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Sus Leimig lmü Umgegenü. Leipzig. 19. März. Wetterbericht ber Kgl. Sächsischen Landeswetterwart« zu Dresden. Voraussage fiür Sonntag den 20. März. Nordwestliche -Kinde, wolkig, kühl, zeitweise Regen und Schnee. Meldung vom Pöhlberg: Schwacher, rasch ver schwindender Reif. Meldung vom Fichtelberg: Ununterbrochen schwacher Nebel, gute Schlittcnbakm bis Obcrwiescn- tbal, starker anhaltender Reif, schwacher Rauhfrost, glänzender Sonnenaufgang, Morgenrot. * Universitätsnachrichtrn. Das 50jährige Doktor jubiläum feiert heute Herr Franz Walter Riedner aus Thallwitz, der gegenwärtig als Pfarrer emer. in Moritzburg bei Dresden lebt. Der Jubilar promo vierte am 20. März 1860 zum Doktor der Philosophie an der Universität Leipzig. Anlässlich dieser Feier übermittelte die philosophische Fakultät der Universität Leipzig dem Jubilar das Ehrendiplom mit einem in herzlichen Worten gehaltenen Glückwunschschreiben. — Die Direktion der Universitätsbiblicnhek gibt bekannt, dass die Benutzung der Bibliothek in der Kar- und Osterwoche nur in der Zeit von 10—1 Uhr mittags stattfindet. Am Gründonnerstag ist die Bibliothek für den ganzen Tag geschlossen. * Kreisausschub. In der heute vormittag unter Vorsitz des Kreishauptmanns Dr. v. Welck, Exz., abgchaltenen Sitzung des Kreisausschusses wurde zu nächst über eine Meinungsverschiedenheit zwischen dem Stadtrate und den Stadtverordneten in Wurzen verhandelt. Sic betraf den 8 17 der Ortsbauordnung sür Wurzen (Befestigung der Strassen). Der Kreis- ausschuss entschied im Sinne der Ausfassung des Stadt rates. — Genen die Beaufsichtigung der Egelstrasse 10 Hierselbst gelegenen Privatklimk „Caritas" (Oberin Magdalene Luis) durch den Prof. Dr. med. Riecke an Stelle des verstorbenen Prof. Dr. Windscheid waren Bedenken nicht zu üuhern. — Genehmigt wurden der V. Nachtrag zum Anlagenregulativ der Stadt Döbeln, die Dispensation von den Dor- ichriften in 8 25 der Rev. Städteordnung bei Be freiungen von Quartierleistungsverpflichtungen im Einquartierungsregulativ der Stadt Pegau und der Stadt Penig, die llebernahmc bleibender Verbind lichkeiten seitens der Stadtgemeinde Taucha anläss lich des Anschlusses der Moltkestrasse an die Leipzig- Eilenburger Staatsstrasse, die Ausbezirkung des Flur stücks Nr. 146 des Flurbuchs für Borna aus dem Ee- meindebezirk Borna in den für Dittmannsdorf, so wie die Gesuche des Zirkusbesitzers Cesar Sidoli um die Erlaubnis zur Veranstaltung von Balletts und Pantomimen und der Frau verw. Leonhardt geb. Schumann in Zörbig um die Erlaubnis als Schauspieluntcrnehmerin. Dagegen wurde verwor- i e n der Rekurs des Schieferdcckermeisters Vorsatz in Leipzig gegen die Erhebung der Besitzwechselabgabe wegen Erstehung des Grundstücks Oeserstrasse 21 in Leip.zig-Schleusig. Der Erstcher hatte zwar für Hypo theken, die auf dem Grundstück lasteten, Bürgschaft übernommen und Sicherheit geleistet, war aber nicht selbst Besitzer der Hnpotheken, >o dass ihm ein Anspruch aus Erlass der Besitzwcchsclabgabc wegen notwendigen Ankaufs des Grundstücks nicht zustand. — Es folgte eine nichtöffentliche Sitzung. * Schuljubiläum. Die