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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 15.04.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100415013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910041501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910041501
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-04
- Tag 1910-04-15
-
Monat
1910-04
-
Jahr
1910
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sroe. 625« l>5aa. OOVL. 156 ü. ML. MS. 680« p'-r. 850 e. ü.- S. Z.-L L5ÜL. LWS. 0.-1. 2-—6. 5.50 ll. 8-42-7 8^85 S. 0.85 L. 0.65«. 0.S0L i-IS'-L >.2?^L L-«. 4.12 S. 5 «ns^z. isi-i. ?s.ior. I6.RS. «/»°r»- » l^I. ii. 1^8. ii. viisir» lb8Sa E 8VL5 6SLS Bezug--Preis Dr Lrtvzt, »nd Bororte durch uole« IrSaer und Spediieure 2mal täglich ins Hau« gebracht: vv H monatl., L.7v^r »ierteliährl. Bei unirrn Nilialni u. Au» aahmejlellen adgebol«: 78 monalU, <.tS »lerteliährl. Durch dle Volt: . lnnerhald Leulichiand« und der deutsche» ttolonie« «ierteiiäkri US» monatl. i.ev auäschl. Postdeslellaclb. ferner in Belgien, Dänemark, den Donaustaaten, Jlalien, Luremdurg, Niederlande, Nar» wegen. Oesterreich-Ungarn, Rußland, Schweden, Schweiz ». Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch di« Gejchäittiielle deg Blatte- erhältlich. Dc« Leivgige, lagedlatt erscheint 2 mal läglich. Sonn- ». Fet riag« nur morgen«. Avonne» enl-Bnnaüme i Augutkußplatz 8, hei unseren Drägern, Filialen. Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern und Briesträgern. Itngelveetauseprel« der Morgen» rutgad« 10 4z, der .'.dendaurgade » »h» htedakttvn und Geschäft«üeller Iohanniegasse 8. Lernsprechert 14892, 14693, 1469«. Morgen-Ausgabe. UtipIgcr TagMalt Handelszeitung. Amlsvkatt Les Rates und des Nolizeismtcs der Ztadt Leipzig. 2lnzeiqen-PreiS iär Inserate au« iteweig und Umgebung die ^gespaltene 50 mm breite Peritgeile 25 H, di« 74 mm breite Steklamezeile l von auSwärt« 30 Reklamen l.20 Inserate von Bchbrden m amtlichen Teil di« 74 mm irette Petitzeile 40 3^ Belchüttranzeigen mit P ayvorschristen and in der Abendausgabe im Preise erhöht. Rabat! »ach Larii. Pcilagegebübr 5 p. Dausen» exki. Postgebühr. Iesterteilte Auiträge können mcht zurück gezogen werden. Iür das ilrscheinen an bestimmten Dagen und Plätzen wird leine Garantie übernommen, Anzeigen-Annahmet Augufto«vl»tz 8, bei sämtlichen Filiale» n. allen Annoucen- itipedilionen des In» und Auslandes. Vauvt-Siltake Verls»! I«rl Du»cker. Her,ogl. Bayr. Hofbuch- bandlung, Lützowskiatze IL <Le.ephan VI, Nr. 4M3). Hauvk-Ftliale Dre-den: Seeslralie ., 1 (Telephon 4621). m. 103. /reilag, üen IS. April lSlv. l04. Ishrgsntz. Das Wichtigste. * Am heutigen Freitag erfolgt in den meisten Städten de« Deutschen Reiches die Aussperrung der Bauarbeiter. (S. Dtschs. R.) * Die Erste Kammer erledigte am Donnerstag die Entwürfe über Abänderungen der Pensions- gesetze für Geistliche und über das Pfand- leihgewerbe, sowie einige Rechenschafts, sachen. (S. Landtagsbericht.) * Die Zweite Kammer erledigte am Donnerstag nach langer Debatte die Etatkapitel Ordens- kanzlei, Ministerium des Innern, Kreis- und Amts Haupt Mannschaften. (S. Landtagsbericht.) * Der Reichstag überwies am Donnerstag den Entwurf über Entlastung des Reichsgerichts einer besonderen 21gliedrigen Kommission und nahm dann in erster und zweiter Lesung die Vorlage über Verlängerung des deutsch-schwedi schen Handelsvertrags an. (S- Reichstags- bericht.) * Der Deutsche Handelstag sprach sich in seiner Sitzung am Donnerstag gegen die Fern sprechgebühre