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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 04.04.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100404019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910040401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910040401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-04
- Tag 1910-04-04
-
Monat
1910-04
-
Jahr
1910
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I »»«rl. iftaatr». »t«»«4»«»ra»k4»„t» »« «ora, ult-ad, 1» d« «brndautgad« » . Nrd««t»n ,«d «eschättSftkller J»h-nni«g-N« 8. S«r>tpr«»<r! 44SVL 44 W, t4«. «rtzh«t»« 2 »al > «r ««,««». >«»»»«»>»» «' en, klxLitrurol Pofttmter» »ad 2««l tstZNÄ «chr rmaaaL, 1.7» va, »«>«» «lt^a, ». «». ada^atti 7tz 4 '-—L, Da« L«w» i«,»ch. «» »N unser»» undstlaaahi Morgen-Ausgabe. MpMLrTlUMM Handelszeitung. Amtsblatt Les Rates und des Rslizeiamtes der Stadt Leipzig. ^n:?'l-.cn.'PreiS tst» Jnlerair uuü cmng und Umgebung dm 6gemal»ru>- bo mm breit« Perttzell, 25 «t, die 74 wm dreil« SkeNamezell« I von au«würi> cO Reklamen 4.20 Inserate von Bebtrden >m amtlichen Leit die 74 wm 'breite Petttjeil« 40 «eschäitian^gen mit Plastvorschrtsten an» in der Lbendaukaabe im Preise erhöh! Rabatt nach Laris. Beilagegedühr 5 ^st p. Tausend exN. Postgebühr. Festerteilte «usträge können nicht zurüil- ge»ogen werden. Mr da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Plötzen wird keine Saranti« übernommen. Anzeigen, «nnahme- NugustuSpla» 8, bei sämtlichen Filialen u. allen illnnoncen- Eipedltionen de» In- und «»»lande«. Hauvt-Sillale Berlin! Carl Luncker, Hereogl. vaqr. Hosbuch- handlung, Lützowstiabe IL (TeteplidN VI, Rr. 4M3). Pauvt-Filiale Dresden: Saestratze 4 (Telephon 4624i. Nr. 92. Mantas, ten 4. April lSio. 104. Jahrgang. Oss Dlchügfte. * Der Reichskanzler von Bethmann Hollweg ist Sonntagnachmittag in Begleitung des Gesandten von Flotow nach Mailand abgereist. Am Bahnhof waren rur Begrüßung der Präfekt von Florenz und der deutsche Konsul erschienen. * Der Ballon „Pommern" fiel, nachdem er durch den Anprall gegen ein Stettiner Fabrikgebäude schwer beschädigt worden war, bei Saßnitz in die Ostsee. Don den vier Insassen konnte nur einer gerettet werden. Unter den Ertrunkenen befindet sich der Reichstagsabgeordnete Delbrück. (S. d. bes. Art.) * Das neue Dessauer Rathaus wurde in der Nacht zum Sonntag von einem verheerenden Feuer zum Teile zerstört. lS. Sachs. Umg.) Noaleoeli im Meüerkommen. In der republikanischen Partei Amerikas ist bekanntlich eine Krise eingetreten. Heber die inneren Ursachen, die zu dieser Krise geführt haben, wollen wir heute nicht sprechen, da bis her nur ziemlich dürftige Nachrichten darüber vorliegen. Soviel ist sicher, daß die Republi kaner sich nach einer „Zugkraft" umsehen, durch welche sie auf die öffentliche Meinung wirken könnten, und es ist ebenso sonderbar wie be zeichnend, daß man augenscheinlich daran denkt, wieder an Roosevelt, den Nilpferdjäger, zu appellieren. Daß dieser Appell in dem Herzen des großen Bürgers Widerhall finden würde, ist so gut wie sicher; er hat wohl kaum erwartet (Boshafte würden sagen: gehofft), daß sein Nachfolger so rasch abwirtschaften würde. Denn es ist nicht zu leugnen, daß der Präfidvnd- Tast nur als Mensch beliebt ist, als Präsident aber jener Eigenschaften entbehrt, die seinem Vor gänger die ungeheure, sachlich eigentlich schwer zu begründende Popularität erwarben. Herr Taft ist ein ungemein liebenswürdiger und biederer Mann, der sich für die Karikatur durch die Dimensionen seiner Riesengestalt vortreff lich eignet und der neulich siebzehnhundert Menschen hintereinander die Hand