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Ltnzeiqen'PreiS SIS. Morgen-Ausgabe /i« i, Äml5bkatt des Rates und des Volizeiarntes der Ltaöt Leipzig >7 104. Zslirgsng Nr. 79 Momsg, üen 2l. März 19l0 ein -o 8750 ro be- zur be- 5000 sKo 21». 21. Lank. l«rt »«->!»«. 101,28«. 50 7S 20 20 339 ISS b8 so 20 2382 bl« 341 205 l/-°ä.) n» -or °s. : tmie« l «« IL/l. 2 den er- itn. Ittmle« dt«. 29M b'o r. «orvolsi., SsdligeechW. L7S-rs> ll. :dm. b ll!it. ^8 kd. 301. ckoo 181. krSu»I 31- , toalioa 4 Z. Ltocll- 4620 2800 4202 3425 780 2600 3350 4175 l«Lr kaat. k» Von.1,12 :l»g 10 » - a üll' l8»-<« 4-34 der dcri 1791. 21. auf die Baumkronen und blieb dort bangen. Grade stellte sofort den Moior und alle Ventile ab und machte sich daran, von der luftigen Höhe herav- zusleigen. was ihm auch mit Hilfe inzwischen Herder- geeilten Personen gelang, die es ihm ermoglicheen, an einem Baume herabzugleiten. Auf dem Sportplatz und draußen auf den Wiesen spielten sich nun unbeschreibliche Szenen ab. Im Augenblick waren alle Zuschauer so erschreckt, daß sie wie angewurzelt standen, dann aber eilten alle der Unglücksstelle zu. Dabei war das Kuhburger Wasser zu überschreiten: aber das bildete kein Hindernis, da jeder so schnell als möglich herüberzukommen suchte. Man watete auch hindurch oder sprang hin über und stürmte zur Unfallstelle. Dort stand Grade bereits auf der Erde und besah sich, als ob nichts ge schehen wäre, mit der größten Seelenruhe den Schaden. Der Apparat sah wüst genug aus. Der Schwanz war gebrochen, ebenso der Rahmen des linken Flügels, während der rechte Flügel fast voll kommen unversehrt geblieben war. Der Propeller war ebenfalls beschädigt, nur der Motor war ganz geblieben. Sofort wurde nun an die Bergung des Apparates gegangen, wobei allerdings einige Bäume gefällt werden mußten, um den Appa rat aus den Besten zu befreien. Dann trug man die Trümmer nach dem Sportplatz zurück, wo sie im Schuppen geborgen wurden. 8io travsit gloria Zu Ehren Grades hatte am Sonntagmittag im Palmengarten ein Diner stattgefunden, an dem außer Grade sein Manager Cardis sowie eine Anzahl Mitglieder der beiden die Schauflüge veranstaltenden Vereine teilnahmen. Während der Tafel hielt Herr Direktor Wölcke eine Ansprache, die in einem Hoch auf Grade ausklang. 104 13900 124 750 'M X) X) 15 X> 20 X) -o Leipzig hatte am Sonntag seinen großen Tag, es war wieder einmal alles auf den Beinen. Man glaubte sich in die Tage der Zeppelin-Begeisterung zurückversetzt, und man geht wohl kaum fehl, wenn man annimmt, daß Grade am Sonntag noch mehr Menschen auf die Straßen gezogen hatte, als der Das Wichtigste. * Der Aviatiker Hans Grade unternahm am Sonntag auf dem Leipziger Sportplatz wiederum Schauflüge. Nach zwei sehr gut gelungenen Auf stiegen, verfing sich bei dem dritten Aufstieg der Apparat in den Bäumen des angrenzender Ge hölzes und blieb in diesen hängen. Dabei ging der Apparat in Trümmer, Grade blieb jedoh unverletzt. (S. d. bes. Art.) * Die italienischen Blätter widmen dem deutschen Reichskanzler aus Anlaß seines römischen Be suches in herzlichen Worten gehaltene Begrüßungs artikel. (S. Letzte Dep.) * Nach einem offiziellen Lommuniquö rechnet die englische Regierung mit baldigen Neu wahlen zum Parlament. (S. Letzte Dep.) * In Thessalien haben sich schwere blutige Zusammenstöße zwischen der wegen Agrarfrage erregten Bauernschaft und Militär ereignet. (S. Legte Dep.) S. in. llöviUdoidt. 