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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 07.05.1911
- Erscheinungsdatum
- 1911-05-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191105079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19110507
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19110507
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-05
- Tag 1911-05-07
-
Monat
1911-05
-
Jahr
1911
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BezugS-Prei» Auieianr-Preis MMMrTagMaü Handelszeitung -«m-t-Fili»!« De«»»«»: «eekttötz« 4. l kT«l«»h»« 40«. 105. Zshrgsng Nr. 12S Sonnny, üen 7. Msi 191 l Die vorliegende Ausgabe umsaßt 36 teilen. - Der 12. 'S »N»n 1L0 0. 775 10 '.25 !50 ).5O 1,10 Vie Rubriken VeuttLes Rel- unü Ruslonü devnürn VÄ in üer 3. veilsye. !-1k2d» -tSZds -178dS 1450 L75 L. !». Rap«. 1r«t »rhrr 1. ra. 1— rio 1/0d« -iZde ,nom. * Der Reichstag vollendete am Sonnabend in zweiter Lesung das er st e Buch der Reichs- nersicherungsordnung und begann di« Be ratung -es zweiten Buches (Kranl«nversiche- rung> l§. ReichstagsderZ glänzend verlaufenes Festmahl seinen iS -. bes. Art.) db 'UN a ZN7K5 1Z14S 5850 erpool >er Ivo 4.75 7 !. re. r» r e. z. e. L. * Der Kaiser traf am Sonnabend in Strafr bürg ein und wohnte der Enthüllung des Denkmals Kaiser Wilhelms s bei. sS. d bei. Art.s '7.50 4.— s"«r Lrl.^uschl.r 14 89» 114«4 großen Teil in Tok,o studiert hat und in der An nahm« der europäischen Regierungsformen den Schlüssel zum «fieheimnissc ndn Japans großen Er- folgen gefunden zu Haden glaubt. Ein „Borparla ment" hat man ja auch schon an ehrlich gemeinter und vielleicht nicht unersprießlicher Arbeit gesehen Was aber -as Wichtigste bleibt' das Heerwesen hat nach dem Urteil fremder Beobachter nicht ver ächtliche Fortschritte gemacht, und neben der Vervoll kommnung der Bewaffnung ist die Erziehung des Soldatenmatenols den Umständen nach befriedigen gefördert. Mögen die weichlicheren Körperanlagen die ,spanischen Kriegernaturen nicht erreichen: die leichte Auffassungsgabe der Chinesen verbietet es doch, ihrem Heere für alle Zukunft seine Entwicklung?- Möglichkeit zu bestreiten: und das ungeheure Menschenreservoir des Volkes von 200 Millionen läßt seine Widerstandskraft durchaus nicht verächtlich erscheinen. Diese Reformbewegung urtter den Mandschu steht aber völlig außer Zusammenhang mit der revolutio nären Erhebung des Südens, die sich abermals wie in der Taiping Zeit gegen die Dynastie und die ihr ergebenen Mandarinen richtet. ^Leiche Kräfte, wenn sie erfolgreich sein sollte, sie an die Oberfläche bringen wird, ist nicht abzusehen. Bekannt ist, daß noch Ab kömmlinge der 1644 entthronten Ming-Dynastie am Leben sind, wie es auch in Japan noch ältere „Prätendenten" geben soll Ader man hätte doch gewiß längst etwas Näheres gehört über di« heutigen „Träger des Ming-Namens" - um europäisch zu sprechen , wenn der verdorrte Baum wirklich wieder ein lebenskräftiges Reis getrieben haben sollte. Einer der für die Welt außerhalb des Geheim- klubs noch namenlosen Organisatoren der machtvollen Bewegung würde nach dem Siege gewiß der wirk liche Herr Chinas werden, wie auch die Mandschu- Kaiser seit geraumer Zeit nur für die Chroniken Be deutung haben, neben den Regenten-OHeimen