Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 01.07.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-07-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110701023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911070102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911070102
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-07
- Tag 1911-07-01
-
Monat
1911-07
-
Jahr
1911
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezugs Prei» für L«tp»i» «md Loron» d»rch »>ü«re Träne« »nd Epeditrnr« 2»al täaltch t», va»» »rdracht: A> Pf. »«natl., Ü.7V Ml. »tdäeliührl. v«« »nf«r»tzUiaie» » Ä». »h««««»«» Ldßktzdlt 7» Vf. »mnattt LLi »k. »trrtrltihrl. Durch V»ü: qinerhaid DeuNchland» und der deutlchen Kol»ntrn oierleljährl. Ü.VI Mk„ «onntl. I^l> »l. a»»schi. Poltbiltellaeid. Kerne« t» Belgien, Dänemark, drn Dnnavftaaten. Ataltrn. llurrmdura. Niederlande, Rn«, «egen, OeUerrrlw» Ungarn. Nufiiand, Schweden. Schwei« w Spanten. 2n allen Adri»»» Staalen nur dtrett durch di« LelchSftettell« de» viatte» erdäUllch. Da» Leip«»»«» Taget lau erfcheuo »mal täglich. Sonn- ». Seterrag» »nr morgen». Ub»an«ment»-Lnnadm,. 2»d«»»i»»»I1« 8, der nnferr» Träger». Ktllalen. Spediteure» »ad U»naf>m«ftellen, lowte Pofiamiern »ad Briefträger». Gt»,»t»«rta»t»»»«»» SG,. Abend-Ausgabe. WxMrTagMalt 14 KSL lM-cht-.^l»», 14 693 14 894 «ei..L«schi.kiiW-"^*" Handelszeitung. su.-L»M^ Amtsblatt des Aales ««d des Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. Luzetgeu Preis Mr Uaferat« »»» Leipria »nü Umgeb»», »t« tlpaitig« Peittietl« !SPt-dt«Reklame nil« l DU.: von anowäri, 30 Pf, Reklamrn 1^0 Ml.. Inferat« »on Behörden im amt lich«» Teil di« Petit,eil« «l Pf. Veichäst»anntg«« «tr Blatzoorlchriften ». t» der Ubendaaegab« im Preis« erhöht. Rabatt »ach Tarik. BeUagegedüdr Desamt- aaslag« L Mi. o Tausend «rkl. Posigedühr. TeildeUag« Höher. g«ü«rteUte Lnsträg« können nicht »»rück- gezogen «erde». Für da» Erschein«» a» veftiinmten Tage» und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Rn,eigen - Lnnadme. Johanni»,all« S, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen» E,p«dittonen de» 2n» und Auslande». Dmuk und Verla, de» Leip,t,er Tage blatte» S. Pol^ Inhaber: Pari ttiirite». Revatttoa und Ge>chäst»it«ll«: Iohannlsgasse tl. -auo« - Filiale Drr»d»n: Seestrag« 4. l tTelephon «621). Nr. 180 Sommdent, Sen l. lull lSll. 105. Jahrgang. Die vorliegende Ausgabe umfaßt tt Seiten. Kirüllrls Sdlchmenkmtg. Was an dieser Stelle wiederholt bei Besprechung de« vom Direktorium des Zentraloerbandes Deutscher Industrieller gebilligten, vielleicht auch ge wünschten Austritts des Landrats a. D. Rötger aus dem Hansabunde als Erwartung geankert wurde, ist gestern eingetreten: der Führer der niederrheinisch- westfälischen Bezirksgruppc des Hansabundes. Ge heimrat Kirdorf, ist mit seinen Gesinnungs genossen aus dem Hansabunde ausgeschieden. Der Beschluk wurde mit 47 gegen 11 Stimmen her beigeführt: eine Einstimmigkeit also, die allein in diesem Falle einen starken Eindruck auf andere Kreise hätte machen können, wurde nicht erzielt, und diese Tatsache berechtigt zu der Vermutung, dak man doch auch hier und da in der rheinisch-westfälischen In dustrie mit der Haltung des Hansabundes unter Rickers Führung einverstanden ist. Auf der in Essen abgehaltenen Sitzung der niederrheinisch-west fälischen Gruppe des Hansabundes wurde aber äusser dem Austritt auch noch di« Gründ ng eines neuen Bundes beschlossen. Ausdrücklich wurde dabei betont, dak der neue Bund nicht gegen, sondern mit dem Hansabunde arbeiten solle. Der neue Bund wolle aber die Politik des Geheimrats Ricker, insbesondere seinen