19. »irr. 122 1Ä — 97 84 87 ;o9 111 0.75 I« 4.06 2L1 0 93 „28» »4 - 1^ lv««i> 4,93 sür Inserate au« l!e>p>,g und Umgebung die ftgewaNene 80 mm breit« Petitzeike Lb H, di« 74 mm breit» -teklumeteile > von oulwirtS all Neklamen l.2v Inserate von Behörden in amtlichen leit die 74 mm trcite Petit.eil« 40 H. 0>eIch<MSnnlen>eu mit P ayoorschrilten und in der Abendausgabe nn Prelle erhöht, biavan »ach tarn. Beilagegedüdr ü p. Tausend exN. Postgebühr. fester!eilte Aufträge könne» mchi »urück- ge,ogen werben. Für da» Erscheinen an bestimmten lagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: AugultuSplag ki, bei sämtlichen Filialen u. alle» Annoncen- UxpedUlonen de» Zn» und Ausländer. -panvt-Filiale Berlin: Sark Dnuckei Her.ogl. B:hr Hosduch- landlung, Lützowsvabe IL <Le.epua» VI. Nr. 4»ü0). Haupt-Filiale Lrräden: Leestratze s. t lTeleoboa 4620. Demlches Kelch. Leipzig, 21. März. * Verband Sächsischer Industrieller. Die Orts gruppe Plauen des Verbandes Sächsischer Industrieller hielt am 15. März unter dem Vorsitz des Fabrik besitzers Friedrich Hebel ihre Hauptversammlung ab. Den Bericht über die Tätigkeit der Ortsgruppe erstattete Herr Uebel-Plauen. Alsdann hielt Dr. März- Dresden einen Vortrag über „Die Aufgaben der deutschen Wirtschaftspolitik". Der Vortragende, der in seinem Referat zugleich einen Ueberblick über die Tätigkeit des Verbandes im abgelaufenen Geschäfts jahr gab, ging in seinem Referat auch auf die An griffe ein, die der Bund der Landwirte gegen den Hansabund und damit zugleich gegen die rn diesem stark vertretene Industrie gerichtet hat, und wies diese ungerechtfertigten Angriffe unter lebhaftem Beifall der Versammlung mit Entschiedenheit zurück. An zweiter Stelle sprach Herr Tröger-Plauen über „Plauener Industriefragen". Beide Vorträge fanden lebhaften Beifall der Versammlung, die dadurch ihr volles Einverständnis mit den Arbeiten des Ver bandes bekundete. Meister vom Bodensee. Wer genötigt war, eine Straßenbahn zu benützen, wird es wohl selbst empfunden haben, wie schwer es war, selbst am Aus gangspunkt der einzelnen Linien noch ein Plätzchen zu erhaschen. Je mehr sich die Wagen dem Sport plätze näherten, desto größer wurde der Andrang, lo daß schließlich nicht nur die Straßenbahnwagen, sondern jegliche überhaupt vorhandene Fahrzeuge vollständig in Anspruch genommen waren. Am größten war der Verkehr in der Frankfurter Straze, aus dem Mcßplatz und den Lindenauer Wiesen. Schwarz von Menschen war der weite Platz, so daß es kaum noch den Wagen möglich war, zu passieren. Es war ein überaus interessantes Bild, diese wogende Masse zu beobachten, deren Blick nur nach dem Sport platz gerichtet war, die nur einen Wunsch hatte, Grade, den fliegenden Menschen, zu sehen. Und als er das erste Mal flog und mit seinem Apparat über die Köpfe der Menschen hinwegsauste, da war diese große Masse von der Erhabenheit des Augenblicks so überwältigt, daß eine ernste Stille eintrat. Dann aber brach der Jubel los, man winkte und rief, fast ohne Ende. Genau so war es das zweite Mal. Diese Begeisterung hat man in Leipzig selten ge sehen. Und als das Unglück passierte, und der Apparat in den Bäumen hängen blieb, bemächtigte sich ein Angstgefühl der Massen. Alles stürzte vor wärts, nur um so schnell wie möglich an die Unfall stelle zu kommen. Und wieder löste sich ein Jub-'l aus, als man den beliebten Aviatiker unversehrt sah. Hoch Grade! hoch Grade! — man fand kein Ende. .. . Auf dem Sportplatz ging es wesentlich ruhiger zu, doch war hier die Begeisterung eine große. Der Be such war wesentlich stärker als am Sonnabend, und alle Plätze sah man voll besetzt. Von weitem schon leuchtete der Ballon „Leipzig", der von Mittag an Aufstiege machte und von den Besuchern sehr rege in Anspruch genommen wurde. Man hat selten Ge