nordnung und gegen die Kommisnonsbeschlüsse des Reichstags zur Aende- rung der Gewerbeordnung aus (S. d. bes. Art.) * Der Wahlkreis Lyck-Oletzko-Zohannis- burg des verstorbenen Reichstagspräsidenten Graf Stolberg dürfte nach den bis Donnerstag nacht vor liegenden Wahlresultaten in nationallibera le n Besitz übergehen. l». Letzte Dep.) * Der Kongreß der französischen Eisenbahn arbeiter hat eine Kommission ernannt, die über die Frage des Ausstandes beraten soll. * Das Exekutivkomitee hat nach der Abstimmung den Bergarbeitern in North umberland zur Wiederaufnahme der Arbeit geraten. sS Ausl.) * Bei dem in der Nacht zum Donnerstag er ¬ folgten Torpedobootsun glück wurde noch ein dritter Maschinist so schwer verletzt, daß er kaum mit dem Leben davonkommen dürfte. sS. Tageschronik.) * In dem Orte Böhmenkirch bei Geislingen (Württemberg) wurden durch ein Feuer zwei Straßen züge eingeäschert. sS. Letzte Dep.) SMslskunüe unL Reichslags-lluklülungen. Ls wird uns geschrieben: Der Reichstagsexzeß des Herrn v. Oldenburg hat s. Z. eine der beliebten Rundfragen ausgelöst. Diesmal waren die Befragten nicht Dichter, Künstler, Männer der Wissenschaft usw., sondern namenlose Subaltern-Offiziere, Studenten und Gymnasiasten. Das Thema der Frage lautete: „Darf der Kaiser nach dem Rezepte des Herrn v. Oldenburg durch einen Leutnant mit 10 Mann den Reichstag auseinandersprengen lasten?" Rund und nett gefragt. Die Antwort ist meist auch in äußerst runder Form gegeben, aber gar nicht nett: sie lautete nämlich: „Ja!" Der Urheber der Umfrage scheint sehr ent täuscht worden zu sein. Wir hatten keineswegs ein anderes Ergebnis erwartet. Wir fürchten sogar, wenn dieselbe Frage an den gewöhn lichen Kreis der Befragten gerichtet wurde, an die Dichter, Künstler, Männer der Wissen schaft usw., natürlich mit Ausschluß der Lehrer des Staatsrechtes, daß auch nicht viel Günstiges herauskäme. Wir würden übrigens nicht eine solche Ent wickelung des politischen Lebens in Deutschland für einen Jdealzustand ansehen, durch die das ganze Volk zu Biertischgesprächen über die Moda litäten einer Reichstagsauflösung befähigt würden, sondern im Gegenteil eine solche, welche derartige Unterhaltungen als „unaktuell" mög lichst bald und gründlich wieder aus der Welt schaffte, weil eben Auflösungen nicht mehr vor kämen. Wir denken nicht an ihre etwaige Abschaffung durch Verfassungsänderung. Das bedeutete eine Demokratisierung, die gar nicht einmal immer im Interesse der demokratischen Denkweise läge. Daß aber der heutige Gebrauch schlechthin eine unerträgliche Verzerrung des Verfastungslebens mit sich bringt, daß fast all unser Ach und Weh aus diesem einen Punkte herrührt, lehrt ein Blick auf die Veranlassungen und die Folgen der vier Reichstagsauflösungen, welche wir inner halb der kurzen Spanne von noch nicht 30 Jahren durchgemacht haben. 1878 wurde auf gelöst, weil der Reichstag das erste Sozialisten gesetz abgelehnt hatte, 1887 wegen Verwerfung des Militärseptennats, 1893 wegen Nichtver ständigung über eine andere Heeresvorlage, endlich 1906 wegen einer kolonialen Budget frage. Alle viermal hat die Wählerschaft jene Regierungsforderungen bejaht, welche das Par lament verneint hatte. Diese Willenserklärung abzugeben war die deutsche Wählerschaft aber durch kein anderes Mittel imstande, als da durch, daß sic zugleich die gesamte Gesetzgebung über alle möglichen Fragen für drei bis fünf Jahre in die Hände weiter rechtsstehender Politiker legte. Dafür, daß in den Jahren 1878, 1887, 1893 die Hunderttausende, welche