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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.01.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191001178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19100117
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19100117
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-01
- Tag 1910-01-17
-
Monat
1910-01
-
Jahr
1910
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Montag, 17. Januar 1V1V. Leipziger Tageblatt. Rr. 1«. 1V4 Jahrg. Luftsctziffahrt. Ueter -te MiMLrluftfchtfsahrt in Frankreich hat Ballonkonstrukteur Surconf in Paris einen Vortrag gehalten, dem zahlreiche Offiziere, darunter der GeneraliistmuS. Lacroix, beiwohnten. Der Redner zog, wie'stch der „Verl L -A." berichten läßt, hinsichtlich der Ausrüstung mitLenkballonSzunächsi einen Berg le ich zwischen Frankreich und Deutschland, dessen Ueberlegenheit man an erkennen müsse. Er erörterte dann die Ursache der Katastrophe der „Republique" und erklärte endlich, daß er trotz allem den Glauben sesthalte, daß Franweich sich auf dem Wege des Fortschritts befinde, wenn es keine starren Luftschiffe baue. Eine deutsche Statistik gebe ihm hierin völlig Recht. Unter den zwölf deutschen LenkballonS zähle man nur vier des starren, gegen acht des nicht starre« oder halbnarren Systems. Oesterreich habe in Deutschland einen Parseval erworben und Rußland habe ein halbstarres Luftschiff bestellt. Frankreich hin gegen habe acht LenlbaUons für das Ausland zu liefern: einen nach Belgien, drei nach England, einen nach Oesterreich, einen nach Spanien und zwei nach Rußland. Allenthalben triumphiere daS nichtstarre ober Halbstarre System. Der Redner lchloß mit einem Avpell an das Parlament und die Regierung, für den Bau einer französischen Luftschiffflotte die erforderlichen Kredite einzustellen, Wintersport. I In -em Sishockeywetlspiel nur -en Pokal von Chamoux erlitt der Verliner Schlittschuhklub durch Len Klub der PatineurS aus Paris eine Niederlage mit 4:2. Verein für die Geschichte Leipzigs. Die erste Sitzung des Vereins im neuen Jahre fand am 12. d. M. statt. Herr Stadtbibliothckar Dr. Kroker leitete dieselbe an Stelle des erkrankten 1. Vorsitzenden, Herrn Oberlehrer a. D. Ed. Mangner, und trat in einer Ansprache an die Versammlung dem mehrfach verbreiteten Irrtum entgegen, als ob der Verein nach Abgabe seiner Sammlungen an das Stadtmuseum seine Ziele und Aufgaben verändert oder teilweise aufgegeben herbe. Er wird sich vielmehr der Erforschung der Geschichte unserer Stadt viel eingehender widmen können und die Resultate seiner Arbeiten in kürzeren Zeitabschnitten als bisher veröffentlichen. Ebenso ist der Verein weiter bestrebt, vorhandene geschichtliche Denkmäler zu erhalten; er richtet darum an alle Mitglieder und auch an ein größeres Publikum die Bitte, ihn hierbei zu unterstützen und stadtgeschichtlich merkwürdige, der historischen Forschung dienende Gegenstände, Schriften, Bilder usw. ihm zur Prüfung zu übergeben; dieselben werden, wenn sie wertvoll genug sind, dem Stadt museum einverleibt werden, das seiner Eröffnung noch entgcgensieht. — Ten Vortrag hielt Herr Professor Dr. Emil Gutjahr über „Leipzig und der Sachsenspiegel". Die Beziehungen unserer Stadt