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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.02.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-02-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100226029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910022602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910022602
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-02
- Tag 1910-02-26
-
Monat
1910-02
-
Jahr
1910
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Es verlautet bestimmt, der Eroß- herzog werde den bisherigen Minister des Innern Braun mit der Leitung des Finanz- -"inisteriums betrauen. — Von anderer Seite wird für dieses Amt der Wormser Oberbürgermeister Hiller genannt. Die Reichsverficherungsordnung wird, wie wir hären, in einer der nächsten Sitzungen des Bundesrates verabschiedet werden und dem Reichstage noch vor Ostern zugehen. Die Kalikommisfion des Reichstages trat am Freitag zu ihrer ersten Sitzung zusammen. Es lag ein Antrag der Sozialdemokraten vor aus Verstaatlichung des gesamten Kalibergbaues, eventuell auf Einführung eines Ein- und Verkaufsmonopols des Deutschen Reiches. Dieser Antrag soll verhandelt werden in einer Generaldebatte, die stattfinden wird, wenn das von der Kommission verlangte Material vorliegen wird. Ein Zentrumsantrag, der Vorlegung genauen Materials über die gesamten Verhältnisse im Kalibergbau verlangt, wird einstimmig angenommen. Die nächste Sitzung findet am Dienstag, den 8. März, statt. Der Wortführer der Sozialdemokraten spricht den Wunsch aus, das Gesetz noch möglichst vor der Vertagung des Reichstages zu erledigen. Dieser Wunsch wird von verschiedenen Seiten unterstützt. Handelsminister Sydow glaubt das im Zentrums antrag gewünschte Material in etwa fünf Tagen vor legen zu können und sagt tunlichste Beschleunigung auch bezüglich des weiteren zu. worden sei, findet, schreibt die „Neue politische Korre spondenz", keine Bestätigung. Die internationalen Besprechungen in dieser Frage dürften erst beginnen, wenn die darüber noch schwebenden Verhandlungen zwischen den deutschen Bundesstaaten ganz zum Ab schluß gelangt sein werden. Stürmische Wählerversammlung in Frankfurt a. M. 8t. Frankfurt, 26. Februar. lPriv.-Tel.) Bei einer Wahlrechtsoersammlung, die die Frank furter nationalliberale Partei gestern abend einberief, kam es zu großen Lärm szen en. Die zahlreich anwesenden Sozial demokraten empfingen die nationalliberalen Redner wegen der Stellungnahme der Frankfurter Nationalliberalen zur Wahlrechtsvorlage im Stadt parlament mit Pfui- und Protest rufen. Als eine Resolution verlesen wurde, stimmten die Sozialdemokraten die Arbeitermarseillaise an und verließen das Lokal. Die Nationalliberalen antworteten mit dem Liede: „Deutschland, Deutsch land über alles". Bon Luegers Sterbelager. Wien, 26. Februar. (Tel.) Der Zustand Dr. Luegers ist nach wie vor hoffnungslos. Gestern abend ließ Dr. Lueger den Abgeordneten Eeßmann holen und nahm in rührenden Worten Ab schied von ihm. Die Aerzte glauben, daß die Katastrophe unmittelbar bevorsteht. Oesterreichische Militärfragen. — Wien, 26. Februar. (Tel.) Der Wehr ausschuß des Abgeordnetenhauses nahm das Rekrutengesetz an. Im Laufe der Debatte betonte der Landesverteidigungsminister, die Vor lage über die zweijährige Dienstzeit sei bereits fertigge stellt. Ihre Einbringung hänge von der Vereinbarung mit der ungarischen Regierung und der Entscheidung über die Frage der finanziellen Deckung ab. Auch die Reform der Militärstrafprozeßordnung sei nur noch von der Regelung der Frage der Gerichtssprache ab hängig. Reichstagsersatzwahl in Posen. Nach einem der „T. R." aus Posen zugesandten eigenen Drahtbericht ist für die dortige Reichstags ersatzwahl Oberbürgermeister Dr. LVilms-Posen als gemeinsamer deutscher Kandidat aufgestellt worden. Die Ersatzwahl ist durch die Mandatsniederlegung des polnischen Abg. v. Chrza- nowski nötig geworden. Dieser siegte 1907 im ersten Wahlgang mit 21 231 polnischen gegen 12 065 deutsche und 1377 sozialdemokratische Stimmen. Zur Frage der Schiffahrtsabgaben. Die in der Presse geäußerte Vermutung, daß wäh rend der Anwesenheit des Grafen Aehrenthal in Ber lin auch die Frage der Schiffahrtsabgaben erörtert Die kritische Lage in England. Die Iren lassen sich nicht bereitfinden, die Re gierung zu unterstützen, wenn nicht sofort das Ober hausproblem in Angriff genommen wird. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird sich Asquith entschließen, dem Drängen der Iren und auch seiner Partei freunde nachzugeben und die Vetofrage des Ober hauses jetzt in den Vordergrund der Erörterungen rücken. Es liegen dazu folgende Meldungen vor: London, 25. Februar. (Tel.) Wie es scheint, hat sich in den Foyers des Unterhauses die herr schende pessimistische Auffassung der Lage noch verstärkt, da die vereinigte Liga der Iren beschloß, keinen Regierungskandidaten in Großbritannien zu unterstützen, wenn die Regie ¬ rung nicht vor Einbringung des Budgets Schritte tut, um die Annahme der Vorlage, wodurch das Vetorecht des Oberhauses noch in diesem Jahre abgeschafst wird, sicherzustellen, was auch die Bedingung für ihr Verbleiben im Amte ist. London, 26. Februar. (Priv.-Tel.) Es wird all gemein erwartet, daß die innere Krisis am Montag, wenn Ministerpräsident Asquith die Programmrede hält, zur Entschei dung kommen wird. Sowohl liberale wie kon servative Morgenblätter wissen heute zu melden, daß die Negierung den Forderungen ihrer Partei gänger plötzlich nachgegeben, ihren bisherigen Standpunkt, nach dem sie es für verfrüht hielt, schon jetzt einen Plan über die Reform des Ober hauses zu entwerfen, aufgegeben und sich statt dessen entschlossen hat, dieNetobill in den Mittelpunkt der Aktion zu rücken. „Daily News" deuten an, daß im Zusammenhang mit Asquiths Frontwechsel Aenderungen im Kabinett bevorstehen. — Radikale Blätter, wie „Weckly Journal", „The Nation" und „Daily News" fordern, es solle ein Volksreferendum über die Vetobill herbeigeführt werden. — „Morning Leader" behauptet, daß die Regierung diesen Schritt ernstlich in Erwägung zieht. — Der konservative „Daily Telegraph" gibt der Freude über die neue Haltung der Regierung Ausdruck, da sie geeignet sei, für den Plan, den die Lords selbst über die Um gestaltung des Oberhauses entwerfen, die Gunst des Volkes zu gewinnen. Die griechische Berfassungsreoision. Athen, 25. Februar. (Tel.) DerEntwurf einer Verfassungsrevision ist von der Regierung fertiggestellt und enthält folgende Vorschläge: Fremde Untertanen können in Griechenland mit denselben Rechten wie Einheimische Dienste nehmen. — Das Budget muß im Laufe der ordent lichen Session van der Kammer angenom men werden. Die Vertagung der Arbeiten der Kammer mittels Dekrets ist nur einmal in jeder Session gestattet; zwei Lesungen an Stelle von dreien genügen für die Annahme jedes Gesetzentwurfs. Die Abstimmung bei den Wahlen soll durch Stimmzettel erfolgen. Die erfor derliche Mindest za hl der Deputierten kann auch weniger als 150 betragen. Bei Kriegs zeiten können einige konstitutionelle Immunitäten aufgehoben werden. Das Mindest alter der Deputierten wird von 30 Jahren auf 25 her ab g e s e tz t. Die Stellung eines Deputierten wird für unvereinbar erklärt mit der eines Offiziers. Der Kassationshof wird mit der Prüfung der Kam merwahlen betraut. Die Stellung der Beamten, ihre Ernennung und Abberufung sind in der Ver fassung niedergelegt. Dieser Revisionsentwurf wird den Parteiführern übermittelt und im Laufe der nächsten Woche in der Kammer eingebracht. Tsgeschronik. Eine Spende Kaiser Wilhelms. Rom, 26. Februar. (Telegramm.) Der Deutsche Kaiser ließ der Verwaltung des deutsch katholischen Friedhofes in Rom durch Baron