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»«S».Vr«1S Morgen-Ausgabe. Handelszeitung. Amtsblatt -es Nates an- des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis Or 3»Ur«t, «a »ns u>n«,»,», m, Sunniten« >0 »u» b«it» Betitel, L dl, 74 w» dr«t», »«Nam,,»!!« l —» «> «eNomm t.20 —n V^S»«i » «mtllch«, U» 7« »m dreU, 40 «^chäst»an»nan> m« Plntznirlch^sM» >m» t» d« >b,ndan«aLd, im üirril, erhdhk Mndatt nach Tarik. Beilaa«n«d2br L V. Tauknd Postgebüir. FUKrteUt» Uukrla, kinnm mchr ^irtck- «»»»,» »«»««. Für da« Itychein« an b«ftu»iM»n Ta,« und Plttzru wir» k^n, Sarantt« üd«uoamwa. »^»«.«nnahine, U»«uft»4pl«, Nt itmkltchwi Mlial« u. allrn Annonern. EUwSittnarn vtt An» mid «u«land^. »«rvt.SMal« «rkl»: Lari LuuLer, Hen-gl. vayr. HafSach- dandiun«, Lütowstlad« IL dtlevhsn VT. Nr. 4E). »«Wt-SIlialr vresdrin Siekrad- «, I (Irlephon 4621). Nr. 89 Frrltnr, trn >. April isio. lock. Jahrgang. Vas Wichtigste. * Der Kaiser und der Großherzog von Baden sandten dem Generalkommando de» 16. Armee korps an» Anlaß derMülhetmerEisenbahn- kataftrophe herzliche Beileidstelegramme. (S. Tageschronik.) * Am hentigen Tag« treten die Zivilprozeß ordnung in der neuen Fassung sowie die ab geänderte Gebührenordnung für Rechts anwälte und Notare in Kraft. (S. Dischs. R.) * Das italienisch« Ministerium Luzzati ist nunmehr gebildet. (8. Ausl.) * Wie aus Bona in Algier gemeldet wird, legten elf Mitglieder des dortigen Ge meinderat» ihr Amt nieder, weil die Kammer die Uenza-Angelegenheit noch nicht er ledigt hat. *In Mittweida tötete der Arbeiter Mann seine beiden Kinder, die Hausbesitzerin Oehme und deren Tochter und steckte dann das Haus in Brand. lS- a. Sachsen.) Bismarcks Geburtstag. Der Tag, der uns Otto von Bismarck schenkte, ist jedem Deutschen, der sein Vaterland liebt, heilig, er mutz uns allen ein Tag stolzer Freude sein, ein Tag, der uns zu kühnem Glauben an die Zukunft unseres Volkes ermutigt, der uns zu wehmütigem Erinnern an den Dahingeschie denen, den Unersetzten und Unersetzlichen, stimmt. Keiner von uns hat das Recht, die Hoffnung sinken zu lassen und an der geschichtlichen Mission des Deutschtums zu verzweifeln, denn er war unser! Eine Nation, die diesen ge waltigen und doch so schlichten, diesen genialen . »ud doch so gesunden Mann gebar, ist nicht erschöpft; sie darf getrost auf ihr Schaffens vermögen, ihre Gestaltungskraft bauen. Gewiß, auch andere Völker haben bedeutende Staats männer hervorgebracht, aber wer im neunzehnten Jahrhundert könnte sich neben Bismarck stellen? Und dieser Gigant, der die deutsche Welt er schütterte und neu erschuf, der Kronen zerbrach und schmiedete, Throne zerschmetterte und grün dete, war ein einfacher, im Familienkreis wurzelnder Mensch, auf dessen wundervoller Begabung niemals die „Hypothek der Eitelkeit" lastete. Hört die Gegner von ihm sprechen: sie werden seine Härte schelten, seine Un erbittlichkeit schmähen, sie werden ihm nach sagen, daß er ein Hasser war, wie seit Hagen von Tronje keiner so furchtbar durch das deutsche Leben schritt, aber sie werden ihn keiner Kleinlichkeit zu zeihen haben. Durch das höhnische Wort der Sozialdemokratie, die von dem „Säkularmenschen" redet, klingt es immer noch wie Bewunderung. Niemand konnte an ihm vorbei; jeder mußte ihn hassen oder lieben. Niemand vermochte, diesem psychologischen Phä nomen gleichgültig gegenüberzustehen. Und je mehr Zeit verrinnt, desto gerechter, desto unbe fangener wird das Urteil der Nachwelt und desto liebenswerter erscheint dieser durch und durch echte, männliche Mann, dem jede Hysterie, jede Perversität, jede Applaussucht, jede Effekt hascherei fernblieb. In Frankreich selbst be