damals die liberalen Fahnen verließen, weil sie in einer Einzelfrage die Entscheidung der Fraktion nicht billigten, wirklich jene Rechts schwenkung der Gesamtpolitik gewollt haben, liegt aber nicht der geringste Beweis vor: es ist vielmehr sehr unwahrscheinlich. Wer 1878 das Zustandekommen des Sozia listengesetzes wünschte, war darum noch lange kein Anhänger der neuen Schutzzölle, für die der von ihm gewählte konservative Abgeordnete eintrat: der freisinnige Wähler, welcher 1887 seiner Partei einen Denkzettel geben wollte wegen ihres taktischen Ungeschicks in Militär fragen, wurde gezwungen, zur Erreichung dieser Absicht Parteigruppen zu unterstützen, welche ihm später das Branntweinsteuergesetz und die Verlängerung der Legislaturperioden bescherten. Und wenn sowohl 1878 wie 1887 die ablehnenden Reichstagsvoten der Regierung nur gelegen /amen, weil sie eben sich eine gefügigere Mehr heit schaffen wollte, so lag doch 1893 die Ver stärkung der Konservativen durchaus nicht im Interesse Caprivis, dessen russischen Handels vertrag sie gefährdete. Jene Auflösung stellte sich vollständig als ein Referendum, als ein Appell an das Volk in einer Einzelfrage der Gesetzgebung dar. In ihrem Zwecke, in ihrer Wirkung ging sie weit über das Gewollte hinaus. Wäre es, um die Wiederkehr derartiger Vorgänge zu verhindern, nicht bester, solche Berufungen an das Volk in Einzelfragen als gesonderte Verfastungsinstitution einzuführen? Ein solches Referendum würde das gerade Ge genteil des schweizerischen sein. Dieses hat ne gative Tendenz: es bezweckt die Möglichkeit, vom Parlamente genehmigte Gesetzentwürfe nachträglich durch Volksabstimmungen zu Fall zu bringen. Die vorgeschlagene Form würde umgekehrt die Möglichkeit schaffen, vom Reichs tage in ihren Einzelheiten durchberatene und vielleicht nur an falscher Fragestellung zuletzt gescheiterte Gesetzentwürfe ohne den Zeitverlust und die Gefahren einer Auflösung durch direkte Volksgesetzgebung zu ratifizieren. Die Erfah rungen der Schweiz reizen nicht zur Nach ahmung jener negativen Form dieser Einrich tung. Dort ist sie meist den Konservativen zu gute gekommen. Es klang merkwürdig, als vor einigen Monaten die liberale Presse der Schweiz das Berner Volk beglückwünschte, weil es überraschenderweise eine Aufbesserung der Lehrergehälter durchgelasten habe (mit sehr mäßiger Mehrheit) trotz einer zu befürchtenden kleinen Steuererhöhung! Wenn aber unsere „Strafauflösungen" aus der deutschen Geschichte der Zukunft verschwinden, wenn diese gewaltsamen Eingriffe der Regie rung in die normale Entwickelung des politischen Lebens entweder ganz aufhören oder auf den rein taktischen Charakter des englischen Brauches herabgestimmt werden — das letzte Unterhaus wurde trotz erdrückender liberaler Mehrheit auf gelöst, zu dem einzigen Zwecke, um den Lords die angezweifelte Fortdauer der liberalen Mehr heit in der Wählerschaft zu beweisen — dann werden solche Abnormitäten der politischen Evolution zugleich ein gutes Stück ihres sen sationellen Aufputzes verlieren. Wir haben in Sensationsmacherei auch bei solchen Anlässen längst das erlaubte Maß überschritten. Es muß endlich einmal ausgesprochen wer den, daß die letzten Reichstags-Auflösungen zu sehr „dramatisch" inszeniert wurden; um korrekt zu verlaufen. 