Mühlberg 20 000 zur Vergrößerung der Bibliothek überreichen. Zur Mordasfäre Arnholz. Magdeburg. "6. Feuruo-- 1-> c^iramm.) Der Lithograph B. hat von hier aus an den Ber liner Untersuchungsrichter eine Eingabe gerichtet, in der er Angaben über die Mordsache Arnholz macht. Er teilt mit, daß der gestern in Berlin wegen Zuhälterei zu 2'H Jahren Ge sängnis verurteilte Arbeiter Karl Hahn mit der Arnholz noch in allerletzter Zeit vor ihrem Tode von ihm zusammen gesehen worden ist. Die Kriminal polizei hat einen Beamten nach Magdeburg ent sandt. Falls sich die Angaben bestätigen, würde sich der Verdacht des Mordes gegen Hahn außerordentlich verstärken. Vom Schnellzug getötet. Trier, 26 Februar. (Telegramm.) Im Tunnel zu Arzweiler in Lothringen wurden zwei Ar beiter vom Schnellzug Paris—München über fahren. Beide waren sofort tot. Bergmannslos. Oberbausen, 26. Februar. (Telegramm.) Auf der Zeche Osterfeld wurden gestern zwei Berg, leute durch herabstiirzende Gesteinsmassen vcr- schüttet und getötet. Telephonie ohne Draht an Bord französischer Kriegs schiffe. Paris, 26. Februar. (Telegramm.) Nach einer Meldung des „Matin" aus Toulon hat der Marineminister Order gegeben, daß sofort an Bord der beiden Kriegsschiffe „I ustic e" und „V erit ö" Kabinen für Telephonie ohne Draht eingerichtet werden sollen. Damit beginnt die fran zösische Regierung auch von diesem neuen Kommunr- tationsmittel praktischen Gebrauch in der Marine zu machen. Erwischte Diebe. Pari», 26. Februar. (Telegramm.) Ein 19jährrger. aus Mainz gebürtiger Handlungsgehilfe namens Louis Stäbler und ein englisch- r Matrose namens Boros, die seit längerer Zeit ihr Dasein durch Diebstähle von Reisegepäck in Hotels fristeten, wurden gestern, als sie in einem öffentlichen Vermittlungsbureau einen Diebstahl ausfiihren wollten, verhaftet und der Poliz-l übergeben Lynchstatistik. London, 26. Februar. (Telegramm.) Die „Daily Mail" veröffentlicht eine Statistik über die in de. Vereinigten Staaten im letzten Jahre stattgesundenen Lynchattsntate. Im ganzen sind danach in den Ver einigten Staaten im Jabrc 1909 78 Personen ge lyncht worden. 1908 belief sich deren Zahl aus 63 und 1907 auf 62. Die Zahl der Lynchungen hat allo bedenklich zugenommen. Drohende Hochwasserkatastrophc in Holland. Rotterdam, 26. Februar. (Telegramm.) Aus Friesland wird gemeldet, daß mehr als ein Fünftel der Provinz unter Wasser steht. An vielen Orten können die Deiche dem Wasserdruck nicht Widerstand leisten. Wenn der Regen anhält, befürchtet man eine Kata- strophe. Theater, Kunst unü Mllenltzsft. Oer neuelte Shaw. Bernhard Shaws neuestes Werk, die „Mes alliance", hat im L o nd o n e r Duke os Pork-Theater, wie man uns von dort schreibt, nunmehr seine Ur aufführung erlebt. Die launische Prophezeiung des unermüdlichen Spötters ist vollauf in Erfüllung ge gangen, die Londoner Kritik steht dem neuesten Er zeugnis der Shawschen Muse ziemlich verlegen gegenüber und es fehlt nicht an gereizten Scherzen, in denen die Kritik versucht, Shaw mit seinen eige nen Waffen, mit Spott, zu messen. „Die ganze Sache", so schreibt ein Kritiker, „ist ein ungeheuerer Scherz, eine Art chinesisches Vexierspiel. Aber noch ist England nicht verloren, denn Mr. Shaw hat uns alle gestern abend hereingelegt. Er sollte wirklich geadelt werden." Shaw nennt sein Stück selbst eine „Debatte", und es scheint in der Tat, daß das Debattieren in dieser Komödie alle Handlungslinien zerreißt. Denn die Stärke des Werkes liegt nicht in den Geschehnissen, sondern in dem scharf pointierten Dialog, der feingeschliffene Sentenzen mit Shaw schen Witzworten zu einer drei Stunden langen Kette verflicht, die ziemlich willkürlich durch zwei Pausen in drei Akte zerlegt wird. Die äußere Handlung ist nur allzuschnell er schöpft: Zu Beginn des zweiten Aktes stürzt eine Ftugmaschine in ein Treibhaus, zu Beginn des