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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.01.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-01-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110121011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911012101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911012101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-01
- Tag 1911-01-21
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Monat
1911-01
-
Jahr
1911
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qcoronelen Hausse als Kandidaicn ausgestellt, während, wie bekannt, von konservalioer Leite der oegenwärrige Vertreter des Kreises. Oberamtsrichter Dr. Kiese, auch diesmal wieder al» Kandidat aus erseden ist. Da diese Meldung in ibrem ersten Teile liowei» sie das Zusammengehen der fortschrittlichen iiolkspartei und der Nationalliberalen beinsttl den ' Ereignissen etwas vorauseilt. wird man wobl auch die Bestätigung des »weiten Teile» erst ab warten müssen. Nichtig ist allerdings, daß Guts bescher Hausse im Jahr« 1907 zugunsten der Kan didatur Dr. Kieses zurüctqetretcn ist. wofür ihm die Unterstützung bei den nächsten Reiitistagswahleii zu- aesagt wurde Dieser Wechsel wäre sctrl iällia. und nach den erwähnten Zeilunqsmeldungen batte ibn Ab geordneter Mansie bereits präjennert. Jedenfalls märe er da'u berechtigt, wenn nicht etwa '-nzwuchen neuerliche Verbandlungen statigeiunden baden, durch die Hausse abermals zu «niem Verzicht öewoaen wurde. Lallten sich die Konservativen wirklich obne alle Umstände über die früheren Vereiiiduruirqen bin weggesetzt baben. so würden sie sich damit nur ins eigene fleisch schneiden ' Die ..Dri.b. Taqeszig" teilt mit, das; der Bund der Landwirte sich bereits f ii r die Kandidatur Kiese ausgesprochen habe. Der Londesverdund der Fesibcivtoeten im König reich Lachsen und die 'ommcuacn Reichsrugswahlei». Man schreibt uns: ..Die Orgninjation der Feitbeiol- deten bat iii Lachsen tm leizten Jahre bedeutende Fortschritte gemacht. In arien grönrren Orten, bei spielsweise in Dresden, Plauen, Hwictau, Barchen, Oelsnitz i V.. Auiwderg, Buchbol-. ,rreci.»eig, Döbeln, Roßwein. Wurzen. Marlranjino.. Riilkweidu, Rade- berg usm. Haden sich Ortsgruppen gebildet. Da alle feitbesoldeten. insbeioirdere das große Heer der Privatangestellten und Reichsöeumren, ein starkes 'intcrejse an der Rrrchsgeietzpebui'.g Haden, ihren Wünschen bei der Ausireliung von Kandidaten dis setzt aber in leinec Weise Ncwnuna gc-ragen worden ist. sieht sich die Organisation genötigt, in allen größeren Orten selbständig oorzuaehrn. *Die l. Hauvtoersaminlunq der fortschrittlichen Volkspartei in Leipzig war. wie man uns schreibt, zaqlreich besucht. Den Jahresbericht gab der Vvr- nt-ende Dr. med. L a n g e r h a n s. Keschästsbericht liild Kassenbericht erstatteten die Herren Eigner und Mciszgeier. Es konnte ein stetiges Wachstum des Vereins, der bereits im 1. fahre seines Bestehens eine umsangreiche politische Tätigkeit entfaltet hat. konstatiert werden. Nach einer lebhaften Aussprache über die Berichte erfolgte die Beratung eines Orga nisationsstatutes für den 12. und 1.1. Reichstags wahlkreis. Das Liatut wurde nach den Vorschlägen des Vorstandes angenommen. Vor der Neuwahl des Vorstandes erklärte Herr Dr. med. Longcrhans, daß persönliche Verhältnisse ihn hinderten, das Amt eines l. Vorsitzenden des Vereins wieder anzunehmen. An seine Stelle wurde hieraus Fabrikbesitzer Hugo Kraf zum 1. Vorsitzenden gewählt. Die Wahl der übrigen Mitglieder des Vorstandes ergab folgendes Resultat: Privatmann Karl Hertzcr. 