Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.12.1913
- Erscheinungsdatum
- 1913-12-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191312281
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19131228
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19131228
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1913
-
Monat
1913-12
- Tag 1913-12-28
-
Monat
1913-12
-
Jahr
1913
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
4. Beilage, göninut, Oejcmber 1913. Hcipjiger Tageblatt. Br. 657. morgen-itasgabe. Seite 17. —R——"BSSüSBEgSB Hindelfflilng ul HlkniMlicli Kudstliu. Wirtschaftliche Streifzüge. Der befruchtende Einfluß, den eine günstige Geld marktlage auf das gesamte Wirtschaftsleben aus strahlt, läßt es erklärlich scheinen, wenn sich die Menschheit an der Wende eines Jahres mit ver stärktem Interesse über die Frage nach der voraus sichtlichen Entwicklung der geldlichen Verhältnisse klar zu werden versucht. Nun wird man sich zwar gerade unter Würdigung der Erfahrungen, die wir in den letzten Jahren mit dem Geldmärkte gemacht haben, eine wohlbegründete Zurückhaltung bei Be urteilung der künftigen Gestaltung auferlegen müssen, gleichwohl aber darf man gewisse Folge rungen aus der Vergangenheit ableiten, die jedoch natürlich kaum mehr als theoretischen Wert bean spruchen können. Denn wie besonders der Gang der politischen Ereignisse oft genug seine Richtung durch unvoraussehbare Zufälligkeiten gewissen er- hl^t, so reagiert der Geldmarkt fast nicht minder sensibel auf Vorkommnisse und Begleiterscheinungen sekundärer Wirkungen, deren Einfluß zuvor kaum berechenbar, kaum denkbar erschien. Wie hat man sich in dem zur Rüste gehenden Jahre geirrt! Die bald nach Erledigung des Januar termins einsetzende Erleichterung auf dem deut schen Geldmärkte, mit der sich eine be achtenswerte Vermehrung des Geldangebotes ver band, die sich aber nur zu bald als die natürliche Reaktion auf die Anspannung Ende des Jahres 1912 entpuppte, hatte in nur zu weiten Kreisen die Er wartung hervorgerufen, daß diese Erleichterung das ganze Jähe anhalten werde. Früh genug kam die Enttäuschung. Es machte sich von allen Seiten her starker Geld begehr geltend, und andrerseits flössen Gelder, die Deutschland vom Auslande, speziell vom Balkan zu fordern hatte, infolge des Krieges nicht herein. Die Reichsbank wurde wieder in umfang reichem Maße in Anspruch genommen, und im Februar 1913 war schon kein Gedanke mehr, daß die Reichsbank von ihrem 6proz. Zinsfüße herunter gehen würde. Seit der Geldkrisis von 1907 war in den Anfangsmonaten eines Jahres ein gleich hoher Dis kontsatz nicht mehr zu verzeichnen gewesen. Aber die Geldmarkt Verhältnisse waren um so bedrohlicher geworden, weil auch die wichtigsten Plätze des Auslandes in immer schärfere Anspannung gerieten. Die Bank von England stand damals unter dem Einfluss der umfangreichen englischen Steuerzahlungen und ferner unter dem riesiger An sprüche Südamerikas. Selbst der Geldmarkt der Vereinigten Staaten, der im ersten Monat des neuen Jahres ein gutes Aussehen gehabt hatte, konnte seine Flüssigkeit nicht bewahren. Unter solchen Umständen war es kein Wunder, daß, von Schwankungen abgesehen, der Privatdiskont in Deutschland eine steigende Richtung zeigte. Gegen Ende