geschüttelt hat, ein, soviel wir wissen, noch nicht dagewesener Brüderlichkeitsrekord. Indessen, wenn auch sein Lachen wie ein Wirbel auf einer großen Trom mel klingt — so hat neulich ein bildwütiger Ausfrager uns versichert —, so versteht er doch nicht, die große Trommel der politischen Reklame so zu rühren wie Roosevelt. Daß die Partei nach ihm schreit, wie der Hirsch nach frischem Wasser, fanden wir sonder bar. Nur insofern, als wohl die ernsteren Politiker Amerikas einig darüber sind, daß der Präsident im höheren Sinne nicht viel ge leistet hat. Er hat Anregungen gegeben, es ist ihm aber nicht gelungen, seine Anregungen in gesetzgeberische Taten umzusetzen. Und eigent lich sollte man glauben, daß es darauf allein ankäme. Man sollte glauben, daß in einem Lande, in dem der Tatsachensinn so stark aus geprägt ist, ein Präsident, der nichts getan, sondern nur geredet hat, unmöglich sein müßte, daß er zum mindesten nicht stürmisch zurück gerufen und jauchzend begrüßt werden könnte. Die Aktion, der Roosevelt hauptsächlich seine Popularität verdankt, war gegen die Trusts. Er nannte die Trustmagnaten reiche Räuber und charakterisierte einen von ihnen als den unerwünschesten Bürger der Ver einigten Staaten. Aber das Einzige, was er erreichte, war ein ungeheurer Börsenkrach, der Herrn Morgan Gelegenheit gab, als Retter in der Not zu erscheinen und so dem Kapitalismus eine Apotheose zu schaffen. Roosevelt selbst mußte abwiegeln und den Feldzug einstellen. Nun wäre es gewiß kein Flecken auf seinem Ehrenschilde, in einer solchen Kampagne unter legen zu sein, und man könnte immerhin den guten und großen Willen anerkennen, aber vor moralischen Betrachtungen muß der Poli tiker sich hüten. Man darf in politischen Dingen immer nur fragen, ob was erreicht ist und was erreicht ist. Nun, Roosevelt hat nicht erreicht al- eine starke, aber unfruchtbare Br-. unruhigung de» Lande» und de» Markte», er hebliche pekuniäre Verluste und eine Glorifika tion der Trustmänner. Auf anderen Gebieten ist e» ähnlich gewesen; die Aera Roosevelt kann auf bedeutende reformatorische Leistungen nicht verweise«. Daß e» unter seiner Präsidentschaft den Vereinigten Staaten gut gegangen ist, darf kaum auf sein Konto gesetzt werden. Unüber troffen ist der Präsident nur in der lärmenden Art, mit welcher er sich selbst zu inszenieren weiß. Die Jagdberichte, die aus Afrika zu uns gelangten, sind von einer wahrhaft grotesken Komik, und wenn die Lächerlichkeit irgendwo tötete, dann müßte Roosevelt längst mausetot sein. In Kairo hat er jetzt einen Vortrag gehalten, in welchem er den ägyptischen Nationalisten derb die Leviten gelesen und ihnen erklärt hat, daß das Volk für eine Verfassung noch nicht reif sei. Natürlich hat er sich hier zwischen zwei Stühle gesetzt, denn seine Koramierung war den Engländern mindestens ebenso unerwünscht wie den Aegyptern und mit Recht bemerkten einige englische Blätter, daß der Präsident von den inneren Verhältnissen Aegyptens nicht mehr wisse und nicht mehr wissen könne, als was in Reisebeschreibungen einiger Globetrotter zu lesen ist. Gerade die Eigenschaft aber, die den Präsi denten in Europa unmöglich machen würde, er hält ihm in Amerika seine Volkstümlichkeit. Der Amerikaner freut sich darüber, daß Roose velt in der alten Welt die Rolle eines Erziehers spielt und daß er mit den großen Gesten eines rtt-ditor mnoäi Zensuren austeilt. Was uns lächerlich scheint, findet der Pankee famos. Er bildet sich ein, daß Europa „und die umliegen den Ortschaften" nur auf ein amerikanisches Verdikt warten, um danach ihre Politik in Theorie und Praxis umzumodeln. Roosevelt ist der Exponent