zum Sachsenspiegel oder zum Sachsenrecht, das in den Rechts büchern jenes Werkes wiedergegebcn ist, können, da dasselbe 1235 erschien, nur für das 12. und 18. Jahrhundert erörtert werden. Ueber die Bevölke rung Leipzigs, auf welche das Sachsenrecht Anwendung findet, zitiert der Vortragende aus Dr. Krokers Darstellung über „Leipzig" (im Sammel- werk: „Stätten der Kultur"), „daß sich die Ansiedler aus Thüringen, Franken, Bayern, Schwaben, Niederdeutschen und Niederländern zusammen setzten. Sie zeichneten sich aus durch Regsamkeit und Betriebsamkeit und waren von einer Spannkraft, die auch unter dem schwersten Drucke nicht erlahmte. Sie verschmolzen zuletzt hier im slawischen Lande zu einem neuen Stamme." — Neben der Buntheit der Bevölkerung verraten den kolonial-deutschen Charakter auch andere nicht minder wichtige Momente in Wirtschaft. Kunst, Sprache und Recht. Man fühlte sich bald als Neu- sachsc oder „Sachse" schlechthin. In dem Namen „Sachsen" besaß das ost mitteldeutsche Kolonialland in kulturellem Sinne auch eine zusammen fassende Bezeichnung. ES geht ein Zug der Gleichmäßigkeit und Einheit lichkeit durch die gesamte Kolonisationsbewegung, die besonders in der Gleichmäßigkeit und Einheitlichkeit des Rechts und der Sprache in die Erscheinung tritt. Ein kultureller Höhepunkt in der sozialen Entwick lung im Neulande aber wird dadurch geschaffen, daß geistige Aristokratie mit demokratischer Organisation der Gesellschaft sich im Patriziat oder Stadtadel zu verbinden weiß. Materiell und geistig bahnbrechend haben in Leivzig zumeist die bürgerlichen Kaufleute gewirkt, wie denn unsere Städte im Mittelalter ihren Reichtum und ihre große kulturelle Blüte durch die Kaufleute und ihre Gilden erlangt haben, während die Handwerker und ihre Innungen das begonnene Werk später tatkräftig und erfolgreich fortsetzten. — Gehen wir nun auf das rechtliche und rechtssprachliche Gebiet näher ein, so gilt es zuerst die Frage zu beantworten: „Welches Recht galt in der Stadt Leipzig bei ihrer Grün dung?" Die Antwort gibt zum Teil die älteste Leipziger Urkunde, der so genannte „Stadtbrief", der etwa aus den Jahren 1156—1170 stammt. Er ist als Grundlage jeder Untersuchung über Leipzigs ursprüngliches ynd ältestes Recht anzusehen, wonach unsere Stadt „snb Hattensi et Nagcke- burgensi sirre" begründet worden ist. Das hallisch-magdcburgische Recht ist offenbar schon koloniales Recht, da beide Städte als hervorragende Kulturzentren des 12. Jahrhunderts unmittelbar an der Kolonialyrenze (zwischen Unterelbe und Saale) liegen. Leipzig war also mit höllischem Recht bewidmet worden, das mit dem magdehurgischen identisch ist. Halle und Magdeburg lagen im neusächsischen Gebiete, und eS herrschte hier im 12. Jahrhundert sowohl neusächsische (ostmitteldeutsche) Mischsprache, als auch neusächsisches Mischrecht. Je mehr nun der kulturelle Schwer punkt im Laufe der Kolonisation im 12. und 18. Jahrhundert von Nieder sachsen nach Neusachsen (Ohersachsen) gerückt wurde, um so mehr trat auch die neue sächsische Sprache und das neue Sachsenrecht hervor. Sprache und Recht müssen der Zusammensetzung der Bevölkerung entsprechend aber Kulturprodukte, hervorgegangen aus den Mundarten der Sprache, wie auch aus den „verschiedensten