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für den Garn- und Mamitakturwaarenliandel, sowie die Tuch- und (Jonfectionsbranclie. Herausgeber und Chefredakteur: Theodor Martin in Leipzig. Organ des Vereins Deutscher Wollkämmer und Kammgarnspinner. Leipzig, 25. Juli 1888.3. Jahrgang. Nfc 30? Diese Wochenberichte erscheinen jeden Mittwoch als Beiblatt zur „Leipziger Monatschrift für Textil industrie“ und werden deren Abonnenten gratis zu gesandt. — Der Abonnementspreis für die „Leipziger Monatschrift für Textil-Industrie“ nebst deren drei Beiblättern: 1) Wochenberichte, 2) Der Musterzeichner, mit zahlreichen Mustercompositionen und Stoffproben (Nou- veautes), und 3) Mittheilungen aus und für Textil-Berufs- genossenschaftan beträgt für das Deutsche Reich und Oesterreich-Ungarn pro Halbjahrnur o/Z 8,—, für die übrigen Länder Jt 9,—. — Bestellungen auf die Monat schrift nehmen an: Sämmtliche Kaiserl. Postanstalten (Post-Zeitungspreisliste Nr. 3424), der Verlag der Leip ziger Mouatschrift für Textil-Industrie in Leipzig (Tur nerstrasse 17), sowie die Buchhandlungen des In- und Auslandes. Die Abonnementsgebühren sind praenumerando zahlbar. Wenn ein Abonnement vor Schluss des Halbjahres nicht gekündigt wird, gilt dasselbe als fortbestehend. Saison-Neuheiten. [Nachdruck untersagt.] Jede Saison zeitigt besondere Neuheiten, an denen jede Industrie betheiligt ist. Es entwickelt sich in diesen Specialitäten gewöhnlich ein ziemlich umfang reiches Geschäft; wenn sie besonders lukrativ sind, widmet man sich ihnen später vielleicht ganz. Es wird oft durch einen solchen Artikel, den man an fänglich nur als sogenannten Saisonartikel betrach tete, eine eigene Industrie geschaffen, die bisweilen so grosse Dimensionen annimmt, dass sie Tausende von Menschen beschäftigt , dass sie zur Herstellung der für sie nöthigen Rohmaterialien ganze Fabrik distrikte in Anspruch nimmt. Wir brauchen nur an die Tricottaille zu erinnern, die anfänglich weiter nichts war als ein sogenannter Saisonartikel, welchem man gar keine Dauer versprach und die von einigen Firmen der Wollen- und Phantasiewaaren- branche nebensächlich aufgenommen wurde. Was seitdem die Tricottaille geworden, welche mächtig grosse Industrie sie geschaffen, brauchen wir wohl kaum auseinanderzusetzen. Auch für die bevorstehende Herbstsaison werden verschiedene Neuheiten vorbereitet resp. sind sie schon herausgekommen, denen man guten Erfolg verspricht. Für die Spitzenindustrie ist die Spitzenboa geschaffen, die in vielen Variationen, in schwarz und creme erscheint, der man ein gutes Prognosticon stellt. Die Wollenwaarenphantasiebranche besitzt einen solchen Artikel in den sogenannten Kopftüchern, die gewebt und gewirkt in allen Combinationen und Ausführungen hergestellt werden. Eine Saisonneuheit, deren weitere Ausbeutung in diesem Herbst bevor steht, bildet die Flanellblouse; sie erschien zuerst am Anfang des Jahres, hat sich schnell eingeführt und hat auf vergrösserten Absatz zu rechnen. Eine Er weiterung dieses Artikels bilden die Tuchblouse und die seidene Merveilleuxblouse, deren Herstellung von verschiedenen Firmen als Specialität betrieben wird. Gewebter Federpelz wird für Boas, Kragen, Müffen verwandt; diese Herstellung bildet einen ziemlich be gehrten Saisonartikel. Zu einem ganz bedeutenden Saisonartikel haben sich die sogenannten Schulter pelerinen aufgeschwungen, die aus Plüsch-, Sammet- Seidenplüsch-, Cashemirestoffen etc. in allen möglichen Aufmachungen offerirt werden. Wir haben Fabriken für Steppfutter, für Taillen und Henkelband, alles Speciali täten, die viel consumirt werden. Eine andere Speciali tät beschäftigt sich mit der Herstellung von Kleider gürteln aus Sammet oder