diesjährige Entlassung der Konfirmanden der IX. Bürgerschule trug insofern einen besonders feierlichen Charakter an sich, als mit derselben das 25jährige Jubiläum der An stalt sowie das des Direktors und mehrerer Lehrer verbunden war. Den Mittelpunkt der Feier bildete die Rede des Direktors Dr. Heller, der zunächst einen interessanten geschichtlichen Rückblick gab und dabei diejenigen Mitarbeiter in herzlicher Weise be glückwünschte, die mit ihm vor 25 Jahren ihre Lehr tätigkeit an der Schule begonnen haben. Im An schluss daran teilte er mit, dass der Rat anlässlich der Jubelfeier der Schule 200 für Bilderschmuck über wiesen und das Ministerium den Herren Uhlig, Haftmann, Schütze und Fiseltus den Ober- lehrcrtitel verliehen habe. Hierauf folgte die eigent liche Entlassungsrede, der der Spruch: „Habet acht auf euch selbst usw." zugrunde gelegt war, der den Konfirmanden in einer zu Herzen gehenden Weise ausgelegt wurde. Nachdem noch namens der Schei denden eine Konfirmandin ein tiefempfundenes Ab schiedsgedicht vorgetraqen und von den zuriickbleiben- den Mädchen ein ergreifendes Abschiedslied gesungen worden war, ergrisf Herr Oberlehrer Treutier das Wort, nm im Auftrage des Lehrerkollegiums dem Herrn Direktor zu seinem 25jährigen Jubiläum die besten Wünsche darzubringen und mitzuteilen, dass das Lehrerkollegium beschlossen habe, anlässlich des Schuljubiläums einen künstlerisch-plastischen Schmuck für die Aula zu stiften. Weihevolle Gesänge um rahmten die eindrucksvolle Feier. * Lutherkirche. Berichtigung. Die Konfir mation mit anschliessender Beichte und Abendmahl findet morgen früh nicht i,H9 Uhr, sondern V2IO Uhr statt. * Meissner Dombaulotterie. Bei der heutigen letzten Ziehung entfielen die Prämie von 500l0 M a r k und ein Gewinn non 5 .il auf die Nummer 12760; ferner entfielen 260 ,4l auf die Nummern :-3733 und 85680, 100 auf die Nummern Ml, 35988, '>6837, 97225, 115581 und 147188. (Ohne Gewähr.) " Mijssoneärztlicher Verein Leipzig. Im Vortrags saale der Rettungsgessllschast wurde die diesjährige ordentliche Mitgliederversammlung ab gehalten. Nach dem vom Vorsitzenden Generalarzt Dr. Düms erstatteten Jahresbericht stehen dem Ver ein, der sich über Sachsen und Thüringen erstreckt, in Braunschweig und Schwerin Zweigvereine zur Seite. Neben den bisherigen Ortsgruppen in Dresden, Ebemnitz und Oschatz hat sich eine neue in Weimar gebildet. Die Einnahmen betrugen einschliesslich des üortrags vom Jahre 1908 10 325 ^t, darunter 3000 ^l als Zuschuss der Deutschen Kolonialgesellschast. Ihnen stand eine Ausgabe von 6795 gegenüber. Im Februar wurden ein deutscher approbierter Arzt und zwei Krankenschwestern nach dem Kilimandjarogebiet entsandt, deren Tätigkeit sich auch auf die dort an sässigen Europäer erstreckt. Ein dringendes Bedürf nis ist dis Erbauung eines Behandlungsraumes und eines einfachen Hospital». * Bereinigung Sächsischer Polizeibeamten (Sitz Leipzig). Die Zabl der Mitglieder dieser Vereinigung stieg nach dem jetzt veröffentlichten Jahresbericht im vergangenen Jahre um 642 und beträgt zurzeit 188). Da noch gegen 1500 sächsische Polizei-Erekutivbeamte ausserhalb der Vereinigung