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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.01.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110123016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911012301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911012301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-01
- Tag 1911-01-23
-
Monat
1911-01
-
Jahr
1911
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Nr. 23. l0S. Iahrysuy. Leipziger TageMan Montag, 23. Januar l9ll. wesstnide« Fürstlichkeiten, nahm Vie Meldung des Präses der Generalordenskommisfion General v Jacobi entgegen und begab stch dann in feierlichem Zuge mit grossem Vortritt dem die Pagen voran- jchritten, von den drei Marschällen geleitet, nach dem Rittersaal. Der Kaiser führte die Kaiserin, Prinz Friedrich Leopold die Kronprinzessin non Griechenland, Prinz Eitel Friedrich die Prinzessin Friedrich Leopold usw. Im Rittersaal waren bereits die Ritter des schwarzen Adlerorden» und die aktiven Staats minister versammelt. Das Kaiserpaar trat vor den Thronbaldachin, die Prinzen und Prinzessinnen zu dessen Leiten, die Hofstaaten gegenüber. Die neuen Ritter und Inhaber des Roten Adlerordens, des Kal. Kronenordens und des Hausordens von Hohen zollern hatten in alphai'etilcher Reihenfolge Auf hellung genommen und defilierten nun vor dem Kaiserpaar. Währen» dieser Cour gellte der Präses ocr Generalordenskommission die neuen Ritter vor. Hieraus schritt das Kaiserpaar im Zuge zur zweiten Parade-Vorkammer, wo die Damen des Wilhelms- ordens, des Luise.»ordens, de» Frauenverdienstlreuzes, des Perdienstkreuzes für Frauen und Jungfrauen und der Roten Kreuz Medaille den Zug erwarteten; auch hier wurden die neu Dekorierten vorgestellt. Unterdessen füllte sich die weite Halle der Schloss kapelle mit den zum Gottesdienst geladenen und befohlenen Herrschaften, unter denen sich viele der im letzten Jahre Ausgezeichneten befanden — die neu ernannten Ritter und Inhaber strömten herein und füllten den Raum bis aus den letzten Sessel. Stiele mussten im Porraum verbleiben, zu dem die Flügel türen auch während des Gottesdienstes geöffnet blieben Am Altar stand die Hosgeistlichkeit. Gegen llU/L! Uhr nahte der Hoi. Der Domchor stimmte den Psalm an l,..Kommet herzu, lasst uns dem Herrn frohlocken"). Die Majestäten nahmen mit oen Prinzen und Prinzessinnen dem Altar gegenüber Platz. Der Kaiser trug Generalsunisorm mit dem Bande des Schwarzen Adlerordens und den Ketten der anderen preussischen Orden, die Kaiserin eine dunkclviolettc Toilette mit gleichfarbigem Hut. Die Gemeinde sang: „Grosser Gott, wir loben dich!' Rach der Liturgie predigte Hof. und Domprediger Kritzingcr über 2. Chronica 15, Vers 7: „Seid getrost und tut eure Hände nicht ab, denn euer Wort hat seine Not." Das gelte auch heute noch. Vierzig Jahre bestehe das Reich unter der Sonne eines ungestörten Friedens; aber trotzdem sei eine ungeheure Riesenarbeit herangewachsen, die ge tan werden müsse in unermüdlicher Treue, von jedem einzelnen ans seinem Posten bis zum Tode, zum Heil oes Ganzen. Das Niederländische Dankgebet^ von Ge meinde und Chor gesungen, schloss die krrchlilye Feier. Die Majestäten verweilten nach dem Gottesdienst kurze Zeil nn Marinesaal: die Geladenen nahmen ihre Plätze an den Tafeln im Weissen Saal, der Weissen Saal Galerie, der Bildergalerie und den an stossenden