April 1913 war der Privatdiskont bei 5 Proz. angelangt und kletterte im Mai auf 5y 2 Proz., zeit weise darüber hinaus. Das war eine ganz abnorme Erscheinung, und obwohl die )V e >terentwicklung da mals schon ziemlich klar war, gingen die Urteile dar über doch wesentlich auseinander. Nun war es ja zutreffend, daß die Goldpolitik der Reichsbank sich als erfolgreich erwiesen hatte und daß ferner die deutsche Handelsbilanz einen günstigen Eindruck machte; aber die gute Entwicklung des Reichsbankstatus war keineswegs identisch mit einer Besserung der allgemeinen Geld verhältnisse. Und was die Handelsbilanz betraf, so bedeutete deren günstiges Aussehen ganz und gar nicht eine besonders günstige Gestaltung der Zah lung s bilanz. Denn das riesige Anwachsen der Ausfuhr bewies lediglich, in welch krampfhafter Weise auf dem Weltmarkt geschleudert wurde. Es wurde, um nur ja die Produktionsfähigkeit der Be triebe auszunützen, häufig genug auf dem Welt märkte zu verlustbringenden Preisen verkauft. Unter solchen Umständen konnte natürlich von einer wirk lichen Verbesserung unserer Zahlungsbilanz nicht gesprochen werden. Die folgenden Monate waren hauptsächlich von der Sorge erfüllt, wie die Volks wirtschaft über den Herbsttermin hinwegkommen werde, und von mehr als einer Seite bestürmte man dio Reichsbank, durch eine Ratenermäßigung Er leichterung zu schaffen, zumal da sich lauf kurze Zeit) eine leichte Entspannung des deutschen und des internationalen Geldmarktes, speziell in England, bemerkbar machte. Die Reichsbank blieb fest, und die weitere Entwicklung lehrte, wie richtig sie ge handelt hatte. Der Privatdiskont versteifte sich von neuem, die großen Banken zeigten nach wie vor eine starke Abneigung gegen die Diskontierung von Wechseln, und auf der andern Seite waren die Geld ansprüche der Volkswirtschaft deshalb sehr erheb lich, weil die bis dahin hinausgeschobenen Zahlungen allmählich recht dringlich geworden waren. Erst als der Oktobertermin vorüber war, konnte der deutsche Geldmarkt etwas aufatmen, und nun machte sich auch die Konjunkturabschwächung durch Feiwerden größerer Summen bemerkbar. Während Ende des Jahres 1912 und Anfang 1913 Deutschland von allen europäischen Ländern den angespanntesten Geldmarkt aufgewiesen, batte sich nunmehr die Geld Versteifung mehr nach anderen Ländern, hauptsächlich nach England verlegt. Von einer wirklichen Erleichterung dos Geldmarktes insofern, als nun allgemein eine prompte Erledigung der Zahlungsverpflichtungen vor sich ge gangen wäre, konnte allerdings noch nicht ge sprochen werden. Auch war die Situation darum noch gefährdet, weil man nicht wußte, wann das Ausland mit seinen Riesenansprüchen herauskommen werde. Die großen Anleiheprojekte wurden aber fast sämtlich vertagt, und da im Status der Reichsbank die Besserung ungeahnt große Fortschritte gemacht hatte, da sich ferner das Institut aufs beste für den Jahresschluß gerüstet hatte, da schließlich bei sin kenden Zinssätzen das Geldangebot stärker hervor trat, konnte die Bank vorsichtig und allmählich ihre Rate herabsetzen. So hat man sich dem Jahresende bis auf wenige Tage genähert, und im allgemeinen sieht man dem Uebergang von 1913 zu 1914 mit großer Ruhe entgegen. An der Börse war der Ultimo, wenn auch nicht de facto, doch