Dialekten des Rechts", gewesen sein. Die mutterländischen Rechtsgrundsätze bestehen im Neulande zunächst noch fort, bis sich im Zeitenlaufe eine Rechtseinheit ausbildete. Drei Nuancen des Erbrechts kann man im Sachsenrecht noch beobachten. Es herrscht indes noch längere Zeit eine bunte Mannigfaltigkeit im einzelnen. Die drei innerlich verwandten Teile des SachsenrechtS: Landrecht, Lehnrecht und Stadtrecht, bewahren die Züge der verschiedenen mutterländischen StammeS- rechte trotz neuer einheitlicher und selbständiger RechtSbildungen, die erst das Neuland zeitigte. In der Hauptsache ist es Gewohnheitsrecht. Es ist nun Eyke von Repgowe, der in seinem Sachsenspiegel daS in den gesamten sächsischen Landen geltende Gewohnheitsrecht auf zeichnete. ES sollte hierdurch bewirkt werden, daß nicht mehr in jedem Gau, in jeder Stadt ein anderes Recht gelte, wie es die aus dem Mutter lande zugewanderten ersten Ansiedler mitgebracht hatten. EykeS Recht sollte ein „Spiegel" des Rechts für die neusächsischen Stammes- genossen sein; darum ist eS geschrieben für das „Land ze Sachsen", eines der vier deutschen Hauptlande im weitesten Sinne, indem eS vom Rhein bis in das Gebiet der Slawen, von der Eider bis an den Thüringer Wald reicht. Somit gilt eS auch im Bistum Meißen, insonderheit in Leipzig. Die Vororte dieses SachsenrechtS aber sind Halle und Magdeburg mit ihren Schöffenstühlen; Sachsenrecht und hallisch-magdeburgisches Recht sind so mit identisch. Evke selbst ist Höllischer Schöffe. Somit herrscht völlige llcbcreinstimmuna zwischen den Angaben EykeS im Sachsenspiegel, daß jenes Recht in Meißen Geltung habe, und der urkundlichen Nachricht im Leipziger Stadtbriefe. Hier trifft man nun auf verschiedene gesetzliche An ordnungen. Der Vortragende ergebt sich hierüber in einer längeren Be sprechung. Die für die Rechtsverfassung in Leipzig wichtigste Bestimmung ist die, welche die Gewährring eines Schöffengerichts nach hallisch-magde bnrgischem Reckst betrifft. Der Hochrichter (Judex) für Leipzig war der Markgraf, der Niederrichter der DekanuS oder Nuntius. 1263 wurde der Stadt durch Markgraf Dietrich auch daS Hochgericht übertragen, das einen vollen Gerichtsbezirk bedingte; doch blieb der Stadtrichter bis zum 15. Jahr hundert markgräflicher Beamter. DaS Gericht hielt der Schöffenstuhl, dem der Stadtrichter oder Schultheiß Vorstand. Der Vortragende ck>araktcri- siert die Schöffen, die anfänglich aus dem Stadtadel bestehen, dem Patriziat, und gewälflt werden. Sie sind nicht von Geburtsadel, sondern freie Bürger (milite.;). Später, als sie ihre Würde erblich machen wollen, ge raten sie mit den Handwerkern, den Innungen, in schwere Kämpfe. Die Innungen heischen Teilnahme am Stadtregiment. Der Vortragende gibt hierbei einen Vergleich dieser Verhältnisse mit andern Städten, kommt zur Erklärung auf die Entwicklung Leipzigs zu sprechen und nennt eine größere Anzahl Schöffenpatrizier. Erst im Jahre 1203 kommt zum erstenmal ein Vertreter des „JunungSpatriziats" vor. Es ist ein „XVuIrberu^ institor", der „GeN'andschneider'. Aus verschiedenen Namen der Schöffenpatrizier Leipzigs im 13. Jahrhundert wird ersichtlich, daß sich ein sogenannter „Neuadel" derselben gebildet hat. Diese Namen sind u. a. abgeleitet von