ginnen die Einsichtigen zu erkennen, daß Bis marck mehr war al» ein „eiserner" Kanzler, sie sehen au« seinen Briefen, welcher innigen und tiefen Zuneigung der „Barbar" fähig war. Wer auch nur einen Augenblick seiner ge denkt, dem fallen sogleich kunstlose, witzige und ernste Worte in Menge ein, in denen sein Wesen sich ausprägte. Selbst an seinen Schnei, der schrieb er: „Don einem Mann wie Ihnen hätte ich erwartet, daß Eie die Naturgeschichte de» menschlichen Körpers bester studiert hätten", von dem eitlen Kollegen Gortschakow sagte er beißend: „Er spiegelt sich in seinem Tinten faß." Sein Eelbstbewußtsein kam in dem Wort zum Ausdruck: „Wo ich fitze, ist immer oben", aber es war nur das Selbstbewußtfein des Gentlemans, der die Ehinoiserien der Rang- und Platzordnung verachtet. Er war im tief- sten bescheiden und nannte sich selbst „der Zeit, ohnmächt'gen Sohn"; der Staatsmann, sagte er, könne nur vernehmen, wie der Schritt Gotte» durch die Weltgeschichte hallt, und dann vor, springen, um einen Zipfel seine, Mantel» zu fasten. Sein geliebte» Preußen charakterisierte er mit dem drastischen Wort, e» gleiche einer „Wolljacke, die ein bi»chen kratzt, aber warm Abormemeirtseinladnng. Das Leipziger Tageblatt ist eine auf unerschütterlicher nationaler Grundlage auf gebaute liberale Zeitung, wie es seinem Charakter als Blatt der Leipziger Bürgerschaft entspricht. Seine redaktionelle und technische Herstellung wird mit Sorgfalt nach den modernen Grundsätzen des Journalismus und der Buchdruckerkunst bettieben, lleberkichtliche Anordnung des Textes erleichtert die Information über das große Gebiet der täglichen Nachrichten und Erscheinungen des öffentlichen Lebens. Täglich zwei Ausgaben halten den Leser in sicherer Verbindung mit allen bedeutsamen Vorgängen. Das lNsrgenblatt bringt Leitartikel, die in freimütiger, aber besonnener Weise Stellung zu den politischen Tagesereignissen nehmen. Ein Feuilleton auf würdigem Niveau stellt eine der künstlerischen Bedeutung Leipzigs entsprechende Jnformationsauelle dar. Eine Unterhaltungslektüre leichter Art bilden Romane, kurze Erzählungen und Notizen für das Hauswesen. Leipziger und sächsische Angelegenheiten werden in einem ausgedehnten Restart gebucht und besprochen, wobei auf Zuverlässigkeit größter Wert gelegt wird. Sport und Vermischtes geben eine Uebersicht über alle wichtigen Ereignisse. Die Leipziger Handelsleitung ist für den Kaufmann, den Rentner, den Kapitalisten, den Finanzmann unentbehrlich. Das Sdenüblatt ist im wesentlichen ein Nachrichtenblatt, das alle Ereignisse desselben Tages bis in die vierte Nachmittagsstunde hinein kurz skizziert und in seinem Dörsenteil eine für den Handel überaus wichtige Nachrichtenquelle darstellt. Das Leipziger Tageblatt kostet in Leipzig so Pfennig monatlich frei ins Haus. Durch die Post bezogen 1.20 >r monatlich, exkl. Bestellgeld. Sämtliche Träger, Filialen und die Geschäftsstellen Johannisgasse 8 und Augustusplatz 8 nehmen Abonnements bestellungen gern entgegen. 2m Interest« einer pünktlichen Lieferung bitten wir, Bestellungen auf das Leipziger Tageblatt möglichst frühzeitig aufzugeben. Der Nerlag des Leipziger Tageblattes. holt". Den alten Wilhelm faßte er i' k*LtCcl)er Stunde Portepee"; den damaligen Kron prinzen Friedrich verglich er nach einer heftigen Aufwallung dem Don Carlos in der Szene mit Alba. Von dem jungen Kaiser Wilhelm sagte er in der ersten ruhelosen Zeit der Festlichkeiten und Reisen, Paraden und Jagden: „Er möcsite jeden Tag Geburtstag haben." Er genierte sich nicht, denn er hatte viele Könige „nackt ge sehen". Aber er entwarf auch das Porträt des alten Kaisers in den „Gedanken