im Prinzip, bereits vor den Festtagen so gut wie erledigt. Der normale Satz war etwa 614 Proz., um mehr als 2 Proz. niedriger denn vor Jahresfrist. Gewiß, an diesen Umstand darf man keine Folge rungen knüpfen, wenn auch die Tatsache an sich ermunternder wirkt, als wäre das Verhältnis nicht derartig befriedigend. Aber aus anderen Tatsachen wird man ein Gefühl der Beruhigung schöpfen dürfen, vorausgesetzt allerdings, daß die so übel beleumundeten Zwischenfälle ausbleiben. Die Basis, auf der sich hoffnungsvollere Erwartungen aufbauen dürfen, ist die zweifellos gekräftigtere innere Struktur des deutschen Geldmarktes. Wir schwimmen nicht im Gelde. nein, gewiß nicht; aber als illiquide ist der Markt erst recht nicht zu be zeichnen. Bei den Banken haben sich recht ansehn liche Barmittel angesammelt. Und wenn auf der einen Seite die Ansprüche der europäischen Staaten, die Preußens und etlicher Bund cs Staaten, ferner nicht unbedeutende der Kommunen hervortreten werden, so ist demgegenüber zu betonen, daß die Auslandsanforderungen sich anscheinend doch we niger dem deutschen Markte fühlbar machen und die heimischen den Markt nicht unvorbereitet antreffen werden. Es ist weiter nach unsern Informationen damit zu rechnen, daß die für die Kreditgewährung an die Industrie maßgebenden Stellen nicht gewillt sind, etwaigen Expansionsbestrebungen mit dem früher geübten Entgegenkommen Beihilfe zu leisten. Dadurch würden dem Markte erhebliche Mittel ge wahrt bleiben, die ihm, sonst entzogen, jetzt jedoch andere Verwendung finden könnten. Schließlich aber ist auch ein anderes nicht zu unterschätzen, das bei Beurteilung des deutschen Geldmarktes nicht als belanglos zu erachten ist. Seit Beginn des Balkankrieges ist die Entwicklung unseres ganzen Marktes ohne französische Guthaben vor sich gegangen. Damals sind diese alle zurückgc- zahlt worden, und niemals seitdem sind französische Gelder in nur irgend belangreichen Beträgen uns wieder zugeflossen. Nur als neuerdings das franzö sische Anleiheprojekt gefallen war. suchte man von Paris aus von den angehäuften Geldern auch etwas kurzfristiges Geld in Deutschland unterzubringen. Es dürfte sich hierbei jedoch nur um einige Millionen Frank handeln. Dagegen ist von Deutschland aus ständig Geld in Reports in Paris angelegt worden und außerdem dürften große Beträge in Paris als Depotgeld nach Petersburg verliehen worden sein, die dem deutschen Geldgeber jeweilig bei Fälligkeit in Paris wieder zur Verfügung stehen. Deutschland bat so große Ansprüche an den französischen Geld markt. daß die französischen Guthaben in Deutsch land dagegen gar keine Rolle spielen. Nach alledem wird man also ohne größere und schwere Besorg nisse der zukünftigen Entwicklung entgegensehen dürfen. Immer wieder natürlich mit der Einschrän kung: Wenn nicht . . . Haben sich sonach die deutschen Geldmarktver- bältnisse im Laufe des Jahres von innen heraus ganz merklich gebessert, so hat man während der letzten Wochen in den Vereinigten Staaten durch das Bankreformgesetz die Ent wicklung in zuverlässigere Bahnen geleitet. Präsi den Wilson hat dem dortigen Wirtschaftsleben mit der Durchbringung der Bill, die auch als ein per sönlicher Erfolg zu werten ist, eine nicht zu unter schätzende Weihnachtsgabe