heimischen Städten, Doppelstädten, Städten des Auslandes, z. B. 1293 „Paris" und Parisiensis, oder von einzelnen Stadtteilen (ckc novo koro, <Ie novo civiuite), von Berufen (^loncturius gleich Bankier, Oolormor), von Aemtern. An einfachen bürgerlichen (patrizischen) Namen finden wir bis gegen 1250 nur Vornamen, wie Heinricus, GodefriduS, dann folgen auch Familiennamen: Simon Bee, Conradus Fels, Ulricus BaivaruS u. a. — Der Vortragende geht näher ein auf die Sprache des Sachsenspiegels hinsichtlich einer Anzahl Namen in der Mischsprache der Bevölkerung. Die Leipziger Patriziersvrache oder Mundart zeigt demgemäß zur Genüge ihren kolonialen Mischcharakter. Sie verrät sich aber auch schon im 13. Jahrhundert als die Grundlage der Sprache, welche die Gebildeten unter den Deutschen jetzt noch sprechen, schreiben und drucken: unsere neu hochdeutsche Schriftsprache. Ebke von Repgowe verwendete sie als erster in seinem Sachsenspiegel. Sie tritt von Anfang an als vor- uebmcs, weil patrizisches, Idiom in Umgang und Schrift hervor. Eyke wie Luther gehören obersäcksischem Boden an. Darum durften sich auch die Obcrsacbsen noch im 18. Jahrhundert rühmen, „im Besitze der schönsten und zierlichsten Mundart" zu sein. Schon Adelung hat in den Jahren 1782 und 1783 ausführlich dargetan, daß die GcsellschastSsprache des südlichen Sachsens (ObcrsachsenS) als Grundlage unserer neuhochdeutschen Schrift sprache besonders in Betracht kommt. — Der Verfasser des Sachsenspiegels wird bereits 1218 in einer Urkunde in Beziehung zu Leipzig erwähnt, die aus dem benachbarten Schkölen bei Lützen stammt und seine Unterschrift trägt. Jedenfalls hat er aber auch öfter als Höllischer Schöffe mit Leipzig verkehrt, da der Schöffenstuhl und die Behörde unserer Stadt begreiflicher weise ein großes Interesse am Sachsenspiegel haben mußten. Für dieses Interesse an Eykes Ncchtsbuch zeugen u. a. der Leipziger Codex, ostmittel- deutschc Handschrift, und andere handschriftliche Schätze Leipzigs als Manuskripte des Sachsenspiegels. Anzunehmen ist ferner, daß Evke selbst Leipzig mehrfach besucht hat. Der Vortragende kommt zum Schluß auf Julius Wolffs „Sachsenspiegel" zu sprechen, „eine Geschichte aus der Hohenstaufenzeit", der Eyke als Ritter hinstellt. — Somit ist der Sachsenspiegel Eyke von Repgowes das bedeutendste gesetzgebe rische Werk zwischen den Kapitularien Karls des Großen und unserem heutigen Bürgerlichen Gesetzbuche; bewirkte daS Werk doch einen sittlichen und wirtschaftlichen Aufschwung des nationalen Lebens. ES brachte dem Volke das Bewußtsein nahe, einem durch den Sachsenspiegel geschaffenen Ganzen anzugehörcn. das unter einem einheitlichen Recht und Gesetz stand. — Reicher Beifall lohnte die interessanten, fesselnden Ausführungen des Herrn Prof. Dr. Gutjahr. rk. Letzte Depeschen und Fernsprechnieldnnsen. DnS Krönungs- und OrdenSfest. Berlin, 16. Januar. (Eigene Drahtmeldung.) Das vor 100 Jahren eingesetzte Krünungs- und OrdenSfest wurde heute im Kgl. Schloß gefeiert. Das Schloß, die königlichen und städtischen Gebäude und viele Häuser in der Umgebung des Schlosses waren festlich beflaggt. Von 9 Uhr ab begann die Anfahrt der neu zu dekorierenden Herren und Damen, der geladenen Generale. Minister, Diplomaten, Fürstlichkeiten. Bei