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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.07.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-07-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110705020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911070502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911070502
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-07
- Tag 1911-07-05
-
Monat
1911-07
-
Jahr
1911
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BezugS-Preitz Ar LI»,»« »» «««», »«rch »q«, Iraz«, v»h S»»dtt«»r« >»» va»» ,«»rocht A> W. ««»«L,r.7TMt. vt»ri»Uährl. v«t »»I«r» SUUU», «. U». n»hii»«K»U«» «tz»«d»U 1» W. 1-7^— r««r »t«a»ltLhL »«M O»A> »«nerhald votlchland» »>u> o»r »««tlchrn Nolont»» otenrljährl ».» «k.. »»„ü. Urv M«. a»»schl. Poitd«ft«lla»l» 8<rn«r t» Lrlglen, Danrmarl. »«» DoxolUaattn, Ltaltrn. Lur,md»ro. Rt»d«ra»d«, X»r- wr«ei> Orfterr«,ch» U»,ar». RatzUrird. Schwedin Echwrti » Evantr». 2, «II«, üdn,rn Etaat«» <u» dtrrv »»rch dt« (b«Ichütt»lt»ll» d<» BUM»» «rdLÜuch. Da» L*u»»»««r La«»»Ula «ich««, »>«t lägltch. Sonn» ». 8«t«a»g» «u «»rg«». Lbonnemenr—Snnatzm« S»H«»»»«»N,», b«, unieren Ira,««. AUtat««. S»«»U«»«» »nv Ännal>m«ileü«n, lowx PoUämt»r»»»d Brxftta,««. chl»r»r»»rta»l»»i«»» »W. Abend-Ausgabe. ripMtrTaMM s 14 «r kN«n«»ichuch) Lel.-^vschl.i 1««« r-^^ch^!>EHandelszeitung. Amtsblatt -es Aales und des Nolizeiamtes -er 3>ta-t Leipzig. «AI «rhShr. belamt- oftaroühr. 0» U»ftru», tt«m« «lvt «Ulück. »«H»» SM da» Nrichetne» an d«t iamilich«» AU tat« ». aü«» Ännoncrn» »t»<dtti*»« da» 2» »»d La»IaiU>ra a «ch U«,«d»n, 6 »t« Reklame- » AiPI. Reklamen B«t>Srden tm amt. Nr. 184. Minmach. aen s. Zu» ISll. 105. Jahrgang. Die vorliegende Ausgabe umsaßt 6 Seiten. Das Mttellbauduüget norm rnglilthen Unterhaus. Im englischen llnterhause wurde am Dienstag das Flottenbudget der Regierung erörtert. Im Mittelpunkte der Auseinandersetzungen stand die Frage der für den Kriegsfall in Kreuzer zu ver wandelnden Haitdelsschiffe. Die Unionisten be fürchten starke Nachteile für England, wenn andere Mächte in der Lage sind, eine größere Anzahl von Handelsschiffen rasch als Kreuzer verwenden zu können. Diese Befürchtungen, die von Balfour zum Ausdruck gebracht worden waren, suchte der Erste Lord der Admiralität Mac Kenna durch die Be merkung zu entkräften, daß die armierten Handels schiffe in der Berechnung Englands keinen neuen Faktor bilden würden. Zu dieser recht optimistischen Auffassung glaubt sich der Lord auf Grund der Re sultate eines umfangreichen und planmäßigen Er kundungssystems berechtigt. Er konnte naturgemäß nur Andeutungen darüber machen: diese genügen aber doch zur Konstatierung der Tatsache, daß sich die Regierung des Inselreichs der Ergebnisse englischer Spionage wohl zu bedienen weiß. lieber den Ver lauf der Sitzung unterrichtet folgendes Telegramm: London, 4. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Bei der Debatte über das Flottenbaubudget sagte der Unter staatssekretär der Admiralität M a c N a m a r a, daß die britische Flotte, was die Kreuzer für den Schutz der Handelsstraßen ^nlange, sich weit über dem Zwei-Mächte-Standard befinde. — Balfour sprach seine Besorgnis darüber aus. daß die Umwandlung von Handelsschiffen auf hoher See in Kreuzer zu Kriegszeiten in großem Umfange stattfinden könne. — Der erste Lord der Admiralität Mac Kenna sprach in Erwiderung über die Verteidigung der Handelsstraßen unter be sonderer Bezugnahme auf die von armierten Handels schiffen drohenden