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Dezuq-.Prei- O» »» ««»rr, durch mV«« rräarr u»d kv«d,ir»rk 8»«l ttalich tu« Hau« «edrachi: vv muuatl., l.7vak rurrelitbrl. Be» untern Filialen u. Sn» »admelleven adn»d»I«: 7S mounlU, L,>L „ertrlltbrl. Lurch dt« »oft: innrrdald Leullkdland« und der deutschen Kolonien vierieliLdrt. U.S0 monatl. !.<< -U«I»I. Poftdeftellaeld. ferner in Belgien, LLnemark, den Ddnaullaaren, Italien, lluremdurg, Niederlande, dlor- weaen, Oesterreich-Ungarn, Rutzland, Lchweden, Schwei« u. Spanien In allen übrigen Staaten nur direkt durch di« <SeiLÄ,«I-.«ll- de« «Inner erdLlilich, La« Lewgiger iaqedlatl ericheini 2 mal jglich. Sann- u. Ariirlag« nur morgen«, ^lvonneu ent-Snnalime, Äugullu-Vlatz 8, bei unteren LrLgern, .«iliaien, Spediteuren und Snnadmeftellen. lowie PollLmlern und BnettrSgern Itnzrlieckaut «prei» »er Morgen» iu»gnd« 18 0» der t dendrutgade it klkedaktioi, und Geichäfttkrlle: Jodannisgaite k. Terntprecher: I«M2. I«6W. 1469«. Morgen-Ausgabe. UciMM TagMok Handelszeitung. Amtsblatt Les Nates und des Nolizeiomtcs der Stadt Leivzig. Anzeigen-Preis ttr Inserate «u« lle,v,>, und Umgeduug di» Sgeipaltene iv wn> dreit« Petitteil« 2S 4, dir 7« mut drerle «eklamejeile I van auIwLrt« civ 2s, Reklamen l.!L> Inserate »an «ebirden m a-n»i»en Lei! die 7« rum breite Petit,eil« M ch. «rtchlili-nvigen m,t P a»vortchnlien an» tu »er Sbendaudaade >m Preise erhöht. Rabatt nach laril. Beilagegedilbr !> ».Lautend exkl. Postgebühr. Iesterteilte Sulträg« können nicht «urstit- ge«ogen werben. Für »a» ikrtcheinen an vestim«t«a Lagen uno Plätzen wir» kein« Garantie übernommen. «n,eigen» Annahme: vuguftu«pl«tz 8. dri tämilichen Filialen u. allen «nnoncen- Ekpedltronen de» In- und Äu-Iande«. Hanvt-siltale Berlin: <«rl Liiuiker, HeriogU B:hr. tzosduch- handlung, Lützowftiatze IL lLtiephun VÖ ötr. Paupt.Filiale Lreüdein Serktrabe l (Telephon 462l>. Nr. 92. Dienstag, üeil S. ÄpcU ISlv. 104. Iahrgsng. Dss Wichtiglte. * Die Erste Kammer nimmt am heutigen Dienstag ihre Sitzungen wieder aus. * InBerlin trat am Montag der Zentral- nerband der Maurer Deutschlands zu sammen, um zu dem Tarifkampf im Bau gewerbe Stellung zu nehmen. (C. d. bes. Art.) * Die neugebildete Luftschifferkompanle ist in Köln eingetrofsen und beginnt heute ihre Uebungssahrten. (S. Dtschs. Reich.) * Im Hasen von Marseille sind die See- feute wegen der gerichtlichen Verfolgung unbot- mäßiger Heizer in den Ausstand getreten. (S. Ausland.) * Bei der Landung des Breslauer Ballons „Schlesien" in der Nähe des Dorfes Tessin in Pommern verunglückte der bekannte Aeronaut Professor Abegg tödlich. (S. d. bes. Art.) Minilterwechlel in Preußen? Der preußische Minister des Innern, Herr von Moltke, wird, Zeitungsmeldungen zufolge, demnächst zurücktreten oder zurückgetreten werden. Richtiger ist wohl die grammatisch unrichtige, die passive Form, denn daß ein preußischer Minister von selbst ginge, ist undenkbar; bisher sind wohl noch ziemlich alle gegangen worden. Wer ist Herr von Moltke? Als jetzt die Wahlrechtsvorlage besprochen wurde, die doch aus dem Ressort des Ministers kommt und sein eigenstes Werk sein müßte, da erwies sich Herr von Moltke als ein großer Schweiger. Die Preußen gerieten in eine mehr oder minder fieberhafte Erregung, nur Herr von Moltke blieb vollständig kühl. Auch diejenigen, die gar nichts zur Sache zu sagen wußten, sprachen mit: Herr von Moltke war klüger, er wußte nichts zur Sache zu sagen und sagte daher auch nichts. Er war ja auch schon durch den Herrn Oberregierungsrat von Falkenhayn, den Erzeuger der Mißgeburt, sachlich