dem strömenden Reden hatten sich Schaulustige nur ganz vereinzelt cingefunden, und diese kamen nicht auf ihre Rechnung: der Kaiser machte keine Ausfahrt, wie wohl sonst an diesem Tage, die Wagen kamen geschlossen an, und auch die Galawache der Gardedukorps marschierte mit übcrgehängten schwarzen Mänteln an. Gegen 11^ Uhr erschienen der Kaiser und die Kaiserin. Die Majestäten begrüßten die anwesenden Fürstlichkeiten, nahmen die Meldung des Präses der Generalardenskommrssiou, Generals v. Jgcobi, entgegen und begaben sich dann in feierlichem Zuge niit großem Vortritt, dem die Pagen voranschritten, von den drei Marschällen begleitet, nach dem Rittersaal. Hier waren bereits die Ritter des .Schwarzen Adler-Ordens uns die aktiven StaatLminister versammelt. Die neuen Ritter und Inhaber des Roten Adler-Ordens, des Königlichen Kronen ordens und des Hausordens von Hohenzollern hatten in alphabetischer Reihenfolge Aufstellung genommen und defilierten nun vor den Majestäten. Hiernach schritten die Majestäten im Zuge zur 2. Parade-Vorkammer, wo die Damen des Wilhelms-Ordens, des Luisen-OrdenS, des Verdienst kreuzes und der Roten Kreuz-Medaille den Zug erwarteten; auch hier wurden die neu Dekorierten vorgestellt. Unterdessen füllte sich der lvcite Rundbau der Schloßkapelle mit den zum Gottesdienst geladenen und befohlenen Herrschaften. Viele mußten dem Gottesdienst im Vorraum beiwohnen, zu dem die Flügeltüren geöffnet blieben. Gegen 12'/- Uhr nahte der Hof. Der Domchor stimmte den 95. Psalm an: „Kommet herzu, lasset uns dem Herrn frohlocken". Die Majestäten nahmen mit den Prinzen und Prinzessinnen dem Altar gegen über Platz, die Gefolge füllten die letzten freien Plätze. Der Kaiser trug GeneralSuniiorm mit dem Bande des Schwarzen Adler-Ordens und den Ketten der andern preußischen Orden, die Kaiserin eine fliederfarbene Schlepprobe mit Silbcrstickerei und gleichfarbigem Hut. Nach der Liturgie predigte Hof- und Domprediger Ohly üher 1. Epist. Pauli an die Thessa lonicher IV. 1. „Ringet danach, daß ihr stille seid" usw. Er gedachte der Stiftung des Ordensfestes vor 100 Jahren. Das Niederländische Dank gebet, von Gemeinde und Chor gesungen, schloß die kirchliche Feier. Die Majestäten verweilten nach dem Gottesdienst kurze Zeit im Marinesaal; die Geladenen, etwa 1000 Personen, nahmen ihre Plätze an den Tafeln im Weißen Saal, der Weihen-Saal-Galerie, der Bildergalerie und den an stoßenden Räumen ein. Alle Säle waren festlich beleuchtet, doch fiel daS blasse Tageslicht zu den unverhangenen hohen Fenstern ein. Gegen 2 Uhr betraten die Majestäten mit.den Prinzen und Prinzessinnen den Weißen Saal. Bei der Tafel saß der Kaiser rechts neben der Kaiserin, neben dem Kaiser saß die Kronprinzessin, neben der Kaiserin der Kronprinz. Gegen über den Majestäten saß der Reichskanzler Dr. v. Bcthmann Hollweg. An der kaiserlichen Haupttafcl war wie immer auch eine Deputation von In habern des Allgemeinen Ehrenzeichens und der Rettungsmedaille placiert worden. Im Verlauf des Mahles erhob sich der Kaiser und trank „auf das Wohl der neuernannten und der vorigen Ritter". Die Musik spielte den „Hohenfriedbcrgcr Marsch". Nach der Tafel hielten die Majestäten Cercle und erfreuten viele der neu Ausgezeichneten