1878 wurde nach dem Sessions schluß der Auflösungsantrag Preußens vom Bundesrate angenommen und vom Kronprinzen- Regenten Friedrich unterzeichnet. Dagegen in den Folgezeiten verlas allemal der Reichs kanzler das Auflösungsdekret unmittelbar nach dem der zur Auflösung Veranlassung gebende Reickstagsbeschluß durch die Stimmenzählung festgestellt war; also waren die bundesrätliche Genehmigung und die kaiserliche Unterschrift erwirkt, ehe der Ausgang der Reichstagsver handlungen feststand! Dabei war wenigstens 1893 dieser Ausgang bis zur letzten Minute unsicher: niemand konnte voraussehen, daß für den rettenden Kompromißantrag v. Huene-Hinze sich nur ein Dutzend Ultramontane und nur ein halbes Dutzend Freisinnige erheben würden. Bedingungsweise erlassene Gesetze und Dekrete siud aber zu allen Zeiten für ungültig gehalten. Schließlich könnten ja künftige Reichskanzler sich gleich bei «ihrem Amtsantritte eine Blanko- Vollmacht zur Neichstagsauflösung vom Bundes rat und Kaiser erteilen lassen, um nach Gutdünken zu beliebiger Zeit das Datum auszufüllen. Es ist schade, daß nicht einer der das letzte Mal „hinausgewählten" Volksvertreter seine Diäten für das Jahr 1907 auf gericht lichem Wege eingeklagt hat, um die Frage ein für allemal zur Entscheidung zu bringen, ob eine Auflösungsverordnung beschloßen und aus gefertigt werden darf, die der Reichskanzler eventuell in den Papierkorb befördert, falls die Reichstagsmehrheit sich im letzten Augenblicke verschiebt. Derndurg über Ssummoilfrsgen. Der Staatssekretär des Reichskolonialamts, Ex zellenz Derndurg, sprach am Donnerstagabend auf Veranlassung des Deutschen Handelstages im Mozart- saal zu Berlin über Baumwollsragen. Der Staatssekretär ist in der Lage, seine vor drei Jahren ausgesprochene Anschauung aufrechtzuerhalten, wonach er als Hauptaufgabe der deutschen kolonia len Entwicklung eine weitgehende Befreiung der deutschen Jndustrierorrtschaft von der Bevormundung durch andere Nationen, die die unentbehrlichen Rohstoffe beherrschen, bezeichnete. Für manche wichtige Rohstoffe ist die feste Basis ge wonnen, die uns mit Sicherheit im Verlause von kurzen Fristen einen großen Teil des betreffenden Rohmaterials liefern wird. Innerhalb ganz kurzer Zeit wird z. B. in den deutschen Kolonien so viel Kopra gezogen werden, als im Jahre 1907 der deutsche Import war. Hinsichtlich der Hanfstoffe wird )eder deutsche Bedarf schon in etwa 1—2 Jahren gedeckt werden. Auch beim Kautschuk, bei dem Deutschland 1907 etwa 100 Millionen Mark an das Ausland zu bezahlen hatte und das ganze Quantum aus den deutschen Kolonien bisher nur erst 10 Proz. des gesamten deutschen Bedarfs ausmacht, wird sich dieses Quantum in kurzen Jahren mindestens ver dreifachen. Und diese Ergebnisse sind erzielt, ohne daß die Eisenbahnen bei der Steigerung der Pro duktionsziffern bisher irgendeine Rolle haben spielen können. Die gesamten Zuschuss» des Reichs für die Kolonien betragen für 1910 etwa 21 Millionen Mark. Die Nettoleistung des Reichs aber nur etwa 7 Millionen. Somit ist jetzt ein Stand erreicht, der gestattet, zur weiteren kulturellen Erschließung zu schreiten. Naturgemäß wird sich hierbei das Augenmerk zunächst aus diejenigen Produkte richten müssen, bei denen der größte Bedarf in der Welt wirtschaft herrscht. Mit die allergrößten Schwierigkeiten macht die Beschaffung der Textil-Rohstoffe, insbesondere der Baumwolle, und gerade der gegen wärtige Augenblick ist besonders geeignet, darzutun, welche Verhältnisse emtreten müßten, wenn der aus einer bemerkenswert knappen Welternte hervor gegangene Zustand zu einem dauernden werden sollte. Zurzeit befinden sich der Baumwollhandel, die Spinnerei und Weberei und der Vertrieb der Erzeugnissein einer au Herolden tlich sch wieri gen Lage. Die Weltspindelzahl hat sich in den letzten acht Jahren in einem Umfang erhöht, wie er nach den bisherigen Erfahrungen nicht hätte ein treten dürfen. Die Zahlen stellen sich in den Vereinigten Staaten: 1900: 19 472 000, 1909 : 28 018 000, in England: 1900: 45 500 000, 1909: 53 312 000, in Deutschland: 1900 : 8000000, 1909: 10 16300s». Hat man früher angenommen, daß eine Ver mehrung der Spindelzahl um.'