scharfen Kampf nach rechts, nicht mitmachen, sondern die Politik der mittleren Linie verfolgen. Die Zweckmäßigkeit dieser Handlung wird wohl außer in den Kreisen der Gründer dieser westdeutschen „Filiale" des Hansabundes nirgends recht eingesehen werden können, denn die Notwendigkeit eines Zu sammenschlusses von Handel, Industrie und Gewerbe, wie ihn der Hansabund darstellt, wird durch diese Neugründung nicht bestritten, sondern geradezu unterstrichen. Die vollzogene Absplitterung darauf läuft letzten Endes diese Neugründung hinaus — vermehrt lediglich die Schwierigkeiten eines ge schlossenen Vorgehens des erwerbstätigen Bürger tums gegen die allzu einflußreichen, einseitigen Agrarier. Das ganze Verfahren ist jedenfalls äußerst seltsam, denn man scheint das Ziel einer Zurück dämmung des überagrarischen Einflusses auf die Re gierung zugunsten der anderen im Hansabund ver tretenen Erwerbskreise des Bürgertums doch auch in der Umgebung des Geheimrats Kirdorf für richtig zu halten, sonst würde man nicht ausdrücklich betonen, Laß der sogenannte neue Bund Hand in Hand mit dem Hansabund arbeiten wolle. Man ist eben nur über die M o d a l i t ä te n, die zur Er reichung dieses Ziels anzuwenden sind, mit Rießer und der weit überwiegenden Mehrheit der Hansa- bundmitglieder nicht einverstanden und glaubt, in echt deutscher Weise, diese zuletzt doch nur gradu ellen Meinungsverschiedenheit durch eine Separa tion und durch einen Sonderbund zum Ausdruck brin gen zu müssen. Die ganze Neugründung trägt den Stempel einer für sie gefährlichen Halbheit an der Stirn, und darum werden ihr zweifellos kaum in künftigen Kämpfen die Erfolge beschicken sein, die aller Voraussicht nach dem Hansabund mit seinem entschlossenen, entschiedenen Vorgehen erblühen werden. Nachklänge zu LaMaur' Debüt. In der gestrigen Kammersitzung wurde, wie wir heule morgen bereits berichteten, der Regierung durch eine Tagesordnung knapp das Vertrauen aus gesprochen. Während für diese 367 Deputierte stimmten, waren 317 dagegen. Diese 317 Deputierten setzten sich aus 70 geeinigten Sozialisten, 36 Pro» gressisten, 2 Nationalisten, 24 Mitgliedern der Rechten, 21 Anhängern der „Action Libärale" und 10 Un abhängigen zusammen. Die Tagesordnung hat folgenden Wortlaut: „Die. Kammer vertrant, daß die Regierung in d.r Verwirklichung des republikanischen Programms der Reformen auf dem Gebiete der Laienschule, der Steuer- und der Sozialpolitik fort fahren weroe, rechnet weiter darauf, daß dieselbe in der Frage der Wahlreform die Republikaner einigen werde, um diese Reformen baldmöglichst durch- zuführen, und geht Mr Tagesordnung über." PMllche Nachrichten. Die türkische Studienkommission aus Helgoland. Hamburg, 1. Juli. (Tel.) Zu Ehren der türkischen Studienkommission ver anstaltete heute die deutsche Leoantelinie eine Fahrt nach Helgoland auf dem Dampfer der Hamburg- Amerika-Linie „Silvana". Das Wetter war anfangs regnerisch und trübe, Hätte sich aber bald auf. Nach der Ankunft auf Helgoland, wo Admiral Schräder die fremden Gäste begrüßte, fand im Kurhause ein Diner statt, in dessen Verlaufe der türkische Bot schafter in Berlin ein Hoch auf den Deutschen Kaiser und Dr. Kraus, Mitglied Les Aufsichtsrats der Leoantelinie, einen Trinkspruch auf den Sultan aus brachte. Nach dem Diner folgte ein Rundgang über die Insel, wobei besonders die Hafenanlagen großes Inter-sse erregten. Die Rückfahrt erfolgte über Cux haven. Heute früh 7 Uhr 40 Min. erfolgte die Weiterfahrt nach Bremen. Zur Sauieruug der österreichischen Eüdbahn. Wien, 1. Juli. (Trl.) Die V e r ha nd l unge n betreffend die Südbahngesellschaft find jetzt so weit gediehen, daß