durch Ansprachen. OrdenkauSzeichnungen wurden u. a. verliehen an folgende Mitglieder des Reichsgerichts: Großkreuz des Roten Adler-OrdenS mit Eichen laub ReichSgelichtSpräsident Frh. v. Seckendorfs; Roter Adler-Orden 2. Klasse mit Eichenlaub: Senat-Präsident v. Hassel, Reichsgerichtsrat Remels; Kronenorden 2. Klasse mit Schwertern am Ringe: Reich», gerichtsräte Gold mann und Hellweg; Roter Adler-Orden 3. Klaffe mit Schleife: Reichsgerichtsräte ». PelargueS, Dr. Petertz Schneider und Schraub. , . ' Die linksliberale Einigung. o. Berlin, 16. Januar. sPrivattelegramm.) Nachdem in der Sitzung des Zentralausschusses der Freisinnigen Volksparlei am Sonnabend die Abag. Blell und Crüger den Kassenbericht er stattet und die Abgg. Wiemer und M ü l l e r - Meiningen über die Einigung referiert batten, wurden heute die Verhandlungen zu Ende geführt. Durch die einstimmige Annahme einer Resolution Wiemer - Müller-Meiningen wurde, wie von beteiligter Seite verlautet, der Zusammenschluß der bis herigen drei Parteien zu «iuer einheitlichen Fortschrittspartei gutgeheißen. Der Parteitag der Freisinnigen Volkspartei soll am 5. März in Berlin stattfinden. Am folgenden Tage wird die neue Ge samtpartei sich zu einem konstituierenden Parteitag versammeln. In der Sitzung des Zentralausschusses >var die Deutsche Volkspartei durch den Abg. Storz, die Freisinnige Vereinigung durch Schrader und Naumann vertreten. Der Reichstagsabgeordnete Payer, der Führer der Deutschen Volkspartei, war durch Krankheit in der Familie am Erscheinen verhindert. An ihn wurden telegra phisch Grüße gesandt. Die Wahl des Wortes „Fortschritts- part ei" läßt darauf schließen, daß der Zentralausschuß der gesamten Partei diesen Namen wünscht, der sachlich und sprachlich nicht unglücklich erscheint. Unter den Reden, die auf dem anschließenden Fest mahle im Hotel „Westminster" gehalten wurden, war auch eine kurze Ansprache des Abg. Naumann, der der Veteranen Träger, Schrader, Vlell, Günther, Hermes und DommeH gedachte. Lachsen und die Tchiffahrtsabgaben. Dresden, 16. Januar. lEigene Drahtmeldung.) Tie „Tresd. Nachr." kommen heute in einer Besprechung der Etatdebatte der Ersten Kammer nochmals auf die bekannte Rede des Geh. Rats Dr. Wach und die Erklärungen des Ministers des Aeußern Grafen Vitzthum v. Eckstädt in der Frage der SchiffahrrSabgaben zurück und entnehmen dar aus, daß Sachsen, Baden und Hessen und diejenigen Bundesstaaten, die ihnen noch beitreten werden, nur der Gewalt weichen würden. Lohnbewegung der Hamburger Tclcgraphcnarbeiter. m. Hamburg, 16. Januar. (Privattelegramm.) Eine von etwa tausend Personen besuchte Versammlung der Telegraphenarbeiter und -Handwerker im Oberpostdireksionsbezirk Hamburg beschloß, in eine Lohnbewegung zur Aufbesserung der Löhne zu treten. Massendemonstration in Barcelona. — Barcelona, 16. Januar (Eigene Drahtmeldung.) Heute vormittag bewegte sich ein Demonstrationszug von etwa 30 60« Personen zum Palast des Gouvcrneurs und ließ eine Adresse überreichen, in der um Amnestie für die wegen der Vorgänge im Juli vorigen Jahres in Haft genommenen Personen gebeten wird. Die Ordnung wurde nirgends gestört. Zum französisch-türkischen Zwischenfall. I Konstantinopel, 16. Januar. (Eigene Drahtmcldung.) Die tür