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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.03.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-03-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100324011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910032401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910032401
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-03
- Tag 1910-03-24
-
Monat
1910-03
-
Jahr
1910
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Amtsblatt dos Rates und -es Volizeiamtcs -er Stadt Leipzig. ^in;cio,en-').rcts Utr Inserate au« reivilg nn» Umgebung di, Sgelvaltene SV mm breite Petit,eile 25 4, di« 74 mm breite üieklame,eile l von autwärt» UV Reklamen l.Ll Inserate von Behörden m amllichen Teil di« 74 mw lrrite Petit,eile 4>) H. S>eschäit«an^,qen Mit P Ldvorlchrtllen und i» der Adendausaabe im Prene erbadl. Rabalt nach Taris. Bcilagegeb^hr S ^tk p. Tausend exkl. Postgedühr. Fr st erteilt« Aulträge können nicht zurück gezogen werden. Für da« etricheineu au beslimmteu Tagen und Plätzen wird leine Garauti« übernommen. Anzeigen.Annahme: vuguüuäplatz 8, bei sämtlichen Filialen u. alle» Annoncen- iLxpeditlonen be« Zu- und Äuilandc«. -anvl-Silial« Berlin: Carl Duiicke, Ker>oal. Bmr. Hofbuch» Handlung, Lützowstiatze 10. lTe.eobon VT. -Ur. 4Mö). Pauvt-Filiale Lreäden: Serltratze », t lTelepdon 462T). 104. Jahrgang Nr. 82 Donnerstag, üen 24. März 1910. Vas wichtigste. * Die außerordentliche Generalver sammlung des DeutschenArbeitgeber- bundes für das Baugewerbe beschloß ein stimmig, der Arbeiterschaft ein Ultimatum zu stellen, in dem der einheitliche Abschluß des Vertrages, sowie das Fe st halten an der Akkordarbeit gefordert wird. (S. Lpzg. Ang.) * Der englische unionistische Frei handelsklub hat sich infolge von Meinungs verschiedenheiten aufgelöst. An seine Stelle trat eine „Konstitutionelle Freihandelsvereinigung". * Zwischen dem revoltierenden Araber st amm Montefik und regulären türkischen Trup pen haben am Euphrat schwere Kämpfe stattgefunden; dabei soll es beinahe 1000 Tote und Verwundete gegeben haben. * Auf dem Zahresbankett der amerika nischen Friedensliga hielten Präsident Taft und der deutsche Botschafter Graf Bern stor ff Ansprachen. (S. Ausl.) * 35000 Straßenbahnarbeiter und Weber in Philadelphia haben dieArbeit wieder ausgenommen. (S. Ausl.) Das Balkan-Abkommen. Herbert Eulenberg sagt in einem der liebens würdigen kleinen Aufsätze, die er unter dem Titel „Schattenbilder" vereinigt hat, man könne die Politik als „die Kunst, schön zu lügen" definieren. Wenigstens für denjenigen Teil der Politik, den man „Diplomatie" nennt, hat diese Definition eine gewisse Berechtigung. Man empfindet es, wenn man das russische Tom- munique über die österreichisch-russische Ver ständigung liest. In diesem Communiqus heißt es, daß zwischen Rußland und Oesterreich-Ungarn hinsichtlich der Balkanangelegenheiten volle Uebereinstimmung in den politischen Grund sätzen bestehe. Wenn dem wirklich so wäre, so könnte man in ganz Europa illuminieren und alle diejenigen, die die Aufrechterhaltung des Friedens wünschen, müßten Beiträge zu Statuen für den Grafen Aehrenthal und den Herrn v. Iswolski zusteuern. Die volle Uebereinstim mung sieht in Wirklichkeit etwa so aus: Rußland strebt danach, einen Balkanbund zu schaffen, durch welchen der österreichisch ungarischen