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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 06.07.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-07-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110706021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911070602
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911070602
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-07
- Tag 1911-07-06
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Monat
1911-07
-
Jahr
1911
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- schlosse«, beim landwtrtschaftlicben Treditverein« ein Darlehn von 1K 000 aufzunenmen, da» mit 4 Proz. jährlich verzinst und binnen 20 Jahren getilgt werden soll. Da die neue Orgel eine erhebliche Bereicherung und Verschönerung der Kirche darstellt, hat der Rat beschlossen, gegen die Aufnahme des Darlehn» keine Bedenke,« zu erheben. * Neuer Assistenzarzt. Der in Aussicht genommene neue Leiter der chirurgifkben Abteilung an St. Jakob, P ofeffor l)r. Payr, bat gebeten, für die chirurgische Abteilung eine gehobene Ajsistenzarztstelle zu schaffen. Dieser Wunsch «st als berechtigt anzuerkennen. Die letzte Vermehrung der Zahl der Assistenzärzte an der chirurgischen Abteilung sand statt Anfang Februar 1909, und zwar hauptsächlich deshalb, weil die da mals vorhandenen Assistenzärzte nicht ausreichten, um den Äufnahmedienst schnell zu erledigen. Da mals wurde sowohl bei der medizinischen w,e bei der chirurgischen Abteilung je ein Assistenzarzt neu erngestellt. Seitdem hat die Belegung der chirurgi schen Abteilung und damit auch der allgemeine ärzt liche wie Aufnahme-Dienst ganz erheblich zugenom men. Die tägliche Durchschnittszifjer betrug in den drei Jahren 1908 10 — 311, 3.34 und 380 Kranke und stieg innerhalb der Zeit vom 1. Januar bis 31. Mai 1911 auf 441. Die zeitweiligen Höchstbelegungs riffern waren naturgemäsz entsprechend höher. Die Arbeit ist also für das ohnehin nicht zahlreiche Arzt personal ganz erheblich gewachsen. Da Professor Payr am 1. Oktober die Leitung übernimmt, so soll die neue Stelle mit 1000 ./t jährlichem Gehalt; außer dem sreier Station von die,em Tage ab errichtet werden. Der neue Assistenzart wird voraussichtlich nicht Wohnung im Krankenhaus bekommen. — Ferner sollen in Rücksicht auf den stetig wachsenden Umfang des ärztlichen Dienstes dein ersten städtischen Assistenten der chirurgischen, medizinischen und der matologischen Abteilung nach dem Beispiel anderer großer Krankenhäuser der Titel Oberarzt verliehen und ihnen eine Zulage von 300 jährlich bewilligt werden. L. Billige Sonderzüg« nach Wien. Auch in diesem Jahre werden anläßlich des Beginns der großen Ferien, und zwar Donnerstag, den 13. Juli, und Dienstag, den 15. August, wiederum je ein Sonderzug zu ermäßigten Preisen von Leipzig (Dresdner Bahn hof) nach Wien mit Anschluß noch V u d a p e st ab gelassen. Die Abfahrt erfolgt an beiden Tagen ad Leipzig 3 Uhr 15 Min. nachmittags und die Ankunft in Wien (Nordivestbahnhos) am folgenden Tage 6 Uhr 12 Min. vormittags, ^n Tetschen ist eine drei viertelstündige Pause für die Zollrevision und zur Einnahme des Abendbrots vorgesehen Zu diesen Zügen werden Rückfahrkarten mit zweimonatiger Geltungsdauer ausgegeben. Sie kosten von Leipzig nach Wien 51,80 in 2. und 32,70 in 3. Klaffe und nach Budapest 81,60 bzw. 47,60 Ut. Der Ver kauf der Sonderzugskarten beginnt am 6. Juli und wird am 