Gefahren Er glaube ruhig sagen zu können, daß die armierten Handelsschiffe keinen neuen Faktor bildeten. Wenn Großbritannien in einen Krieg verwickelt wäre, so sei es eine der ersten Aufgaben der Flotte, nam Beschützung des Handels und dem Offenhalten der See für di« eigenen Bewegungen, das Meer dem Feind« zu verschließen. Bei den Bemühungen, den Handel des Fein des zu vernichten, würden diese armierten Han delsschiffe besonders ausgesucht, und wie er hoffe, genommen werden. Alles müsse von der Position der m Frage kommenden Schiff« in dem besonderen Zeit punkt abhängen. Die Admiralität tue ihr Bestes, um sich über jedes Schiff orien tiert zu halten, das wahrscheinlich ge fährlich werden könne. Sie treffe Fürsorge, daß angemessene Verteidigungsmittel in sol chen Fällen ergriffen würden. Es sei ihm aber un möglich, die von der Admiralität ergriffenen Maß nahmen zu enthüllen oder zu sagen, wie vollständig ihre Informationen seien, ob nun diese oder jene Macht oder irgendeine Kombination von Mächten in Frage komme. Man dürfe keinen Augenblick vor- aussctzen, daß die Sachverständigen und Ratgeber der Admiralität über den Stand der Angelegenheiten schlecht informiert oder nicht vollständig klar gewor den seien über alle notwendigen Schritte zum Schutze des britischen Handels in Kriegszeiten. Dies seien Erwägungen, mit denen sich die Admiralität stets be schäftige. Sie würde keinen Augenblick zögern, das Haus um Bewilligung alles dessen zu ersuchen, das für die Sicherung des Handels notwendig sei. Die Admiralität glaub«, datz sie angemessene Für- sorge getroffen habe, natürlich nicht für all« Zeiten, denn das Bauprozramm des nächsten Jahres würde ohne Zweifel mehr Kreuzer enthalten und das des darauffolgenden Jahres noch mehr. Aber Groß britannien müsse sie bauen, um den Kreuzern ent gegentreten zu können, die von den anderen Mächten gebaut würden. In dem Maße, wie di« anderen Mächte Kreuzer bauten, würde die Gefahr vergrößert. Großbritannien müsse daher bereit sein, um dieser Gefahr entgegentreten zu können. (Beifall.) Die Marokkolraye. Paris, 5. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Die meisten Blätter erörtern auch heute die Frage: Was will Deutschland? Die Mehrzahl der Zeitungen scheint immer mehr zu der Ansicht zu neigen, daß Deutschland durch die Entsendung eines Kriegsschiffes nach Agadir ein Pfand in der Hand haben wolle, um im Hinblick auf etwaige Verhandlungen in einer vorteilhaften Lage zu sein. Köln, 5. Juli. sEig. Drahtmeld.) Die „Köln. Ztg." meldet aus Berlin: Der „Matin" veröffentlicht eine Unterredung mit einem angeblich d e u t- schenDiplomaten, worin u. a. behauptet wird, daß Oesterreich mit dem deutschen Vorgehen in Ma rokko nichts mehr zu tun haben wolle, weil sich Deutschland dem österreichischen Plan, Albanien zu besetzen, widersetzt habe. Diese ganze Meldung ent behrt jedes Hintergrundes, was schon daraus hervor geht, daß Oesterreich sich niemals mit der Absicht einer Besetzung Albaniens trug, also auch von Deutsch land in der Ausführung nicht behindert werden konnte. Paris, 5. Juli. (Eigene Drahtmeld.) „Agence Havas" meldet aus Elks ar vom 3. Juli: Oberst Sylvester begab sich mit mehreren Offizieren morgens nach einer Kaserne, in der scherifische Trup pen untergebracht waren, und erklärte, er be nötige das Gebäude für spanische Trup pen. Die Soldaten waren genötigt, mit den Pferden die Kaserne zu räumen, worauf die Spanier sich ein richteten. Nach einer anderen Meldung trafen 250 spanische Soldaten von Larrasch hier