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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.02.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100224025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910022402
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910022402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-02
- Tag 1910-02-24
-
Monat
1910-02
-
Jahr
1910
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Ämtsblatt des Rates und des Rolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzelqcn-^.reis sllr Inserate au« Leipzig und Umgebung die llgelpaltene SO mm breit« Petitzeile 2b die 74 mm breit« Reklamezcile l von aurwLrt« ^0 Reklamen l.20 Inserate von Behörden -m amtlichen Teil die 74 mm breite Petitzeile 40 «rschä tönnzeigen mir P atzvorschriften und in der Adendauigabe im Preise erhöbt. Rabatt nach Lar). Beilagegebuhr u ^k v. Tausend exkl. Postgebühr. Felierteilte Austräge können nicht zurück gezogen werden. Für da« erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine lSarantie übernommen Anzeigen-Annahme: Auguftutplay d>, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- iäipeditioneu de« In» und An«lande«. Haupt-Filiale Verltn: llarl Dnncker, Herzogs. Bihr. Hofbuch» tandlung, Lntzowstiahe 10. (Teiepdo l Vt., Rr. 4-nnift. Haupt.Atliale Dresden: Seellratze «, l iTeleohon 462l>. Ur. 54. Donnerstag, üen 24. /evrusr lSio. 104. IstzrgSNY. poUMche Nachrichten. Besuch des Königs von Sachsen beim öster reichischen Thronfolger. Polo, 24. Februar. (Priv.-Tel.) Wie verlautet, wird Mitte März der König von Sachsen auf der Insel Brioni eintressen und dem dort weilenden österreichischen Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand einen Besuch abstatten. Zur Aenderung des sächsischen Eerichtskosten- gesetzes. Zur Berichterstattung über den mit Kgl. De kret Nr. 2l vorgelegten Gesetzentwurf betr. die AenLe- rung des sächsischen Eerichtskostengesctzes und der Kostenordnung für Rechtsanwälte und Notare hat der Präsident Dr. Vogel auf Grund von 8 11 Abs. 4 der Geschäftsordnung für die Zweite Kammer die Abpg. Brodaus- Chemnitz (Freis.) und Riem- Dresden (Soz.) zum Berichterstatter und Mitberichterstatter ernannt. Diese stellen nunmehr folgende Anträge beim Plenum der Kammer: Der Berichterstatter Abg. Brodaus beantragt, den ganzen Gesetzentwurf' nach der Vorlage unverändert anzunehmen, der Mit berichterstatter Abg. Riem dagegen beantragt, den Gesetzentwurf abzulehnen. Da sich bereits in der all gemeinen Vorberatung am 11. d. M. Konservative, Nationalliberale und Freisinnige für die Annahme des Entwurfs ausgesprochen haben, so ist diese ge sichert. In der Ersten Kammer ist ebenfalls auf glatte Verabschiedung des Gesetzes zu rechnen, das dann, wie vorgesehen, am 1. Avril d. I. wird in Kraft treten können. Reichsgerichtsprozeß wegen Verrats militärischer Geheimnisse. ; Leipzig, 24. Februar. Vor dem vereinig ten zweiten und dritten Strafsenate des Reichsgerichts begann beute der Prozeß gegen den Kaufmann Paul Gustav Weiher, der des Verrats militärischer Geheimnisse angeklagt ist. Die Verhandlung stand bereits am 15. Dezember vergangenen Jahres an, sie muhte aber wegen weiterer Beweiserhebung und Untersuchung des Angeklaaten auf seine Zu rechnungsfähigkeit vertagt werden. Den Vorsitz führt Senatspräsident Dr. Olsh aus en, als Vertreter der Anklagebehördc fungiert Staatsanwaltschaftsrat Dr. S ch w e i g e r, die Verteidigung liegt in den Händen des Rechtsanwalts beim Reichsgericht Dr. Lehmann. Der