Räumen ein. Die Tafel zierten die grossen goldenen und silbernen Aufsätze. Armleuchter und Iardinieren, aesüllt mit den schönsten Orchideen. Die Hofsouriere, Kellermeister. Büchsenspanner und Leib jäger walteten in grosser Gala ihres Amtes, die Pagen in ihren roten Röcken mit Spitzenfabot und Galanteriedeaen stellten sich hinter die Stühle der Fürstlichkeiten, das Heer der silberbetresstcn Lakaien harrte de. Befehle. Alle Säle waren voll beleuchtet. Um 1'^ Ukr betraten die Majestäten mit den Prinzen und Prinzessinnen unter den Klängen feier licher Musik den Weissen Saal. Bei Tafel lass der Kaiier rechts neben der Kaiserin, ttzegenüber den Majestäten jass der Reichskanzler. An der Kaiserlichen Haupttajel iin Weissen Saal hatte wie immer auch eine Deputation von Inhabern des Allgemeinen Ehrenzeichens und der Rettungs medaille Platz gesunden: 12 Feldwebel. Wachtmeister, Invaliden u. a. . . Im Verlauf des Mahles erhob sich der Kaiser und trank .aus das Wohl der neu ernannten und der vorigen Ritter." Die Musik spielte den Porkschen Marsch. Nach der Tafel hielten die Majestäten Cercle und beehrten viele der neu Ausgezeichneten durch An- ivrachen. O Aus der grossen Reiln' der Auszeichnungen lieben wir folgende hervor: Auszeichnungen in Leipzig. Stern zum Roten Adlerorden zwei - ter Klasse mit Eichenlaub: Senatspräsi dent dein» Reichsgericht v. B u ch w a l d. Roter Adlerorden 2. Klasse mit dem Stern: Reichsgerichtsrat Weller. Roter Adlerordrn 2. Klasse mit Eichenlaub: Oberreicbsanwalt Dr. Zweigert. Roter Adlerorden !l. Klasse mit Schleife: Reichsgerichtsrat Richter. Roter Adlerorden :!. Klasse: Reichs gerichlsrat v. E j ch 1 r u t h. Roter Adlerorden 4. Klasse Reichs gerichlsrat Schmitt, Postdirektor Weidner, Mtizrat Zenetti, Rechtsanwalt am Reichs gericht. Kronenorden 2. Klasse! Reichsgerichts rat Bartsch, Senatspräsident beim Reichsgericht v. Kolb, Reichsanwalt Dr. Nagel, Reiche gerichtsrat Dr. v. Schwarze. Reichsgerichtsrat ^konietzki. Kronenorden 3. Klasse: Reichsgerichts rat Dr. Ebbecke, Reichsanwalt Freiherr von Eberz und Rockenstein, Reichsgerichtsrat Dr. Paul, Reichsgerichtsrat Fuchs. Kronenorden 4. Klasse: Kanzleisekretär bei der Reickisanwaltschast Henning. Auszeichnungen an Parlamentarier. Roter Adlerorden l. Klasse mit Elchen- t rüb: Graf o. Reventlow, M. d. H. Rorer Adlerorden 2. Klasse mit Eichen laub uno Krone: Frhr. o Zedlitz untzNeukirch iFreikonj.I. Not <. r Adlerorden 2. Klasse mit Eichen- iaub: Herrenhausmitglied Frhr. ».Buch (Kons.), Pros. Dr. L o « n l i> g Halle. Roter Adlerorden 2. Klasse; Dr. W achler. Roter Adlerorden :l. Klasse mit der Schleis: Dr. W e 1 l st e i n (Ztr.). Roter Adlerorden :t. Klasse: Dr. Giese» Oschatz sKons.s, Schultz iNpt,), 2. Vizepräsident d-s Reichstags. Roter Adlerorden 1. Klaffe: Dr. Becker-Köln (Ztr), Dr. Brunst« rmann , Rpt.' Engclcn fZlr), Dr. Gör« Holstein lNatl.s, Dr. Gr-goire «Elsässers, Linz (Rpt), Nacken lZtr.s, o. Pfetten lZlr.s, Sieben« bürger iKons.s, st Ubbendorfs fRpt), Wallenborn lZtr.s. Kronenorden 2. Klasse: Vizepräsident des Reichstags Dr. Spahn lZtr.s, Ab« Kaempf lFvrtschr. Vpt.s. Kronenorden Klass«: Neich»taß»abßg. Dr. H«i«ue-Dresden (Ratl.s, Hau «mann Han- cover fNatks, Dr. Mugdau lHortschr. vpf). Trimbo, ,i (Atr.s, «ernio « 7Kons), preuss. Londtagsabga. Hirsch Essen, Schmiedin«» Dortmund, Oberbürgermeister Riese Aakke a. S, M ü. H Weitere Auszeichnungen. Roter