10. Juli, inittags 12 Uhr zum ersten Son- aerzuge geschloffen. Für den zweiten Sonderzug be ginnt der Fahrkartenvcrkauf am 8. August und endet am 12. August. Die Fahrt bis Wien erfolgt mit dem Conderzng«; ab Wien bis Budapest kann di« Weiter fahrt über Gänserndorf—Marchegg oder Bruck— Kiralyhida oder Stadtlau—Marchegg ausgeführt werden, und zwar berechtigen di« Fahrkarten 2. Kl. zur Fahrt mit allen fahrplanmäßigen Zügen und die Karten 3. Kl. mit gewöhnlichen Personenzügen. Auf der Rückfahrt ist Fahrtunterbrechung wiederholt ge stattet. Reisegepäck wird nur bis Wien direkt ab gefertigt; Freigepäck wird nicht gewährt. Der zoll- amtlichen Behandlung des Gepäck» in Tetschen hat der Reisende persönlich beizuwohnen. * Rücksichtsloser Radler. Heute früh in der 8. Stunde ist die 32jährige Arbeiterin Elisabeth Therese Schrei ter, Elisenstraße 57 wohnhaft, an der Kreu zung der Blücher- und Berliner Straße von einem Radfahrer umgeriffen und ain Kopfe schwer ver letzt worden, >o daß sie ins Krankenhaus gebracht werden mußte. L-r. Bewußtlos aufgefunden. In den Promenaden anlagen am Fleischerplatze wurde heute vormittag »in etwa35Jayre alter Mann unter krampsähnlichen Erscheinungen bewußtlos aufgefunden und durch Vorübergehende in die Feuerwchrhauptwache ge tragen. * Lebensmüde. Erschaffen hat sich heute vormit tag im Stllnzer Park ein 47jähriger Feuerwehrmann aus dem Gerichtsweg. Der Grund der Tat ist un bekannt. - In Brand geraten. In einein Fabrikgrund stück in der Wittenberger Straße 10 gerieten heute nacht in der dritten Stunde eine Partie Briketts in Brand. Die Feuerwehr beseitigte bald jede weitere Gefahr. p-r Gefahren der Straße. An einem Wohnge bäude Ecke Zschocbersche- und Schmiedestraße in L.» Plagwitz löste sich gestern abend ein größeres Stück voin Fenstersims und fiel aus beträchtlicher Höhe auf die Straße, zum Glück ohne jemand zu verleben. Zur weiteren Sicherung für den Straßenverkehr sperrte man den Teil vor dem Hause ab und rief die Feuerwehr herbei, die den übrigen Teil des Simses, der ebenfalls sehr locker war, abhackte. Leuchtaavvergiftung. Ein in der Krerzzstraße wohnhafter 20 Jahre alter Handlungsgehilfe suchte sich in seiner Wohnung mittels Leuchtgas zu ver giften. Der Mann, der in seinem Bett bewußtlos aufgefunden wurde, mußte in das Stadtkrankenhaus gebracht werden. Ueber den Grund zu der Tat ist nichts bekannt. * Ein sauberes Trio. In Haft kamen ein 18 Jahre alter Marlthelfer, ein 23 Jahre alter Reisender und ein 25 Jahre alter Schreiber. Der Markthelfer war in einein hiesigen größeren Kolonial warengeschäft in Stellung und stahl dort nach und nach Waren, wie bisher festgestellt wurde, für etwa 600 .41, jedoch dürfte sich der Wert viel höher be laufen. Der Reisende und der Schreiber fertigten dann mit Schreibmaschine Offerten an und gaben sich selbst als Geschäftsinhaber aus. Sie lieferten dann die Waren in.Posten an Kunden. Die Beute ist gleich aus dem Geschäft weagefahren worden. Die eingeleitete Untersuchung wird ergeben, inwie weit sich Personen der Hehlerer schuldig gemacht haben. * Ein Anonymus, der sich am 29. Juni über hier auftretende Darlehns- und Kautionsjchwindler »christlich beklagt hat, wird ausgefordert, sich zu einer Unterredung in der Kriminalabteilung des Polizei amts, Zimmer 110, zu melden. * Jugendlicher Dieb und Durchbrenner. Gin 15 Jahre alter Laufbursche aus Adorf, der sich auf einem hiesigen Bahnhof durch größere Geldausgaben