ein. politische Nachrichten. Resolution der sächsischen Landeskonferenz des Hansabundes. Die Landeskonferenz Sachsen des Hansabundes, be stehend aus 38 sächsischen Ortsgruppen, erblickt in dem Austritt des Landrats Rötger aus dem Prä sidium des Hansabundes einen Schritt, der mit besten früheren Erklärungen in schroffem Wider spruch steht. Durch den mit Zustimmung des Direktoriums des Zentralverbandes Deutscher Industrieller erfolgten und, wie aus dem veröffentlichten Briefwechsel zu er sehen ist, sachlichkeineswegs motivierten Austritt des Landrats Rötger ist der Beweis er bracht, daß er und die ihm nahestehenden .< ie es nicht über sich vermocht haben, zugunsten des kaum begonnenen Einigungswerkes der gewerblichen Stände Deutschlands ihre persönlich« Auffassung zurückzustellen, und der gemeinsamen Sache das von allen ge forderte Opfer zu bringen, wodurch eine neu« E r- schwerung des notwendigen Zusammenschlusses der Kreise von Industrie, Handel und Gewerbe her- bcigeführt wird. Die sächsische Landeskonferenz gibt der Ueberzeu- gung Ausdruck, datz diescr Austritt die anderen dem Hansabund angehörigen und von seinen idealen Zielen durchdrungenen Mitglieder von Deutschlands Industrie, Handel und Gewerbe veranlassen wird, sich nur um so fester zusammenzuschließen. Den im Präsidium des Hansabundes verbleibenden Herren spricht die Landeskonferenz für die bisherige fruchtbringende Arbeit Dank und Vertrauen aus und hofft zuversichtlich, daß die Arbeit des Hansa bundes nach den bisherigen bewährten Grundsätzen auch in Zukunft fortgesührt werd«. Beginn der Nordlandsreise des Kaisers. Kiel. 5. Juli. (Eig. Drahtmeld.) Die „H o h e n- zollern" mit dem Kaiser an Bord ist heute morgen 4 Uhr nach Norwegen in See gegangen. Urlaub des Reichskanzlers. Berlin, 5. Juli. (Priv.-Tel.) Der Reichs kanzler wird demnächst auf sein Landgut nach Hohenfinow übersiedeln. Weitere Reisen sind von ihm bisher nicht ins Auge gefaßt worden. Sydow und die Hafenerweiterung in Danzig. Danzig, 5. Juli. (Privattelcgramm.) Bei der Weichsefahrt, die der preußische Han delsmini st ex Sydow gestern mit dem Oberpräsidenten, dem Regierungspräsidenten, dem Oberbürgermeister und Vertretern der Kauf mannschaft unternahm, wurde auch das lange schwebende Projekt der Danziger Hafen erweiterung erörtert. Heute reist der Minister weiter: er will noch Elbing, Königsberg, Gum binnen, Tilsit und Memel besuchen. Bon der Reise der türkischen Studienkommission. Duisburg, 5. Juli. Die türkische Studien kommission nahm gestern abend an einem von der Stadt gegebenen F e st m a h l in der städtischen Tonhalle teil. Der Oberbürgermeister be grüßte die Gäste namens der Stadt und brachte einen Trinkspruch auf den Kaiser und den Sultan aus. Namens der Handelskammer richtete der Ehrenprä sident Geh. Kommerzienrat Weber eine Ansprache an die Gäste. Den Dank der Studienkommission sprach der Abgeordnete Jsmed Mufid Bei und Oberst leutnant Duhiddin Bei aus. Gegen 10 Uhr abends fuhren ore Herren nach Düsseldorf. Fälliges in Holland. Amsterdam, 4. Juli. (Eigene Drahtmeldung.) Zu Ehren des Präsidenten Fälliges fand gestern abend im Kgl. Schlosse ein Festmahl statt. Die Koni- g i n hieß den Präsidenten in einer Ansprache will kommen und qab der Hochschätzung für Frankreich Ausdruck. Präsident Faliiäres dankte in Er widerung mit Ausdrücken der Freude, daß in Zukunft die Dynastie durch die Geburt einer Prinzessin ge sichert sei, und erhob das Glas auf die Gesundheit der Königlichen Familie und den Ruhm und die Wohlfahrt Hollands. Der Präsident, die Königin und der Prinzgemahl machten später eine Fahrt durch die Straßen der Stadl. Der Hafen und die Kriegsschiffe waren glänzend illuminiert. Lüpkert in Dien keltgenammen- Leipzig. 