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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 17.01.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-01-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191001178
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19100117
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19100117
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-01
- Tag 1910-01-17
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Monat
1910-01
-
Jahr
1910
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und wegen des Verkaufes der übrigen in Unterhandlung steht, dürtse be kannt sein. Dem Deutschtum in Argentinien würde der Ankauf des Fürsten eine wesentliche Stüde sein. * Die »eutsch-franzöfischc Grenze zwischen Kamerun nutz Fran- zösisch-Kong» ist bekanntlich durch das Abkommen vom 18. April 1SV8 endgültig sestgelezt worden Die GrenzvermefsungSarbeiten wurden aus deuticher Seite an der Ofigrenze Kameruns von Hauptmann Frhrn. v. Seesried, an der Südgrenze von Hauptmann Forster geleitet. Die Schlußverhandlungen der deutschen und srauzösi'chen Delegierten fanden dann anfangs 1908 im ReichSkolonialamt unter Vorsitz des Unterstaats- sekretarS Dr. v. Lindequist statt. Im Zusammenhang mit diesem Grenzabkommen, durch daö unser deutsches Gebiet einen ausserordent lich wertvollen Landzuwachs in der Süevstecke Kameruns, am Dscka und am Sanaga-Fluß erhielt, ist nunmehr ein; Reihe von OrdenS- auSzeichnungen erfolgt. So haben UnterstaatSselretär Dr. v. Linde- quist daö Großoffizierkreuz der französischen Ehrenlegion, der vortraaende Rat und Referent für Kamerun im Reichökoloniala nt. Geh. Ober- regierungörat Dr. Gleim und der Referent für geographische und Grenz angelegenheiten im Reichökolomatamt, Geheimer Regierungsrat Dr. Frhr. v. Dankeimann das Offizierkreuz, die Hauptleute Frhr. v. Seesried, Forster, Frhr. v. Stein zu Lauönitz und Strümpell das Ritterkreuz des gleichen französischen Ordens erhalten. * Tie Expedition Streitwolf im Caprivi-Zipfel ist nach einem ausführlichen Berichte des neuesten „Kolonialblattes" von dem erfreu lichsten Erfolge begleitet gewesen. Dies ist um so wichtiger, als Hauptmann Streitwolf nicht nur die Aufgabe hatte, in jenem zu einer Zufluchtöstelle für lichtscheue Elemente gewordenen Gebiet die deutsche Mackt als erster Resident zu begründen, sondern auch bei der Erfüllung seiner Aufgabe eigenartigen politischen Verhältnissen gegenüberstand. Der Caprivi-Zipfel nämlich gekörte zum Machtbereich des Barotie-KönigS Lnanila, der dem enaliichen Rhodesia untersteht. Luanika aber batte die Eingeborenen im Caprivi-Z'psel zur Uebersiedelung auf englisches Gebiet veranlaßt, weil infolge eines britischen VieheinfuhrverboleS die Chartered Company den Barotle klar gemacht hatte, daß der Vieh verkehr über die deuisch-engllsche Grenze nicht mehr statthaft sei. So weit die Eingeborenen im Caprivi-Zipfel nicht übersiedelten, wurde ihnen, unter der gleichzeitigen Ausstreuung, daß die Deutschen mit kriegerischer Macht im Anzuge seien, das Vieh über die Grenze ge trieben. Streitwolf wurde über diesen Sachverhalt von dem einfluß reichen Jndunahäuptling Mamili, den er zunächst auf gesucht batte, eingehend unterrichtet, setzte den versammelten Dorfschulzen auseinander, daß sie als zu deutschem Gebiet gehörig den Baiotie keine Hültensteuer mehr bezahlen dürften, versicherte die friedlichen Absichten