Angeklagte Weiher ist am 11. Juli 1882 in Erlau geboren und zuletzt in Anger burg in Ostpreußen wohnhaft gewesen. Er wurde dem Gerichtshöfe aus der Untersuchungshaft vorgeführt, in der er sich seit dem 1. Mai v. I. befindet. Weiher, dessen Vater in Erlau als Eeilermeister lebt, hat von 1902 bis 1904 beim 1. Masurischen Feldartillerie regiment Nr. 73 gedient, er gehört jetzt der Reserve an, bestraft ist er nur einmal vom Schöffengericht Berlin Mitte wegen Diebstahls eines Fahrrades mit einer Gefängnisstrafe von einer Woche. Zu der Ver handlung sind 43 Zeugen geladen, darunter eine grohe Anzahl Militärpersonen von Infanterie- und Artillerieregimentern in Allenstein und anderen ost- preuhischen Garnisonen. Als Sachverständige sind anwesend Major von Wrisberg, vom Großen Generalstab in Berlin, Oberst Francke, Major Thorberg, Polizeirat Koch, Kriminal kommissar Steiner. Geheimrat Professor Dr. Flechsig und Medizinalrat Dr. Thümmler von hier. Der Angeklagte Weiher muß vom Vorsitzenden wiederholt ermahnt werden, seine Aufmerksamkeit dem Gerichtshöfe zuzuwenden und nicht immer in den Zuhörerraum hineinzustarren. Dor Eintritt in die Verhandlung beantragt Staatsanwaltschaftsrat Dr. Schweiger, wegen Besorgnis der Gefährdung der Staatssicherheit die Oeffentlichkeit während der ganzen Dauer der Sitzung auszu schließen, er werde diesen seinen Antrag auch geheim begrün den. Der Gerichtshof beschloß hierauf unter Aus schluß der Oeffsntlichkeit zu verhandeln. Die Ver handlung wird voraussichtlich drei Tage in An spruch nehmen. Schluß der ersten Lesung der preußischen Wahlrechtsvorlage. Berlin, 24. Februar. (Tel.) Die Wahlrechtskom mission des preußischen Abgeordnetenhauses hat heute die e r st e L e s u n g der Vorlage zu Ende geführt. Kegendie Stimmen der N a t i o n a l l i b e r a l e n, Freisinnigen, Sozialdemokraten und Polen wurde beschloßen, im Gegensatz zu den Ur wahlen, bei denen geheim abgestimmt werden soll, die Wahl der Abgeordneten öffentlich vorzunehmen. Die übrigen Bestimmungen der Vorlage wurden unter entsprechender Ein fügung der durch die Beibehaltung der indirek ten Wahl notwendigen Aendernngen angenom men. Die zweite Lesung soll Donnerstag, den 3. März, stattfinden. Dabei soll auch die Frage entschieden werden, welche Teile des Ent wurfs unter den Schutz der Verfassung zu stellen sind. Eine Reichstagsersatzwahl in Oletzko—Lyck— Johannisburg ist durch den Tod des Reichstagspräsidenten Grasen zu Stolberg notwendig geworden. Dieser ost preußische Wahlkreis hat bisher zu den festesten Sitzen der Konservativen gehört: die Jahre 1875 bis 1878 ausgenommen, in denen der fortschrittliche Rittergutsbesitzer Hillmann als Nachfolger des da maligen Bezirkspräsidenten von Puttkamer das Man dat innehatte, ist er stets konservativer Besitz gewesen. Graf Stolberg selbst wurde das letzte Mal mit 93,1 Prozent der abgegebenen Stimmen gewählt; er er hielt rund 20 300 Stimmen, ein Kandidat der Frei sinnigen Volkspartei 833, ein Sozialdemokrat 630, ein Pole 41 Stimmen. Auch dieser Kreis zählte zu denen, die für die Sozialdemokratie sehr ungünstige Abstimmungsergebnisse ausweisen. Ist doch die Zahl der sozialdemokratischen Stimmen hier gegen die vor- legte Wahl von 1106 aus 630 Stimmen zurück gegangen, also um fast die Hälfte kleiner geworden. Die Verstimmung über die Finanzreform kommt der Sozialdemokratie vielleicht demnächst zugute; im bürgerlichen Lager hat die gleiche Verstimmung zu vielbemerkten Kundgebungen geführt. Es bleibt ab zuwarten, ob