5. Juli. Heute früh ist der Defraudant Lüpfert in Wien verhaftet worden, und zwar auf Grund eines von der Leipziger Kriminalpolizei nach Wien gestern nachmittag ^2 Uhr gerichteten tele graphischen Ersuchens, in dem der Wiener Polizei die Oertlichkeit, an der die Verhaftung wahrscheinlich zu bewerkstelligen sein werde, genau bezeichnet wor den war. Infolge der mehrfachen in den letzten Tagen im Zusammenhang mit der Lüpfertschen Sache oorgcnommenen Verhaftungen hatte das Polizeiamt Tatsachen ermittelt, die auf eine Flucht Lüpferts nach Wien und auf seinen Verkehr in einem bestimmten Hotel ziemlich sicher schließen ließen. Laut telepho nischer Mitteilung aus Wien sind heute früh noch etwa 20 000 -41 bei Lüpfert gefunden wor den. Lüpfert ist bereits an das Landesgerichts gefängnis in Wien ausgeliesert worden. Kus Leipzig und Umgegend. Leipzig, 5. Juli. Wetterbericht der Königl. SSchs. Laudeswetterwarte zu Dresden. Voraussage fürdenü. Juli 1911. Wechselnde Winde, heiter, warm, trocken. Pöhlberg: Schwacher, anhaltender Tau, glän zender Sonnenunter- und -aufgang, Abend- und Morgenrot. Fichtelberg: Glänzender Sonnenunter- und -aufgang, Himmelssärbung orange bzw. Morgenrot. * Temperatur des Fluhwaffrrs. L 2»li abds. t> Uhr s. 2utl früh 5 Uhr 5. 2uti mttgs.ILUHr Eermaniabad (Pleiße) 19,0 " 6 17,5° 6 18,0'0' Schwimmanstalt (Elster) Leipziger Sport- 15F° L ! 14^° k 15,0' k platzbad (Luppe) Eemeindebad d<> ir 17,0" N 19,00 k Schönefeld (Parthe) 13,0« It 11,5 12,0" * Auszeichnung. Der mit vielen hundert Ersten und Ehrenpreisen sowie mit der Staatsmedaille für züchterische Leistungen prämiierte Bernhardinerzüchter Robert Nöser, Fleischermeister in L.-Reudnitz, Wall witzstraße Nr. 2, erhielt wiederum bei der am 2. Juli abgehaltenen großen Internationalen Ausstellung von Hunden aller Rasten zu Bad Homburg v. d. H. die Ersten und Ehrenpreise sowie goldene Sieger medaille für beste Bernhardinerhunde. t Unioersitätsnachrichteu. Professor Will H. Car pen ter, Prof, der germanischen Philologie an der Columbia-University in Neuyork wird Donnerstag, den 6. Juli, abends 8 Uhr, im Hörsaal 16 der Uni versität Leipzig eine Vorlesung über „Lome couöitious ok -zmoriean i:ckueatioll" (Einige Bedingungen der Oie Niine Exzellenz. 32 s Roman von T. Tschürnau. lStachdrud verboten.) War er der Mann dazu, solche Schwierigkeiten zu oesiegen? Hatte er überhaupt die Absicht, es zu ver suchen? Niemand glaubte es. Was hätte es ihm denn auch genützt, da er nun einmal kein freier Mann war? Was also beabsichtigte die schöne Exzellenz? Eine große Leidenschaft, die sie so aller Vernunft beraubt hätte, traute man ihr nicht zu; dazu war weder der Prinz anziehend noch sie selbst feurig genug. Ja, wenn an Stelle des Prinzen der Graf Gülzow gewesen wäre, dann würde man, wenigstens der weib liche Teil der W.schen Gesellschaft, begriffen haben, daß selbst eine so kühle Weltdame wie die schöne Ex zellenz sich zur Leidenschaft entflammen könne. Und war sie nicht einer solchen mindestens sehr nah« gewesen am Abend jener gemischten Soiree? Er auch! Man hätte doch blind sein müssen, um an jenem Abend nicht zu sehen, daß die beiden so einig waren, wie ein von der Lieb« bezwungenes Menschenpaar es nur überhaupt sein kann. Die Erlau wollte sogar gekört haben, daß Graf Gülzow di« schöne Exzellenz oeim Abschied