Monarchie die Expansion nach Süd osten unmöglich gemacht werden soll. Der Zar der Bulgaren hat bereits in Petersburg die Intentionen des russischen Alleinherrschers ent gegengenommen und König Peter von Serbien eilte zu dem gleichen Zwecke nach der nordischen Hauptstadt. Rußland hofft, die Türkei in diesen Balkanbund einbeziehen zu können, und König Ferdinand ist vermutlich ersucht worden, bei seiner Anwesenheit in Konstantinopel das Terrain zu sondieren. Rußland nennt dies: Sorge für die Aufrechterhaltung des Status guo. Außerdem besteht der alte Wunsch fort, daß dem Zarenreiche die Dardanellen geöffnet werden möchten. Oesterreich ist seit dem Jahre 1866 auf die Expansion nach dem Südosten angewiesen. Diese Tendenz ist dadurch verstärkt worden, daß die Italiener auf den westlichen Teil des Bal kans Ansprüche erheben und es als ein Ziel der nationalen Politik bezeichnen, die Adria zu einem italienischen Meere zu machen. Graf Aehrenthal hat seine Amtszeit damit inaugu riert, daß er ausgedehnte Bahnverbindungen durch den Balkan plante, die Oesterreich-Ungarn dem Osten annähern sollten. Dann ist die Annexion Bosniens und der Herzegowina er folgt und eine umfassende Reorganisation des Heeres deutet darauf hin, daß Oesterreich sich stark machen will, um die Gelegenheit zu nützen. Diese Gelegenheit wird, wenigstens was Serbien anbetrifft, vermutlich in nicht allzu langer Zeit eintreten. Wir glauben nicht, daß der Besuch am Zarenhofe die Dynastie des Königs Peter zu retten vermag. Vielleicht ge lingt es dem König, sich bei Lebzeiten im Be sitz seiner Würde zu erhalten; nach seinem Tode aber bricht sicher das Chaos herein. Oesterreich versteht den rtatus guo auf dem Balkan so, daß es allmählich, wie die Gunst der Stunde es ge währt, nach Südosten vorzudringen vermag. Es wünscht also ungefähr das Gegenteil von dem, was Rußland wünscht. Trotzdem erklärt das Communiquö, daß volle Uebereinstimmung zwischen den beiden Mächten bestehe. Die Verhandlungen, die diesem Communiqus vorausgingen, waren ein Kreuzen der Waffen- Rußland wollte Oesterreich auf eine Erklärung festlegen, daß der etatus guo auf der Balkan halbinsel gewahrt werden müsse, und es wollte zu diesem Abkommen „andere interessierte Mächte hinzuziehen". Diese anderen interessierten Mächte wären natürlich Frankreich und England gewesen, und der Plan des Herrn von Iswolski war wiederum der, Oesterreich einem euro päischen Areopag gegenüberzustellen. Mit einer solchen Ordnung der Dinge wäre Oesterreichs Bewegungsfreiheit sich natürlich verringert und es wäre eine Art internationaler Vormundschaft konstituiert worden. Diesen Forderungen wich Graf Aehrenthal aus. Damit man aber nicht etwa aus seiner Haltung den Schluß ziehen könne, daß er den Balkanfrieden zu stören beabsichtige, erklärte er in einem Communiqus, daß Deutschland und Oesterreich die Erhaltung des rtatus guo im nahen Orient anstreben und die Konsolidierung der Türkei mit ihren Sympathien begleiten würden. Auf diese Weise war seine Gesinnung einwandfrei festgestellt und zu gleicher Zeit hatte er den Anschein vermieden, als habe es einer An regung oder gar eines Druckes von russischer Seite bedurft, um eine solche Erklärung zu er reichen. Oesterreich bewahrt sich die freie Hand; es ist aber bereit, von Augenblick zu Augenblick hinsichtlich der einzelnen Fragen, die etwa auftauchen, mit den