2. Vorsitzender: Prof. Dr. Barge, Privatmann Elansz Lehrer Eigner, Kch. Justizrat Halxr, Olnüpostafsijtent Henning, Syndikus Dr. Jahn' Dr. med. Lanqerhans, Amtsgerichtsrat Leo. Schriftsteller Meiszgcier. Kaufmann Nathan, Kaufmann Pudor. Kewerkvereinssckretär Sauer. August Stern. Prokurist Wel»er, Fran Landgerichtsrat Scheuit'ler. Herr August Stern gab hierauf ein Re- ierat über die Ersatzwahl im 2ll. Landtagswahlkreise Leipzig Land Im Anlchlusz daran hielt Landtags kandidat Dr Rudolf Schubert eine kurze, markige Ansprache. Fabrikbesitzer Kraf sprach sodann Herrn Dr. med. Langerbans, der seit 1901 den früheren Liberalen Verein nnd seht den Verein der Fortschritt lichen Volkspartci mit groszer Opscrsreudigkeit ge jätet habe, den wärmsten Dank des Vereins aus. Mit der Mahnung an die Mitglieder, auch weiterhin oie Ideal« des entschiedenen Liberalismus zu fördern, schloß der Vorsitzende die Hauptversammlung. * Einrichtung einer Kesnndtschast für Guatemala in Berlin. Wie die „Inf." erfährt, beabsichtigt die Republik Kuatemala die Wiedereinrichtunq einer Gesandtschaft beim Deutschen Reiche in Berl'n. Als Gelangter ist Salvador Serrano in Aussicht ge nommen. ein Bruder des früheren Vizepräsidenten non Kuatemala. Die Gesandtschaft iit seit ca. einem Jahre unbesetzt, was in den interessierten Kreisen unangenehm empfunden wird. Der vordem auf dem Posten tätige Gesandte Gomez Ea rrillo. der sich gegenwärtig in Paris aushält, ist kürzlich zum Generalkonsul in Brüssel ernannt worden. - Zur Revision des Jmpfgesetzes. Die Augg. Dr. Müller lMeiningenh Oeser und Sommer lFrs. Vpt.) haben im Reichstage den Antrag ein gebracht, den Reichskanzler zu ersuchen, dem Reich" tage einen Gesetzentwurf zur Revision des Impsgesetzes vorzulcgcn, der die jetzt bestehenden Unklarhelten des Impfgescizes beseitigt, bei dieser Revision des Jmpjaesetze» von neuem die Frage der Einführung der zogcnannten Gewissensklausel wissenschaftlich prüfen zu lassen und zur Vorbereitung für diese Prüfung dem Reichstag baldmöglichst ein« Denk schrift uorzulegen. in der auch die Einwendungen der Impsgegner berücksichtigt werden. * Die Denkschriften über di« Entwicklung der deutschen Kolonien werden dem Reichstage nicht mehr als Regierungsdruckjache zugehen, sondern nur noch käuflich im Buchhandel zu haben sein. In der Presse in diese Maßnahme bedauert und die allzu grofze Sparsamkeit der Ko'onialverwaltnng getadelt worden. Dieser Tadel ist ade, unberechtigt, denn es dürste taum bekannt jein, daß die Herstellung dieser kolonialen Denkschriften pro Iabr die Summe von 10 000 gekostet Hal. * Die Angelegenheit des „Lorraine sporrive". In der Angelegenheit oe > Vereins „Lorraine .porlive" ist jetz,. die Anklage gegen den Schlosser Schneider, der bei den Demonstrationen verhaftet worden ist, und Genossen wegen Aufruhrs erhoben worden. 