verdächtig machte, wurde von einem Schutzmann fest genommen. Wie sich herausstellte, hatte der Bursche noch über 150 ./i Bargeld bei sich, das er nach seinen eigenen Geständnis bei einem Produktenhändler in Zangenberg gestohlen hatte. * Das Wiedersehen auf dem Schiitzenfestplatze. Vor etwa drei Wochen wurde einem hiesigen Privat mann in einem Lokal im Brühl das Portemonnaie mit einem ansehnlichen Geldbeträge gestohlen. Gestern traf der Bestohlene die Person, die er damals verdächtigt hatte, auf dem Schützenfestplatz wieder und ließ sie festnehmen. Der Festgenommene, ein 40 s Jahre alter Heizer aus Arnstadt, mußte schließlich c auch zugeben, den Diebstahl ausgeführt zu habon. Das Geld batte er noch an demselben Abend tu leicht- > sinniger Gesellschaft vertan. " 2" Verwahrung der Kriminalpolizei bs^ .det sich ein elegantes Damen-Opernglas mit vergoldetem G«,1ell und Perlmuttereinfaffung. Im oberen Teil ist eine französische Firmenbezeichnung. Das Glas hat ein 20 Jahre alter Mann zum Versatz gebracht, der es dann im Stiche ließ, als er sich ausweisen sollte. Der Unbekannte ist von mittlerer, schlanker Gestalt und war mit dunkcm Jakettanzug bekleidet. Der Eigentümer des Glases kann sich bei der Kriminalpolizei melden. * Einbrüche und Diebstähle. Gestohlen wurde aus einem Garderoberaum eines Geschäfts in der inneren Stadt ein goldner Ring und mehrere Geld beträge; aus einer Wohnung in der Wurzner Straße zwei weißleinene Bettüberzüge mit Blumenmuster, mehrere weißleinen Männerhemden und verschiedene tleinere Wirtschaftsgegenstände; von einem Wagen platz an der Eichendorffstraße ein blaugestrichener zweirädriger Handwagen ohne Kastenaufsatz; während einer Eisenbahnfahrt von Dresden «rach Leipzig einem Herrn aus der Toilettenabteilung eines Wagenabteils 11. Klaffe ein goldner Trauring mit der Gravierung „8. V. 30.10.92" und drei Brillantringe im Gesamt werte von 640 auf dem Schützenplatz mittels Taschendiebstahls eine goldne Herrenuhr nebst goldner Kette mit anhängender silberner Münze, auf der sich ein Bergwerkswappen befindet. — Auf gleiche Weise ist in L.-Connewitz einem Dienstmädchen eine goldne Damenremontoiruhr gestohlen worden. * Unter dem Straßenbahnwagen. In der Haupt straße in Stötteritz wurde gestern ein 5 jähriger Knabe durch eigene Unachtsamkeit von einem Nlotor- wagen umgeriffen und kam unter die Schutzvorrich tung zu liegen. Da es dem Motorwagenführer ge lang. seinen Wagen schnell zum Halten zu bringen, blieb der Knabe fast unverletzt. * Ein Lebensmüder. Wegen körperlicher Leiden hat sich gestern in seiner Wohnung in der Friedrichstraße ein 70jähriger Invalide erschossen. I-. Markranstädt. Der Stadtrat hat beschlossen, dem Ratsregistrator Paul Braun in Anerkennung seiner amtlichen Leistungen den Titel Ratssekretär zu verleihen. — Die Sparkasse vereinnahmte im Juni 2"81>50,05.4i und zahlte 166 618,72 ./i zurück. — Bei dem Polizeimeldeamt kamen im Juni 153 Per sonen zur An- und 144 zur Abmeldung. Die Stadt zählte am 1. Juli 8296 Einwohner. Kus LrnUen. * Leisnig, 6. Juli. (Tödlich verbrannt.) Das 14 jährige Mädchen Lina Jahn von hier kam beim Arbeiten am Kochherde dem Feuer zü nahe. Die Kleider fingen Feuer und das Mädchen erlitt so schwere Brandwunden, daß es starb. * Lichtenstein, 6. Juli. (300jähriges Be stehen.) Die Fleischerinnung Lichtenstein-Callnberg und Umgegend kann am 9. Juli d. I. auf ein 300- jähriges Bestehen zurückblicken. * Lengenfeld, 