stehen, so kann sich diese noch um ein beträchtliches ausdehnen. Die meisten .Nitglieder entfallen auf Leipzig, denn hier gehören von 37 Obcrwachtmeistern 7, von 69 Wachtmeistern 35 und von 643 Schutzleuten 462 der Bereinigung an. Das Gesamtvermögen der Kasse stieg von 4391 ,4t auf 7080 * Selbstmord. Wegen körperlicher Leiden crsch 0 sssich in vergangener Nacht am Bismarck- denkmal in der Karl-Tauchnitz-Strasse ein in Schönefeld wohnhaft gewesener 36jähriger Kauf mann aus Constantine in Russland. * Verfehlungen von Konfirmanden? Im Ost- viertel Leipzigs ist man schweren sittlichen Verfehlungen von Konfirmanden und Konfirmandinnen untereinander auf die Spur gekommen. Angeblich sollen 13 Knaben und Mädchen aller Beoölkerungsschichten daran beteiligt sein. Man kam der Sache auf die Spur, als man während dcr Turnstunde bei einem Mädchen einen Brief erotischen Inhalts fand. * Die zurückgeschickt« Brieftasche. Vor einigen Tagen war einem in L.-Stötteritz wohnhaften Herrn aus dem abgelegten Jackett, das er auf den Korridor gehangen hatte, eine gelblederne Briestascheent- wenoet worden. Der Dieb, der es auf Geld ab gesehen, dieses aber nicht gefunden hatte, schickte die Tasche dem Bestohlenen unfrankiert zu. Auf das Begleitschreiben hatte er geschrieben: „Ja, Ackermann, da staunst du, nicht wahrst * Gefährliche Flattersahrer. Bet einem Wäsche- diebstahl in der Waldstrassc wurde ein 18 Jahre alter Arbeitsbursche von hier auf frischer Tat erwischt, wahrend sein Komplice, ein 20 Jahre alter Arbeiter, durch die Flucht entkain. Bei seiner Festnahme wurde dem Verhafteten ein Revolver abgenommen, während in dem Kokser seines Komplicen verschiedene Schlagringe, Totschläger und eine Anzahl scharfe Pkltronen gesunden wurden. Es ist anzunehmen, dass die beiden noch andere Diebereien verübt haben. * Ein Zusammenstoss zwischen einem Motor wagen und einer Droschke fand gestern abend in der G r ä f e st r a ss e in Eutritzsch statt. Die Droschke wurde erheblich beschädigt, verletzt wurde niemand. * Gestürzter Droschlengaul. In der Goethe- strass e stürzte gestern ein Droschkengaul und kugelte sich ein Vein aus. Er wurde von dcr Feuerwehr nach dcr Veterinärklinik gebracht. * Ein Kellerbrand fand gestern in einem Hause der Turnerstrasse statt. Er wurde von den Hausbewohnern bald unterdrückt. * Festgenommene Einbrecher. Zn der Nacht vom 16. zum 17. d. M. wurden in dem benachbarten Orte Seehausen ein wegen schweren Diebstahls schon vorbestrafter Heizer und Handelsmann aus Lützen und ein 21 Jahre alter Dreher aus Volk marsdorf angehalten, da sie dringend verdächtig waren, einen Einbruchsdiebstahl verübt zu haben. Bei einer durch die Kriminalpolizei vor genommenen Durchsuchung in den Wohnungen der Verhafteten wurden Sachen vorgefunden, die von Ein brüchen in Lindenthal, Böhlitz Ehrenberg, Gundorj und Leipzig herrühren. * Verhaftungen. In Haft kam ein 40 Jahre alter Arbeiter aus Leisnig, der in mehreren Fällen Handwagen gestohlen und verkauft hatte. Das selbe Schicksal hatte ein 16 Jahre alter Arbeits bursche von hier, der zum Nachteil eines Arztes einen Gelddiebstahl verübt hatte. — Zur Rechen- schaft gezogen