des Yankeetums, wie es in vielen Millionen von Exemplaren jenseits des großen Teiches vertreten ist. Niemals hat sich Frank- refth^o-ßchr als „große Nation" gefühlt, wie heute die Amerikaner e» tun, und dies Be dürfnis, die Welt lärmend mit dem eigenen Ruhm zu erfüllen, hat Roosevelt instinktiv er kannt und hat es nach Kräften befriedigt. Diese Kräfte aber sind bewunderungswürdig: Europa verfügt über keinen einzigen Politiker mit solchen Pausbacken und solcher Lungenkraft. varstanüslitzung -es Nllüeutlchen verbsnües. sk. Hamburg, 3 April. sPriv -Tel.) Unter zahlreicher Bereilignng seiner Mitglieder aus ganz Deutschland hielt hier im Atlantic-Hotel der Alldeutsche Verband eine Dorstands sitzung ab, um zu verschiedenen schwebenden Frggen Stellung zu nehmen. Am Abend vorher fand zu Ehren der Delegierten ein Bismarck-Kommers statt, auf dem Generalmajor Keim die mit vielem Beifall aufgenommene Festrede hielt. Der Redner streifte dabei mehrfach die inländische und aus wärtige Politik des Tages und schilderte Bismarck als Kampfnatur, der alles für sein Volk getan habe. Auch der Alldeutsche Verband scheue sich nicht, für seine Ueberzeuguna zu sprechen und zu handeln, auch da, wo er nicht überall und auch nicht an den amt lichen Stellen Anerkennung finde. Er sei nicht be einflußt von Menschenfurcht, weder nach unten noch nach oben. Das Volk müsse weiter sehen als andere, mögen sie stehen so hoch sie wollen, weiter als Par lament, als Parteien. Das Volk müsse weitersehen in den alten Bismarckschen Grundsätzen, in der alter» Bismarckschen Kratt. Die heutige Dorstandssitzung stand unter dem Vor sitze des Recktsanwalts El aß-Mainz und war äußerst zahlreich besucht. Nach Erledigung geschäft licher Angelegenheiten wurden die Ergänzungswahlen zum Hauptoorstand vorgenommen. Gewählt wurden: Geheimrat Kirdorf- Gelsenkirchen, Generalleut nant v. Wrochem-Berlin, Dr. Hans Hart- meyer-Wien und Regierungsrat v. Strantz. Berlin. Darauf referierte Chefredakteur Graf E. zu Reventlow über das Thema: Der Alldeutsche Berbaud und praktische Politik. Der Redner ging davon aus, daß ein beliebter Vorwurf gegen die Alldeutschen der sei, daß sie bei ihren Bestrebungen die Möglichkeiten und die Gebote der praktischen Politik außer amt ließen. Zur Wider, legung dieser Behauptung verwies der Redner darauf, daß gerade er zuerst seit dem Anfang der neunziger Jahre auf die Verstärkung der deutschen Flotte hm- gearbeitet habe, und daß jahrelang das, was in- zwischen längst durchgefübrr sei, als übertriebener Flottenplan erschienen wäre. Auch auf dem Gebiete der Polenpolitik habe der Verband als erster die Gefahren der Taprivischen Versöhnung-Politik erkannt und bekämpft. Er habe Ausnahmegesetze und besonder» die Enteignung gefordert, und auch diese Forderungen seien jetzt Gesetz geworden, nachdem sie jahrelang als undurchführbar bekämpft worden waren. Jetzt verlange der verband die Ausführung de» Enteignungsgesetze». Darf man da» unpraktisch nennen? Ebenso hat der Verband die Schwäche der Dänen pol itik bekämpft, und erfahren, daß auch hier da» veralten der Regierung ihm später recht gab. Die alldeutschen Forderungen auf dem Gebiet» der Kolonialpolitik seien inzwischen auch verwirklicht worden. Jetzt habe sich der verband Elsaß- Lothringen gegenüber da» Verdienst erworben, daß er zuerst auf die zunehmende verwelschung mit ihren Begleiterscheinungen hinwie» und auf Abhilfe drang. Eingehend untersucht« der Redner, ob die seit Bismarcks Entlassung betätigte Regierungspolitik den Anspruch machen könne, praktische Politik ge wesen zu sein. Diese Politik sei vielmehr eins Politik der Ziellosigkeit und