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Brzuftö-Prei» Mr «t «ororre d»rch mrlere Lrägre und Sv«»»rur« 2w»l tlalich tn» Haus gedrachi: >0 mauatl., N.70^ss »tertsllthrl ve» untern Filialen u. Au» uadmejlcllen abnedalk: 7» monatl.. L.LL »lerteliädrl. Lurch dl» Volt: tnnerbald Leuilchlan»« und der deutsche» Kolonien vierreliädrl VT» monatl. u» auslchU Postdeslellnrld. ferner w Belgien, Lünemart, den Lnnausla-ten. Italien, Luremdurg, »tiedeilande, lttor» ioeaen, Oesterreich - Ungarn, «udland, Schweden, Schweiz u. Spanien In allen übrigen Staaten nur direkt durch di» chrichLltsilelle de» Blatte» erhtlllich. Bas Leipziger lagedlatt erlcheini 2 mal lbglich. Sonn- «. gei riag« nur morgen«, »donner ent-Bnnaiime. Bugullusplatz 8, tri unseren Lrtgern, isilialen. Spediteuren und Annahmestellen. sowie Postämtern und Briestrigern Uingelueetausspret« »er Morgen» illtgad« >0 der rchendrusgad« » »d. Siedaktion und Geschäft«stelle: Iobannisgasje 8. Frrntvrecher: l«VVL Iskitt, I48S1. Abend-Ausgabe. KMMrTasMM Handelszettnng. Amtskkatt Los Nates und des Nokizeiamtes der Ztadt Leiuzig. Anzeigen-PretS Ittr Inserate au» Leipzig und Umgebung dm Sgelpaltenr SO in in breit» Petitzeil» 25 di» 7« wo» dre,t« «eklamqeile l von au»wär«i M Sieklamen l.2l) Inserat» »»n Bebbrden >m amtlichen L«U die 7« wo» breit» Petitzeil» 40 chesch»sr»anze>g«n mit B a»»ortchrtst«n an» i» der Sdendau«gabe >m Preii, erhöht. Naball nach Laris. Beilogegeotibr ü p. Lausend exkl. Postgebühr. Fester«eilte Aufträge können mcht zurück« gezogen werden. Für da« itrtcheineu an beftluuuten Lagen und Plätzen wird kein« iSaranti» übernommen. «neigen-Annahme i ülogustuüplatz 8, bet sämtlichen Filiale» u. allen Annoncen« »xpeditionen de» In- und Aullande«. Hanvt-Stlial» vrrNor <«rl Duncker, Herzog!. Vahr. Hosbuch- handlung, Lützowstiaße l<L (Leiephun VL. Ar. 4viLi). Haupt-Stlial« Lre-den: Seeklraße », 1 (Telephon 462l). Nr. 92.Montag, üen 4. «pril tS>0. IMgSNg. plllltilche Nschrichten. Die Rückkehr des Reichskanzlers. Frankfurt a. M., 4. April. (Tel.) Der Reichs kanzler v. Dethmann Hollweg trifft heute nachmittag in Homburg ein, um dem Kaiser über seinen Aufenthalt in Florenz Bericht zu erstatten. Darauf wird er an der kaiserlichen Familientafel im Schloß teilnehmen und abends nach Berlin zurückkehren. Zur Reichstagsersatzwahl in Jauer—Bolkenhain. Der preußische Landtagsabgeordnete Büchte - mann wurde als Kandidat der Fortschrittlichen Volkspartei für die infolge des Todes des Abg. Dr. Hermes nötig gewordene Neichstagsersatzwahl in Zauer-Bolkenhain-Landeshut aufgestell t. Zur preußischen Wahlreform. Wiesbaden, 4. April. (Tel.) Auf der General versammlung der konservativen Bereini gung erklärte der freikonservative Abgeordnete v. Dirkssn, er glaube unterrichtet zu sein, daß bei der Krone die Ansicht bestehe, daß bei der Zustimmung des neuen Wahlrechts die mittleren Parteien nicht ausgeschaltet werden dürfen. Sollte das Herrenhaus die Borlage in der jetzigen biestalt an nehmen, so sei die Entscheidung der Krone nach der parlamentarischen Erledigung der Wahlrechtsreform keineswegs sicher. Das scheint denn doch yichts mehr als ein Lockruf an die mittleren Parteien zu sein. Es besteht aber recht wenig Aussicht, daß diese folgen werden. Wahlrechtskundgebungen haben am Sonntag in Bremen und im Herzogtum Anhalt stattgesunden. Wir erhalten darüber folgende Depeschen: Bremen, 4. April. (Tel.) Zn fünf Dersamm» lungen demonstrierten gestern hier die Sozialdemo kraten für die Einführung des Reichstags wahlrechtes in Preußen. Nach Schluß der Versammlungen zogen die Teilnehmer nach dem Bürgerpark, wo Hochrufe auf das allgemeine und gleiche Wahlrecht ausgebracht wurden. Die Menge