und Tanten aber ein bemitleidenswertes Scheindasein führen. Und einer solchen Neuordnung der Dinge ständen Europas Staatsmänner ohne vorgängig« Fühlung gegenüber, als Gegner der Tarpings mit dem wilden Hasse der befreiten Natur belastet? Das Dilemma wäre furchtbar: da ein gemeinsames Unter nehmen zur gewaltsamen Herstellung europäischer Ordnungen in dem weilen Lande mindesten» ein Truppenaufgebot verlangte von zehnfacher Stärke des 1900 übers Meer entsandten, diesen Abzug aber Europas eigene, nicht weniger als friedliche Aus sichten verböten, so verbliebe entweder ein be schränkterer Aufwand zur Rettung der Mandschu- Dynastie oder — di« Hände in den Schoß falten zu lassen. Für «inen Kabinettskrieg der Diplomatie möchten die Völker Europas schwer zu gewinnen sein. Im andern Fall aber gingen Riesenwerte euro päischer Friedens- und Kriegsarbeit in einer un geheuren Katastrophe zugrunde. 514 892 LeU.Allschl.! 14S9L 114 894 Amtsblatt des Nates und des Nolizeiamtcs der S>tadt Leipzig RelllllittlLN in Lilins? Di« Bewohner der Vereinigten Staaten lieben es, ihr« Republik Las „Land üer unbegrenzten Möglich keiten" zu nennen. In einem etwas veränderten Sinne wird di« Zukunft vielleicht dies« Bezeichnung für China ernbürgern. Denn trotz oller gerechten Bewunderung für die großartig« Entwickelung der Union, und soweit auch noch in uns«rer Gegenwart sogar ihre natürlichen Reichtümer von ihrer völligen Aufschließung entfernt sind: die Tatsache werden sie selber nicht bestreiten, daß ihren gewiß rühmens werten Leistungen doch imm.'r noch die größeren Worte vorauseilen. Der schweigsame Chinese aber gibt der Welt das größte Rätsel der Völker-Seelenkunde auf. Als im Jahre 1900 ungezählte Rebellenjcharen vor Europas winzigem Rächerheere zerstoben, wie orien- ralische Armeen der Vorzeit vor dem kriegsgeübteren Häuflein der Okzidentalen zerstoben sind, da glaubte man den Zusammenbruch des vieltausendjährigen Reiches in nächste Nähe gerückt, hielt seine Aufteilung unter die verbündeten Europäer und vielleicht noch Japaner nur für eine Frage der Zeit. Heute durch tobt es abermals der Aufruhr, und nach damaliger Berechnung würde diese Wiederholung das Zeichen sein, daß jene Zeit sich erfüllt hat. Aber der Glaube an die dauernde Widerstandsunfähigkeit der einst er schlafft scheinenden Nation ist erheblich gesunken; und selbst eine abermalig« Einigung aller auf chinesische Beute erpichten Mächte würde nach allgemeiner Auf fassung sie kaum befähigen, in größeren Teilen der stark bevölkerten Zentrallandschaften einen befriedi genden Neubefitz zu gründen. Daß vor einigen Mo naten bei einer Ablehnung seines Ultimatums Ruß land mit Erfolg zur Aneignung der schwachbefiedelten Mongolei geschritten sein würde, begegnete keinem ernstlichen Zweifel. Aber schon die wachsende Gärung in der Mandschurei erregte starke Unruhe im Zarenreich«, ob seine ostastatischen Streitkräfte wohl allen Möglichkeiten genügen dürften. Wenn jetzt gar Südchina von einer schweren Bewegung ergriffen ist, die vielleicht aller von Europa in einem Hal- ben Jahrhundert Erreichte umwirft und für die ge- samten Verhältnisse zu den fremden Eindringlingen völlig neue Grundlagen schafft, so ist in diesem Augen- blicke ei« erstrebenswerte» Ziel unserer