Adlerorden 2 Llajie mit dem Stern: Präsident des Kaiser! Gesundheitsamtes Dr. Bnmm Berlin. Kronenorden 1. Klasse: Staatssekretär de» Reichsiustizamtcs Dr. Lisco, Staatssekretär des Reichskolonialamtes v. Lindequist. Stern zum Kronenorden 2. Klasse: Pros. Conrad-Halle a. S. Kronenorden 2. Klasse: Gouverneur von Deutsch.Ostafrika Frhr. v Rechenberg, Gouver neur von Deutsch-Südwestafrika Dr. Seitz. Kronenorden .1. Klass«: Polizeipräsident v. Iaqow Berlin. Vie Tabelle ües Seren von Dallwitz. Minister v. Dallwitz gab am Sonnabend im preussischen Abgeordnetenhanfe eine Statistik über die Herkunst der oberen Regicrungsbeamten be kannt. um die unübertreffliche Unparteilichkeit der vreussifchen Regierung bei der Auswahl der höheren Verwaltungsbcamten darzutun. Diese in mehr als einer Leziehuna interessante Liste spricht indes viel mehr gegen als für den Minister. Nach lxm „Neichsanz." weist sie folgendes Bild aus: DienftstelluR, laqrari- ickerf Sld-l cBramten- u Berus«-) Ldrl nicht adelig Oberpräsidenten . . . 12 7 4 1 Regierungspräsidenten 36 16 7 13 Oberpräsivialräte . . 12 lll 6 27 — 6 109 Oberregierungsrätc , 5 Verwaltungsgerickits direktoren .... !14 Polizeipräsidenten . . Regierungsräte . . . 22 612 n 117 4 22 7 473 Regierungsassessoren . Landräte und Oderami- 506 161 AI 311 männer 481 241 27 213 Summa . . 185X 1. Staatsminister . . 2. Unterstaatsfckretäre. 11 5 1 9 2 — 7 3. Ministerialdirektoren 4. Senatspräsidenten b. 28 5 1 22 Obcrvcrwaltungsge- richt 5. Vortragende Räte in den Ministerien, bei 8 1 —— 7 der Ober-Rechnungs kammer und Staats- jchuldenverwaltung . 244 20 10 214 6. Otrerverwaltungsge- richtsräte 45 -1 - 41 Es kommt an sich wohl weniger daraus an, ob die oberen Verwaltungsbcamten aus „altem, agra rischem". „neuerem Beamten- und Bcrufsaüel" oder aus nichtadligen Kreisen entnommen werden. Wich tiger ist. dass die Auswahl nicht nach einseitig politischen Gesichtspunkten geschieht. In dieser Rich tung aber ist die Statistik nicht im geringsten beweis kräftig und auch nicht imstande, den bestehenden Nei dscht der grundsätzlichen Bevorzugung ertrem konser vativer Anwärter irgendwie zu entkräften. Da nun der Minister v. Dallwitz am Donnerstag in seiner Landratsredc nochmals auf seine Statistik .^urückgegriffen hat. indem er behauptete, dass die Forderung nach Beseitigung der Beoorzuqunq oder der Vorrechte gewisser Kategorien von Staatsbürgern in der inneren Verwaltung „absolut unhaltbar" sei. weil solche Bevorzugung nicht existiere, weist ihm mit Glück die „Natl. Korr" nach, dass er sich hiermit im Irrtum befindet. Der Meinung, dass für die Er nennungen dm Beamten nur die gesetzlich vor gesehenen Boiausjetzungen lnassgebend »eien. hält die „Natl. Korr." sehr glücklich folgendes entgegen: „Der. Herr Minister des Innern wird zugeben müssen, dass diese gesetzlichen Voraussetzungen oei der Besetzung der höheren Verwaltungsposten immer noch einen sehr weiten Spielraum in der Praris lasten; und anderseits beweist gerade seine eigenste Tabelle, dass der so gewährte Spielraum in h ö ch st ein seitiger Weise ausgenutzt wurde und wird. Die ministerielle Statistik gibt selbst an, dass z. B. von 12 Oberpräsidenten II adlig sind, wobei es wirklich höchst gleichgültig ist. ob cs sich um „alten lagrarischens" oder „neuen lBeamten- und Berufs-) Adel" handelt: und sie weist bekanntlich ruch zahlen mässig nach, dass von 