wurde ferner ein 19 Jahre alter Markt Helfer aus Tarnow, der zum Nachteil einer Eierhandluna in verschiedenen Fällen Betrüge reien verübt hatte. * Diebstähle. Gestohlen wurde aus einem Ge schäft in der Perthes st rasse ein grauer Leine wandbeutel mit 38 -N; aus einem Lokal in der Pfafsendorfer Strasse ein moderner, fast neuer Ueberzieher, ein neuer Hut und ein Stockschirm im Gesamtwerte von 110 -il; aus einem Korridor in der Querstrasse ein dunkelgrauer Sommeriiber- zieber und aus einer Gastwirtschaft in der Wind mühlenstrasse ein schwarz- und weissaestreifter Winter überzieher. — Schaukastendiebe entwendeten in der Eisenbahn- und Wurzner Strasse 10 Stück Herren- Phantasiewesten, eine Anzahl andere Herren westen, Hosenträger, 15 Stück weisse Taschentücher mit den Monogrammen „D. H.", „D. R", „Hl. L." und „H", ferner Brotmesser, Taschenmesser, eine Rosen- und eine Schneiderschere, einen Dolch und verschiedene andere Gegenstände. — Aus einer Woh nung in der Schletterstrahe wurde ein Geldbetrag von 30 M entwendet. ÄUS Sachsen. Dresden, 19. März. * Hofnachrichten. Aus Anlass des Geburtstages der Prinzessin Mathilde konzertierte heute früh die Jägerkapelle vor dem Taschenberg-Palais. Mit tags fand bei der Prinzessin Familientafel statt, an der der König, die Prinzen und Prinzessinnen teilnahmen. - H i. Lugau, 19. März. (Tödlich verunglückt) ist auf dem Steinkohlenwerk „Deutschlandschacht" «in Bergarbeiter. Der Bedauernswerte wurde zwischen einen Kohlenhunt und eine Stütze gedrückt. Er erhielt so schwere innere Verletzungen, dass er auf der Stelle starb. Plauen i. B, 19. März. (Professor E. Weise), der bekannte vogtländische Geologe, ist nach 39jähriger Lehrtätigkeit am hiesigen Kgl. Lehrer seminar in den Ruhestand getreten. — Plauen i. B., 19. März. (Schuldirektor. — Schutz Massregeln.) An Stelle des nach 15iähriger Amtstätigkeit in den Ruhestand tretenden Direktors Riedel ist Oberlehrer H. Kretzschmar hier zum Direktor der allgemeinen Mädchenfortbil- dungsschule gewählt worden. — Zur Verhütung der Abstürze von unserer hohen „Selbstmörderbrücke'^gebt man jetzt mit dem Plane um, aussen längs der Brücke ein starkes Drahtschutznetz anzubringen. * Radeberg, 19. März. (Diebeidenalsver. misst gemeldeten Kinder) au» Gross erkmannsdorf wurden in Rennersdorf bei Stolpen aufgegriffen Die Mädchen hatten nach ihrem eine halbe Stunde entfernten Heimalsort laufen wollen, sind aber einen falschen Weg aus der Stadt hinausgsgcmgen, den sie unbeirrt etwa drei Stunden verfolgt haben, bis sie angehalten worden sind. * Riesa, 19. März. (Am hiesigen Tech, nikum) fanden gestern die diesjährigen Öfter prüfungen mit der mündlichen Prüfung unter Vorsitz des Herrn Stadtrat Riedel und den Ver tretern der Praxis Herren Baurat der Staatsbahn Peter und Baumeister Louis Schneider ihren Abschluss. 25 Kandidaten wurden Zeugnisse erteilt, und zwar 6 Ingenieuren, 13 Technikern und 6 Werk- meistern. 2 Kandtoaien erhielten die Note „Mit Auszeichnung bestanden", 2 „Sehr gut". 