dargebracht. Die jetzt Gesetz gewordene Bankreform ist eine unmittelbare Folge des national wirtschaftlichen Erlebnisses im Herbste vor sechs Jahren, und ohne dieses Erlebnis wäre das Gesetz, das seit Jahrzehnten als dringendes Bedürfnis erkannt war. wohl auch jetzt noch nicht zustande gebracht worden. Damals aber hatte es sich aller Welt gezeigt, daß die absolut veraltete Notenpolitik der Vereinigten Staaten, der jede Elastizität fehlte, daß der Mangel jeglicher Zentrali sation und Zusammenarbeit im Bankwesen eine nationale Gefahr bedeuteten. Zu einer gründlichen Reform wollte man sich Zeit lassen, und so kam ein Provisorium zustande, das in jedem Landesteil für sich eine Vereinigung der Banken ermöglichte, um in kritischen Zeiten Noten auszugeben. Von der in diesem Provisorium gegebenen Möglichkeit ist niemals Gebrauch gemacht worden, die besten Fach leute waren sich auch darüber einig, daß der Ver such einer praktischen Anwendung hätte scheitern müssen. Nun hat Präsident Wilson noch im ersten Jahre seiner Amtsperiode dem Kongreß, der nach Erledigung des neuen Zolltarifgeestzes zu einer weiteren Aktion gar keine Lust verspürte, diese Bankreform geradezu abgezwungen. Er bat damit einen Beweis großer taktischer Gewandtheit und klarer Erkenntnis der wirtschaftepolitischen Bedürf nisse seines Landes gegeben. Denn das neue Gesetz stellt auf jeden Fall einen großen Fortschritt gegen über dem heutigen Zustand dar, wenn man sich zur Schaffung einer Zentralbank nach europäischem System auch noch nicht hat entschließen können. Während man demnach in den Vereinigten Staaten in der zurückliegenden Woche einen tüch tigen Sprung nach vorwärts getan bat, treiben die wirtschaftlichen Verhältnisse in Mexiko von Tag zu Tag immer bedenklicheren Situationen entgegen. Die Gewalttätigkeit regiert nicht nur in politicis, sondern — freilich emanierend daraus — in finanz ökonomischer Beziehung. Die verwirrten Zahlungs verhältnisse machen sich auch bei den Unterneh mungen des Auslandes, die mit Mexiko in Verbin dung stehen, sehr peinlich fühlbar. So hat jetzt die London-Mexiko-Bank ihre Insolvenz erklären müssen. Allerdings soll es sich nur um eine vorübergehende Zahlungseinstellung handeln. Vorübergehend wird diese jedoch nur dann sein, wenn die Dinge in Mexiko sich bald wieder regeln. Huerta greift zu allen möglichen Mitteln, um die Finanzschwierig keiten für die Regierung wenigstens zu beheben. Er hat riesige Ausfuhrzölle dekretiert, ferner hat er den Banknoten Zwangskurs verliehen und, nachdem er alle Tage bis zum Jahresschluß 1913 zu Feiertagen gestempelt hatte, sollen, wie die jüngsten Nach richten zu melden wissen, die Bankfeiertage um zwei Monate verlängert werden. Womit von neuem dokumentiert wird, in welch fürchterlicher Geldangst sich die Regierung befinden muß. Nach den Exkursionen über den Atlantik müssen wir uns noch mit flüchtigen Blicken einigen Vor gängen in der deutschen Industrie zuwenden. Wie mitgeteilt wird, hat die Erneuerungskommission des Rheinisch- Westfälischen Kohlensyn dikates in ihrer letzten Sitzung den Entwurf be treffend den neuen Syndikatsvertrag endgültig fest gestellt. Es wird angenommen, daß die Zechen besitzerversammlung den Vertrag genehmigen wird. Allerdings wird bemerkt, daß es noch einige Schwie