Wider sprüche gewesen. Es müsse als Gegenteil einer praktischen Politik angesehen werden, wenn durch eine schwache Politik nach außen, durch Schwankungen in der Haltung gegenüber den Elsaß-Lothringern wichtige Reichsinteressen gefährdet werden. Die Bürger haben das Recht, Kritik zu üben, und die jenige des Alldeutschen Verbandes war positiv und fördernd. Es sei dringend notwendig, daß die öffent liche Meinung im Reiche aufgeklärt werde über den Ernst der politischen Lage. Jedermann, der sich seiner Bürgerpflicht bewußt sei, müsse sich zu diesem Zweck in den Dienst der deutschen Sache stellen. (Lebh. Beif.) Furchtbare SaUonkatastrvphe. Eine furchtbare Ballonkatastrophe hat sich am Sonntagmittag an der Ostsee abgespielt. Am Sonntagvormittag stieg in Stettin der Ballon „Pommern" mit vier Insassen, darunter der Reichstagsabg. Delbrück, auf. Bereits bei seinem Aufstieg verfolgte den Ballon das Mißgeschick: er wurde gegen ein Fabrikgebäude geschleudert und die Insassen schwer verletzt. Der Ballon trieb dann auf die Ostsee: und hier kurz vor Saßnitz ereilte ihn vie furchtbare Katastrophe, er fiel in das Meer und von den Insassen konnte nur einer gerettet werden, die übrigen, darunter Reichstagsabgeordneter Del brück, ertranken. Ueber die Katastrophe erhalten wir folgende Depeschen: * Saßnitz, 3. April, 2 Uhr nachmittags. (Tel.) Heute mittag 1^ Uhr ist der Ballon „Pom mern", der heute früh in Stettin aufgestiegen war, gegenüber dem Herrenbad in die Ostsee ge fallen. In der Gondel befanden sich vier Personen, darunter der Reichstagsabgeordnete Delbrück- Stettin. Bisher sind zwei der Insassen gerettet, der eine hat einen Fuß gebrochen, der andere hat eine schwere Kopfwunde und ist noch ohne Be sinnung. Nach den fehlenden zwei Insassen des Ballons wird noch gesucht. * Stettin, 3. April. (Tel.) Die beiden auf gefundenen Insassen des in die Ostsee gefallenen Ballons „Pommern" sind, wie die „Stettiner Neuesten Nachrichten" melden, der Kaufmann Hein und der Bankbeamte Semmelhack: ersterer ist tot, letzterer hat, wie bereits gemeldet, ein Bein gebrochen. Die beiden anderen noch ver mißten Insassen sind der Reichstagsabgeordnetc Delbrück und der Stadtbaurat Benduhn. Das Unglück geschah 1000 Meter vom Lande. Der Aufstieg ües Ballons. Stettin, 3. April. (Tel.) Ueber den Aufstieg des verunglückten Ballons „Pommern" meldet die „Ostsee-Zeitung": Der Ballon stieg heute vormittag 1O^> Uhr bei der Zabelsdorfcr Gasanstalt bei sehr starkem Winde auf. Er verfing sich dabei in den Telegraphendrähten, die er zerriß, wurde sodann gegen ein Fabrikgebäude getrieben nnd durchschlug zweimal das aus dem Dache befindlich« Gestänge einer Kühlvorrichtung. Der obere Teil des Schorn steins wurde glatt durchschnitten. Der Ballon hob sich dann und verschwand mit großer Geschwindig keit. Deutlich konnte man erkennen, daß die Gondel schwer beschädigt sein mußte: sie hing links schief herunter. Das nach Tausenden zählende Publikum brach in Schreckens rufe aus und eilte, wie das Militär, das bei dem Aufstieg behilflich war, an die Unfallstelle, da man annahm. daß Jemand aus der Gondel gefallen sei. Die Teilnehmer der Fahrt dürften aller Wahrschein lichkeit nach bei dem Anprall erheblich verletzt wor den sein. — Aus Saßnitz wird der „Ostsee-Zeitung" ferner gemeldet, daß der Ballon sich in einer Höhe von etwa 500 Meter iiber dem Walde bei der Wald halle befand, als er plötzlich abgetrieben wurde und mit großer Schnelligkeit sank. Oie Katastrophe. Schilderung des geretteten Passagiers Semmelhack. * Saßnitz, 3. April. (Tel.) Der bei der Ballonfahrt verletzte Bankbeamte Semmelhack gibt von dem Aufstieg des