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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.04.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-04-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100408021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910040802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910040802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-04
- Tag 1910-04-08
-
Monat
1910-04
-
Jahr
1910
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Amtsblatt Les Rates und des Nolizeiamtes der LtaSt Leipzig. An^rigen-PrelS iär Inserate au« Leipüg uns Umgebung di« Sgeipaltene hü mm breite Peritzeil« 2S 4, dl« 74 mm breit« Reklameteile l »an au«wätt« 60 Reklamen l.Al Inserate «an Behörden >m amtlichen Teil dl« 74 mm breite Petitzeil« 40 «elchäil«anze,gen mit P'ahvorschristen und tu de« Adeudaurgab« >>n Preise erhöht. Rabatt nach Laris. Beilagegedühr ü p. Tausend exki. Postgebühr. Fefterteilte Aulträge können nicht zurütl- gerogen werden. Für da« iLrscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird lein« Garantie übernommen. Antigen-Annahm«: Auguslu-platz 8, dei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Sxpeditionen de« In- und Au-landc«. Hauvr-Filiale verlln: Karl Duuiker, Henogl. Bayr. Hosbuch- bandlung, Lützowstiahe llli. lTeiephan VI, Rr. 4OIi). Haupk-Fillale LreSben: Se-ürabe 4.1 (Telephon 4621). Freitag. üen 8. KprU lSIO. Nr. 9S 104. Zshrgsng. Die Luftschiffahrtskonferenz in Paris. Im Herbst vorigen Jahres wurde gemeldet, daß die in Paris geplante internationale Luftschiffahrts- konferenz bereits im Dezember vorigen Jahres zu sammentreten sollte. Dieser Termin lieh sich ebenso wenig einhalten wie die dann später in der Presse an gegebenen. Wie die „Inf." erfährt, sind jetzt die Vorbereitungen für den Zusammentritt der Kon ferenz so weit gediehen, daß die Wahrscheinlichkeit besieht, daß die Verhandlungen im nächsten Monat beginnen können. Noch eine erlaubte Versammlung unter freiem Himmel. Die Politik des Herrn v. Iagow hat ein glänzen des Fiasko erlebt. Nachdem der Berliner Polizei präsident eben erst, entgegen dem ursvriinglichen Verbot, der Demokratischen Vereinigung eine Ver sammlung unter freiem Himmel gestattet hat, er laubt jetzt auch der Amtsvorsteher von Treptow der sozialdemokratischen Parteileitung, am nächsten Sonntag im Treptower Park eine öffentliche Versammlung unter freiem Himmel zu veranstalten. An der Zustimmung des Berliner Magistrats und der Erlaubnis des Polizeipräsi denten wird nicht gezweifelt. Kreuzfahrt der englischen Nordseeflotte. Kaum ist das deutsche Nordseegeschwader in Wilhelmshaven eingetroffen, so rührt sich auch schon die englische Nordseeilotte, um eine Demonstrations fahrt vorzunehmen. Wir erhalten folgende Draht nachricht' London, 8. Avril. (Tel.) Wie gemeldet wird, sollen die Heimat flotte und die atlantische Flotte in diesem Monat eine Kreuzfahrtinder Nordsee veranstalten. Die vereinigten Streitkräfte umfassen 22 Schlachtschiffe, 13 Panzerkreuzer, 10 ge schützte Kreuzer nnd Spähschiffe, 50 Torvcdoboots- zerstörer, 8 Werkstattschiffe und 20 Unterseeboote. Unter diesen Schiffen sotten sich mindestens zehn Dreadnoughts befinden. Ein neuer Sieg des englischen Ministeriums. London, 8. April. (Telegramm.) Das Unterhaus nahm die erste Resolution, betreffend das Vetorecht der Lords, nach der den Mitgliedern des Oberhauses untersagt sein soll, Finanz- mafinahmenzuverwerfen oder mit Zusätzen zu versehen, mit 33S gegen 237 Stimmen an. Die Nationalisten stimmten mit der Regierung. Der Streik der