Gegenbe- mühungen ebenso in Dunkel verhüllt, wie di« Mittel, di« zu ihm führ«« könnten. Denn es muß einfach mit der Möglichkeit gerechnet werden, daß der Thron der Mandschu-Dynastie dieses Mal umgestürzt wird. Das offizielle Thina, also das Ehina der Mandschu, die nur sparsam echte Chinesen in ihre Mandarinen kaste aufnehmen, hat ja in jüngster Zeit große Fort schritt« in alledem gemacht, was wir Zivilisation nennen, vor alle» seit dem Tode der Kaiserin Tsu-tsi. Die gesamte Verwaltung ist straffer ge worden; auch bemüht man sich wenigstens jetzt wie >n Rußland der hergebrachten Korruption schlimmste Auswüchse zu beschneiden. Sogar mit dem Schrei nach dem Parlamente durchzittert besonder» da» länger« Geschlecht die Lust des Norden», do? zum * Die Budgetkom Mission des preußi schen Abgeordnetenhauses verhandelt« am Sonnabend über die Denkschrift für die Ansredlungspolitik in Westpreußen und P 0 sen. sS. Dtschs. R. u. Letzte Dep.s engere Vorstand des Konservativen Landesvereins im Königreich Sachsen ner öffentlich! eine Entgegnung auf die gestrige Re. gierungserklärung. (S. d. bes. Art.) ' Der Antrag auf Versetzung der Leiche des Kardinals Ledochowsky im Posener Tom ist nach der ..Nordd. Allg. Ztg." zurückgezogen worden , all«» t »NI. n» und ruetten 1^ v.r Wer,en Mars <i. lartMI. vorig« Satton Z48S8 Oss Wichtigste. * Der erst« Tag der Internationalen Hygiene-Ausstellung in Dresden fand durch ein Abschluß. Durch »tr Pop: ynieryald Deutschland» »nd der denychrn Üolonirn vierteljährl. ».SV Ml., monatl. I.M Vtt. <u»»jchl. Poktdeftellgeld. Ferner «n Lelaien, Danemart, den Donauftaate». Italien, Lnremdura. Riederland«. Ror- »eaen, Oesterreich-Unaarn, Ruitland. Schweden Schwei, Spanten. In alle» übrigen Staaten nnr direkt darch die lvelchäiteitell« de» Blatte» erhältlich. Da» U«ip»ig«r Tageblatt «rlchetnt 2 »al täglich. Sonn- n. Feiertag» nur morgen». Lb»nne«e»t»-Lnnah»«. 2»h«»m»g»N« d, bet »nie«* Trägern, Filialen. Spediteure» *»d Unnahmeftelle», sowie Postämter» u»d Briefträgern. Gt»i»lv«rka»s,»r«t» SW. Ute lspaltig« Betitlet!« » Bf , die Rekla»,. »tl« i PN.:»»« «»»»Ltt» M Pf. Reklamen t^0 Ml.; Inserat« »on Behörde» im am'- ltch.» Teil die Petit.««« » Pf. S«schan»a»^i,en mit Bla,v»rlchrift«n ». m der Ldendau»gad« im Preis« «rhöhi Rabatt »ach Taris. B«ila,«,«düdr S«Iamt» «chag« L Ml. o Tausend «rkl. Pestgedühl. Teildeila,« höher. Fehetteilt« Uuslräa« können «tcht prrlä» g«»og«n werd«n. Für da» Erscheinen an bestimmten lagen und Plätzen wird keime «Larantie übernommen. Untzetgen.Bnnah««^ 2»h»»»i»,«H« 4. bei sämtliche» Filialen »- allen Unna»«». En»«ditio»e» de» I»» »nd Lu»lande«. Dr,« »ad Berla, de» L«j».t,ee T*,»- blatte» E- Poltz. Inhaber: V«l Rlüfta». Charakter. Triumphierend brüstet sich die sozial' demokratische Presse, daß die Dresdner Genossen sird das Recht auf die Straß« in zähem Kampfe erobert hätten, und daß das nationale Bürgertum sich noch an ganz andere Sachen gewöhnen müsse. Das Zugeständnis der Behörde wird also direkt als ein Sieg der Sozialdemokratie bezeichnet, während in verschiedenen Orten und auch in Dresden schon mehrfach Straßendemonstrationen. dr« auf sozialdemokratische Verhetzung zurückzuführen waren, in Revolten ausarteten, wird man sozial demokratischerseits die ruhig verlaufene