6. Juli. (Die Gesamteinnahme des Partfestes) beträgt ungeiühr 19500 .M Un kosten sind in Höhe von rund 13 000 entstanden, so daß man mit einein Reinertrag von etwa 6000 bis 7000 4 rechnen kann, d. i. weit mehr als der doppelte Betrag des vorigen Parkfestes. * llntersachsenberg b. Klingenthal, 8. Juli. (Doppelunfall.)' Hier stürzte die Maurersehr- frau Meine! die Bodentrevpe herab, während st« «hr dreijähriges Enkelkind auf dem Rücken trug. Das Kind war auf der Stelle tot. * Klingenthal, 6. Juli. (TödlicherUnfall.) Im Begriffe, an einem Graben eine Rute abzuschnei den, glitt im Ortsteile Ziegenrück der 14jährige Franz Riedel aus. Dabei drang ihm das Messer ins Herz, durchschnitt die Schlagader und führte durch innere Verolutung den Tod herbei. * Klingenthal, 6. JnN. Tin Blum en tag »- fiasko) hat man am Se-r^te-g hier erlebt. Der Glockenblumentag hat a- U».'ostcn 9000 .zr verursacht, dagegen nur 7000 eingebracht. Es ergibt sich somit ein Defizit von 2000 * Riesa, 6. Juli. (Wahl auf Lebenszeit.) Bürgermeister Dr. Scheider, der seit 1. August 1908 hier amtiert, wurde in gemeinschaftlicher Sitzung der städtischen Kollegien auf Lebenszeit gewählt. * Löbau, 6. Juli. (Tod im Wundstarrkrampf.) 2n voriger Woche verletzte sich die Fabrikarbeiterin Berta Meurich von hier an der rechten Hand. Die anscheinend ungefährliche Quetschung nahm aber einen so gefährlichen Verlauf, daß gestern das junge Mädchen am Wundstarrkrampf verschieden ist. * Löbau, 5. Juki. (Amtshauptmann von Poleuz) in Löbau ist vom 13. Juli bis zum 9. August sowie vom 18. bis -um 23. Seotember d. Z. beurlaubt. Während der angegebenen Zetten wird Herr v. Polenz durch Regierungsamtmann Gras Vitzthum v. Eck st ä d t in Löbau vertreten werden. * Bautzen, 5. Juli. (Beim Bade« ertrun ken) ist in Kirschau der Cohn des Hausbesitzers August Paul in der Spree. Tsseslhronik. Der verschwunden« Landgerichtsdirektor. 1. Bad Kisfiugeu, 6. Juli. Seit mehr als vier zehn Tagen ist der Landgerichtsdirektor Frbr. von Harsdorf aus Nürnberg, der in Kisstngen zur Kur weilte, spurlos verschwunden. Der als reicher Mann bekannte und sehr kurzsichtige Herr hatte am 17. Juni unter Mitnahme einer bedeuten den Geldsumme, einer goldenen Uhr und seiner Pre tiosen seine Wohnung verlassen. Am 20. Juni machte seine Hauswirtin dem Städtischen Polizeiamt die Mitteilung von dem Verschwinden ihres Mieters, doch die Polizei muß wohl anfangs der Sache keine Bedeutung beigelegt Haden, denn erst am 23. Juni benachrichtigte sie die Staatsanwaltschaft und die Gendarmerie. Inzwischen konnten natürlich etwaige Spuren, die Anhaltspunkte für das Verbleiben des Vermißten hätten geben können, leicht schon ver wischt sein. Die Gendarmerie suchte zwar mit Hilfe zahlreicher Schulkinder die Wälder und Gebüsche ab, ließ auch durch Fischer und Bauern die Saale und ihre Ufer durchforschen, jedoch vergeblich. Es ist nicht ausgeschloffen, daß dem an Blut wallungen nach dem Kopfe leidenden Herrn auf einem Spaziergang an entlegener Stelle ein Schlag anfall getroffen hat, doch glauben viele auch, daß er das Opfer eines Verbrechen» geworden sei. Dl- Weimar, 8. Juli. (Alexandra Hummel), die Spielgefährtin von Goethes Enkeln, ist gestern nach langem Leiben im 87. Lebensjahre gestorben. Utzberg, 8. Juli. (AusFurchtvorStrafe) ging ein etwa 21 Jäher alter Dienstknecht freiwillig in den Tod. Der jung« Mensch hatte gemeinschaftlich mit anderen auf dem Weinberge Baumfrevel verübt. Als