72 Zeugen lind geladen. — In Metz wurden zwei Alldeutsche von Mitgliedern des Vereins „Lorraine iportine', über den sie nch miszliebig gcaugert hatten, so schwer mißhandelt, daß sie ins Metzer K ranken h a n s gebracht werben mußten. Reichslogslandidaiuren. Im Kreise Elbing Marienburg isl nunmehr per bisherige lonjer- varive Adg. v. O Idenburg wieder als Reichstags- tandidal formeü und endgültig ausgestellt worden. — I,: Aschersleben hur die Fortschrittliche Ve.lvear.ei den Berliner Studloerordneten Gold- schmio. als Reichsragslandidaten ausgesiellt, der o:e Kandidatur angenommen har. — Die Dertcauens- männer des B u n v e s d e r L a n d w i r t e im Wahl kreise Bayreuth haben den konservativen Landlags- abgeorduetcn Brendel als Reichstagskandidaten ausgestellt. Welche Angestellten sind vcrsicherungspflichtig? Die Peröfjentlrchung des Eniwutj» eines Versiche- rungsgejetzes für Angestellte, vorläufig noch ohne er läuternden Begleubericht, Hal, wie der „Lok.-Anz." schreibt, einen Irrtum eiilstehen lassen, der, wie die Provinzprejsc zeigt, von Berlin ans durch sehr viele Blätter sich hinüurchichlängelt. Die irrige Aus- jajkung betrifft Len Kreis öcr oersicherungspflichti gen Personen, namentlich wird allgemein vermuret, daß die B u r c a u a n g e st e l l t e n nicht zu den selben gehören, weil sic in der Auszählung nickt aus drücklich angeführt werden. Hierzu ist zu bemerken, daß der Perjancntreis in genauer Anlehnung an den zurzeit öcr Beratung unterliegenden Gesetzentwurf über die Reichsversichernngsordnung sesigrsiellt isl. Zn jenem Entwurf werden ausgeführt u. a. die Betriebs beamten, Werkmeister, Techniker sowie die anderen Angestellten, die mit einer ähnlich gehobenen Tätig keit oerufsmäßig beschäftigt werden. Es grenzt den Kreis der Versicherungspflichtigen dadurch ab, daß nach unten hin alle der Hondarbeitenden Bevölle runasklasse angehörenden Personen, nach oben hin die Selbständigen von der Versicherung ausgeschlossen werden. Aus Grund dn Berufszählung vom 12. Juni 1907 läßt sich ungefähr schätzen, wieviel Personen zur die neue Angestelltenversicherung in Betracht kommen würden, wobei freilich aus das Alter und die Gehaltsbezüge keine Rücksicht genommen ist. Nicht leitende Beamte sowie das geiamtc Personal aus Verwaltung und Aufsicht usw. bilden eine Personen gruppe von über einer Million Köpfen. Dazu treten die Gehilfen und Lehrlinge aus den offenen Geschäf ten, etwa gegen eine halbe Million Personen. Die Schiffahrt stellt über 10 000 Personen. Bei den soge nannten freien Berufsarten werden non der Statistik ^sammcn rund 2:10 000 Personen nachgewicsen. Eine Schätzung der im versichcrungspflichtigen Alter stehen den Angestellten nach Gehaltsklassen muß solche Ange stellten ausscheiden, die mehr als >000 Gehalt be ziehen. Immerhin wird man wohl nicht sehlgreifen, wenn man die Gesamtzahl der zu versichernden Per sonen auf weit über 1'/* Millionen beziffert. " vom weimarischen Landtag. Aus Weimar wird uns geschrieben: Während man im ganzen rveimari- jchen Lande sowie in den Abgeordnetcnkreisen von der Sraatsreqicruna die Vorlegung des Einwurfes einer neuen Gemeindeordnung für die noch im Januar beginnende Landtagstagung erwartete, ja unter diesem Gesichtspunkt überhaupt die ganze Sitzungsperiode bewertete, wird jetzt bekannt, daß die Regierung noch nicht in der Lage ist. den Entwurf d-.ni Hause oorzulegen. da die umfangreiche und — wie zugegeben werden muß — sehr schwierige Ge- ietzesmaterie von den mit der Bearbeitung Betrauten nicht hat bewältigt werden können. Die am HO. d. M. beginnende Tagung verliert dadurch be deutend an Interesse und vor alleu auch an Aus dehnung. Die Durchberatung des Gemeindeordnungs entwurfes würde mehrer« Wochen in Anspruch ge nommen haben. Auslsnü. l-osterreich- Unklar«. Im öjrerreichischen Abgeordnetenhaus wurde die erste Lesung