anderen Mächten, das heißt also in erster Linie mit Rußland zu ver handeln. Mit dem Erreichten können eigentlich alle Beteiligten zufrieden sein. Herr von Iswolski hat dem Auftrage des Zaren, die Beziehungen zu Oesterreich zu verbessern, entsprechen können. Graf Aehrenthal hat sich wieder einmal als ein geschickter und vorsichtiger Diplomat bewährt. Es ist ihm geglückt, der Falle, die sein liebens würdiger Kollege ihm stellte, zu entgehen, und doch hat er das Resultat nicht kompromittiert, was ja auch ihm wichtig sein mußte. Für Europa endlich ist es immerhin von Bedeutung, daß die normalen diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Kaiserreichen wieder her gestellt sind, denn immerhin vermindert sich hierdurch die Gefahr, daß ein Balkanbrand aus brechen könne. * Line oMziöle wiener Stimme. * Wien, 23. März. (Tel.) Das „Fremden blatt" bespricht die amtlichen russischen und österreichisch-ungarischen Kundgebungen über das Ergebnis der Verhandlungen, die seit einigen Monaten zwischen Wien und Petersburg ge führt wurden und bezeichnet es als besonders wichtig, daß die Wiederanknüpfung des Drahtes zwischen Wien und Petersburg auf Grund vor- yergegangener Besprechungen' geschah, woraus sich die Uebereinstimmung der Politik der beiden Mächte ergab. „Es zeigte sich", so schreibt das Blatt, „daß zwecks Wiederherstellung normaler Beziehungen die Feststellung der all gemeinen Gleichartigkeit in der Politik der beiden Mächte genügte. Ein Abkommen lag von vornherein nicht in unserer Absicht und war nach unserer Auffassung schon wegen der gänzlich veränderten Verhältnisse in der Türkei überflüssig, worauf ja auch die russische Kund gebung nachdrücklich hinweist. Sowohl die künf tige internationale Stellung des Ottomanischen Reiches, wie die offenkundige Tatsache, daß es stark genug und willens sei, die Besitzrechte aus eigener Kraft aufrechtzuerhalten, bieten wohl eine hinlängliche Gewähr für den ttstn? guo im Orient, der anderweitiger Garantien nicht bedarf. Während also eine formale Entente für nicht notwendig erachtet wurde, wird man anderseits mit dem erzielten Resultate zufrie den sein." O was lagt Frankreich üazu? (Von unserem Pariser ^.-Korrespondenten.) * Pari», 22. März. Die russisch-österreichische Verständigung wird in der französischen Prelle lebhaft kommentiert. Das Pariser Äeußere Ministerium verriet seit einigen Wochen eine gewisse Nervosität, da es aus Petersburg nicht vollkommen klare Aus künfte über den Endzweck der mit Wien schwe benden Verhandlungen erhalten hatte; Herr Iswolski hat mit seiner etwas eigenartigen Diplomatie schon wiederholt seinen französischen Kollegen Vichon überrascht, besonders in der Zeit der Annexion von Bosnien und Herze gowina. Manche Zeitungsnoten, die auf den Quai d'Orsay zurückzuführen waren, verrieten, daß man in Paris den Abschluß eines russisch österreichischen Vertrags nicht für unmöglich hielt; eine nicht geringe Verärgerung sprach aus den Noten und auch der Wunsch, die Aus söhnung im Osten zu Hintertreiben, falls sie zu weit gehende Ziele verfolgen sollte. Noch am Sonntag wußte man in Paris nichts Bestimmtes, und der „Temps" ließ sich gar aus Rom ein Dementi telegraphieren: die russisch-öster reichische Verständigung wäre nicht zustande gekommen! Heute ist man sehr zufrieden: Die gesamte Presse konstatiert, daß Rußland und Oesterreich-Ungarn vor allem