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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 02.04.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-04-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100402021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910040202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910040202
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-04
- Tag 1910-04-02
-
Monat
1910-04
-
Jahr
1910
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Bezugö.Prer» «r v«P,i« »» PoroNe durch mH«, lrig« und Spedlieure 2m »I täglich in« Hau« gkbrachl: dv H monatl., It.70^E »iertiliährl. Bei unleru Filiale» ,. «»» aatzmrbrllen adgekoltt 7! momul., L.LS vierteljätzrl. Durch di« chok: «nnrrdald reuilchlund« und der deutichmi Kolonien vierrellLdrl Utv monatl. iffis auSIchi. Posideftellgeld. ferner in Belgien, Tänemarl, den Tonauslaaten, Italien, vuremburg, Niederlande, Nor wegen, Lellerreich- Ungarn, Nutzland, kchweden. Schwer, u. Spanien. In allen üdngen Staaten nur direkr durch di» S>eichätt«l:«lle de« Blatte« erhäiilich. Ta« Leipziger Tageblatt erlcheini 2 mal iLglich, Sonn- u. Feiiriag» nur morgen«. Avonne» rnl-Lnnaümr! Auguckusvlatz 8, tei vnleren Trägern, Filialen, Lpedileuren und Annahmestellen, sowie Postämtern und Briefträgern. linzelvectaufeprei« der Morgen» mlgade IV der lidendrudgabe 8 ch, Redaktion und Geschäftsstelle: Iohannisgasse kl. tzernivrecher: I«VSL 14öl». 14684. Abend-Ausgabe. Dip.;MrTllgMM Handelszeitung. Amtsblatt Lcs Aates und -cs Volizeiamtcs Ser Zta-t Leipzig. Anzeistrn-Vreik Mr Inserate au« Lewing und Umgevunr bl« kgewaltene so WM breite Peru,eil« 2ü di« 74 ww breite Neklame,eUe I von auiwän« M Reklame» i.20 Inserate von Behörden >m amtlichen TeU die 74 wm breite Petit,eil, 40 SleschästSanreigen mit Pladvorlchrislen UN» in der Sbendauigade im Preis« erhöht Rabatt nach Ians. Beilagegebildi L p. Tausend exki. Postgebühr. ff« st erteilte Ausrrtae können nicht zurück gezogen werben, ffür da« Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Antigen-Annahme: Lugllstusplatz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Ännoncen- Grpeditionen des In- und AuSlande«. r>anpt-Filiale Berlin: larl Diincker. HerwgU Bahr Hosbuch- handlung, Lützowftiatze 10. (Te:ephan VI, Nr. 4606). Haupt-Filiale Dresden: Seellratze », I (Telephon 4621). 104. Jahrgang Nr. SV Sonnsdenü, üen 2. ZprU 19l0. poUMche Nachrichten. Die Minister,usammenkunft in Florenz, die, wie wir berichteten, heute Sonnabend stattfindet, wird in der italienischen Presse mit lebhafter Freude begrüßt. Da der neue italienische Minister des Aeußern San Giuliano gerade während der An wesenheit des deutschen Reichskanzlers in Rom in privaten Angelegenheiten nach Catania ge reist war, wo er seine Besitzungen hat, ist er mit dem Kanzler weniger in Berührung gekommen, als die anderen leitenden Parlamentarier. Man mißt der Entrevue der beiden Staatsmänner in römischen Kreisen eine gewisse Bedeutung bei. Vor allem wird den dreibundfeindlichen Ausstreuungen einzelner Blätter die Spitze gebrochen, die hervorhcben, daß der Besuch des deutschen Reichskanzlers v. Bethmann Hollweg in Rom infolge der Ministerkrisis jede Be deutung verloren habe. Der Rückkehr des Reichskanzlers in Berlin wird für Sonntagabend, spätestens aber Montag früh, ent gegengesehen. Die Zeppelin-Nordpolfahrt. Am 1. Juli d. I. wird sich in Bremerhaven auf dem Norddeutschen Lloyddampfer „Mainz" die V o r - expedition einschisfen, die im Juli und August bei Spitzbergen die Möglichkeiten des für den Sommer 1912 geplanten Zeppelin-Bal lonflugs zum Nordpol studieren will. Der