ausgeschaltet, und die formelle Verantwortung für die Vor lage hatte Herr von Bethmann Hollweg dadurch übernommen, daß er das Gesetz allein unter zeichnet hatte... im Gegensatz zu der bis herigen Hebung, nach welcher so wichtige Vor lagen von sämtlichen Mitgliedern einer Hohen Königlichen Staatsregierung unterzeichnet zu werden pflegten. Run zerbrechen sich die Leute den Kopf dar über, warum Herr von Moltke eigentlich gehen soll. Mindestens ebenso berechtigt wäre die Frage, warum er denn bleiben soll. Geradezu komisch ist der Einfall findiger Kommen tatoren, Herr von Moltke könne es nicht er tragen, daß das Parlament die Wahlrechtsvor lage völlig umgestülpt habe, er könne „seinen Namen nicht unter dies Dokument setzen". Wir sind überzeugt, daß Herr von Moltke seinen Namen unter jedes Dokument setzt, wenn er sich in diesem Augenblick durch die Willensmeinung der allerhöchsten Person gedeckt fühlt. Preußische Minister kennen doch bekanntlich nur eine Ver antwortlichkeit: die dem König gegenüber. Wenn also der König zufrieden ist, der Reichskanzler zufrieden ist, die Parlamentsmehrheit zufrieden ist und nur die (immerhin nicht exakt festzu stellende) Volksmehrheit unzufrieden ist, so besteht für Herrn von Moltke nicht der mindeste Grund, aus dem Amte zu scheiden. Das kleine Schar mützel mit dem Herrn von Pappenheim haben ihm die Konservativen längst verziehen. Erft im Hinblick auf die Konservativen wird die Frage des Ministerwcchsels überhaupt inter essant, weil die Rede geht, ihr bewährter Führer, der Herr von Heydebrand, werde Moltkes Nachfolger werden. Zu diesem Minister wechsel wäre natürlich in erster Linie die Zu stimmung des Herrn von Heydebrand erforder lich. Der ungekrönte König von Preußen leugnet, daß er die Absicht habe, einen solchen Posten anzunehmen. Aber dies Leugnen sagt natürlich nicht das mindeste; denn welcher ver ständige Mensch würde in solchem Falle er klären, daß er mit Vergnügen bereit sei, da mit nachher die Gegner sich schadenfroh ins Fäustchen lachen könnten, wenn vielleicht das Arrangement nicht zustande käme? Indessen bei uns zu Lande ist der „Wille zur Macht", den der Ministerpräsident selbst bei einer großen Partei zu rügen wagte, durchaus nicht so selbstverständlich wie in anderen Kultur ländern. Wir wissen nicht, ob Herr von Heyde brand den Wunsch zu politischem Gestalten in sich fühlt. Vielleicht findet er es bequemer, der dirigierende Kopf der konservativen Partei zu sein; vielleicht lockt ihn nicht einmal der Aus blick aus den höchsten Posten der Monarchie. Die Konservativen selbst werden sich mißtrauisch fragen, ob der Eintritt des Herrn von Heyde brand ins Ministerium ihre Chancen verbessern würde. Nicht jeder Konservative, der Minister wird, gibt einen konservativen Minister ab, und wir glauben sogar mit einiger Sicherheit die Be hauptung aussprechen zu können, daß Herr von Heydebrand manche konservative Hoffnung und manche liberale Befürchtung enttäuschen würde. Prinzipiell betrachtet, würden wir es nur begrüßen können, wenn die Regierung sich ent schlösse, sich aus den Abgeordneten neu zu rekru tieren. Nur auf diesem Wege können wir da hin gelangen, daß die Parteien sich als verant wortlich empfinden und daß sie nur das fordern, was sie als Regierende selbst gewähren oder durchsetzen könnten. Die innere Tendenz weist auf den Parlamentarismus hin, und jede Handlung, die dazu beiträgt, ihn herbeizu führen, ist zu billigen. Ob für den Augen blick durch eine solche Berufung der Einfluß der Konservativen etwas gestärkt wird oder nicht, das ist eine Frage, die den unbefangenen Be urteiler