ihren Friedens wunsch zu erkennen geben wollten. Die Republik hat kein Interesse an einem Krieg wegen der Balkanfrage. Sie hat jedoch ein J'nteresse daran, daß die Aussöhnung nicht bis zu einem Bündnis getrieben wird. lieber beides hat sie Herr Iswolski beruhigt. Somit müßte er in Paris nur lobende Kommentare finden — er begegnet aber einiger Ironie! Seine Eile, das Resultat zu verkünden, der Lärm, den er darum macht, erscheint „außer Proportion". Der „Temps" schreibt: „Der Eindruck ist wider spruchsvoll. Gewiß, Rußland und Oesterreich- Ungarn beurteilen die Balkanlage in der selben Weise; man sagt es uns uud wiederholt es und das ist schon etwas wert. Hätte man andrerseits beim Verzeichnen dieser Ver ständigung nicht etwas weniger Tinte fließen lasten können? Diese „mündlichen Noten" werden respektlosen Leuten, zu denen wir nicht gehören, das Wort einer jüngst ge spielten Komödie in die Erinnerung rufen: „Nichts gleicht mehr der Unterhaltung zweier siebenjähriger Kinder als die Unterhaltung zweier Staatsoberhäupter" oder ihrer Minister. Der traditionelle Apparat der Diplomatie ist sehr ehrwürdig. Man muß aber gestehen, daß er nicht mehr zeitgemäß ist. Die russisch - öfter- reichischen Besprechungen Hinterlasten den Ein druck der Unbehaglichkeit. Wir heben auch einige Widersprüche hervor. Die österreichisch ungarische Regierung sagt, daß sie den Prin zipien von 1897 treugebUeben ist — mit andern Worten, dem ttatus guo. Aber zwischen 1897 und 1910 hat sie den ttatus quo verändert. Diese Art von Garantie des statrm guo kann nur mit Zurückhaltung angehört werden." — Die „Dö- bats" meinen: „Diese Berufung auf die Prin zipien von 1897 geben uns das Recht zu sagen, daß die österreichische Politik im Balkan mit derselben Aufmerksamkeit wie in der Vergangen heit verfolgt werden muß. Die Annäherung führt, für den Augenblick wenigstens, nur zur Wiederaufnahme normaler diplomatischer Be ziehungen. Das ist nicht viel. Das Schweigen konnte unmöglich zwischen zwei Negierungen auf dem Friedensfuß ewig fortdauern. Diese Lage barg Gefahren in sich; wir beglückwünschen uns, sie verschwinden zu sehen. Im Grunde aber bleiben die Dinge wie sie waren." — Der „Figaro" sagt ebenfalls: „Der Inhalt der russischen Veröffentlichung ist recht mager. Man brauchte Wochen, tauschte Noten und Besuche aus, und um zu welchem Resultat zu kommen? Um sich zu sagen, daß man hinfort miteinander reden würde. Graf Äehrental sagte am 14. Mürz über den Status guo im Balkan: „Eine besonders feierliche Versicherung in diesem Sinne ist „also überflüssig". Man erfreue sich an der Ironie dieser Antwort! LanükM-Lrühjahrs-Znventur. Cuie Zusammenstellung über die vom Laichtag bis jetzt geleistete Arbeit und die noch zu erledigenden Aufgaben zeigt folgendes Bild: Einschließlich des Etats und des Rechenschafts berichts sind dem Landtage bis jetzt 24 königliche De krete zugcgangen, wovon 15 sich auf die Abänderung bestehender oder den Erlaß neuer Gesetze beziehen. Drei Dekrete sind durch Kenntnisnahme bzw. Vor nahme der darin verfassungsgemäß angeordneten Wahlen erledigt worden, von den übrigen sind die folgenden gänzlich verabschiedet worden: das vorläufige Finanzgesetz, der Personal- und Be soldungsetat der Brandvcrsicherungskammer und das Gesetz über Aenderung der Eerichtskostenordnung und der Kostenordnung sür Rechtsanwälte und Notare. Wegen des