fo unter ber Äjanb aufS neue unter bic ©berffoffeit ber Türfei bringen mödjtc, fin- ben. Unb bic iDädjte hätten nidjt einmal Grunb, fid; ob foldjer Sbütjnheit fonberlid) z» entrüften, benn an ihrer Saumfeligfcit liegt cS ja, baß ba3 unglücflidje 2llbanicn, bicfcS merfroürbigfte (Erzeugnis papierner ©iplomatcnfunft, nod) immer offne ©berffaupt ift unb in Buftänbcn lebt, bie man, wenn fie ein üpercttcntcjrtbiditcr auf bie Vüffnc brädjtc, als allzu phaiitaftifd) bezeichnen würbe. Gine provifori|dje '«Regierung, bie nid)t3 zu fagen ffat; IRinifter, bic nicht wif fen, was fie anbcrS tun follcn, als beim iiaffee iffre {Reben zu halten: eine leere Bigarrentiftc als PanbeSfaffe, ein GcridjtSwefen offne Didj- tcr, bie Polizei im ©ienftc bet Vanbcnfüffrcr, int lianbe ein ffungernbeS Volf, aber — fRepe- tiergeweffre neuefter 2lrt in Ucberfluß! ©aS tonnte redjt wohl anberS fein, wenn man in 28icn bic Tatfraft befeffen hätte, fidj beizeiten bas JRedjt bcS VorntunbeS über bas noch un- münbige StaatSwcfen zu fidjern, wcnn’S nicht anbcrS ging, gcmcinfam mit bem ebenfalls von Väterlidjen Gefühlen befccltcn Ftalien. 2lber Graf Verdjtolb glaubte vermutlid), als bas Stücf papier bcfdjrieben würbe, baS man bett Sonboncr Präliminarfriebcn nennt, eS fei fing, alles ißeitcrc im Ungewifien zu laffen. ftommt Beit, fommt Dat. ©er Gffef beS GencralftabeS, Freiherr v. .£> ö ß e n b 0 r f, hat ziuar in ber 'Preffe beftritten, baß er politijdjer fJDeinungS- vcrfdjicbenffeiten wegen vcrabfdjicbct werbe, aber baS beweift nidjt fein GinverftänbniS mit ber unentfchloffencn {RegierungSpolitif. Sein 2lbfdjieb trifft allzu auffallcnb mit ben Ver legenheiten ber üftcrrcidjifdjcn politif jufam- men, bie ju verbeefen unmöglich ift unb bie burdj ba3 2luftreten ber Serben gegen bie 2X1- banefen unb bic Ginntifdjung TlontenegroS — Sfutari ift nicht vergeffen! — in bett leßten Tagen wieber ttnlciblidj geworben finb. ©ie öfterreichifcffe preffe ruft wieberum nad) ben Großmächten — fie forten {Ruße gebieten, ©rb- nung ftiften. F fl » n ’ < e forten lie baS? Sie wedjfeln Dotcn mit Serbien unb fIRontcnegro, aber biefe papiernen 'JDapnungen ffaben länaft iffre SBirfung eingebüßt; eS finb „Sdjerzartifei". ©er ferbifeffen {Regierung ift e3 faum «u Ver übeln, wenn fie fteß in ihrem {Rechtferti gung S fdj r e i b c n an bic 'TRädjte bte Genug tuung leiftet, von ber „Sfontrolle ber ARädjtc" als von einer „ftarfen Gewähr für F^eben unb ©rbnung in Albanien" zu fptedjen. ©a3 ift bitterer Spott, ber, wie man glauben fönnte, genügen füllte, bic Dläcffte auS rtjrer Taten- (ofigfeit herauSzubringcn. 2ludj Griechen- laiib wirb woffl in Den närfjften Tagen feine Freunbe um ©ilfe anrttfen, benn bie Türfei macht 'IRienc, iffin bereits zugeftanbene (Erobe rungen in leßter Stunbc abzutroßen. Sie brofft mit bem 2lbbrud) ber F rie ^ cn 3oerhanblungen, j
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