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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.01.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110123016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911012301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911012301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-01
- Tag 1911-01-23
-
Monat
1911-01
-
Jahr
1911
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Bezugs-Preis irr u»» vororce durch «»O» lräg« und Spedcieure 2»«I tätlich >»« Oaus g^achi i t»v imKü.. N.7V^U vierrei>Ldr> Lei uuxr» jz>l>al«n ». La, oatzmaüeUea «dqrdalu 1» aranart., tz.IL »eereliLdrl. L»rch »U Lok: iuaerb«rd Douiichrano» unD dir draschen kolonira »lenetittzr» US» moaall. auolchr. O«Üde<leUaeld ,z«rn« >o 0ec«ien, Ltnemarl, den ronauüaalen, Zrolien. rraremdurg, Nieder land«. «»r- «oe-ea Letterreich Uagorn, Lotzlaa», Schweden, Lchweur a. Lvancei». Ja allen übrigen slaaren nur »irev durch die iseichüildnelle oe« Biarre» erdt-Uich. La« L«v»iqe, Lagedian «rlchemi 2 mal itglich, sonn- » zieirriag» au, maruen«. Loonn« «nl-Äuno'im« Auguttu*vla> Ij, da umere» Lragern, ^lmiea, Loedileureu lmd Lauadmekelle». 'owm Lattkauer» imd Ärieilrtger». ir,a,,l»»r«a,»4ve«>« »« Mora«, mchgode dar r-dend m»aad« » «L, «edakrroa aad »el»-N«arka Jdbanaiegaste d. Sernchaecher: l«»L, l4»4 Nr. 23. Morken-Ausgabe. KiMger Tagcblalt Handelszeitung. Amtsblatt des Nates «nd des Nolizeiamtcs der Stadt Leipzig. Anzeige«-Preis M Aaierar» «re llewug uao llmgeduag dm 6g« vairen» St> «i» da»«» PerU^eil- 2b ch dt» r« Mi» drmr» L^>an>mäl» > »m» eo«warr» »- L» etaNaum» ».L- Imer«« »o» Äeddrde» -» aattime» Lett die 7« m« drmle tzevi—U, «o Geichd'H-nrei^en mo L agoorichriira» «ad i» der Lnendaue^ad» >w drnie «rgodr. ittavail naiv Lara. orttagraedüln L o. rauiend «rer. -Vvttgedichr. >«k«r,el!l» Lu'rrag« kdnnen nichi ,urach- -e^oge» werden. Zür »a« ^richema» »u veitimmren Lagen und Mttzan wir» koin« Larannr übernommen «Nhagen- Lnnubme: Lugutto.vlaH da «amtlichen .Filialen u. allen Annonce» G»«bmonen oa, I«, und Luglaade«. Ha»»r.Ml»«li «aolvn Tart Dnncke« oe«u>g» vaor. Hanoi UN« eutzowviatt» NX ltza« -do» Vt «e 4»tl,. Hau»l.-«lt»I« Lreodem See irr <»e «, t i Lerere,- «eiLt). 125. Jahrgang Montag, üen 23. Januar l9l1. Das Dlchtiglte. * 2n Berlin wurde am Sonntag das Krönungs und Ordens fest in der üblichen Weise abgehalten. Unter den Dekorierten befindet sich auch eine größere Anzahl Leipziger. lS. d. bes. Art.) * Gestern fand in Darmstadt bez. in Kiel die Beisetzung des Kapitänleutnants Fischer und des Matrosen Rieger vom „>-.3" statt. lS. Letzte Dep.) * In Hankou (China) landeten das deutsche Kanonenboot „Jaguar" und ein englisches Kanonen boot infolge des Ausbruchs von Unruhen FrVi- willigen-Detachements. lS. Letzte Dep.) * Präsident Tast sprach sich in einer längeren Rede über das Recht der Bereinigten Staaten zur Befestigung des Panamakanals aus. * In mehreren Distrikten von Madeira ist die Cholera erloschen, so daß das Sanitätspersonal verringert werden tonnte. Englische Wühlereien in Dänemark. Kaum haben sich die professionellen Agitatoren gegen Deutschland einen Korb in Holland wegen dessen Befestigungsanlagen an der Schelde- und Maas mündung geholt, so versuchen sie ihr Glück in Däne mark. Deutschland sei ein expansionsbedürftiges Land, meinen sie. und da