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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.06.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100614028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910061402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910061402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-06
- Tag 1910-06-14
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Monat
1910-06
-
Jahr
1910
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kenen Persone« auf 50 angegeben. 24 Leichen sind bereits geborgen. Die von dem Unwetter im Ahrtal und der Eifel besonders schwer betroffenen Ortschaften waren gestern das Ziel Tausender von Neugierigen. In einer Anzahl Eifeldörfer hat der Wolkenbruch derartige Verwüstungen angerichtet, das? die Bevölkerung, deren Hab und Gut vernichtet ist, auf staatliche Unterstützung angewiesen ist. Das Un wetter erstreckte such auch über einen Teil des Huns rück, wo in einem Orte durch Blitzschlag zehn Häuser ein geäschert wurden. Bier Person nen wurden gelähmt. Bon anderer Seite wird uns telegraphiert: Ahrweiler, 14. Juni. Bei dem Unglück im Ahrtal ist eine große Anzahl Menschen um gekommen. lieber den Verbleib der Kantine mit italienischen Arbeitern, die weggeschwemmt wurde, verlautet kein fester Anhaltspunkt. Erwa 15 von ihnen sind als Leichen gelandet worden. Weiter wurden etwa 8 Leichen von Kindern und Erwachsenen aus der Gegend des Unwet ters angeschwemmt. 87 Personen wer den vermistt, doch ist nicht ausgeschlossen, daß verschiedene sich wiedersinden werden. Die angetrie benen Leichen sind ganz nackt, da das Unwetter sie im Schlafe überraschte, und wiesen starke Wunden auf. Das Wasser ist gestern gegen Abend um weitere 2 Zentimeter gefallen. Die Gewalt des Wassers war so stark, daß der Tunnel in Altenahr, durch den sich das Wasser einen Weg bahnte, eine Schlucht von etwa 20 Meter Tiefe in den Boden gerissen hat. Pioniere und Infanterie sind bereits tätig, die ein gestürzten Brücken, etwa 20, durch Notbrücken zu ersetzen. Mit einiger Gefahr ist der Wagenoerkebr bis Noch möglich. Der Eisenbahnverkehr wird nachts bei Walporzheim wieder ausgenommen. Wie das Unglück hereinbrach. Ein Korrespondent gibt folgendes Stimmungs bild von dem großen Unglück im Ahrtale: Unauf hörlich flammte der Himmel von grellen Blitzen auf; betäubend rollte der Donner. Aber noch verhängnis voller waren die Wolkenbrüche, die in wenigen Minuten ungeheure Wassermassen auf die Erde niederstürzen liegen. Wie brausende Ströme schossen die Fluten von den Bergen in die Täler hinab; alsbald läuteten allerorts die Sturm glocken, und die geängsteten Bewohner flüchteten notdürftig bekleidet aus ihren Häusern ins Freie. Dort bot sich ihnen im Morgengrauen ein furchtbarer Anblick. Tie ganzen Felder waren von den Fluten verwüstet, Ackergeräte trieben in den wild dahinschießenden Wassern talabwärts; in den Ställen, die von den Wassermassen überschwemmt wurden, brüllte das Vieh und ritz in seiner Todesangst an den Ketten. Die Feuerwehren waren in allen Ortschaften schnell beim Rettunaswerk; sie arbeiteten mit grötzter Aufopferung bis spät in den Morgen hinein, und es gelang ihnen auch, die obdachlosen, ihrer ganzen Habe beraubten Bewohner in Sicher heit zu bringen. Das Vieh mutzte allerdings viel fach elend in den Ställen ertrinken. In der Ahr schwömmen Betten und Hausgerät; die