für die bevorstehende Nachwahl daraus praktische Folgen von Bedeutung sich ergeben werden. Der Kreis gehört zu den ausgesprochen ländlichen Wahlkreisen: von den rund 27 900 Wahlberechtigten der letzten Hauptwahl wohnten rund 23 400 in Ort- schäften mit weniger als 2000 Einwohnern, rund 2100 in Ortschaften mir 2000 bis unter 10 000 Ein wohnern und rund 2000 in Lyck, das rund 12 600 Ein wohner hat. Angesichts dieser Struktur des Wahl kreises hat die konservative Partei ohne Zweifel auch für die Nachwahl die besten Aussichten. Wahlrechtsdemanstrationen in Breslau. Breslau, 24. Februar. (Priv.-Tel.) Im Anschluß an eine von der demokratischen Verei nigung in der Neuen Börse veranstalteten Wahl rechtsdemonstrationsversammlung, in der Herr von Eerlach gegen die Wahlrechtsvorlage der Regierung sprach, kam es zu Straßendemon- strationen. Gegen tausend Personen, meist junge Arbeiter, versuchten unter Absingung von Arbeiter liedern und Hochrufen auf das allgemeine, gleiche und geheime Wahlrecht nach dem Rathaus zu ziehen. Am Ring stellten sich ihnen Schutzleute ent gegen. Die Schutzmannskette wurde wie derholt durchbrochen. Erst nach Mitternacht konnte die Ruhe in den Straßen wieder hergestellt werden. Mehrere Verhaftungen wurden vor genommen. Luegers Zustand verschlimmert. I'r. Wien, 24. Februar. (Priv.-Tel.) Bei Dr. Lueger ist Urämie (Harnstoffvergiftung) ein getreten, infolgedessen herrschen die ä u ß e r st e n B c- sorgnisse um das Leben des Bürgermeisters. Zum Streik in Philadelphia. Die blutigen Zusammenstöße zwischen der Polizei und den Straßenbahnarbeitern in Philadelphia dauern fort. Der Generalstreik ist aber von den Ar beitern noch nicht durchgeführt worden, da man erst das Ergebnis der Vermittelungsaktion in dem Streik der Straßenbahnarbeitcr abwarten will. Es liegen folgende Meldungen vor: Philadelphia, 24. Februar. (Priv.-Tel.) Hier rotteten sich gestern die Angestellten der Baldwin-Lokomotivwcrkc zusammen und griffen die Polizei mit Revolvern an. Es entspann sich ein heftiges Gefecht, wobei es auf beiden Seiten über 200 Berwundctc gab. Die Staatskonstabler wurden jetzt mobilisiert. Philadelphia, 23. Februar. (Priv.-Tel.) Auf Er suchen der städtischen Behörden wird die Regierung des Staates Pennsylvania 400 Polizeibeamte nach hier entsenden. Der Zeitpunkt zur Einführung des General streiks in Philadelphia ist von den Leitern der Arbeiterorganisationen verschoben worden. Es soll das Ergebnis der nachgesuchten Vermittlung der Arbeiterführer in dem Streik der Straßenbahner ab gewartet werden. Tsgeschronik. Die Rache der Verlassenen. Man schreibt uns aus Hamburg: Eine Berliner Buchhalterin war einige Jahre mit einem Architekten verlobt gewesen, als dieser sie vor einigen Tagen treulos verließ, nach Hamburg reiste, um von hier aus nach Buenos Aires «uszuwandern. Sie beschloß, dem Entflohenen nach zueilen, um ihn an seine Pflicht zu mahnen. Da sie aber befürchtete, ihren Verlobten bei ihrer Ankun't rn Hamburg nicht mehr anzutreffen, kam sie auf einen genialen Trick, um seine Abreise zu verhindern. Die Betrogene erstattete Anzeige bei der Polizeidireknon in Berlin, daß ihr von ihrem Verlobten, dem Arcbi- teklen S, 1500 M gestohlen seien und der Dieb sich nach Hamburg geflüchtet habe. Da sie Beweist dafür brachte, daß sie mit dem Architekten verlobt war, schenkte man ihren Angaben Glauben. Der Telegraph Ipielle, und in kurzer Zeit hatte das Hamburger Polizeiamt das Signalement des „Diebes" in Händen, der dann auch bald von der Kriminalpolizei