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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 26.03.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100326020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910032602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910032602
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-03
- Tag 1910-03-26
-
Monat
1910-03
-
Jahr
1910
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Ämtsvlatt des Rates und des Volizeianttes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis lür Inserate au« Leipzig unb Umgebung d„ Kgeivalten« LV mw breite Petitseil» 2b LZ, di« 74 wm breite Reklamezeile l oon au«wärt« ciO LZ, Reklamen l.20 Inserate von Bebdrden m amtlichen Teil di, 74 mm drctt« Petit,eil« 40 LZ. »eichästian,eigen mit P atzvorschr,sten und tn der Abendausgabe un Preise ergeht. Rabatt nach Laris. Beilagegebühr ü p. Tausend exkl. Postgebühr. Festerteilt« Sutträg« können nicht zurück gezogen werden. Für da« Erscheinen an oestimmten Tagen uns Plätzen wird keine Garantie übernommen Anzeigen-Annahme: Sugustuspl», 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- EixedlNonrn de» Zn» und Auslandes. Hanvt-sttltale Berlin: Carl Duncker Heriogl. Bayr. Hofduch- handlung, Lützowft,aße lO. (Lc:evban VL, Nr. 4ucü). Hauvt-Siltal« Dresden: Seeilratze ->. l (Telephon 462l>. Ur. 84. Sllnmden», »en re. Mrir; islv. 104. Jahrgang. politische Nachrichten. Der deutsche Reichskanzler in Rom. Rom, 26. März. (Tel.) Reichskanzler v. Beth - mann Hollweg wohnte gestern vormittag dem Gottesdienste in der protestantischen Kapelle bei und nahm dann verschiedene Sehenswür digkeiten in Augenschein. Die Dispositionen des Reichstags nach Ostern. Der Reichstag beabsichtigt nach Ostern zunächst das Reichsbesteuerungsgesetz, das Hausarbeitsgesetz, die Eewerbeordnungsnovelle über die Lohnbücher, das Stellenvermittlergesetz, sowie das Beamtenhaft- pslichtgesetz, den Entwurf zur Ausführung der Berner Konvention und das Abkommen über die Verlänge rung des schwedischen Handelsvertrags zu verabschie den, ferner sollen der Entwurf über die Zuständigkeit des Reichsgerichts und der Entwurf der Reichsver sicherungsordnung in erster Lesung beraten werden. Mr die Beratung dieses Materials werden drei Wochen ausreichen, und man rechnet damit, die Session bereits Ende April auf den Frühherbst zu vertagen. Das Zustandekommen des Arbeitskammer gesetzes ist durch die Einschließung der technischen Be amten in das Gesetz gefährdet, jedenfalls wird der Entwurf vorläufig nicht verabschiedet werden können, ähnlich liegt die Situation beim Reichskaligesetz, doch soll versucht werden, dieses Gesetz noch vor der Vertagung zu verabschieden. Nach dem Stande der Kommissionsberatungen ist auch ausgeschlossen, die Strafprozeßnovelle und die Strafprozeßordung vor der Vertagung ins Plenum zu bringen und die für den Entwurf über die Ent lastung des Reichsgerichts einzusetzende Kommission wird ihre Arbeiten in so schnellem Tempo nicht zu erledigen vermögen, daß dieses Gesetz noch im April vom Plenum verabschiedet werden kann. Die proßtfche Wahlrechtsvorlage. In parlamentarischen Kreisen ist die Meinung verbreitet, daß bei der nochmaligen Beratung der Wahlrechtsoorlage nach Ostern im preußischen Abge ordnetenhause nochmals Versuche gemacht wer den sollen, die Vorlage nach den alten freikonser vativen und nationalliberalen Anträgen umzuän- ücrn, und zwar durch ein Kompromiß zwischen den Fraktionen. Wie wir aus parlamentarischen