Trümmer zerstörter Drücken trieben fluhabwärts. Die Opfer des Hochwassers. Ahrweiler, 14. Juni. (Tel.) Ueber die Verluste an Menschenleben bei der Hochwasserkatastrophe sind keine zahlenmätzigen Angaben zu erlangen. Das Jagdrevier des Majors v. Schönebeck. Allenstein, 14. Iuni. Die Verteidiger der Frau von Schönebeck-Weber, die Rechtsanwälte Bahn und Salzmann, haben gestern eine Fahrt ins Jagdrevier des Majors v. Schönebeck unternommen. Es ist ein 10000 Morgen großes Forstgelände, das in der Nähe des Wulpingsees liegt, etwa -wer Meilen von Allenstein entfernt. Schönebeck hatte sich dort ein schönes Jagdhäuschen eingerichtet, in dem sich auch seine Frau zuweilen mit (Soeben aufgehalten hat, ob mit oder ohne Wissen des Majors v. Schöne beck, steht noch nicht genau fest. Goeben hat seinerzeit behauptet, datz er in diesem Revier leicht hätte den Major v. Schönebeck beseitigen können, ohne datz der Verdacht auf ihn gefallen wäre. Die Oertlichkeit wird daher in der Beweisaufnahme noch eine Rolle spielen. Heute wird die Verhandlung fortgesetzt. Das Ehepaar Weber kehrte gestern abend von den masurischen Seen nach Allenstein zurück. Eisenbahnunfall. Köln, 14. Juni. sTel.) Zwischen Engelskirchen und Marienheide bei Köln stietz gestern nachmittag eine Lokomotive auf einen, den Verkehr zwi schen beiden Städten vermittelnden Kleinbahn zug, wobei 6 Reisende mehr oder minder schwer verletzt wurden. Eine Untersuchung ist eingeleitet. Bergmannslos. Essen, 14. Juni. (Tel.) Auf der Zeche Emscher- Lippe wurden zwei Bergleute durch herein brechende Cesteinsmassen verschüttet und getötet. Der Verschütteten von Gelsenkirchen. Gelsenkirchen, 14. Juni. (Tel.) Von den ver schütteten drei Arbeitern wurde gegen 9 Uhr abends einer tot geborgen. Die Aufräumungsarbei ten werden fortgesetzt. Abgestürzt. Innsbruck, l4. Juni (Tel) Bei einer Kletter partie stürzte der Schauspieler Wächter vom Hohen Frcschen ab. Er wurde lebensgefährlich ver letzt geborgen. Garmisch unter Wasser. Garmisch, 14. Juni. (Telegr.) Nachts ging über (Sarmüch—Partenkirchen ein schweres Unwetter mit wolkcnbruchartigem Regen nieder. Loisach und Partnach sind über die Ufer getreten. Die niedrig gelegenen Teile der beiden Orte sind über schwemmt. Der Bahnhof steht unter Wasser.— Die amtliche Bekanntmachung besagt: Der Gesamt verkehr der Strecke Murnan—Garmisch mutzte seit heute früh eingestellt werden. Die Strecke ist auch bei der Station Oberau unterbrochen. Neues Erdbeben in Italien. Rom, 14. Juni. (Tel.) In Quaglietta ist ein neuer Erdstotz verspürt worden. Mehrere Wohn häuser weisen Risse auf. Sechs Familien mutzten ihre Wohnungen verlassen. Ein hoher Regierungs beamter ist an Ort und Stelle. Für eine Anzahl Zelte ist gesorgt. Eisenbahnunglück. Gro'gmardrin, 14. Juni. (Tel.) Mittags stießen zwischen den Stationen Wratk und Bueog zwei Last züge zusammen. Vier Bahnbeamte wurden oetötet. sechs mehr oder weniger schwer verletzt. Fünfzehn Wagen wurden zertrümmert. Verkehrsstörung. Moskau, 11 Juni. (Tel.) Durch den Brand der elektrischen Zentralstation ist der Stratzenbahnverkehr in der ganzen Stadt unterbrochen. Die Feuersbrunst in Montreal. Montreal. 