festgenommen wurde. Man behielt ihn in Gewahr sam, bis inzwischen auch die Buchhalterin in Ham burg eingetroffen war Auf dem Polizeiamt sand ein Wiedersehen der beiden statt und da stellte es sich heraus, daß die Buchhalterin ihre Anzeige bezüglich des Diebstahls völlig aus der Luft ge griffen habe. Sie wandte ihre ganze Uebcueduvgs- tunst auf, den durch falsche Anzeige schwer gekränkten Architekten wieder zu versöhnen und bat ihn, wieder nach Berlin zurnckzukehrcn. Dieser wollte aber seine schwer errungene Freiheit nicht wieder einbüßen. Er erstattete gegen seine frühere Braut Anzeige wegen wissentlich falscher Anschuldigung, so daß die Buch halterin wegen genauer Feststellung ihrer Personalien auf dem Polizeiamt verbleiben mußte Im Besitze der Buchhalterin befand sich ein Rasiermesser, sie gab an, sie habe es mitgenommen, um eventuell die Abreise ihres Verlobten gewaltsam zu verhindern. Der Architekt aber verließ schleunigst das Polizeiamt, nm so bald als möglich die Reise über das Weltmeer anzutreten und sich vor seiner rachsüchtigen Braut in Sicherheit zu bringen. Räuberischer Ueberfall. Hattingen (Ruhr), 24. Februar. (Tel.) Der bei dem Bauunternehmer Leube beschäftigte Bau führer Lindemann holte gestern von der Bank 8000 <4t Lohngelder. Als er die Bank verließ, wurde er von zwei früheren Arbeitern von Leube über- fallen und durch Messerstiche schwer ver letzt; er besaß aber noch die Geistesgegenwart, das Geld in das Bankgebäude zu schleudern und um Hilfe Theater, Kunst unü Mllenlchskt. Oresüner Opernpremiere. Unser Dresdner Musikreferent schreibt uns: Im König!. Opernhause zu Dresden ging die zwei aktige komische Oper „Nobins Ende" von Maxi milian Moris. Musik von Eduard Künnele erstmalig in Szene und erzielte einen sehr freund lichen Erfolg, für den neben den Darstellern auch Komponist und Textoerfasser wiederholt danken konn ten. Die Handlung des bereits an einigen Theatern gegebenen Werkes baut sich auf einer im Grunde ziem lich ernsthaften Anekdote aus. Der Pächter Robin, den ehrgeizige Wünsche plagen, und der gar zu gern ein vornehmer Herr sein möchte, ist sehr eifersüchtig auf seine bildschöne junge Frau Katharine und hat einigen Grund dazu. Denn König Karl V. von Eng land hat einst Katharine als Mädchen geliebt und trägt, als er sie als Ehefrau wiederfindet, kein Be denken, ihr wieder den Hof zu machen. Robin er kennt den König, der sich als Landedelmann cinsührr, nach einem Bilde und steckt den tölpelhaften Schcrisf des Ortes, eine Figur ganz nach der Art von Lor- tzings berühmtem Bürgermeister van Bett, in einen Schrank, damit er das Gespräch der beiden belausche. Dem Scheriff aber gelingt es, unbemerkt aus dem Schranke zu entkommen. Als Robins Schritte hör bar werden, steckt die erschreckte Katharine den König in den leergewordenen Schrank. Robin schickt seine Frau unter einem Vorwande hinaus, öffnet den Schrank und findet zu seinem Erstaunen den angeb lichen Landedelmann. Als der Eifersüchtige sein Ge wehr auf ihn anschlägt, gibt sich der König als solcher zu erkennen und wird nun von Robin ge zwungen, ihm Herrschaft und Herzogswürde von Cornwall zu verschreioen, die durch das Aussterben des bisherigen Hauses gerade erledigt sind. Im zweiten Akte hat Robin alle seine Dienerschaft und Nachbarsleute im Garten versammelt und stellt sich ihnen als neuen Herzog vor, ohne dafür Glauben zu finden. Da wird er verhaftet und soll wegen Be drohung der Majestät am selben Tage noch gehangen werden. Als der König naht, wirft sich