des Budgets fortgejetzt. Der neue Finanzminister Meyer griff tu die Debatte ein und sprach die Zuversicht aus. daß der neue Eisenbahn minister alles aufbieten werde, um den Umwand lung s p r o z e ß , in dein sich der Staalsbähn le l r i c b besinoe, und welcher ein höchst nngünsti gcs finanzielles Ergebnis zur Folge habe, möglichst rasch zu überwinden. Hinsichrlich der unbedingr not wendigen EljchUeßung neuer Einnahmequellen werde er em nach eingehendster Prüfung der dem Staats- Hausbau e-evorstcln nbcn neuen Lasten und der hierzu heranzuziehenden Slcnerouellen dem Hause mitteilen können, inwieweit er die vorliegenden Einnahme quellen aufrcchtzuerhalten in der Lage sei. Emrl.ind. Konferenz zur Bekämpfung der Lchlajtranlheit. Die englische Regierung berier eine Konferenz ein, die sich mit der Frage der Bekämpfung der Schlafkrankheit beschäftigt, oa die Befürchtung luu- wurde, daß die Gefahr der Ausbreitung der KianU-eii durch den Ban der Eisenbahn von Rhodesia nach Karanoa vermehrt werde. Die Sitzungen der Konferenz finden täglich im Londoner Auswärtigen Amte statt. An derselben nehmen teil: Vertreter des Auswärtigen Amtes und des Kolonial amtes. Aerzte. die die Eisenbahn und die Thartered Company vertreten, das Bureau zur Bekämpfung der Schlafkrankheit sowie zwei Delegierte Belgiens. Arthur Ricolson begrüßte die Delegierten im Namen der englischen Regierung und teilte mit. daß Staats sekretär Grey den Aufgaben der Konferenz großes Interesse entgegenbringe. Die Konferenz erörtert eingehend die Methode der Bekämpfung der Krank heit und gibt Anregungen zu ihrer weiteren Er forschung, insksondere zur Verhütung der Weiter verbreitung im Hinblick aus Len Ausbau des afrika nischen Eisenbahnnetzes. Türkei. * Der Ausstand in Ssemen. lleber Aden wird ge meldet' Imam Seyd P a h y a erklärte den Krieg gegen dte Türken und sandte Unterführer mib bewaffneten Banden nach allen Richtungen in die Berge dec Bemen. Der Lche'k Boni Pascha schloß sich Imam an. Die telegraphische Verbindung wurde von Arabern durch Abschneiden der Drähte zerstört. D'e Straßen zwischen Hodeida, Sana und Talis sind gefährdet. Die Post, die schon vor zwölf Tagen von Hodeida nach Sana abgegangen ist, erreichte Sana noch nicht. Man erwartet allgemein einen Auf stand in der ganzen Provinz. Die Behörden er suchten die Regierung in Konstantinopel telegraphisch um D e rst ä r k u n g e n. Der Prätendent von Ifros ergriff die Offensive gegen die türkischen Truppen. — Die Hauptstadt des Distriktes Asir wird seit Anfang Dezember belagert: der Gouverneur ist mit der starken Garnison abgeschlossen. Vereinigte Staaten. * Kleine Notizen. Lhamp Llarc wurde in einer demokratischen Llersammlung einstimmig zum Spre cher für den nächsten Kongreß designiert. — Die „Times" meldet aus Washington, daß der Gegen- soitigkeitc, vertrag zwischen den Vereinigten Staaten und Kanada am Donnerstag abgeschlossen worden ist. * Bahnbau in Panama. Wie ein Londoner Morgenblatt erfährt, wird die Regierung von Panama den europäischen Staaten die ihr seitens der Vereinigten Staaten von Nord amerika gemachten Vorschläge unterbreiten, eine Eisenbahn von Panama nach David (Siidivestküstc von Panama) zu bauen, die eine Länge Oer Bericht ües „Norüpalentüeckers" Look Des Eookschen Rechenschaftsberichts zweiter Teil ist soeben in der Kopenhagener Tageszeitung . Politiken" erschienen. Er behandelt Looks Rückreise vom Pole und seine Erlebnisse in