481 Landräten nicht weniger als 268 dem Adel und nur 213 dem Bürgertum eytnommen sind. Das bedeutet aber nicht nur ein ausserordentliches Ueberwiegen. sondern auch eine tatsächliche Bevorzugung des adligen Elements; denn Herr v. Dallwitz wird doch selbst nicht behaupten wollen, dass auch das Angebot, dgs Ersatzmalerial. welches die „gesetzlichen Voraus jetzungen" erfüllt, denselben merkwürdigen Prozentsatz adliger und nichtadliger Landrats amtsanwärter aufweist! Ebensowenig kann sein Ein wand, dass die Landräle nicht von der Regierung aus gesucht, sonder«» von den Kreisen präsentiert werden, dem Kenner der Verhältnisse und der Zusammenhänge die Ueberzenqung von der a u ch a n d e r Z e n t r a l - stelle aewollten Bevorzugung des Adels erschüttern. Es ist eben bei uns Brauch und Heberliescrung, die Auswahl in dieser Weise zu treffen, d. h. die Angehörigen des mehr oder weniger agrarischen Adels auf diejenigen Posten zu bringen, denen der grösste Einfluss gehört, während anderseits — auch das zeigt die Talx-llc des Herrn v. Dallwitz schwarz aus weiss — dem bürgerlichen Element bereitwilligst diejenigen Stellen überlasten werden, bei denen weniger „regiert" als gearbeitet wird. Nam der ministeriellen Statistik sind nämlich von 211 Vor tragenden Räten 214 und v o n 45 O b e r - verwaltungsgerichisräten 41 bürger lich! Ein merkwürdiger „Zufall" fürwahr, das; in Preussen der Adel überwiegend für die e » n s l n ss reichen, das bürgerliche Element überwiegend für die arbeitsreichen Aemter die entiprechenoe „Be fähigung. Tüchtigkeit und besondere Eignung" >»it sich bringt!" Demfches Reich. Leipzig, 23. Januar. > * Zur staatlichen Pensionsverficherung der Pri« oalaugestellten. Das Erscheinen de» Gesetzentwurfs über die staatliche Pennonsvcrsichcrung hat eine Flut von Versprecyungen ausaelöst. denen man es häufig ansieht, dass die Verfasser die Be gründung des Gesetzentwurfs noch nicht kennen. Daher mischt stch unter richtige Beurteilung man ches Schiefe und Falsche, z. B. sind die Bureauange- stellten nicht ausgeschlossen, wie irrtümlich behauptet wurde. Die Arbeitgeber sollen ganz besonder» di« neue Last als unerträglich anscben, aber di« Arbeit geber haben fick selbst, von Einzelstimmen abgesehen, ja noch gar nicht geäussert. Wenn sie sich äussern, jo werden sie davon ausgrben müssen, dass das Gesetz gerade ihren Wünschen sehr entgeaenkommt — so- »rn man an Arbeitgeber denkt, di« einer solchen Versicherung überhaupt zusttmmen. nicht an jene Nein« Gruppe, die gar nichts gewähren will, wa» ja heute wohl ak>» undiakunerdar bezeiGn-t werben tonn, von jeneu Einzelstimmen au« Lrbeitaeber- tretsen haben sich übrigen» einig« schon sehr günstig ««»gesprochen, und solche Stimmen wieaen zweifelt los so viel, als tausend ungünstige Stimmen, weil sic offen zugeden, was möglich ist Auch die Privat angestellten selbst und ihr« berufenen Vertretun gen desleitzjgon sich in den ersten Tagen einer ver ständigen ZurückHaltung. Di« Vegeündung de« Ge- Ruslsnü. Italien. * Niederlassung des Exkönigs Manuel in Italien. Unser römischer c-.