Nadelärbeitslehrerinnengesetzes, das in beiden Kammern angenommen worden ist, besteht noch die bekannte Differenz über die Verpflichtung zur Tragung der Pensionslasten. Größtenteils er ledigt ist das Eisenbahndekret, von dem nur in der Ersten Kammer noch ein Teil zu verabschieden ist. Alle übrigen Gesetzentwürfe befinden sich noch im Stadium der Beratung. Don den bei der Ersten Kammer ein gegangenen Gesetzentwürfen ist noch am weitesten zu rück der Entwurf, betr. die Errichtung der Dresdner Hypothekenanstalt, der noch in der Deputation steckt. Der Entwurf eines neuen Berggesetzes ist von der ersten Deputation fertig durchbcraten worden, und der von Prof. Dr. Wach-Leipzig erstattete Bericht wird in den nächsten Tagen erscheinen, da am 7. April sich das Plenum damit beschäftigen soll. Dom Plenum der Ersten Kammer erledigt sind ferner dos Dekret, betr. die Abrechnung über den Domänenfonds, und der Entwurf eines Gesetzes, betr. das höhere Mädchenschulwesen, die jetzt beide in den Deputationen der Zweiten Kammer sich befinden. Da nach 8 122 der Verfassung die auf Abgaben und Bewilligungsgegenstände sich beziehenden De krete zunächst der Zweiten Kammer zugehen müssen, so ist naturgemäß die Arbeit bei dieser mehr angehäuft. Erledigt und an die Erste Kammer ab gegeben worden sind augenblicklich die Novellen zum Pfandleihgesetz und zu den Pensionsgesetzen für die evangelisch-lutherischen Geistlichen, sowie die Gesetz entwürfe über die private Feuerversicherung und die Einwirkung von Armenunterstützung auf öffentliche Rechte. In der Gcsetzgebungsdeputation befinden sich der Gesetzentwurf, betr. die Landesbrandvcrsicherung- anstalt, worüber der Bericht in der nächsten Zeit zu erwarten ist, und der Gesetzentwurf über die Mädchen schulreform. Die Finanzdeputation hat zurzeit in Händen den Entwurf zur Abänderung des Gesetzes über die direkten Steuern (Schuldotationen), die Ab rechnung über den Domänenfonds und den Entwurf, betr. Erlaße, Stundungen und Nachsorderungen von Einkommen- und Vermögenssteuer. Die Beschwerde und Petitionsdeputation bearbeitet den Entwurf eines Gesetzes über die Eemeindeverbände, und die Rechenschaftsdeputation hat sich noch zu äußern über die Berichte, betr. Verwaltung und Vermehrung der Kgl. Sammlungen und die Verwaltung der Landes brandversicherungsanstalt. Zu diesem wahrlich nicht geringen Vorrat an Ar-, beitsstoff kommen nun noch die Initiativ anträge, deren Zahl sich diesmal außerordentlich hoch stellt, denn nicht weniger als 30 sind bis jetzt bei der Zweiten Kammer eingegangen, von denen aller dings zwei als durch anderweit gefaßte Beschlüße zu rückgezogen worden sind. Es sind dies der Antrag Kleinhempel (Natl.) auf Erlaß eines die Einwirkung von Armenunterstützung auf öffentliche Rechte regeln den Gesetzes, und der Antrag Castan (Soz.) auf Ein setzung einer besonderen Deputation für soziale An gelegenheiten. Die danach gebliebenen 28 haben fol gende Schicksale gehabt. Vollständig erledigt worden (durch Annahme in beiden Kammern) sind nur zwei, der Antrag Bauer (Natl.) auf Ausmachung einer Statistik über die Landtagswahlen von 1909, und der Antrag Dr. Niethammer (Natl.), betr. Verlegung des Epiphaniasfestes. In der Zweiten Kammer angenommen, aber der Behandlung in der Ersten Kammer noch zu unterwerfen sind die Anträge Hettner (Natl.), betr. gleichmäßige kurze Verjährung öffentlich-recht licher