die Sache ruchbar wurde, macht« der Knecht sei- nem Leben durch Erhängen in der Scheune ein Ende. Roda, 5. Juli. (Glücklicher Z»fall.) Am Sonntag verlor ein« Dam« aus Jena im Zug« von Jena nach Roda ein in Zeitungspapier eingewickeltes Paket Wertpapiere im Wert« von 1500 Der Ver lust wurde nach Station Papiermühle gemeldet, doch hatte ein Schaffner das unscheinbar« Päckchen, in der Annahme, es sei ein leeres Papier,, aus dem Zuge geworfen. Glücklicherweise fand ein Bahnarbeiter Li« Wertpapiere und lieferte fi« ab. Triptis, 5. Juli. (Schenkung.) Kommerzien rat Gretschel, der Direktor der Porzellanfabrik, hat aus Anlaß des Besuchs des großherzoglichen Paares der Kleinkinderbewahranstalt 5000 geschenkt, nach dem er erst vor einigen Monaten zu demselben Zwecke 10 000 -N gestiftet hatte. Heringen a. d. W., 5. Juli. (Celbstmordauf dem Tanzboden.) Große Aufregung gab es am Sonntag auf einem Tanzvergnügen, als d«r Vater eines Tanzlustigen erschien, um seinen Sohn mit der Peitsche aus den Armen der Geliebten zu treiben. Der Sohn, dem di« Ueberraschung allem Anscheine nach nicht ganz unvermittelt kam, zog einen Revolver aus der Tasche und schoß sich eine Kugel durch den Kopf. Er war sofort tot. Allendorf (Werra), 8, Juli. (Tot im Brun nen.) In Ellershausen stürzt« der 12 Jahr« alte Sohn des Holzhauers Noak in den ordnungsmäßig zugedeckten Gemeindebrunnen und ertrank. Der Jung« hatte versucht, die den Brunnen deckende Eisen platte mit «inem Stück Holz zu h«b«n. Er konnte die Platte nicht halten und stürzt« in die Tiefe. Lichtenfels, 5. Juli. (Selbstmord.) Hier hat sich der Gendarm Joseph Schwarz mit seinem Dienst gewehr erschossen. Eisenberg, 5. Juli. (Ein Prozeß um SO 000 Mark) erregt im benachbartrn Caaschwi» großes Aufsehen. Beim Abbruch eines alten Backofens fand «in Einwohner ein in einer Blechkapsel verwahrtes Schreiben, nach dem der Eigentümer des Backofens von zwei mit Namen genannten Ortseinwohnern od«r deren Nachkommen 60 000 bzw. 30 000 zu fordern habe. Wirklich hat auch der Besitzer des Schein» Klage gegen die Nachkommen angestrengt. Nach Lage der Sache scheint der Prozeß jedoch wenig Aussicht auf Erfolg zu haben. Eilenburg, 6. Juli. (ZumBSchfruschützen- könig) schoß sich gestern der Restaurateur Klinge und zum König der Bogenschützen der Postdirektor Lehmann. Beide Majestäten „regieren" für Las Re gierungsjahr 1911/12. Georgswalde, 6. Juli. (Da»Alt«rde »Kell nerinnen.) Mit 1. Juli trat eine von der Schluckenauer Bezirkshauptmannschaft zur Hebung der Moral in unserem Grenzorte herausgegebene Ver ordnung in Kraft, der zufolge in den Gast- und Schanklokalen nur mehr Frauenspersonen, die zum Hausstande gehören, oder solche, die mindestens 50 Jahre alt sind zm» Gästebedienen verwendet werden dürfen Duz, 6. Juli. kDcn Bruder erschossen.) Hier wollte der 18jährige Försterssoh« Lepnik eine/ in der Nähe schreiende Eule schießen; er stürmte mit dem geladenen Gewehr ins Freie. Sein bjähriger Bruder lief ihm voraus. In der Haustüre verfing sich der Gewehrriemen und al» sich der jüngere Bru- der umsah, krachte ein Schuß und da» Kind stürzt«, in die Stirne getroffen, tot zu Bod«n. Ans Verzweiflung flüchtete der durch einen unglücklichen Zufall zum Brudermörder Geworden« und konnte bis jetzt noch nicht gefunden werden. Lübeck, 6. Juli. (St ist»«,.) Die Mit glieder des Deutschen Schulschiffvereins stifteten 80 000 für das Schulschiff „Prinzeß Eitel Friedri ch". Die volle