erste Direktor des Lloyds. Herr Heinecken, hat dieses Schiff während der Kaiserfahrt auf dem „Kaiser Wil helm II." dem Monarchen zur Verfügung gestellt, nachdem sich die Verwendung des ursprünglich in Aussicht genommenen Reichs-Forschungsdampfers „Poseidon" wegen Raummangels als untunlich er geben hatte. An der Expedition nehmen teil: Prinz Heinrich von Preußen, Graf Zep pelin, Geh. Rat Lewald vom Reichsamt des Innern, die Professoren Hergesell und v. Dry- galski, Geh. Rat v. Friedlaender-Fuld, Geh. Rat Miethe von der Technischen Hochschule in Charlotten- burg, Graf Zedlitz, die Kapitänleutnants v. d. Knese beck und Hilmers, ein Expcditionsassistent und ein Arzt. Mit der Dienerschaft wird die Expedition 24 Köpfe stark sein. Auf Spitzbergen, wo später ein Ballonhaus gebaut werden soll, geht Prinz Heinrich auf den ebenfalls der Expedition zur Verfügung stehenden norwegischen Eisdampfer „Fönix" über und will auf der Weiterfahrt nach Norden eine geeignete Basis für die spätere Hauptexpedition erkunden. Der neue Oelbergorden. Die Kaiserin Augusta Viktoria läßt den neugestifteten Oelbergorden bei einem Mainzer Juwelier Herstellen, der auch die letztjährigen Weih nachtsgeschenke der Kaiserin für den Kaiser angefer tigt hat. Das Ehrenzeichen besteht aus dem Jeru salemkreuz mit dem Monogramm der Kai serin und ist in Gold und Emaille gehalten. Bis jetzt sind 200 Kreuze fertiggestellt. Bei zweien der Kreuze ist das Monogramm der Kaiserin dicht mit Brillanten besetzt. Offenbar sind diese beiden Orden für das Prinzenpaar Eitel Friedrich bestimmt, das bekanntlich an der Einweihung der Kirche in Je rusalem teilnimmt. Keine Nuntiatur in Berlin. Wie eine Berliner Korrespondenz aus guter Quelle erfährt, ist der Gedanke, eine päpstliche Nun tiatur in Berlin zu errichten, bei dem Besuch des Reichskanzlers im Vatikan weder von deut scher noch von vatikanischer Seite er wähnt worden. Hansabund und Telephongebührenordnung. Entsprechend zahlreichen Wünschen aus Berliner Kreisen des Hansadundes ist wegen Stellungnahme zum Entwurf der neuen Telephongebührenordnung eine allgemeine Delegiertenversammlung der 20 Berliner Bezirksgruppen auf Montag, den 11. April, einberufen worden. Be kanntlich haben bereits zahlreiche Landesverbände und Ortsgruppen des Hansabundes, u. a. diejenigen von Württemberg, Ostpreußen, München und Ober bayern, Karlsruhe, Mannheim, Wiesbaden, Ham burg, Stettin und Danzig, sowie viele körperschaftliche Mitglieder des Hansabundes zu der Angelegenheit Stellung genommen und entschieden gegen die geplante Verteuerung der Fernsprechgebühren Widerspruch erhoben. Die Armeedebatte im französischen Senat wurde am Freitag fortgesetzt. Dabei gab der Kriegs minister Brun zu erkennen, daß Anzeichen von Spio nage im Armeelager von Chalons vorliegen. Eia Telegramm besagt: Paris, 2. April. (Tel.) Im Verlaufe seiner Ant wort auf verschiedene Reden hob der Kriegs minister hervor, man habe Befürchtungen wegen Spionage im Lager von Cha- lons geäußert. Das Resultat der ihm übermittelten Berichte sei, daß diese Befürchtungen vielleicht nicht übertrieben seien. Zu ergreifende Vorsichts maßregeln würden erwogen. Der Minister kündigte einen Entwurf für ein Befördern ngsgesetz an. Er erklärte schließlich, er habe Befehl gegeben, daß die Aerzte die jungen Leute vor ihrer Ein stellung und bei ihrem Eintreffen bei den betreffen den Korps sorgfältig untersucht werden sollten. Damit schloß die allgemeine Debatte über den Heeresetat. Der König von Griechenland besucht den Sultan. Athen, 2. April. (Tel.) Wie es heißt, wird König Georg von Griechenland demnächst über Konstantinopel nach Petersburg reisen und dem Sultan hierbei einen Besuch ab statten. Eesamtausstand der französischen Eisenbahnangestellten? Paris. 