Seeleute in Marseille. Das energische Einschreiten der französischen Re gierung gegen die streikenden Seeleute von Marseille hat die Folge gehabt, daß bereits eine optimistische Auffassung der Lage Platz greift. Folgende Mel dungen scheinen diese Auffassung zu rechtfertigen: Marseille, 8. April. (Telegramm.) Heute nach mittag sind vier Paketdampfer mit vollständi ger Besatzung bezw. mit einer aus eingeschrie benen Seeleuten und Marinesoldaten bestehenden Besatzung nach Algier und Australien i n See gegangen. Paris, 8. April. (Telegramm.) Unterstaats sekretär Cheron, der heute von Marseille nach Paris zurückzukehren gedenkt, erklärte einem Bericht erstatter, daß aller Voraussicht nach der Ausstand der eingeschriebenen Seeleute seinem Ende ent gegengehe. Besonders bemerkenswert sei, das; die eingeschriebenen Seeleute der übrigen Häfen Frankreichs der Aufforderung des Generalsekre tärs Rivelli, ebenfalls in den Ausstand zu treten, keine Folge geleistet hätten. Sie hätten ein gesehen, dag man das wirtschaftliche Leben eines Landes nicht unterbinden dürfe, weil ein Araber an Bord eines französischen Schiffes beschäftigt werde. Insubordination auf einem italienischen Kriegsschiff. Neapel, 8. April. (Telegramm.) Das Blatt „Roma" erhält aus Gaeta die Nachricht, daß ernste Zwischenfälle an Bord des Kriegsschiffes „Amalki" ausgebrochen sind. Schon seit einiger Zeit war die Mannschaft des Schiffes wegen der übermäßigen Strenge des zweiten Offi- ziers aufgebracht. So hatte dieser über 171 Mann des Schiffes wegen eines geringfügigen Versehens eine harte Disziplinarstrafe verhängt. Der Befehls haber des Schiffes hatte zwar nach genauer Unter suchung des Falles den Befehl gegeben, daß die Diszi plinarstrafe gegenüber 32 Mann nicht zur Ausführung kommt, aber die Strenge des zweiten Offiziers blieb so herausfordernd, daß die Mannschaft sich ihrer Er bitterung durch Beschädigungen an Bord Luft machte. Zum Albanesen-Aufstand. Der Aufstand der Albanesen greift mit Schnellig keit immer weiter um sich. Die lürbHche Reg^evemg sicht sich daher zur Entsendung eines starckcn Truppen aufgebots genötigt, um die Ruhe wiederberzustellen, um so mehr, als die Aufständischen bisher den Truppen manche Schlappe beigebracht haben und da durch nur noch übermütiger werden. Es liegt folgende Drahtnachricht vor: Konstantinopel, 8. April. (Tel.) Der Ministerrat beschloß, die nach Prischtina entsandten Truppen des 3. Korps auf 16 Bataillone zu erhöhen und außerdem noch 18 Bataillone des 1. Korps nachzusenden. Ferner wurde beschlossen, dein Kommandeur der 31. Division das Oberkommando zu übertragen, den Belagerungszustand auf den ganzen Sandschak und Prischtina auszudehnen und sofort Kriegsgerichte cinzusetzen. Der Oberkommandierende ist be auftragt, die Aufständischen durch Waffen gewalt zu zerstreuen und die Rädelsführer zu verhaften. Ferner wurde beschlossen, auch in Albanien eine Volkszählung und Katastrierung durchzuführen, den Militärdienst einzufiihren und die allgemeinen Steuern einzutreiben. Nach Depeschen des pulitilche Nachrichten. Der Schluß des sächsischen Landtags wird gegenwärtig in der Presse lebhaft erörtert. Wie wir auf Grund von Informationen an zuständiger Stelle mitteilen können, dürften die Kammern kurz vor Pfingsten ihre Tätigkeit beenden, so daß der Landtag vielleicht am 13. Mai geschloffen werden kann. Innerhalb der einzelnen Fraktionen macht sich das Bestreben geltend, die Arbeiten möglichst schnell zu beenden, und auch in den Deputationen sind sic in den letzten Tagen wesentlich gefördert worden. Das Gesetz