DeutiÄlands und versprach, ihnen wieder zu ihrem Vieh zu verhelfen. Aus die'e Weiie gelang Streitwolf die Aufklärung der Eingeborenen im ganzen Gebiet, soweit er eS bereist hat; man legte ihm bald einen Streit zweier Dorsschaften zur Entscheidung vor und be zeugte ihm alle Ehren, die bisher nur dem Barolse-Kömg und seinem obersten Häuptlingen erwiesen worden waren. Auch die Anerkennung deö von Steinwolf eingesetzten Häuptlings Mamili blieb nicht aus. Die Verhandlungen mit den englischen Behörden verliefen ebenfalls erfolgreich. Der britische Administrator bewog den König Luanila, einen ehrlichen und zuverlässigen Mann, zum end gültigen Verzicht auf den Caprivi-Zipfel. Ferner wurde durch Mit wirkung der englischen Behörden eiu Sohn LuanikaS gezwungen, die zu Unrecht fortgetriebenen .Rinder — etwa 300 im Werte von 30 000 — wieder zurückbringen zu lasten. Des wei ¬ teren gestaltete die englische Regierung d m Hauptmann Sireit- wols die Anwerbung von 10 Matabe'.eS als Polizisten und verpflichtet sich, diese im Falle cier Desertion wieder auszuliefern. Endlich wurde vereinbart, daß in allen Iagdfragen usw. die englischen Barotse sich nur durch Vermittelung deS britischen DistriktSkommistarS von Seikeke an Streitwolf wenden sollten. Unter dem Einfluß der Verwaltung Streit wolf.< sind viele der entflohenen Eingeborenen in den Caprivi-Zipfel zurückgekehrt. Außerdem erbaten und erhielten 80 Familien der nördlich des deutschen Gebietes ansässigen Induna die Erlaubnis zur Einwanderung. Ungefähr 5000 Köpfe zählt dir ein geborene Bevöllerung Les von Streitwolf bereisten Gebietsteiles. DaS lz'and selbst hält Streitwolf besonders geeignet für Viehzucht, Reis- und Baumwollbau, ra der Bodenbeschaffenbeit nach teils Ueberschwemmungs- geb et, teils Wale- und Trockengebiet vorhanden sind. An wertvollem großen Wild — Elefanten, Giraffen und Flußpferden — ist daS Land trotz ter bisherigen Raubjagd noch so reich, daß auch in dieser Richtung bei ichonenrer Ausnutzung eine beträchtliche Einnahmequelle erschlossen werden taun. * Kot,len- und Pctrolcumfunde in Kamerun. In der Nähe von Duala bei Lokobaba und im Kriegssäuffhasen bei Victoria sind ickon ic t längerer Zeit Petroleumvortommen bekannt. Die von der Kamerunbergbaugeiellschast bei Lokobaba vorgsnomrnenen Tiefbohrungen bl-eben erfolglos und der Bohrbetrieb wurde aufgegeben, aber die vor einiger Zeit im Be irk Ossidinge sestgestellten Ä-tumenfunde scheinen von größeier Bedeutung und nicht ohne Zusammenhang mit denen der Kamerungcgend zu lein. Am Croyfluß bei O sidinge und Mamfe wuiven in uuwstörter Lagerung befindliche Bitumenschichten gefunden. Ein bei Mamfe angeietzter Ausschluß zeigte ein 2>/z bis 4 Zentimeter dickes Steinkohlenflötz. DaS Ergebnis der Untersuchung ergab jol- gende E-genichaftcn: brennbare Sioffe 51,1 v. H., Asche 48,29 v. H. — KoksauSbeute (aschefrei) 75,02 v. H., Beschaffenheit des Koks pulverförmig. Die Kohle ist als Kokskohle (fette Kohle mit kurzer Flammei zu bezeichnen. Man hofft, daß, falls die Kohle in größerer Mächtigkeit angetrossen wird, sich auch ter bisher bedeutende Aschegcbalt verringern werde. Die Aufmertiamkeit der Unternehmer sollte auf diese Vorlommen gelenkt werden, tamit diese wie in Süvnigerien dieselben näher untersuchen. Dies erscheint um so aussichtsreicher, als in der Gegend von Ossivinge dicht neben den Kohlen auch Salzquellen beroortrclcn, so daß zu hoffen ist, daß