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Sonntag, lO. Äprtl lSlO. Leipziger Tageblatt. Nr. SS. l04. Habrgang. Drtskrsnkenkslle kür Leipzig unü llmgegenü. Die am 8. d. M. im Theatersaale des Kristall palastes abgehaltene Generalversammlung der Ortskrankenkasse war von 45 Vertretern der Ar beitgeber und 270 Vertretern der Kassenmitalieoer besucht. Vor Eintritt in die Tagesordnung teilte der Kassenvorsitzende, Herr Pollender, mrt, daß am Tage vorher der verdienstvolle Verwaltungsdirektor UhImann das 25jährige Jubiläum im Dienste der Ortskrankenkasse feiern konnte, und das; der Kassen« vorstand aus diesem Anlatz eine besondere Feier ver anstaltet habe. Herr Direktor Uhlmann dankte für die ihm gewordenen Ehrungen und auch aus den Kreisen der Keneralversammlungsvertreter zuge- gangcnon Glückwünsche. Ebenso wird miigereilt, dah der Abteilungsvorstand Findeisen am 5. April ebenfalls sein 25jähriges Dienstjubiläum begangen habe. Danach erstattete der Vorsitzende seinen Bericht. Er führte aus, datz von einer Statutenänderung mit Rücksicht auf die durch die Reichsversicherungsordnung erforderlich werdende durchgreifende Neugestaltung der Verhältnisse, dann aber auch, und zwar nament lich wegen der noch nicht abgeschlossenen Verhand lungen mit den Vertretern der Kassenärzteschast ab gesehen worden sei. Es komme diesmal nur eine Äenderung, und -war eine solche des 8 20, in Frage. Durch die neue Novelle zur Gewerbeordnung dürfen die Wöchnerinnen erst 8 Wochen nach der Niederkunst ihre Arbeit wieder ausnehmen. Ta das Kranken versicherungsgesetz keine Handhabe biete, auch solange Unterstützung zu zahlen, sei für diese Personen eine vom Gesetzgeber nicht gewollte Härte entstanden. Man hoffe, auf dem Wege der Verhandlung die Schwierigkeiten zu beseitigen: eventuell würde sich eine demnächst einzuberufende ausserordentliche Ge neralversammlung mit dieser Angelegenheit noch zu befassen haben. Die Verhandlungen mit den Ver tretern der Kassenärzte seien zurzeit noch nicht abgeschlossen, und es könne über die vertraulich ge führten Verhandlungen noch nichts Näheres mitge teilt werden. Das Erholungsheim für Nervenkranke in Naunhof sei nunmehr käuflich in den Besitz der Kaste übergegangcn. Weiter unterrichtete der Vorsitzende die Versamm lung eingehend über die Beamtenverhältnisse bei der Kasse. In Punkt 2 der Tagesordnung eintretend, trug der Vorsitzende die Verfügung der Obcraufsicktsbe- hörde (Königliche Kreishauptmannschaft Leipzig) und den Antrag des Vorstandes vor, den letzten Absatz in K 20 des Statuts bzw. den vorletzten Absatz im 2. Statutennachtrage vom 29. April 1905 zu streichen. Die Statutenänderung sand daraus Annahme. Satzungsgemätz scheiden ans dem Vorstande von den Arbeitgebern die Herren Mäser und Gras, von den Kaslenmitgliedern die Herren Ulrich, Obmann, Lischke und Herfurt. Zur Wahl in den Vorstand wur den voraeschlagen und gewählt die Herren Buch- druckereioesitzer Julius Mäser und Anton Liegert i. Fa. Damm L Liegert, von den Arbeitgebern die Herren Hermann Ohmann, Felix Ulrich, Wilhelm Lischke und Hermann Herfurt von den Kassenmit gliedern. Das nusscheidende Mitglied des Vorstandes, Herr Graf, hat die Wiederwahl aus geschäftlichen