nicht sehr aufregt. Herr ».Heydebrand wird, sobald er an einer leitenden Stellung steht, bald erkennen, daß selbst in Preußen eine konservative Regierung gewisse Verpflichtungen, die man nach Belieben liberal oder modern oder auch anders nennen kann, erfüllen muß. Gar so leicht ist weder das Deutsche Reich noch Preußen zu ruinieren. Sittlichkeit unü Religion. Diese alte Streitfrage nach dem Verhältnis von Sittlichkeit und Religion wird hier in eingehender Weise, und zwar vornehmlich unter dem Gesichtspunlt behandelt, welche Forderungen sich aus diesem Ver hältnis für Erziehung und Unterricht der Fugend er geben. Der erfahrene Pädagoge Direktor Dr. M. Zahn („Psychologische Untersuchungen über die sittliche und religiöse Entwicklung und Erziehung der Jugend." Leipzig, Verlag der Dürrschcn Buch handlung) scheint un» dabei die für unsere Zeit einzig richtige Lösung zu bieten. So tlar, schlicht und überzeugend wie hier haben wir kaum je den Nachweis dafür erbracht gesehen, daß nicht die Sittlichkeit von der Religion abhängt, sondern oaß der Mensch auf seinem Bildungsweg von der Sitt lichkeit zur Religion hingeführt werden kann. Und Jahn spricht sich, obwohl er der Sittlichkeit Selb ständigkeit und zeitlichen Vorrang zuerteilt, sehr warm und überzeugend dafür aus, daß diese Ent wicklung von der Sittlichkeit zur Religion bei der Erziehung der Jugend geschehen soll. Die Ver teidiger der These, ohne Religion keine Sittlichkeit werden ihm deshalb keine Miß achtung oder auch nur Minderachtung der Religion vorwerfen können. Wohl aber führt er ihnen treffend vor Augen, welche ganz anders päda gogisch und didaktisch wertvolle Methode des Unterrichts sich non seinem Standpunkt aus gegenüber der rein oder vorwiegend kirchlichen Unter richts- und Erziehungsart sich ergeben muß. Nach sachlich gründlichen, in der Form aber kurz und an schaulich gehaltenen Erörterungen über Moral- psychologje und Religionspsychologie kommt er zu einer auf modernen Grundlagen beruhenden Moral pädagogik und Religionspädagogik, die die sittliche und religiöse Erziehung in ihrer Selbständig keit und in ihrem gegenseitigen Der. hältnis nach ihrem Ziel, ihrem Stoff und der methodischen Behandlung erörtert. Die Schlüsse, die er hieraus für das Verhältnis von Schule und Staat und Schule und Kirche zieht, sind ihrem Wesen nachmichts unbedingt Neues. Aber sie behandeln die hier zurzeit so viel erörterten Fragen nach dem Ver hältnis von Kirche und Schule, nach Form und In halt des Religionsunterrichtes und seinem Verhält nis zu den anderen Unterrichtsgegcnständcn der Kirche so übersichtlich und den modernen Schul forderungen entsprechend so überzeugend, daß man dieses Buch bei all seiner Ruhe und Sach lichkeit, die es auszeichnet, als ein treffliches Kampfmittel ansehen kann für eine moderne sittliche und religiöse Erziehung unserer Jugend, deren wir so dringend notwendig bedürfen, damit aus ihr wirklich sittlich gekräftigte, selbständige Persön lichkeiten hervorgehen, denen auch die Religion dann nichts Angelerntes ist, sondern eine von ihnen rn freiem Entschluß ergriffene innere Lebenskraft. Nicht nur moderne Lehrer, auch moderne Theologen werden das Buch mit Freuden begrüßen. )l. Deutsches Reich. Leipzig, 5. April. * Richtigstellung. Wir veröffentlichten vor einigen Tagen eine Mitteilung des französischen General konsulats in Leipzig, wonach der neue französische Zolltarif am 1. Jul! in Kraft treten sollte. Gestern erhielten wir dazu folgende Zuschrift: „Infolge der l-tzten mir zugegangenen amtlichen Mitteilungen beeile ich mich, Ihnen mitzuteilen, daß