Bausumme von 600 000 «« ist nunmehr durch freiwillige Spenden aufgebracht worden. Hamburg, 6. Juli. (Unterschlagungen.) Der Prokurist einer Lotteriefirma unterschlug im Laufe der letzten Jahre etwa 250 000 Er fälschte Sparkassenbücher sowie andere Urkunden und ver deckte die Fälschungen durch falsche Eintragungen in die Bücher. Als er sich entdeckt sich, verschwand er plötzlich. Gestern abend wurde seine Leiche aus der Alster gezogen. Stargard, 6. Juli. (TypHus « pidemie^ Zn der Irrenanstalt Konradstein ist di« Zahl der an Typhus Erkrankten jetzt auf 58 gestiegen. Von den Erkrankten find vier gestorben. Der pulslchlag üer Grüe. Ein zeitgemäßes Kapitel aus der Meereskunde. Von Dr. 2- Wiese. lNach-ruck vervolen.) Eine der erhabensten und großartigsten Erschei nungen des Ozeans sind die Gezeiten, oder, wie sie der Bewohner der deutschen Nordseeküste nennt, die Tiden. Vielleicht üblicher ist der 'Name Ebbe uuo Flut. Worin bestehen nun Ebbe und Flut, die die Alten so vortrefflich als den „Pulsjchlag der Erde" kennzeichneten? Suchen wir. ehe wir den anscheinend so geheimnisvollen Vorgang erklären, ihn zunächst einmal zu schildern. Wer auch nur einmal das Glück gehabt hat. einige Tage an der Küste der Nordsee oder des Atlantischen Ozeans zubringen zu können, dem bleibt der beständig« Wechsel zwischen den hohen und tiefen Wafferständen des Ozeans unvergeßlich. Sowohl der Küstenbewohner, den der Beruf als Echiffsmann oder als Fischer auf das schwankend, Element hinausführt, als auch der Binnendewohner. der zur Kräftigung seiner Gesundheit einige Zeit am Ufer des Meeres verweilt, verfolgt diese Erscheinung mit großer Aufmerksamkeit; und unter den Annehm lichkeiten die das Seebad bietet, nimmt das regel mäßige Schwanken des Wasserspiegels eine der ersten Stellen ein. In jedem Hausflur hängt eine Flut tabelle, aus der die Zeit der höchsten Flut und der niedrigsten Ebbe für jeden Tag zu entnehmen ist, und mit aufmerksamer Berechnung wird die Stunde bestimmt, zu der man am beste« den Gang zum Badestrand unternimmt; denn die wirksamste» Bäder sind die bei wachsender Flut, wo die Wellen schäumend und brausend auf den entblößten Rücken herlinterstürzen. Und da»n in d'r 'lwischenzeü. welck. nnterhrltendes Spiel, dieses Steigen und Fcllen! Wie interessant, wenn die Wellen non unsichtbarer Gewalt im Zaume aebalten, si-h maßiaen. wenn das Wasier lick, allmählich vom Ufey entfernt und bei flacbem Meereshaden eine Sandbank nach der anhern zum Borsch-in kommt: m-nn die mm Sck'icst de« Usery erbauten steinernen Buhnen sich tief hinab ent blößen nnd groben und kle'nen Naturforschern in Ihren zahllosen Ltzch-rn und Sn'ltru reichliche Beute an Muscheln und S^necken Krebsen nnd anderem seltt"men Getier aemähren! Doch bald drängt dm, W"ff«r leise rückwärts, und die nussließenden Ge wässer des Festlandes geraten mit ihm in Streit. Immer mächtiger schwillt die Flut an, drängt den schwachen Gegner ohne Mühe zurück und zieht endlich triumphierend zu allen Toren des Landes ein. Die kahlen Sandbänke sind nun wieder verschwunden; die Austern- und Krabbcnsucher, sowie die Strand spaziergänger haben längst die Flucht ergriffen und sich hinter den Deichen und Dämmen geborgen; die Inseln sind wieder auf die Hälfte ihres Umfangs zusammengcschinolzen; Landstückc, die eben noch mir dem Festlande verbunden waren, lösen sich und wer- den zu Inseln, die Hafendämme, vorher riesengroß, erscheinen wieder