/, v. H. im Jahr dem wachsenden Bedarf genüge, so ist man weit über dieses Maß hinausgegangen. Aber dieser ungünstige Faktor wird in absehbarer Zeit überwunden werden. Denn der Baumwollverbrauch der Welt ist mangels jedes Ersatzmittels von irgendwelcher Be deutung in einem ständigen Steigen begriffen. Die Weltproduktion an Baumwolle. Die Frage, inwieweit man für die Zukunst auf eine bessere, mit dem Verbrauch schritthaltende und vor allen Dingen wohlfeile Rohstoffversorgung wird rechnen können, ist schwierig zu beantworten. Die Weltproduktion des Jahres 1908, umgerechnet auf Ballen von 500 Pfund englisch netto, betrug 19574 000, Vereinigte Staaten 13002000, Britisch-Indien 2914 000, Aegypten 1 275 000, Rußland 846 000. China 600 000 Brasilien 425 000 Ballen, verschiedene kleinere Produzenten 492 000 Ballen. Für das Jahr 1909 be trögt die Schätzung Vereinigte Staaten 10 Millionen, Britisch-Indien 4 Millionen, Aegypten 960 000 Ballen. Nimmt man die übrigen Produzenten ebenso an wie im Jahre 1908, so ergibt sich hieraus eine Minder ernte von 1840000 Ballen. Das ist nahezu der Baumwollbedarf Deutschlands. Für die verschiedenen Baumwollproduktions gebiete beginnen sich jetzt bereits Konsumtionszentren und -kreise zubilden. Der neueste ist der ostasiatisch-indijche, rn dem Japan sowohl aus China als auch aus Indien direkte Rohstoffbezüge vornimmt, um seine eigene geringe Produktion zu ergänzen. Ein anderer Kreis ist der russische, der die turkestanischc, per fische und kleinasiatische Baumwolle an sich heran zieht, zur Ergänzung seines amerikanischen, aller dings zollbelästeten Imports. Der dritte und ge waltigste Kreis sind die Vereinigten Staaten selbst, die bei etwa 29 Millionen Spindeln eine Konsumkraft von bis 5V^ Millionen Ballen besitzen. Der Schlüssel der Situation liegt für den euro päischen Spinner und Arbeiter in der Beurteilung der Lage in den Vereinigten Staaten. Der Staatssekretär ist auf Grund eingehender Untersuchungen zu folgenden Schlüssen gekommen: 1. Für die Annahme einer sehr großen Ver mehrung der amerikanischen Anbaufläche und Produktion in kurzer Frist bestehen hinreichende Anhaltspunkte nicht. 2. Eine wesentliche Verbilligung der Baumwollproduktiou durch bessere und inten sivere Arbeitsmethoden aus dem gegenwärtigen Areal ist gleichfalls für die nächste Zeit nicht wahrscheinlich. Allerdings ist das in den Vereinigten Staaten zur Verfügung stehende, zum Teil noch jungfräuliche Areal so groß, daß theoretisch ein Mehrfaches der gegenwärtigen Produktion gezogen werden tonnte. Hauptsächlich steht entgegen einer intensiveren Wirt schaft und stärkeren Ausbreitung der Baumwollkultur der überaus starke Einschlag, den das Negerelement bei den in der Baumwollkultur beschäftigten Arbei tern abgibt. Uebrigens wird jedes Mehr an Baum wolle nicht nur aufgehalten durch den Mangel an Arbeitskräften, sondern auch durch andere Feinde, wie z. B. den Bollvievil, gegen den man ein wirk sames Mittel nicht gesunden hat. Gerade dieses In sekt hat besonders große Ausfälle in den Ernten verursacht und dringt anscheinend unaufhaltsam über den Mississippi ostwärts vor. Eine andere Gefahr für den