einfach Magda genannt hatte, als sie am Portal eben auf das Vorfahren ihres Wagens wartete. „Auf morgen!" hatte die Erlau ihn sagen hören, nicht etwa leis«, sondern so ungeniert laut, als küm- mere er sich nicht im mindesten darum, ob di« ganze Welt Zeug« sei von dem, was er da mit der schönen Exzellenz verhandle. „Nicht zu früh", hatte die Dam« lächelnd geant wortet. „Gnade, schönst« Herrin", hatte darauf er gefleht: „bedenken Sie gütiAt, daß für mich die Zeit, welche zwischen dem Jetzt und unserem Wiedersehen liegt, ohnedies eine Ewigkeit sein wird. Darf ich sagen um zwölf Uhr?" „Bewahre!" „Halb eins also?" „Ein Uhr!" „Halb ein», Magda, seien Sie nicht so grausam!" „Meinetwegen denn!" Und dazu mußte man das Mienenspiel sehen, die feurigen Blicke herüber und hinüber, dieses Vergessen der Umgebung und aller beobachtenden Augen! Frau von Erlau erklärte, sofort einen heiligen Eid darauf ablegen zu wollen, daß an jenem Abend die Verlobung bei den beiden eine beschlossene Sache ge wesen sei. Sie wichen sich nicht aus, sie plauderten hier und da miteinander. Gülzow erschien, wenn er im Theater war, nach wie vor für einige Minuten in der Loge der schönen Exzellenz; er hatte auch bei dem Balle bei Hofe eine Quadrille L la <x»ur mit ihr getanzt, ober ihr Verkehr war ein oberflächlicher, fremder ge worden, als habe nie auch nur die Spur eines nähe ren Verhältnisses zwischen ihnen bestanden. Und das sollte man so ohne weiteres glauben? Lächerlich! Lotti hätte sich gern überredet, daß die beiden sich nach wie vor liebten, daß ein heftiger Streit, viel leicht «ine Eifersuchtsszene des Rusten wegen sie aus einandergebracht habe, und daß alles, was diese bei den Unvorsichtigen so geflissentlich taten, ihren Ruf zu zerstören, eben nur aus Trotz und Verzweiflung geschah. Sie sagt« das auch ihrem Gatten. Er lachte sie aus. Trotz und Verzweiflung? Warum nicht gar! „Wenn Gülzow wirklich töricht genug gewesen ist, dies« hübsche Kokett« zu lieben", sagt« er, „so ist er jetzt vollkommen kuriert, das kannst du mir glau ben. Ich halte mich nicht für «inen besonderen Men schenkenner. aber so viel sehe ich doch, daß Erich diele törichte Schwäche total überwunden hat. Er stellt sich nicht gleichgültig, sondern ist es. Verlaß dich dar auf, Frauchen! Daß er nun sofort, nachdem er zur Besinnung gekommen ist, nach anderer Seite hin ein wenig über die Stränge schlägt sieht ihm ähnlich. Er war von jeher ein Durchgänger!" Lotti hatte in dieser letzten Beurteilung ihres Gatten einen willkommenen Grund gesunden, dem Aerger, der in ihr kochte, freien L^uk in losten. „Ein wenig schlägt er über die Stränge?" hatte sie wiederholt. „Nun. ich muß gestehen, mein F'eund, daß diese milde Beurteilung ein recht eigentüml'ches Licht auk deine eigenen moralischen Begriffe wirft!" Mit diesem letzten Trumpf war sie stolz aus dem Zimmer gerauscht und hatte ihren Gatten seinen Ge wissensbissen überlasten. In der Hauptsache mußte sie ihrem Fritz freilich Recht geben. Weder Gülzow noch die schön« Exzellenz machten den Eindruck unglücklich Liebeirder. Sie schienen im Gegenteil mit dem jetzigen Stand der Dinge ganz außerordentlich zufrieden zu sein. Sie schienen es zu sein! Dielieicht war es nur eine Verstellung. Frau Lotti beobachtete die beiden scharf, konnte aber nichts entdecken, was ihren Verdacht bestätigt hätte. Es war zum Totärgern! Sie grollte den beiden aufs heftigste, weil sie ihr Lieblingsprojekt zerstört und ihr bewiesen hatten, daß auch sie, die kluge, scharfsichtige, alles erratende Lotti Selbitz