gehen sie auf die Suche, wen sie wohl mit diesem Gespenst in Schrecken jagen können. Gewaltsam wollen sie sich der Tatsache ver schließen, daß Deutschland mit seinen Grenzen ganz zufrieden ist und daß es, selbst wenn es sie als zu eng empfände, doch keine anderen Länder beraube» würde, die ihm nichts getan haben. Die Unfähigkeit, dies zu fassen, läßt Rückschlüsse auf ihren eigenen Gemüts zustand zu,' man wrrd an das hübsche Wort erinnert: .Man sucht niemand hinter dem Busch, wenn man nicht selbst dahinter gesessen hat." Fetzt ist es der Londoner „Daily Expreß", den die Loroeeren seiner unruhestiftenden Schwester, der „Daily Mail" nicht schlafen lassen. Er hat eigens einen De- richterstaner nach Kopenhagen geschickt, um gegen Deutschland zu Hetzen: „Auf Befehl des Kaisers Däne mark in der Gewalt der gepanzerten Faust! Machtlos und Derteidigungsmaßnahmen verboten!" So lautet der marktschreierische Titel des neuesten Artikels. Der Inhalt aber widerspricht ihm völlig, denn es ist aus führlich die Rede von dänischen Verteidigungsmaß- nahmen. Die ganze Bevölkerung stehe hinter der Re gierung hinsichtlich der Verteidigung Kopenhagens und Esbjergs. Bon Berlin sei indes plötzlich ein Wink mit dem Zaunpfahl erfolgt; der Kaiser habe durch seinen Gesandten erklären lassen, daß irgend welche weit angelegte Berteidigungsmaßnahmen als eine Herausforderung Deutschlands angesehen und von der öffentlichen Meinung als sehr unangenehm empfunden werden würden. Daraufhin sei die Ein bringung eines betreffenden Gesetzentwurfs ver schoben. In einem andern Artikel desselben Blattes wird ausgefllhrt, daß Deutschland seit dem englischen Flottenbesuch in Esbjerg, an der Westküste Jütlands, nahe der schleswigschen Grenze, eine zweispurige Eisen bahn durch Nordschleswig angelegt habe, die gegen England gerichtet sei. Deutschland sei dadurch im stande, im Kriegsfälle innerhalb zwölf Stunden große Truppenmassen nach Jütland zu senden. An der Lahn befinden sich sieben wohlausgerüstete mili tärische Depots. Das beweise, daß Deutschland An griffspläne gegen Dänemark hege; das Lolk müsse sich also auf Abwehr einrichten. Es gibt in der Tat eine kleine Partei in Däne mark, die Ultrakonservativcn, die das oielerwärts so bewährte Mittel der Erregung von Angst vor dem Auslande in ihrem Partei-Interesse anwenden möchten. Die Masse der Nation hat keinen Anteil daran. Gerade die Landbevölkerung Dänemarks wählt durchaus radikal; während in der Hauptstadt (viel bestritten durch die Sozialdemokratie) die höhere Gesellschaft noch chauvinistisch ist, ist das Bauerntum — und das ist das Eros des Volkes — unter Füh rung der Jüten durchaus für friedliches Einver nehmen mit Deutschland. Längst ist im Dänenoolke die lleberzeugung mächtig zum Durchbruch gekommen, daß der einzelne Däne nichts gewinnt, wenn etwa Nordschleswig oder gar ganz Schleswig mit Däne mark vereinigt wird. Wohl aber wird Jütland im Falle eines Krieges zwischen Deutschland und Däne mark der sofortigen Invasion starker Truppenteile ausgesetzt, gegen die die englische Flotte in Esbjerg oder dort etwa gelandete englische Truppen schlechter dings keine Hilfe gewähren können. Man wird wohl wissen, daß Deutschland keiner besonderen Veran staltungen bedarf, um das nur 31 Kilometer von der deutschen Grenze entfernte Esbjerg mit überlegenen Kräften zu besetzen und seinen