-Korrejpondent schreibt uns: Wie ich aus zuverlässiger Quelle höre, sind Vorbereitungen im Gange, um dem Exkönig Manuel von Portugal einen Wohnsitz zu seinem dauernden Aufent- halt ; n Italien zu sichern. Wie bekannt, ist die Königin Witwe Maria Pia, Manuels Grossmutrer, »eit langer Zeit schwer erkrankt. Sie hat den Wunsch geäussert, ihren Enkel bald zu sehen. Bei dieser Gelegenheit wurde mit anderen Mitgliedern des italienischen Königshauses, dem Maria Pia an gehörr, auch die Frage einer dauernden Uebersied- lung des vertriebenen Königs nach Italien erönert. Die Königin-Witwe wusste die Zustimmung ihrer Angehörigen für eine Sehhaftmachung in Italien zu erlangen. Die Wahl des Wohnortes wird in kurzem getroffen werden. setzentwurss ist nur in wenigen Händen und der Druckband von 170 Seiten natürlich nicht in we nigen Tagen so durchgearbeitet, dass ein zuverlässiges Urteil möglich wäre; ausserdem müssen doch auch die zu gemeinsamem Handeln Verbundenen, die zu gleich die Verantwortlichen sind, miteinander prüfen und beraten. Wir hören, dass die Siebenerkommis sion des Hauptausschusses für die Pri vat« nge st ellten-Versicherung in diesen Togen Zusammentritt und dass bald darauf ein grosser Privatangestellten Tag einberufen werden wird. Der Bundesrat kann bis Mitte Februar seine Beratungen beendet haben, so dass noch vor Ablauf des Februar die Vorlegung des Gesetzentwurfs an den Reichstag zu erwarten ist. Bedarf an Militär-Postdirektoren. Eine Anzabl der für mit der Aussicht aus Anstellung im Zivil dienst verabschiedete HauptleutevorbehaltenenMintär Postämter ist zurzeit unbesetzt. Die Aussichten, die sich Anwärtern auf diese Stellen für eine baldige probeweise Beschäitiguna und darauffolgende An stellung als Militär Postdircktor bieten, sind daher augenblicklich recht günstig. Die Direttorstellen von 132 Postämtern I sind ausschliesslich verabschiedeten Offizieren Vorbehalten Sieben von diesen Stellen werden mit Stabsoffizieren, die übrigen 125 mit Hauptleuten oder Rittmeistern besetzt. Das Gehalt »ür diese letzteren Stellen ist neuerdings auf 3000 bis 6000 .// festgesetzt worden. Gesuche von Be Werbern um die unbesetzten Stellen müssen an die Verjorgungsabtcilnng des Kriegsministeriums ge richtet werden. * Der Deutsche Ostmartenverein hält es für seine unabweisbare nationale Pflicht, in der Enteig nungsfrage folgendes zu bekunden: „Die Er tlärungen, die von der Königlichen Staatsreaierung neuerdings über die Fortsetzung der ostmärkischcn An siedlungstätigkeit abgegeben wurden, sind in keiner Weise geeignet, die Besorgnisse zu zerstreuen, die sich weiter deutscher Kreise in immer wachsendem Masse wegen der nationalen Bodenpolitik im Osten bemach tigt haben. Selbst wenn die Ansiedlunaskommission über ausreichendes Land verfügte, um ihre Arbeiten auf die Dauer in unverkürztem Massgabe weiterzu führen — w a s in der Wirklichkeit keines, wegs zutrifft —, so würde dieser Umstand noch keine Gewähr dafür bieten, dass die nationale Auf gabe der Ansiedlungspolitik erfüllt wird. Ent scheidend ist vielmehr die Tatsache, dass die Ansiedlungskommission darauf angewiesen ist, ihren Landvorrat fast ausschliesslich durch Ankauf aus deutscher Hand zu ergänzen, während auf der andern Seit« deutscher Grund und Boden in er schreckendem Umfange an das Polentum verloren geht. Der Deutsche Ostmarkenverein, der bisher die Arbeit der Königlichen Staatsregierung in hin gebender Weise unterstützt und ihre Tätigkeit mit jeinein Vertrauen begleitet hat, sieht sich daher ge nötigt, sein lebhaftes Bedauern darüber auszudriicken, dass die Regierung noch immer nicht der Staatsnot- wendigkeit Genüge geleistet hat, die nach der wieder holten, in feierlicher Form