Ballons und dem Verlauf der Fahrt folgende Darstellung: Der Zusammenstoß de» Ballon» mit dem Fabrikgebäude «ar unbeschreiblich und die Folgen entsetzlich. Der Führer des Ballon» Dr. Delbrück erlitt schwere Kopfverletzungen, außerdem wurde ihm ein Bein gebrochen. Stadtbaurat Benduhn er litt einen Arm- und Beinbruch und schwere Kopf verletzungen. Hein und ich kamen am besten da von. Hün erlitt eine nicht allzu schwere Kopfver letzung: ich wurde mit großer Kraft gegen den Ballonrand geschleudert, so daß ich infolge Schmer zen und Stichen in der Brust besinnungslos wurde. Außerdem wurde mir da» rechte Bein in der Knie höhe geauetscht. Diel gefährlicher war jedoch, daß schon bet der Karambolage gegen die Telegraphen drähte ein Teil de» den Ballon nnchüllenden Retz» werke» zerrisse» war, so daß dies den Ballon nur noch wenig mehr al» die Hälfte umschloß nnd jeden Augen- blick der Moment eintreten konnte» wo die Hülle sich befreite und der Ballon in rasend«» Falle» a»» der Höh« »»» IM» Meter, die wir inzwischen er reicht hatte», Mr Erde geschleudert werde« mußte. Unsere Rettung war nur in einer Landung zu suchen. Um diese herbeizuführen, wollte unser Führer «»»Ventil zitzen, aber die» wnrd« unmöglich, da dteLeineimVallonriß, sodaß eine Landung auf festem Boden au»geschloflen war. Nun mußten wir un» ganz »»seren» Schicksal überlassen. Wir überflogen da» Haff und weiter Swine- münde. Dann schwebten wir über der Ostsee und schließlich nordöstlich von Rügen. Wir hatten be schlossen, unsere Rettung darin zu suchen, daß wir den Ballon möglichst lange ausfliegen lassen wollten, um schließlich, wenn der Antrieb zu gering geworden sein sollte, vielleicht in Schweden zu landen. Das Schick sal hatte es aber anders beschlossen. Der Ballon war in eine Wolkenschicht geraten und bis auf zirka SV Meter herabgedrückt. Der Wind trieb den Ballon direkt auf die Insel Rügen zu. Wir beschlossen, in nächster Nähe des Landes von der nftinm rcftio des Luftschiffers, der Reißbahn, Gebrauch zu machen. Hier riß unser Führer Dr. Delbrück nach seiner Schätzung ungefähr 5VV Meter vom Lande die Reißbahir. Mit einem furchtbaren Stoß stießen wir aus das Wasser auf, und es ist allen vier Fahrtkeil- nehmern noch gelungen, sich aus dem Korbe zu be freien. Aber wir waren doch schon zu ermattet: einer nach dem andern versank. Auch mir drohten die Kräfte zu schwinden. Mir oen letzten Kräften suchte ich durch Schwimmen sie Ballonhülle zu erreichen und mein Glück wollte es. daß ich mich in das Netzwerk emporarbeiten und aus der Hülle liegend die schon nahenden Retter er warten konnte. Ich hörte noch einige Rufe, dann schwanden mir die Sinne. Weiter wird aus Saßnitz gemeldet: Sofort als man im Hafen das Niedergehen des Ballons be merkte, ging der Dampfer „Moltke" in See und suchte die Unglücksstelle ab. Der Ballon und Korb wurden von Fischern geborgen. Sämtliche In strumente fehlen. Der Ballon ist stark rbeschädigt. Am Strande von Saßnitz hatte sich eine große Men schenmenge angesammelt. Die Leiche des Reichstagsabg. Delbrück geborgen. * Swinemünde, 3. April, 8 Uhr 50 Min. abends. (Eig. Drahtmeldung.) Die Leiche des Abgeordneten Dr. Delbrück ist in Saßnitz geborgen worden. Der auf so tragische Weise ums Leben gekommene Reichstagsabgeordnetc Dr Werner Hugo Wilhelm Delbrück vertrat als den 2. Stettiner Wahlkreis Ueckermünde-Usedom-Mollin, den er bei der Reichs tagswahl 1907 in der Stichwahl gegen den konser vativen Kandidaten mit 11011 gegen 9115 Stimmen für den Freisinn bzw. die neue Fortschrittliche Nolks- vartei eroberte. In der Hauptwahl hatte erhalten der konservative Kandidat 8156, Delbrück 6353 und der sozialdemokratische Kandidat 6113 Stimmen. Delbrück wurde am 31. Dezember 1868 in Züllchow kKr. Randow) geboren. Nach Absolvierung des Stettiner Gymnasiums studierte er Chemie und war später in verschiedenen Stellungen als Chemikrr tätig Seit dem Jahre 1899 stand er als Direftor der Aktiengesellschaft Seebad Heringsdorf vor. Auch war er Mitglied des Kreistages von Usedom und gc hörte seit 1907 der Gemeindevertretung von Herings darf an. Deutsches Keich. Leipzig. 