der neue französische Zolltarif doch gesetzmäßig mit dem 1. Äprild. I. inKraftge- treten ist. Ein Irrtum in der Verfassung eines Telegramms hatte leider Anlaß zu der Vermutung gegeben, daß der neue Zolltarif erst mit dem 1. Juli 1910 in Gel tung komme, wie ich Ihnen am 1. April mitteilte. Mit vorzüglicher Hochachtung! Der Generalkonsul der Republik Frankreich. A. Bousquet." * Die Absichten des schwarz-blauen Blocks. Die sächsischen Konservativen suchen beständig das Be stehen des schwarz-blauen Blocks zu leugnen. Diese Versuche sind zwar schon bisher stets verunglückt, aber es ist doch ganz wertvoll, wenn vom führenden konser vativen Organ Preußens, von der „Kreuzzeitung", ausdrüatiit) bestätigt wird, daß Konservative und Zentrum für die Zukunft Zusammenarbeiten wollen, um eine Aera der Reaktion herauszusühren. Wir lesen in dem genannten Organ: „Die gegenwärtige Mehrheit ist keines wegs bloß durch parteipolitische Tak- t i k zusammengeführt worden. Die Konservativen sind, das ist gar kein Eebeimnis. hauntsächlicb des halb zu großen Opfern bereit, weil sie der Regie rung behilflich sein wollen, den bitterenRest derBlockaeraausderWeltzu sch affen. Sie haben lange die Blockpolitik unterstützt und fühlen sich mit verantwortlich für deren Folgen. Sie wollen nun reine Bahn machen helfen für eine weniger dem Parlaments», rismushuldigendeRegierungsweise, wie sie das Programm des Herrn v. Bethmann Hollweg ankündigte. Die Bedeutung des „neuen Mannes" ist ihnen eben schneller aufgegangen, als den Nationalliberalen, dre ihm zunächst mit offen ausgesprochene,» Mißtrauen gegenübertraten." Es wird interessant sein, zu beobachten, was die sächsischen Konservativen nunmehr zu diesen netten Plänen sagen. * Der nationalliberal« Verein zu Grünhain hatte für Freitag eine öffentliche Versammlung in den Ratskeller einberufen. Lehrer Hiemannn - Leipzig sprach über die Reform des Religionsunterrichts in der Volksschule, baute seine Darlegungen auf die Zwickauer These»» auf und vertrat energisch die For derungen des Sächsischen Lehrervereins. Ihm sekun dierten mehrere Lehrer, u. a. Kantor Leuschel aus Crottendorf. In die Debatte griffen auch die Pfarrer Dr. Paulinus-Elterlein und Pfarrer Eräfe- Arnsfeld ein. Eine Einigung kam nicht zustande. Der Vorsitzende konnte am Schluß der fast 5stündigen Verhandlungen feststellen. daß diese von beiden Sei ten mit Würde und Ernst geführt worden waren. * Sächsische evangelisch-soziale Vereinigung. In der Piingstwoche vom 17. bis 19. Mai wird hier die Sächsische evangelisch-soziale Vereinigung ihre dies jährige Tagung abhalten. * Ernennung. Der „Rcichsanzeiger" schreibt: Der bisherige Gesandte in Kopenhagen Graf Henckel non Donnersmarck wurde zum Wirkl. Geh. Rat mit dem Prädikat Exzellenz ernannt. * Neue Kriegsschiffe. Pünktlich mit dem Beginn des neuen Etatsjahres sind die bewilligte»» Kriegs schiffe von der Marineverwaltung in Auftrag ge geben worden. Die Aktiengesellschaft Weser in Bremen erhielt den Auftrag zum Bau des neuen kleinen Kreuzers „Ersatz Cormoran", die Werft Blohm L Voß in Hamburg wurde mit dem Bau des großen Panzerkreuzers ...7" beauftragt. * Die Luftschisserkompanie, die im vergangenen Winter von verschiedenen Truppenteilen des Reichs zusammengezogen worden ist, ist am Sonntag in der neue»» Garnison Köln unter Hauptmann Georae in einer Stärke von 110 Mann eingetroffen. An» Diens tag soll mit den Ilebungsfahrten begonnen werden. * Die Petitionskommission des Reichstags erstattet ihren Bericht über eine Petition des Verbandes deutscher Lohnfuhrunternchmc». Straßenbahnen nur noch in Straßen