zugleich mit den Bohrungen aus Ocl und Steinkohle auch Salzlager gefunden werden. DaS Verdienst, d-c e Vorlommen entdeckt und weiter verfolgt zu haben, gebührt dem BezirllSamtmann Dr. MannSselo, welcher vor seiner ersten Ausreise aus eigenem Entschluß ein- wenn auch nur kurze geologische Unter weisung in der Kaiserlichen Geologischen Landesanstalt erhielt. Seine Erfolge dürsten seinem geologischen Interesse und seiner Wissenschaft- lichcn Doibere-tung mit zumschreiben sein. Ein Wink und eine Mah nung auch für andere Kolonialbcamte und die Zentralverwaltnng! Ausland. England. ' Ein Zwischenfall Lloyd Georges. Einen unangencymen Zwischen fall hatte Lloyd George in Grimsby zu bestehen, wo er von der Menge verhöhnt und als Burenfrcund beschimpft wurde. Ter Minister mußte schließlich durch eine Hintertür den Saal unter polizeilichem Schutz verlassen. Er wurde durch einige hinter dem Gebäude belegens Gärten nach dem Bahnhof gebracht, wo er in dem Wachlokal der Feuer wehr Zuflucht si ch.n mußte. — Auch sonst sind die Wahlen nicht ohne Zwischenfälle verlaufen. In dem Londoner Stadtviertel Mary le- Korse kam cs zwischen den beiden Kandidaten zu Tätlich keiten wegen verschiedener Wahlkundtzebungen, die sic veröffentlicht hatten. * Die Parlamentswahlen. Bei den bisher erfolgten Wahlen haben die Unionisten am besten abgcschnitten. Ein Telegramm über den augenblicklichen Stand der Wahlen meldet uns: London, 16. Januar. ITelegramm.s Bis 1 Uhr 10 Min. waren gewählt 13 Uniouisten, 37 Liberale, 6 Vertreter der Arbeiterpartei und 5 Nationalisten. Gewonnen haben die Unionisten 18, die Libe ralen nach den letzten Feststellungen 3 Sitze. In London gewinnen die Unionisten 3 Mandate. Tie Liberalen, die gewählt worden sind, sind cs mit bedeutend geringerer Mehrheit, als bei der vorigen Dahl. Nach^ allen Anzeichen wird es den Unionisten gelingen, eine große Anzahl Sitze im Unterhaus; zu erobern. Freilich, um sich zur herrschen den Partei aufzuschwingcn, müßten die Unionisten rund 170 Sitze ge winnen, und das erscheint ausgeschlossen. Tie liberale Mehrheit in dem verflossenen Parlament betrug anfangs 356, später 334 Stimmen, eine Zabl, die in der Geschichte des englischen Parlaments zu den größten Seltenheiten zählt. Im ganzen zahlt das Unterhaus 670 Mitglieder, von denen 465 in England, 30 in Wales, 72 in Schottland und 103 in Irland gewählt werden. An dem Besitzstand der Parteien aus Irland, wo vier Fünftel der Mandate in den Händen der Nationalisten sind, wird sich wenig ändern-, ebenso können Wales und ganz Schottland in der Hauptsache als sicherer Besitzstand der Liberalen angesehen werden. Von den Wahlen in England hängt also die Entscheidung ab. Ein auch nur ungefährer Anhalt über das Endergebnis läßt sich jetzt, wo erst ein knappes Siebentel der Wählerschaft sein Wahlrecht ausgcübt hat, noch nicht geben. — Der S t a n d d c r P a r t e i e n bei Auflösung des Paria- ments war, wie das „B. T." angibt, der folgende: Liberale (einschließlich acht liberaler Gewerkvereinler) 373, Arbeiterpartei 46, Iren 83: diesen Mekrheitsparteien mit zusammen 502 Stimmen stand ein unionistischer Besitz von 168 Mandaten gegenüber. Die Majorität der Regierung be- trug also 334 Stimmen: um die Mehrheit zu erlangen, müßten die Kon servativen demnach genau 168 Sitze erobern, ihre Zahl mithin verdoppeln. Frankreich. * Gerichtliches Eiuschrciten gegen den antimilitariftiscke» Agitator Herve. Die