2. April. (Tel.) Mehrere tausend Eisenbahnange st eilte haben in einer gestern abend in der Arbeitsbörse abgehaltenen Versamm lung einen Antrag angenommen, in dem mit dem G e s a m t a u s st a n d gedroht wird, falls die For derungen des Syndikats bis Mitte April nicht be willigt werden sollten. Eine Hauptforderung der Eisenbahnbediensteten ist der Tagesminimal- lohn von fünfFranken. Nach der Versamm lung veranstalteten 800 Eisenbahnbedienstete nachts am St. Lazare-Bahnhof lärmende Kundgebun gen, wobei es zu Zusammenstößen mit den Schutz leuten kam. Zwei Eisenbahner wurden verhaftet, jedoch auf Ersuchen eines Deputierten wieder frei gelassen. Der Bergarbeiterstreik in der Union greift immer weiter um sich. Die Zahl der Streiken den beträgt bereits 270 000. Ein Telegramm be richtet darüber: New Pork, 2. April. (Tel.) In West-Penn- sylvania und Indiana sind über 250 000 Bergleute in den Streik getreten. Sie gedenken so lange im Streik zu verbleiben, bis ihnen die ver langte Lohnerhöhung bewilligt worden ist. Im Laufe des gestrigen Tages ist die Zahl der Streikenden auf 270000 gestiegen. Morüoerluch in Taucha. Zu dem von uns bereits heute früh durch Aushang gemeldeten Mordversuch in Taucha erfahren wir von unserem nach Taucha entsandten Mitarbeiter folgende Einzelheiten: Seit gestern abend befindet sich die Stadt Taucka in größter Aufregung. Gegen 9 Uhr wurde nämlich ein Mordversuch verübt, der um so größeres Aufsehen erregt, als sowohl der Mörder wie auch die Ueberfallenen zu den besten Kreisen Tauchas gehören. Kurz nach 8 Uhr erschien der Kaufmann Wilhelm Jeep in der Buchhandlung von Porzig und kaufte sich dort einige Dogen Papier. Don dort begab er sich nach der Wohnung der Frau Privata Leh mann, mit der er durch seine Frau verwandt ist, jedenfalls in der Absicht, sie um ein Darlehen anzu gehen. Er unterhielt sich mit ihr kurze Zeit und holte dann plötzlich einen in der Tasche verborgenen Ham mer hervor, mit dem er auf die Frau losschlug und sie durch wiederholte Schläge auf den Kops schwer verletzte. Auf das Geschrei der Frau stürzte ihr Sohn, der Kaufmann Otto Damm und seine Frau, die im selben Hause ein Kolonialwarengeschäft betreiben, nach der Wohnung der Mutter. Damm fand sie am Boden liegend, schwer verletzt, aus meh reren Wunden blutend, vor, während Jeep am Ofen stand. Damm bückte sich über seine Mutter, da er annahm, sie wäre von einem Vlutsturz befallen wor den. Dabei schlug Jeep ihn von hinten mit dem Hammer auf den Kopf, auch ihm eine schwere Wunde zufügend. Gleich darauf stürzte er sich auch aus die Frau Damm, würgte sie am Halse und warf sie während des Kampfes die Treppe hinunter. Nun stürzte Jeep, Hut und Hammer zurücklassend, quer durch die unerleuchteten Gärten fort nach seiner Wohnung, wo er einen Brief an seine Frau schrieb, die vom Hause abwesend war. Dabei wurde er von seinem Dienstmädchen darauf aufmerksam gemacht, daß er mit Blut besudelt sei. Er motivierte dies da mit, daß er sich an der Haustür den Finger ge klemmt habe. Er ließ den Brief auf dem Tische liegen und nahm von seiner 6jährigen Tochter Abschied, setzte sich eine graue Mütze auf und eilte fort. Als sein Dienstmäden ihn fragte, wann er wiederkomme, antwortete er: „Gar nicht." Kurz vor seinem Ab schied steckte er ein Rasiermesser oder einen Revolver zu sich, jedenfalls in der Absicht, Selbstmord zu be gehen. Diesen Gedanken muß er jedoch aufgegeben haben, er eilte vielmehr nach Mockau, von wo er anscheinend mit der Straßenbahn nach