rigkeiten mit Hüttenzechen geben wird. Augen scheinlich legt man aber auf diese Schwierigkeiten in der Erneuerungskommission keinen großen Wert mehr. Sollte sch dieser Optimismus rechtfertigen und die Zechenbesitzerversammlung, in der be kanntlich die widersprechendsten Interessen ver treten sind, den Vertragsentwurf genehmigen, so blieben immer noch zwei große Schwierigkeiten: Die dauernde Bindung des preußischen Fiskus an das Rheinisch-Westfälische Kohlensyndikat und die Einigung mit den Outsidern. Wie mächtig die Out sider heute sind, geht aus dem letzten Berichte des Syndikats hervor, indem der Rückgang im Koks absatz hauptsächlich auf den stärkeren Wettbewerb der außenstehenden Zechen zurttekgeführt wird. Ueberhaupt soll man bezüglich der Erneuerung von Syndikaten, besonders aber bezüglich der Erneue rung von Montansyndikaten, nicht allzu zuversicht lich sein. Wenn man auch erwarten darf, daß das Kohlensyndikat schließlich verlängert wird, so wer den die Verhandlungen voraussichtlich keineswegs so glatt von statten gehen, wie die Annahme des neuen Vertragsentwurfes durch die Erncuerungs- kemmission vermuten lassen könnte. Mit welchen Mühen und widerwärtigen Unstim migkeiten Syndizierungsbestreben zu rechnen haben, hat die Wiederaufrichtung des Rheinisch-West fälischen Zementsyndikats gelehrt, dessen Zustandekommen kontemporär mit eigentümlichen Häkeleien in der Berliner Zementindustrie war. Zunächst sollte in der Generalversammlung der „Adler“ Zementwerke deren Verwaltung ermächtigt werden, ein Geschäft betreffend das Rittergut Rüdersdorf vorzunehmen. Der Vorsitzende machte in der Versammlung keine Miene, etwas zur Er klärung der Tagesordnung zu sagen, trotzdem es sich um ein Objekt von 8% Millionen handelte und trotzdem die Adler-Gesellschaft selbst ein Opfer von etwa 2% Millionen Mark bringen sollte. Da erhob sich ein Aktionär zu einem Vorstoße, der an Schärfe der Ausdrücke nichts zu wünschen ließ. Im Mittel punkte der ganzen Affäre steht der Großindustrielle August Thyssen. Im Konkurse hatte Thyssen das seinem Sohne gehörende Rittergut Rüdersdorf er worben und dafür 1% Mill. Mark gezahlt. F.r ging so fort daran, dort eine große Zementfabrik zu bauen. Darüber waren die Zementfabriken des Berliner und der benachbarten Reviere gar nicht erfreut. Man beschloß, Herrn Thyssen auszukaufen. Herr Thyssen aber wollte absolut bei Berlin Zementindustrie treiben. Schließlich ließ er sich aber doch zu Ver handlungen bereit finden. Man kam so weit, daß Thyssen 8’j Millionen Mark bekommen sollte, nachdem er im ganzen für Erwerbung des Ritter gutes und Anlagen etwa 3% Millionen Mark auf gewendet hat. Thyssen würde also etwa 5 Millionen Mark verdient haben dadurch, daß er das Rittergut verkauft und sich verpflichtet, keine Zementfabrik zu betreiben. Diese 8VG Millionen Mark sollen von der Zementindustrie aufgebracht und durch Preis erhöhungen wieder hereingeholt werden. Man siebt: Ein eigenartiges Geschäft, wie es nicht jedermann machen würde. Schließlich wurde es auch nicht gemacht. Denn wenn auch die Adler-Versammlung als Beauftragte der Berliner Zementzentrale Ja und Amen sagte, die Angelegenheit bekam doch noch eine andere Wendung, als die Gesellschaftervor sammlung der Zentrale selbst tagte. Durch die Späne, die da die Fabrik C. 0. Wegener machte, zer schlug sich die Sache. Betrachtet man die Ge schichte von der humorvollen Seite, wird man viel leicht zu dem Schluß kommen: Dem sei so ganz gut. Denn es gäbe schließlich keine verdiensthringendere Tätigkeit als die Gründung von Zementfabriken in Deutschland. Schneller wenigstens ließen sich die Taschen mit Millionen nicht füllen. Kleine Wochenchronik. 