Hafen für englische Landungen unbrauchbar zu macken. Jütland würde in wenigen Tagen überschwemmt sein, und auch die Invasion Fünens würde nicht zu hindern sein, denn der Kleine Belt ist bei Friedericia nur wie ein Fluß von ganz mäßiger Breite. Gegen alles das hilft die Befestigung von Kopenhagen gar nichts. Im Gegenteil: zur Besetzung der Festungswerke ist die ganze dänisch« Armee erforderlich. Und wenn diese in der Haupt stadt ist, muß sie das Land wehrlos lassen. Gegen die Befestigung Kopenhagens ist deshalb niemals der ge ringste Widerspruch Deutschlands erhoben. Selbst verständlich hätte Deutschland auch dann die dänische Neutralität so geehrt, daß es auch geschwiegen hätte, wenn es die Befestigung für gefährlich erachtet hätte Die Dänen wissen sehr wohl, daß sie ein vortreff liches und sehr einfach zu handhabendes Mittel be sitzen, um jeden deutschen Soldaten von ihrer Grenze fernzubaltcn. Das ist die Neutralität. Wenn sie diese bewahren, so rührt Deutschland ihr Land nicht an. Wenn sie aber Feinde Deutschlands hereinlassen, so hören sie eben aus, neutral zu sein und müssen sich dann dem Völkerrecht gemäß jede feindselige Behand lung gefallen lassen. Nur für solchen Fall haben sie auch für Esbjerg zu fürchten. Nun könnte man ja sagen, es sei denkbar, daß die Landung einer feind lichen Flotte in Esbjerg der erste Akt sei, durch den Dänemarks Neutralität verletzt würde. Folglich könne Deutschland dem gar nicht zuvorkommen, wenn es nicht selber gegen das Völkerrecht handeln wolle. Möge man darin ruhig der deutschen Heeresleitung vertrauen! Die Landung feindlicher Truppen ist immer eine zeitraubende Sache. Wir werden jdenfalls mit überlegenen Kräften zur Stelle sein, ehe sich feindliche Truppen schädlich machen können. Jene Kaliber englischer und französischer Stra tegen, die Deutschland immer Pläne unterstellen, die auf eine Vergewaltigung der kleinen neutralen Nachbarstaaten hinauslaufen, können nicht einmal begreifen, daß deren Existenz für uns ganz besonders wertvoll ist. Wären sie nicht da, so müßten wir unsere Nordwestecke durch eine ungleich größere See macht schützen. Wären Holland und Belgien nicht neutral, sondern in unserer Gewalt, so könnte eine überlegene feindlich« Flotte die Häfen an der Rhein- und Scheldemündung blockieren und Westdeutschland van dem Verkehr mit dem Ausland« abschneiden. Jetzt ist das nicht möglich. Solange Holland neutral ist, kann kein französisches Heer den Niederrhein unter, halb Wesels überschreiten. Von gleicher Bedeutung ist dr«. Neutralität Dänemarks nicht. Immerhin ist die Wichtigkeit, daß die Küsten des Sundes und beider Belte im Besitze einer neutralen Macht sind, für uns sehr groß. Denn sobald wir etwa die dänische Land grenze überschreiten, hat unser Feind das Recht, sich de: Belte und des Sundes zu bemächtigen. Die dänische Presse ist denn auch weit einsichtiger als die übereifrigen Freunde an der Themse und der Seine. Sie leugnet, daß in den militärischen Maßnahmen Deutschlands an der nordschleswigschen Grenze irgendwie mehr zu erblicken sei als die durch aus berechtigten Vorkehrungen, die jede Großmacht zur Abwehr einer Invasion träfe. Dänemark beklage sich gar nicht über Deutschland. „Die dänische Presse" so sagt Rigut, „darf als Organ der öffentlichen Mei nung keinen Zweifel walten lassen, daß Artikel wie der im „Daily Expreß" hi«r in Dänemark trotz ihrer — Dummheit als verderblich betrachtet werden." Das mögen die ungebetenen Verteidiger sich hinter den Spiegel stecken! Oss Grüenskelt in Berlin. Berlin. 