De monstration vom 1. Mai in Dresden verwerten, um gegen diejenigen Landesregierungen zu agitieren, die den Maidemonstrationszug verboten. In unserer Beurteilung der beiden geschilderten Vorgänge kann auch die im gestrigen „Dresdner Journal" veröffentlichte Regierungsauslassung uns nicht wankend machen. Dleser Auslassung gegenüber sind wir genötigt, auf folgen-e zwei Hauptpunkte hinzuweisen: Ob Sozialdemokraten als Parlamentarier oder als Leiter von Gewerkschaften, Konsumvereinen. Krankenkassen zugezogen waren, ist völlig gleich; sie bleiben eben Sozialdemokraten. Das der Re gierung bekannte sozialdemokratische Gemeindesteuer Programm hat für die ersteren wie für die letzteren unbedingt Geltung. Wenn man aber bedacht war, die Leiter von Ardeitervereinigungen zuzuziehen, so durften erst recht nicht vergessen werden „Männer des praktischen Lebens" die Vertreter des Ver Landes Sächsischer Industrieller, kaufmännischer Vereinigungen und anderer bürgerlicher Körper schaften. Und wa» die Maifeier anbelangt, so ist die Sozialdemokratie in Preußen die gleiche wie in Sachsen, wie im ganzen Reiche: die Partei des Um sturzes und der Revolution. Die Moabiter Vorgänge sind nicht nur in Preußen, sondern im ganzen Reiche gleichartig von der Sozialdemokratie behandelt und ausgebeutet worden. Die Verhältnisse der beiden so eng aneinander grenzenden Bundesstaaten Preußen und wachsen sind keine so verschie denartigen, daß man die Auffassung der Königlich Preußischen Regierung, die die Maifeier auf gründ des gemeinsamen Reichsgesetzes verboten, für Sachsen als ungesetzlich bezeichnen kann. Hierbei möge doch auch nicht vergessen werden, daß revolutionäre Kundgebungen, indem sie die staatliche Ordnung er schüttern, dre auf die staatliche Ordnung begründete und mit ihr fallende öffentliche Ordnung stet» un mittelbar gefährden. Die geschilderten Vorgänge erscheinen aber nicht nur geeignet, den ohnehin unerträglichen Dünkel der Sozialdemokratie noch zu steigern, sondern vor allem auch die Anschauungen der Bevölkerung über die Ziele der Umsturzpartei immer mehr zu verwirren. Bis zu welchem Grade diese Der wirrung bereits gediehen ist, dafür ein Beispiel von vielen: Vor wenigen Tagen fanden die Leser eines Lokalblattes, welches Amtsblatt für den dortigen Amtsgerichtsbezirk ist, ein sozialdemokratisches, in der Druckerei des „Vorwärts" heraestelltes Flugblatt gegen die Reichsversicherung beigelegt — auch hat das Amtsblatt nicht versäumt, in seinem redak tionellen Teil aut diese Beilage hinzuweisen. Aus allen Teilen des Landes find uns von treu vater ländisch und monarchisch gesinnten Männern Aeuße- rungen tiefsten Bedauerns über die bezeichneten behördlichen Maßnahmen zugeaangen, insonderheit aus den Kreisen industrieller Arbeitgeber, die für unsere nationalen Interessen mit kraftvoller Energie auf der Schanze stehen und mit persönlichem Mut und opferbereit den ihnen aufgedrungenen Kampf um die Feier des 1. Mai bisher geführt haben. Wir richten daher an die Regierung die drin gende Bitte, sich der Erkenntnis nicht verschließen zu wollen, daß auf alle, die im Lande an der Be kämpfung der Sozialdemokratie — oft unter den schwierigsten Verhältnissen immer mit Mühen und Opfern — teilnehmen, ein Entgegenkommen der Be hörde