Pariser Staalsaiiwaltschait leitete geg'n (Gustave Herds wegen eines Artikels, der den Mord an dem Polizisten Dcray verherrlichte, die gerichtliche Untersuchung ein. Spanien. * 3» dem angeblichen Zwischenfall des spanischen Botschafters in Waiyingto» wird jetzt ans Madrid gemeldet: Die Regierung erklärt die Nachricht, es fei bei dein Neujabrsempsange des diplomatischen Korps in Washington Lurch den spanischen Gesandten zu einem Zwischenfall gekommen, für völlig unbegründet. — Die Meldung von der plötzlichen Abberufung des Gesandten ist damit aber noch nicht dementiert. Rußland. * Die chinesische Marinestndienkommission wurde am Sonnabend vom Zaren in Petersburg empfangen. In der Begrüßungsansprache, die der Prinz Tsai-HIün in der Audienz hielt, gab er zunächst feiner Dankbarkeit für den wohlwollenden Empfang Ausdruck, übermittelte die freundschaftlichen Grüße deS Prinzregenten und führte dann aus, die traditionelle Freundschaft beider Staaten würde dazu beitragen, die Wohlfahrt der ganzen Welt zu fördern. Hierauf begrüßte der Zar Len Prinzen als Mitglied des kaiserlichen Hauses des befreundeten chinesischen Reiches und sprach die Ueberzeugung aus, Laß der Besuch des Prinzen zur weiteren Befestigung der vielhundertjährigen Freund- schast Rußlands und China- beitragen werde. — Der Zar verlieh dem Prinzen Tsai-Hsün den Alexander-Newsti-Orden. Serbien. * Ter Ex'ronprinz Georg macht weiter in der übelsten Weise von sich reden. Auf dem letzten Hofballe in Be grad kam eS nicht nur zu einem Kon flikt zwilchen ibm und dem Stadtpräfekten Alimpitsch, sondern auch mit dem österreichischen Gesandten, den der Prinz stark brüskierte. Den Stadtprafelten beschimpfte er laut und sagte von ihm gegenüber dem russischen Dragoman: „Sehen Sie sich diesen Hund an!" Alimpitsch beschwerte sich beim Ministerpräsidenten und reichte dann leinen Abschied ein. Theater an- Aonzert. Leipzig, 17. Januar. Neues Theater. Als Tannhäuser gastierte gestern Herr Kammer sänger Alois Hadwigcr vom Hoftheater in Koburg. Sein Name wurde bekannter, als man ihn nach Bayreuth berufen batte. Des Künstlers Tenor ist nicht sonderlich ausgiebig. Er glänzt auf einigen wenigen Tönen, zeigt sich aber sonst recht flach und stumpf und verliert überdies noch durch den gaumigen Verklang. Als Sänger gab Herr Hadwiger sein Bestes in der Pilgererzählnng, nachdem er sich an scheinend vorher nach Möglichkeit geschont hatte. Aber die mangelhafte Bildung und Pflege seines Organs erlaubt nirgends echte und große Akzente, es sei denn mittels aufdringlichen Forcierens der Stimme. Ter Gast stellte einen sehr jugendlichen bartlosen Tannhäuser in die Szene, von schlanker Erscheinung und sympathischem Aeußeren, freilich eben nicht jenen Helden, der nach Wagners Wort „nie und nirgends etwas nur ein wenig, sondern alles voll und ganz sein soll". Man er- wartete von dieser, gleichsam aus einem der Erstlingswerke eines Joseph von Führich herausgetretenen Persönlichkeit von vornherein nicht „alles, weil die Wahl der Maske eher auf einen Anfänger, als auf einen Virtuosen im Venusdienste schließen ließ. Herrn Hcidwigers Darstellung fehlte die persönliche Note. Nirgends machte sich individuelles Nachschaffen des vom Dichterkomponisten so scharf pro filierten Charakters bemerkbar. Man glaubte gern daran, daß es einer waschechten Venus ohne sonderliche Mühe gelingen könne, sich diesen jungen Mann zu kapern, aber man zweifelte, daß