legenheit. Fesselballonaufstiege zu unternehmen, und so benutzte man die Gelegenheit gern, einmal ohne Gefahr in die Lüfte zu fahren. Das Wetter war dazu überaus schön, es wehte eine leichte Brise aus Nord nordwest, und der Aufenthalt im Freien war recht angenehmer. Die Flüge. Ueber Nacht war der Schuppen, welcher Apparat beherbergte und sich unzulänglich wiesen hatte, durch einen Anbau verlängert worden. Innen herrschte reges Leben, man war mit den Vorbereitungen zum Aufstieg beschäftigt. Um 4 Uhr fielen die vorderen Bretter, gleich darauf ging auch die weiße Fahne in die Höhe, und das Signal ertönte. Bald daraus wurde der Flugapvarat zum Start gefahren. Hier war ein längerer Aufenthalt, da die Zündung des Motors nicht recht funktionierte, plötz lich aber springt der Motor an, und kurze Zeit darauf kommandiert Grade „Los!" Die Maschine läuft knapp 50 Meter in schneller Fahrt über das Feld, Grade stellt das Höhensteuer ein, und glatt wie ein Vogel erhebt er sich in die Lüfte, dem Wald msteuernd. Ueber den Bäumen macht er einen großen Bogen nach links und kommt bis über die Häuser vo r Linde'au, um dann wieder in prächtiger Wendung auf den Sportplatz zuzusteuern und über diesen hinweg auf die Lindenauer Wiesen zuzufliegen. An dem Linkeschen Gehöft bog er wieder nach links und fuhr geraden Wegs auf den Sportplatz zu, wo er glatt landete. Bei dem Fluge, der 4 Minuten 20 Sekunden dauerte, erreichte er eine Höhe von 80 Metern. Nach der Landung wurde dem kühnen Aviatiker von Herrn Juwelier Schneider ein Lorbeer kranz im Namen des Vereins Sportplatz und des Lcipzi ger Vereins für Luftschiff fahrt überreicht, der die Widmung trug: „Dem kühnen, genialen Aviatiker, Leipzig, März 1910." Herr Schneider brachte dann noch ein dreifaches Hoch auf den Aviatiker aus, in das die Besucher jubelnd einstimmten. Nach einer halben Stunde rüstete sich Grade zu einem neuenAuf stieg. Vorher fuhr er jedoch mit seinem Apparat auf Wunsch der Direktion das Feld ab, um auch den Besuchern der andern Plätze Ge legenheit zu geben, den Apparat in der Nahe zu sehen. Auf dieser Ehrenrunde wurde er allent halben mit Jubel begrüßt. Dann ging's zum Start, und kaum eine Minute später ertönte das Kommando „Los!" Wiederum erhob sich der Apparat schon nach kurzem Anlauf, um wie gewöhnlich dem Wald znzusteuern. Hier merkte man aber bereits, daß sich die Luft stark abgekühlt hatte, denn es gelang Grade nur durch eine energische Einstellung des Höhen st euers über dre Baumspitzen hinweg; u kommen. Der Apparat reagierte jedoch sehr prompt, lo daß er ohne weitere Schwierigkeiten sich zu einer Höhe von etwa 80 Metern erhob. Wieder machte er denselben Bogen, um dann über den Sportplatz hinweg nochmals aus die Wiesen zu fliegen, wobei er noch höher ging und zeitweise aus über 100 Meter kam. In einem pracht vollen Flug kehrte er dann zum Sportplatz zurück und landete nach 5 Minuten 39 Sekunden. Wie bei der ersten Landung erhob sich auch jetzt wieder großer Jubel, und zugleich strömten die Besucher aller Plätze noch dem Startplatz in der Annahme, daß die Flüge nun beendet seien. Grade machte jedoch nur eine kurze , Ruhepause, und bereits nach einer Viertelstunde machte er sich zu einem dritten Fluge fertig, der jedoch den unglücklichen Ausgang nehmen sollte. Nach kurzem Aufenthalt am S.art ging ocr Apparat ab, und nach etwa 30 Metern erhob er sich ncm Boden. Wieder ging es auf den Wald zu. Man glaubte sckon. daß der 'Flug infolge des überaus glatten Ausstiegs noch bester verlaufen w^rde als die früheren, da sah man kurz vor dem Walde eine Schwankung, die anscheinend durch einen seit lichen