Leder, wieder eine andere nimmt Damencapotten aus Tuch, Cröpe de Chine, golddurchwirkten und Spitzenstoffen auf, nach Art der früher bekannten Bashliks. Viele von den hier genannten Artikeln verschwin den so rasch wie sie gekommen sind, andere aber wieder beweisen zähe Lebensfähigkeit. Wir machen nur deshalb auf diese Artikel aufmerksam, weil Stofffabrikanten etc. auch diese kleine In dustrie im Auge behalten müssen, denn oft, wenn auch nur vorübergehend für eine Saison, be dürfen sie grosser Quantitäten der verschiedensten Stoffe und Materialien und gewähren dadurch auch den betheiligten Fabrikanten manche wünschens- werthe Beschäftigung! Bericht über Moden und Stoff-Neuheiten. Von den in unseren Berichten über Moden und Stoff- Neuheiten mit * bezeichneten Stoffen können die Abonnenten der „Leipziger Monatschrift für Textil-Industrie“, jedoch nur diese, gegen Einsendung von 1 M. für Porto- und sonstige Spesen Musterabschnitte zur Ansicht zu- Sesandt erhalten. [Nachdruck untersagt.] Unseren geehrten Lesern schon heute einige Apho rismen für die nächste Sommersaison zu geben,wir sprechen von Damenconfectionsstoffen für Jacken und Umhänge, ist eigentlich etwas früh, aber nur noch wenige Wochen und unsere Fabrikanten sind bereits wieder sämmtlich mit der Musterung für die nächste Sommersaison beschäftigt. Wenn wir uns zu diesen Auseinandersetzungen schon heute be wogen fühlen, dann werden wir dabei von ganz be stimmten Motiven geleitet. Erstens weil diejenigen Genres, die wir hier anführen, unabänderlich fest in der nächsten Sommersaison stark consumirt werden, und weil, wie die Erfahrung lehren wird, einzelne Artikel (seidene) schon im October Nachfrage unter liegen werden und zwar zu ganz bestimmten, von uns weiter unten mitgetheilten Zwecken. Wir unter lassen absichtlich schon heute auf die näheren Details der Musterung einzugehen, obgleich auch in dieser Beziehung die Richtung, wenn auch noch nicht in den Einzelheiten, so doch aber in grossen Zügen vor geschrieben ist. Die Damenconfection verwendet alle tuchartig aufgemachten Kammgarncashe- mires-, Cheviot-, Vigogne-, Kameelhaar- garnstoffe; besonders die Greizer, Geraer etc. Fabrikanten werden gut thun, für ihre Grund stoffe diese Ausführung anzuwenden, aber man be halte immer die tuchartige Aufmachung im Auge. Ueber die Dessinirung selbst lässt sich heute ■ noch nicht viel sagen. Ob Streifen, Arabesken oder andere Muster oder Combinationen von Wolle und Seide bevorzugt sein werden, ist noch nicht mit Ge wissheit festzustellen. Es dürften noch einige Wochen vergehen, bevor wir in der Lage sind, hierüber exacte Mittheilungen, für deren Richtigkeit wir einstehen kön nen, zu machen. In der oben angegebenen Weise wird sich die eine Moderichtung bewegen, die andere, welche die nächste Sommersaison beherrschen wird, betrifft die D a m a s s 6 m u s t e r u n g, letztere Ausführung erwarten wir hauptsächlich in seidenen Geweben (Elberfeld, Crefeld etc.). Es werden auch Da masses auf wollenem Fond gemacht werden, darüber herrscht kein Zweifel, man glaubt aber, dass sie auf seidenem Fond absatzfähiger sind. Auch wie diese Damassemusterung auszuführen sein wird, wollen wir heute noch nicht berichten, obgleich die Damassezeichnungen zwischen und auf breiten Satin streifen in grossen Rankenmustern jedenfalls Beifall finden werden. Am Ende dieser Saison war schon grosse Nachfrage nach diesen Stoffen, die nicht be friedigt werden konnte, weil man auf den Artikel nicht gehörig vorbereitet war, vorhanden. Dass er im nächsten Jahre eine dominirende Stellung ein nehmen wird, glaubt man in Confectionskreisen mit Sicherheit annehmen zu können, ebenso dürften Siciliennes mit seidenen damassirten Strei-