14. Juni. (Tel.) Zu der Feuers brunst in der Hauptstadt Kanadas wird noch gemel- dot, datz entgegen den ersten Nachrichten die Mehr zahl der in den Flammen Umgetommenen aus Männern besteht. Nur zwei Frauen sind ge tötet worden. Der Blitz und der Glöckner. Pola, 14. Juni. (Tel.) In der Ortschaft Zairze wurde der Kirchendiener, als er bei einem herernbre- chenden Unwetter die Glocke läutete, vom Blitze getötet. Die Tollwut in Frankreich. Paris, 14. Juni. (Tel.) Die Zahl der an Toll wut Leidenden hat im Pastcurschen Institut in den letzten Jahren immer mehr und mehr ab genom men. Sie betrug im Jahre 1909 nur noch 477 Per sonen. Der Bericht des Mäzens. Washington, 14. Juni. (Tel.) Auf speziellen Wunsch Tafts erstattete derMäzenHugo Rei singer dem Präsidenten über die amerikanische Kunstausstellung in Berlin und Mün chen Bericht. Tast drückte daraufhin seine be sondere Freude über die erfolgreiche Veranstaltung aus. Sus Leipzig und Umgegend. Leipzig, 14. Juni. Wetterbericht der König!. Sächs. Landes-Wetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 15. Juni. Südwestliche Winde, wolkig, etwas kälter, zeit weise Regen und Gewitter. Pöhlberg: Starker anhaltender Tau, glänzen der Sonnenuntergang, Abendrot, glänzender Sonnen aufgang, Himmelssärbung gelb, ferne Gewitter nicht sehr weit nach Süd bis West. Fichtelberg: Glänzender Sonnenunter- und -ausgang, Abend- und Morgenrot, Eisregen, sehr kleine klare Eiskugeln. * Vom Reichsgericht. Der in jüngster Zeit zum Senatspräsidenten ernannte Reichsgerichtsrat Eu gen Meyn stammt aus Altona, wo er am 11. Juli 1849 das Licht der Welt erblickte. Nachdem er sich dem Justizdienst gewidmet hatte, wurde er im Jahre 1874 vereidigt und 1878 Assessor. Seine weitere Beförderung erfolgte 1879 zum Amtsrichter, 1883 zur Auseinandersetzungsbehörde in Hannover, 1884 zum Regierungsassessor und kurz darauf zum Spezial- kommissar. Im Jahre 1880 wurde Herr Meyn zum Regierunasrat ernannt, 1887 als Mitglied der Eene- ralkommistion ausgenommen, 1892 zum Oberlandes kulturgerichtsrat befördert und 1893 zum Oberverwal tungsgerichtsrat. Im Jahre 1896 erfolgte seine Be rufung an das Reichsgericht, wo er bis jetzt dem Vll. Zivilsenat angehvrt. * Jubiläum. Der Arbeiter Friedrich Gustav Adolph Würker begeht morgen das Jubiläum 25jähnger ununterbrochener Tätigkeit in der Tuch dekorationsfabrik von Arnold Sützmilch in Leipzig, Zentralstraße 2. * Der 25. Jubiläums-Verbandstag des Verbandes Deutscher Schlosser-Innungen wird in den Tagen vom 12.—15. Juni in Kastel abgehalten. Die Be teiligung ist eine zahlreichere als sonst, sind doch über 100 Delegierte der dem Verbände angehörigen In nungen aus ganz Deutschland erschienen. Der dies jährige Verbandstag ist der25.(Jubiläums)-Verbands- tag, denn vor 25 Jahren wurde der Verband in Kassel gegründet. Zu Ehren des Verbandstages hat die Stadt Kassel ein Festkleid angelegt, auch ist die Kurfürstenstraste vom Bahnhof bis zum Stände platz durch venezianische Masten, Fahnen und Gir landen usw. in eine Feststraße umgewandelt, an deren Eingänge sich eine Hohe, reichgezierte Ehren- psorke befindet. Ein Festkommers hatte Einheimische und Gäste gestern abend im Saale des Palais-Re- staurants versammelt. In einer Reihe zündender An sprachen wurde der Bedeutung des Jubiläumstaaes gedacht, u. a. von dem Herrn Innungsobermeister Werner Vösser und dem Verbandsvorsitzenden Herrn Thalheim - Leipzig. Letzterer gab auch über die Gründung, Entwicklung und zunehmende Bedeutung des Verbandes einen interctzanten Abritz und wür digte dabei unter dem lebhaftesten Beifall der Ver sammlung die unverkennbaren nnd bleibenden grotzen