Windstoß verursacht war. Grade stellte das Höhensteucr «in, kam dadurch auch einige Meter höher, so daß er nun schon über den Bäumen schwebte. Durch die starke Luftabkühlung aber, durch die ihm sehr viel kalte Luft von unten herauf zuströmte, gelang es ihm trotz aller Mühe nicht, den Apparat noch höher zu bringen, dieser wurde vielmehr niedergedrückt. Plötzlich verfing sich das Steuer in den Bäumen, und gleich daraus war das Unglück g:- I schehen. Der Apparat senkte sich mit lautem Krach Sraües Schaullüge in Leipzig. Ein Unfall de» Aviatiker». Hans Grade hat am Sonntag seine Schau- flöge auf dem Sportplätze fortgesetzt und mit noch größerem Erfolg wie am Sonnabend. Zweimal stieg er zu wunderschönen Flügen auf, das dritte Mal er eilte ihn aber ein Mißgeschick in Gestalt zu kalter Luftströmungen, die ihn auf den Wald niederdrückten. Der Flugapparat blieb in den Bäumen hängen, wo bei er allerdings in Trümmer ging, Grade selbst aber zum Glüa unverletzt blieb. Wir konnten noch gestern abend diese Tatsache durch folgendes Extra blatt bekanntgeben: Nach zwei erfolgreichen Flügen am heutigen Nachmittag auf dem Sportplätze unternahm der Aviatiker Hans Grade um 6 Uhr einen dritten Aufstieg. Beim Ueberfliegen des Gehölzes am Schiitzenhofe wurde der Apparat durch eine Luft strömung in das Gehölz gedrückt. Der Apparat wurde dabei erheblich beschädigt. Grade blieb unverletzt. gegen den Justizetat sind von keiner Seite gemacht worden, und die Annahme ist denn auch schließlich einstimmig erfolgt. Von irgendwelcher Einheitlich keit in der Debatte war nicht die Spur zu finden, es war vielmehr eine Zersplitterung in Einzelheiten, wie man sie wohl kaum je beim Justizetat bemerkt hat. Der Eindruck war dementsprechend matt, und man batte durchaus die Empfindung, daß weniger auch hier mehr gewesen wäre. Warum brach man nicht die Debatte ab, als von jeder Fraktion ein Red ner gesprochen und auch die Regierung sich durch Dr. v. Otto geäußert hatte? Neue Gesichtspunkte wurden im weiteren Derlaufee der Diskussion doch nickt gebrockt. Die Verhandlungen am Donnerstag wurden ein geleitet durch die Schlußberatung über den Antrag des freisinnigen Abg. Brodaus- Chemnitz auf Ab änderung der Bestimmungen über die geschlossenen Zeiten und die Sonntagsfeier. Daß diese Bestim mungen reformbedürftig sind, gab Minister des Innern Graf Vitzthum vonEckstädt ohne weiteres zu, allerdings wohl mehr der Not ge horchend, als dem eigenen Triebe; das Entgegen kommen, das er in Aussicht stellte, ist aber nur als recht dürftig zu bezeichnen. Man sieht hier wieder die alte Zaghaftigkeit der Regierung, wenn es gilt, Einrichtungen zu treffen, durch die sich möglicher weise die Anhänger der Orthodoxie gekränkt fühlen könnten. Es war der Regierung gar nicht recht, daß die Anträge der Deputatronsmehrheit angenommen wurden. Die Eewerbeaufsichtsdebatte bot das übliche Bild des Kampfes zwischen Unternehmertum und Arbeiter- tum und nahm auch die übliche Breite ein, so daß für die Trümmer des Feuerversicherungsgesetzes nicht mehr viel Zeit übrig blieb. Im Automobiltempo wurde das in der Deputation auch noch umgetaufte Gesetz vorgenommen. Der Freitag brachte dann die Aufsehen erregende Mitteilung des Präsidenten, wonach der (unbestreit bar gefallene) Zwischenruf „Pfui Teufel!" auf direkte Anordnung des Finanzministers Dr. von Rüger in das amtliche Stenogramm nachträglich eingefügt worden ist. Dies, gelinde gesagt, sehr un gewöhnliche Verfahren wird noch in einer besonderen Sitzung die Kammer beschäftigen. Für heute daher nur so viel: Minister Dr. v. Rüger hat nach seiner eigenen Aussage den