ein großer Teil des Ent wurfs des Sanierungsplans endgültig formuliert ist, doch stehen noch einige Fragen offen. Die angeblichen Zollhinterziehungen , für Solinger Stahlwaren. New York, 1. Juli. (Tel.) Die Beschlag nahme der bei der Einfuhr zu niedrig bewerteten Solinger Messerwaren, durch die Las hie sige Geschäft fast ganz ins Stocken geriet, ist wieder aufgehoben worden, indessen wird die Stellung einer Bürgschaft für den angeblich hinterzogenen Zollbetrag und für die ev. Strafsumme verlangt. Zu dieser Affäre wird aus dem rheinisch-westfälischen Industriegebiet gemeldet, daß die deutschen Behörden ersucht worden sind, eine genaue Untersuchung darüber anzustellen, ob überhaupt Zollhinterziehungen vorge kommen sind. In Len Kreisen der Industrie hegt man die Vermurung, daß es sich um eine Schikane der amerikanischen Behörden handelt, um den Solinger Export nach Amerika zu unter binden. König Georgs Dank. London, 1. Juli. (Tel.) König Georg richtete an sein Volk ein Schreiben, in dem er herzlich für die Sympathiekundgebungen und Willkommengrüße dankt, die ihm aus allen Teilen des Reiches zugegangen seien und ihn mit Vertrauen und Zuversicht erfüllten. Der Brief schließt: Welche Ver wickelungen und Schwierigkeiten vor mir und meinem Volk auch liegen mögen, wir werden uns standhaft und ruhig vereinigen in dem Vertrauen, daß unler göttlicher Führung das schließliche Ergebnis zum Gu ten sein wird. Neue Peers? London, 1. Juli. (Tel.) Die „Daily News" meldet: Nach einem aus ministeriellen Kreisen stam menden Bericht hat das Kabinett einstimmig be schloßen, dem König demnächst den Rat zu erteilen, seine Prärogative auszuüben und neue Peers zu ernennen, wenn das Oberhaus seine Abänderungsanträge zur Vetobill nicht fallen lassen sollte. Ein Zwischenfall im französischen Senat. Paris, 1. Juli. (Tel.) Im Verlaufe der Be ratung des Budgets der Kolonien erklärte gestern Minister Messimy im Senat beim Punkte „Aviatik in den Kolonien", Senator Reymond habe zu seiner Beweisführung eine vom General Boneier abgesandte Depesche benutzt, die dieser nicht an ihn richten durfte. Reymond setzte dieser Be hauptung ein formelles Dementi entgegen und schickte dem Minister seine Zeugen. Ackerbauminister Pams und der Ursprungsbczeichnungsschutz. Paris, 1. Juli. (Tel.) Ackerbauminister Pams brachte in der Kammer gestern einen Gesetzentwurf ein, der den Schutz der llrsprungsbezeichnungen bezweckt und die reglementären Abgrenzungen abschafft, sowie sic durch eine Reihe von Maßnahmen ersetzt, die auf verschie denen Wegen dieselben Zwecke verfolgen und deren Hauptcharakter ist, den Proouzenten und Händlern die Verteidigung ihrer legitimen Interessen zu erleichtern. Paris, 1. Juli. (Tel.) Bezüglich der Champagnerweine hält der Entwurf den der Minister Pams «inbrachte, provisorisch bis zum 1. Oktober 1916 das Gesetz vom 10. Februar 1911 unter dem Vor behalt aufrecht, daß es nur auf die Weine angewendet wird, die die von dem gegenwärtigen Gesetz vor geschriebenen Bedingungen erfüllen. Demissionsgründe des Kabinetts Pasitjch. Belgrad, 1. Juli. (Tel.) Die Demission des Kabi netts Pas lisch erfolgte wegen Differenzen des Finanzministers und des Handels ministers über die Anleihe und die staatliche Hypothekenbank. Gegen die amerikanischen Trusts. New Pork, 1. Juli. (Tel.) Die Erhebung der Anklage gegen 83 einzelne Personen, unter denen sich viele bekannte Finanziers, Jndn strielle und Anwälte befinden, wird als Beginn einer neuen Regierungspolitik gegen die Trustgesellschaften angesehen, die gegen die Unter gesellschaften anstatt gegen die Haupt korporationen gerichtet ist. Wie verlautet, führt das Justizdepartement vier von einander unabhängige Untersuchungen gegen die Untergesellschaften, wobei diese in vier Kruppen nach ihrer Produktionsart ein geteilt werden. Nus Leimig und Nmgegenü. Leipzig, 1. Juli. Wetterbericht der Kgl. Sächs. Landcswctterwarte zu Dresden. Voraussage für den 2. Juli. Slldwestwinde, veränderliche Bewölkung, warm, kein erheblicher Niederschlag, aber Gewitterneigung. Fichtelberg: Schwacher Nebel, ferne Gewitter nicht sehr weit nach West bis Nord. Crmprratnr des Fluszwassers. 