Verdienste derjenigen Schlossermeister, welche vor 25 Jahren den Verband tn Kastel aus der Taufe hoben. Um den Gründern, soweit sie nicht schon der kühle Rasen deckt, seinen Dank hierfür abzustatten, habe der Verband die folgenden Herren zu Ehren mitgliedern des Verbandes Deutscher Schlosserinnungen ernannt: Karl Weinert- Dresden, Werner Böss er-Kastel, Behrens-Braun schweig, Berndt-Stettin, Wichert-Kassel, Rup- p recht und Schaale in Berlin, Hensel-Hamburg, Hühnlein - Mainz, Mcq:rhoff - Braunschweig, Neuschild-Dresden, Bürgermeister Rüder-Rotz- wein, Kgl. Baurat Professor Gebauer-Chemnitz und Fabrikant Müller-Roßwein. Die letzteren drei Herren wegen ihrer Verdienste um die Deutsche Schlosterschule in Rostwein. * Vier Selbstmordversuche an einem Morgen. Eine in der Mühlstratze in L.-Plagwitz wohnhafte 18 Jahre alte Näherin sprang heute morgen in der 5. Stunde in selbstmörderischer Absicht aus einem Fenster im 2. Stock auf die Stratze hinab. Das Mädchen trug schwere innere Verletzungen sowie einen Schädelbruch davon. Die Bewußtlose wurde mit dem Rettungswagen des Samaritter- vereins in das Stadtkrankenhaus gebracht. — Im Rosental in der Nähe der Waldstratze brachte sich ein 17 jähriger Handlungsgehilfe aus L.-Lindenau heute morgen in der 6. Stunde aus einem Revolver einen Schutz in den Kopf bei und verletzte sich lebensgefährlich. Der Verletzte wurde im Krankenautomobil in das Krankenhaus zu St. Jakob gebracht. — Weiter sprang in der Nähe des Palmengartens heute früh in der 7. Stunde eine 18 Jahre alte Verkäuferin aus der Eisen- bahnstratze in Sellerhausen in den Flutkanal. Das Mädchen wurde dem Master wieder entrissen und gleichfalls im Samariter-Automobil in das Stadt krankenhaus gebracht. In diesen drei Fällen scheint Liebeskummer das Motto zur Tat gewesen zu sein. — Endlich versuchte in der Johannastraße in Dösen heute morgen in der 9. Stunde ein 20 Jahre alter Bäckergeselle sich die Kehle zu durchschneiden. Mit nur unbedeutenden Verletzungen wurde er nach dem Krankenhaus gebracht. Streitigkeiten sollen die Ursache der Tat sein. * Eine Festschrift zur Eröffnung des neuen Handels« bochschulgebäuves ist dieser Tage in Johannes Wörners Verlag, Leipzig, erschienen. Das sehr ge schmackvoll ausgestattete Heftchen enthält neben einer kurzen Einleitung und dem Programm der Ein weihungsfeier die Reden der Herren Geh. Kom merzienrat Zweiniger, Kultusminister Dr. Beck, Minister des Innern Vitzthum von Eckstädt und Geh. Hofrat Prof. Dr. Bücher am Eröffnungstage des neuen Handelshochschulgebäudes. Außerdem ist das Heftchen mit 5 ausgezeichneten Abbildungen von der Handelshochschule geschmückt. * Türklinkendieb. In letzter Zeit ist der Türklinken dieb wieder eifrig tätig gewesen. Zuletzt trat er in der Plagwitzer Straße auf und entwendete dort von einer Grundstückstür zwei messingene Türklinken. * Di« Kinderdiebin verhaftet. Einem Kriminal beamten gelang es, jene gefährliche Diebin auf frischer Tat abzufassen, die in so vielen Fällen Kindern, die ausgeschickt waren, um Ein käufe zu besorgen, die Geldbeträge abnahm. Die Ergriffene, die im Nordviertel auftrat und der man 15 derartige Fälle nachweisen konnte, ist eine 48 Jahre alte Schlossersehefrau. * * Gautzsch, 14. Juni. (Selbstmord.) Gestern abend in der 10. Stunde erschoß sich ein Ljähriger Bäckergehilfe aus Oetzsch. Er wurde tot nach dem Eemeindehaufe gebracht. Der Beweggrund