und Er innerungen", und ein schöneres Denkmal ist noch keinem Monarchen errichtet worden. Vor manchem Genius der Weltgeschichte stehen wir bewundernd, aber doch mit Grauen. Wir fühlen: dieser Mann ist eine Welt, die uns den Eintritt verwehrt. Napoleon der Erste kann begeistern und berücken, aber man wird ihn nicht lieben. Auch dem Alten Fritz fehlt der holde Reiz der Menschlichkeit, und wir empfin den eher Mitleid mit ihm, als daß wir uns ihm nahe fühlten. Mit Bismarck ist es anders. Ab gründe sind nicht in seinem Wesen. Er ist über lebensgroß, inkommensurabel, aber niemals un begreiflich. Selten war ein Mann, der fast fünfzig Jahre in der Oeffentlichkeit stand, in seinem Wesen so durchsichtig; selten auch so wenig Mime wie er. Er machte nie den Ver such, sich aufzuschminken; er wußte, daß es nicht nötig war, und im Grunde seines Herzens haßte er „die Tünche der sozialen Heuchelei". Was er geleistet hat, steht im Buch der Ge schichte. Seit er aus dem Amte schied, hat Deutschland schwere Zeiten erlebt. Es find viele und nicht geringe Fehler begangen worden, und wir alle, Herrscher und Volk, tun gut, an die Brust zu schlagen. Trotzdem aber oder gerade weil wir diese Prüfungen erleiden mußten und Überstehen konnten, dürfen wir von Bismarcks Werk sagen: aers pvrovvivs, es ist dauernder als Erz. Die» Deutschland ist fest gefügt, und jede Stunde kittet die Stämme enger zusammen. Wir wollen heute nicht auf politische Einzel heiten eingehen, nicht die Frage aufwerfen, ob immer das Reichsintereffe mit kluger und billiger Rücksicht auf die Einzel staaten gewahrt worden ist, wir wollen nur dem Wunsche Ausdruck geben, daß auch in dieser Hinsicht Bismarck» Lehre und Beispiel nicht ver gessen sein möge. Im großen und ganzen dürfen wir ja anerkennen, daß die Negierenden nach einer Zeit der antibismärckischen Negation und der tastenden Experimente wieder in seine Lahnen eingelentt find. Drß die Nachfolger nicht immer sicheren Schritte» in den Spuren des Gewaltigen schreiten, ist begreiflich. Männer wie er erblicken vielleicht alle hrndert Jahre einmal das Licht der Welt, und wir können uns nicht darüber wunden, baß jetzt Epigonen sich ba abmühen wo er al» ein Urwüchsiger aus der Fülle des Genies schaltete und waltete. Wir können nur die Frage aufwerfen, ob die Institutionen, dir er im Hinblick auf sich selbst schuf, heute noch unverändert bleiben dürfen, ob das Kanzler amt, das auch auf dem Riesen schon mit drückender Bürde lastete, für die Schultern der Nachfolger nicht zu schwer ist. Aber das find Erwägungen, denen in dieser Feierstunde nicht weiter nachgegangen werden soll; sie gehört einzig dem Andenken des Mannes, der im Sachsenwalde schläft, dem Dank an die Vor sehung, die das deutsche Wesen in einer Herven- gestalt verkörperte, wie sie in der neueren Zeit keinem anderen Volke geschenkt wurde. Jeder Deutsche sollte heute mit Bismarcks Briefen oder in der Lektüre seines monumentalen politischen Testamentes ein persönliches Fest der Erinnerung begehen. Sin vrkek Les Snmprinrrn. Wie wir schon in der gestrigen Morgennummer mitteilten, hat der amerikanische Finanzmann Barne» in New Pork, gegen den ein Prozeß wegen Unter schlagung von 120 000 Mark ansteht, im Laufe der Verhandlung angebliche Briefe des deutschen Kron prinzen an den Grafen Hans Ferdinand von Hochberg vorgelegt. Natürlich sind diese Briefe, deren Echtheit von dem Gerichte angenommen wird, nicht für die Oeffentlichkeit bestimmt, da aber der „Berl. L.