22. Dezember. Die Diamantwerke G e b r. N c v 0 i g t, Akt.-Ges., in Chemnitz schließen das verflossene Geschäftsjahr wieder mit einem größeren Ver lust ab. — Die Generalversammlung der Deutschen Portlandzementfabrik „Adler“ erteilt dem Vorstand Vollmacht zum Ankauf des Rittergutes Rüdersdorf. — Umwand lung der Bank für Grundbesitz, G. m. b. H., in Chemnitz in eine Aktiengesell schaft unter gleichzeitiger Erhöhung des Kapi tals von 1,25 auf 2 Millionen Mark. — Die Ge neralversammlung der Rheinischen Me tallwaren- und Maschinenfabrik, Akt-Ges., in Düsseldorf genehmigt die Ausgabe von unverzinslichen Schuldverschreibungen über je 240 für die rückständigen Dividenden scheine von 1905/6 bis 1908/9. — Privat satz: Berlin 4% für kurze, 414 für lange Sichten; London 4%. 23. Dezember. Der Deutsche Juteverband beschließt ab 1. Januar eine 20proz. Betriebsein- «chränkung. — Weitere Frachtraten er- mäßigung für Stückgüter nach Südamerika. — Da« Kohlensyndikat ermäßigt die Beteili gung in Koks von 85 auf 80 Proz. — Die Firma de Wendel & Co. erhöht den Grundpreis für Gußstabeisen von 95 auf 97 oft pro Tonne Frachtbasis Neunkirchen. — Ankündigung des Dividendenrückganges bei der Rheinisch- Nassauischen Bergwerks- und Hüt- ten-Akt.- Ges. von 24 auf 10 Proz. — An nahme der amerikanischen Geldum lau f s b i 11 durch das Repräsentantenhaus. — Privatsatz: Berlin 4% für kurze, 4% für lange Sichten; London 4%. 24. Dezember. Ablehnung der Thyssenschen Kauf offerte wegen des Rittergutes Rüdersdorf durch die Berliner Zementzentrale. — Bei tritt der Maschinenfabrik Augsburg- Nürnberg zum Verbände deutscher Waggon fabriken. — Unterzeichnung der amerikanischen Geldumlaufsbill durch Präsident Wilson, nachdem auch der Senat seine Zustimmung zu der Vorlage gegeben hat. — Ein Dekret des Prä sidenten Huerta erklärt jeden Tag bis zum Jahresende als gesetzlichen Feiertag zwecks Verhinderung von Runs auf die mexikani schen Banken. — Privatdiskont: Berlin 4% kurz, 414 lang; London 4's Proz. 25. Dezember. 1. Weihnachtsfeiertag. 26. Dezember. 2. Weihnachtsfeiertag. 27. Dezember. Der Status der Reichs bank weist eine Verschlechterung um 119.2 (i. V. 100,9) Millionen Mark auf. derzufolge das In stitut über eine steuerfreie Notenreserve von 77,3 Millionen Mark verfügt, während im Vor jahr eine riteuerpflicht von 404.1 Millionen Mark bestand. — Russische Blätter melden, daß der P r o d u g o 1 (Russisches Kohlensyndikat) zu zerfallen drohe. — Die Fusion Neustaßfurt- Sarstedt ist perfekt geworden. — Privat diskont: Berlin 4~g kurz, 4’i lang: London 4% Proz. Bank von England. Am 24. Dezember war d« 1 Status der Bank (alles in 1000 Pfd. Sterl.) folgender: vor. Wocho Totalreserve ....... Notenumlauf Barvorrat ........ Portefeuille Guthaben der Privaten . . , Guthaben des Staate . . f . Noten reserve Regierungssicherheiten . . . Das Verhältnis der Reserve . . . i 22187 I 25 075 . . . 