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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 18.03.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-03-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100318019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910031801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910031801
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-03
- Tag 1910-03-18
-
Monat
1910-03
-
Jahr
1910
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ISIS. Morgen-Ausgabe DezugS-Prei» 2l nassen-vreis LI Ämlrvlatt des Rates «nd des Nostzeiamtcs der Stadt Leipzig. Nr. 76 124. Zshrgsng Frelts;, Sen >8. Man isio L c «M. lli'IL 81.10 L 80.80«. die ^'7 10 .1. l i. r-!M c«.so ro 2ö! L L 80.775 U2L0 »065 84.90«. 84.106. einander ergänzende und eine kulturell- man nicht !«. L. .756. .25«. .50«. 6. L L dv e. L L « L »1 L « a. L «. «. «. dr I * Der Führer der irischen Nationalisten Red mond erklärte, dass in England in kurzer Zeit neue Wahlen stattfinden würden. (S. Ausl.) * Der Reichstag verabschiedete am Donners tag in dritter Lesung den Etat und vertagte sich dann bis zum 12. April. (S. d. bes. Art. und Neichstagsbcricht.) * In der B e r l i n e r Akademie der Künste wurde gestern die amerikanische Kunstausstel lung eröffnet. (S. Fenill.) tag gewählten Delegierten vor dem Chemnitzer Tage andere Ortsvereine in ihrer Stimmabgabe zu beein flussen versucht haben. Der Verlauf der Dinge hat allerdings gezeigt, datz die Mehrzahl der Landes ausschutzmitglieder ebenfalls gegen die Wiederwahl Herrn Langhammer gewesen ist. Die 33 Stimmen der Leipziger Delegierten hätten fa allein nicht ge nügt, einen derartigen Beschluss herbeizuführen." 2 185.10 5? 1S8.5Ü - 182- 4L95O Ä8 * In der Donnerstagssitzung des Bundesrats wurde dem Entwurf eines Gesetzes für Elsatz-Lothringen wegen Aenderung verschie dener Iustizgesetze die Z «stimm u n g erteilt. * Die Zweite Kammer nahm am Donners tag den Antrag Brodauf wegen Verkürzung der geschlossenen Zeitenin der Deputation«, fassung gegen die Stimmen der Konserva tiven an, nachdem die Negierung ihr Entgegenkom men in Aussicht gestellt hatte. Bei Beratung d:s Etatkapitels Gewerbe- und Dampfkessel aufsicht entspann sich eine lebhafte Debatte. Schließlich wurde nach dem Bericht des Abg. Dr. Loebner-Leipzig dem Gesetzentwurf über die F e u e r v e r si ch e r u n g s o r d nu n g bei pri vaten Feuerversicher u n g sUnterneh mungeninder Deputationsfassung zugestimmt. (2. Landtagsbericht.) Neue polnilche plSne. Man mutz es den Polen lassen, datz sic nicht nur mit Feuereifer jede sich ihnen bietende Gelegenheit zur Entflammung des polnischen Patriotismus aus nützen, sondern es auch meisterhaft verstehen, die jenigen Stammesgenossen, die irgend ein gemein sames unpolitisches Ziel haben, zu festen Ver einigungen zusammenzuschlietzen und alle diese Ver einigungen einem letzten nationalen Zwecke dienstbar zu machen. Das polnische Dereinswesen ist zweifel los das ausgebildetste und innerlich zusammen hängendste der ganzen Welt. Selbst die Vereine pol nischer Abstinenzler sind Glieder der grossen Kette, die sich um die ganze polnische „Volksgemeinschaft" schlingt. Die polnischen Turn- und Gesangvereine, in beständiger Mehrung und Erstarkung begriffen, zwingen in ihren Bann alles, was nicht lahm oder stumm ist, hängen zusammen wie die Kletten und werden durch die geistlichen Mitglieder ihrer Vor stände zur Erfüllung der von der „polnischen Reli gion" vorgeschriebenen nationalen Pflichten angehal ten. Die wirtschaftlichen Organisationen der Polen, samt und sonders von geistlicher Seite beraten und in dem Dienste dieser Pflichten erhalten, bilden eine Macht, die die wesentlichste Stütze der politischen Organisationen ist und deren Druck die „Feinde" schwer genug empfinden. Die akademische polnische Jugend ist weiter als jede andere davon entfernt, sich auf ihre eigensten Angelegenheiten zu beschränken, und vergisst nie, dass sie die Pflanzstätte für jene „Gelehrten" aller Art bildet, die die Lehren der all polnischen Apostel als der Weisheit letzten Schluss erachten und verkünden. Und über diesen Aposteln thront, profanen Augen unsichtbar, aber von Zeit zu Zeit durch Aufrufe und Direktiven vernehmbar, die „Liga Polsk a", die ihre Zentren in Rapperswyl in der Schweiz, in Paris und in Warschau hat und von da aus an den in ihren Händen zusammen lausenden Fäden das gesamte Polentum lenkt. Aber trotz dieser weitverzweigten und einheitlich gegipfelten Organisation vergeht in neuerer Zeit kaum eine Woche, in der nicht in polnischen Blättern und bei polnischen Festen Klagen über Mängel dieser erste „national- * Im Reichstag kam es am Donnerstag bei seiner letzten Sitzung vor den Osterferien noch zu einem Zwischenfall, den der konservative Abg von Oldenburg verursacht hatte. (S. d. bei. Art. und Neichstagsbcricht.) L ma.Viaiölz. ar, tiinsd. für and kororr- durch unirrr Trtgrr und Lvedneur« 2mal ttolich in» Hau» grdrachi: DU H monall., 2.70 viertrliihrl Br« unlern ^ilinlen u. An« oadmeslelltn abn-doln 7L 0 mnnatl* >.>S viertel itdrl. Lurch dt» choft: nwerbald Deupidland« und der deuvchen tiolonien vierteliälirl 8.60 monall. 1.20 aurlchl. Postbeslellqeld. ferner in Belgien, Tänemarl, den Donaullaaten, JlaUen, Luieindurq, Niederlande, Aor- weaen, Lellerreich Ungarn, »iudland, Schwede», Schwei» u. Spanien In allen übrigen Staaten nur direkt durch die G«>chcht»l:elle o«4 Blatte» erhältlich. Tae ee>v,igei Laaedlat» erlcheini 2 mal iLglich, Sonn- u. Fei riag« nur morgen«. Ävonne. rni-Annaam-. Auguitiltplatz ch bei unleren Trägern. Filialen. Spediteuren und Annahmestellen, loivi« Postämtern und Briefträgern rtngeldertausevrei« der Morgen« eulgabe IV der . bend >uiqade !i «4. Redaktion und Geschäftsstelle: Iohanniegasse«. Hernlvrecher: 14892. I46i». 14694. IZZOLl 790 L« 1055 L« 20».' 2120 «t 7Z0»4 270) e.l 75! 75 177- - 12',.50 25 28125 97,8) >k 275.25 Organisation oder vielmehr über die Dürftigkeit ihrer Erfolge laut werden. Besonders die galizischen Polenblätter finden, dass des Gegackers zu viel, des Eierlegens zu wenig sei, dass die beständig wachsende Menge von Vereinen mehr spalte als vereinige und dass ein allzugrosser Teil der gesammelten Kraft an das Regieren der vielfach nur kleine Tyrannen züch tenden Gruppen und Grüppchen verschwendet werde. In diese Klagen mischen sich aber auch Bekundungen der Genugtuung darüber, dass die Einsicht in die Mängel immer allgemeiner, das Verlangen nach Besserung immer lauter werde und die Sehnsucht der polnischen Volksgemeinschaft nach erlösenden Taten immer deutlicher erkennen lasse. Auch an Verbejss- rungsvorschlägen fehlt es nicht; die meisten laufen auf die Einsetzung eines „N a t i o n a l r a t s" hinaus, einer „unparteiischen Organisation aller gesund und ehrlich denkenden nationalen Elemente", wie Krakauer „Straz Polska" sich ausdrückt. Schon das Wort „unparteiisch" beweist, dass mit der „Liga Polska" resp. ihren Führern recht zufrieden ist. Sie wird nicht direkt getadelt, aber man liest zwischen den Zeilen den Vorwurf, oatz es der Liga einerseits an der vollen Einsicht in das, was die besonderen Verhältnisse in den einzelnen „Anteilen" nötig erscheinen lassen, und anderseits an der wünschenswerten Initiative fehle. Freilich täuschen sich die Kritiker nicht darüber, datz die Auf gabe des „Nationalrats" bei dem Umfange des ihm zu unterstellenden Gebietes und bei der Verschieden heit der in den einzelnen Gebietsteilen herrschenden Zustände überaus schwierig sein werde. Die oben erwähnte ..Straz Polska" macht daher den Vorschlag, die Aufgabe anfangs zu teilen und zu diesem Zwecke zwei „gänzlich verschiedene und Institutionen, eine politische ökonomische", zu schaffen. Es scheint nun, als ob der polnische Kongre tz", der demnächst in Washing ton im Anschluss an die daselbst für den 3. Mai in Aussicht genommene Enthüllung eines Kosciuszko- Denkmals, abgehalten werden und 4 Tage dauern soll, sich nicht nur mit dem durch „historische und zivilisatorische Verdienste" erworbenen „Rechte des Poleniums auf selbständige politische Existenz" und mit der „absoluten Notwendigkeit einer einheitlichen Organisation der Polen in Amerika" beschäftigen, sondern auch die Frage der Schaffung einer kräf tigen Zentrallcitung zur Lösung zu bringen suchen werde. Am 25. Januar hatte nämlich derselbe „Pol nische Nationalbund", dessen Mittelpunkt Chicago ist, eine Feier veranstaltet, die als Vorspiel des Kon gresses zu bcirachten ist. Bei dieser sehr zahlreich besuchten Feier betonte nicht nur der Hauptredner, ein Geistlicher, sondern auch jeder der übrigen Spre cher mit besonderem Nachdruck die Notwendigkeit „nationaler Solidarität", die durch die „als Selbst herrscher sich aufspielenden Führer und Leiter der Organisationen" illusorisch gemacht werde und zur Wtrkiichki.it nur kommen könne durch eine ziel- und kraftbewutzte Zentralleitung. Kleine Selbstherrscher dulde die polnische Seele nicht, denn „der Pole dient ncwt, er weiss nicht, was Herren sind"; um aber selbst Herr zu werden, mülle er gemeinsame Arbeit leisten unter der Losung „Einer für alle, alle für einen". Da der „Polnische Nationalbund" die stärkste und rührigste Organisation der Polen in den Vereinigten Staaten von Amerika ist — er verfügte nach seinem Kassenberichte im Januar über ein Vermögen von üoer 400 000 « — und zweifellos auf dem ersten „nationalpolnischen Kongresse" den Ausschlag gibt, so wird höchst wahrscheinlich bei dieser Gelegenheit der Gedanke an die Gründung eines „Nationalrats", der ja auch unter den Polen der drei „Anteile" zahl reiche Anhänger hat. seiner Verwirklichung einen be deutungsvollen Schritt näher gebracht werden. Vielleicht kommt es auch zur Wahl der Mitglieder. Wie sie ausfallen würde, lässt sich aus der Tatsache Miessen, dass die Feier vom 25. Januar in erster Linie der Verherrlichung des Aufstandes von 1883 und seiner „Helden" galt, die als Vorbilder der jetzigen Generation gepriesen wurden, und dass *>en stürmischsten Beifall die Worte fanden: „Es wird die Zeit, es wird der Augenblick kommen, da nach rich tiger Vorbereitung wieder das Kampfsignal ertönt. Und dann wird das ganze Volk, wird die ganze Nation Vorwärtsgehen, alle ohne Unterschied, und sie werden dem sicheren Siege entgegengehen." Schon hieraus erhellt, dass der bevorstehende nationalpolnische Kongress in Washington ernste Auf merksamkeit verdient. Es erhellt daraus aber auch, dass die polnische Frage für die innerpolitische Lage, ja sogar für die auswärtige Politik an Bedeutung noch wachsen wird. Und das ist um so bedenklicher in einer Periode, die im Reiche wie in Preussen die Regierung in Ab hängigkeit vom polensreundlichen Zentrum steht. so M75 SÄ * Der schweizerische Bundes rat wird sich dem Pr o t est Oesterreichs und Hollands gegen die Schiffahrtsabgaben anschlietzen. (S. Ausl.) >» ?s,r. L 6. L L L 1. «2 80.80». 80.80«. 81-05«. 2O.4Z5-« 20.28) Das Wichtigste. * Die Erste Kammer erledigte am Donnerstag einige Etat- und Rechenschaftssachen sowie die Petitionen zur Bekämp f u n g der Schund literatur. (S. Landtagsbericht.) 2W aicd«ni»x». .) e«I>iii<i»N. I«mi» 1^1. 1./2.». i^L 1./8.. 1./S. iS) vi»v te>"«i» «. 2440 Li 25! 78. - 181- 75 147.50 25! 142. 704853) für Jnteraie <m» >«'v«z unv Umgetnnq di« kge'voOen« -0 ww dreitr PeNtzeil« 25 di« 74 null drerre Reklame»«,!« t vo« ourwärt« L) 4t, Aekl«meii l.2l) Jnsrrai« von vrdtrdrn » amUichen T«U di« 74 ww drcit« V«tit,eil« 40 4^ «etchtpfen^iqen mir P advoriäiriiteri un» t» »er «.«ndautaad« im Pr«o« erhödi Radau »ach tar.f. Bcilaaeae^üdr 5 v. Lamend exl). Postgebühr. gefterteilte Auiiräge können nichr »urüit« gezogen werden. Mr da« iLricherncn an oesummren jagen un» Plätzen wir» lein« Baraiitie übernommen. Anzeigen.Annahmen Augustutzplatz di, bei itmklichen Filialen a. allen Annoncen- Expeditione,! de» Zn- und Aurianbe«. zpanor-Siliale Berlin: >«rl D 'iickel Heriogl. Biyr Hofduch- vandiung, Lützowst aße ile.eovan V1 Ar. 4ÖoZ). Haupk-Ailiale Lrr-den: Seestrake «. 1 (Telephon 4621). ... .50 -119- 75i 75 »ü ILLS-ÜI ReichslagsWutz. (Eine neue Oldenburgiade.) Berlin, 17. März. (Priv.-Tel.) Der Vorhang rollt sich vor dem letzten Akt aus. Mit aller Energie sucht man die unendliche Fülle von Stoff, die die dritte Lesung des Gesamt etats in sich birgt, zu bezwingen. Dankend kann es anerkannt werden, datz sich die Sprecher darauf be schränken, nur die Hauptmomente hervorzuheben, um die Sitzung nicht mit unnötigem Redewulst in die Länge zu ziehen. Wie in einem Kaleidoskop ziehen die einzelnen Stücke an dem Hause vorüber. Besol dungsnovelle und Reichskontrollgesetz werden anstandslos verabschiedet. Die allgemeine Aussprache über den Etat dauert schon etwas länger, sie fordert noch einmal die Parteien heraus, die sich jedoch, wenigstens in den Kernpunkten, den eingehenden Ausführungen des Kommissionsredners Freiherrn v. Eamp (Reichsp.) anschliessen. Sodann wird auch der Etat des Reichsamts und des Reichs kanzlers genehmigt, ohne eine Debatte heraufzube schwören. Zu der Erhöhung des Geheimfonds beim Etat des Auswärtigen Amts liegt ein Antrag ves Herrn v. Eamp vor, die von der Budgetkommission gestrichene Erhöhung um 3l>0 000 <Zt zum Teil wieder herzustellen, den Fonds selbst um 200 000 zu er höhen und ihn für übertragbar zu erklären. Die Ab stimmung findet namentlich statt und ergibt eine Ab lehnung mit 140 gegen 03 Stimmen. Zentrum, Dolkspartei, Sozialdemokraten und Polen haben ihn zu Fall gebracht. Das Reichsamt des Innern tritt auf den Schauplatz. Wünsche werden geltend gemacht, Zusagen gegeben, dann auch hier kurz und schmerzlos Bewilligung. Gar kriegerisch geht es beim Militär etat zu. obwohl das weniger an dem säbelklirrenden Stoff liegt. So kriegerisch sogar, datz sich die Situa tion zu einem Zwischenfall zuspitzt, wie man ihn glücklicherweise im Reichstage selten erlebt. Den Anlass dazu gibt eine Anfrage des Herrn v. Oldenburg (Kons.) an den bayrischen Bundes ratsbevollmächtigten über Gerüchte, die über einen Zwist zwischen dem Ostelbier und dem bayrischen Kriegsminister im Umlauf sind. Herr v. Eeb- sattel ist froh, sie durch eine bündige Erklärung aus der Welt schaffen zu können, und der Ianuschauer Junker gibt sich damit zufrieden; da aber tönt plötz lich — niemand hatte es erwartet — auf der Linken des Hauses höhnisches Lachen, und Herr Dr. Mül ler-Meiningen (Vpt.) erhebt seine Stimme, um Herrn v. Oldenburg zu reizen. Der bayrische Bundesratsbevollmächtigte, so meint er. habe erklärt, er habe den Konservativen nicht beleidigen wollen, aber, fährt er fort, „er gibt dem Herrn v. Oldenburg eine Ohrfeige und sagt im nächsten Moment, er habe ihm keine Ohrfeige gegeben". Diese gänzlich unpar lamentarische Ausdrucksweise, die sich auch durch die Absicht, nicht deutlich sein zu wollen, nicht ent schuldigen lässt, zwingt Herrn v. Gebsattel zu höflicher Zurückweisung. Aber die Sache wird schlimmer, als auch Haussmann (Vpt.) und Noske (Soz.) dem Abg. Müller-Meiningen bei pflichten. sie wird sogar aui die S"itze getrieben, als Herr ».Oldenburg selbst das Wart nimmt. Herr v. Oldenburg wird grob, aber schiesst bedeutend über das Ziel hinaus. Die Angelegenheit zwischen ihm und dem bayrischen Bevollmächtigten ist ja erledigt, er will es nur noch mit Müller-Meiningen, Hauss mann und Noske zu tun haben. Was sie ihm vor geworfen, so meint er. könne ihn nur heiter stimmen, „da — er schmettert es geradezu in den Saal — diese drei Herren in persönlichen Sachen einen Ehren standpunkt überhaupt nicbr haben". Da bricht es los. ein Entrüstungssturm, wie weiland als der Junker das Wort von dem ^.Leutnant und den 10 Soldaten" gebrauchte. Pfuirufe, Rufe nach dem Präsidenten und zur Ordnung schallen durch das Haus. Dre Frei sinnigen springen von den Plätzen. Um Herrn von Oldenburg schart sich ein grosser Kreis Gesinnungs genossen, als wollten sie ihn decken. Ein unendlicher Lärm minutenlang. Der Vizepräsident Dr. Spahn steht oben, die Hand an der Glocke, und — schweigt. Wenigstens vernimmt man kein Wort von ihm. Er selbst behauptet ja, als ihn Haussmann (Dpt.) und Mu ad an (Dpt.) mit der Aufforderung nach einem Ordnungsruf gegen Herrn v. Oldenburg hart bedrängen, er habe den Ausfall des Konservativen als unzulässig zurückgewiesen, aber die Linke will unter allen Umständen einen Ordnungsruf. Ein ein facher höflicher Verweis genügt ihr nicht, und mit Recht. Auch die Nationalliberalen halten das Ein schreiten des Präsidenten gegen solche Beleidigung für zu schwach. Herr v. Hertling und Eickhoff erklimmen die Stufen zum Präsidentenstuhl und reden auf Herrn Svahn ein. Vom Zentrum blickt man ihm ermunternd zu, und siche da — er lässt sich erweichen und erteilt noch „nachträglich" Herrn von Oldenburg den verdienten Ordnungsruf. Die Spannung löst sich rechts in brütendes Schweigen, links in triumphierendes Gelächter. Und der Marineetat zieht auf. Nach kurzer Debatte ertönt das Genehmigt. Ueber den Etat der Justizverwaltung und des Reichsschatzamlcs geht -s zum Kolonialetat. Er bringt eine längere Aus einandersetzung, an der sich namentlich Dr. Arning (Natl.) und Dr. Paasche (Natl.) beteiligen. Schliesslich macht man auch hiermit Schluss. Bei Eisenbahn, Reichsschulden, Rechnungshof und Inva lidenfonds kommt nichts Wesentliches hervor. Der Postetat führt die Sozialdemokraten vor die Rampe. Zweimal heimst Herr Scheidemann einen Ordnungsruf ein; aber er pfeift darauf, wie er unter grosser Unruhe des Hauses erklärt. Eine würdige Vorbereitung für die Geschäftsordnungs- Lj1b8^)L I. L. L WpngtrTagtblM Handelszeitung. Zum Ml Langhsmmer. Der Dor st and desNationalliberalsn Vereins für Leipzig und Umgebung stellt uns ein Schreiben zur Verfügung, das er unterm 15. März an die nationallibcraleFrak« tion der sächsischen Zweiten Kammer, z. H. des Vorsitzenden Herrn Landgerichtsdirektor Hettner, Dresden, gerichtet hat. Das Schreiben hat folgenden Wortlaut: „Sehr geehrter Herr! Ihr in den Zeitungen ver öffentlichtes Schreiben an den Vorstand des Natio nalliberalen Landesvereins beschäftigt sich mit den Vorgängen auf der Chemnitzer Tagung des Landes ausschusses. Da infolgedessen das Verhalten oes Leipziger Vereins und seiner Delegierten heftig an gegriffen worden ist, erlauben wir uns, auf Grund eines einmütigen Beschlusses unseres Vorstandes folgendes mitzuteilen: In den Kreisen unserer Vertrauensmänner hatte sich in der jüngsten Zeit eine ziemliche Erregung über die Art und Weise der Erledigung des sog. Falles Langhammer geltend gemacht. Herr Lang hammer war wegen der ehrenrührigen Vorwürfe, die Anfang 1909 von seinen Fachgenossen öffentlich gegen ihn erhoben worden waren, und die von der Presse weitergetragen wurden, durch den Vorstand des Landesvereins einstweilen von seinem Ehren amte in der Parteiorganisation suspendiert und auf gefordert worden, sich durch gerichtliches Verfahren von diesen Vorwürfen zu reinigen. Er hat dem gemäss auch ein Privatklageverfahren eingeleitet, dieses aber nach längerer Zeit nicht etwa durch Er wirkung eines Richterspruches, sondern durch einen Vergleich beendet. Dieser Vergleich hat dem Vor stande des Landesvereins Anlass gegeben, die Sus pension aufzuheben und Herrn Langhammer sogar zu dem erfolgreichen Verlaufe der Sache zu beglück wünschen. Die Leipziger Mitglieder des Dorstanües, mit Ausnahme des Vorsitzenden des Landcsvercins, konnten an der Sitzung, in der dies beschlossen wurde, nicht teilnehmen, da sie ungewöhnlicherweise mit kurzer Einladungsfrist auf einen Wochentag nach Dresden anberaumt war. Da die Zeitungsberichte über Gang und Erledi gung des Prozesses keine klare Vorstellung gaben, wandten sich auf Beschluss unserer Der« trauensmännerverjammlung einige Mit glieder unseres Vereins an Herrn Langhammer mit der Bitte, einem Herrn Einsicht in seine Handakten zu gestatten. Herr Langhammer lehnte dies in schroffer Weise ab. Hierauf erst wurden Schritte ge tan, um von anderer Seite her die notwendigen In formationen zu erhalten. Aus dem uns zur Ver fügung gestellten Material, das ein juristisch ge schultes Mitglied unseres Vereins eingehend prüfte, ergab sich nun die unzweifelhafte Tatsache, dass der Vergleich mit den gegen Herrn Langhammer er hobenen Vorwürfen keineswegs übereinstrmmt. Die Klageschrift hatte den ganzen, in Nr. 5 der „Tapeten zeitung" vom 10. Februar 1909 abgedruckten Artikel, der eine Reihe ehrenrühriger Vorwürfe enthielt, zum Gegenstand der Klage gemacht. Der Vergleich aber besteht darin, datz der Beschuldigte eine einzelne Behauptung widerrief, und dass Herr Langhammer daraufhin die Klage zurückzog und in die Teilung der Kosten willigte. Andere, nicht minder schwere Vor würfe, insbesondere der Vorwurf, datz sich Herr Lang hammer als Vorsitzender des Verbandes Deutscher Tapetenfabrikanten eines Vertrauensbruches schuldig gemacht habe, sind nicht zurückgenommcn und sonach auf Herrn Langhammer unerledigt hängen geblieben. Da diese Tatsachen feststanden und die Annahme nahelag, datz der Vorstand des Landesoereins und vermutlich auch die Fraktion über diese Lage der Dinge nicht genügend informiert seien, hatte ein grosser Teil unserer Delegierten für den Chemnitzer Parteitag die Absicht, die ganze Sache dort zur Sprache zu bringen und auf Grund der Akten ein gehend zu erörtern. Wir haben sie jedoch bewogen, davon abzusehen, da sich unserer Ansicht nach eine der artige Angelegenheit zu einer Bespreuung in so grossem Kreise nicht eignete und wir unserer Partei die daraus notwendig folgende neue Diskussion dieser beschämenden Dinge in der Oeffentlichkcit ersparen wollten. Indessen erschien es uns und unseren Dele gierten als notwendig, aber auch ausreichend, wenn man Herrn Langhammer durch die Abstimmung bei der Dorstandswahl zu erkennen gebe, datz man ibn nach dem Verlause dieser Angelegenheit nickt für würdia achte, ein Ehrenamt in der Parteiorganisation zu bekleiden. Dies allein sind die Gründe, die die Leipziger Delegierten zum Landesaussckutz veranlasst haben, bei der Neuwahl des Vorstandes den Namen Lang hammer von der Liste zu streichen. Sie sind also rein persönlicher Natur, znaleich allerdings insofern von grundsätzlicher Bedeutung, als sie auf der Ueberzeugung beruhen, dass eine Partei ihrer Sacke schadet, wenn sie ibre Ehrenämter Männern zuteilt, deren Ehrenbaftinkeit in der Oesfentlickkeit unter Angabe nickt widerlegter Tatsachen aufs schärfste in Zweifel aezoaen worden ist. Ueber diesen Grundsatz selbst dürfte schwerlich eine Meinungsver schiedenheit bestehen. Inwiefern aber diese Stimmabgabe Anlass geben kann, non politischen Gegensätzen zu sprechen, „die innerhalb der Landespartei hervoraetreten" seien, vermögen wir nicht zu erkennen. Die Abstimmung für oder gegen ein Vorstandsmitglied bedeutet unter den obwaltenden Umständen dock keinen sachlichen Gegensatz in der Partei. Der Ausfall der Dorstands wahl ist in der Presse dahin verstanden worden, als ob es lick um einen rechten und einen linken Flügel der Partei handle, also um sachliche Differenzen, wo von schlechterdings nickt die Rede sein kann. Die Stellung des Leipziger Vereins zur politischen Hal tung der Fraktion oebt zur Genüge aus der Tatsache hervor, datz der Vorsitzende unseres Vereins eine Re solution in Cbcmnitz beantragt bat. welche die Hal tung der Fraktion in allen sachlichen Fragen billigte und von der Versammlung einstimmig angenommen wurde. Hinzufügen möchten wir noch, dass weder der Vor stand des Leipziger Vereins noch die für den Partei- ». « » L )44!.i.i4.^i
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