er die Kraft habe, sich wieder von ihr loszureißen. Matt und alltäglich gestaltete der Gast die Wicdcrbcgegnung mit Elisabeth und nicht erschütternd und glaubhaft genug die gewaltige Szene seiner reumütigen Zerknirschung und inneren Umkehr. Andere Momente wieder vergegenwärtigte Herr Hadwigcr überzeugender. So z. B. jenen, da Tannhäuser sich plötzlich im Tale am Fuße der Wartburg wiederfindet, ferner jenen anderen, wo seine Gedanken und Erinnerungen im Sängerkrieg unaufhaltsam zu Venus zurückkcliren und er in höchster Ungeduld nur auf das Ende von Wolframs Gesang lauert, um ungestüm mit dem Bekenntnis seines Aufenthaltes im Vcnusberge alle zu entsetzen. In solchen Augenblicken ward auch des Sängers Mienenspiel endlich einmal lebendig und aus drucksvoll. Der Erzählung von der Wallfahrt nach Rom kam Herrn Hadwigers sehr gute und deutliche Textaussprache außerordentlich zu statten. Das ausverkaufte Haus nahm die fin ihren Einzelheiten un- längst hier schon besprochenes Vorstellung mit einer wahren Begeiste rung auf. 8- 8- VII. Volkstümliches Sinsoniekonzert. -Mit einer sehr wohl gelungenen, eindringlichen Wiedergabe der Schubertschcn unvollendeten H-Moll-Sinfonic, wofür das äußerst zahlreich erschienene Publikum Herrn Kapellmeister Hans Minder st ein durch starken Applaus dankte, wurde das VII. Volkstümliche Sinfoniekonzert eröffnet und in sehr wirkungsvoller Weise durch den schwungvollen Vortrag des Kaisermarschcs von Wagner beschlossen. Alle übrigen Nummern des Programms wurden diesmal von den Solisten bestritten, dem Violi- nisten Herrn Louis Siegel ans Rochester und dem Leipziger Vokal quartett, bestehend aus den Damen Margarete Fritzsche (Sopran), Elisabeth Grund mann (Alts und den Herren Paul Siegenback) (Tenors und Arno Gelbe (Baßs. In Herrn Louis Siegel lernte inan einen Violinisten kennen, der vor allem in technischer Hinsicht ganz Bedeutendes leistet, der dem E-Dur-Konzert von Vieuxtcmps wie auch der Teusclstrillersonate von Tartini nach der virtuosen Seite hin fast nichts schuldig blieb. Gewiß hätte manche Stelle mit noch größerem Ton gespielt werden müssen, doch mußte man an dem schönen weichen Spiel, das feines rhythmisches Gefühl erkennen ließ, seine Freude haben. Wie Herr Siegel, so wurde auch das Leipziger Vokalquartett durch sehr starken Beifall ausgezeichnet. Die einzelnen Stimmen haben sich gut zusammengcsungen, passen auch ihrer Klangfarbe nach gut zu einander. Das Quartett sucht nicht durch stimmliche Kraft zu wirken, es singt vielmehr mit feinem Geschmack und schönem Vortrag, der in keiner Weise erkünstelt, also gesucht und unnatürlich erscheint, sondern den einzelnen Gesängen durchaus angemessen ist. Das VII. Volkstüm liche Konzert nahm in jeder Weise einen recht wohlgelungenen Verlaus, zu dessen künstlerischem Erfolg alle Beteiligten in gleichen! Maße bei- getragen haben. 6. 8. IV. Kammrrmnsikahend des Böhmischen Streichquartett». Diesmal batten sich die Künstler des Böhmischen Streichquartetts zum Quintett der- stärkt. Beim Vortrag von Beethovens QpnS 20 sStreichguintett, C-Dur) und TvoräkS Opus 97 (Streicbguintett, ES-Dur) trat als zweiter Bratscher Herr Emanuel Benedictus (aus Haag) hinzu, in Ernst von Dobnänvis Klavierguintett (E-Moll) aber übernahm der Kom ponist selbst den Pianofortepart. OffterS schon bat ja Herr von Dohnünyi bei unö vmnistische Lorbeeren erworben, und auch als Tonseher lernte man ihn durch sein