über die Brandversicherung, der Gesetzentwurf der Schuldotationen und das Gesetz über die Mädchenerziehung sind nahezu erledigt. Zu erledigen sind noch der Eisenbahnetat sowie die Kapitel der Landesanstalten, der Forsten und der Besoldungs etat. Die Anträge über die Reform der Ersten Kammer sind in der Deputation sämtlich abgelehnt worden, so daß hierüber kein Beschluß im Plenum gefaßt werden kann. Wahrscheinlich wird die Re gierung der nächsten Session einen Gesetzentwurf über die Abänderung der Ersten Kammer zugehen lassen. Der Antrag der sozialdemokratischen Fraktion über die Beseitigung der indirekten Steuern wird jeden falls gemeinsam mit dem Etatkapitel über die in direkten Steuern zur Beratung kommen. Zum Kampf im Baugewerbe. An den gestrigen Verhandlungen des Gesamt vorstandes des Deutschen Arbeitgeberbundes für das Baugewerbe nahmen Vertreter aus allen Teilen Deutschlands teil. Nach mehrstündiger Aussprache wurde beschlossen, die heute auf Veranlassung des Neichsamts des Innern im Neichstagsgebäude statt findende Konferenz zu beschicken. Da die Verhandlungen geheim geführt werden, sind, wie be ichte mitgeteilt, die Mitteilungen über das Aus. einandergehen von nord- und süddeutschen Arbeit gebern in ihren Ansichten mit Vorsicht aufzunehmen. O. Berlin, 8. April. (Privattelegramm.) Die Einigungskonferenz der Arbeitgeber und Arbeitnehmer im Baugewerbe, die heute vormittag im Neichstagsgebäude unter Vorsitz des Geheimrats Wietefeld zusammentreten sollte, ist auf 2 Uhr nachmittags verschoben worden. Die Ver tagung hat darin ihren Grund, daß Geheimrat Wietefeld und andere Herren aus dem Reichsamt des Innern in den Vormittagsstunden nicht a b - kommen können. m. Hamburg, 8. April. (Telegramm.) Eine zwei tausend Mann starke Maurerversammlung stimmte dem mit dem Baugcwerbeverband Ham burg - Altona - Wandsbeck - Harburg abgeschlossenen dreijährigen Tarifvertrag, der den Ar beitern eine kleine Lohnerhöhung gewährt, zu. Da durch scheidet der Vierstädtekomplex aus dem bevorstehenden Kampfe aus. ttus Smerlons Tagebüchern. Jungst sind in den Vereinigten Staaten Emerson» Tagebücher erschienen, ein zweibändiges Werk, das die Aufzeichnungen, Gedanken und Eindrücke über seine Lektüre enthält, die er in den Jahren 1820 bis 1832 niedergeschrieben hat. Zur tieferen Kenntnis Emersons gibt dieses Tagebuch wichtige Ausschlüsse. Besonders auffallend ist bei einigen Aufzeichnungen, wie sehr Emerson in Gedanken und Bildern sich zu weilen Stendhal nähert. Stendhal sprach gerne von „Ankristallisieren der Gefühle und Gedanken". Emerson hat das gleiche Bild vor Augen, wenn er sagt: „Im Geiste gibt es einen Vorgang, der voll kommen einem im Mineralreiche entspricht. Ich denke an irgendeine Erscheinung non einziger Schönheit und einzigem Reize. Beim Denken werde ich zu anderen Gedanken geführt, die sich erst in Teilen und dann vollständig anglicdern. Ich sehe durchaus keine Ordnung in ihrer Mannigfaltigkeit, und wenn ich sie anderen vorlegen soll, weiß ich nicht, wie ich an fangen soll. Es gibt dabei durchaus keine Methode. Man lasse seine Gedanken in Ruhe, dann erst be mächtige man sich ihrer! Man erziehe sie in seinem Geiste, zwinge ihnen nicht zu eilig ein System auf, und man wird sehr bald sehen, wie sie sich von selbst organisieren. Die Ordnung, die sie annehmen, ist göttlich: es ist die Architektur Gottes." Gerade wie in seinen Abhandlungen zeigt sich Emerson in seinen Taqebuchaufzeichnunaen als Ver fechter der Lehre vom Reiche des Geistes und als Prediger der Menschenwürde: „Ineres Licht!" so lauten seine Worte. „Die