Kopenhagen. Die Hcrupnnomcnte der langen nnd beschwerlichen Rück reise sind durch die früheren Berichte bereits bekannt geworden, Look hebt hervor, daß die Rückreise viel ! eschwerlichcr war als die Fahrt polwärts es gewesen war. Als Nahrung batten jie nur getrocknetes Moschusochsenfleisch und Talg mit sich, was bei schma len Ponionen 00 Tage reichen konnte. Nach Monats frist aber waren die Reisenden, halb verhungert und em Umfallen nahe, noch etwa 150 englische Meilen von ihrem Ziele, Annoatok, entfernt. „Tie Hungersnot iah uns in di« Augen. Wir waren weit von allen Jagdgründen entfernt und hal len im letzten Monate nichts Lebendes gesehen. Die Temperatur betrug -00 Krad Celsius. Jede Fiber in unseren Körpern zitterte vor Kälte und Hunger." Look uno seine Begleiter mußten sich jetzt von Leder und Hailtseheii ernähren, wobei er sich einen Zahn ausbrach. Später betrug seine Nahrung täglich eine Tasse Tala und eine Tasse warmen Wassers. In dieser höchsten Not brachte ihnen die Erlegung eines Bären Rettung, den sie durch ein seehund- ahnliches Stück Fell anlockten und zu dessen Schüsse Look eine der vier Patronen verwandte, die er für den alleräußersten Notfall den Sommer vorher in leinen Kleidern veZteckr hatte. Als die Reisenden len Bären blutend auf dem Schnee liegen sahen, chrien sic vor Freude laut auf, zersetzten da» Tier mit ilternden Händen und aßen das dampfende Fleisch. Lie hielten hier ein paar Tag« Rast. Als ne endlich Kap Sabine erreicht hatten, sanden sie dort in einer Höhle eine Zeichnung, cms der hervor ging. daß Ituknjuk» Vater hier nach seinem Sohne gejucht hatte. Vorsorglich hatte er einen Seehund für ihn gefangen und vergraben. Der Seehund roch — wie alter Käse; dennoch schien es Look, daß er in seinem Leben nie einen so guten Braten gegessen habe. Aber auch die Fortsetzung der Reise stellte nach die äußcriten Anforderungen an ihn und seine Eskimos, und sie waren schon jo weit. Laß sie auf allen Bieren krochen, als sie von der Spitze eines Eisberge» einen Anblick genossen, der sie wie ein Vorgeschmack des Paradieses dunkle: Annvatokf Ein geborene kamen ihnen entgegen und — ein weißer Mann: Harry Whitney. „Nachdem wir wenige Worte gewechselt hatten, stammelte ich: „Ich habe den Nordpol erreicht!" Das war das erstemal, daß ich diesen Satz aussorach, und wie sein Widerhall mir im Ohre klang, kam es mir in die Gedanken, daß es nicht etwas so ganz Alltägliches sei, was ick da er zählte. Ader Whitney schien weiter nicht besonders überrascht zu sein, und jein stiller Glückwunsch schlug in meinem Geiste die Auffassung nieder, als ob es etwas besondere Kroßes gewesen sei, was ich er reicht hatte." Look behauptet weiter, daß er aus Acraer über die unhöfliche Behandlung, die Whitney durch Peary er fahren hatte, sowohl ihm, wie auch den Eskimos strenges Stillschweigen über die Ergebnisse seiner Reise auserlegt habe; doch hätten die Eskimos dies Vertznrcchen nicht gehalten und bei ihren Stammes- aenossen die Kunde von der Erreichung des „Großen Nagels" verbreitet. Für Look begann nun eine Zeit des Glückes. Bor allen Dingen nahm er eine zw ö l f- stündige, nur durch Bad und etwasScklaf unterbrochene Mahlzeit. Whitney erklärte, Look sei der schmutzigste und hungrigste Men,ch gewesen. Len er je zu Gesicht bekommen habe. Looks einziger Gedanke war, heim, zur Zivi lisation zu kommen. Mit Rücksicht auf die Beschwerden und Gefahren, die ihm bei der Fortsetzung