sich ganz gewaltig in ihren Voraussetzungen täuschen konnte. Das vergab sie den beiden so leicht nicht; die schöne Exzellenz war ihr geradezu verhaßt, und auch Erich, an dem sie doch mit der Liebe einer Schwester hing, war stark bei ihr in Ungnade gefallen Der Bruch zwischen Erich Gülzow und Magda Dandeeren hatte noch ein eigentümliches Nachspiel gehabt. Als Gülzow zum ersten Male nach jenem entschei denden Tage wieder mit der schönen Exzellenz zu sammentraf, es geschah bei dem jour kix« einer beider seitigen Bekannten, hatte sie ihn direkt ausgesucht. „Sie haben meinen Brief erhalten, Herr Graf?" fragte sie lächelnd. Er verbarg sein Erstaunen gleichfalls unter einem höflichen Gesellschaftslächeln und verbeugte sich statt aller Antwort. „Sehr wohl", sagte sie, „ich möchte diesem Briefe, wenn Sie gestatten, noch mündlich einige Worte hin zufügen." „Wie Sie wünschen, Exzellenz." „Es kann weder Ihnen noch mir daran liegen, de: Welt ein Schauspiel zu geben, nicht wahr?" fragte die schöne Exzellenz. „Ich bin ganz Ihrer Meinung, gnädige Frau!" erwiderte Gülzow. „Das wußte ich. und deshalb rede ich offen mit Ihnen Sie haben keine Passion dafür, daß der Stadt- klatich sich mit Ihrer Per'vn beschäftigt, und ich kenne gleichfalls nichts Widerwärtigeres, al, meine intimen Angelegenheiten von aller Welt besprochen zu sehen. Das ist cke- wauvaia irvurs meiner Meinung nach. Wenn wir herausgefunden haben, daß wir nicht Zu sammenflüssen, so ist das unsere eigene Sache. Wir brauchen uns auch keineswegs den unangenehmen Kommentaren auszusetzen, di« das Eingeständnis eines Bruches jedenfalls Hervorrufen würde. Also weichen wir uns nicht aus, das wäre unklug. Seien wir wieder, was wir uns früher waren: Bekannte, nicht mehr und nicht weniger. Etwas Galanterie von Ihrer, etwas höfliche Freundlichkeit von meiner Seite, das genügt vollkommen, den Schein zu wahren. Ich habe durchaus keinen Grund, Ihnen zu zürnen, und . „Ich bin in der allerfriedfertigsten Stimmung, meine Gnädigste", fiel Gülzow ihr scherzend ins Wort. „Warum um alles in der Welt sollten wir uns auch zürnen? Ich danke Ihnen im Gegenteil, daß Sie, ein zweiter Alexander, so energisch den gordischen Knoten lösten. In einem Falle wie dem unsrigen war dies das einzig richtige. Wir waren in einer Täuschung befangen, di«, soweit sie mich betraf, durch Ihre wunderbare Schönheit nur allzuleicht erklärt wurde, und ich kann Ihnen nur verbunden sein, daß Sie dieser Täuschung zu rechter Zeit ein Ende machten." Die schöne Exzellenz errötete leicht. Sie hätte gern au» seinen Worten geheimen Zorn, Haß, Empörung herausgehört, einen mühsam beherrschten Groll, eine schlecht verhehlte Erbitterung. Das wäre ihrer Eitel keit ein gewünschtes Opfer und ihrer Rachsucht eine willkommene Genugtuung gewesen. Aber er sprach so leichthin; er war so offenbar zu frieden mit seine« Lose, daß ihr hochgeschraubtes Selbstbewußtsein empfindlich dadurch verletzt wurd*. So gelegen ibr feine ruhige Fügsamkeit für ihr neues Ziel war, so wenig wollte es doch ihrer Eitel keit behagen, daß er sich gar so leicht in ihren Verlust fand, der doch ihrer eigenen WertfHStzung nach ein niederschmetternder Schlag für ihn hatte sein müssen. Sie würde auch an seinen Gleichmut keinesfalls geglaubt haben, wenn nicht die Vergangenheit ihr den Beweis geliefert hätte, daß er wirklich fähig war, sie zu vergessen. Diese Tatsache lieh ihr Interest« an ihm nicht völlig ersterben. (Fortfetz«, in der Morgenauogabe.)
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