ausgesprochenen Ueber- zeugung des Staatsministeriums die Anwendung der Enteignung zwingend gebietet. Da sachliche Gründe für dieses ausfällige Verhalten nicht un erkannt werden können, ist es begreiflich, wenn die Anschauung immer mehr um sich greift, dass das Staatsministerium gegenüber inncrpalitischen Ein flüssen. die sich gegen eine starke Ostmarkenpolitik richten, nicht genügend« Festigkeit bewahrt habe, oder sich gar van unangebrachten Rücksichten auf das Aus land leiten lasse. Dieser Mangel an Entschiedenheit in der Durchführung der deutschnationale,! Politik iin Osten muss auf das Hari kämpfende Deutschtum der östlichen Landesteile entmutigend wirken und das Polentum ist seinen staarsfelndNchen Bestrebungen stärken, linier diesen Umständen richtet der Deutsche Ostmarkenvercin an alle nationalgesinnten Kreise des deutschen Volkes die Bitte, mit ihm in der Oefsent- lichkeit nachdrücklich dafür einzutreten, dass das Ent- cignungsgesetz endlich zur Anwendung ge lange, und damit die unerlässliche Vorbedingung für eine wirksame Weitersührung des grossen, bisher so erfolgreichen Werkes der Ansiedlung, dieser genialen Schöpfung Bismarcks, erfüllt werde. * Das Polentum in Pommern, schreibt der „Dziennik Bydgoski", breitet sich immer mehr aus. „Nach Mitteilungen deutscher Zeitungen vergeht keine Woche, in welcher nicht irgend ein orösseres, seit uralten Zeilen in deutschem Besitz befindliches Gut in polnische Hände übergeht. Äm heftigsten grassiert die polnische „Gier" im Kreise Bütow. Neuerdings berichtet man, dass eine gewisse polnische Institution aus Brust, Kreis Könitz, in der Stadt Bütow aus deutscher Hand ein grösseres Geschäft erworben hat. und dass am 1. April 101 l dort das erste polnische Warenhaus in der ganzen Gegend entstehen wird." * Missbrauch mit volkszählungslisten. Der in Nürnberg erscheinende „Fränk. Kurier" interpelliert den bayrischen Minister des Innern über einen an geblich mit Volkszählungslisten getriebenen Miss brauch. Das Blatt fragt, ob der Minister v. Brett reich Kenntnis davon habe, dass in Ludwigshafen ein städtischer Beamter zur Nachtzeit die Volks zählungslisten einem katholischen Pfarrer ausgehän digt habe, der sie dann zu konfessionellen Zwecken benutzte. Auch auf andere Missbräuche, die bischöf liche Oberbehörden durch Anweisung ihrer Geist lichen in den kirchlichen Amtsblättern vom November UNO getrieben haben, wird htngewiesen. Dem Minister wird nahegelegt, durch Einleitung eines Verfahrens ein derartiges Vorgehen für die Zukunft unmöglich zu machen. ' Beichtstuhl und Politik. Ein Würzburger Be amter teilt der „Augsb. Abendztg." mit. ein Fran ziskaner habe ihm im Beichtstuhl mit Verweige rung der Absolution gedroht, wenn er die natio nalliberale „Augsb. Abendzeitung" nicht aufgebe und dafür die klerikale „Augsb. Postztg." abonniere. Als dann das Beichtkind erklärte, er ziehe vor, die Abso lution nicht zu erhalten, beeilte sich der geistliche Abonnentensammler derPostzeitung", die Absolution doch zu erteilen. * Die Abstinenten in Bremen Haden durch eine Eingabe zu einer Staatsvorlage betr. Neuordnung der Schankkonzessionen die Einführung des Gemeinde bestimmungsrechts beantragt. Eine zur Diskussion dieses Gegenstandes einbcrusene imposant besuchte Versammlung zeigte jedoch kein Ueberwiegen der An hänger der Aostinenz. jo dass die Versammlung er gebnislos und ohne Annahme einer