der Reise noch bevorstan den, übergab Cook seine Instrumente und Aufzeich nungen Whitney, um sie nach Amerika zu bringen. Er hebt bei dieser Gelegenheit nochmals hervor, daß er damals nichr geglaubt habe, die Entdeckung des Nordpols würde ein gewaltiges Weltinteresse er wecken. Er nahm an, sein Name würde drei Tage den Mittelpunkt einer Sensation bilden, und dann würde die sacke in Vergessenheit ge raten. Am 20. Mai 1909 des Morgen» kam Cook nach- llpernivikau? Grönland an und ging sogleich znm Hause des Kolonicvorstandes Kraul. „Ich sah toll nu»! Ich trug «inen alten Eeehundsrock. Bärenhosen, Strümpfe eus Halenfell nnd Seehundstiefel. Ich war sehr schmutzig. Mein Gesicht war schwarz und wild, Kaare und Bart flatterten nach allen Seiten." Herr Kraul tat das verständigste, was er tun konnte er ließ Look baden und gab ihm neue Kleider. Hierauf richtete er die bezeichnende Frage an ihn: „Haben Sie Läuse?" Mit diesen liebenswürdigen Hausgenossen hatte nämlich ein arktischer Wanderer, der ihm früher di« Eore seines Besuclzes erwiesen hatte, lein Hous und seine Kolonie überschwemmt. Look konnte sich von dem verdachte dieser Einwohnerschaft zum Glück frttsprechcn. Es folgten nun die Tage, da Cook all mählich wieder mit weiteren Kreisen der Kultur in Berührung trat. Beim Kolonievorstande Kraul begann er, seinen Bericht niederzuschreiben, dessen Einsicht seinen Wirt nach und nach von der Wahrheit seiner Angaben überzeugte. Dann kam die „Kodthaab" an, die Knud Rasmussen nach Usiernivik brachte, andere wissen schaftliche Persönlichkeiten folgten, und Cook hatte nun Gelegenheit, seine Aussagen zu machen und die offenbar auftauchenden Zweifel zu beschwichtigen, was ihm auch gelang. Endlich fuhr er mit dem, man kann fast sagen, historisch gewordenen „Hans Egede", auf dem ihm Platz verschafft wurde, obgleich alle Kajüten voll besetzt waren, nach Dänemarks Seinet wegen hielt der Kapitän eigens bei Lerwick auf den Shetlands-Inseln an, wo Look allein an Land ging und an Mr. Gordon Bennett, den bekannten Besitzer Les „New Pork Herold", telegraphierte: „Bericht bei dem dänischen Konsul 2000 Worte. Ich erwarte 5000 Dollar dafür. Wünschen Sie ihn, so telegraphie ren Sie danach." Look besaß nämlich damals im ganzen nur 40 bis 50 Dollar. Und nun erzählt er seinen Eintritt in die Kultur welt. Schlag auf Schlag folgen die bekannten Er eignisse. Bei Sknqen das dänische Kriegsschiff, das Glückwünsche des Ministerpräsidenten überbringt, und das Motorboot mit den seekranken und nachrichten hungrigen Journalisten. Look erfährt, was für große Festlichkeiten man für ihn plane. „Das setzte mich in Verwunderung, und ich mußte an meine Kleider denken. Ich roch nach Oel, meine Sachen waren ichmutziq und ich hatte nur ein« einzige Garnitur Wäsche." In Helsingör rauschte ein großer Strom Telegramme auf ihn nieder. Und von dem Augen blick. wo das Schiff Kronborg passiert hatte, fühlte sich Look nach seiner Angabe wie ein Blättchen, das von einem Wirbelwind entführt wird. „Ich ließ andere Leute für mich denken und sagte nicht ein Wort." Das ist der Grundton. auf den Loo! di« ganz« Schilderung seiner Erlebnisse in Kopen hagen stimmt, die übrigen», wie anzverkennen ist, sehr geschickt und lebendig darstellt. Er erzählt, wie er von Anfang an dem ganzen Lärme, den Interviews, der Riesenmasse von Telegrammen, die er gar nicht be. «ältigen konnte, völlig fasiungs- und verständnislos qegenübergestanden