dritten Aktes tritt ein Kommis mit der Pistole in der Hand auf, um in übrigens recht harmloser Weise das Leben von Mr. John Tarleton, dem berühmten Fabrikanten patentierter Unterwäsche, die beim Waschen nicht eingeht, zu bedrohen. Zwischendurch wird man Zeuge der Jagd auf den Mann, die Tar- letons eigenwillige, emanzipierte Tochter Hypathia auf einen jungen Mann unternimmt. Wenn der Vorhang fällt, hat sie ihren Vater endlich überredet, ihr für 30 000 im Jahr „die Bestie zu kaufen" den Aviatiker Joseph Parsival, den unwiderstehlichen Tourmacher, den Shaw mit allen Gaben seines blitzenden Witzes ausgerüstet hat. Dabei werden geistreiche Gespräch« geführt über die Ehe, über da» Verhältnis von Eltern und Kindern, Ge spräche, die zwar dem Werke keine Handlung ein hauchen können, aber doch in ihrer dialektischen Schärfe und ihrem Reichtum an Geist, Witz und Ironie das Publikum mit wachsender Heiterkeit er füllten und so dem neuen Werke des ironischen Ironikers einen starken Lacherfolg eintrugen. - Berliner Theater. Dian schreibt uns aus Ber lin: Die gestrige Ausführung von Hebbels „Iudit h" im Deutschen Theater bedeutete einen starken Sieg Reinhardtscher Bühnenkunst. Namentlich die Polyphonic der bethulischen Volksszenen, die zwar realistisch, aber doch mit einer höheren Linie geführt waren, stellten eine Glanzleistung ersten Ranges dar. Das Dekorative war diesmal einfacher als sonst, doch hielt es strengen Stil. Neben der bedeutenden Judith der Frau Durieux interessierte vor allem Wegeners Holofernes. Er suchte die Physiognomie durch betonte Sinnlichkeit glaubwürdiger zu zeichnen, wenn dabei auch ein grotesker Zug sich leise mit einschlich. Der Beifall steigerte sich schließlich zum Enthusiasmus. n. * „Tristan" in London. Aus London wird uns gemeldet: Am Londoner Cooent-Garden- Theater fand am 21. Februar eine „T rista n"- Aufführung mit Herrn Urlus vom Leipziger Stadttheater statt. Die Londoner Referate lauten durchgängig für Herrn Urlus sehr schmeichel haft. Auch die anderen Herrschaften, Fräulein Faß bender von München, welche die Isolde sang, Herr Weidemann van Wien den Kurwenal und Herr Kapellmeister Walter von Wien werden lobend er wähnt." * Münchener Franziisisck. Das soeben erschienene Programm für die Münchener Richard-Strauß- Woche bietet einige Mitteilungen zu Nutz und Frommen ausländischer Besucher in drei Sprachen. Die fremden Gäste werden dies liebenswürdige Ent gegenkommen sicherlich dankbar anerkennen. Aber die Franzosen müssen von dem im Prinzregen ten - Theater üblichen Französisch einen merk würdigen Begriff erhalten, wenn sie da lesen: „Troi.« rspri»oat»t>oos kostivick» (für: kestivickss); ckiins lo (für: au) TKKLtrt> cku krivee-llöqevt (für! ?rinr.re<r«v1en- rkeater)." Daß .l-es reprSsevtalioo« » ft deurea" be deuten soll: „Die Vorstellungen beginnen um ft Uhr", kann man nur nach näherer Beschäftigung mit dem MünchenerFranzösisch erraten. Die sranzösischenStrauß- verehrer werden auch nicht recht verstehen, warum sie außer dem Kartenpreis noch „60 Pfennig Tür- geld" — „plus t O pkevui? ckv porte" — einschicken sollen. Denn daß man in München „porte" und port" (Porto) verwechselt, wird ihnen bei den viel gerühmten Sprachkenntnissen der Deutschen kaum glaublich erscheinen. Wenn man endlich in München für „par msvckat' (durch Postanweisung) durchaus ^par oräro postalv" sagen will, so raube man dem Wort „orärv"- wenigstens nickt das männliche Geschlecht, dessen es sich bisher erfreut hat. Den Münchenern zur Ehre sei zugegeben, daß sie bei Ab fassung der englischen Bemerkungen sorgfältiger — das Wörterbuch gewälzt haben. * Kardinal Rampolla und Karl der Große. Aus Rom wird gemeldet: In einem Gespräch mit dem Kirchenhistoriker Ragghrati erzählte Kardinal Rampolla, daß er demnächst einen Dokumenten band veröffentlichen werde, in dem sich eine von Karl dem Großen geschriebene