Ruf selbst nicht gehört. Worauf hat fick dann sein Ausruf bezogen: „Ich verbitte mir solche Ungezogenheiten?" Auf diese Frage öffentlich Antwort zu geben, ist der Minister unseres Erachtens verpflichtet. Die Tagesordnung selbst wurde ohne jedes Interesse erledigt, sogar die Schluß rate für die „Rübenbahn" wurde ohne Debatte und einstimmig bewilligt. Und nun noch ein kurzes Wort zur Frühjahrs inventur. Von den Initiativanträgen sind über haupt noch nicht zur Beratung gekommen der sozial demokratische Antrag auf Aufhebung der indirekten Landessteuern, ein freisinniger und ein sozialdemo kratischer auf Einführung des allgemeinen, gleichen Wahlrechts, ein freisinniger Antrag auf alljährliche Berufung des Landtages und je ein freisinniger und sozialdemokratischer, die sich auf das Bergrecht ziehen. Der Entwurf des Berggesetzes ist in der Deputation der Ersten Kammer nahezu fertig be raten und soll am 7. April dort im Plenum Verhandlung kommen. In den Deputationen der Zweiten Kammer finden sich noch: die Anträge auf Reform der Ersten Kammer, die Anträge Günther, betreffend Heran ziehung von praktisch geschulten Arbeitern zur Ee- werbeinspektion, Wegfall der vier untersten Steuer stufen, Revision des Feld- und Forststrafgesetzes, An trag Bär, betreffend obligatorische Einführung von Arbeiter- und Beamtenausschüssen; Antrag Dr. Niethammer, betreffend Reorganisation der Lisenbahnverwaltung. sowie die sozialdemokratischen Anträge, betreffend Arbeitslosenfürsorge usw. Don Regierungsvorlagen sind in den Depu tationen noch der Bericht über die Verwaltung der Königl. Sammlungen, der Gesetzentwurf, betreffend Abänderung des Gesetzes über die direkten Steuern, der Gesetzentwurf, betreffend die Mädchenschulreform, der Gesetzentwurf über die Landesbrandversicherungs anstalt, die Gesetzentwürfe, betreffend Hnpotheken- anstalt der Stadt Dresden, betreffend die Gemeinde oerbände und betreffend die Erlaße und Stundungen von Einkommen- und Ergänzunqssteuern. Auch der Personal- und Besoldungsetat der Landesbrandver sicherungsanstalt hat noch die Schlußberatung zu pafsieren. Da auch vom Etat noch sehr wichtige Teile rückständig sind, so wird sich der Landtag sehr beeilen müßen, wenn er zu Pfingsten Schluß machen will. SStzMche psrlsmentswoche. Saure Wochen! Frohe Fest! Mit dem Wunsche froher Osterfeiertage hat man sich in beiden Kam mern unsres Landesparlaments getrennt, um knappe zwei Wochen der Ruhe und Erholung von strapaziöser Arbeit zu genießen, und zwar verdienter maßen. Denn eine saure Woche war es mit ihren sieben Sitzungen, von denen die eine in bezug auf Dauer alle bisher im sächsischen Landtage aufgestell ten Rekords geschlagen hat. Der Beginn ließ sich milder an, als man erwartet hatte. Das Kapitel „Oberrechnungskammer", das im vorigen Landtag infolge der beim Rechenschafts bericht vom Oberbürgermeister Keil-Zwickau auf gestellten Erinnerungen ziemlich lebhaft erörtert worden war, passierte glatt, und auch Kapitel 80, Hochbauverwaltung, löste nicht die scharfe Debatte aus, die von mehreren Seiten vermutet worden war. Denn bei der kritischen Frage, wer die Kosten für Len allseitig als notwendig erkannten Umbau des Kgl. Opernhauses in Dresden zu tragen habe, wurde die rechtliche Seite nur kurz gestreift und allgemein der Standpunkt eingenommen, daß „wichtige kulturelle Gründe, sowie künstlerische und große allgemeine Interessen für die Bewilligung" sprächen. Mit diesen auf Veranlassung der äußersten Linken in den De putationsbericht ausgenommenen Worten ist der springende Punkt kurz, aber treffend gekennzeichnet, und es kann nur allseitig mit