haoe. Dann der überwältigende Empfang in Kopenhagen! Flaggen auf allen Schis, scn, Flaggen in den Farben aller Nationen, ein Hurradonner nach dem airdern, eine „schwarze gelee artige Masse von Tausenden weißer Gesichter, alle voller Lächeln" — und dem gegenüber ein Mann, der sich noch immer physisch schwach und nervös überreizt fühlte. von 275 Meilen hat Die Regierung würde auf das Inoestitionskapital zwei Millionen Pfund und ein« öorozenttg« Zinsgarantie aeben. Der Präsident von Panama. Dr. Arosemena, der diesem Projekt anfäng lich ablehnend entgegenstand. wünsche fetzt, daß die Re gierung der Bereinigten Staaten die Bahn baue. Staatssekretär Knor fei sich noch nicht fchlüsst«. Gerichts!««!. Reichsgericht. rr. Leipzig, 30. Januar. Wegen fahrlässigen Aalscheide» ist am 1. Oktober v. 2. vom Landgerichte Leipzig der Bauunter nehmer Friedrich Knösing zu «trajc verurteilt worden. Seine Revision wurde vom Reichsgerichte als unbegründet verworfen. Wegen fahrlässiger Tötung ist am 20. September v. I. vom Landgerichte Leipzig der Kraftwagen- fübrer Erich Krau sch zu 4 Monaten Gefängnis ver urteilt worden. Sein Arbeitgeber, der Automobil händler E„ schickte ihn eines Tages nach Zwenkau, damit er dem Dr. H. Unterricht im Fahren gebe. Er machte dann mit dem Gastwirt G. eine Bier reise. Auf Vorschlag G.s wurde dann mit dem H.schen Auio nachts eine Reise nach Zeitz unter nommen. Dort fuhr der Angeklagte, der außer G. noch zwei andere Herren im Wagen hatte, um '/,l Uhr ab, um wieder nach Leipzig zu gelangen. G. trieb den Angeklagten fortgesetzt zii rascherem Fahren an. Vor Pegau macht die Straße eine starke Biegung nach links. Der An geklagte suchte zu lenken, doch war ihm dies bei dem ichnellen Tempo nicht möglich. Das Automobil fuhr gegen einen Prellstein und überschlug sich. Der mitfahrende Nu. flog zuerst auf die Straße und wurde am Knie verletzt. G. wurde an der Hüfte verletz», F. erlitt gleichfalls Verletzungen, aber Ri. erlitt einen Schädelbruch, der seinen Tod herbeiführte. Der Angeklagte, so heißt es im Urteile, wußte, daß er angetrunken war und daß weder er noch G. die Straße kannten. Wäre er langsamer gefahren, so hätte er die Biegung nehmen können, selbst als ihm G. in das Steuer griff, um die E«szuführung zu erhöhen, denn er hätte diesen Eingriff wieder gut machen können. — In seiner Revision bestritt der Angeklagte Fahrlässigkeit, Voraussehbarkeit und Kausalität. Letztere sei besonders bezüglich des Todes des Ri. nicht festgestellt. Ebenso sei nicht fcstgestellt, daß der Unfall auch ohne das Eingreifen des E. erfolgt wäre. — Das Reichsgericht erkannte jedoch auf Verwerfung der Revision. Königliches Schwurgericht. : Leipzig, 20. Januar. Eines Sittlichkeitsverbrechens war der 28jährigc Maschincnarbeiter Georg Albert Bein aus Leipzig aiiaeklagt. Die Anklage lautete auf versuchte Not zücht. Die Verhandlung fand wegen Gefährdung der öffentlichen Sittlichkeit hinter verschlossenen Türen statr und endete gemäß dem Wahrspruch der Ge schworenen mit der Verurteilung des Angeklagten unter Einbeziehung einer Strafe von 1 Jahr U Monaten wegen Diebstahls zu einer Gesamt, st rase von LIahren 8 Monaten Gefäng nis und 3 Jahren Ehrenrechtsverlust. Gleichfalls unter Ausschluß der Oeffentlichkeit wurde gegen den Arbeiter Max Arno Jope aus Schierbaum verhandelt. Das Urteil lautete auf 1 Jahr 10 Monate Zuchthaus und 5 Jahre Ebrcniechtsverlust. Königliche» Landgericht. ; Leipzig, 