zur Tat ist unbekannt. Aus Lschlen. ü Döbeln, 14. Juni. (Wegen Lohndiffe renzen) haben sämtliche Glaser und Tischler der Firma Gebr. Petzold (Türen- und Fensterfabrik) hier die Kündigung eingereicht, so daß, falls keine Einigung zustande kommt, ,n den Streik eingetreten wird. I,. Großhartmannsdorf b. Chemnitz, 14. Juni. (Vor den Augen seiner Kinder ertrun ken) ist im hiesigen Unteren Teiche der 35 Jahre alte Schriftsetzer Ei gl er. Er war mit seinen Kindern baden gegangen, war aber zu weit in den großen Teich hliiausgesckwommen. Auf der Rückkehr zum Ufer verließen ibn die Kräfte, und die am User zu rückgebliebenen Kinderchen mußten zusehen, wie ihr Vater ertrank, ohne daß sie ihm Hilfe bringen konnten. Der Leichnam konnte bis heute noch nicht geborgen werden. Sus SEens Umgebung. * Dux, 14. Juui. (Ehedrama.) Der 48 Jahre alte, kränkliche Bergmann Pctrmichl in Schellen ten quälte seine Ehefrau mit Eifersuchsszenen. Gestern kam es aus diesem Anlässe zu einem neuen Streite zwischen den Eheleuten, in dessen Verlaufe Petrmichl auf seine Frau OReoolverschüsse ab feuerte. Die schwerverletzte Frau wurde in das Tep- litzer Krankenhaus transportiert. P. wurde dem Duxer Bezirksgericht eingeliefert. Gerlchtslssl. prozetz Dr. Llez unü Genollen. (Fortsetzung.) L Leipzig, 14. Juni. Einem Filialleiter Grimm in Dresden, der auch unruhig wurde, als immer und immer nichts von der großen Reklamezeitschrift zu sehen war, und der sich in mehreren Briefen an die Zentrale wandte, um wegen der Verzögerung Auskunft zu erhalten, hat Dr. Liez mitgeteilt, daß er, Grimm, nur nicht denken solle, die Direktoren könnten nichts verlieren, wenn die Gesellschaft Pech haben sollte, ein Filial leiter könne doch schlimmstenfalls nur einige hundert Mark einbüßen, dre Direktoren aber würden ganze Vermögen verlieren. Noch am 5. August hat Batereau den Zeugen versichert, das Geschäft stehe auf guter Grundlage, Schulden seien überhaupt nicht mehr da und er solle nur ruhig wieder nach Dresden fahren und tüchtig Inserate akquirieren. Als das Direktorium in der letzten Generalversammlung mit dem Plane heraus kam, einen Kapitalisten mit einer Einlage von mindestens einer halben Million zu gewinnen und eine eigene Druckerei zu begründen oder zu kaufen, da hat der Zeuge den Eindruck bekommen, daß die Direktoren sich nur noch eine Rückendeckung schaffen wollten, da sie weder ein noch aus wußten. Die ganze Generalversammlung eine Theatervorstellung, das sei die Meinung gewesen, die Grimm mit nach Dresden genommen habe. Alle Hoffnungen hat der Zeuge in der Generalversammlung aber trotz alledem noch nicht ausgegeben, obwohl er von den anderen anwesenden Filialleitern gehört habe, daß sie alle größere oder geringere Ansprüche an die Gesellschaft hatten. Auf eine Frage des Sachverständigen Jäger erklärte der Zeuge, daß er sich als Filialleiter selbst überlasten gewesen sei, nicht die Zentrale sei mit Initiative vorgegangen, er habe im Gegenteil immer wieder drängen müssen. Boeckel ist auch Herrn Grimm gegenüber, nachdem er hinausgetan wor den war, sehr offen mit seiner Meinunfl über die Gesellschaft herausgegangen. Lr habe ihm ge schrieben, daß die Zeitschrift weder im September noch in dem laufenden Jahre erscheinen werde; ob sie überhaupt jemals erscheinen werde, das sei noch eine Frage, denn die Herren in Leipzig verständen von solchen Sachen nichts. Grimm solle sich von