22. Januar. (Tel.) Da- Krönungs- und Ordensfest wurde am Sonntag auf Allerhöchsten Befehl im königlichen Schloß in gewohnter Weise gefeiert. Das Schloß, die königlichen und die städtischen Gebäude und viele Häuser in der Umgebung d s Schlosses waren be flagg.. Um 9 Uhr begannen die neu zu dekorieren den Herren und Damen sich Al versammeln, die ge ladenen Genrrale, Minister, Diplomaten und Fürst lichkeiten fuhren an. Bei trübem Wetter fanden sich im Lustgarten und aus dem Schlossplatz eine grössere Anzahl Schaulustiger ein. — Der Kaiser unter nahm morgens eine Ausfahrt im Automobil. Die neu zu dekorierende» Herren versammelten sich in der 1 Braunschweigischen Kamm*« und emp- fingen dann in der 2. Braunschweigischen Kammer aus den Händen der Mitglieder der General-Ordens kommission die Orden. Inzwischen hatten sich die Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses im Kurfürstenzimmer eingefunden, die höchsten Hof chargen und die Gefolge in der boisierten Galerie. Gegen 11 !6 Uhr erschienen der Kaiser und die Kaiserin. Das Kaiserpaar begrüßte die an- Ehester unü Konzerte. Leipzig. 23. Januar. Leipziger Schauspielhaus. Agnes Sorma als Lorle rn „Dorf und Stadt". Es tut gut, von Zeit zu Zeit einmal bei der braven Birch-Pfeifser und ihrer biederen Zeit einzukehren, die auch die Zeit eines Roderich Benedix war. Der Abend gestern im Sckouspielhause konnte gewissermaßen als Nachfeier ,um VeneLix-Tagc gelten und fand als solcher das lebhafteste Interesse. Das Haus war wieder ausver- kauft und jubelte dem Lorle der Frau Sorma nach jedem Akr und Halbakt zu. Man muß sein stillhalten, wenn man bei der seligen, braven Charlotte Birch, geborenen Pfeiffer, zu Gaste ist, denn da gibt es Alte und Halbakte, nach altem Muster noch zwei „Ab reitungen" Les Stückes und viele, viele Pausen. Aber dafür schaut man auch den biederen Schwarzwald bauern Berthold Auerbachs grad ins treue Herz hinein, und das ist ein Ausblick, der das Verweilen lohnt. Von unserer Kindheit an hat uns dies „Dorf und Stadt" bis an diesen Tag begleitet, und wir freuen uns icdcsmal des Wiedersehens, vor allem, wenn ein Lorle wie Agnes Sorma auf der Bühne steckt. Lange, lange spielt sie schon die Rolle und hat wohl etwas an Jugendlichteil, doch noch keinen Schimmer an Liebreiz und herzbeweglicher Bravheit eingebüßr. Ihr Lachen und ihr Lieben blieb noch das gleiche wie am ersten Tag und rührte die Herzen von Tausenden. Luch gestern hatte Frau Sorma wieder eine dank bare Gemeinde, die sie sogar zweimal aus dem Türchen des Eisernen rief. Nächst der Gastspielen» bot Fräulein Cramer als Bärbele die beste Leistung; auch H»rr Dornstedtals Lindenwirt ver dient volle Anerkennung für seinen markigen Bauern. p. s. Vierte Kammermusik im Sewandhause. Drei hoch- bedeuleiu>e Namen hatten gestern eine grosse Anzahl Zuhörer ins Gewandhaus gezogen: RaoulPugno, Eugene Psaqe und Julius Klengel. Man hatte aus geichäftlichen Gründen die Kammermusik in den grossen Saal verlegt. Gewiss ist hieraus der Direktion kein Borwurf zu erheben; denn im realen Leben lässt sich nun einmal Geschäft nicht ganz von der Kunst trennen, aber man muß dielen Umstand lx- rücksichtigen, um