Verbraucher am Weltmarkt ist die, daß durch bessere Organisation der Verkäufer die Preise weiter in die Höhe gesetzt werden. Demgegenüber haben die vorausschauenden Kauf leute aller Nationen schon seit langem die Notwendig keit betont, neue Produttionszentren zu suchen. Und wohin sollten sich, nachdem die Welt durch die Abmachungen der 90er Jahre definitiv ver teilt erschien, die Blicke der verschiedenen Nationen anders wenden, als nach den großen, ihnen besonders in Afrika zugefallenen Gebieten? Die Versuche sind in Deutschland teils durch die Kolonialregierung, teils durch das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee vorgenommen worden. Für die Schaffung neuer Produktionszentren hat die British Cotton Erowing Association bisher 9'» Millionen Mark aufgebracht, gegenüber 1,7 Millionen Mark des Ko lonial-Wirtschaftlichen Komitees und 900 000 Mart der französischen Association. Die deutschen Kolonien zeigen eine sehr schöne und stetige Kurve. Ost- afrika hat im Jahre 1902 mit 370 k -r begonnen, im Jahre 1901 188000 kg gebracht und im Jahre 1!,B8 247 000 kg gleich etwa 1000 Ballen Baumwolle der ägyptischen Varietät. Togo, das 1901 mit 10000 kg anfing, hat 1908 420 000 Kg gleich 1620 Ballen pro duziert. Was hier geschehen ist. ist eine reine Vcr suchsarbeit. Durch die Arbeit des Kolonial-Wirt schaftlichen Komitees und der Regierung ist sestgestellt worden, daß auf größeren Flächen erhebliche Quan titäten gezogen werben können. Eine Reihe von Industriellen hat sich veranlaßt gesehen, größere Flächen Baumwollbodens in den Kolonien zu be legen. und man wird für das Jahr 1909 zum ersten Male das Resultat dieser jetzt in Betrieb genommenen Anlagen in der Exportstatistik vorfinden können. Dabei wird es sich rm Vergleich zu den bisherigen um erhebliche Quantitäten handeln. Das Plus aus Ostafrika in den ersten 3 Quartalen des Jahres M>9 ist etwa 700 Ballen, in Togo etwa 180 Batten. In Ostafrika bestehen jetzt 17 mittlere und kleinere Europäerpflanzungen, die 2000 dir mit Baumwolle, ferner 24 Pflanzungen, die in Zwischenkultur etwa 3300 Im mit Baumwolle verpflanzt haben. In Ent Wicklung begriffen sind 12 Baumwollvlantagen, die im ganzen 85 000 da belegt haben. Alle diese Neu anlagen sind erst möglich geworden durch den Bau der ostafrikanischen Zrntralbahn, die heute bereits ungefähr 550 Kilometer von der Küste erreicht hat und in rascher Folge bis nach Tabora vargestreckt wird, das 10M Kilo meter von der Küste entfernt, das Zentrum des jenigen Distrikts wird, welcher allem Anschein nach entsprechend der Intelligenz seiner Bevölkerung und der Qualität seines Bodens, soweit sie bisher bekannt ist, verspricht, ein größeres Baumwollgebiet zu werden, vorausgesetzt, dag die Niederschläge günstig sind. Der Tabora-Distrikt hat etwa die Größe des Königreichs Bayern, der daran nördlich an stoßende Muansa-Distrikt die des Königreichs Sachsen. Bei diesen Versuchen hat sich heraus gestellt, daß Togo eine Baumwolle produziert, die Ersatz für amerikanische Baumwolle zu bieten geeignet ist, und auch Ostafrika eine gleiche Qualität abgeben wird, wie dies die angrenzenden englischen Nyassa-Länder zeigen. Bisher wird in Ostafrika nur die sehr hochwertige ägyptische Varietät gezogen. Auch in Kamerun, in dem Grasland nach Adamaua zu, dürfte eine der Upland-Baum- wolle gleichwertige Sorte gedeihen. Der Beweis, daß Baumwolle gut gedeiht, ist erbracht. Land, wenn auch nicht überall Neu land, so doch von entsprechender Qualität, steht in
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