20. Januar. Wegen gewerbsmäßigen Glücksspiels waren her Büfettier Oskar Hildebert Möller und der Milch händler Emil Oskar Apitzsch vor der dritten Strafkammer Les Landgerichts angeklagt. Der An geklagte M. wurde beschuldigt, in der Zeit von 1906 bis 1908 von A. und einer Anzahl Kellner Wetten auf Pferde für in- und ausländische Rennen an genommen uno selbst gehalten zu haben, während A. sich sowohl wegen Wettvermittelung an M. wie auch wegen Annahme und Haltens von Wettauf trägen zu verantworten hatte. Das Urteil lautete gegen M. auf eine Gefängnis st rase von zwei Monaten und 1000 Mark Geldstrafe oder weitere 67 Tage Gefängnisstrafe, A. kam mit einer Gefängnisstrafe von fünf Tagen davon, die als durch die Untersuchungshaft vernäht gelten. (Forts, der Gerichtsverhandlungen in der 2. Beilage.) Nach den Erregungen des Empfanges durch den Kronprinzen und den amerikanischen Gesandten, des Triumphzuges durch die wild begeisterte Menge, der Bewillkommnung im Gebäude des meteorolonilcs e Instituts findet sich Look endlich allein in sein'n: Schlafzimmer im Hotel Phönix, und während cr sic', Gesicht und Hände wäscht, findet er zum ersten Mn!? Ruhe zu denken. Sein Gedanke war, wie cr saot: „Was zum Teufel ist denn nur los?" („liVOal iho 'lavil iv it all alxnit?") Aber schon kommt der Bar bier, kommt die Maniküre, die neuen Kleider, und nun folgt Fest auf Fest, Empfang auf Empfang, Tele grammsalve auf Telegrammsalve. Angebote von Varietes, Vortragsbureaus, Derlagsanftalten: weiter der Empfang beim König, das Kreuzfeuer der Jour nalisten und der Gelehrten und alle jene Veranstal tungen und Szenen, deren man sich noch wohl er innert. Look freilich behauptet, sich an alle diese Dinge nur zum geringsten Teile zu erinnern. Bei dem großen Bankette ihm zu Ehren iin Rat Haussaale drehten sich die Lichter rund um seinen Kopf, und er fühlte sich von dem Dufte der Parfüms, dem Glanze der Juwelen, dem Klange der Frauen stimmen ganz betäubt. Er hat die Erinnerung eine: allgemeinen fortdauernden großen Ueberhitzung, und nur die Still« und der behagliche Frieden, der bei dem Diner beim König« herrschte, sind ihm im ange nehmen Gedächtnisse geblieben. Schon hatte Look den Entschluß gefaßt, zunächst in Brüssel einen Vortrag zu halten und dann über Kopenhagen nach Amerika heimzukehren, al» der große Knalleffekt eintrat: während des Ehrenmahles, das ihm die Zeitung Politiken" im Tivoli gab, traf Pearys erstes Telegramm ein: „Sternenbanner an den Pol genagelt!" Took erzählt: „Ich glaubte sofort an den Bericht. Gut. dachte ich, er hat sein Ziel erreicht!" Er vertrat denn auch den Zweiflern gegenüber die Glaubwürdigkeit de» Telegramm», aber obgleich bestimmte Andeutun gen nicht gemacht wurden, so fühlt« er dock, daß die „Luft mit Elektrizität geladen war". Look will über Pearys Erfolg nur Freude gefühlt haben und nicht auf den Gedanken gekommen sein, daß es eine „R o r d p o l e i f e r s u ch t" geben könne. Aber schon am nächsten Tage beim Abschiedsmahle der Geographi schen Gesellschaft kam Pearvs weiteres Telegramm, wonach Took, Eskimos erklärt haben sollten, Took habe auf seiner Reise nie das Land au» dem Gesicht verloren. Jetzt war die Lage für Look verändert. Er sagte die Einladung in Brüssel ab. „Ich wünschte nun nur noch, so schnell al» möglich nach Hause zu kommen und Angesicht zu Angesicht vor den Leuten zu stehen, die mich angriffeu."
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