Hauptschwierigkeit liegt darin, daß die Menschen sich selbst nicht genügend kennen und nicht genug daran denken, wieviel sie auf geben, wenn sie der Herde folgen . . . Sie wissen nicht, wieviel Göttliches im Menschen steckt . . ." Weiter sagt er von den Gefahren der Nachahmung- Jeder Mensch muß auf seine eigene Weise lernen. Wieviel aber opfern wir der Nachahmung! Hierbei können unsere besten Freunde unsere schlimmsten Feinde sein. Der Mensch muß danach trachten, das Licht, das er in sich trägt, zu entdecken und es zu bewahren, ein Licht, das durch seinen Geist hindurchglänzt, viel Heller al» die Strahlen des gesamten Firmamentes non außen glänzen. Und dennoch gibt er ohne Auf merksamkeit seine eigenen Gedapken preis, eben wegen ihrer Ursprünglichkeit. Er wird eine Zeit erleben, wo er jede von außen erlangte Kenntnis dieser unmittel baren Weisheit unterordnet und an jedem Morgen dieses innere Licht eifriger erwartet als alles andere." Für die Lehrer zieht Emerson aus seinen Gedanken gängen diese Lehre: „Zeder Mensch muß sich selbst unterrichten, weil allein sein Schöpfer ihm zeigen kann, was das Beste in ihm entschleiert hat. Wo ist ein Lehrer, der imstande wäre, einen Shakespeare zu unterweisen?" Wie man sieht, lassen sicb die Gedanken ohne weiteres in Emersons philosophischen Gedanken kreis einordnen. Sine wertvolle Bibliothek. In den Tagen vom 18. bis zum 20. April ver steigert das Antiquariat Max Perl in Berlin eine Bibliothek, vornehmlich aus dem Nachlaß des be kannten Bibliophilen Dr. Ernst Horn, Mödling. Die Kollektion, die 1400 Nummern umfaßt, bietet in bunter Reihe Interessantes und Bestes aus den ver schiedensten Gebieten: Frühdrucke und seltene Aus gaben der deutschen und fremden Literatur, Almanache und Taschenbücher, Kunst- und Kultur geschichte, Kuriosa, alte Drucke, Theater und Musik, illustrierte Bücher des 16. bis 19. Jahrhunderts. Ein vollständiges Exemplar der „Argo" mit den Illustrationen von Menzel und Hoscmann und litera rischen Beiträgen von Fontane, Hermann Grimm, Klaus Groth usw. gibt ein interessantes Bild des damaligen Berlins. Neben Arnims „Tröst-Einsam keit" von 1808 und Brentanos „Ponce de Leon" 1804 fesselt uns dann wieder jenes prachtvolle Beispiel französischer Buchillustration, der fünibändige Boccaccio 1757. Das 18. Jahrhundert ist überhaupt in Schrift und Bild reiche vertreten. Dorats „Baisers", der sechsbändige Möllere, illustriert von Boucher, der Rousseau, illustriert von Moreau le jeune. Ovid, illustriert von Eisen, Racine, illustriert von Gravelot: sie atte sind da. Und als Hauptstück dieser Kollektion wird ein Exemplar von Lafon taines „Contes et Nouvclles", Amsterdam 1762, ausgeboten, das längst mit Recht als der Gipfel französischer Buchkunst geschätzt wird. Aber auch die Meister der deutschen Buchkunst des 18. Jahr hunderts, Chodowiecki, Schellenberg, Meil, sind alle reich genug vertreten, ebenso wie die klassische Litera turperiode. In mehr als 200 Nummern tritt »ns Goethes Wort und Wirkung entgegen. Die Hauptwerke sind in den seltenen Erstdrucken zu finden, darunter Erstdrucke von „Clavigo", „Faust", „Götz", „Tasso" usw., und daneben noch die äußerst seltene, von Goethe redigierte Ausgabe von „Ossian Works", zu der Goethe die Titelvignetten radiert hat. Ferner eine sehr interessante Kollektion von Büchern aus dem Goethe-Kreise, darunter der überaus seltene erste Druck der Lieder des Fräulein v. Klettenberg. Von Lessing finden wir den Erstdruck der „Minna von Barnhelm", der „Gefangenen", des „Laokoon", „Nathan" und sonst fast alle übrigen Schriften