4. April. * Der Bundesrat wird sich in seiner Sitzung am 28. April mit dem Eesetzantrag auf Erhebung Elsaß-Lot bringens zu ein em selb ständigen Bundesstaat befassen. Die Ver offentlichung des Gesetzentwurfes sott unmittelbar nach ferner Annahme im Bundesrat durch den „Reichsanzeiger" erfolgen. * Agrarier und Hansabund. Die „Köln. Ztg." be richtet mehrere Fälle, rn denen dargetan wird, daß die Agrarier den Kampf gegen den Hansabund jetzt mit den Mitteln des Boykotts führen. So haben die Landwirte in Ufingen nach einer stürmisch verlaufenen Versammlung den Beschluß gefaßt, den Kaufleuten und Handwerkern am Platze ihre Kund s chaft zu entziehen, wenn ihnen bekannt wird, daß sie dem Hansabund beigetreten sind. — Ja, die Vertreter der christlich-germanischen Weltanschauung verstehen sich ganz ausgezeichnet auf die Anwendung von Kampfmitteln der sonst perhorreszierten, unchrist lichen Sozialdemokratie. * Eine nene Reitinstruktion. Die Gencralinspek- tion der Kavallerie hat durch die Generalkommandos an die Truppenteile der Kavallerie und Feldartillerie die Anfrage gerichtet, welche Aenderungen bei der beabsichtigten Neubearbeitung der Reitinstruktion ge boten oder wünschenswert erscheinen und um Ein reichung entsprechender Vorschläge ersucht. Diese Vorschläge werden nach mancher Richtung auf Ver einfachung der bisherigen Vorschrift, nach andern aber auch auf Ergänzungen hinausgehen, da im alten Teil I wie II manches entbehrlich ist, seit Erscheinen der jetzigen Reitinstruktion anderseits einige Ansichten eine Wandlung erfahren haben. Sinngemäß kommt man wahrscheinlich auch dazu, bei der Verschiedenheit zwischen dem reinen Reitpferdematerial der Ka vallerie und dem Reit- und Zugpfcrdematerial der Feldartillerie für die letztere Waffe der Reitinstruk tion in beiden Teilen einen Anhang zu geben, in dem die Hebungen aufgeführt werden, die von dem Zug pferdematerial nicht zu verlangen sind. * Ein Luftgesetzbnch. Justizrat St ranz macht in der neuesten Rundschau der „Deutschen Juristen- Zeitung" folgende Mitteilung: „April, April! hätte der Leser noch vor wenigen Jahren gerufen, wenn die Rundschau am 1. April von einem Luftgesetzbuch gesprochen hätte. Aber die Zeiten ändern sich. Ein Comite juridique international pour la defense de l'aviation, gegründet am 1. Januar 1910 unter Mit wirkung französischer und deutscher Juristen, sieht die Schaffung eines Lustgesetzbuchs als seine Hauptauf gabe an. Den deutschen Sonderausschuß hat kein Ge ringerer al» Graf Zeppelin der Schätzung der Vereinsziele und Bestrebungen versichert, zumal «Zeppelins Luftschiffe schon an vielen Orten unter den verschiedenartigsten Umständen den Mangel an gesetzlichen Vorschriften für ihre Rechte und Pflichten empfunden hätten". Schon liegt der Entwurf eines Luftgefttzbuchs vor, den der Pariser Rechts anwalt Delay en verfaßt hat. Er enthält vier Teile' Zivil-, Handels-, Verwaltung»- und Straf recht der Luftschiffahrt. Die gesetzliche Regelung de» Luftrecht», aus deren Notwendigkeit sofort nach dem ersten großen Flug« Zeppelin» hier hinaewiesen wurde, scheint also kein Lustschloß zu bleiben?'
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