gegen die Sozialdemokratie rn hohem Grade lähmend und entmutigend wirken muß. Kommt es doch in diesem Kampfe vor allem darauf an, der Bevölkerung die gemeingefähr lichen, revolutionären Ziele der Umsturz partei vor Augen zu führen und einer leider nur allzuweit verbreiteten Gleichgültigkeit ent gegenzutreten. Eine ungünstige Beeinflussung unseres volitischen Kampfes gegen die Sozialdemokratie muß selbstverständlich auch eine bedauerliche Wirkung auf den wirtschaftlichen Kamps ausüben, den unsere Industrie, wie unser gewerblicher Mittelstand gegen die Anmaßung und den Terrorismus der Sozial demokratie zu führen haben. Möchten die ohn» hin schon ungünstigen Aussichten für die kommenden R e i ch s t a g s w a h l e n sich nicht noch trüber gestalten durch die zu nehmende Entmutigung auf staatserhaltender Seite. Was uns betrifft, so werden wir nach wie vor für die von uns als richtig erkannten Grundsätze energisch eintreten, gegen die überhandnehmende Entmutigung und Verwirrung zu Felde ziehen lin den Kamvf gegen den Umsturz und die Vateigänger der Revolution mit allen Kräften zieldewußt durchführen." Die Antwort üer Mlilchen Sllnlervstmen auf die gestern morgen von uns veröffentlichte Kund gebung der Regierung ist rascher erfolgt, als man vermuten konnte. In der Sitzung des engeren Vorstands des Konservativen Landesvereins des Königreichs Sachien vom 6. Mai ist nachstehende Erklärung einstimmig beschlossen worden: „Die Konservative Partei hat bei voller Aufrecht erhaltung ihrer politischen Selbständigkeit es zu allen Zeiten als eine ihrer vornehmsten Aufgaben angesehen, die Regierung in der Wahrung der «taatsautorrtät zu unterstützen. Diese Tradition legt der konservativen Partei anderseits die Pflicht auf, bei Vorgängen, durch welche eine Belebung und Unterstützung umstürzlerischer Bestrebungen zu befürchten steht, diese der Regierung gegenüber offen zu er klären. Dreister denn je erhebt in letzter Zeit die Sozialdemokratie ihr Haupt. Nicht nur auf dem Magdeburger Parteitag, auch im Deutschen Reichstag hat sie in den letzten Monaten sich offen und unzweideutig zur Republik bekannt. Durch eine systematische, raffinierte Aufhetzung der Heran wachsenden Jugend sucht sie gleichzeitig die Armee innerlich zu schwächen und unzuverlässig zu machen. Ihr Zentralorgan -er „Vorwärts" bezeichnet erst im Mai dieses Jahres Deutschland als schwanger mit einer Revolution, gegen welche diejenige von 1848 ein Kinderspiel sein werde. Tiefste Besorgnis müssen daher Vorgänge in unserem Sachsenlande aus der jüngsten Ver gangenheit erwecken, die von weitgehendemEnt- gegenkommen der Regierung gegenüber der Sozialdemokratie zeugen. Zu einer vertraulichen Besprechung des Gemeindesteuergesetzentwurfs im Ministerium des Innern sind vier Sozial demokraten zugezogen worden — eine Maßnahme, die nicht einmal den Dank der Sozialdemokratie, sondern, wie aus ihrer Presse hervorgeht, nur Hohn geerntet hat, und die von ihr nicht anders aufgefaßt wurde, als die behördliche Anerkennung ihrer im brutalen Kampfe gegen die staatliche Ordnung er rungenen Macht. Wir weilen ferner auf die Ge nehmigung des D e m o n st r a t i o n s z u g e » am 1. Mai hin, der unter Vorantritt von Musikkapellen die Straßen der sächsischen Hauotstadt