Klavierkonzert, durch ein Streichquartett und kleinere Stücke bereits schätzen. Diese späteren Sachsen sind (in Leipzig wenigstens) früh-r an die Ocffentlichkeit gekommen als daö gestern gespielte Quintett, daS für ein Qpnö 1 jedenfalls eine sehr respektable Arbeit ist- Dankbar wurde sie vom Autor einem seiner Lehrer gewidmet Und in der Tat: Dobnrmvi hat etwas gelernt. Gut erfundene Tbemen, die plastisch dastehen, sind in diesem Quintett anregend auSgenüht, besonders interessieren da« an zweiter Stelle unteraebrachie Scherzo und daS Finale mit seinem Wechsel von Fünsviertcl- und Sechsvicrteltakt, das dann fugiert weiterschreitet, um hierauf das Haupttbema des ersten SaheS wieder einzufubren. Diese Eingliederung geschieht glücklich und organisch, wie überhaupt da« Quinte't etwas UngcsuchteS, wohltuend Natürliches hat. Daß e» ein Anfangs werk ist, verrät sich eigentlich nur durch zeitweilige Blicke deS Autor» auf Schumann und Brahmö und durch ein paar Stellen, die (wie der Bratschenanfang im Adagio) nicht ganz dem Charakter der Streich instrumente Rechnung tragen. Immerhin muß man beim Lesen de» Quintetts meinen, eS lasse sich aus der reichen und ausdrucksvollen Be wegung der Stimmen ein noch blühendere« Klangleben entwickeln, als gestern tatsächlich von den „Böhmen" geweckt wurde. Dabei ging Herr DohnLnhi für feine Person keineswegs übertrieben ins Zeug, sondern be währte sich durchaus als Pianist von Geschmack, tat nichts, was die Mit- spielenden unterdrückt hätte. Ausgezeichnet schön aber gelang nach dieser mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Quasi-Novität den böhmischen Künstlern (und mit ihnen Herrn Benedictus) die Wiedergabe von Dvorak« CS Dur-Quintett. Es zählt sicherlich zu Meister Tvorälö allerbesten Schöpfungen, und was an Reizen und Urberraschungen hier in jedem der vier Sähe lebt, wurde vortrefflich und köstlich vermittelt, so daß man sich an dem Voll- wie Feingehalt des aus echt musikalischer Erfindungskraft geborenen Werkes ungetrübt erfreuen konnte. I-'. * Direktor Anton Hartmann erwarb für das Leipziger Neue Ope rettentheater folgende Operetten: „Das P u p p c n m ä d e l", Operette von Dr. Millner und Bodanski, Musik von Leo Fall. „Brüderlein f c i n", Operette in 1 Akt von Leo Fall. „R e iche Mädche n", Ope rette in 3 Akten von Johann Strauß. „Die kleine Majestät", Operette von Felix Dörrmann, Musik von Bruno Granichstädten. „Napoleon und die Fraue n", Operette von Heinrich Reinhardt. „Lord Piccolo", Operette von Schanzcr und Lindau, Musik von Henry Bereny lKomponist von „La main"). * Das neueste Bühnenwerk Gerhart Hauptmanns, das bekanntlich den Titel „Natten" führt und eine bestimmte Kategorie gescheiterter Existenzen Berlins auf die Bühne bringt, wird, wie das „Berl. Tagebl." mittcilt, in diesem Winter nicht zur Ausführung gelangen. Wie wir hören, hat sich der Dichter entschlossen, sei» neues Stück erst im näch sten Winter im Lessing-Theater aufsührcn zu lassen. m. Die dreiaktige l"risck" Oper ..Amore e Perdizione" von dem portugiesischen Komponisten Joao Arroyo erlebt am 25. Januar die deutsche Uraufführung im Hamburger Stadttheater. Sport. Pferdesport. Rennen ,n Nizza am 16. Januar. (Prlvattelegramm.) Prix de la Caliiornie 3000 Fr. Verkaufs-Hür-en-Rrnnen. 3000 m. „Le Connetable II", 65 KZ (R. Sauval), 1., „Va et Biens", 67 KZ. 2., „Bonnelles", 62 KZ, 3. Tot.: Sieg 29: 10, Platz 15, 15:10. Sieben liefen. — Prix L'AntibeS 4000 Fr. Hiirden-Renuen. 