29. Juni advs. 6 Uhr RI. Juni jruh 5 Uhr 30. Juni mltgs.ILUHr Eermaniabad (Pleiße) 20,0"0 18,0" 6 18,5" tt S ch w i m m a n st a l t (Elster) 15,5° tt 15,5" tt 15,5" tt Sportplatz-Bad (Leipzig) Eemeindebad 15,0' tt 14.5 L 15,0° tt Schönefeld (Parthe) 13,5" tt 13,5 " tt 13,5 " tt * Auszeichnungen. Von der Kgl. Kreishaupt mannschaft Leipzig ist dem seit 1. Juli 1886 ununter brochen in der Rllsihenfabrik von Grundmann L Wajelcwstt) in L.-Reudnitz, Eilenburger Straße 12, beschäftigren Werkmeister August Friedrich Lüttich in L.-Reudnitz und der seit 28. Juli 1881 ununter brochen im Hause des Landgerichtsrats Dr. Vinzenz v. Hahn in Leipzig, Thomasiusstraß: 10, als Haus hälterin tätigen Melanie Alma Marie Schulze in Leipzig je ein« Bclobigungrurkunde ausgestellt worden. Tie Auszeichnungen wurden den Jubilaren heute in Gegenwart ihrer Arbeitgeber an Ratsstelb) ausgehändigt. * Jubiläum. Der Markthelfer Julius Knoll feiert heut« stin 25jähriqes Dienstjubiläum bei der Firma Herold <L Wilhelm. ** Ju der Lüpfertsch«n Unterschlagungssack»« wer den wir gebeten mitzuteilen, daß sich diejenigen In haber von Garderoben-, Schuh-, Stock- und Hutge- schästen bei der Kriminalpolizei melden mögen, Lei denen LLpfert am Mittwoch, den 28. Juni abends oder am Donnerstag, den 29. Juni vormittags fol gende Sachen gekauft hat: einen silbergrauen Man tel aus Stoff oder Gummi, eine Sportmütze, deren Farbe unbekannt, einen hellbraunen, weichen Filzhut, ein Paar hellbraune Schuhe, einen Stock mit recht winklig angesetztem weißen Griff und eine braune Sporthandtasckze. Ferner wird diejenige junge Dame gebeten, sich zu melden, die in den Morgenstunden des 29. Juni um 10 Uhr mit Lüpfert im Rosental in der Richtung auf den Schützenhof zu spazieren ge gangen ist. Die weiteren Ermittelungen haben er geben, daß das Leben des Lüpfert absolut nicht tadels frei gewesen ist. Es wird ausdrücklich bemerkt, daß dieses von der Kriminalpolizei auch nie behauptet Die schöne Erretten;. 25s Roman von T. Tschürnau. (Nachdruck verboten.) Frau Lctti war glühend rot geworden. „Das ist abscheulich", jagte sie heftig, „das ist irausam!" Sie sprang auf mit einer Träne im Auge. Selbitz hatte sich durch seine Freundschaft für Erich hinrerßen lassen; jetzt drängte die Liebe zu seiner zornigen, kleinen Frau jedes andere Gefühl zurück. Er dacht« nur noch daran, sie zu versöhnen. Im Nu stand er neben ihr und zog die Wider strebende in seine Arme. „Mein Herzenskind, ich wollte dich nicht kränken", sagte er zärtlich. „Vielleicht sehe ich auch zu schwarz. Vielleicht hast du recht, wenn Lu behauptest, daß die beiden zueinander passen." „Natürlich habe ich recht!" grollt« sie. „Und schlimmstenfalles ist Erich nicht der Mann dazu, an einer unglücklichen Ehe zugrunde zu geben. Er wird sich zu trösten wissen. Sein Leichtsinn ist das beste Schutzmittel gegen alle Schicksalsschläge." „Torheit!" schalt Frau Lotti. „Du beurteilst Erich ganz falsch und außerdem bist du «in wahrer Un glücksrabe, der Vergnügen daran findet, anderen durch sein« düsteren Prophezeiungen das Leben schwer zu machen. Ich sage dir. die beiden passen zueinander, sie