Grün den abaelehnt. Der Vorsitzende dankte ihm für seine treue Mitarbeit im Vorstand. Den Bericht des Finanzausschusses er stattete dessen Vorsitzender, Herr Littmann. Zum B e, richt des Versassungsausschusses, den Herr Reinhardt erstattete, wurde eine Aussprache nicht gewünscht. Den Bericht des Sanitätsau s- schusies erstattete Herr Schmidt. Geriürtslasl. Kgl. Landgericht. : Leipzig, S. April. Ein ganz raffinierter Heiratsschwindler stand vor der zweiten Strafkammer des Landgerichts unter der Anklage des Betrugs, es war der Lithograph Karl Hermann Falk, 95 Jahre alt und aus Frank surt a. M. gebürtig. Er ist seit Jahren verheiratet, und aus der Ehe sind drei Kinder entsprossen: das hat ihn aber gar nicht gehindert, im vergangenen Sommer mit der Schneiderin E. ein Liebesverhältnis anzuknüpfen, ihr die Heirat zu versprechen und ihr gegen 1500 abzuschwindeln. Als das Verhältnis Folgen gezeitigt hatte, kümmerte er sich um die E. nicht mehr, er bündelte vielmehr mit einer Arbeiterin an, die nur deshalb ihr Geld nicht losgeworden ist, weil sie keins hatte. Als die erste Geliebte von diesem Verhältms Kenntnis erhielt und hörte, daß Falk auch noch obendrein verheiratet war, da ging sie hin und erstattete Anzeige. Der Angeklagte wollte den Gerichtshof glauben machen, das Mädchen habe ihm das Geld in einer so nachdrücklichen Art und I Weise aufgedrängt, datz er ihren Nachstellungen I und Zudringlichkeiten mit dem besten Willen nicht mehr habe entgehen können: immer und immer wie- i der habe er sie abgewiesen, aber schließlich habe er das Geld angenommen, um endlich einmal Ruhe vor ihr zu haben Sie habe gesagt, er solle sie ja gar nicht heiraten, sic wolle ihm nur helfen, sich eine gute Stellung zu erwerben, und das Geld solle ihm nur dazu dienen, daß er es abwarten könne und nicht ksleich annehmen müsse, was sich ihm biete. Er habe in New Park einen Platz als Geschäftsleiter angetragen bekommen mit einem Gehalte von 12 000 lK, und nach Argentinien sei er mit 0000 .tz engagiert worden. Von seiner Frau habe er sich scheiden lassen wollen, die sei auch damit einver standen gewesen. Dein gegenüber stellte der Vor sitzende fest, daß Frau F. von dem Auftreten und den Schwindeleien des Angeklagten nicht das geringste gewußt hat: sie hat sich an Gerichtsstelle erkundigt, was man ihrem Manne denn zur Last lege, und sie hat ihm, solange er in Untersuchungshaft ist, die liebe vollsten Briefe geschrieben und .ist ganz erstaunt gewesen, als sie davon hörte, daß ihr Mann die Ab sicht ausgesprochen hat, die Ehescheidung in di« Wege zu leiten. Ihre Ehe sei stets friedlich und glücklich gewesen. Von ihres Mannes Liebesverhältnissen und seiner ehelichen Untreue hat sie gar keine Ahnung gehabt. Der Angeklagte meinte, seine Frau habe das alles nur deshalb so dargestellt, um ihn zu schonen. Als der Vorsitzende ihm vorhält, daß sein Betragen ungemein schofel gewesen sei, muß der Angeklagte das wohl oder übel zugeben. Falk wurde zu einer Gefängnis st rafe von zehn Atonalen ver urteilt. Unter der Anklage des Betrugs hatte sich der 37jährigc Baumeister Ernst Ewald Mansch aus Gohlis vor der zweiten Strafkammer des Land gerichts zu verantworten. Es wird ihm im