durchziehen durfte, während diese Demon stration in Preußen und in anderen Bundesstaaten verboten war Die Teilnahme an diesen Umzügen an einem Wochentage setzte die Niederlegung der Arbeit gegen den Willen des Arbeitgebers voraus, die, wie dies auch den Wünschen der Sozialdemo kratie entspricht, neue Differenzen zwischen Arbeit gebern und Arbeitnehmern herbeiführen muß. Auch verleugnen diese BeranftaltuvAen der Sozialdemo kratie, selbst wenn sic ohn« Störung der Ordnung verlaufen, in keiner Weise ihren revolutionären K i.— Nie Letvi'ß »»» v»r»«e »urch »»so» 5räaer und Eoedirear« 2«al tätlich n» E>au» ,«bracht: W W- manati.,2.7» Mt. oi«n«ttodrl. Bet unler» Fittalen ». An» »ahmeftellen adaehoit: 7S Pt. »»»«atü. LL Ml. »setteljährü Oer Ssiler in Strstzdurg. Der kaiserliche Sonderzug traf am Sonnabend um 11 Uhr 45 Min. auf dem Straßburger Bahnhofe ein, wo sich zum Empfange der Polizeipräsident und der Oberslallmeister v. Reischach eingefunden hatten. Der Kaiser und Las Grohherzogspaar von Baden begaben sich ohne längeren Aufenthalt durch das Fürstenzimmer zu den bereitstehenden Auto mobilen. Die Fahrt ging den Staden entlang zum Kaiserplatz unter den begeisterten Zurufen des Publikums und unter Glockengeläuts. An der Kaiser- Friedrich-Straße verließ der Kaiser das Automobil, um Li« Fronten der ausgestellten Kriegervereine und Vettranenverein« abzuschreiten. Der Kaiser nimmt im Kaiserpalast Wohnung. In seiner Begleitung be finden sich der Reichskanzler und llnterstaats- sekretär W a h n s ch a f f e, die als Gäste des Statt halters in dessen Palais Wohnung nahmen. Auf dem Denkmalsplatze begrüßte der Kaiser, der die Uniform des 1. Garde- Regiments zu Fuß trug, die Veteranen mit einem „Guten Morgen, Kameraden!", schritt die Front der beiden Ehrenkompanien ab, die aus Mann- schäften sächsischer und württembergischer Truppenteile kombiniert waren, und begab sich mit dem Grohherzogpaar von Baden, d«m Statthalter v. Wedel mit Gemahlin unter da» Kaiserzelt. Der Festplatz bot im Hellen Sonnenschein ein ebenso glänzendes wie harmonisches Bild. Zu beiden Seiten des Kaiserzeltes standen die Genera- lität, das Offizierkorps der Garnison, die Vertreter der Körperschaften und Behörden des Landes, der Stadt, der Universität, der hohen Geistlichkeit und weiter zurück die Vertreter der Studentenschaft. An den Fenstern und auf d«n Dächern der umliegenden Staatsaebäud« sowie auf den Tribünen hatte sich ein zahlreiches Publikum versammelt. Auf einer Platt form standen di« Fahnen und Standarten d«r Garnison. Der Festakt wurde durch eine Hymne eingeleitet, die mit Posaunenbegleitung von 600 Mitgliedern Straßbur- aer Männergesangvereine vorgetragen wurde. Ge heimer Rat Dr. Wiegand hielt di« Festrede, in der er darauf hinwies. daß zum ersten Male seit den Tagen Rudolfs von Habsburg in Len Mauern Straßburgs wieder von einem deutschen Herrscher ein Standbild er richtet werde. Wenn in der alten deutschen Schicksals stadt. die Kaiser Wilhelm l. wiedergewonncn bade, sein Denkmal sich erhebe, so solle dies nicht eine Ver körperung kriegerischen Triumphes oder überheblicher Siegesfreude sein, sondern ein Wahrzeichen, das die Entwickelung der Geschichte Deutschlands im ver. flosjenen Fabrhundert zujammenfasse und darsielle in der