lieben sich und werden so glücklich sein, wie «s nur je zwei hochbegabte, liebenswürdig:, glücklich situierte Menschen gewesen sind, obwohl du boshafterweise bemüht bist, ihnen allerlei Absch.'u- lichkeiten anzudichren. Erich ist weder so leichtsinnig, noch die schöne Erzellenz jo herzlos, wie du behauptest. Beide sind bisher durch die Verhältnisse auf allerlei Abwege geführt worden und sie werben den rechten Psad zum Glück erst finden, wenn sie ihn vereinigt wandeln können." „Abgemacht, Sela, Frauchen, du sollst recht haben, wie immer!" „Habe ich auch!" schmollte Frau Lotti. „Was weiß solch ein prosaischer Dragoner-Rittmeister von Herzensgeschichten? Nichts, absolut nichts!" Dennoch war sie beunruhigt und verstimmt, als sie in den Ballsaal zurückkehrte. Hatte ihr Gatte vielleicht doch recht mit seinen Vorwürfen! Hütte sie besser daran getan, die Leiden schafts Erichs verlöschen zu lassen? Sie dachte an die kokette Art, mit der di« schöne Exzellenz mit dem russischen Prinzen verkehrt:. Einige Male waren diese Koketterien ihr fast zu arg gewesen; aber sie hatte immer den aufsteigenden Groll schnell überwunden und die schöne Frau lächelnd entschuldigt. Glaubte sie doch den Grund dieser Koketterie vollkommen zu durchschauen. Es war sicher nichts anderes als eine kleine Rache für das lange Fernbleiben des Ersehnten. Frau Lotti begriff das. Vielleicht würde sie unter ähnlichen Verhältnissen ähnlich gehandelt haben. Jedenfalls hätte auch sie nicht sofort Len Bitten d«s Mannes nachgegeben, der so lange gezögert hatte, ehe er zu der frei gewordenen Geliebten zurückgekeyrt war. Aengstlich forschend beobachtete Frau Lotti das Liebespaar, bei dem sie die Vorsehung gespielt hatte. Sie waren zu einer Quadrille angetreten und standen ihr gegenüber. Erich grüßte zu ihr herüber, und auch die schöne Exzellenz nickte ihr freundschaftlich zu. Wie gut die beiden hohen Gestalten zueinander paßten, gerade als habe die Natur sie ganz erpreß füreinander geschaffen! Und wie strahlend sie beide aussahen, förmlich durchleuchtet von Liebesglück. Frau Lottis Gesicht hellte sich auf; die Freude an ihrem Werke lehrte ihr ganz und voll zurück. Eine Verschlingung des Tanzes führte sie mit Erich zusammen. Er drückte ihr heimlich die Hand, und sie wußte, daß dieser Händedruck eine Danksagung bedeute. Sic war selig. In der nämlichen Quadrille stand Sascha neben Frau von Erlau. „Die Eifersucht steht dem Prinzen ganz und gar nicht", flüsterte die Dame ihr hinter dem Fächer zu. „Welchem Prinzen?" fragte Sascha leichthin. Sie amüsierte sich viel zu gut, um für irgendwel chen Prinzen und dessen Eifersucht viel Zeit übrig zu hab«n. „Dem Russen natürlich!" erwiderte die Erlau lachend. „Sehen Sie nur, wie er da drüben an dem Pfeiler steht, unheilverkündend, als wäre er mit all«n Mäch ten der Hölle im Bund«. Er sinnt auf Rache." „Gegen wen?" „Nun, gegen Ihren Vetter—den Grafen Gülzow!" Sascha hob stolz den Kopf. „Um meinen Vetter ist mir nicht bange", sagte sie, „der wird sich schon zu schützen wissen." „Eine Familieneigenjchaft, wie es scheint", neckte Frau von Erlau. „Sie haben das vorhin auch ganz prächtig gemacht, Monseigneur, und die schöne Ex zellenz war starr vor Entrüstung über die Art, in der Sie ihr den Standpunkt tlargemacht haben. Apropos, was sagen Sie dazu, daß Graf Gülzow die schöne Exzellenz heiraten wird?" Saschas strahlendes Gesicht war plötzlich ernst ge worden. „Wird er das tun?" fragte sie, die Farbe wechselnd. „Ich denke wohl! Bis zu dem heutigen Abend habe ich noch gezweifelt, jetzt bin ich aa last. In den nächste« Tagen dürfen wir die Verlobungs tarten erwarten." Die Tour war zu Ende