zu verstehen, daß das Dargebotene nur bedingt zu bewerten ist. Die intime Kunst der Kammermusik kann nun einmal in grossen Räumen nie rein bleiben. Die ausführenden Künstler sind ge- nöligt, der äusseren Wirkung mehr Zugeständnisse zu machen, als den Werken zuträglich ist. Am ehesten verträgt den grossen Saal nock die gestern zuletzt ge- spielte T-Moll-Sonate für Klavier und Violine von Beethoven, deren stolz« Leidenschaft denn auch von dem im Spiel der Größe des Saales Rechnung tra genden Herrn Psaye am Klavier packend dargestcllt wurde. Die Wiedergabe großer Empfindungen ist ja das eigentliche Feld Pugnos, während er z. B. einem Beethooenicken Adaaio gegenüber zu objektiv kühl bleibt. sDa« der Beethoven-Sonate litt unter zu unruhigem Tempo.) Hier greift Piave mit seinem tonsckönen. latten Soiel schon eber an» Herz. Aller dings bleiben auch ihm die letzten Tiefen Beethoven, schen Seelenleben« vnerschlossen. Demgegenüber mutet es doch eigen an. dass er das Adagio aus der zu An fang gespielten E-Dur-Sonate von Back ganz wunder voll zum Ausdruck brachte: Pugno war auch hier der objektiv« Musiker, der u. a. seinen Solosatz sehr ein dringlich spielte. Beide Meister besitzen in sich ge schlossene Selbständigkeit, in der Kammermusik mehr Nachteil als Vorzug. Pugno z. B. liess am ganzen Abend die Führung nicht aus den Händen, auch dort, wo ein anderes Instrument das Vorrecht gehabt hätte. Dadurch traten äusserlich kaum, innerlich aber empfindlich zu bemerkende Ungleichheiten in der Dar stellung ein. Als Kammermusiker am hervorragend sten von den drei Ausführenden, zugleich aber auch Beethoven am nächsten stehend ist unser einheimischer Meister Professor Julius Klengel, der sich in dem grossen B-Dur-Trio Opus 97 von Beethoven zu den zwei Vorgenannten gesellte. Das lebensfreudige Trio war auch die am meisten einheitliche Leistung. Starke Anregungen brachte das Konzert. Hatte es aber mehr als darstellerischen Wert? Bedeutete es eine Be reicherung unseres Musiklebens? .^rtur Lellogel. Dritte Lriomatinee. Mit diesem Konzert wurde der von H:rrn Fritz von Bose veranstaltete Triomatince-Zyklus beschlossen. Es liegt daher nahe, einmal rückblickend zu überschauen, was geboten wurde. Neben Beethoven, Schubert und Schumann kamen Brahms, Dvorak, Reinecke und Krehl zu Worte. So dankbar es anzuerkennen ist, mit diesen Triomatineen eine willkommene Ergänzung zu den kammermusikalischen Veranstaltungen, in denen aller meist Quartette und Quintette gespielt werden, ge schaffen zu haben, so wünschenswert erscheint es doch, künftighin nicht nur klassische oder bereits gut be kannte Werke aus neuer und neuester Zeit auf das Programm zu setzen, sondern sich auch der in genügen der Anzahl vorhandenen, aber in unserer Stadt noch unbekannten Trios zeitgenössischer Tonsetzer liebevoll anzunehmen und damit diesen wie der Kunst ein:n Dienst zu erweisen. In jeder Matinee eine Novi tät herauszubrinaen, dürste wohl nicht zu viel ge fordert sein. Sehr leicht möglich, daß sich dann auch eine noch zahlreichere Zuhörerschaft einfinden wird. Galt es also für diesmal auf eine Erstaufführung zu verzichten, so hoffen wir doch in nächster Saison den wahlberechtigten Wunsch einigermaßen erfüllt zu sehen. Wenn man gestern keine ticfe-en Eindrücke mit sortnahm, so lag dies teils an der Art der Aus führung, teils an den