Leipzig ge fahren ist, um sich der Polizei zu stellen. lieber den Täter erfahren wir weiter, daß er ein etwa 38jährtger Mann von guter Erscheinung ist. Sein Lebenswandel ist leichtsinnig gewesen, er genießt in Taucha nicht den besten Ruf. Früher war er in Thüringen selb ständig, geriet jedoch in Konkurs und war nunmehr in Taucha als Versicherungsagent tätig, hat aber dabei anscheined sein Auskommen nicht gesunden und ist stets in Geldverlegenheit gewesen. Darin ist wohl auch das Motiv zur Tat zu suchen. Er wußte, daß Frau Lehmann, die sehr vermögend ist, am gestrigen 1. April Zinsen liegen hatte und über größere Mittel verfügte. Der Zustand der Verletzten gibt zu Besorgnissen vorläufig keinen Anlaß. Die Frau hat an der Stirn eine große Wunde und am Kopf vier Löcher. Ihr Sohn hat an der rechten Seite des Kopfes Verletzungen davongetragen, wäh rend seine Frau noch an den Folgen des Würgens am Halse leidet. Die Tat ist mit einem ziemlich schweren Hammer ausgeführt, den Jeep jedenfalls irgendwo gestohlen und den Stiel zum Teil abgesägt hat. Dadurch ist es gekommen, daß die Schläge nicht mit so großer Wucht ausgeführt wurden. Sie ägyptische Kultur smerlkanilchen Ursprungs? Vor etwas mehr als Jahresfrist verstarb Dr. Augustus le Plongeon, ein Mann, der sein Leben und sein Vermögen der Erforschung der Maya-Kultur gewidmet und auf der Halbinsel Pukatan, ihrer Hei mat, kostspielige und ausgedehnte Ausgrabungen an gestellt har. Die Ergebnisse seiner Forschungen, die er in mehreren Werken niedergelegt hat, sind von der Wissenschaft mit Zweifel ausgenommen worden, und le Plongeon ist gestorben, ohne die Anerkennung seines Lebenswerkes gesehen zu haben. Immerhin sind die Resultate, zu denen er gelangt ist, zu merk würdig, als daß sie unbeachtet bleiben können. In Kürze ausgedrückl, bestehen sie in der Anschauung, daß die Mayatultur als die Mutter der altägypti- schen Kultur und bis zu einem gewissen Grade daher auch als die Mutter der anderen großen orientalischen Kulturen anzusehen sei, von denen ja dann wieder auf dem Wege über Griechenland unsere abend ländische Kultur bedingt oder jedenfalls doch tief be einflußt worden ist. <xrau Alice le Plongeon, die Gattin des verstorbenen Forschers und seine treue und tapfere Begleiterin und Mitarbeiterin, gibt im jüngsten Hefte des „London" eine llebersicht über die von ihrem Manne gemachten Entdeckungen, die sehr viel Interessantes enthält. Der Ort der Ausgrabungen war die im Norden non Pukatan gelegene Stadt Chichen-Jtza, heute ein jämmerlicher Flecken, einstmals offenbar eine be deutende Kulturstätte, und zwar angeblich zu einer Zeit, da Babylon, Assyrien und Aegypten noch von primitiven Wilden bewohnt waren. Dort fanden sich zwei verschiedene Ruinenlager, von denen das eine aus 9 Bauten bestand, das andere, südlicher be- legene. sieben Bauten umfaßte. Grundlegend für die Untersuchungen le Plongeons wurde die Tatsache, daß er in dem Maya-Alphabet das ihm bekannte ägyptische Alphabet wiedererkennen zu dürfen glaubte: die den Aufsatz begleitende Zusammen stellung der Zeichen beider Alphabete zeigt allerdings viele bemerkenswerte Uebereinstimmungen. Unter den Ruinen bildete das sogenannte „Nonnenkloster" den umfassendsten Komplex, und hier fand sich über einem Portale eine Darstellung der Schöpfung (menschliche Gestalt in einem Ei), wie sie schon die brahminische Literatur in dem „Manava Dharma Shastra" etwa 1800 v. Thr. auf Grund älterer Quel len gibt. Die Inschriften, die diese Darstellung be gleiten, zeigen nach unserem Forscher ägyptische Schriftzeichen. Die Figur in dem Ei zeigt Spuren blauer Bemalung: in Aegypten wurde