Kreisen hören, ist an neue Verhandlungen nicht zudenken. Diese Verhandlungen würden kaum zu einem befriedigenden Resultat führen und nur das endgültige Zustandekommen der Wahlrechtsvorlage verzögern. Das Herrenhaus will noch in der zweiten Aprilwoche die erste Lesung der Wahlrechtsvorlage be ginnen und die Schlutzlesung noch vor Himmelfahrt er ledigen. Dies läßt sich aber nur ermöglichen, wenn die Vorlage bis zum 14. April dem Herrenhause vor liegt. Man will im Abgeordnetenhause die Wahl vorlage deshalb in der Schlußberatung unverändert lassen und die Stellungnahme des Herrenhauses ab warten. Man rechnet damit, daß das Herrenhaus die Theater, Kunst unü Mllenlchakt. Sirlnübergs „Ottern". (Uraufführung im Berliner „Hebbel- Theater": 24. März 1910.) Die dichterische Kühnheit in August Strindbergs ..Ostern" — man sah das Passionssprel in mäßig be wegter Aufführung durch die „Literarische Gesell schaft", die sich das „Hebbel-Theater" für den Vor abend des Karfreitags geliehen hatte —, Strindbergs Dichterkühnheit in diesen drei schweren, mühevoll klingenden, niederdrückenden Aufzügen bleibt das Uebertragenwollen des Passionssymbols für ein spätes, skeptisches Geschlecht. Die Deutung der Dul derbotschaft im Zeitalter der Maschinen, der Titanen wille eines Dichters, der die Wunder und Legenden einer fernen, heiligen Mystik noch durch zitternde Telephondrähte hört. Es ist die Leidenspassion des Göttlichen, die unter die Menschen im Alltag tritt, damit sie auch dort noch einmal die ewige Interpre tation finde, die allen gilt, und wiederum ein Vorbild werde. Nichts als Leiden in den drei Akten: das schwere Leiden um der Schuld eines anderen willen. Elis' Vater, der im Gefängnis büßt, bat Mündelgelder veruntreut. Und Elis büßt mit, die Schwester trägt um des Vaters Tat ein Martyrium, Elis verlobte Christine. Dunkel geht überall des alten Heyst Schuld mit, nirgends eine offene Anklage gegen die, die schuldlos blieben, überall indes eine versteckte Abwehr und ein geheimes Verwehren, — dunkel sind alle Wege der Heysts: sie dürfen nicht mehr in der Sonne stehen. Und es ist ein Passtonsweg für den Lehrer Elis, daß er in seiner Schule den Jungen gegenüver- sitzt, die der Vater betrog, es ist ein Passionsweg, daß er noch einmal all die Prozeßakten durchgehen soll, um die Verhandlung noch vor's Reichsgericht zu drin gen, das den Verurteilten wiederum verurteilen wird, da er ja selbst gestand. Ein Formfehler, meint die alte Frau Heysts die sich eine Lebenslüge zimmerte, wird da« erste Verfahren gegen den Gatten umfloßen und Befreiung bringen. Karfreitaastimmung. . . . Alles lastet schwer auf Eli«, alles erdrückt, alles ver nichtet ihn: daß Christine mit dem „treulosen Freunde'^ in ein Karfreitagskonzert will, Christine, die sein einziger Halt ist, daß die Schwester Halo am Vorlage ganz ohne Abänderungen kaum annehmen wird. Beigelegter Streik. Difserdingen, 26. März. (Tel.) Der Ausstand der 250 Hochofenarbeiter ist durch Vermitte lung des Distriktskommissars und des Bürgermeisters beigelegt worden. Den Arbeitern ist eine Lohn aufbesserung von 40 Pfennig pro Tag und zwei Ruhe tage im Monat gewährt worden. Das neue italienische Kabinett. Rom, 26. März. (Tel.) Die Neubildung des Kabinetts hat Luzatti nunmehr endgültig übernommen. Facta soll das Portefeuille des Innern und Martino das des Aeußern über nehmen. Die Mehrzahl der andern Portefeuilles soll den bisherigen Inhabern verbleiben. Ein verurteilter Liquidator. Die französische Regierung beeilt sich, ihr