Werken selbst. Gilt jenes von Brahms' zweiter Sonate für Pianofort« und Violine in A-Dur, Op. IW, so trifft dies bei Reineckes Trio für Klavier, Oboe und Horn, Op. 188. zu, einem Stück, dessen Wert mehr in der Form als dem In halt liegt, dessen vier Sätze aber von den Herren Fritz von Bole, A. Gleißbera und Arno Rudolph in sehr lobenswerter Weise vermittelt wurden. Eine noch ausdrucksvollere, die Schönheiten noch klarerer und eindringlicher hinstellende Wieder- gab* aber hä'te die Sonate von Brahms vertragen. Wohl batte sich Herr von Bose mit Fräulein Bälma von Pafzthory gut zusammenqespielt. auch wu'de alles tecknisck korrekt wiedergeqeben. doch in intellek- tueller Hinsicht blieb zu wünschen übrig. Hie> fehlte di« unmittelbar wirkende Kraft des Ausdruck««. So hätte manch: Stelle des Diolinparts mit noch blühen derem Ton und von noch innigerem Gefühl beseelt erklingen müssen. Aber auch H:rrn van Loses Aus legung des Schumannschen Fajchingsschwankes ließ keinen rechten Genuß auskommen. Er hat schon durch bessere Proben semer Kunst erfreut. 6. H. Bieüermeierabenü von Köche Lyon. Das muss wirklich eine wunderschöne Zeit ge wesen sein, als der Reifrock herrschte, die Damen so graziös und die Herren so galant waren. Ein schalkhaftes, lebensfrohes Geschlecht lebte damals. Wir sind zwar heute auch lebensfreudig, aber dabei so nüchtern, di ses Hasten von Genuß zu Genuß und dazwischen wieder die Jagd nach dem Geld, wie anders ist doch diese Art der Lebensfreude! Freilich alle Menschen konnten damals auch nicht nur mit Schäferstunden ihr Leben ausfüllen, aber größere Lebenskünstler, als wir es sind, waren sie doch alle Schon die Art, wie die damalige Zeit die Dinge benannte, z-igt uns dos an. Wer weiss heute, was ein „Fahrendes Fräulein" ist? Käthe Hyan zeigte es uns am Sonnabend im Feurich-Saal. Wie sie da lockend und frech ihre Lieder sang, ihr tolles, trauriges Leben schilderte, das war ein fahrend Fräulein! Und wie sind sie heute, diese bedauerns werten Geschöpfe? Dann kam die Krinoline an die Reihe und die reine Biedermeierzeit. Man konnte Zeit und Um gebung vergessen und sich zurückträumen, als Käthe Hvan „Das neue Kleid" sang und das entzückende ..Liebend? Mädchen". In einigen Liedern wurde auch Berlin bedackt, freilich nickt das heutige, sondern das der damaligen Zeit, dessen Ruhm in Handwerker, liedern gesungen wird. Und daneben di* galante Welt. Alles brachte uns Käthe knan zum Ver ständnis, und alles war stilecht! In kostbaren Bieder- meierröckcn trug sie ihre Li der vor. und wenn sie sich nicht selbst auf ihrer Laute begleitete, saß eine Freundin am alten Hammerklavier, dess'n zarte Tön- zu der zarten Stimme und den zarten Liedern wie ge- schatten waren. lieber dem Abend lag die anheimelnde Stimmung der Zeit des Reifrocks und der Stöckelschuhe, ein zauberischer Duft aus Urväterzeit wehte zu uns herüber, und das hat mit ihrem Singen die Käthe Hyan getan? vr. 1^. Kus üem Vrrsüner Muvkleben. Im Residenztheater gab es am Freitag «ine Operetten-Uraufführung, und zwar erzielte „Der gelbe Prinz" von Carl Ohnesorg. Tert von I. Sinner und Hilly Ohnesorg, einen unbe strittenen, vollen Erfolg. Ohnesorg. der am Breslauer Stadttheater al» Kavellmeister wirkt, hat sich nicht nur durch einige schöne Lieder und Orchesterstücke, sondern auch bereits durch mehrere dramatische Werke als Komponist