Erösf- nungsbeschluß zur Last gelegt, daß er unter Vor spiegelung falscher Tatsachen den Gärtner Albin V. hier zu bewegen gewußt hat, mit ihm gemeinschaft lich ein Baugeschäft aufzumachen, er, Mansch, sei zu jeder Zeit in der Lage, 5000 -N einzulegen, obgleich er vollständig vermögenslos ist. D. ist auf die Pläne des Angeklagten denn auch eingegangen und hat nach und nach 20 000 in das Geschäft hineingesteckt, welche Summe vollständig verloren gegangen ist. Im Februar 1908 trat Maasch dann an den hiesigen Gast- hofsbesiyer Reinhold V. heran, erzählte ihm, wie er es schon dem Albin V. gegenüber mit so viel Erfolg getan hatte, daß seine Frau Besitzerin eines wert vollen Hausgrundstückes sei: es sei ihr aber eine Hypothek von 4000 gekündigt worden, und wenn D. ihm das Geld leihen wolle, dann solle es auf das Grundstück eingetragen werden, es stehe so sicher, wie ein Gläubiger es nur wünschen könne. Tatsache aber ist, daß seine Frau niemals ein Haus besessen hat, und auch diese 4000 über die Maasch dem V. eine im Namen seiner Frau ausgestellte Schuldver schreibung ausgehändigt hat, kann V. nicht wieder bekommen. Maasch, der wegen Vergehens gegen das Krankenversicherungsgesetz, da er die gesetzlichen Bei träge nicht bezahlt hat, im Juli 1907 zu 100 Geld strafe verurteilt worden ist, wurde jetzt wegen Be trugs mit einer Gefängnisstrafe von 5 Monaten und der Nebenstrafe von 3 Jahren Ehrverlust bestraft. Schwere Jungen. Als der Uhrmacher Gr. in der Odermannstraße in Lindenau am frühen Morgen des 9. Februar d. I. unten in den Hausflur kam, mußte er die sehr unangenehme Entdeckung machen, daß ihm Diebe einen Besuch abgestattet hatten. Die Haus tür war offenbar mit Nachschlüsseln oder Dietrichen geöffnet, die Vorlegeschlösse! au der Ladentür waren abgesprengt und den Dieben waren Schmuckjachen im Gesamtwerte von 380 ,tz in die Hände gefallen. Die polizeilichen "Nachforschungen haben das Ergebnis gehabt, daß heute die vierte Strafkammer des Land gerichts gegen den 22jähriaen Bäckergesellen Karl Thiele ans Weißenfels, den 28jährigen Gelegen heitsarbeiter Wilhelm Ferdinand Schumann von hier und den 2<>iähri^eii Hausdiener und Handels mann Karl Ernst Friedrich aus Altenburg wegen Rückfallsdiebstahls verhandelte. Alle drei Angeklagte sind schon oft und schwe-r vorbestraft, und zwar wegen Diebstahls, Hehlerei, Zuhälterei, Be trugs, gefährlicher Körverrxerletzung und dergleichen mehr. Sie leugneten oen ihnen zur Last gelegten Diebstahl hartnäckig und wollten dem Racheakte eines der Zeugen zum Opfer gefallen sein. Die Beweis erhcbnng führte zur Freisprechung. Schu tt, a n n s und Friedrichs, während Thiele zu 2 Jahren 0 Monaten Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust verurteilt wurde. Zwei Bonner Borussen zn Gefängnis verurteilt. Bonn, 9. April. fPrivattelegr.) Das Schöffen gericht verhandelte heilte gegen die Mitglieder des Korps Borussia und verurteilte den Stu denten Conrad Finck zuFinckcnstein aus Marien werder und Hans Werner von Quistorp aus Crenzolo wegen gemeinschaftlichen Hausfriedens bruchs zu je 15 Tagen Gefängnis. Die beiden anderen Studenten, die zurzeit ihrer Militärpflicht genügen, wurden von dem Militärgericht frch- gesprochen. Vie glüctzlicbe Oeburt eines gesuncien s kn sben s reizen bockersreut an 8 Leiprig, 9. /tprii 1910. täeorg IVanck unck ^rso Nsrie geb. kombckers. 