-A" auf Grund einer Londoner Meldung den Hauptbrief im Wortlaut wiederaibt, können wir uns mit Rück sicht auf die Chronistenpflicht der Tagespreise dem Abdruck dieses Briefes nicht entziehen- Uebrigens braucht der Brief das Licht der Oeffentlichkeit nicht zu scheuen; er enthält nicht entfernt soviel Hofintimi- täten, wie man nach der gestrigen Meldung oer „Frkf. Ztg." annehmen konnte. Sein Wortlaut ist der: Potsdam, 11. Januar 1907. Lieber Mucki! Vielen Dank für Ihren letzten Brief, aus dem ich etwas über Ihre jetzige Lebens weise erfahre. Nach Ihrer Schilderung scheint ja alle» recht gut zu gehen. Sie dürfen mir glauben, daß Ihre Eltern mich nicht beeinflußt haben. Nichtsdestoweniger werden Sie Ihr aus Ehrenwort gegebenes versprechen erfüllen müssen. Wenn ich e» wie Sie schriftlich gegeben hätte, ,Haß ich im Falle einer Heirat unter meinem Stande meinen Namen ändern würde", wie Sie da» getan haben, dann würde ich meinen Namen auch ändern. (Das hat Graf Höchberg daraufhin auch getan.) Glauben Sie mir, lieber Mucki, daß e» mir persönlich ganz gleichgültig ist, ob Sie diesen oder jenen Namen tragen, mein guter, alter Freund bleiten Eie doch. Aber Eie sollten nicht so. fort in Ihrem neuen Heim auch neue Begriffe von Ebre. annehmen. Ist e» einem Gentleman nicht möglich, sich geistig reserviert zu halten? Und dann dieser Ihnen von Barne« an Ihr« Eltern dik tierte Bries! Entschuldigen Eie mich, wenn ich ihn seltsam find«. Wir alle betrachten ihn al» albern und bombastisch. Können Eie nicht verstehen, daß Barner Sie nur al« Reklame für sich «»»nutzt? Armer Mucki! Bitte schreiben Sie mir etwa» über Ihr Heim. Hier ist alles beim alten. Ich bin durch meine regelmSßige jährliche Erkältung gezwungen, das Zimmer zu hüten, Cecilia auch. Baby ent wickelt sich prachtvoll. Meine Eskadron macht mir viel Vergnügen, es ist doch etwas anderes al» eine Kompanie, wenngleich die Unteroffiziere des ersten Garoeregiments bester sind- Ich beschäftige mich jetzt viel mit Redenhalten. Neulich habe ich einen Tag bei Bülow zugebracht. Papa ist auch immer sehr lieb zu mir. Wir haben uns einander sehr genähert. Vor einigen Tagen hat er lange mit mir über Politik ge sprochen, ich bin so dankbar dafür. Sie wissen, es gebt mir wie einem Seemann, der niemals das Schiff führen darf und doch plötzlich an die Steile des Steuermannes berufen werden mag. Nun Adieu! Bleiben Sie deutsch und werden Sie kein alter Dollarjäger. Ihr Cäsar. Bei dieser Wiedergabe des Briefes ist zu beachten, daß es sich um eine Rückübersetzung des Textes aus dem Englischen ins Deutsche handelt; Ungenauigkeiten in'Einzelheiten find daher nickt ausgeschlossen. In den anderen, gleichfalls „Cäsar" unterschriebenen Briefen gibt der Kronprinz dem Grafen Hochberg Ratschläge und versichert ihn wiederholt seiner Freundschaft. Er habe versucht, die Familie Hochberg zum Empfang der jungen Frau Barncs-Hochberg zu bewegen, aber ohne Erfolg. Gras Hochberg, der sich feit seiner Verheiratung mit einem Berliner Laden mädchen und seiner Auswanderung nach Amerika .Barnes" nennt, ist in dem vor dem New Parker Gericht verhandelren Prozeß der Hauptzeuge gegen Noa- e Larne», einen „Gründer", der beschuldigt ist, sich widerrechtlich 120000 «ck angeeignet zu haben. Der „B. L." berichtet über die Schicksale des Grafen: Bald nach seiner Ankunft in Amerika war der ehe malige Graf mit dem „Gründer" bekannt geworden, der sich seiner annahm, ihn mit Mitteln und einem neuen Namen versah. Im Auftrage von Barnes be suchte der junge Graf vor einigen Jahren Berlin, und es gelang ihm dort, alte Bekannte zu bewegen, etwa 750 000 «g in der Tottonwood Creek Copper Mine, einer Barnesschen Gründung, anzulegen. Von diesem Eelde soll Barnes sich, wie gesagt, 120 000 »tt an geeignet haben. Er drohte schon vor längerer Zeit mit der Veröffentlichung der Briefe