29 361 ! 28 796 , . . 33098 : 35 421 . . . 35 930 ■ 27018 . . . 42 073 37 464 . . . 9421 8028 ... 21134 • 23899 . . . 11199 ! 11194 au den Passiven beträgt 437» gegen 557» in der Vorwoche, 377» vor einem Jahre und 35*7« vor zwei Jahren. Clearinghouse-Umsatz 316 Millionen, gegen die entsprechende Woche des Vorjahres mehr 65 Millionen. Die diesjährigen Verschiebungen (in 1000 Pfd. St.) vergleichen sich mit denen der Vorjahre: 1913 1912 1911 Totalreserve ... — 2888 — 2664 — 1609 Barvorrat .... — 2323 — 2145 — 1702 Portefeuille . . . 4- 8912 + 2625 6695 Privatguthaben . . -j- 4609 — 1182 4- 3952 Staatsguthabeu . . -j- 1393 + 1135 + 1124 Regierungssioherheit -f- 5 —— Jeweilig m der karr espondierenden Woche betrug« (in 1000 Ptd. St): 1913 1912 1911 Totalreserve.... 22 187 19 506 21696 Notenumlauf. . . . 29 361 29273 29198 Barvorrat 33 098 30 329 32 438 Portefeuille .... 35 93t 1 36 782 41914 Privatguthaben. . . Staateguthabcn. . . 42 073 39059 44 792 9 421 12 436 16 381 Bankdiskont.... 5 5 4 Wie aus den vorstehenden Vergleichsziffem er sichtlich, hat der Status des englischen Zentral instituts in der dritten Dezemberwoche eine reebt nn befriedigende Entwicklung genom men. Besonders durch zwei Momente ist der Ent wicklung die Richtung nach der ungünstigen Seite bin gegeben worden. Mit einer außerordentlich starken Reduktion des Barvorrats ging eine ungewöhnlich hohe Belastung des Portefeuilles Hand in Hand. War schon in den Parallelzeiten der beiden Vorjahre die Minderung des Barvorrats auffallend groß, so ist die Schwächung in diesem Jahre trotzdem noch erheblich bedeutender. Nicht weniger als 2,3 Millionen Pfund Sterling wurden dem Barvorrat entzogen, d. i. noch um 200 000 Pfd. Sterling mehr als vor Jahresfrist. Ganz abnorm aber ist das Anschwellen des Portefeuilles, das um annähernd 6.3 Millionen Pfund Sterling die vor Jahresfrist durch Wechsel an das Institut gestellten Ansprüche übertrifft. Diese bedeutenden Anforde rungen konnten nur zu einem Teile dadurch wett gemacht warden, daß die P r i v a t g u t h a b e n die allerdings sehr kräftige Steigerung um 4,6 Millionen Pfund Sterling erfuhren, während im Vorjahre Ent nahmen von 1.2 Millionen Pfund Sterling zu ver zeichnen waren. Auch das Konto der Staats - guthaben hat sich etwas günstiger als vor Jahresfrist entwickelt. Der Effekt der diesmaligen Verschiebungen tritt in dem scharfen Rückgang der Totalreservc um 2.9 (i. V. 2.7) Millionen Pfund Sterling in die Erscheinung und zugleich in dem Verhältnis der Reserve zu den Passiven, das sich um nicht weniger als 12 Proz. verschlechtert hat, während in der korrespondierenden Zeit des Jahres 1912 bei dieser Relation nur eine Reduktion um 5% Proz. festgestellt worden war. Börsen- nnd Handelswesen. Br Dresdner Börsenwoche. Die Dresdner Börse war in der abgelaufenen Berichtsperiode nur wenig beschäftigt, was wegen der Abneigung der Spekula tion, vor den Feiertagen noch neue Käufe vorzu nehmen, nicht wundemehmen wird. Im allgemeinen hielten sich die Kurse der Dividendenwerto auf der Höhe der Vorwoche. Der Fondsmarkt verkehrte in ruhiger Grundstimmung. Wesentliche Kursveränderungen wiesen auf: Löbauer Bank -—114. Zwickauer Straßen bahn Stammaktien 4- 1%, Rockstroh & Schneider 4- 2%, Hartmann —- 2. Werkzeugmaschinen Union 4- 4, Schladitz Stammaktien — 4, dergl. Vorzugs aktien — 6, Wanderer — 1%, Ernemann -j- 3, Ica — 2%, Thodeschc Papier Stammaktien + 5, Zell stoffverein -1- 6, Rosenthal Porzellanfabrik -1- 2, Chemische Fabrik v. Heyden — 114, Englische Sicherheitezünder 4- 3 Proz. * Prolongationssätze der Berliner Börse am 27. De zember. Diskonto-Kommandit 0,925 Rep., Deutsche Bank 1,05 Rep., Dresdner Bank 0,65 Rep., Handels- Anteile 0,6875 Rep., Komm.