Leipzig nicht beeinflussen lasten, er könne nur sein Geld verlieren. Nicht wenige Filialleiter sind durch den Zusammenbruch der Gesellschaft um ihre Erspar nisse gebracht worden. Zu dem Filialleiter Böhring in Plauen hat Roßberg beim Engagement gesagt, das Unternehmen sei vielversprechend, ein Jahr lang werde es sich mindestens halten und dann hätten die Filialleiter ihre Einlage doch auf jeden Fall wieder herein. Wie die anderen Filialleiter, so hat aber auch Böhring von seinem Gelds keinen Pfennig wiedergesehen. Immer wieder kommt bei den Zeugen, die Filialen übernommen haben, die Ueberzeugung zum Ausdruck, daß das Unternehmen an sich nicht schlecht gewesen sei, es habe ihm aber das nötige Betriebskapital gemangelt. Wenn sie die Verhältnisse vorher genau gekannt hätten, dann würden sie keine Filiale übernommen und keinen Vertrag unterschrieben haben, Es gewinnt den An schein. wie der Vorsitzende meinte, als ob den Filialleitern oft von den Reisenden beim Enga gement nicht genügend Zeit gelüsten worden sei, sich mit dem Inhalt des vielgenannten Exposes und des Eesellschaftsvertrages genau vertraut zu machen, woraus es erklärlich werde, daß die Leute sich über den Wert der Sacheinlagen der Gründer und andere wichtige Dinge eine klare Vorstellung nicht gebildet haben. (Fortsetzung folgt.) Sport. * Ein neuer Ueberlandflug. Der Aviatiker Ha milton, der am Montag vormittag von New Pork über Trenton nach Philadelphia geflogen ist, stieg, wie der Telegraph aus New Park meldet, abends um 6 Uhr 10 Min. wieder auf von Porth-Amboy und landete um 6 Uhr 41 Min. auf Governorsisland. Er gewann damit den Preis von 10000 Dollar, welcher von dem „Public Ledger" in Philadelphia und den „New Parker Times" ausgesetzt wurde. * Neuer Höhenweltrekord. Nach einer Drahtmel dung aus Indianapolis stieg der Aviatiker Walter Bröckln s am.Montag mit einem Wrightschen Zweidecker auf und erreichte eine Höhe von 4384'/, Fuß, er stellte damit einen neuen Welt« Höhenrekord auf. Letz« Nachrichten. Die Antwort ües Papstes. O. Berlin, 14. Juni. (Priv.«Tel.) Ans die Not«, die im Auftrag der preußischen Regierung der Gesandte am Heiligen Stuhl am 8. Juni überreicht hat, ist vom Vatikan nunmehr die Antwort, die das Datum des 13. Juni trägt, ergangen. Die Rote der preußischen Regierung brachte ,um Ausdruck, daß die Borromäus-Vnzqklika sich nicht auf die dogmatischen Gegensätze der Konfessionen beschränke, sondern sittlich« Vorwürfe aus gesprochen habe, und erwähnte, daß «ine große Er regung infolgedessen in allen evangelischen Kreisen Preußens entstanden sei. Die Note wies ferner darauf hin, daß die preußische Regierung ihrerseits immer auf die Erhaltung des kon fessionellen Friedens hingewirkt habe. I« der Antwort des Vatikans wird gesagt, daß die betreffenden Stellen der Enzyklika nicht den Sinn hätten, der ihnen zu geschrieben werde. Zn der Note wird das «wahre Bedauern" des Papstes über die einge tretenen Folgen ausgesprochen. Ferner wirb mitge teilt, daß die deutschen Bischöfe den Auftrag erhalten hätten, die Enzyklika amtlich nicht zu ver öffentlichen. Schließlich wird von neuem der Achtung Ausdruck gegeben, die der Papst für das deutsche Volk hege, wie er das schon vor kurzem ausgesprochen habe. — Wie verlautet, soll sich der Reichskanzler mit d«r Note befriedigt erklären. Die Dresdner Einigungsverhandlungen. Dresden, 14. Juni. (Eig. Drahtmeldung.) Heute vormittag 9 Ühr trat im neuen Rathaus das Schiedsgericht zur Beilegung der Bau- arbeiteraussperrung zusammen. Dor mor gen ist ein Urteil nicht zu erwarten. Ein Zusammentreffen zwischen Kaiser Wilhelm und dem Zaren? -ev. London, 14. Juni. (Priv.