Freuden begrüßt wer den, daß die erwähnten Jntereßen die einstimmige Bewilligung des Postens herbeigeführt haben. Ein Präzedenzfall hat damit natürlich nicht geschaffen werden sollen, Regierung und Land tag haben gewißermaßen einen Vergleich mit der Zivilliste geschlossen, und wenn wieder einmal ein Umbau notwendig werden sollte, so wird darüber wieder ein besonderes Abkommen zu treffen sein. Jedenfalls wird aus der Haltung des Landtags nicht die Folgerung gezogen werden dürfen, daß der Landtag ohne weiteres verpflichtet sei, auch für spätere Umbauten die Gelder zu be willigen. Das Verlangen nach Volksvorstellungen im Opernhause ist durchaus berechtigt, und seine Er füllung, die die Regierung zugesagt bat, wird ein sehr wirksames Mittel sein im Kampfe nicht allein gegen den Schmutz in Wort und Bild, sondern auch gegen die Schundliteratur. Nebenbei bemerkt, wird die Eeneraldirektion der Kgl. Theater mit den Dolls- roistellungen sicher kein schlechtes Geschäft machen, und es wird ihr bei weitem lieber sein, wenn das Opern haus bei billigen Preisen gefüllt ist, als wenn Vor stellungen zu teuren Preisen vor sehr schwach besetz tem Hause in Szene gehen. Das Gesetz über die Abänderung der Pensums- gesetze für die evangelisch-lutherischen Geistlichen wurde glatt (gegen die sozialdemokratischen Stimmen) in Schlußberatung erledigt. Eine Bereicherung des Eesetzesschatzes ist damit nickt erfolgt, es wäre besser gewesen, man hätte den Emeritierungsfonds ganz be seitigt und den winzigen Einnahmeausfall durch Er sparnisse beim Landeskonsiftorium ausgeglichen. Der Mittwoch brachte neben der an anderer Stelle bereits behandelten Erklärung des Prälidenren gegen über der von konservativer Seit« gegen ihn betriebe- nen Angriffe zunächst die Schlußberatung über den An trag Hettner, betr. Verjährung öffentlicher rechtlicher Ansprüche. Wenn auch durch die Fassung, die der An trag in der Deputation erhalten Kat, noch nitzt überall Klarheit geschaffen wird, so bedeutet er dock einen Fortschritt insofern, als nun Streitigkeiten über Ein tragung in die Wählerlisten, wie sie vor der letzten Landtagswahl zu beobachten waren, wenigstens in der .Hauptsache ausgeschlossen erscheinen. Die endgültige Regelung wird Sache des zu erwartenden Gesetzent wurfs der Regierung sein. Der Entwurf eines Gesetzes zur Abänderung über das Pfandleihgewcrbe hat eine wichtige Aenderuvg erfahren, und zwar einstimmig: die Erhöhung des Mindestsatzes der Leihgebühren von 10 auf 20 Pf. ist abgelehnt worden, was nur zu billigen ist. Es han delt sich da durchaus nicht nur um Bruder Studio, der an einem der 28 letzten Tage im Monat seine llbr studieren läßt, sondern um die allerkletnsten Pfänder, die nur aus bitterer Not versetzt werden. Dies noch zu erschweren, erscheint wirklich nicht an gebracht. Der Pfandleiher aber ist schon jetzt so vor sichtig mit der Beleihung, daß er die geringfügige Prämie für die Versicherung gegen Einbruch sehr wohl tragen kann. Neber die Zustizdebatte kann sich der Wochen chronist bier genau so kurz faßen, wie sie am Mittwoch lanoe gedauert hat. Denn, wie auch der Bericht erstatter Abg. Anders- Dresden (Natl.) in seinem Schlußworte erwähnte, grundsätzliche Einwendungen «.rdaoilr 125.