Ver sprechen, unredliche Liquidatoren mit aller Strenge zu bestrafen, einzulösen. Es liegt bereits ein erstes Ur teil der Gerichte vor: Paris, 26. März. sTel.) Das Appellationsgericht zu Amiens verurteilte den Liquidator der Kongregationsgüter Desreumeau zur Zurück- erstattung des von diesem ungebührlich hoch be rechneten Honorars und der Kosten im Betrage von 450 000 Franken. Beurlaubung Iswolskis. Petersburg, 26. März. (Tel.s Iswolski wird vom Zaren einen dreiwöchigen Urlaub erhalten. Der Minister wird in der nächsten Woche nach Mün chen reisen, wo er einen Arzt konsultieren wird. Iswolski leidet an Ueberanstrengung. Zur Reise König Peters. Petersburg, 26. März. (Tel.) Der König von Serbien besuchte gestern alle berühmten Kirchen und Kloster und legte au den Gräbern der beiden Zaren Alexander silberne Kränze nie der. Die russische Presse lobt den König von Serbien als den liberalsten Herrscher der slawischen Länder und wünscht, daß Rußland alle dieselben inneren Freiheiten bekommt wie Serbien. Die rus sische Presse verlangt, daß Serbien gestützt werde, da es wegen seiner geographischen Lage nicht vor den allgemeinen Feinden des Slawentums geschützt sei. Demission des montenegrinischen Kabinettschefs. Cetinje, 26. März. (Tel.) Hier verlautet, der Kabinettschef Pomanowitsch habe demissio niert wegen Differenzen, die zwischen ihm und dem Kronprinzen Danilo entstanden find. Der Kronprinz wird nach dem Fürstenjubiläum eine längere Europareise antreten. Angriffe auf Roosevelt. Wie wir bereits in der heutigen Morgennummer mitteilten, hat die englandfreundliche Rede Roosevelts in Khartum die Aegypter sehr verstimmt. Dazu er- fabren die Londoner „Times" aus Kairo noch folgendes: Die ägyptische nationale Presse greift Roose velt heftig an wegen der günstigen Erklärung, die er über die englische Sudanverwaltung gemacht hat. Man befürchtet, daß diese Unzufrieden heit sich Luft machen wird gelegentlich der Rede, die Roosevelt inderägyptischenllniversität halten wird. Deshalb sind für nächsten Montag, den Tag, des Vortrages, bedeutende Truppen massen zusammengezogen worden, um allen Even tualitäten gewachsen zu sein. Die Eisenbahnlinie ist durch Truppen besetzt. Tsgeschranik. Brennendes Warenhaus. 15 Personen getötet. Chicago, 26. März. (Tel.) Eine Feuersbrunst zerstörte gestern das Warenhaus der Fish Furnishing Company, wobei 15 Per sonen in den Flammen umkamen. Paris, 26. März. (Tel.) Zu dem Brande in dem Warenhaus der Fish Furnishing Company wird dem „N. P. Herald" noch aus Chicago gemeldet: Im ganzen sind 15 Personen ums Leben ge kommen. An 20 bis 30 Personen sind mehr oder minder schwer verletzt. Das Waren haus steht in der Wawash-Avenue, nicht weit von der See entfernt. Es wird stark von der Arbeiterbe völkerung besucht. Im Augenblick, als das Feuer in dem 11 Etagen hohen Gebäude ausbrach, befanden sich zahlreiche Besucher in demselben. Man glaubt, daß etwa 10 000 Menschen in dem Gebäude anwesend waren. Glücklicherweise brach das Feuer nicht in der ersten, sondern in der dritten Etage aus, wo Bettzeug verkauft wird. Die Holztreppen, die nach den andern Stockwerken führten, wurden vom Feuer ergriffen. Alle in der 3. Etage anwesenden Personen mußten sich entschließen, aus dem Fenster zu springen. Hier bei kamen fünf Personen zu Tode, «ährend andere zehn in den Flammen umkamen. Eine Anzahl Personen wird noch vermißt, und man nimmt an, daß sie zur Zeit des Brandes in dem Warenhaus anwesend waren und unter den Trümmern begraben