zerstreute sich dann unter Absingung der Arbeitermarseillaise. Die Polizei schritt nicht ein. Dessau, 1. April. (Tel.) Gestern fand hier unter Beteiligung von 7—8000 Personen eine von der Sozialdemokratie und der Demokra tischen Vereinigung einberufene Wahl rechtsdemonstrationsversammlung un ter freiem Himmel statt. Die angenommene Resolution fordert die Uebertragung des Reichstags wahlrechtes mit Proporz auf Anhalt. — Zn B e r n- burg fand gleichfalls eine von UOOO Personen be suchte Wahlrechtsversammlung statt. Wiener Theater. Von Ludwig Hirschfeld. Wien, Ende März. Die ersten Burgtheater Wochen unter Baron Berger haben kein besonders künstlerisches Ereignis gebracht. Der neue Direktor hat sein Amt ohne feierlichen Emp fang und pathetische Antrittsrede übernommen und seine Tätigkeit mit einer Neuinszenierung v«,n „Sappho" begonnen. Daß für die erste Vorstellung ein Erillparzersches Werk gewählt wurde, daraus spricht jedenfalls die sympathische Tendenz, das Österreichische fortan entschiedener zu betonen, als dies bisher geschehen ist. Baron Berger ging mit einem gewissen heiligen Eifer ans Werk, um den Dichter, über den er schon so manches kluge und feine Wort geschrieben hat, aller äußeren Ehren einer modernen Inszenierung teilhaftig werden zu lassen. Es kam auch eine sehr sorgfältige Aufführung zu stande: keine überwältigende, aber eine liebeooll-nach- fühlende und mitdichtende. Vielleicht wurde in der Hinsicht sogar zu viel getan, namentlich was die szenischen Effekte anbelangt. Mit Sonnenlicht und Meeresrauschen, mit Munk und Stimmengewirr hinter der Bühne wurde nicht gespart und das störte den ruhigen Stil der Grillparzerschen Dichtung einigermaßen. Auch mit der neuen Darstellerin der Melitta, dem von ihm engagierten Frl Hosteusel, batte Baron Berger an diesem Abend kein Glück Diese Dame, die im intimen Rahmen eines Wiener Privattheaters so anmutig gewirkt hatte, versagte im Kampf mit den Dimensionen und der Akustik des Burgtheaters vollständig. Das eigentliche Ereignis und der Erfolg dieses Abends war Baron Berger selber. Das Publikum begrüßte den in seiner Loge fitzenden neuen Direktor mit einer ganz ungewöhn- lichen jubelnden Begeisterung und brachte »hm in Zwischenakten Ovationen dar, wie man sie in diesem Hauje noch nicht erlebt hat. Seine nächste Aufgabe war die Erfüllung einer literarischen Pflicht, nämlich den 80. Geburtstag Paul Heyses dramatisch zu begehen. Zm Einverständnis mit dem Dichter wurden für diesen Abend drei Einakter ge wählt. Das Schauspiel „Ehrenschuld" ist schon vor Zähren öfters gegeben worden. Die andern zwei Stücke erschienen zum erstenmal auf der Bübne. Beide tragen historisches Kostüm. Die Tragödie „Frau Lucrezia" spielt in Venedig: getäuschte Liebe, Tifer- Roosevelt. Rom, 4. April. (Tel.) Der ehemalige Präsident Roosevelt ist mit seiner Familie hier einge troffen und am Bahnhof von dem Zereinonienmeister des Hofes Comte Topponi, dem General sekretär des Ministeriums des Auswärtigen, dem Bürgermeister und der vollzähligen ameri kanischen Kolonie begrüßt worden. Heute wird der König den Präsidenten in Prioataudienz empfangen. Abends wird der Präsident am Diner bei Hofe teilnehmen. Pest, 4. April. (Tel.) Roosevelt verständigte den ungarischen Großgrundbesitzer Stojkawitsch davon, doß er demnächst zur VLffeljagd nach Ungarn kommen werde. Die Marinedebatte im französischen Senat. Paris, 4. April. lTel.) Der Senat beriet gestern nachmittag über das Flottenbudget. Auf die Angriffe mehrerer Redner der Rechten, die ihm vor warfen, daß er den Niedergang der französischen Marine als unabänderliche Tatsache betrachte, pro testierte der Berichterstatter Monis, indem er be merkte, er habe