den Gottheiten diese Farbe zugeteilt: derselbe Gebrauch findet sich bei den Mayas. In einem anderen Hause fanden sich ungeheuerliche Köpfe, die le Plongeon als Darstellung des Mastodons erkannt zu haben glaubte. Er sieht in der Mastodonverehrung den Vorfahren der Ver ehrung des Elephanten in Asien. Als sehr wichtig erwies sich das Grabmal des Prinzen Coh, besten Statue der Forscher gehoben hat. Hier fanden sich allerdings merkwürdige Uebereinstimmungen mit ägyptischen Bräuchen und Ueberlieferungen. Ein Al tar zeigte eine Skulptur, die Priester bei Darbringung von Früchten und Blumen an den abgeschiedenen Helden darstellte. Unter den Figuren, die die Altar platte trugen, befand sich eine, deren Gesicht von Schlangen fast bedeckt ist. Man hat daraus zu schließen, daß sie ein Mitglied der königlichen Familie darstellte: denn die Schlange war bei den Mayas wie bei den Aegyptern das königliche Emblem. Be merkenswert ist ferner, daß das lange Haar dieser Frauengestalt über eine Seite ihres Gesichtes herab gezogen ist, ein Gebrauch, der auch bei den ägyptischen Matronen als Zeichen der Trauer angewandt wurde. Mit am merkwürdigsten aber bleibt die aus den Denkmälern erkennbare Lebensgeschichte des Prinzen Coh, die Ähnlichkeit mit der Osiris-Mythe aufweist. Osiris wurde in Aegypten als Leopard dargestellt, und seine Priester trugen über ihrer Amtstracht ein Leopardenfell. Der Name des Prinzen Coh bedeutet gleichsalls Leopard. Osiris hatte zwei Schwestern: Mau oder Isis und Nike — Coh hatte (immer nach unserem Forscher) auch zwei Schwestern: Mo<> und Nike. Zn Aegypten wurde zwischen die Tempel, die Isis und Osiris von ihrem Sohne Hör geweiht wur den, Sphinxe gesetzt. Hör erinnert an den Kul der Mayas, und Hal war der Sohn Moäs von ihrem Gatten Coh. Auf dem Grabe Cohs fand sich ein Leopard mit einem Menschenkopf — eine mexikanische Sphinx. Nun die Mythe von Coh selbst. Wie bei den Aegyptern, so war auch bei den Mayas die Ge- schwisterehe im Fürstenhaus? üblich. Einmal aber waren zwei Brüder Nebenbuhler, und der zurück gewiesene Bewerber erschlug seinen glücklicheren Bruder. Die Frau, um die sie stritten, war Moo. Wir beschränken uns darauf, noch eine Reihe anderer Berührungspunkte zwischen beiden Kulturen kurz i auszuzählen. Die Aegqpter pflegten als die Geburts I statte ihrer Götter den Westen, also die Richtung auf j die „Neue Welt" hin, zu bezeichnen. Im Grabe Cohs fand sich laut chichenischer Untersuchung dem Toten bei gegebene Ueberreste eines menschlichen Herzens — ein Brauch, der wieder bei den Aegyptern erkennbar wird. Das Krokodil war in der Maya- wie in der ägyptischen Kultur als heiliges Tier angesehen. Eine von le Plongeon ausgegrabene und merkwürdige Statue zeigt den einen Arm kürzer wie den andern, gerade wie die Bilder von Thoth, dem Lehrer der ägyptischen Isis. In Aegypten wurden, um das Land vor Trockenheit zu retten, Mädchen in den Nil ge worfen: in Chichen wurden sie im gleichen Falle in Quellen ertränkt. Mayas und Aegypter begannen ihr neues Jahr um die Mitte Juli, und beide hatten Zeitperioden von vier Jahren. Bei den Aegyptern hieß es, daß der Mensch aus einer Töpferscheibe aus Ton geschaffen sei: die jetzt in Madrid befindliche Troano-Handschrift, ein altes Mayabuch, zeigt die Er schaffung des Menschen aus Ton. Bei den Mayas wie bei den Aegyptern galt das Mutterrecht in der Erbfolge und Abstammung. Einige dieser Be rührungspunkte würden sich allerdings unschwer aus gleichartigen Verhältnissen in Pukatan und in Aegyp ten erklären lasten: immerhin bieten die Auf stellungen le Plongeons doch genug des Beachtens werten, um so mehr, als