2800 m. Mons. Pfi-erS „Maslowa", 4j, 60 KZ (Defeyer), 1., Mons. A. Veil-Picards „Vaudeville II". 4j., 63 KZ, 2., Moni. Ch. Liänarts „Quille", a., 65 KZ, 3. Tot.: Sieg 138:10, Platz 29, 15:10. Sieben liefen. Grand Prix de la Ville de Niee 100 000 Fr. Steeple-Cbase. Han dicap. 4400 w. Mons. A. Veil-Picard» „Blaqueur II", 5j., 76 KZ (Par- frement), 1„ Comte G. de GanayS „Marcassite II", 4j„ 64 KZ, 2., Mons. E. Thiäbaux' „Wild Aster", a., 77 KZ, 3. Tot.: Sieg 44:10, Platz 18, 18, 18 :10. Neun Pferd« liefen. Prix des Iris 3000 Fr. BerkaufS-Steevle-Chasr. 3400 m. „Genö- sareth", 72 KZ (R. Sauval), 1., „Our Bill", 68V, KZ, 2., „Furie", 68 KZ, 3. Tot.: Sieg 32:10, Platz 17, 17:10. Sieden liefen. Kraftfahrwese«. Der Kaiserliche Automobil-Klub in Berlin beging am Sonnabend mit einem großen Festmahl die Feier seines zehnjährigen Bestehens. Würdig des Ansehens. daS sich der Kaiserliche Automobil-Klub in den Kreisen der großen Gesellschaft, der deutschen Industrie und des internationalen Sports erwordeu hat, fiel auch die Jubelfeier aus, die im „Rheingold" abgebalten wurde. An vierhundert Gäste warteten, bis um 8 Uhr Heroldssignale die Ankunft des Prinzen Heinrich von Preußen kündeten. Dann wurden die Türen zum Kaisrriaal geöffnet, in dem die langen Tafeln ausgestellt waren. Zu Häupten saß Prinz Heinrich; rechts von ihm Prinz Georg von Bayern, links Botschafter von Szvgyeny. Weiter fort nahmen Platz: Herzog Paul von Mecklenburg, Herzog v. Arenberg, Prinz Heinrich Reust XVlll., Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg, die Fürsten v. Füfftenberg, Meß und Lynar. Die Regierungskreise waren durch den Staaisjekretär Delbrück, Staatssekretär Krätke und Minister v. Sydow vertreten. Als erster Redner erhob sich Prinz Heinrich von Preußen, um den Kaisertoast aus zubringen. Dann ergriff der Präsident des K. A.-K. Herzog Bictor v. Ratibor daS Wort, um in längeren Ausführungen einen Ueberblick über die Entwickelung deS Klubs zu geben. Sein Hoch galt dem Prinzen Heinrich. Prinz Georg von Bayern brachte dem K. A.-K. im Namen der deutschen Karlelltlubs seine Huldigung dar. Ter Prinz überreichte dem Klub ein Tafel service aus der bayrischen königlichen Porzellanmanniaktur. Der Herzog v. Ratibor dankte für das Geschenh worauf Staatssekretär Delbrück einen kurzen Ueberblick über die Entwickelung des modernsten Verkehrsmittels gab, und besonders die Namen Daimler und Benz und ihre Verdienste in den Vordergrund stellte. Dann erhob sich Major Wolff, der Vizepräsident des österreichischen Automobilklubs, der dem K. A.-K. im Namen der international anerkannten Klubs gratulierte. Direktor Hammesfahr toakete arff das Zusammenwirken von Klub und Industrie. Zum Schluß wurde ein Tele» aramm deS Kaisers verlesen, das dem Klub weiteres Gedeihen wünscht. Hußballsport. :/: Im Wackersporlpark spielten am Sonntagnachmiltag die ersten Mann schaften deS Leipziger Ballspielklubs und des Fußballklubs „Sport freunde" mit 2:2 unentschieden. Beide Mannschaften spielten unter ihrer sonstigen Form, Die noch beeinträchtigt wurde dadurch, daß auf beiden Seiten zeitweilig unvollständig gespielt wurde. Bis zur Pause gelang eS den Ball spielern gegen die unvollständige Mannschaft der „Sportfreunde" mit 2:0 zu führen. Infolge einer Verletzung mußte rin Splejrr des Leipziger Ballspiel klubs Las Feld verlassen, während Lie Gegner ihre volle Elf zur Stelle hatten. ES gelang diesen in zwei Durchbrüchen je ein Tor zu erzielen und so daS Spiel unentschieden zu gestalten. Berbandsspielresnltatr. Erste Klasse, Abteilung DaS Spiel zwischen Fußballklub „Eintracht" I und Fußballklub „Sachsen" I ist aus gefallen.