und damit auch die Unter haltung der beiden Damen. Sascha konnte ihre vor- lierigc harmlose Freude nicht wiedcrfinden. Wie eine schwere Last lag ihr die Nachricht, die sie da eben gehört hatte, auf der Seele. Ihr Vetter Erich und die schöne Exzellenz. Der Gedanke war ihr unerträglich, beinahe un faßbar. Dennoch zweifelte sie nicht einen Augen- blick a« dem, was die Erlau ihr gesagt hatte. Sie begriff jetzt, warum er so dringend gewünscht hatte, daß sie in Frieden lebe mit der schönen Exzellenz. Seine zukünftige Gattin! Die Idee hatte etwas, das ihr unsäglich widerstrebte. Sascha schwärmte für ihren Detter. Er schien ihr erhaben über andere, klüger, bester, edler. Ganz lungs Mädchen, die von Liebe noch nichts wissen, brauchen durchaus Ideale, die sie anbeten können und deren gute und glänzende Eigenschaften ihre ge schäftige Phantasie dann bis ins Unendliche ver größert. Für Sascha war Erich Gülzow ein solches Ideal. Ihre Kindheitserinnerungen, seine Berühmtheit, der Umstand, daß er der rettende Engel gewesen war. der sie dem öden Leben in der Villa Monbijou entzog, dies alles war Grund genug für ihre Schwärmerei. Ein junges, feuriges Gemüt braucht nicht viel, um sich in einen gewaltigen Enthusiasmus hinein, zuleben. Und nun sollte ihr Ideal, für das ihre Phantasie sich das glücklichste und glänzendste Lebenslos aus malte. für den die beste, hochherzigste, hochstehendste Frau ihr nur eben gut genug schien, nun sollte er an jene herzlose Kokette gefesselt sein, die ihn — Sascha war davon überzeugt, wie von ihrem eigenen Leben — unsäglich elend machen würde! Eine beklemmende Angst überkam sie, die beinahe zum körperlichen Schmerz wurde; sie sah einen Men schen, der ihr sehr teuer geworden war, bedroht von einer großen Gefahr und fand kein Mittel, ihm zu Helsen. Das peinigte sie und machte sie unglücklich. Wie alle fein organisierten Gefühlsmenschen be saß sie die Fähigkeit, sich zu freuen und zu leiden, in einem Grade, der ihr schon oft zur Pein geworden war. Die bequeme Mittelstraßc, auf der die Dutzend menschen dahinwandertcn, war nun einmal für sie nicht vorhanden. Schweigend hörte sic die süßen Redensarten des Legationsrates an, der eben ihr Tänzer war, und er mutigte dadurch unbewußt den zierlichen Herrn zu immer größerer Kühnheit. Er wurde deutlicher: er sagte etwas von „Hoff nung". „Lebensglück". kurz, er schickte sich aus di» beste Manier an. ihr eine Liebeserklärung in aller Form zu machen. Das brachte Sascha zur Wirklichkeit zurück. Was fiel diesem lächerlichen Schönredner ein? Sie sah plötzlich ganz außerordentlich hochmütig aus. „Verzeihen Sie, Herr von Dahlen!" sagte sie mit einem zornigen Aufleuchten der schönen Auoen. „Ich war zerstreut: ich habe nichts gehört von allem, was Sie mir sagten." Junge Damen fasten cs immer aG eine persönliche Beleidigung auf. wenn ein Mann, für den sie nichts empfinden, ibnen von Liebe spricht Sascha machte keine Ausnahme von der Regel, sie war entrüstet. Gleich darauf aber tat ihr doch die klägliche Miene deo aus allen Himmeln gestürzten Lcgationsrates leid. Sie »richte ihm versöhnlich die Hand. . Machen Sie doch kein so trnbseliaes Gekickst", kaot: sie bedeutend freundlicher, „ich wollte Sie nicht b->- lcidioen: ich habe sie sogar recht oern nnd glaub", daß Sie es gut mit mir meinen. Wenn sich nur entschließen konnten, en dem c«mero<1c mit mir zu verkehren und diese Schmeicheleien und Redensarten zu lasten, die ich nun einmal nicht leiden kann so würden wir jedenfalls ganz gut miteinander aus kommen. Möchten Sie es nicht versuch««?" (Fortsetzung in der Morg-no»«ovb-z
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite