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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.03.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-03-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100329013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910032901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910032901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-03
- Tag 1910-03-29
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Monat
1910-03
-
Jahr
1910
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3 Vas Wichtigste. * Zn Dresden fand am Sonntag in Gegenwart des Königs und der königlichen Prinzen die Ein weihung des neuen Flugplatzes bei Reick statt. An der Weitfahrt bzw. Fuchsjagd nahmen 27 Ballons teil. Zn der letzteren siegte der Chemnitzer Ballon „Sachsen". Die Ergebnisse der Weitfahrt stehen noch aus. (S. d. bes. Art.) * Die Bester Bürgerschaft veranstaltete am Sonntag eine große Protestkundgebung gegen die Vorgänge im ungarischen Abgeordnetenhausc und sprach der Regierung ihr Vertrauen aus. sS. Ausl.) * Auf dem Leipziger Sportplatz gewann am Ostermontag der Heidelberger Salzmann den Eröffnungspreis über 75 Kilometer. (S. Sport.) * Bei einem Brandunglück in der ungarischen Gemeinde Oekörito wurden 400 Personen getötet und 1V0 verletzt. * Der Prix du Präsident de la Re- publique, das mit einem Ehrenpreis des Prä sidenten der Republik und 5V 000 Francs ausgestat tete große Hindernisrennen, das am Ostersonntag in Auteuil zur Entscheidung kam, wurde von dem Außenseiter „O r du Rhin IH" unter Defeyer in einem Felde von 14 Pferden um einen Kopf ge wannen. (S. Sport.) Vas Sarüeprilyip. Der Staatssekretär des Auswärtigen Amtes, Herr von Schoen, ist mit dem nationalliberalen Reichstags abgeordneten Dr. Stresemann zur Mensur angetreten. Herr Stresemann hatte bekanntlich davon gesprochen, daß im diplomatischen Dienst ein „Eardeprinzip" in Geltung sei. Heu von Schoen hatte in der Reichs- tagssitznng vom 16. März auf diesen Borwurf folgen des erwidert: „Es findet keine Bevorzugung des Adels, weder in der Theorie, noch in der Praxis, statt. Herr Stresemann hat behauptet, daß systematisch nur die Adligen mit großen Missionen betraut würden. Zch bin drei Zahre im Amte, habe aber von einem solchen System keine Ahnung; vielleicht hat Herr Stresemann eine bessere Quelle." Mit dieser ironi schen Wendung glaubte Herr von Schoen Herrn Stresemann zerschmettert zu haben, indessen der Ab geordnete griff in seiner bürgerlichen Halsstarrigkeit nach dem offiziellen Handbuch für den königlich preußischen Hof und Staat und konstatierte, daß das Deutsche Reich, das Botschaften in London, Rom, Tokio, Wien, Petersburg, Madrid, Konstantinopel, Washington und Paris unterhält, bei diesen Bot schaften weder einen bürgerlichen Botschafter, noch einen bürgerlichen Botschaftsrat verwendet, und daß leine einzige etatsmäßige Stelle des ersten bis dritten diplomatischen Sekretärs mit Bürgerlichen besetzt sei. Das bürgerliche Element ist von den Vertretungen bei den Hauptmächten vollständig ausgeschlossen. Diese Vertretungen sind aber natürlich die, bei denen die sogenannte hohe Politik gemacht wird, und die mit „großen Missionen" betraut werden. Das System, von dem der Herr Staatssekretär keine Ah nung hat, besteht also, wie übrigens jeder einiger maßen Unterrichtete wußte, in der Tat, und Herr Stresemann hat seine Behauptung, daß systematisch nur die Adligen mit großen Missionen betraut wür den, in einem Umfange beweisen können, in dem ein solcher Beweis überhaupt nur selten gelingt. Das Handbuch für den königlich preußischen Hof und Staat stellte aber weiter fest, daß von sechzehn Gesandten nur vier bürgerlich find, von dreizehn Ministerresiden ten nur einer. Alle übrigen Eesandschaften sind mit adligen Gesandten und Eesandtschaftsräten bzw. Ee- sandtschaftssekretären besetzt. Wir brauchen auf die weiteren Ausführungen des nationalliberalen Ab geordneten nicht einzugehen; sie sind vollkommen schlüssig. Wenn wirklich eine seiner minder wich tigen Angaben irrig sein sollte, so ist daran nicht Herr Dr. Stresemann, sondern das offizielle Hand buch schuld. Ueber jeden Zweifel hinaus ist fest gestellt, daß die eigentlich wichtigen diplomatischen Posten ganz ausschließlich in den Händen der Adligen liegen. Herr von Schoen verteidigt nun die Prinzipien des Auswärtigen Amtes in einer längeren Ent gegnung. Er warnt zuerst mit magistraler Miene vor „Uebertreibungen". Das ist ein alter Trick, den die Hochmögenden mit Dorlieb« anwenden. Hat doch schon der Reichskanzler in seiner ersten, „grobange legten" Wahlrechtsrede erklärt, daß man sich davor hüten müsse, unerfreuliche singuläre Fälle zu genera lisieren. Zn diesem Sinne rät auch Herr von Schoen von Uebertreibungen ab. Indessen hier ist wirklich keine Uebertreibung möglich; denn wie soll man die Tatsache, daß alle wichtigen diplomatischen Posten für den Adel reserviert werden, „übertreiben"? Das Faktum steht fest und läßt sich weder im Schoenschen, noch im Stresemannschen Sinn« ändern. Herr von Schoen erklärt, die Rolle, die der Adel in der Diplomatie spiele, sei in der historischen Ent wicklung begründet und werde sich nur langsam ändern. Dem Historiker Schoen geben wir recht, dem Praktiker geben wir unrecht. Wir hoffen und er warten, daß sich sehr rasch — jedenfalls viel rascher, als Herr von Schoen denkt — eine radikale Aenderung vollziehen wird. Denn, wie der Staatssekretär treffend bemerkt, die ausschlaggebende Frage wird immer die sein müssen, ob das Staatsinteresse bei der Auswahl unserer diplomatischen Vertreter leidet oder nicht. Za, Herr von Schoen, es leidet! Darin sind alle diejenigen, die unsere auswärtige Politik seit zwei Jahrzehnten beobachten, durchaus einig; mit Aus nahme derjenigen natürlich, die pro 6omo sprechen. Es ist ja auch sehr natürlich, daß eine so kleine Schicht, wie der begüterte Adel, nicht so viel Kapazitäten liefern kann, wie das gebildete Bürgertum es ver möchte. Außerdem ist heute die Politik zu einem großen Teile Handels- und Finanzpolitik, und man darf wohl behaupten, daß der Adel, seiner Tradition und Erziehung nach, für dies ökonomische Substrat nicht das ausreichende Verständnis besitzt. Das wird sich, um mit den Worten des Herrn v. Schoen zu sprechen, gewiß äildern, aber nur sehr langsam ändern, und in dieser llebergangsprriode wird das Staats interesse allerdings leiden. Herr von Schoen sagt, auch die letzten Reichstagsverhandlungen hätten den Eindruck hinterlassen, daß die Bemängelung unseres diplomatischen Dienstes mehr auf Stimmungen als auf Tatsachen beruhe. Er attestiert sich als Regisseur seines eigenen Ruhmes, daß zum Pessimismus „gar kein Grund vorliege". Zst es aber nicht sonderbar, daß in einem so ruhigen, so gut disziplinierten Volke, wie das deutsche es ist, eine solche Mißstimmung, eizr solcher Pessimismus entstehen kann, wenn wirklich gar keine Tatsachen oorliegen, die ihn begründen könnten? Herr von Schoen geht dann auf die Frage ein, ob wirklich ein Eardeprinzip in der Diplomatie existiere. Wie schwach indessen seine Position ist, das erkennt man daraus, daß er nur von den Generalkonsulaten spricht. Er hebt hervor, daß sie in unserer Zeit intensiven Wirtschaftslebens vielfach wichtiger seien als mancher rein diplomatische Posten. Er wird aber wohl nicht behaupten, daß irgend ein Generalkonsulat wichtiger sei als eine Botschaft, und er leugnet ja nun auch nicht mehr, daß Herr Stresemann recht hatte, als er behauptete, daß die großen Missionen in den Händen des Adels liegen. Diesen entscheidenden Punkt berührt Herr von Schoen überhaupt nicht mehr. Trotzdem aber erklärt er zum Schluß mit edlem Anstand, das Snstem, das der nationalliberale Abgeordnete tadelte, s-i nicht vorhanden. Nach dieser Probe seiner Fähig keit, unbequeme Tatsachen zu ignorieren, werden wir alle gut tun, auf eine weitere Diskussion mit dem Baron de Schoen zu verzichten. 2S0 perlanen getütet'. Mehrere hunüert Personen verletzt! Ein Unalücksfall, wie er in solcher Ausdehnung und bei solcher Gelegenheit wohl selten erlebt worden ist, hat sich gestern in der ungarischen Gemeinde Oekörito ereignet. Es hatten sich in einem Gast hofe mehrere hundert Personen zum Tanze einae- funden; eine Wagenremise wurde als Tanzsaal be nutzt Das Gebäude bestand vollständig aus Holz. Die Holzfäulen fingen Feuer und bald darauf stürzte die brennende Decke in den mit Menschen dicht ge füllten Saal. Nach einer ersten Schätzung sollen 250 Personen getötet und mehrere wundert verletzt worden sein. Nach einer späteren Meldung beträgt die Zahl der ums Leben Gekommenen sogar 400. (Die Gemeinde Oekörito liegt im Komitat Szatmar und zählt 1830 Einwohner.) Ueber das furchtbare Unglück liegen folgende Nachrichten vor: * Mateszalka (Ungarn), 28. März. (Tel.) Zn der Gemeinde Oekörito brach in einer als Tanzsaal benutzte« Wage «remis« de« Gasthofe« Feuer ar>«. Mehrere hundert Personen traten etnanüer beim Flüchten nieder. Di« niederstürzend« glühende Decke begrub mehrer« hundert Personen unter sich. 250 Personen wurden getötet, mehrer« hundert wurde« verletzt. 25V Personen getütet. Eine genauere Darstellung über das große Brand unglück gibt folgende Meldung: * Szatmarnemeti, 28. März. (Tel.) Die mit Menschen dicht gefüllte Scheune, in der der Ball ab gehalten wurde, war noch von einer früheren Fest lichkeit mit Fichtenzweigen geschmückt. Es waren außerdem Lampions mit brennenden Kerzen an gebracht worden. Zu Beginn der Unterhaltung wurde die einzige schmale Tür vernagelt, damit niemand ohne Billett eintreten könne. Di« Festlichkeit war im Gange, als ein Fichtenzweig in Brand geriet. Das Feuer verbreitete sich mit großer Geschwindigkeit. Es entstand eine furchtbare Panik. Zn dem Bestreben, sich zu retten, stauten sich die Eingeschlossenen an der Tür und stürzten übereinander. Dielen gelang es BezugS-PreiS sür L«tpya aa» «M» Trtaer an» Svedttem« v«al »Talich In«-au» gebracht: 00 H monatl., K.70^U »iertelithri Bei unser» Filiale» u. An» aahmesiellen adgebolt: 75 H moaatl., r.rs »lertelittrl. Larch dir P»ft: innerhalb Deutschland« und brr dratichr» Kolonien viettelzthrl. U.00 uv, »oaatl. I.r« a»«Ichl. PostdeKellaclL. Ferner in Belgien, TLnemark, den Doaaostaaten, Italien, Luremburg, Siiederlaad«, Sior» wegen. Oeslerreich-Ungarn, diatzlaad, Schweden, Schweiz u. Spanien, g, alle» übrigen Staaten nur direkt durch di« B-ichchiriielle »»« Blaue« erhältlich. Ta. Leipziger Tageblatt «richeiai 2 mal itglich. Sonn- u. Feiertag» nur morgen«. Ado»»«- enr-Lnnadme: N»ß»ft»Bvlatz 8, bei »»Irren Träger», Filiale», Spediteure» und Unnahmeftellen, sowie Postämter» »ad Briefträgern »inzeldeekausevret« de, M«a«n. rukgabe 10 H, der ».beudautqabe ii ch» Slrdaktion und Aeschäfr-Oell«: Zohannilgasse 8. Fernsprecher: 14682, I4SS3. 14SS4. Morgen-Ausgabe riWgrr TagMalt Handelszeitung. Amt-Matt -es Rates und des Notizeiamtes Ser Stadt Leipzig. Anzeigen- »reis chr Knirrate au« eeweig nno Umgebung di« a^sva'rene bv wm breite Petit,eile 2S di« 74 mm breue bieklamezeile I von auiwLrt« UO bieklamen l.Ll Inserate v«n Behörden m amllichen Teil di« 74 ww breite Petit,eil« 40 ch. cheichail«aniieige>i mit P avvorschriltcn und in der U:endau«gabe >m Preise erhöbt. Paball nach Larss. Beilagegedichr ö p. Tausend exkl. Postgebühr. gefterteilte Lutträge können nrchi zurück gezogen werben. Für da« erscheinen an veMiniurn Tagen und Plätzen wird lein« Garantie übernommen Antigen, ünnadme: UuguiluSvlatz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Ännoncen- Expeditionen des Za» und Ausländer. Panpl»Filiale Berlini T«rl Lnncker Herwal. Biqr Hosbuch- handlung, Lützowstiabe IL iTe-epbon Vl. ii-r. 40oZ). Haupt-Filiale Lre-den: Seeüratze e, l (Telephon 4621». Nr. 86. Dlenstss, üen 29. Mörz l9l0. 10-4. Jahrgang. schließlich, brennend ins Freie zu entkommen, wo sie zusammenbrachen. Von den Mitgliedern der beiden Musikkapellen konnten nur drei Mann gerettet wer den. Das Feuer verbreitete sich unaufhaltsam, bis die Scheune einstürzte. Ueber 130 Menschen beiderlei Geschlechts und aller Altersstufen kamen bei der Kata strophe ums Leben. Ueber 250 wurden schwer ver letzt. Die Unglücksstättc gewährt einen Anblick, der das Blut erstarren macht. Verkohlte Leichname liegen haufenweise übereinander. Aus den Trümmern härt man noch die Wehrufe Verwundeter. Zn der ganzen Umgebung ist kaum eine Ortschaft, die nicht von der Katastrophe betroffen worden ist, da von überall her Leute zu dem Tanzvergnügen zusammengeströmt waren. Von allen Seiten treffen Aerzte zur Hilfe leistung ein. Zur Bestattung der Toten ist Militär aufgeboten worden. * Szatmarnemeti, 28. März, 7 Uhr abends. sTel.) Nach einer amtlichen Meldung ist die bisher fest gestellte Zahl der in Oekörito verbrannten Per sonen 2SV. 400 Tote. * P e st, 28. März, » Uhr 30 Min. (Tel.) Der Berichterstatter Les ungarischen Korrespondenzbureaus in Oekörito meldet, Laß nach den neuesten Schätzungen die Zahl der bei dem Brande umgekommenen Per sonen 400, der Berletzten 1VV beträgt. Deutsches Reich. Leipzig, 29. März. * Gesellschaft des Verbandes Sächsischer In dustrieller zur Entschädigung bei Arbeitseinstellungen. Zn der kürzlich unter dem Vorsitze des Fabrikbesitzers W. E. Kaps, Dresden, abgehaltenen Lorstandssitzung der Gesellschaft des Verbandes Sächsischer In dustrieller zur Entschädigung bei Arbeitseinstellungen wurde seitens des Direktors Erützner-Deuben über 48 seit der letzten Sitzung in den Mitgliedsbetrieben vorgetommene Streikfälle berichtet. Für die be endeten Streiks wurden die Entschädigungssummen festgeftellt. Der Gesamtvorstand nahm von der Ver hütung von 21 Streiks Kenntnis. Die Ergebnisse der Verhandlungen mit einer Anzahl von Arbeit geberverbänden verschiedener Branchen wurden ge nehmigt.' Die Zahl der Mitglieder der Gesellschaft ist aufs neue erheblich gestiegen, so daß ihr jetzt be reits über 1400 industrielle Betriebe, die eine Lohn summe von ziemlich 125 000 000 .lt zahlen, angehören. * * Zur Einführung der landwirtschaftlichen Krankenoersichenlng. Die Einbeziehung der land- und forstwirtschaftlichen Arbeiter in die Krankenver sicherung ist eine der wichtigsten Aufgaben, die in der Reichsversicherungsordnung gelöst werden sollen. Bereits bei Einführung der reichsgesetzlichen Krankenversicherung, also vor einem Vierteljahr hundert, wurde die Ausdehnung der Krankenver sicherung auf die landwirtschaftlichen Arbeiter nur mit wenig Stimmen Majorität abgelehnt (das Zen trum war unter persönlicher Führung von Windhorst heftiger dagegen, als die Konservativen), und den Bundesstaaten wie den Kommunalbehörden nur die Möglichkeit gegeben, sie durch Landesgesetz oder Ortsstatut einzuführen. Von dieser Ermächtigung haben fast sämtliche deutsche Mittelstaaten und zahl reiche Kleinstaaten Gebrauch gemacht, so das Königreich Sachsen 1888, Württemberg 1888, Baden 1888, Hessen 1888, Sondershausen-Rudol stadt 1887, Weimar 1889, Braunschweig und Alten burg 1900, Bremen und Reuß ). L. 1891, Meiningen 1894. Es