liegen. Mehrere der Verletzten dürften kaum mit dem Leben davonkommen. Berhasteter Schwindler. Aachen, 26. März. sTel.) Die Kriminal polizei hat einen internationalen Schwindler, der angeblich Müller heißt und aus Mülheim a. Ruhr stammt, verhaftet, als er bei einem Postamt eine Anzahl Postanweisungen, die an geblich für ihn eingegangen sind, abholen wollte. Familiendrama. Trier, 26. März. (Tel.) In dem zu Trier ge hörenden Orte Spitzmühle hat der Brauer Detter in vergangener Nacht seine beiden Kinder, einen Knaben von elf Jahren und ein Mädchen von fünf Jahren, durch Halsschnitte mit einem Rasier messer getötet. Dann legte der Vater selbst Hand an sich und verletzte sich schwer. Die Mutter der Kinder liegt seit Jahresfrist im Krankenhaus. Liebesdrama. Kaiserslautern, 26. März. (Tel.) Die „Pfälz. Presse" meldet Der 26jährige Eisenbahnvor arbeiter Georg Stalter erschoß seine Ge liebte, die 28jährige Wirtin Luise Schlosser, und sich selbst. Beide wohnen in Neustadt (Haardt). Er hinterläßt drei und sie fünf Kinder. Eine Oelfabrik in Flammen. Marseille, 26. März. (Tel.) Die Magazine einer Oelfabrik, in denen sich 15000 Zentner Oelkerne befanden, brannten heute nacht nieder. Der angerichtete Schaden beträgt über eine Mil lion Franken. Die Jtalienreise des Kölner Mannergesangvereins. Mailand, 26. März. (Tel.) Gestern nachmittag 6 Uhr sind 150 Mitglieder des Kölner Männer gesangvereins hier eingetroffen und wurden von der deutschen Kolonie herzlich empfangen. Abends fand zu Ehren der deutschen Sänger im Skalatheater ein Konzert statt. Der Aetna in Tätigkeit. Catania, 26. März. (Tel.) Die Hauptaus flußstelle der Lava befindet sich am Fuße des Monte Castel-Lacco, ungefähr fünf Kilometer vom Zentralkrater entfernt. Der Lavastrom, der 100 Meter bis einen Kilometer breit ist, legte heute jede sieben Minuten ungefähr 4)H Meter zurück und ist nur noch 3 Kilometer von Borrello entfernt. Die Lava istsoheiß, daß man sich ihr auf höchstens 40 Meter nähern kann. Von dem Präfekten wurden Wagen nach Borrello gesandt, um den Wegzug der Einwohner zu erleichtern. Eine unmittelbare Gefahr besteht für die bewohnten Teile des betroffenen Ge biets nicht. Sus Leipzig UN- Umgegenü. Leipzig, 26. März. Wetterbericht der König!. Sächs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für Sonntag, den 27. März 1910. Nordwestliche Winde, zeitweise aufheiternd, kühl, kein erheblicher Niederschlag. Pöhlberg: Dor- und nachmittags starker an haltender Rebel, starke Schneedecke bis Annaberg, fester, guter Weg, Bäume stark mit Rauhfrost be hangen. Fichtelberg: Nachts schwacher Nebel, gure Schlittenbahn bis in die Täler hinab, starker an- haltender Reif, großartiger Rauhfrost. * * Verlegung einer Straßenbahnhaltestelle. Mit der Verlegung der Straßenbahnhaltestelle in der Erimmaischen Straße (vor dem Schneider- schen Eeschäftslokale) für die nach Gohlis fahrenden Wagen von dort nach dem Handelshofe (Ecke der Reichsstraße) hat sich der Rat einverstanden er klärt. * Postdienst an den Osterfeiertagen. Die Post schalter sind an beiden Osterfeiertagen nur von 8—9 und 11—12 Uhr geöffnet. Am ersten Osterfeiertage findet eine einmalige Brief-, Geld- und Paketbestel lung, am zweiten nur eine einmalige Briefbestellung statt. * Leipziger Kunstverein. Neben dem künstlerischen Nachlaß des im vergangenen Frühjahre verstorbenen bekannten Worpsweder Landschaftsmalers Fritz Overbeck, dessen Werke in den verschiedenen Sälen des Kunstvereins Aufstellung gefunden haben, hat eine Sonderausstellung