klein und unbedeutend. Die Schiffs steigen auf den schwellenden Wassern wieder hoch empor; Gräben, die einige Stunden vorher kaum ein Boot zu tragen vermochten, sind jetzt selbst für große Fahrzeuge schiffbar. Wo zur Zeit der Ebbe die Postkutsche über da» Watt landeinwärts fuhr, da wogt jetzt die schäumende Flut. Nun wird in allen Schiffen und an allen Ufern gerüstet. Schiffe aller Art suchen mit der herankommenden Flut in die Mün dung der Flüsse zu gelangen, andere warten auf die abziehenden Gewässer, die sie von der Küste weg nach dem offenen Meere bringen sollen. Und wer ist denn der Urheber dieser so regel mäßigen, überall an der Meeresküste beobachteten Erscheinung, dieses Vorganges des Zurückwcichens und Wiederkommens der Wassermaffen, dieses Sin- kens und Steigens, daß sich zweimal innerhalb 24 Stunden wiederholt, so daß sich in dieser Zeit zweimal die Flut oder das Hochwasser und zweimal die Ebbe oder das Niedrigwasser cinstellt? Es ist der Mond, der ..gute Mond"; er geht so stille, wan delt friedlich seine Dahn und wälzt doch täglich mit gewaltiger Kraft nnd riesiger Schnette mehr denn 100 Kubikmeilen Wasser rings um den Erdball herum. Schon die Alten erkannten, daß an jedem Tage die Flut etwa 50 Minuten später eintritt als ani vor hergehenden und ebenso der Mond 50 Minuten sväter den höchsten Punkt seines Bogens über dem Horizont erreicht. Ferner sah man. daß. wie der Mond im Laufe eines Monats seine Gestalt wechselt, innerhalb derselben Zeit sich regelmäßig auch die Höh« der Flut ändert. Ebenso schien die letztere be einflußt durch die Bewegung der Sonne, da die Tag- nnd Nackstoleick>en im Frühling und Herbst stets von einer sehr heftigen Flut begleitet sind Dieses Zu sammentreffen der Ers-hei-cunoon des Meeres mit den Bewegungen von Mond und Sonne ist so guifallend, daß man einen Zusammenhang zwischen beiden ab leiten mußte, Und in der Tat. was schon im Alter tum oeruuttet wurde, ist durch die Forschungen von 'Newton und Laplace wissenschaftlich begründet wor- deil, nämlich daß die Gezeiten eine Folge hauptsäch lich dex Anziehungskraft des MocrLes, teilweise auch der unserer Sonne sind. Zum Zeichen, daß sie diese Anziehungskraft des Mondes fühlt, erhebt sich die Erde in ihren beweglichsten Teilen, dem Wasser, täglich zweimal zu den befreundeten Himmelskörpern. Zur Zeit des Neumonds und Vollmonds, wenn in folge der Stellung des Mondes und der Erde dre An ziehungen der beiden Himmelskörper vereinigt wirken, entstehen besonders hohe Flutwellen, die man Springfluten nennt, während bet den soge nannten 'Rippfluten zur Zeit des ersten und letzten Mondviertels die Flutwelle wieder hochsteigt. Stürme ändern das gewöhnliche Verhältnis zwi schen Ebbe und Flut wesentlich; die Ebbe ist dann weniger bemerklich, währecU) die Flut ihre gewöhn liche Höhe bedeutend überschreitet. Stürme aus Nordwest erzeugen oft mit verheerendr Gwalt auf tretende Sturmfluten und sind deshalb an der deut schen Nordseeküste sehr gefürchtet. So einfach sich nun auch die Erscheinung der Flut und Ebbe der Hauptsache nach erklären läßt, so er leidet sie doch infolge verschiedener Nebenumständc die mannigfaltigsten Veränderungen und Gestaltun gen und wird dadurch eine der kompliziertesten Er scheinungen unseres Erdballes. In manchen Meeren steigt das Wasser gewaltig, so in der Fundybac, Nordamerika, um mehr als 20 Meter, bei St. Malo im Kanal um 15 Meter, bei Brest um 6 Meter. In der