20 „Gut^' und 1 „Bestanden". H Aus Sschlens Umgebung. * Magdeburg, 19. März. (Schülerselbst- mord.) Im Biederitzer Busch bei Magdeburg er schoss sich ein sechzehnjähriger Sekundaner, weil er nicht versetzt worden ist und infolgedessen das Ein jährigenzeugnis nicht bekommen hatte. O Eisenberg, 19. März. (Die Jakobseiche gefällt.— Persona lnachr icht.j Am heuitgen Sonnabend wird die verfallene Jakobsciche an dcr Klosterlausnitzer Strasse gefällt. Der Banm ist von historischer Bedeutung. Er erinnert an die in« Dreissigjährigen Kriege zerstörte Jakobskapellc, von der nach Ueberreste ju sehen sind. Mit Freude ist zu begrüssen. dass an dieser Stätte ein frischer Baum ge- pslanzt werden soll. — Amtsrichter Schubert aus Schmölln wird mit dem 1. Juli 1910 als dritter Amtsrichter an das hiesige Amtsgericht versetzt. * Mühlhausen, 19. März. (M i l ch b 0 y k ot t.) Eine sehr stark besuchte Versammlung beschloss, sämt liche Milchhändler zu boykottieren, die seit gestern 18 Pf. für das Liter Milch nehmen. Der bisherige Preis betrug 16 Pf. * Weissenfels, 19. März. (Freiwillig der Staatsanwaltschaft gestellt) hat sich der Lederhündler Vüsenyagen hier wegen Wechsel- fälschung. Er soll im letzten Jahre für etwa 80 000 Verluste erlitten haben. Serichtslaal. Schöffengericht, L Leipzig, 18. März. Der Conte de Saint Brisson. Die Privata Elfriede E. aus Berlin, die in Altenburg bei Ver wandten zu Besuch gewesen war, lernte am 4. März auf einem Spaziergange einen eleganten jungen Mann kennen, der sich ihr als der spanische Gesandt- schastsattach^ a. D. Eonte Alfonso de Saint Brisson oorstellte und recht interessant von den reichen Silber minen zu plaudern wusste, die sein millionenschwerer alter Herr in Bilbao besitze. Frau G. fand Gefallen an dem Conte de Saint Brisson, der ihr auch er zählte, dass er zu Gaste sei bei dem Kommerzienrat Sch. Man verabredete, dass man sich am folgenden Tage in Leipzig treffen wolle, wo Frau G. ihre Rückfahrt nach Berlin unterbrechen sollte. Frau E. traf ihren Verehrer auch am anderen Tage in Leivzig. Beide sahen sich die Stadt an und am Nach mittage speisten sie zusammen in einem vornehmen Restaurant, von wo aus der Conte auch nach Alten burg telephonierte, damit sein Chauffeur mit dem Automobil «ach Leipzig komme, denn es war abge macht, dass er der Frau G. nach Berlin folgen solle. Als Frau E. sich kurz vor dem Aufbrechen auf einige Augenblicke aus dem Restaurant entfernte, liess sie ihr Handtäschchen aus dem Tische liegen und als sie wieder hereinkam, hatte der Conte seine und trotz ihres vorherigen Protestes auch ihre Zeche im Ge samtbeträge von über 10 beglichen. Frau G. wollte ihm die für sie gemachten Auslagen zurück erstatten, er sträubte sich aber dagegen. Als Frau G. ihr Portemonnaie aus dem Täschchen nahm und es öffnete, da bemerkte sie, dass ihr Geld gestohlen war, wie sich nachher herausstellte, etwa 23 ./j Da stieg der Verdacht in ihr auf, dass sie einem Hochstapler in die Hänoe geraten sei, und als sie sah, dass der Conte sich unauffällig zu entfernen versuchte, da lieh sie einen Schutzmann rufen, der den Conte mit zur Polizeiwache nahm. Dort bekannte der Conte de Saint Brisson nach einigem Zögern, dass er nicht der Spross eines spanischen Granden sei, sondern der 22 Jahre alte Kaufmannsgehilfe Wilhelm Albert Oertel aus Altenburg. Von Altenburg war er mit einem ihm befreundeten Chauffeur, der seinen Herrn von hier abholen sollte, nach Leipzig gekommen, sonst hätte er sein der Frau G. gegebenes Versprechen gar nicht ernmal halten können, denn an Barmitteln besah er ganze 96 Das Geld aus dem Portemonnaie der Frau E. ge nommen zu haben, gab er zu, und so wurde er jetzt vom Schöffengerichte zu drei Wochen Gefängnis und einer Woche Haft verurteilt. Sport. 