von Ernst Liebermann in München im Oberlichtsaale Platz erhalten: Land- Geist erkrankte, seit des Vaters Schicksal niederbrach, daß auch noch Lindequist in die Stadt herunterzog, dem alles gehört, was die Heysts noch besitzen, und der alles jetzt nehmen wird. . . . Am Karfreitag aber geschah das Schwerste. Eleonore brachte eine Osterliue mit ins Haus, und die Zeitungen, nach denen alle voll Grauen in unbestimmter Ahnung fragten, melden den Diebstahl, der im benachbarten Blumenladen geschah. Und dann kommt wirklich Lindequist. Vor dem ent setzten Sohn zerfällt die Lebenslüge der Mutter. Sie wär mitschuldig am Verbrechen des Gatten, sie hätte mitbüßen sollen. Wenn Elis sich beugt, wenn er die Hoffart läßt und zum Landeshauptmann zu gehen verspricht, den er bislang mied und haßte und in an derer Ueberzeugung befehdete, will Lindequist der Mutter Schuldoeweis vernichten. Und Elis beugt sich. Auch den Dankbrief an Petrus, den „treulosen Freund", den er verkennt, wird er schreiben, und Lindequist erläßt ihm um diesen Preis auch den Schuldschein. . . . Und alles wird hell: der Ostermorgen naht. . . . Lindequist ist der böse Riese nicht mehr, er schreckte nur die Kinder und beschenkte sie dann. In Reinheit steht plötzlich auch Eleonore da: der Blumenhändler kam, um sich zu entschuldigen. Er hatte das Geldstück später gesunden, das Eleonore im verlassenen Laden, als sie die Lilie mitnahm, hingelegt hatte, ohne ein Wort davon zu sagen. Und immer Heller wird die Helligkeit: jetzt kommt's auch heraus, daß Christine mit ins Konzert gegangen war, weil dort Elis' .treu loser Freund mit einer anderen sich verlobte. Strah. lend kommt die Sonne über den Garten herauf. Der Passionsweg ist zu Ende beschritten. Ostersonn«, Ostermorgen. — Ungeheuer die Zähigkeit von Strindbergs Ueber tragenwollen biblischer lleberlieferuna, ungeheuer die Kraft seiner Unerbittlichkeit. Die Uebertragung vom Biblischen ins Bürgerliche und zugleich die Erhöhung des Bürgerlichen ins Rernmenschliche. Aber doch nur ein „Passionsspiel": kein Drama. Zustandschilderun gen, Unfreiheiten, eine Sinfonie ständig wiederholter, gleich abgetönter grauer Qual. Die Unfreiheiten nicht nur in den Helden selbst: auch der Dichter hat sie. In den Bibelanklänaen, arff den gewaltsamen Wegen, wo an die göttliche Passion die menschliche, geringe im Hause Heyst erinern soll. Der Techniker Strindberg löst die Szenen ab, unbekümmert um die Monotonie, die sie immer auf gleiche Art aufreiht. Und sichtbar, tiefspürbar über den drei Akten das I Jbsensche Geheimnis. Wie die Stimmungen, wie die Menschen langsam in ihren schweren Grübeleien tasten. . . . Auch Frau Heysts Lebenslüge ist nur ge- I schickt variierter Ibsen. Zwei Akte lang. Zuletzt erst erweist sie ganz die Abkunft aus August Strindbergs Reich: wie oie Lüge ganz als das äußere Gewand ab fällt und nur die Frau als Mitverderberin des Man nes dasteht. Lindequist, der geheimnisvoll ums Haus geht, ein Mann, der mit dem Schicksal aller in den Händen wie aus der Fremde kommt: auch das ist Ibsen. Auch er wird einmal nur Strindbergs Red ner: wie sein quälender Pessimismus höhnisch sein gutes Recht machtlos, hilflos gegen Schein und öffent liche Meinung aufgibt. . . Dann wird der aufgehellte Himmel zum Sprelausklang wirkliche Befreiung. Selbst Eleonores Symbole (dem staunenden Benjamin mit der ganzen schwedischen Märchentnnigkeit erzählt) drückten an oer visionären Kranken. Kein Drama, — nur ein „Passionsspiel": nicht nur auf der Bühne atmete man