in seinem Bericht lediglich gesagt, angesichts der Situation, in der die französische Flotte sich befinde, ließen sich gewisse Träume nicht mehr verwirklichen, weil Frankreich von Deutschland und den Vereinigten Staaten schon zu weit und endgültig überholt sei. Er habe gezeigt, daß Frankreich auf den Wettbewerb in der Zahl der Kriegsschiffe verzichten und im Ozean auf eine Politik der Verteidigung sich beschränken müsse, während es im Mittelländischen Meer die maritime Ucberlegenheit anstreben müsse. Es werde weniger Schiffe haben, müsse aber für eine überlegene Ausrüstung sorgen. Marineminister Bouö de Lapeyröre legte dar, er habe sich bemüht, aus dem, was Frankreich an Kriegsschiffen habe, eine lebendige und schlag fertige Flotte zu schaffen. Zuerst seien die Geschwader reoraanisiert worden: er habe in ein Geschwader die modernsten Panzerschiffe ver einigt, so daß sie eine gleichmäßige Streitkraft bilden: in dem andern Geschwader habe er die älteren Panzerschiffe zusammengefaßt. Beide würden jedes Zahr unter einem einheitlichen Oberkommando Manöver abhalten. Er könne nicht sagen, daß die>e Geschwader sehr stark seien, denn sie umfaßten nur 14 Schiffe, die allerdings sich in vollkommener Kriegsbereitschaft befänden. Das Arsenal in Viseicka werde 1912 fertig sein und die Stellung Frankreichs im Mittelmcer wesentlich verstärken. Es würde ein Irrtum sein, auf fremde Hilfe bei der Verteidigung zu zählen. Die Torpedoboote müßten allmählich durch Unterseeboote ersetzt werden. Nach dem vor gesehenen Programm werde die Flotte 28 Panzer schiffs zählen. Zm weiteren Verlauf der Sitzung gab Untcrstaatssekretär Cheron Ausschlüsse über die im Marinedienst eingeführten Derwaltungsreformen, jucht, Verrat und Mord sind die Elemente, aus denen sie besteht. Das Ganze ist von einer etwas konventio nellen Tragik und macht trotz der sich drängenden Vorgänge keinen rechten dramatischen Eindruck. Stärker wirkt das Trauerspiel „Die Tochter der Semiramis". Vor allem durch die eigenartige Ge stalt der assyrischen Königin Melitta, die ihre Ge liebten nach einer Liebesnacht umbringen läßt, was scgar zum Staatsgesetz erhoben wird. Bis ein junger Bursch kommt, der seinen Bruder an der Königin rächen will. Zn leine wilde Rachsucht verliebt sich Vie Königin zum erstenmal. Seinetwegen will sic das blutige Gesetz umstoßen. Auch er vermag sie nicht zu hassen, aber seines Eides eingedenk, tötet er sich selbst. Auch in dieser gehäuften Tragik und Leidenschaftlich keit kpiirt man die starke dramatische Hand kaum. Die drei Einakter, an die eine reichliche und sorgfältige Znszenicrungskunst gewendet worden war, erzielten einen bloßen Respektserfolg. Das bemerkenswerteste Verdienst, das sich Baron Verger bisher erworben hat, ist vielleicht das Engagement des Herrn Ralajthy, der als Fuhrmann Henschel mit großem Erfolg debü tierte. Es mag als ein für die Wiener Theater zustände charakteristischer Umstand erwähnt werden, daß Balajthy noch vor wenigen Monaten im Rai- mund-Theater in einer Lokalposse einen Sicherheits wachmann darzustellen hatte. Zn den Privattheatern ist jetzt nach der großen Novitätsnjagd die dramatische Schonzeit eingetreten. Das Repertoire des Deutschen Volkstheaters setzt sich fast ausschließlich aus den drei großen Erfolgen Vieser Saison („Der große Name", ..Der Skandal", „Das Konzert") zusammen. Dazwischen gab s auch eine Neueinstudierung des „Kätchen von Heilbronn", in der sich das immer reicher werdende Talent des Frl. Paula Müller von einer neuen klassischen Seite zeigte. An einem der immer seltener werdenden litva- rischen Abende des Lustspieltheaters lernte man Otto Hinnerks reizende parodistische Ehebruchs- und Zimmerherrnkomödie „Närrische Welt" kennen, die voriges Zahr bei Brahm viel Beachtung gefunden hat. Auch hier hat die Komödie sehr gut gefallen, nämlich bei der Premiere, aber nicht viel öfter. Denn für derlei Stucke, die von der Theatcrschablone energisch abweichen, gibt es in Wien nur ein kleines Publi kum, und das kommt nicht in das entlegene Lustspiel- theoter. Minder literarisch und daher weitaus erfolg- reicher ist die letzte Novität dieser Bühne, die Ko mödie „Der Meisterdieb" von Croisset und Leblanc. worauf die Debatte geschlossen wurde. Die 13 ersten Kapitel des Etats wurden bewilligt und die Sitzung vertagt. Die Forderungen der Iren. London, 4. April. (Tel.) Der Führer der irischen Nationalisten, Redmond, hielt gestern in Tipperary eine Rede, in der er erklärte, für die irische Partei bedeute die Frage der Konzessionen an Zrland bezüglich des Budgets nichts im Vergleich zur Frage derAbschaffungdesVetorechtsder Lords. Dies sei die H a u p t b e d i n g u n g für die Homerule. Redmond zählte sodann die Be dingungen auf, unter denen allein die Nationalisten geneigt wären, das Budget zu unterstützen, auch in der abgeänderten Form. Zunächst müsse die Re gierung die Zusicherung geben, daß das Budget nichteher im Unterhause verabschiedet werde, als die Entscheidung der Lords über die Reso lutionen betreffs des Vetorechts bekannt seien, und ferner müsse die Regierung die Zusicherung geben, daß sie, wenn die Lords die Resolutionen ver würfen, nicht im Amte bleiben werde, wenn sie nicht die Garantie erhalte, daß der König gewillt sei, wenn nötig, neue Pairs zu ernennen, um die Ent scheidung der Lords umzustoßen. Dqnamitanschlag in Peking? New York, 4. April. (Tel.) Der „New Pork Herald" meldet aus P e k i n g, daß in dem Palais des Prinzregenten eine Dynamitbombe gefunden worden ist, was eine großeAufregung beim Hofe und in den Kreisen der Beamtenschaft er regte. Mehrere Verdächtige wurden verhaftet. Die Unglückskshrt ües vsllons „Pommern". * Die furchtbare Katastrophe, von der der Ballon „Pommern" bei seinem Aufstiege an« Sonntag betroffen wurde, und das schreckliche Schicksal, von dem d»s Insassen des Ballons hermge- sucht worden sind, hat das größte Bedauern und die aufrichtigste Teilnahme in allen Kreisen wachgerufen. Die Nachricht aus Saßnitz, daß die Leiche des Land- und Reichstagsabgeordneten Dr. Delbrijck geborgen worden sei, hat sich nicht bestätigt. Bis heute vormittag 10 Uhr waren die Leichen des Dr. Delbrück unv des Stadtbaurats Benduhn noch nicht gefunden. Der Zustand des ge retteten Prokuristen Semmelhaaist sehr be denklich. Ueber die Katastrophe hat sich nach dem ,,B. L.-A." der Fahrtenleiter des Berliner Vereins für Luftschiffahrt Dr. Bröckel- mann wie folgt geäußert: „Es unterliegt nach meinem Dafürhalten keinem Zweifel, daß die Kol lision des Ballons mit dem Gebäude, die gleich beim Start erfolgte, als die mittelbare Ursache der Katastrophe angesehen werden muß. Sicherlich ist durch den Anprall die Bemannung des Aerostaten derartig erschüttert worden, daß sich der Herren eine starke Benommenheit bemächtigte, die sie einer ein Sie ist auf dem neuen dramatischen Geschäftsprinzip fundiert, die Leute zum Gruseln und zugleich zum Lachen zu bringen. Das Sherlock-Holmes-Drama ist hier ins Satirische und Komische gewendet worden. Der berühmte Dieb, der diesmal erwischt werden soll, wird seit zehn Zähren unter dem Namen Arsens Lupin von der Polizei eifervoll, man könnte beinahe sagen, liebevoll gesucht. Aber er ist nicht so leicht zu finden, denn er nimmt allerlei Masken an. Einmal die des Kriminaloberinspektors und zuletzt die des verstorbenen Herzogs von Charmerace, dem er derart ähnlich sieht, daß er sogar als Bräutigam an seine Stelle treten kann. Arsene Lupin ist aber nickst blcß tollkühn, geschickt, schlau, stolz und mutig (das sind ja solche dramatische Gauner immer), er besitzt, was an einem Komödienabend nicht gemiu zu schätzen ist, auch Sinn für Humor und Zronre. Er rührt die Polizei in der liebenswürdigsten und lustigsten Weile an der Spürnase herum und sorgt immer für Ueber» raschungen und Pointen. Er hat überdies Gemüt und veiliebt sich sogar, natürlich in eine begehrenswerte Diebin, und trotzdem geht alles gut aus — selbstver ständlich nicht im polizeilichen Sinne. Zn den vier Akten ist mit einer stellenweise verblüffenden Ge schicklichkeit für Hindernisse, Verwicklungen, falsche und echte Fährten gcsors.t Kein krasses Mittel bleibt unverwendet: Revolver werden erhoben, mit Boniben wird gedroht. Aber dann kommt jedesmal die lächelnde Wendung- die Revolver werden nicht ab« gedrückt und die Bombe war eigentlich ein Gummi ball . . . Die Komödie, die schon in Paris und London Triumphe gefeiert hat, erzielte auch hier einen doppelten Erfolg: einen grnfeligen und einen heiteren Die spannenden dramatiscken Themen kommen überhaupt wieder in Mode und wirken am sichersten, namentlich wenn sie mit Erotik versetzt sind. Davon konnte man sich im Bürgertheater bei der überaus erfolgreichen Premiere des Dreiakters „Die Spiele ihrer Erzellenz" von Zoe Zeckels und Rudolf Strauß überzeugen. Dies ist beinahe ein finsteres russisches Nihilistenstiick und zugleich die galante Komödie einer koketten Frau. Cie ist die Gattin eines aefürchteten Gouverneurs, der eben, da sie Anstalten trifft, ihn mit einem Aristokraten zu betrügen, einem Bombenatten tat zum Opfer fällt. Die auch mit dem Schaurigen kokettierende Exzellenz besucht den Attentäter »n seiner Zelle, verliebt sich in ihn, kokettiert eine Weile mit den nihilistischen Zdeen und will jenen Aristokraten töten. Aber ebenso rasch besinnt ne sich anders und sichtigen und geistesgegenwärtigen Handlung un fähig machte. Andernfalls wäre cs nämlich nicht zu begreifen, daß der Führer nicht zu einer sofortigen Landung schritt. Da sich Verletzte an Bord befanden, hätte er dies sicherlich sofort oder wenigstens auf der Ueberlandfahrt bis Heringsdorf getan. Stadtbaurat Benduhn, der sich gleichfalls in der Gondel be fand, war Vorsitzender des Fc-br^k-ln,-Schusses bei dem erst zwei Zahle bestehenden Pommerscken Verein für Luftschiffahrt, dem der verunglückte Ballon ge hört. Er besaß zwar noch nicht die Führerqualität, doch sicherlich ein gewisses Maß von Erfahrung, da er schon mehrere Fahrten zurückgelegt hatte. Es ist daher anzunehmen, daß auch er nicht mehr Herr feiner selbst war. Die andern beiden Herren wiesen noch keine oder nur geringe aeronautische Erfahrungen auf. da sie im diesjährigen Zahrbuch des Deutschen Luftschifferverbandes noch nicht aufgesührt sind. Dr. Delbrück, der den Ballon „Pommern" ge steuert hat, besaß die Fiihrerqualisikation erst seit dem vorigen Sommer. Er hat sie beim Berliner Verein für Luftschiffahrt noch auf Grund des alten Reglements erworben, d. h. nach nur vier Fahrten. Zni ganzen hat er wohl sieben bis acht Fahrten zu rückgelegt. Zch hatte vielfach Gelegenheit, zu beob achten, daß er eine vorsichtige Natur war. Aller dings hat er einmal mit dem Ballon „Ernst" des Berliner Vereins eine Fahrt von Heringsdorf unter nommen. die ihn mitten auf das Meer führte und nur durch die schnelle Hilfe einiger hinzueilender Schiffe kein verhängnisvolles Ende nahm." Der Ballon „Pommern", der von einem so schlimmen Geschick heimgesucht wurde, ist schon in mehreren Wettfahrten als Sieger gelandet. Am 15. September 1907 gewann Oskar Erbslöh mit dem Ballon den großen Preis des bel