5. Erne Unterredung nrit Hans Eca^r. Hans Grade hatte beute früh kurz nach seiner Ankunft einen unserer Mitarbeiter empfangen, der uns über die Unterredung folgendes berichtet: „Es war gar nicht so leicht, den berühmtesten Mann, den Leipzig augenblicklich beherbergt, zu treffen. ,,Kommen sie morgen früh 9 Uhr ins Hotel, dann können Sie ihn sprechen", so hatte mir sein Manager Cardis am Frei tag gesagt. Als ich aber Punkt 9 Uhr da war, waren die Herren bereits fort. Was nun? Warten? Nein; also nach dem Sportplatz. Und als ich dorthin kam — war er gerade wieder weg. Nun wieder zurück in den „Kaiserhos". Hier erhielt ich die erfreuliche Mit teilung: Herr Grade ist im Schreibzimmer. Da kam auch schon der Boy zurück mit der Nachricht: Herr Grade lässt bitten. Gleich darauf stand ich vor dem berühmten Aviatiker. Die Dorstellungssormalitäten sind unter Sportsleuten schnell vorüber, und so waren wir gleich bei der Sache. Seine grösste Sorge war sein Apparat, der um 10 Uhr noch aus dem Bahnbof lag, da er in Bitterfeld nicht rechtzeitig Anschluss be kommen hatte. Auf meine Frage, was er vom Wetter halte, änsscrte er sich recht besorgt, da der Wind ungünstig war, doch hoffte er noch auf ein Abflauen. Grade hat volles Vertrauen zu seinem Apparat und glaubt, dass ihm die Flüge glatt gelingen werden. — Ich wollte etwas über sinnen Werdegang wissen, und bereitwillig erkielt ich Auskunft: „Ich bin in Köslin auf die Schule ge gangen und habe mich bereits als Tertianer mit dem Flugproblem beschäftigt. Natürlich beschränkte ich mich damals auf Drachenflieger, deren ich eine ganze Anzahl konstruierte. Bemerken möchte ich aber noch, dass ich damals schon die Flächenverwindung an wandte. Auf der Schule hatte ich natürlich nicht die Zeit und Gelegenheit, weiter zu arbeiten, und ich konnte meine Tätigkeit erst wieder während des Stu dium» ausnehmen. Hier gelang mir dann die Er findung des Zweitaktmotors, und ich gründete die Grade-Motorwerke in Magdeburg, deren geschäftlicher Leiter ich wurde. Erst sehr spät, mit 28 Jahren, diente ich mein Jahr ab, und das fiel gerade in die Zeit, als in Frankreich die ersten Versuche gemacht wurden. Nun hielt ich die Zeit für gekommen, meine Flugversuche wieder aufzunehmen, und es ist jetzt gerade zwei Kobrc der. daü »» «rc».i::cel DreiLccier to.-i- struierte. Mein Apparat ist sehr stabil und mein Motor sehr leistungsfähig. Ich nutze ihn beim Fliegen nur zur Hälfte aus, da ich bereits mit 12 bis 15 k?. fliege. Bemerkenswert ist auch, dass ich bis ¬ her fast noch keine Revaraturen batte und noch auf meinen ersten Rädern fahre." — Auch über das neue Preisausschreiben der Firma Kathreiner, die für einen Flug von München nach Berlin einen Preis non 50 000 ausgesetzt hat. äußerte er sich, allerdings noch recht zweifelnd. Er glaubt nicht, dass der Flug in diesem Jahre noch gelingen wird. — Dann kam der Boy mit der Meldung, dass das Auto vor der Tür sei. Ich musste nun die Unterredung abbreckien und verabschiedete mich mit einem herzlichen „Glück ab!" von dem liebenswürdigen Meister der Luft." )) Die Rekordversuche aus einem 260 ?. 