Abgaben, Brodaus (Freis.) auf Verkürzung der geschlossenen Zeiten und Abänderung der polizeilichen Bestimmungen über die Sonntagsfcier, Dr. Roth (Freis.) auf Neuregelung des Bcamtenrechts, sowie die verschmolzenen Anträge Opitz (Kons.) und Hettner (Natl.) aus Niedersetzung eines besonderen Aus schusses zur Vorberatung der Reform der inneren Verwaltung. In derEesetzgebungsdcputation der Zweiten Kammer befinden sich augenblicklich die Anträge Günther (Freis.), Hettner (Natl.) und Drescher (Soz.) auf Reform bzw. Aufhebung der Ersten Kammer, weiter der Antrag Günther (Freis.s auf Revision des Feld- und Forststrafgesetzes, und endlich der Antrag Clauß (Natl.) auf Vermehrung der Wahlkreise zum Landeskulturrat. Dagegen be arbeitet die Finanzdeputation die Anträge Günther (Freis.), betr. Fortfall der vier untersten Steuerstufen, Dr. Niethammer (Natl.) auf Ver einfachung der Ei-enbahnnerwaltung, Diener (Rcf.) auf Erhöhung des Fonds für die gewerblichen Ge nossenschaften und Friedrich (Kons.) auf Wieder einführung des Abrufens der Eisenbahnzüge auf allen Stationen. Der Rechenschaftsdeputation sind die Anträge sozialpolitischer Natur überwiesen worden, nämlich die Anträge Günther (Freis.) auf Heranziehung geschulter Arbeiter zur Eewerbeinspek- tion, Bär (Freis.) auf Einfübrung obligatorischer Beamten- und Arbeitcrauskchüste, Fleißner (Soz.), betr. Maßregeln gegen die Not durch Arbeitslosigkeit. Fraßdorf (Soz ), betr. Vergebung staatlicher Arbeiten nur an tariftreue Firmen, und Richter (Soz.), betr. Beseitigung der Abhängigkeit des Arbeitsverhält nisses von der politischen Gesinnung. Der ersten Beratung im Plenum harren demnach noch die Anträge Günther (Freis.) auf all jährliche Berufung des Landtags, Castan (soz.) und Günther (Freis.) auf Einführung des allgemeinen gleichen Wahlrechts, Bär (Freis.) und Drescher (Soz.), betr. das Berggesetz, Illge (Soz.), betr. Ersatz der in direkten Landessteuern durch direkte, und Lange (soz.) auf Regelung der Staatsunterstützungen für Volksschulen. Don diesen werden die Bergrechts anträge Bär und Drescher bei der Beratung der Berg gesetznovelle mit auf die Tagesordnung kommen, der Antrag Illge wird bei den Etatkapiteln 20 und 21 (Steuern- und Abgabenetat) mit behandelt werden, der Antrag Lange, betr. die Schuldotationen, wird seine Erledigung finden bei der Schlußberatung über Dekret Nr. 9. bett. Abänderung des Gesetzes über die direkten Steuern. Die noch übrigen drei Anträge haben weder Aussicht auf Annahme im Landtage, noch wird die Regierung ihnen zustimmen. Von den eingebrachten Interpellationen sind erledigt die freisinnigen Anfragen, betr. die Schiffahrtsäbgaben und die Fleischteuerung, die Ver handlung über die konservative, betr. Handhabung des Körgesetzes, steht noch aus. Zn erwarten sind noch von der Regierung ein Nachtraasetat im Betrage von 7 Millionen Mark, Vorlagen, betr. Bau der Bahnen Thcu- ma—Plauen i. D. und Klingenthal—Untersachscn- berg, ein Gesetz, betr. die neue Iproz. Anleihe an stelle der unbcgebenen 3pro;. Anleihe, sowie eine Vorlage, betr. Anrechnung des Militärjahres auf das Dien st alter der Richter. Dazu kommen noch die unerledigten Teile des Etats und des Rechen schaftsberichts und zahlreiche Petitionen. Daß dieser ganze Stoff bis Pfingsten aufgearbettet werden kann, erscheint sehr zweifelhaft.
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