ihm Katha rine zu Füßen und fleht um Gnade sür ihren geliebten Robin; doch der Monarch besteht zornig auf Robins Ende. Der Pächter wird herbeigeführt und meint, zum Tod« zu gehen; da bekleidet ihn der König mit dem Herzogsmantel, so daß Robins Ende der Anfang seiner wahren Herzogsherrlichkeit wird. Zu diesem Textbuch, das anfangs allzu sehr durch episodisches Beiwerk in die Breite gezogen ist und durch einige kräftige Striche sehr gewinnen würde, hat der noch sehr junge Komponist, der in Berlin als Kapellmeister tätig ist, eine Musik geschrieben, die ich schon deshalb freudig begrüße, weil Künneke den Mut gehabt hat, wieder einmal hübsche Duette, Terzette und En sembles zu schreiben, und dabei ein sehr verheißungs volles melodisches Talent entfaltet. Im Dialog fließt allerdings die Erfindung weniger frei oder sie wird noch durch das Streben nach moderner Deklamation gehemmt. So hoben sich als Höhepunkte der Musik das ganz prächtige Trinkquartett, ein Terzett und die Liebesszene zwischen dem König und Katharine im ersten Akte heraus, während im zweiten die große Volksszene mit dem Doppelchor glänzend gearbeitet ist, und das sichere Können des Tonsetzers verrät. Die Instrumentation ist nicht ungewandt, klingt aber stellenweise ziemlich trocken. Daß Anklänge an Wagner vorhanden sind, ist ebenso begreiflich, wie daß Künneke von Richard Strauß das geräuschartige Knistern und Prasseln des Orchesters gelernt har. Die Ouvertüre, die als Zwischenspiel zwischen den beiden Akten steht, ist ein sehr klangschönes Stück und fand lebhaften Beifall. Unter Generalmusikdirektor v. Schuchs Leitung kam eine Aufführung zustande, die dem Werke in bester Weise gerecht wurde. Frau Na st und die Herren Soot, Scheide mantel, Lordmann und Pauli vertraten die Haupt rollen. Das Werk dürfte sich, wenn die fühlbaren Längen beseitigt sind, in Verbindung mit irgend einem Einakter einige Zeit auf der Bühne halten. b'. Oeisslsr. Leipzig, 24. Februar. Einen Chopin-Abend zu des Tondichters 100. Ge burtstage veranstalteten am Dienstag im Künstler haus die in Leipzig weilenden Polen. An Musik kamen dabei ausschließlich Chopinsche Kompositionen zu Gehör. Von den Vortragcirden verdient Herr Joseph Pembaur, der zuletzt svielte, zuerst Er wähnung. -Seine Kunst, immer schon reich an Fein heiten und neuerdings noch großzügiger in der Ge staltung geworden, vollbrachte mit der F-Moll- Fantasie wie mit den anderen Stücken Glänzendes, bot Chopin-Interpretationen erstklassiger Art. Sehr schön auch begleitete Herr Pembaur die Sängerin Frl. Marie Heisler, die im Gegensatz zu ihrem deutschen Namen fremdländischen Sprach akzent verriet und in der Tiefe mehr mit Mittel- stimmenregister singen sollte, um sich den Ausgleich nach oben hin nicht gar so zu erschweren. Am besten von ihren Liedervorträgen gelangen „Mein Ge liebter" und das zugegebene „Mädchens Wunsch". Wie Chopin nicht als Eesangslyriker der große Chopin ist, so auch nicht in dem Klaviertrio Op. 8, G-Moll. Anregendes enthält das Frühwerk gleich wohl; die Wiedergabe erfolgte durch die Geigerin Frl. Palma v. Päszthory und unfern Eewand- hauscellisten Herrn Emil Robert-Hansen durchaus lobenswert, wogegen am Klavier Herr Franz Ludwig ohne die rechte klangliche Mäßi gung verfuhr. Die in polnischer Sprache gehulll'ne einleitende Festrede wurde von uns nicht angchört. Sollte der Redner dabei Chopin nur für die Polen in Anspruch genommen haben, so müßte man freilich fragen, was der Tondichter geworden und was er nicht geworden wäre, falls