— Erste Klasse, Abteilung 8: Leipziger Ballspielklub I und Fußball klub „Sportfreunde" I spielten mit 2:2 unentschieden. Das Spiel zwilchen dein Fußballklub „Eintracht"! und Fußballklub „Sachsen" I ist wegen schlechten Bodens ausgefallen. — Zweite Klasse, Abteilung L: DaS Spiel zwischen Fußballklub „Sportfreunde" II und Ballspielklub „Arminia" l fiel aus. :/: Im Gesellschaftsspiel schlug die zweite Mannschaft des Leipziger Ballspiel klubs die erste Manntchast des Fußballklubs „Normannia" mit 5:1.— Di« zweite Mannschaft der Lindenauer Spielvereinigung schlug Lie erste Mannschaft des Wahrener Fußballklubs „Pfeil" mit 7:1. — Die zweite Mannschaft Le§ Leipziger Sportklubs vom Jakre 1898 schlug die dritte Mann schaft de» Ballspielvereins „Olympia" (unvollständig) mit 5:2. — Die vierte Mannschaft deS Leipziger Balljpielklubs schlug die dritte Mannschaft deS Ball- spielklubs „Arminia" mit 8:2. — Die zweite Mannschaft des Fußballklubs „Helios" schlug die dritte Mannschaft des Fußballklubs „Eintracht" mit 3:1.— Die sechste Mannschaft des Leipziger Ballspielklubs schlug die vierte Mannschaft d«S Ballspielklubs „Arminia" mit 5:1. — Die dritte Mannschaft des Schleu- ßiaer Ballspielklubs „Olympia" schlug die fünfte Mannschaft deS Fußballklubs „Eintracht" (unvollständig) mit 10:4. I Die Berliner FntzballmcifterschaftSspiele wurden am Sonntag durch starten Regen und völlig aufgewrichten Boden ungünstig beeinflußt. Das für die Berliner Meisterschaft entscheidende Spiel zwilchen „Union" und „Preußen" gewann „Preußen" mit 5:0, bei Halbzeit stand da» Spiel 1:0. — „Britannia" schlug „Hertha" mit 2:1. — „Concordia" siegte mit 5:0 über „Rapide" und „Minerva" mit 11:1 über den Berliner Ballspiekklub. -st. In München spielten am Sonntag die Spielvereinigung Fürth und der Männert urn verein München im Meisterschafts-Fußballwetispiel 2:2 unentschieden. «tblett». Die WeltmeifterfchastSriugkämpfe in Paris. Ergebnisse des l7. Abends: Preis MarlnS Eynard. Entscheidung: Limousin <96 KZ, Franzos«) warf in 5 Min. 10 Sek. den Deutschen OSkar Luppa (102 KZ). Meisterschaft. Poule Finale. Pohl Abs II (117 KZ, Deutscher) siegte nach drei Gängen über Zipps (112 KZ, Martinique) io 15 Min. 28 Sek.; die beiden Franzosen Aimable Ve la Calmette (1(5 KZ) und Vervet (102 KZ) rangen in 35 Min. nach drei Gängen unentschieden; der Italiener Massettt (105 KZ) siegte nach zwei Gängen über den ?erben Sava Rajhoviz (140 KZ) in 14 Min. — 18. Abend: Meisterschaft. Poule Finale. Der Belgier StrurS (110 KZ) warf seinen Landsmann Charles d'AnverS (102 KZi nach zwei Gängen in 15 Min.; der Franzose Clement d'AnaerS <112 KZ) besiegte den Deutschen Schackmonn 94 KZ) nach 43 Min.; der Däne Petersen (1l5 KZ! und der Russe Romanoff (118 KZ) rangen nach drei Gängen in 35 Miu. unentschieden. —- 19. Abend: ZippS (112 KZ, Martinique) gewann gegen den Serben Sava Rajhoviz (140 KZ) nach zwei Gängen in 12 Min. 48 Sek.; Pohl Abs I! (117 KZ) warf den Franzosen Damnos (173 KZ) nach zwei Gängen in 18 Min. 30 Sek.; die Franzosen Aimable d« la Calmette (105 KZ) vnd Vervet (102 KZ) rangen 42 Min. in zwei Gängen unentschieden.
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