5l. Venz- wage», dieBarneyOldfield zurzeit in Daytona (Florida) unternimmt, haben schöne Erfolge gezeitigt. Während der Amerikaner eine englische Meile bei stehendem Start in 40.53 Sek., also mit einer durchschnittlichen Etundengeschwindigkeit von 143 Kilo metern fuhr, legte er di«' englische Meile mit fliegendem Start in 27,33 Sek. zurück. Die» entspricht einer durchschnittlichen Stundengeschwindig keit von 212 Kilometern und stellt die grösste Ge- schwindigkcit dar, die bisher je von einem Fahrzeug erreicht wurde. Da die Fahrzeiten elektrisch genor men wurden, so ist an deren Richtigkeit nicht zweifeln. Wie schon telegraphisch gemeldet worc ist. hat der Deutsche Kaiser dem Amerikas zu den auf dem deutschen Wagen errungenen Erfolgen emElückwunschtelegramm übermitteln lassen. ) Die Internationale Motorboot- und Motoren ausstellung in Berlin wurde heute vormittag 11*/t Uhr vom Staatssekretär des Reichsmarineamts Admiral v. Tirpitz in Vertretung des Kaisers er öffnet. Der Staatssekretär wurde von den Herren des Repräsentantenausschusses begrüßt. Eeheimcar Busley, der Vorsitzende des Arbeitsausfchusscs, hielt eine Ansprache, in der er die Bedeutung der Ausstellung auf allen Gebieten für die Industrie her vorhob. Admiral v. Tirpitz eröffnete die Ausstellung mit kurzen Worten im Auftrage des Kaisers und wünschte ihr einen guten Erfolg, worauf die Herren des Repräsentantenausschusses mit den Dertrerern des Offizierkorps den ersten Rundgang unternahmen. Letzte Nachrichten. Zur Verlobung de» Königs von Portugal mit einer englischen Prinzessin. n. London, 19. März. (Priv.-Tel.j , In Lissabon verlautet als bestimmt, daß König Manuel in den nächsten Tagen nach Biarritz gehen werde, um dort seine zukünftige Braut, die englische Prinzessin Patricia Viktoria, die Toch'.er des Herzogs von Connaught, zu treffen. Der Minister des Acugern stellte bei einer Interpellation im Parlament. gestern nicht in Abrede, das; Verhandlungen betreffs der Heirat gepflogen worden seien. Das deutsch-ägyptische Handelsabkommen. Kairo, 19. März. (Eigene Drahtmeldung.) Seitens des hiesigen deutschen diplomatischen Agenten und des Vertreters der ägyptischen Negierung ist gestern das Zusatzabkommen nebst Notenwechsel zum deutsch-ägyptischen Handels abkommen unterzeichnet worden, wodurch die Dauer des letzteren bis Ende 1917 verlängert wird. Die Präfidentenkrisis in der Duma. Petersburg, 18. März. (Tel.) Im Zu sammenhangs mit der Präsidentenkrisis der Reichsduma behaupteten hiesige Morgenblätter, Chomjakow habe das Präsidium niedergclegr, nachdem er vom Ministerpräsidenten infolge des Um standes, daß am 17. März viele Duma-Abgrordneie beim Erscheinen des Unterrichtsministers aus der Rednertribüne den Saal verlassen hatten, ein Schreiben