8 ÜISSSSSSSS 888888888 88888888888 8 8 8 8 8 8 8 8 » r-die üedurt einer 5s«, ...... löctttei'-f'aai'eL reizen bockerfreut sn Qauirsch b. Leipriz, 7. äpril 1910. Or. meci. Sestäbei uncl Larola geb. Lscbr. böser in Dresden ein Sohn. — Herrn Carl Knöfel in Dresden- Strehlen eine Tochter. — Herrn Prokurist Fritz Rosenmüller in Dresden eine Tochter. Aus auswärtigen Blätter«. Herrn Paul Rathr in Altenburg eine Tochter. — Herrn 1>r. jur. Eduard Wagner in Dresden ein Sohn. — Herrn Louis Wüsten- VermLkU L Malier' Okme Okme geb. kläknel Vei^mLKIte. Laiprlg, ckeo 7. Zlpril 1910. ffrieckricd Lclmurbusch ^ustk^ekksbesitrei- l>eni Lcknui-buLck geb. Kaule grürsen slL Ve^mäklle. t-eiprig, sm S, fspril 1910. Aus hiesigen Blättern. Herr Oberlehrer Max TieHe in Weida mit Frl. Elly Wttzschel in Leipzig. »«»7 j 7; Aus auswärtigen Blättern. Herr Apotheker Karl Beet schneider in Dresden mit Frl. Ella Ulbrich daselbst. — Herr RatSassessor Walther Grützner in Dresden mit Frl. Dor« Krampf in Eibau i. Sa. Qertorben »40S0 k'ür äic vielen Lswsise von I-iebo und herzlicher l'eiluLbwe, äis uos beim HeiwFuozs unseres tsnreu Hvtschlakenvu, äos diaob huruer, aber schwerer Lrantzbeit vorsobieck heute vor mittag mein lieber Kenn, uvsgr guter Vater, Lohn, Vrucker, Lelnvager unck Onkel Herr KeorZ Laxier. Ilm stille Teüualune bittet im diumou aller Hinterbliebenen L.-Ooklis, ckeu 9. ^.pril 1910. Llsdetbstrusso 30. Llnsxter. Ts? unck Stunäe cker Leststtsng werckea noch behsuntsegeden. eeris Der VerbandSvvrftand des Sächsischen Gasiwirts-Berbanldes bat schon wieder einen schweren Verlust zu beklagen. Am 9. April starb infolge eines Schlaganfalles unser Kollege Herr Kuslsv IGsLß, der seit 2 Jahren unserem Vorstand angehört. In dieser kurzen Zeit ist er stets warm für die Interessen unseres Standes eingetreten. Wir werden dem Verstorbenen jederzeit ein ehrendes Andenken bewahren. Leipzig, den N. April 1910. Tonis Trent im , Vorsitzender. jlerrn Lsrl Lmiü Sessler clgrgcbrsclir woräcu mach sszsu wir tietowptüaäöuea Vavk. I-eixrig, tUxrst 1910. Ois trauernden ttinterbliedensn. >'aek lrurrvr LrauklieK eutsobttek deute sriik 8 Tln weine liebe krau, unsere bvrreosxute blutter, Schwieger mutter unck klrossmutter M MM MM M Lm in ihrem 82. Tedengjnhre. Vies relgen tlvkbetrüdt nur hierckureü »o Teip-lg unck Vnnnover, cken 9. äprU 1910. ILaiT H>«oek«r L*1r»n«ivr IL»rl I*tr»u«iivr unck knmllle Sermnni» unck kamilie ZLsrL 8vVaI»«rt unck krau I-ulse ged. kknucker unck knwiiie. »eeoe I^eixsiK, am 10. ^.xril 1910. »«»»i Elise Kiessig geb. Ltruir Seorg tliessig Ninnie i-eistner geb. Kiessig Zilbreehi l-eisiner. 6ie UV8 iv Lokiversttzn 8tundsri unseres HerTiIeiäes ikre I^ieds unä Veredruutz 2u unserem teuren Lutsotllatenen äurok ikre ivarme ^.utsilualime unä einen letzten Blumengruss 2um ^.usäruek braodten-, spreoksn ivir dieräured unseren tiefempfundenen Dank aus. Forlse-nng der FamiUevnachrichten nächste Seite. ^okerlignux uuek pariser AockeUen unter vrstcu Direktricen. Vienvr 8ehovick«rei. VrvWe t«8«adl in LOSttUllvll mul LIvSSU. Loessler L Holst, IS«. *