er seine Heimat nie mit Paris vertauscht hätte. )?. ZV. V. Nezitationsabend des Schiller-Vereins. An Stelle von Clara Viebig, die angekündigt, aber durch Erkrankung am Erscheinen verhindert war, las Frida Schanz eigene Dichtungen. Cie ist keine gute Nczitatorin, die übergroße Deutlichkeit ihres Sprechens verhindert nicht nur das Aufkommen von Stimmung, sondern verrenkt oft genug die Verse der art, daß deren Verständlichkeit in Frage gestellt wird. Das machte sich zumal am Anfang des Abends be merklich; später, als die Sprecherin müder wurde, wich das Ueberlante ihrer Rede einem natürlicheren Tonralle. Frida Schanz trug zunächst Dichtungen mit Balladencharakter vor. den „Lichtertanz" (aus dem Thüringer Volksleben geschöpft), die Stücke „Der Scherbsmaag" und „Die roten Schuhe". Daran schlossen sich kürzere Sachen, zunächst solche lyrischer Art. Der Besuch des Abends war wieder recht zahl reich, ein Beweis, daß man den literarischen Veran Haltungen des Schiller-Vereins fortgesetzt reges Interesse entgegenbringt. —t. * Kölner Theater. Man schreibt uns aus Köln: Otto Vorngräbers erotisches Mysterium „D i e ersten Menschen" kam auf seinem Zuge durch Deutschland nun auch nach Köln. Das mit starkem Bühneninstinkt hingeworfene Werk übte in seinem leidenschaftlichen geistigen Ringen um die künst lerische Bewältigung letzter grundlegender Menschen probleme eine tiefe Wirkung aus. Immerhin war es gewagt, eine Dichtung, in der der Brunstschrei so tierisch wild und unverhüllt hervorbrichl, im heiligen Köln zur Darstellung zu bringen. Daß das Experi ment gelang, spricht für den tiefen Ernst der künst lerischen Absicht, und verdient um so kräftiger betont zu werden, als man in München das Stück im Znter- esse der Sittlichkeit verboten hat. Bedauerlich war es nur, daß der Dichter für sein Werk nicht das Stadttheater zur Verfügung haben konnte, sondern sich mit der des notwendigsten szenischen Apparates baren Bühne des Residenztheaters begnügen mußte. I'otor IlLlnoester. * Zm Covent-Earden-Theater zu London beginnt soeben die diesjährige Saison unter Leitung des bekannten Dirigenten Thomas Veecham. Es kommen zur Aufführung „Tristan", Carmen", „Hänsel uvdErete l". Debussy: „L' ensant prodigu e", „Elck11 a" von Richard Strauß und „Romeo und Julia auf dem Dorfe" von Frederick Delius. Die letztere Oper würbe bereits in der Berliner Komischen Oper unter der Direktion Gregor vor einigen Jahren zur Ausführung gebracht. * Ein neuer Komet. Aus Heidelberg wird uns unterm 24. Februar telegraphiert: Von Genf wurde telegraphisch die am 20. Februar erfolgte Auf findung eines neuen Kometen in unmittel barer Nähe des Hallcyschen Kometen gemeldet. Der Komet bewegt sich in südwestlicher Rich tung. Weiteres über ihn ist noch nicht bekannt geworden. * Hochschulnachrichten. Der a. o. Profrffor der Geschichte an der Universität Jena, Dr. Friedrich Keutzen, erhielt einen Ruf nach Hamburg an die Stelle des Professors Wahl, der nach Tübingen geht. * Kleine Chronik. Ion Lehmanns „Un- geheuer" errang in Turin unter dem Titel „Impero di Cuggagna" mit Ormete Novelli in der Hauptrolle einen sehr starken Erfolg. Die Heber- setzung des Grasen Nani war vortrefflich. Die neu« Ausstattung, für die Novelli 16 000 Lire ausgewendet hatte, bezauberte. Alle größeren Bühnen Italiens erwarben das Stück, mit welchem Novelli auch in Amerika gastiert. Das Aufführungsrecht des Werkes ist durch den Theaterverlag Eduard Bloch (Berlin) zu erwerben.
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