auf, als endlich der Ostermorgen leuchtete, die Passion vollendete und siegte. . . . Xuri I'r. Norvaü. * * Das Hallesche Stadttheater veranstaltet, wie uns aus Halle telegraphiert wird, vom 2. bis 8. Mat Festspiele großem Stils. Zur Aufführung ge längen Wagners „Ring der Nibelungen" und „Die Meistersinger". Sämtliche Hauptpartien sind mit be rühmten Gästen besetzt. Der „Ring" wird in der Besetzung der Banreuther, der ..Meistersiinger" in der Besetzung der Münchener Festspiele gegeben. * Münchener Theater. Man schreibt uns aus München: Im Schauspielhaus vermochte Nathansens Schauspiel „Daniel Hertz" nicht besonders zu interessieren und der Beifall, der wohl zunächst der Darstellung galt, fand am Schluß Widerspruch. Das Stück hat gewiß große Feinheiten, aber der Konflikt zwischen Vater und Sohn ist nicht tief genug, um uns besonders aufzuregen oder mitzureinen. Man weiß nicht, für wen man eigentlich Porter ergreifen soll, und das muß man können, wenn der Kamvf oben auf der Bühne in uns widerhallen soll, wie das auch nicht sofort klar ist, auf welche Art der Sohn eigentlich in diesen Gegensatz zu seinem Vater und in die Kampfstellung als Führer der Streiken den geraten ist. Man kann sich das erst so nach und nach zusammenreimen, aber dadurch kommt etwas Unruhiges, Zerrissenes in das Ganze, das der dramatischen Wirkung einigermaßen Abbruch tut. Immerhin aber sind die künstlerischen Qualitäten des Stückes unverkennbar, sie fanden aber beim Schauspielhauspublikum, das sich offenkundig langweilte, nicht das nötige Ver ständnis. Die Darstellung war glänzend. — Iosefinc Glöckner, die bald mehr in München ist als in Wien, verabschiedete sich im Volkstheater unter den üblichen Ovationen und Blumenspenden als Försterchristel. U. d. * Ein modernes Theater in New Pork. Die amerikanische Metropole, die bereits die theaterreichste Stadt der Welt ist, wird in wenigen Wochen wiederum ein neues Theater besitzen, an dessen Vollendung bereits eifrig gearbeitet wird. Die neue Bühne wird in der 39. Straße von der großen Schubert-Theater gesellschaft errichtet, die in den vereinigten Staaten mehrere Dutzend Theater besitzt. Wie das kürzlich eröffnete Mäxine Elliott-Theater wird auch diese neue Bühne ihren Namen von einer großen Schau spielerin empfangen: sie wird Nazimova - Theater heißen. Die besonders in Amerika berühmte russische Schauspielerin wird das Theater mit einer Ibsen Aufführung eröffnen, und Ibsen ist es auch, der hier das Repertoire beherrschen soll. Die ersten drei Werke, die im Nazimova-Theater in Szene gehen sollen, sind , Klein-Eqolf", „Frau Inge auf Ocstrot" und die „Wildente". * Zeitschriften. Die neueste Nummer der von Herwarth Walden herausgegebenen Wochenschrift „Der Sturm", die ein wirkliches, großzügiges Kultur organ ist, enthält folgende Beiträge: Lob der Kor ruption von Stefan Wronski: Bildung von Robert Scheu: Stil von Karl Kraus: Gedichte von Else Lasker-Schüler: Die Hochzeit des Gilles de Rais von Adolf Lantz: Karl Lueger von Robert Scheu: Berliner Zukunftsopcrn von Wilhelm Altmann: Höfliches Bekenntnis von St. W.: Der Dalai-Lama von R. R.: Zirkus-Pan tomime von Alfred Döblin: Neue Bücher von Rudolf Kurtz. ' Klein« Chronik. „Leutnant der Re» lerve" Lustspiel in 3 Akten von Mar Neal und Franz Wolff, das bei seiner Uraufführung in Magdeburg einen durchschlagenden Heiterkeitserfolg errang, gefiel auch bei seiner Premiere am Stadt theater in Bernburg dem Publikum ausnehmend gut.
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