Elegie über den Tod seines Sohnes befindet. Rampolla zeigte sich in dem Gespräch als begeisterter Anhänger Mommsens. * Zur Hundertjahrfeier der Berliner Universität. Man telegraphiert uns aus Paris: Die Pariser Universität beschloß, den Mathematiker Henri Poincar« als Vertreter zu der Hundertjahrfeier der Berliner Universität zu entsenden. * Die Guillotine von Rom. In der römischen Diktor-Emanuel-Bibliothek ist soeben eine interessante historische Reliquie ausgestellt worden, die die Er innerung wieder aufleben läßt an die Tage der römi schen Herrschaft, die der Befreiung Roms vorauf gingen. Aus dem Regina-Coeli-Eesängnis hat man die berühmte Guillotine in die Bibliothek über geführt, die in den bewegten Tagen des Risorgimento ihre grauenvolle Rolle spielte. Es ist die Guillotine, mit der in den Tagen der Papstherrschaft die Todes urteile vollstreckt wurden. Aber nicht nur die ge meinen Verbrecher fanden hier die Vergeltung sür ihre Taten, auch berühmte italienische Patrioten, wie Cesare Locatelli, Monti, Toquetti und andere starben durch dieses historische Fallbeil Die Besucher der Bibliothek werden außer der in allen Einzelheiten vollständigen Hinrichtungsmaschine auch die Platt form sehen können aus der der berüchtigte Henker Bugatti seines fürchterlichen Amtes waltete. Neben der Guillotine hängt noch die Amtstracht des Henkers und die Bluse sowie die rote Spitzkappe mit ber ein äugigen Oeffnung, die der Gehilfe trug. Auch der Dolch wird ausgestellt, den der Henker stets bei sich trug, um nötigenfalls durch emen Gnadenstoß die Leiden seiner Opfer zu verkürzen. Die Guillotine mit ihrem Zubehör wird später in das patriotische Museum übergehen, das am Fuße des neuen großen Viktor-Emanuel-Denkmals errichtet wird. * Knochenmenschen. Dor einiger Zeit berichtete man von einem „zerbrechlichen Menschen", einem Un glücklichen, der in einem Londoner Hospital den Tod erwartet, und der, da sich seine Muskeln verknöchern, nicht eine Bewegung machen kann, ohne in Gefahr zu geraten, sich die Glieder zu zerbrechen. Krankheit? fälle dieser Art sind zwar sehr selten, stehen aber durch aus nicht vereinzelt da. Dor mehreren Jahren zeigte Virchow in der Berliner Medizinischen Gesellschaft einen besonders eklatanten Fall von Muskclverhär tung. Der Patient, ein 36jähriger Rumäne, konnte nicht einmal die Kinnbacken bewegen, so daß man ihm die Zähne ausbrechen mußte, um ihn mittels eines Schlauches künstlich zu nähren. Ein anderer berühmter „zerbrechlicher Mann", so liest man in „Pearsons Weekly", war Rhamin, ein Neger aus Afrika, der vor mehreren Jahren als Naturwunder in vielen europäischen Zirkussen gezeigt wurde. Seine Haut war so hart, daß ein großer Nagel sic nicht ein mal ritzen konnte. Der Amerikaner Palmer lag viele Monate, ohne sich bewegen zu können, in einem New Parker Hospital, bis sein ganzer Körper hart wie Marmor wurde. Palmer war. bevor er sich die schreck liche Krankheit zuzog, ein kräftiger, gesunder Mann gewesen; infolge eines rheumatischen Leidens wurden dann seine Beine starr und steif wie Eijenstangen und vollständig unempfindlich. Die Aerzte gaben sich die größte Muhe, ihn zu retten, aber die Krankheit machte riesige Fortschritte, bis Palmer nach 15 Monaten den Eerst aufgab. * Kleine Chronik. SammlungB.MGold« schmidt f-, Frankfurt a. M.: Mitte April ge langt in München in der Galerie Helbing eine sehr bemerkenswerte Sammlung von hervor ragenden Gemälden moderner Meister ans dem Nach laß des Herrn B. M. Goldschmidt, Fft. a. M., sowie aus ausländischem Privatbesitz zur Auktion. Vor läufig sei nur erwähnt, daß es sich um charakteristische Schöpfungen von Boecklin, Courbet, Corot, Delacroix, Diaz, I. Dupr§. Goya, Har- pignics, Isabey. F. A. von Kaulbach, Lenbach, Lier, Millet, Th. Rousseau, Spitzweg, Troyon usw. handelt.
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