-Tel.) Aus Peters burg wird der „Daily Mail" telegraphiert, daß dort Gerüchte von einem Zusammentreffen des Zaren mit deyr Deutschen Kaiser am 17. Juli um laufen. Das Zusammentreffen soll erfolgen, wenn der Zar Riga verlosten hat. Wechsel in der Leitung der Kieler Werst. O. Berlin, 14. Juni. (Priv.-Tel.) In Marine kreisen verlautet mit Bestimmtheit, daß der gegen wärtige Reichswcrftdirektor der Kaiserlichen Werft und Flügeladjutant des Kaisers Vizeadmiral von Usedom nach der Kieler Woche einen längeren Urlaub antreten und nicht wieder auf seinen Posten zurückkehren werde. Als sein Nachfolger wird Kapi tän zur See Henkel genannt. * Die Opfer üer Sochmsllerkatsstrsptze. iO? Adenau b. Coblenz, 14. Juni. (Eig. Drahtm.) Von zuständiger Seite wird die Zahl der Ertöte- ten im Kreise Adenau auf mindestens 5V geschätzt. Der mittlere Teil Adenaus stand ganz unter Wasser, das an manchen Häusern bis zum ersten Stockwerk reichte. Dir Arbeiten an dem Bau der Strecke Remagen-Listendorf find fast ganz zerstört, uno da mit die Arbeit und die Anstrengung von 6 Monaten vernichtet. — Nach anderen Meldungen wird dre Zahl aller Ertrunkenen auf 15V geschäht. Unterschlagungen bei einem Kohlenwerk. st. Halle a. S.» 14. Juni. (Priv.-Tel.) Bei den Halleschen Kohlenwerken wurden Unter schlagungen aufgedeckt, die auf 30 000 geschätzt werden. Unter dem Verdacht, große Mengen Kohlen und Briketts unrechtmäßig verkauft zu haben, wurde der Wiegemeister Meyer verhaftet. Blutiger Kampf auf einem Friedhof«. O Pest, 14. Juni. (Eig. Drahtmeld.) In Lubeny bei Leutschau verweigerte die Behörde die Beisetzung eines plötzlich verstorbenen Fremden auf dem Ortsfriedhofe. Die Bevölkerung wollte die Beerdigung gewaltsam durchsetzen. Die Gendarmerie gab Feuer, wodurch acht Personen tödlich und viele schwer ver letzt wurden. Riesenunterschlagungen eines Kartenkontrolleurs. Ü) Pest, 14. Juni. (Eig. Drahtmeld.) Der mit der Kontrolle der Karten für das asiatische Meeting beauftragte städtische Beamte Hor- wat wurde verhaftet. Er soll mit einem Mit schuldigen Karten im Werte von mehr als ^Mil lion Kronen entwendet haben. n« rite» : 4 7iini. dkaodbSee« 2V4.S0 14Z.7S 172,42 116.75 Lommsrdrnil 114- Usitsimsssdss» l^mrUMse 8snk 1Z0L5 poimsrlvsm» 1^50 »«llttcds 8snic M,- pcwr Osmliod 119.8' l>!8><0Ni» 187- 177.25 157.75 3"/, üsielissolesk« 84.60 tttlionsldrk 121.20 4", c>ui>o». >. 98 kvksgffdsusen 142.50 —- 8etsrsd.ii>t.5»i>6d. 177.60 1W2ss kuisoa 92,40 1R- — iilimiss KM««e«sn linitiustt« li>ell«n — lldsckor littksaloss 18350 tl.ii. v.UnIe^wd. — llnxzf Xeonea rckemungltt-ad. 1Z4L0 öocswmiu 2Z2.75 ! 160.75 i.vx«mduex«s 2. 8.- ! tomdini«» 2Z.S0 Vottmun8«e llnion K- s iiMMkEsk 211.25 Seliimos, IIUü iEMIi» 174.- s ISS,62 106.25! 2 Udr 45 um. Oder». OssamL 88Sni> Vs. SsN. 8tesr,d. iirmd. psekslfzksl sisns» vempttcd. iiosllil. O^nsmil lrusi käiso« Oektr. Soimckitt ilelic. llu.I.sliU.Ilaiee. 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Zuschriften sind nicht persönlich ,u adressieren, sondern an den «erlag, di, «edaktton »der di, «rs«itst»fieltt »e» Sechziger I«rdlatte» ,u richt«.
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