fehlten hauptsächlich noch Bayern und Preußen. Für die landwirtschaftlichen Arbeiter dieser beiden größten Staaten bringt sonach die bevorstehende Reform allerdings einen sehr er heblichen Fortschritt. Nach den in der Begründung zur Reichsversicherungsordnung aufgestellten Berech nungen sind zirka 2,4 Millionen landwirtschaftlicher Arbeiter bereits versichert, während 4,8 Millionen erst durch das künftige Gesetz versichert werden sollen. Diese 4,8 Millionen landwirtschaftlicher Arbeiter werden künftig nicht mehr ohne jede Krankenfürsorge sein, oder werden nicht mehr nur von dem guten Willen ihres Gutsherrn abhängen, sondern sie werden eine gesetzlich gesicherte Krankenfürsorge ge nießen, zu der sie selbst beitragen. * Aus der nationalliberalen Partei. Wir lesen in der „Natl. Korr.": „Am Donnerstagvormittag gegen 10'/- Uhr wurde unweit des Dorfes Biessellen bei Osterode in Ostpreußen auf den V-Zug Endt- kuhnen—Berlin in ein Abteil 2. Klasse geschossen. Zn diesem befanden sich die auf der Rückreise von Lyck nach Berlin befindlichen Generalsekretäre der Nationalliberalen Partei Breithaupt und Kalkoff sowie der Landwirt Krüger vom Deutschen Bauern bund. Das Geschoß schlug unmittelbar vor dem Generalsekretär Kalkoff in die Polster und über schüttete ihn mit Glassplittern. Glücklicherweise sind Verletzungen nicht vorgekommen. Don dem Babn- hofsvorstande in Osterode wurde Strafanzeige er stattet." * Da« Fünfundzwanjigpfenniastück. Das neue 2S-Pfenniastück hat sich großer Beliebtheit niemals erfreut und die Hoffnungen, die man auf die neue Münze gesetzt hatte, sind nicht erfüllt worden. Es ist, auch von amtlicher Seite, hier namentlich von den Postanstalten, die Beobachtung gemacht worden, daß das 25-Pfennigstück im Derkehr fast gar nicht zu finden ist. Man muß annehmen, daß ein großer Teil der ausgegebenen Bestände sich in Händler- und Sammlerhänoen befindet und so dem Verkehr ent zogen ist. Se nen Zweck hat das neue Geldstück bis her nicht erfüllt, nämlich den, das Portemonnaie von allzuviel Nickel zu befreien und kleinere Einkäufe mit einer Münze begleichen zu können. Die Anti- vathie gegen da» Geldstück geht so weit, daß es viel fach nicht in Zahlung genommen wird, manchmal aus dem Grunde, weil viele Leute dieses Geldstück gar nicht kennen. Man ist an amtlicher Stelle der Meinung, daß das neue Stück seine Unbeliebtheit seiner starken Verwechselungssähigkeit verdankt, oaß aber auch die Notwendigkeit der Einführung dieser Münze überschätzt worden ist. Ob die Münze einer Neuprägung unterzogen oder gänzlich aus dem Ver kehr zurückgezogen werden soll, steht noch dahin. Die Verwechselungssähigkeit wird sich auch bei Um prägungen kaum verhindern lassen. * Das fünfzigjährige Jubiläum begeht am 1. April die„KölnischeVolkszeitun g". Aus diesem Anlaß ist eine von dem früheren langjährigen Hauptredakteur Dr. Hermann Cardauns ver faßte Festschrift erschienen, vom Verfasser als eine Chronik der Zeitung bezeichnet. Sie bietet aber mehr, nämlich eine Fülle von zeitgeschichtlich inter essantem und wertvollem Material. Die Vorgeschichte schildert die verschiedenen Eründungsoersuche des Verlagsbuchhändlers Joseph Bachem in Köln aus dem Ende der fünfziger Jahre des vorigen Jahr hunderts. Die kurze Lebens- und Leidensgeschichte der „Rheinischen" und der „Deutschen Volkshalle" ziehen an unserem Auge vorüber. Am 31. März 1860 erschienen dann die „Kölnischen Blätter", die un mittelbare Vorgängerin der jetzigen „Kölnischen Volkszeitung". Im Jahre 1869 zählten die „Köl nischen Blätter" 3 Redakteure, die „Kölnische Volks zeitung" hat deren heute 16, eingeschlossen die 3 aus wärtigen Vertreter in Berlin und Rom. Von den gegenwärtigen Mitgliedern der Redaktion ist Justiz rat Dr. Julius Bachem schon