-4- * Zum Tode des Reichstagsabgeordneten Dr. Hermes. Wie wir bereits im größten Teil der Sonntagsnummer mitteilten, ist am Sonnabend in Berlin der fortschrittliche Reichstagsabgeordnete Dr. Hermes, der Direktor des Berliner Aquariums, im 72. Lebensjahre an einem Herzschlag gestorben, als er eben eine Reise nach dem Süden antreten wollte. Hermes gehörte dem Reichstage, wie wir wiederholend bemerken, von 1881—84 und dann wieder seit 1887 an. Von 1886—98 war er auch Mit glied des preußischen Abgeordnetenhauses. Durch den Tod von Dr. Hermes wird eine Neuwahl im 7. Liegnitzer Wahlkreise Landeshut-Iauer-Bolkenhain notwendig. Im Jahre 1907 hatte Hermes in der Stichwahl 9340 von 16 835 gültigen bei 300 ungül tigen Stimmen erhalten, sein Gegenkandidat Lrßel von der Reichspartei 7495 Stimmen. Bei der Haupt wahl erhielten bei einer Wahlbeteiligung von 81 3M Lißel 5050, Dr. Hermes 5728, der Zentrumskandidat Stephan 4307 und der Sozialdemokrat Krätzig 5019 Stimmen. Die vier hauptsächlich beteiligten Par teien hielten sich also fast die Wage. * Die erste Lesung der Reichsversicherungsordnung wird im Reichstage in der ersten Woche nach Be endigung der Osterferien beginnen, nachdem die Fraktionen vorher Besprechungen abgehalten haben. Es ist beabsichtigt, die Kommission ihre Arbeiten noch vor der Vertagung beginnen zu laßen. Von der Kommission allein wird es abhängen, ob sie während der Vertagung arbeiten will. Ueher diese Frage soll mit der Regierung verhandelt werden, da die Kommission ohne Sonderdiäten sicherlich nicht arbeiten wird. Der Regierung soll vorgeschlagen werden, jedem der 28 Abgeordneten pro Tag 15 X Diäten zu zahlen, dies macht pro Tag die Summe 420 « Unter diesen Umständen wären Abgeordnete bereit, einige Wochen nach Pfingsten und einige Wochen vor dem Wiederzusammentritt des Reichstages an dein großen Werke zu arbeiten. Diese Arbeit bedarf aber auch der Beschränkung, da es bei vielen Fragen notwendig sein wird, für die Beschlüße die Meinung der Fraktionen zu hören. Man kann den Abgeordneten nicht zumuten, schwer wiegende Beschlüße auf eigene Verantwortung zu faßen. Den Abgeordneten würde selbst bei einer Geldentschädigung ein großes Opfer damit zugemutet werden. Ein anderes Mittel, das Werk spätestens bis April 1911 unter Dach zu bringen, existiert aber nicht. Dem Reiche würde diese Kommißionstagung rund 25 000 .« Sonderdiäten kosten. Die Kom mission zur Vorberatung der Strafprozeßordnung und der Strafgesctznovelle wird während der Ver tagung keine Sitzungen abhalten. * Di« Schulkreuzer. Von ihren achtmonatigen Auslandsreisen sind die vier Schulkreuzer der Ma rine wieder in die Heimat zurllckgekehrt und in Kiel eingetroffen, „Victoria Louise" und „Hertha" aus Westindien, „Hansa" und „Freya" aus dem Mittelmeer. Zwei der Schiffe erhalten jetzt neue Kommandanten. Kavt. z. S. Back giebt das Kom mando der „Hansa" an Freg.-Kapt. Feldt ab und Kapt. z. S. Maurerdas Kommando der „Victoria Louise" an den Kavt. z. S. Hippel, der zuletzt den I Kreuzer „Arcona" befehligte. Kapt. z. S. Schaumann 5200 L 15100 >« di« l» ripMer Tagcblaü Handelszeitung. o eo«s 50 3300 N-i. 200 E 70^ 130»!. 19Z1. 31. 8 p t «L »1 iu.> »Ur 1U»t. » 3.93 »U.V..PÖ 95 eil.« 2, i o! 5 » ck 1.75 «»». 12'66 » 36» Miß 17» 4 m.ki. 3.43 BezugS-Prei- lür Leipzig und Vororte durch unsere Träger und Spediteure -mal täglich ins Hau« gedrachl: 90 H monaU., L.70^A vicrtelsährl Bei unser» Filialen u. Ln» nahmesiellen adgebolt: 78 H manaü., t.LS rnerieljädrl. Lurch di« Polt: innerbaid Deuiichiand« und der deutlchen klolonien vierreliädrl U.T» monaU. 1.20 auSichi. Poftdeliellgeld. ferner in Belgien, Tänemark, den Donaustaalen, IiaUen, Luxemburg, Niederlande, Nor wegen, Oellerreich-Ungarn, Nukland, Schweden, Schwel, u. Spanien In allen übrigen Staaien nur direkt durch dck Beichäirälielle des Blatte« erhältlich. Tas Veivtliger Taqediati erlchemi 2 mal iäglich. Sonn- n. Fei r:ag« nur morgen«. Adonne.. enl-Annanme. 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