Heldengestalt des Kaisers, der uns ein starkes Kaisertum hinterlassen und uns und der Welt den Segen einer kraftvollen und selbständigen Monarchie, die über den Parteien steht, handgreiflich vor Augen geführt ha< Da-, Denkmal solle sein ein Sinnbil der innigen und nationalen Gemein ickaft, die alle Volksgenossen um schlinge und zugleich der Zukunft dieses schönen Landes und seines kernigen Volkes, die unter den Schwingen Les Kaiseradlers dem alten Laterlande wiedergewonnen wurden und erhalten bleiben werden. Der Kaiser gab hierauf mit dem Feldmarschall stabe das Zeichen zum Fallen der Hülle und salutierte vor dem Denkmal. Die Fahnen senkten sich und die Ehrenwache präsentierte, die Artillerie feuerte Salut. Währen- nun das Lied „Deutschland. Deutsch land über alles" gesungen wurde, betrachtete ter Kaiser das einfache und schöne Werk Professor Mun zels, das Kaiser Wilhelm I. in ruhiger Haltung zeigt. Geh. Rat v. Bomhard übergab das Denkmal an die Stadt, in deren Namen es der Bürgermeister Dr. Schwanker übernahm. Redner schloß mit einem dreifachen Hoch auf den Kaiser, in das die vielen tausend Festteilnehmer jubelnd ein stimmten. Der Kaiser führte nunmehr die Groß herzogin zum Denkmal, wo er einen prächtigen Lorbeerkranz mederlegte. Der Eroßherzog, der Reichskanzler und die andern Herren der Um gebung folgten beiden. Dann wurden noch zahl reiche andere Kränze niedergelegt. Der Kaiser unterhielt sich hierauf längere Zeit mir den Komiteemitgliedern und überreichte die Ordensauszeichnungen. Den Kronenorden 2. Klasse erhielten Professor Manzel und Geh. Justizrat v. Bomhard, die Krone zum Roten Adlerorden 3. Klasse mit Schleife Professor Wiegand, den Roten Adlerorden 4. Klasse mit Krone Hoflieferant Cußler und die Krone zum Roten Adlerorden 4. Klasse da» Mitglied de» Komitee» Munk«. Nach dem sich der Kaiser die Vertreter der Stadi Lurcd den Bürgermeister hatte vorstellen lassen, sprach er einige Zeit mit dem Bischof Dr. Fritzen und dem Weih- bischof Frhrn. Zorn von Bulach und zog dann no<ff andere Anwesende ins Gespräch Nach dem Vorbeimarsch der Ehrenkompanie mit allen Fahnen der Garnison und der Salutbatterie schritt der Kaiser zu Fuß rund um den Kaiserplatz zum Kaiserpalaft durch Las Spalier der Schulkinder, die ihn mit stür mischen und immer erneuten Zurufen begrüßten. Dem kaiserlichen Gefolge ist außer dem Ober stallmeister Frhrn. v. Reischach noch Flügeladjutant Frhr. v. Holtzing beigetreten. General v. Chelius ist nach Berlin zurückgekehtt. An dem Frühstück im Kaiserlicher! Palais nahm auch das Großherzoqspaar von Baden teil. Diese Kundgebung der Konservativen Sachsens enthält für uns nicht, Ueberraschende». Wir ver mögen sie allerdings nicht als Entkräftung der von uns als ausgezeichnet empfundenen Re gierungserklärung anzusehen, sondern sind nach wie dor der Meinung, daß die von der Reakerung eingenommene Haltung viel eher geeignet ist, eine staatsfreundliche und staatsfreudige Stimmung in weitesten Beoölkerungsschichten zu erzielen, al» eine überrtgorose — oder wie die Regierung in ihrer Kundgebung selbst gesagt hat: ungesetzliche — An- wenduna der Gesetze, die lediglich dre Spannung verschärfen und schlimme Konflikte heraufbeschwören würde.
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