gewisse Verwandtschaften zwischen den Skulpturen von Chichen und den ägyp tischen sich kaum leugnen lasten. Auch kann man Comyns Beaumont nicht so unrecht geben, wenn er die bekannten Züge Ramses' II. für einen typischen Jndianerkopf erklärt. Es wäre allerdings höchst merkwürdig, wenn die älteste der Kulturen unseres orientalisch-okzidentalen Kulturkreises in irgendeiner Weise von einer Kultur der sogenannten „Neuen Welt" abstammen sollte. * * Der Tod Achenbachs kam. wie aus Düssel. darf telegraphiert wird, trotz des hohen Alters des Künstlers überraschend. Die Beisetzung des Verstor benen findet am Dienstagvormittag statt. Unter den eingelaufenen Beileidskundgcbungen befindet sich auch ein Telegramm des Zivilkabinetts, das dem Be dauern des Kaisers über das Hinscheiden des Nestors der deutschen Künstlerschaft herzlichen Ausdruck ver leiht. * Verband Deutscher Bühnenschristfteller. Am I1. März fand im Hohenzollernsaal des Restaurants „Neues Schauspielhaus" zu Berlin die diesjährige ordentliche Generalversammlung des Verbandes Deutscher BühnenschriftstcNer statt. Der Vorsitzende Dr. Mar Dreyer erstattete den Geschäftsbericht. Der Verband zählt zurzeit 135 Mitglieder. In den Vorstand wurden für das Geschäftsjahr 1910/11 zu Vorsitzenden gewählt Dr. Max Dreyer und Dr. Ludwig Fulda, zum Schriftführer Dr. Artur Din ter, zum stellvertretenden Schriftführer Dr. Richard Fellinger, zum Kassenwart Dr. Jon Lehmann, zum stellvertreten den Kassenwart Richard Schott, zu Bei sitzern Hans Brennert, Georg Engel, Otto Ernst, Dr. Ludwig Ganghofer, Dr. Max Halbe, Rudolf Herzog. Dr. Heinrich Lilienfein, Dr. Rudolf Lothar, Richard Wilde, Fedor von Zabeltitz. In den Aufsichtsrat wurden gewühlt Dr. Walter Bloem, Dr. Oscar Blumen thal, Dr. K e r h a r t H a u p t m a n n , H c r in a n n Sudermann und Dr. Adolf Wilbrandt. In die Aufnahmekommistion wurden gewählt Blu menthal, Dinter, Dreyer, Engel und Herzog. Die Kommission zur Festsetzung der Aufführungsoertrags regeln mit dem Bühnenvcrein besteht aus den Mit gliedern Bloem, Blumenthal, Dinter, Dreyer, Fulda, Lothar und Sudermann. Blumenthal ist Obmann der Kommission. * Ainus in London. Die japanisch-britische Lus stellung in London, die demnächst eröffnet werden soll, wird auch einige Vertreter der japanischen Ur bevölkerung aufweisen. Diese Ainus, die heute noch in spärlicher Anzahl vorhandenen Ureinwohner dcs Landes der ausgehenden Sonne, werden auch Haar menschcn genannt, weil sie unter allen Völkern der Welt die stärkste Behaarung aufweiscn. Wenige Tausende dieser starken, kleinen und wilden Nasse leben noch auf den ziemlich unbekannten Inseln des nördlichen Japan, wo sie mit Fiscben und Jagen kümmerlich ihre Nahrung finden. Serys solcher Ainus sind nun unterwegs, um auf der Ausstellung die Ur ahnen des heutigen Japaners zu repräsentieren. Ein anderes interessantes ethnologisches Schauspiel wird durch die Vorführung einer „Familie" der Urein wohner von Formosa geboten: es sind 2 t Personen, darunter eine Anzahl von Mädchen, die als „Tea- Girls" im japanischen Garten der Ausstellung exotisch-malerisch wirken werden. Unter den anderen beachtenswerten Erscheinungen der Ausstellung be finden sich auch 50 japanische Ringer, die in Japin sich Ruhm erworben haben und sich in Preisring- kämpsen europäischen Bewunderern zeigen werden. * Kleine Chronik. Aus Halle meldet uns ein Privattelearamm: Das Berliner Lessingtheater wird aus Einladung der hiesigen Literarischen Gesell schäft am 17. Avril als Matinee eine Ausführung non Ibsens „Baumeister Solncß" im Stadttheater veranstalten.
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