von 10 Meter Breite zuzulassen und ihre Fahrtgeschwindigkeit herabzusetzen, ferner die Wagen der Straßenbahnen in größeren Abständen verkehren zu lassen, damit keine Ansammlungen in belebten Straßen stattfindeu. Durch Gesetz sollten die Mißstände, die sich durch das Anschwellcn der Straßen bahnwagen in engen belebten Straßen ergäben, be- seitigt werden. Die Kommission verwarf die Petition, erkannte die Mißstände zum Teil an. hielt sic aber nicht für so dringend, daß gesetzliche Vorschriften ein zugreifen hätten. ' Zur Kellnerinnenfrage. Eine Massenpetition deutscher Frauen, betreffend das Verbot weiblicher Bedienung in Gastwirtschaften, ist den» Reichstage zu gegangen. Die Vorkämpferi»» auf diesem Gebiete, Frau Jellinet-Heidelberg, hat 190 000 Unterschriften gesammelt, um von den Kellnerinnen eine unerträg liche Schmach zu entfernen, deren körperliche Eigen schaften kapitalistisch ausgebeutct würden. * Auswanderungswesen im Jahre 190». Ein Be- richt über die Tätigkeit der Reichskommtssare für das Auswanderungswescn während des Jahres 1909 ist dein Reichstage zuaegangen. Neber den Umfang der Auswanderung ist folgendes zu sagen: Es wanderten aus über Bremen 144 417 Personen (darunter 11962 Deutsche), mehr gegen 1908 69 791 Personen. Di meisten Auswanderer waren Slawen. Don den Deut schen wanderten 11 208 nach Nordamerika aus. das noch immer den Hauptanziehungspunkt, namentlich jetzt wieder nach dem Aufschwungs der wirtschaftlichen Verhältnisse, bildet. Eine größere Auswanderung machte sich nach Argentinien und Brasilien bemerkbar. Neber Hamburg wanderten 113 535 Personen aus (darunter 2297 Deutsche, die nach deutschen Kolonien gingen. Die Rückwanderung hatte 1909 gegen das Vorjahr bedeutend abgenommen, die meisten Aus wanderer hatten an ihren Zielen für längere Zeit die gewünschte Arbeit gefunden. * Eine Vertreterversammlung der Nationallibera len Partei für die Rheinprovinz sand am Sonntag in Köln unter Vorsitz des Professors Moldenhauer statt. Pros. Moldcnhauer behandelte in einleitenden Ausführungen die politische Lage. Dann wurden Aendcrungen in den Satzungen angenommen. Ucber die Reform der Rheinischen Landqemcindeordnung berichtete der Geschäftsführer der Düsseldorfer Han delskammer Dr. Brandt. Zur Frage der preußischen Wahlrechtsreform führte Fabrikbesitzer Kühn- Elberfeld aus: Die Beseitigung der Drittelung in den Urwahlbezirken und die Vermehrung der Zahl der Abgeordneten — wenn nicht eine Aenderung der Wahlkreise zu ermöglichen sei — seien Forderungen, auf denen unbedingt bestanden werden mii^-v In einer Resolution wurde dann den Beschlüssen des Zentralvorstandes vom 13. März zugestimmt. * Die Organisation der Fortschrittlichen Volks partei. Nach den Uebergangsbestimmungen für die Verschmelzung der drei linksliberalen Parteien sollte innerhalb eines Monats nach der Bildung der Ge samtpartei eine Verständigung über den Zusammen schluß der konkurrierenden Vereine oder Verbände erfolgen. Da am 6. März die Fortschrittliche Volks Partei gebildet worden ist, ist die Frist nun ver strichen. Der geschäftssührende Ausschuß der Fort schrittlichen Volkspartei versendet daher in diesen Tagen ein Rundschreiben air alle organisierte Orts gruppen mit der Aufforderung, die Vereine baldigst neu aufzurichten. In Elsaß-Lothringen wird übri gens von den Linksliberalen ein ähnliches Verfahren wie in Mecklenburg angeschlagen, wo der liberale Landesverein aus taktischen Gründen Zurückhaltung gegenüber der Fortschrittliche»» Volkspartei übt. aber seinen Ortsvereincn den Anschluß sreigcstellt hat. * Der zweite Parteitag der Demokratischen Ber einigung findet vom 15.