gischen Aeroklubs, und im gleichen Zahre errang der selbe Luftschiffer mit dem „Pommern" den ersten Preis im Gordon-Bennett-Wettfliegen, das in St. Louis stattfand. Erbslöh landete damals nach einer Fahrt von 1400 Kilometer an der amerikanischen Ostküste, da er in Gefahr war, aufs Meer hinaus getrieben zu werden. Der Ballon „Pommern", der einen Fassungsraum von 2200 Kubikmeter besitzt, ge hörte ursprünglich dem inzwischen verstorbenen be kannten Luftschiff» Frhrn. v. Hewald und ging später in den Besitz des Berliner Vereins für Luft- fchiffahrt über. Tsgeschranik. Liebesdrama. Breslau, 4. April. (Telegramm.) Zn einem Hotel in Namslau wurde die 18jährige Tochter des Hotelbesitzers Zohn und der dortige Buch halter Ries mit Schußwunden tot ausgefunden. Das Mädchen ist gestorben, Ries wird ein Auqe ver lieren. Der Beweggrund ist unglückliche Liebe. Automobilnnfälle. Frankfurt a. M., 4. April. (Telegramm.) Das Automobil des Frankfurter Fabrikanten Rasche stieß gestern mittag in der Kalbachstraße mit einer Herrschaftskutsche so heftig zusammen, daß Rasche herausgeschleudert wurde und besinnungslos liegen blieb. Er trug skbwereinnereVerletzungen und einen Schädelbruch davon. Er mußte ins Hospital gebracht werden. Am Sonnabend fuhren einige Herren aus Hom burg in einem gemieteten Automobil von Frankfurt (Main) nach Aschaffenburg. Kurz ror Aschaffenburg wurde infolge des Sturmes ein Fenster zertrümmert. unternimmt mit ihm eine Liebesreise nach Monte Carlo. Die drei Akte bilden ein gut gebautes und gesteigertes tüchtiges Theaterstück. Der Erfolg wäc stark und echt. Rudolf Strauß, ein Wiener Autor, dankte für seine Mitarbeiterin, die vor kurzem frei willig aus dem Leben geschieden ist. Zn der Freien Volksbühne wurde Herbert Eulen bergs Tragödie . Ein halber Held" aufgeführt. Dieses preußische Ossiziersdrama aus der sriederizianischen Zeit ist gewiß in mancher Hinsicht interessant und wertvoll, aber im ganzen doch noch ein wirres drama tisches Produkt und kaum für dos Publikum der Freien Volksbühne geeignet, das allerdings dem hoch- literarischen Ehrgeiz seines Leiters blindlings Gefolg schaft leistet. * * Fiasko des „Lhantecler". Aus Wien wird uns telegraphiert: Die erste Vorstellung des „Chantecler" endete hier mit einem großen Fiasko. Das Publikum verließ schon vor Schluß der Aufführung das Haus. * „Der letzte Ionas". Man schreibt uns aus Dres den: Der schwer erkrankte frühere Kapellmeister des hiesigen Residenztheaters Rudolf Dellinger hat noch kurz vor feiner Erkrankung, die seine Ueber- führung in die Pierkonsche Nervenheilanstalt zu Cos wig notwendig machte, eine heitere, melodienreiche dreiaktiqe Operette „Der letzte Zonas" vollendet, die am Sonnabend an der Stätte der langjährigen Tätig keil ihres Verfassers ihre Uraufführung erlebte. Vom Direktor Karl Witt aufs prächtigste inszeniert, er zielte das letzte Werk des bedauernswerten Künstlers einen großen Erfolg. * Kunstauktion. Man schreibt uns aus Berlin: Am 26. April findet in Rudolph Lepkes Kunst-Auk tionshaus, Berlin 8VV. 68 die letzte große Antiqui- täten-Dersteigerung dieses Frühjahrs statt. Es »st dies die Sammlung Heinrich Leonhard-Mannheim, die ausschließlich Werke der Kleinkunst des 16.—19. Zahrhunderts enthält. In weiteren Kreisen bekannt wurden Teile dieser Sammlung durch die Ausstellung von Werken der Kleinkunst in Mannheim 1909. Be sonders reich vertreten sind die süddeutschen Porzellan manufakturen sowie Miniaturen auf Elfenbein und farbige Wachsporträts. Es befinden sich darunter köstliche Proben dieser aufs intime Betrachten gerich teten Kunstzweige, die zeitlich bi» ins erste Drittel des 19. Zahrhunderts reichen und dann so gut wie ganz erlöschen.