von ihm in den Originalausgaben. Besonders zu er wähnen ist der überaus seltene Druck der berlinischen Oden und Lieder 1756. Zn der Abteilung Schiller muß die erste „Räuber"-Ausgabe zuerst genannt werden, welche immer noch zu den begehrtesten Kost barkeiten der deutschen Literatur gehört. Von sonstigen Schiller-Reliquien sehen wir noch die Erst drucke von „Don Carlos", „Gedichte". „Fiesko". „Kabale und Liebe", „Anthologie", die vollständigen „Horen" und die ganze „Thalia". Die Graphik des 19. Jahrhunderts kann auch gut genug überblickt werden. Eubitz mit einem voll ständigen Exemplar seines Volkskalenders, Menzels Hauptwerke, Hosemann, der Pan sind einige Namen für die deutsche Buchillustration: außerdem finden wir noch eine Anzahl illustrierter Bücher von lsar- varni, Iohannot, Lalauze, Rops, Cruikshank usw. Für Musikfreunde bietet die Sammlung zwei sehr aparte, interessante Stücke. Beethovens „Christus am Oelberg", Handexemplar des Komponisten, mit seinem eigenhändigen Namenszug, und Richard Wagners Erstdruck der „Meistersinger von Nürn berg", mit einer eigenhändigen humoristischen Dedi- kation Wagners an die Sängerin Frau Dietz. Zum Schluß sei noch auf eine Kollektion von zwölf Stammbüchern aus dem 16. bis 19. Jahrhundert auf merksam gemacht mit vielen sehr interessanten Er innerungen. Eine Eintragung stammt von Wilh. v. Humboldt aus dem Jahre 1775, und ein anderes Stammbuch ist mit einer Handzeichnung Kaiser Friedrichs aus dem Jahre 1847 geschmückt. Ferner finden wir Namen bekannter Familien aus Berlin, Leipzig, Hamburg, Jena und Danzig. * * Tine Manet-Ausstellung in München In der Modernen Galerie (Heinrich Thannhauser) in Mün chen gelangen ab Ende April ca. 40 Werke Edouard Manets, der Besitzstand der berühmten Pellerin- Mutessarif aus Prischtina verloren die Truppen bei dem vorgestern stattgehabten Kampfe bei Bessino vierTote und sieben Verwundete. Weiteren Nach richten zufolge sollen die Aufständischen eine Kanone erbeutet haben. Tsgeschrmük. Vom Ehepaar Tosclli. Rom, 8. April. (Tel.) Aus gutunterrichtcter juristischer Quelle in Florenz verlautet, daß die Ehescheidung der Frau Toselli auf unüberwind liche Schwierigkeiten stoßen wird. Der sächsische Hof sei tief indigniert. Er werde die Rückkehr der Frau Toselli nicht ge statten, ebensowenig, daß diese von ihrer Apanage einen Teil abzweigt, um Signor Toselli zu unter stützen. Es scheint vielmehr, daß der sächsische Hof energische Maßnahmen gegen die ehe malige Gräfin Montignoso ergreifen werde, und zwar Maßnahmen finanzieller Art. Feuer an Borü. London, 8. April. (Tel.) Der mit 900 größten teils russischen, armenischen und montenegrinischen Auswanderern auf der Fahrt nach Portland in Maine befindliche englische Passagierdampfer „Cairnrona" geriet im Aermelkanal auf der Höhe von Beachy Head gestern mittag in Brand. Der schwedische Dampfer „Uplanü" und der Passagier- dampfer „Kanawha" nahmen die Reisenden aus und brachten sie nach Dover, wo sie nachts eintrafen. Auch die „Cairnrona" ist in Dover eingetroffen. Ihr Kapitän berichtete, daß das Feuer sich unter Kontrolle befinde. Aus den Mitteilungen der Passagiere geht hervor, daß eine Explosion in den Kohlen bunkern die Frauenabteilungen zerstörte wodurch ein Kind getötet und mehrere Frauen schwer verletzt wurden. Die bestürzten Aus. Wanderer eilten jammernd und schreiend aus das Verlock. Der Schrvcken wurde durch die aus dem Innern des Schiffes dringenden dichten Rauchmassen und die fortwährenden Explosionen noch vermehrt, von denen eine im Maschinenraum stattfand und neun Mann der