—17. Mai in Köln a. Rh. statt. Den politischen Jahresbericht gibt Dr. Breit scheid, den Geschäftsbericht Dr. Glaser. Weiter wird über den Programmentwurf und über das Thema „Die Äugest Uten und die Politik" verhandelt. * Ein« deutsche Feier in der Bukowina. An» 14. und 15. Mai findet in Czernowitz die Wcihescier des neu erbauten „Deutschen Hauses" statt, das be stimmt ist, der Mittelpunkt des gesamren kräftig aus blühenden Deutschtums im alten Buchenlande zu wer den. An der Feier werden sich auch zahlreiche Ver treter des Deutschtums aus Deutsch Oesterreich, dar unter Abgeordnete und frühere Minister, beteiligen. Der Festausschuß betreibt schon seit Wochen eifrig um fassende Vorbereitungen zu dieser für die Deutschen im äußersten Osten der Habsburgischen Monarchie seltene»» Feier. Reichsdeutsche, die ihr Weg in diesen Tagen in das schöne Buchenland führen sollte, werden sicher hochwillkommene Gäste sein. * Kolonial« Literatur und „Kolonialblatt". Das amtliche „Koloniolblatt" veröffentlicht fortan in einer besonderen Rubrik die neuesten Erscheinungen der kolonialen Literatur. Von «»nein fachmännisch geschulten Bibliothekar zusammengestellt, verzeichne: diese Rubrik die neueste Koloniallitcratur nach 24 Stichworten, unter denen beispielsweise „Finanz wesen", „Landwirtschaft", „Bergbau", „Handels wesen", „Gewerbe und Industrie", „Missions- und Schulwesen" sich finden. Es leuchtet ein, daß die lite rarische Uebersicht nicht nur dem Parlamentarier, Ge lehrten usw., andern auch dem praktische»! Kolonial manne es wc entlich erleichtert, sich über neue kolo niale Veröffentlichungen zu unterrichten. Kuslanü. Frankreich. * Prinz Mar von Sachsen in Paris. Der „Matin" bringt anläßlich der Predigten, die Prinz M a x von Lachst»» zurwit in der ältesten Kirche von Paris, St. Julien des Pauvres, hält, eine umfangreiche Würdigung des prinzlichen Priesters, in der be sonders hervorgehoben wird, daß der Prinz sein ge samtes Einkommen von 40 000 jährlich an dir Armen verteilt. * Streit der Marseiller Seeleute. Das Personal der eingeschriebenen Seeleute in Mar seille, namentlich die Heizer und Kohlenzieher, haben einen Demonstrationsstrcik begonyen, um auf diese Weise a?^en die Einstellung algerisch:r Eingeborener auf tu schiffen der Mittclmeerlinien und gegen die voi» den Behörden gegen widerspenstige Heizer auf dem Dampfer „Muluja" verfügten gc »ichtlichsn Maßnahmen zu protestieren. Während am Sonntag nur auf einigen Schiffen die Heizer usw. streikten, so daß ihre Abfahrt stark verzögert wurde, verließen infolge des Montag früh vom Syn dikat der eingeschriebenen Seeleute erlassenen Streikaufrufs die Mannschaften der Fahrzeuge sämtlicher Dampfergestllschastcn die Schiffe. Ter Aufruf des Syndikats ermahnt die Seeleute, so lange im Streike zu verharren, als die Maßnahmen gegen die Heizer der „Muluja" aufrechtcrhalten bleiben. Da das Auslaufen keines Dampfers sichergcstellt werden kann, beginnt die Compagnie Trans, atlantigue, die Ueberfahrtspreise zurückzuzahlcn. — In der Debatte über das Marineoudget im Senat äußerte Flaissiöres sein Bedauern über die in Marseille gestern erfolgte Verhaftung von zwölf Heizern des Dampfers „Muluja". Unterstaatssckie- tär Cheron erwiderte, er sei entschlossen, der Disziplin der Handelsmarine Geltung zu verschaffen. Die Heizer des „Muluja" hätten in dem Augenblick der Abfahrt des Schiffes die Arbeit verlassen. Eine solche Handlungsweise könne nicht geduldet werden; sie seien deshalb dem Gesetz entsprechend verfolg» worden. Die eingeschriebenen Seeleute hätten daraus