Resolution verlief. * Apotheken in t«n Schutzgebieten. Die Erricht inq und der Betrieb von Asctheken in den Schutzgekstet-'n ohne Südmestafrika wi.d durch eine Reichskanzler verordnung vom 12. Januar d. I. geregelt. Dir Gouverneur kann um! einem apvrodierten deut ckieu Apotheken unter Angabe der Grunde die ErlMin'a zur Niederlassung ln einer Kolonie versagen. Hun*> ogotheken sind noch -rlässia mit Zustimmung ce» Gsuvernement» für Aerzte. jedoch nur zum Zweck der Arzneimttielabgabe an die von ihnen behandelten Kranken, für Tierärzte, mit ähnlicher Einschränkung, und ebenso für Kranken-, Pflege- und ähnlichen An stalten zum Zwecke der Arzneimittelabgabe au ihre Insassen. Ferner auch für Missionen innerhalb ihrer Berufstätigkeit und kür Plantagen und gewerblich« Betriebe zum Zwecke der Versorgung ihrer An gestellten. werden. Türkei. Kammer verhandelte ain Sonnabend über an den Minister des Aeussern über Sie * Ankunft der nächsten P»ft au» Ponape. Die „Deutsche Kolonialzeitung" schreibt: Der Reichs postdampfer „Germania" ist auf seiner letzten am 31. Oktober v. I. in Sydney begonnenen Fahrt in Hongkong am 5. Januar — also mit einer Ver spätung von 13 Tagen — eingetroffen. Bekanntlich hat dieser Dampfer infolge einer Requisition des Kaiserlichen Bezirksamts in Ponape eine Reise nach Rabaul und zurück nach Ponape ausgesührt und ist dann aus Anordnung des stellvertretenden Gouverneurs direkt von Ponape nach 2ap gefahren. Um den Fahrplan möglichst einhalten ;u können, ist die Reise über Korror und Angaur nach Hongkong fortgesetzt worden, ohne nach Iruk und Saipan zurückzusahren, so dass also saipan und Truk auf dieser Fahrt nicht berührt worden sind. Die Post vom Dampfer „Germania" mit den ersten brieflichen Nachrichten über den Aufstand in Ponape wird voraussichtlich an» 3. Februar in Berlin cintreffcn. Mitteilungen aus Saipan und Truk sind dagegen mit dieser Gelegenheit nicht zu erwarten. Diese können vielmehr erst mit der nächsten Fahrt des Dampfers „Germania", der voraussichtlich am 1. Februar Saipan berühren und auch die aus dem Monat Ottober herrührcndc Europapost dort landen wird. Beförderung erhalten. Tas Eintreffen dieser Post ist Anfang April in Berlin zu erwarten. * Die Anfragen ... Potsdamer Abmachungen. Der Änfrage- steller Schenk hob den peinlichen Eindruck hervor, oen die Ottomanen darüber gehabt hätten. Lass zwei Mächte über Fragen, die die Türkei unmittelbar interessierten, ohne Teilnahme und vorherige Er jorjchung der Meinunq der Pforte verhanoelt hätten Der Redner dankte dem deutschen Bojchafler für die beruhigenden Erklärungen, die jedoch die Beoenken der Ottomanen nicht zerstreut hätten. Ein wcierer Anfraaesteller Ferid besprach Sie einzelnen Ab macbunaen und bezeichnete den Artikel 3 der ver öffentlichten Note als besonders verderblich, weil sa durch der Bau der Eisenbahnen in dem nördlich von Hanekin gelegenen Teile Ostanatoliens gehemmt würde, was Russland die grössten strategischen Vor teile sichere. Der Minister des Aeussern hob her vor. dass bei Fragen der auswärtigen Politik Reserve notwendig sei. Er verlas sodann eine Erklärung, worin darauf hingewiesen wird. Lass anfangs der Potsdamer Entrevue. deren Vorteile für Len all gemeinen Frieden anerkannt werden müssten, keine spezielle Bedeutung zuqeschrieben wordSsi'M. Welfer" verlas der Minister die aus den Orient Bezug nehmen^ den Stellen der Reichstagsrede