kischen Blätter besprechen größtenteils in einem Frankreich freundlichen Tone die tunesische Frage und gestehen die Notwendigkeit der Grenzbestimmung zu, die auch ohne Anerkennung des Vertrages von Bardo möglich sei. Nur Jkdam verlangt ausschließliche Verhandlungen mit dem Bei von Tunis. * Falsche «anderbilt-Wcchscl. * London, 16. Januar. (Telegramm.) Eine Affäre von Schwindlern, die auf den Namen des amerikanischen Millionärs Alfred H. Vandcrbilt gefälschte Wechsel in Umlauf gesetzt haben, erregt Her großes Aufsehen. Die Fälscher besitzen Wechsel in Höhe von sechs Millionen Mark, die von dem Prinzen Franz Josef von Braganza akzeptiert sind. Da der Prinz aber unter Kuratel steht und zum Ausstellen von Wechseln nicht befugt ist, versuchen die Be trüger, das Geld von dem Paten des Prinzen, dem Kaiser von Oesterreich, unter der Drohung zu erpressen, sonst den Prinzen gerichtlich zu verfolgen. Die Bande mußte in London, da der amerika nische Botschafter sich weigerte, sic im Namen der Familie Vanderbilt zu verfolgen, wieder freigelassen werden. 8äeds. Lanä6L-^Vettvi»vfart6 ru Vrs8ä6n. IVittorunx in Snodsva »m 15. ^»nuar 1810. LtLtion Lvtzköks m 'I'empvratur Winä dlarimnin rliaiiuuin Dresäcn .... 110 -i- 7.0 -j- 3.0 VV8^V 4 l-eiprix 117 -j- 4.3 — 1.6 81V 1 OnutLen 202 -si 5.1 -4- 2.3 1V8VV 3 ^sebnärnss. ... 220 -j- 6.0 -j- 1.8 ^V 4 Zittau 258 -f- 5.0 -j- 0.9 8VV 1 Dkomnits .... 327 -j- 5.4 -f- 0.8 N 3 DInusn 369 —— — — Dreidcrr; .... 398 4.0 4- 1.3 IV 5 Lckneobcrsx ... 435 -s- 4.5 -i- 16 VV 5 !<Istcr 500 -si 4.0 -f- 0.6 8VV 3 .VonaderZ .... 621 -4- 4.5 -f- 0.0 W8W 3 .^Itönberx .... 751 4- 1.5 — 0.5 di 2 fteitscobLin . . . 776 .4- 1.8 — 0.9 XVV 4 Inedtvlborz . . . 1213 — 1.2 — 4.5 >V 2 ^Vltterune in Snolisvn nm 1< Fnnunr 1910. tliossr- soUIäxa 3.0 2.1 5.0 4.8 4.6 5.0 2.1 2.0 1.3 3.2 ! 3.3 l 4.6 I 6.8 Liu neues, ticke« Lliuimum äss I-uktäruck« ist sückvcstlicb von Islaock erscbieusv, seine IVirkunx erst reckt sieb bereits dis nncb cier uörclliebou Ostsee. Von ckem Llaximum im 8>V breitet sieb noeb bober Druck in äer süillicbon llälkte ckes Kontinents nus. Lei sückvvstlicbeo, rum Beil Icbknktcn VVincken ist öns IVetter meist trüb unü milä, uuob treten viclkneh dlieäer- sobläAu ouk; nut der weiteren Ausbreitung äes tieken Drucks von X nacb dlO ist cker Dortbcstunä ckivser XVetterlnxv vnkrsedeinlicb. Aussicht Nir äen 17. ^»nnar 1010. IVestvinä; bedeckt; milä; Xieckorscblax. LrnN «nd Berlag de» Leipziger La,«»kalte» «. Paiz Leipzig. Thcsredakleur: «dols «»le»«. Verantwortlich« Kedatteure: Für Politik Dr. S. ipstuther, lokal» und süchsisch» Angelegenheit«», Vkitzestunden und Berauschte» W. ». Buttlar, da» Feuilleton w. «ehrend, Musil L Segnitz, Sport und Berichtssaal g. Haarseld. Für dl« HandelS- zettung A. Strchrath. Für den Inseratenteil Han» Hvckman«. ESnUlich io Leipzig. Zuschriften sind nicht versdnltch ,u adressieren, sondern an den Verlag, di« Redaktion oder di« Geschäftsstelle des Leipziger Tagedlatte» zu richten. Die vorliegende Nummer iimfaßt 10 Leiten. Lnornre kleinen erleLnerMme 6er OiLanpaAic*) 61cnen rurüerüelluntz 6er Mren6cn irret»»- ^v«lr»» ln» «1« ,Lrr»c- svmslltumeul» In rinnLZdMt» r»»ek «dle»rai»»«rn. — ULNimL. EL M7««»
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