länger als 40 Jahre tätig. Dr. Hermann Lardauns hat ihr mehr als 30 Jahre angehört. Außer der Festschrift veröffent licht der Verlag der „Kölnischen Volkszeitung" auch eine umfangreiche, 64 Seitne umfassende Jubiläums- Festnummer. Sie wird allen Beziehern der Zeitung am Morgen des 1. April zu Händen kommen. « Das deutsch-südamerikanische Telegraphenkabel, das im vorigen Jahre auf der Teilstrecke Emden- Teneriffa verlegt wurde, ist jetzt durch ein Anschluß kabel bis nach Monrovia (Liberia) verlängert worden. Durch dieses Kabel hat Deutschland eine unmittelbare telegraphische Verbindung mit dem afrikanischen Kontinent erhalten. Ueber die Be dinaungen und Worttaxen für die auf diesem Wege zu leitenden Telegramme geben die Telegraphen anstalten auf Verlangen Auskunft. * Ausdehnung der funkentelegraphischen Ver bindung in der Südsee. Die einzige bis jetzt vor handene funkentelegraphische Verbindung in unseren Kolonien besteht gegenwärtig zwischen den Inseln Vap und Angaur. Da die Inselgruppen in der Süd see räumlich verhältnismäßig weit voneinander ge trennt und die Kommunikationen zwischen ihnen sehr schwierig sind, so finden, wie die „Inf." erfährt, gegenwärtig Erwägungen statt, die sich auf eine weitere Ausdehnung der funkentelegraphischen Ver ständigung zwischen den Hauptinseln und Hauptorten beziehen. Es würde sich hierbei um die Marschall- Inseln, Ost-Karolinen und Mariannen handeln, die bisher ziemlich isoliert liegen und einen derartigen funkentelegraphischen Anschluß wohl gebrauchen können. Rustand. Veverreilh-Ungsrn. * Ein Protest der Pester Bürgerschaft gegen den Parlamentsskandal. Am Ostersonntag fand in Pest eine große Protestkundgebung der Bürger- schaft wegen der bekannten Ereignisse im Abge ordnetenhause statt. Zm Laufe derselben wurde eine Resolution angenommen, in der jene Vor gänge mißbilligt werden und der Regierung das Ver trauen ausgesprochen wird. Eine große Mensche» menge zog dann zum Klub der Regierungspartei, wo sie dem Ministerpräsidenten Grafen Khuen- Hedervary begeisterte Huldigungen dar brachte. Der Ministerpräsident dankte und sagte, die Bürger der Hauptstadt lieferten den Beweis, daß die Ehre und der gute Ruf des Landes nicht ungestraft geschädigt werden könne. Rutzlsnü. * Die Russisizierung Finnlands. Der Zar hat ein Finnland betreffendes Manifest unterzeichnet, das befiehlt, den durch den Ministerrat dem Zaren unterbreiteten Gesetzentwurf über die Veröffentlichung nur Finnland betreffend er Gesetze und der Gesetze allgemein staatlicher Bedeutung in der Reichst» uma und im Reichsrat einzubringen, und ferner dem finnischen Landtag zu gestatten, über den Inhalt des Gesetzentwurfes ein Gutachten abzu geben, das dann der Beratung der Reichsduma und des Reichsrats unterliegen soll. Das Gutachten ist innerhalb eines Monats, vom Tage des Empfanges des Gesetzentwurfs an gerechnet, abzugeben. Das Manifest vertraut darauf, daß Duma und Reichsrat die ihnen zuaewiesene Aufgabe zur Festigung der Einheit und Integrität des russischen Reiches und zum Wohle aller treuen Untertanen durchführen werden. * Der König von Serbien ist am Sonntag früh 9 Uhr in Moskau eingetroffen und am Bahnhof von den Spitzen der Militär- und Zivilbehördcn emp fangen worden. Dom Bahnhof begab sich der König nach dem Großen Kremlpalast. Grlechenlsnü. * Di« Deputierlenkammer hielt am Sonnabend eine Sitzung ab, die bis Sonntag früh 5 Uhr dauerte. Sie stimmte dem Gesetzentwurf, betreffend die Reini gung der Universität und dem Budget zu. Minister präsident Dragumis kündigte die Verlesung dcr Königlichen Botschaft betreffend die Einberu fung der Nationalversammlung für Mittwoch an. Die Kammer wird dann ihre Tätigkeit beschließen.
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