Besatzung getötet haben soll. Das Uebernehmen der Passagiere auf die zur Rettung herbeigeeilten Dampfer gestaltete sich äußerst schwierig, da die Auswanderer wegen ihrer -Angst nicht zu regieren waren. Vier von ihnen sielen bei dem wilden Drängen in das Wasser und konnten nur mit Mühe gerettet werden Viele Männer, die in dem Getümmel mit Gewalt sich vor die Frauen zu drängen suchten, mußten von den Matrosen zu Boden geschlagen werden. Die Seeleute von der „Upland" und der ,,Kanawha" sowie die Mannschaft der „Cairnrona", die an Bord blieb, zeigte große Bravour. Prinz Louis von Battenberg, Kommandeur der atlantischen Flotte, brach das Diner auf seinem Flaggschiff ab und landete mit der Prinzessin und den Offizieren des Geschwaders in Dover, wo sie unter die Auswanderer Speisen und Getränke verteilen ließen. Etwa 400 Schiffbrüchige sind in London eingetroffen, wo die Vertreter dec Dampfergesellschaft für ihre Unterkunft sorgten, wäh- rend die übrigen in Dover blieben und sich wahr- scheinlich an Bord der „Cairnrona" nach London be geben werden. sammlung, vor ihrer Ausreise nach Paris, London und New Port zur Ausstellung. Es wird sich kaum wieder die Möglichkeit bieten, eine gleich bedeutende Kollek tion von Hauptwerken Manets, vor ihrer Auslösung nach allen Weltrichtungen, zu sehen und daran Kunst und Art des Meisters kennen zu lernen. * Wie Ibsen seinen Nekrolog las Die falschen Nachrichten über den Tod Meneliks erinnern den italienischen Journalisten Gabrielli an eine Ge schichte, die einmal Ibsen passiert ist. Der alte Herr saß eines schönen Tages im Kaffcehause und las die Zeitung, als sein Blick auf eine Nachricht fiel, die ihn nicht wenig in Erstaunen setzte: da stand es schwarz auf weiß: „Ibsen ist gestorben!", und es folgte ein spaltenlanger Nekrolog, in dem die Vorzüoe und die Fehler des Verstorbenen mit großer Aus führlichkeit besprochen wurden. Das konnte sich Ibsen nicht gut bieten lassen: er setzte sich sofort hin und schrieb an den Chefredakteur des Blattes: „Mein lieber Herr, ich sehe soeben, daß Sie über alles, was mich betrifft, weit besser unterrichtet sind als ich selbst: ich sage Ihnen für Ihr Interesse an meiner Person besten Dank. Die Versicherung kann ich Ihnen jedenfalls geben, daß ich nie aufhörcn werde. Ihr Blatt zu lesen, da ich überzeugt bin, daß ich darin immer sehr richtige Nachrichten finden werde, beson ders Nachrichten, die mich betreffen. Bisher hatte ich geglaubt, daß ich der erste sein würde, der von der Auslösung und von dem Ende meines Körpers etwas erführe: Sie beweisen mir aber das Gegenteil — besten Dank dafür! Mein Hochmut hat diese Lektion verdient . . . Ich muß Ihnen jedoch zu meinem größten Bedauern mitteilen, daß mein Körper — wie man es von dem Körper eines alten Starrtopfcs nicht anders erwarten kann — trotz der Richtigkeit Ihrer Nachricht hartnäckig weiterlebt. Ich bin darüber geradezu untröstlich, aber ich kann mir und Ihnen leider nicht helfen — es bleibt einmal so. wie es ist Ich möchte mich Ibncn ja gern gefällig er- weisen und den törichten Körper einfach aus dem Wege räumen, aber ich müßte dann meine Rechnung mit dem Himmel und mit meiner sündigen Seele machen: und außerdem würde ich in solchem Falle eine ganze Familie, die mich recht gern hat, in große Verzweiflung stürzen. Das aber wage ich nicht zu tun. Daß ich das lebhaft bedaure, werden Sie mir ohne weiteres glauben, mein Herr." Das Dementi ist. wie man sieht, nicht ohne Witz, aber es will uns bcdünken, als ob es etwas zu lang geraten wäre.
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