erhielt. Ferner behaupteten die Blätter, Chomjakows Rücktritt sei durch das nicht immer wohlwollende Verhalten der Regierung zum Dumapräsibenten veranlasst, die in der Reichsdnma einen die Wirksamkeit des Staatsmechanismus bei nahe erschwerenden Apparat sehe. Offiziell wird demgegenüber erklärt, der Ministerpräsident habe aus dem erwähnten Anlass an Chomjakow über haupt nichts geschrieben. Die Behauptung, die Regierung verhalte sich dem Präsidium gegenüber nicht wohlwollend, sei völlig falsch. Die ihr zuge- jchriedene Ansicht über die Reichsduma widerspreche den tatsächlichen Umständen. — Von anderer Seite wird zu der Amtsniederlegung, zu der die Vorfälle in oer Mittwochsitzung mindestens den äußeren Anlass gaben, gemeldet: Die Demission des Dumavräsidenten Ehomfakow erregt das grösste Aufsehen, und es grbr Stimmen, die behaupten, dass eine Auf lösung der Duma bevorstände. Der Entschluss Chomjakows, seinen Posten endgültig aufzugcbcn, ist unwiderruflich. Er hat bereits dem Zaren seine De mission unterbreitet. Der Abgang Chomjakows, der drei Jahre der Duma präsidierte, wird allerseits tief bedauert. * . . . ... Die Haftentlassung der Frau von Scharnebeck „, verzögert sich. 0. Berlin, 19. März. (Privattelegramm.) Wie der Gatte der verhafteten Frau von Schoenebeck mit teilt, weigert sich die Eörlitzer Kommunal bank, bei der das Vermögen der ehemaligen Frau von Schoenebeck, jetzigen Frau Weber, deponiert ist, ohne Anweisung des Vormundschaftsgerichts die 50 000 Kaution an das Allensteiner Gericht aus zuzahlen. Eine neue Südpolarfahrt Shackletons. u. London, 19. März. (Priv.-Tel.) Ernst Shackleton erklärte einem Vertreter des Rcuter- schen Bureaus, dass er eine neue Südpolexpedi tion im Jahre 1911 unternehmen werde. Er wolle nicht versuchen, den Südpol zu erreichen, solange Kapitän Scott dies versuche, aber es gäbe ja noch eine Menge anderer wissenschaftlicher Probleme, die noch zu lösen wären. Ein Selbstbildnis Franz Hals' nach Amerika verkauft. c>. London, 19. März. Privattelegramm.) Nach einer Meldung aus New Port hat der Bankier Otto Kahn das Selbstbildnis „Franz Hals und seine Famili e", gemalt von dem Künstler, für den Preis von 2 060 000 .L erworben. Das Bild war noch vor kurzem in dem Besitze des Obersten Waide in London, der es einer Kunsthandlung für etwa die Hälfte des Preises, den diese jetzt erhalten hat, verkaufte. Brennender Wolkenkratzer. G» New Port, 19. März. (Eigene Drahtmeldung.) Ein zehnstöckiges Fabrikgebäude in der Mercer Street gerier durch Explosion in Brand. 800 Mädchen wurden von der Feuerwehr ge rettet bis auf eins, das vom 3. Stockwerk auf die Strasse sprang und tot liegen blieb. Viele wurden ohnmächtig und mit brennenden Kleidern da vongetragen. IlarNo 14. tiltlre, XaoUdSs»» 2 ONr 15 Um, 146. Ilreititettise I ii>i><tsis-«,eii,oi>. i vs-mM/tter 8»oi<! O«»te,i>-i 8»oi> vieiioeio Vink tiUi/nnidek 8o»>««i>« 8-oic ii.il.-o.ildtesrröii. Leiienlunz tieeodz le/ederlioe 6V"/, /ioetoiiee keitimo/s c»»ü> llrieoldeii/ieo K«:tll>00»ide>>» Itiilleimss/deiin 8so»lvi«s»i» en»! iismciod «»/rciieo iliieo ziieiciuenieik, 4' Mass. 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