des Kronprinzen, wenn man darauf bestände, ihn wegen Veruntreuung zu belangen, und in den gestrigen Verhandlungen gelang es seinem Anwalt in der Tat, einige zur Ver lesung zu bringen. Barnes behauptet, der junge Graf hätte ihm die Briefe ..für einen Dollar und an dere wertvolle Vergütung" überlasten, während Hock berg behauptet, er habe die Briefe dem „Gründer" nur zu Durchsicht geliehen und hätte sie dann nicht wieder zurückerhalten können. Der Prozeß erregt in New Pork großes Interesse, er durfte einige Tage dauern. Barnes verteidigt seinen Eingriff in das I Kapital der Cottonwood Creek Copper Company da mit, daß er das Geld aus der Bank gezogen habe, weil diese durch die Finanzpanik bedroht gewesen sei Demlckes Reich. Leipzig, 1. April. * Zur Frage der Einführung von Schiffahrts abgaben teilt der Geschäftsbericht der Dresdner Handelskammer folgendes mit: Als Erwiderung auf den Gesetzentwurf und die Denkschrift der preußischen Regierung über die Einführung der Schinahrtsabgaben veröffentlichten die Regierungen von Sachsen und Baden eine Denkschrift, in der sic ihre ablehnende Stellungnahme begründeten. Die sächsischen Handelskammern dankten der Regierung in einer gemeinsamen Eingabe für ihr zielbcwußtec- Eintreten für die Wohlfahrt des Landes. Der preußische Antrag kam im Februar in den Bundes ratsausschüssen zur Verhandlung. Diese führte zu nächst zu dem Ergebnis, daß die verfassungsmäßige Mehrheit für die Einführung von Schifsahrtsabgaben vorhanden ist. Auf dieser Grundlage werden die Verhandlungen nunmehr weitergeführt. Dabei wurde u. a. auch die Frage erörtert, ob an Stelle der tonnenkilometrischen Abgaben gestaffelte Abgaben eingeführt werden sollen. Hierüber äußerte sich der zweite Ausschuß in einem Gutachten an das Ministerium. * Eine sozialdemokratische Interpellation. Die sozialdemokratische Fraktion der Zweiten Kammer hat in ihrer ersten Fraktionssitzung nach den Oster ferien beschlossen, folgende Interpellation in der Kammer einzubringen: 1) Ist der Kgl. Staats regierung bekannt, daß am Sonnabend, den 19. Marz 1910, von der Staatsbahnverwaltung in Chemnitz 13 Eisenbahnwerk st ättenarbeiter plötz lich di« Entlassung erhielten, weil sie an einer öffentlichen Versammlung der Eiscnbahnarbeiter teilgenommen haben? 2) Was gedenkt die Kgl. Staatsregierung zu tun, um ihre Angestellten in der Ausübung ihrer staatsbürgerlichen Rechte zu schützen?" * Wortstteitereien? Die „Sachs. Natl. Korr." schreibt: „Unter der Uebersckrist „Zum Wiederzu sammentritt des Landtags" bringen die „Dresdner Nachrichten" am 27. März eine Erörterung darüber, ob es angebracht sei, den bekannten Zwischenfall über die Einfügung de» angeblichen Ruf, „Pfui Teufel" in das Stenogramm in der Kammer nochmals zur Sprache zu bring«. Ob die „Dresdner Nachrichten" freilich recht Haden, wenn sie meinen, daß es sich dabei nur um Wortstreitereien und nicht vielmehr diesehr ernste Frage handelt, ob eine Abänderung des amtlichen Stenogramms durch die Negierung zulässig ist, wenn dadurch eine völlig andere Beurteilung de» Sach verhalt» herbeigefübrt wird, mag hier dahin gestellt bleiben. Widersprochen muß aber den Dar legungen der „Dre»duer Nachrichten" über den In halt der vertraulichen Verhandlungen vom 17. März werden, well sie offenbar den Zweck verfolgen, durch eine Gegenüberstellung der Meinungsäußerungen der Herren Abaa. Hettner und Langhammer «inen tat sächlich ntchr vorhandenen Zwiespalt innerhalb der nattonalltberalen Fraktion feftzustellen. Die Irrig keit der ganzen Cache ergibt sich schon daraus, da» eine Verhandlung an der die Minister, die Kammer Präsidenten und die Fraktionsführer teilgenommen