des ReichskanzläM von Bethmann Hollweg und die Erklärungen des russischen Ministers des Auswärtigen Sassanow. Erst die bekannte Veröffentlichung der . Evenina Times" habe der Zusammenkunft eine grössere Be deutung beigemesien. Der Minister erwähnte ferner die offizielle Erklärung des deutschen Botschafters vam 14. Januar und hob die Erklärung Sashinows hervor, der sich der deutsche Botschafter vollinhaltlich angeschlossen habe. Er bezeichnete diese Erklärungen als beruhigend: kste Rechte der Türkei am Persischen Golf würden gewahrt werden. Bestiglich der Frage der Eüenbahncn lege die Pforte Wert daraus, dass die ausricht'ast erwünschte Teilnahme ncs Auslandes einen wirtschaftlichen und nicht einen poli tischen Charakter trage. Auf eine Anfrage ^erids. ob Freiherr von Marschall den Artikel :t der Publika tion der „Evening Times" auch schriftlich dementiert habe, erklärte der Minister, das Wort eines Divio maten wie des deutschen Botschafter--, besitze gröbere Bedeutung als eine geschriebene Erklärung. Die Kammer fand die Erklärungen hinreichend. Gerichtslsal. Vie Gattin als Tatlchlägerm. 8. Nürnberg, 21. Januar. Nach Wiedereröffnung der Sitzung wird als erster Zeuge der Untersuchungsrichter Landgerichlsrar Diktmann vernommen. — Vors.: Sie haben die Angeklagte im Anfang vernommen, wie benahm sie sich? — Zeuge: Im Untersuchungsgefängnis teilte mir die Polizeischwester mit, die Angeklagte sei un bedeutend verletzt, leide aber an Herzkrämpsen. Um sie zu beruhigen, fing ich daher etwas weitläufig an und fragte sie zunächst nach ihren Familienverhält nissen. sie erzählte mir von ihrer ersten Ehe und behauptete. Dillinger sei ein Unmensch gewesen. Be züglich ihrer zweiten Ehe behauptete sie, sie sei von ihrem Manne misshandelt worden. Ich sagte sann zu ihr, wir wollten nun auf die Vorgänge vom 27. April überachen und erklärte ihr: Mag Ihr Mann auch grov gewesen jcrn, so ist das doch noch keifi Grund, ihn gleich zu töten. Hierbei warf sie sich der Polizeischwester in di« Arme und sagte: Was Ist der Tod, was ist der Tod, mutzt« «» so kommen? Das überlebe ich nicht! Sie schilderte dann ihre Vorgänge vom Abend vorher. Ich fragte sie dann: Wozu haben Sie die Pistole gekauft? Sie erwiderte dass sie die Pistole sich schon vorher gekauft habe, um Selbstmord zu begehen. Ich fragte sie, warum sie den Selbstmord nicht früher ausgesührt Habs; sie er widerte: man hängt eben am Leben, später weiss mqu erst genau, um was es sich handelt. Im übrigen hätten die Freunde des Mannes diesen gegen di« Frau aufgehetzt. Als der Mann nun heimkam, be fürchtete sie eine» neuen Angriff, warum sie das lat, wusste sie aber nicht anzugeben Ich resümiere: Ich habe sie 24 Stunden nach der Tat vernommen, sie zeigt, keine geistig« Störung, sie gab di« Tat al» vermeintliche Notwehr zu. sie war durch au, orientiert. Schliesslich bat st« um «inen Recht« anwakt »egen der Ordnung ihrer finan-ielle» Ver. HSltniffe. Ich hab« Herrn Rechtsanwalt Stander tel«. phonisch benachrichtigt, der dann zu mir kam und «eiter« Schritte unternommen hat. Die Angeklagte ist minderwertig, aber nicht unzurechnungsfähig. Reue habe ich bei ihr nicht bemerkt. Dass sie minderwertig aber nicht geisteskrank »st, bestätigte mir auch bei einem Gespräch Dr. Flickinger. — Perl.: Di« An geklagte gab also die Absicht zur Tötung nicht zu? —
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