Nordsee beträgt die Höhe der Flut bei Helgolcuitz 2 Meter, an der Mündung der Elbe und 'Weser 4 Meter. Die inselumrahmten Mittelmeere sind durch schwache Tiden gekennzeichnet, so das amerika nische. das bei Jamaika nur 30, bei Colon 50, Vera Cruz 60 Zentimeter erlangt. Da^ austral-asiatische erreicht nur selten über 2 Meter: diese beiden Mittel meere zeigen aber eine merkwürdige Verwandtschaft darin, daß stellenweise die Wirkungen der täglichen Ungleichheit so mächtig werden, daß darüber die halbtägigen Tiden sich beinahe ganz in eintägige Tiden verwandeln. Das sind die alibcrühmten Eintagssluten des mcrikanischen Golfs und des Gol fes von Tongkina. die ibresöglciiben an den europäi schen oder westamerikanischen Küsten nickst finden: ein geographischer Unterschied der sebr schwer auf zullären i-'in dürste. Es scheint, als wenn hier stehende Wellen im merikonischen Golf sowohl, wie in der sogenannten Chinasee sich über die vom öst- > (ichen Ozean ein dringende» Tiden überlagern, also Interferenzen bilden. Abgeschloffene Meeresbecken zeigen geringe Ge- zeiten. Im Mittelmeer betragen sie 30 bis 50 Zenti meter. im Michigansee nur höchstens 7 Zentimeter. Die Ostsee, das schwarze und weiße Meer n. a. mehr sind gänzlich frei davon. Bisweilen dirngt die Flut in die Mündung größerer Flüsse oder schmaler Meeresbuchten zu großer Höhe herein. Am Ama zonenstrom ist der Einfluß der Gezeiten 800 Kilo meter landeinwärts zu bemerken. Dieses Riesen gewässer schüttet durch seine weite trompetenförmige Mündung unermeßliche Waffermaffen in das atlan tische Becken. Mit gewaltiger Strömung drängen die süßen Fluten des Königs der Ströme die salzigen Wellen de« Meeres zur Seit«, bi» auf der wetten Fläche des Ozean» die Flui heranrollt nnd dem Strom sich entgegenwirft. Anfang» scheint der letz tere zu siegen. Doch^der unsichtbaren Gewalt, der die Flutwelle folgt, vermag auch er nicht zu trotzen. Mehr und mehr vereinen sich die Wogen des Meeres zur feindlichen Macht und dringen schließlich mit einem Gebrüllt, das 1A- Meilen weit hörbar ist, in die Mündung hinein. Wenn bei günstiger Stellung von Sonne nnd Mond die fluterzeugende Kraft ihre größte Wirknna entfaltet, erhebt sich am Ausfluß eine gegen 10 Meter hohe Wasserwand. Donnernd, wie ein riesiger Wasserfall, schreitet sie mit der G«. schwindigkeit des von der Sehne geschnellten Pfeiles den Strom hinan, überrollt, zerschmettert, was sich ibr in den Weg stellt. Nur da, wo der Fluß sich vertieft, senkt sich die Stelle, verschwindet wohl dem Äuge auch gänzlich, taucht jedoch plötzlich jenseits der Stelle aufs neue hervor, um tosend und schäu mend weiter z» ziehen. A.-ngstlich flüchtet sich der Schiffer an diese Sicherheitspunkte. Esparas ge nannt. nnd setzt seinen Weg erst nach Vorüberzuq de« gefäbrlichcn Gastes mi der fort. In die Elbe dringt die Flut 100 Kilometer weit ein. Die Hafenstädte Hamburg, Bremen, New Park würden nicht solche Bedeutung als Handelsstädte haben erreichen kön nen, wenn nicht die Flut in den Unterlauf der «ro ßen Flicste dringen würde, an denen sie legen. Die ses Stück, das unter dem Einfluß der Gezeiten steht, nennt man Nestuarium. Man mißt die Eintrittszeit und Höhx der Gezeiten an zahlreichen Punkten der Erde durch sclbstaufzeichncnden Pegel oder Flut- meffer. Diejenige Stund«, in der bei Flut der höchste Wafferstand erreicht wird, ist die Hafenzeit eines Ort«.
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