von flüssiger Erfindung und gutem Ge- schmack betätigt. Bereits vor längerer Zeit trat er mit dem Opern-Einokter ..Mar-on" hervor, eine weitere dramatisch« Arbeit. „Annerles Hochzeits tag" besticht durch volkstümliche Anschaulichkeit. Nun * Mufitchronik. „Qu o vadis" gelangt noch in dieser Saison zur Ausführung in Lerpzia, Inns bruck, Görlitz, Glatz, Bremerhaven, Pirmasens. Stralsund, Kreuzburg, Bamberg, während für die nächste Saison zahlreiche Unterhandlungen schweben. Der Komponist, ein Schüler von Max Bruch, fetzt der Direktor der Philharmonie und des Konservatoriums in Krakau, wird der hiesigen, im Rahmen der Phil harmonischen Konzerte durch den Philharmonischen Thor unter der Leitung von Kapellmeister Richard Hagel am 30. d M. in der Alberthalle stattfinden den Ausführung seines Werke» beiwohnen. hat sich der Komponist, dem lockenden Zuge der Zeit folgend, der Operette in die Arme geworfen und mit dem „Gelben Prinzen" einen sehr glücklichen Wurf getan. Die Handlung des dreiaktigen Werkes spielt in Frankreich, allwo die Generale, Minijierlalüirek- torei und andere hohe Würdenträger so ganz anders sein müssen al» bei uns; ein anamilijcher Prinz spielt die bewegende Rolle, und an Liebe und süßen Mädels ist kein Mangel. Die Handlung ist ein holder Unünn, wie man ihn bei der neueren Operette eben lieot, aber der Aufbau ist geschickt, die Derse sind oft auffallend hübsch, so daß sich da» Buch als sehr brauchbar erweist. Die Musik Ohnesorgs ist frisch in der Erfindung, reizvoll in der Form und verrät in solider Arbeit allenthalben den guten Musiker und gewiegten Bühnenmenschen. An Schlagern ober Stücken, die es werden wollen, fehlt es nicht: ein Ehe- geschichten-Walzer, ein Marsch-Terzett, ein Exerzier- Ensemble, einige empfindsame Lieder und Duette sowie wirksame Chöre befriedigen das Verlangen des Publikums nach effektvollen Einzelnummern, und das Orchester ist außerordentlich geschickt behandelt. Unter Direktor Witts Spielleitung und Kapellmeister Korolanyis musikalischer Direktion kam ein leb hafter Erfolg zustande, an dem auch der anwesende Komponist teilnehmen konnte. Daß die bevorstehende Uraufführung des,,Rofen- kaoaliers" das ganze Hosoperntheater ln Span nung und Aufregung hält, ist begreiflich. Aber dass darunter auch die Freunde der Orchestermusik zu leiden haben, ist weder erfreulich noch gerechtfertigt. Seit 1k. Dezemoer hat im Opernhause kein Sinfonie konzert stattgefunden, und die beiden planmäßigen Januarkonzerte sind so weit hinausgeschoben worden, daß erst am 3. Februar wieder die Konzertabonnenten zu ihrem Rechte kommen. Also länger als ^echs Wochen in einer Musikstadt von der Größe Dres dens kein Konzert der Kgl. Kapelle, das ist wahr- lich beschämend, und man kann s den Konzert abonnenten nicht verdenken wenn sich ihrer eine leb hafte Mißstimmung bemächtigt hat. Was geht sie schließlich der „Rosenkaoalier" an? Wenn in Leipzig wegen einer bevorstehenden Opern-Uraufführung die Gewandhauskonzerte ausfallen oder auf sechs Wochen listiert werden sollten, so wäre dies ein Ding der Unmöglichkeit. Es ist Pflicht, diese Zurücksetzung der Orchestermusik ernsthaft zu rügen, da Dresden mit seinen 14 Hoftheaterkonzerten, die bis in den April hinein dauern, ohnehin gegen Leipzig wesentlich zu rücksteht. k. Oei«l«e.
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