- u. Diskonto-Bank 0,525 Rep., Darmstädter Bank 0,40 Rep., Nationalbank 0,60 Rep., Schaaffhausen 0,475 Rep., Oesterr. Kredit- Akt. 1 Rep„ Franzosen 0,8125 Rep., Lombarden 0,125 G. Rep., 4proz. Ungarische Kronen 0,025 Rep^ 1902er Russ. Anl 0,10 Rep. Alles mit Courtage. Bank- nnd Geldwesen. * Dresdner Bank. Das Institut macht nunmehr durch Zirkular bekannt, daß der bisherige Direktor seiner Leipziger Niederlassung, Herr Dr. jur. Victor von Klemperer, in gleicher Eigenschaft in die Direk tion der Dresdner Niederlassung eingetreten ist. Die Leitung der letzteren besteht nunmehr aus den Herren Konsul Max Reimer und Dr. jur. Victor v. Klemperer. * Mitteldeutsche Bodenkredit-Anstalt in Greiz und Frankfurt a. M. Laut Bekanntgabe im An zeigenteil werden am 5. Januar 1914 3 000 000 dft 4liproz. Grundrentenbriefe Reihe VI zum Kurse von 99,25 Prox. zur Zeichnung aufgelegt. Den Grundrentenbriefen ist für das Fürstentum R?uß ä. L. die Mündelmäßigkeit verliehen worden. Zeichnnngsanmekiungen nehmen am hiesigen Platze die Commerz- und Dis- co n t o - Bank Filiale Leipzig und das Bankhaus Hammer & Schmidt entgegen. * Das Bankhaus E. Calmann in Hamburg gibt im Anzeigenteil bekannt, daß der Kalender 1914 für Besitzer von Wertpapieren zur Aus gabe gelangt ist. nnd gratis von der Firma versandt wird. * Rumänische 4proz. amortisierbare Rente von 1910. Die Nummern der ausgelosten Obliga tionen werden im Anzeigenteil bekanntgegeben. Außerdem wird dort eine Restantenliste ver öffentlicht. * Die African Banking Corporation erzielte in dem am 30. September beendeten Geschäftsjahr ein schließlich 17 761 Pfd. Sterl. Vortrag einen Brutto gewinn von 247 684 Pfd. Sterl. Hieraus kam eine Dividende von 8 (i. V. 7) Proz. zur Verteilung. Als Vortrag verbleiben 21 193 Pfund Sterling. * Eine neue Anleihe der Stadt Moskau in Höhe von 35 000 000 Rubel ist geplant. Es soll die Ge nehmigung zur Ausgabe Dachgesueht werden. Montangewerbe. * Braunkohlen-Abban-Verelji Zum Fortschritt in Meuselwitz. Nach einer Mitteilung der Verwal tung läßt sich über die Dividende infolge der starken Konkurrenzkämpfe noch nichts sagen, da diese Umstände diesmal größere Rückstellungen ver langen. Die Verwaltung glaubt aber, daß die Divi dende unter die des Vorjahres nicht herab gehen wird. Für 1912 wurden auf die Stamm aktien 6 Proz. und auf die Priorität*-Stammaktien 10 Prnz. Dividende verteilt, * Prehlitzer Braunkohlen-Akt.-Gea. in Meusel witz. Wie von zuständiger Seite verlautet, war der Geschäftsgang im laufenden Jahre bei dem Unternehmen trotz der durch die Auflösung des Syndikate hervorgerufenen Minderpreise derartig, daß auf ungefähr die gleiche Dividende wie im Vorjahr (Prioritätsaktien 25 Proz., Stammaktien 15 Proz.) gerechnet werden kann.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)