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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 14.06.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100614028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910061402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910061402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-06
- Tag 1910-06-14
-
Monat
1910-06
-
Jahr
1910
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Ämtsvlatt des Aates und des Nolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeige«. Preis iär Inserate au« lleivzig »ad Umgebung di, Sgeivaltrne HO mm breit« Betitjeil, 28 di, 74 uuo breite Sleklametetle I von autwän« clv Lz, SeNamen 1.2V Jaserate von Behörden 'm amtlichen Leu di« 74 wm breit« Petitgeil« 4i) «eschLlt«onleigen mit Plahvorschristen und t» der Ldendau«gabe im Preise erhitzt. Rabatt nach Laris. Beilagegedühr S P. Lausend exkl. Postgebühr. IesterreUt« Susträge können nicht »urück- ge»°gen werden. Für da« Erscheinen an bestimmten Lagen und Plätzen wird kein« Garantie übernommen. «nzeigm,. Annahme! Sug»llu«pl»tz «tz bei sämtlichen Filialen u. allen illnnoncru- Srpeditionen de« In» und AuLlanbe«. Haupt-Sillale Berlin: Sark Du ulk er, Der,ogl. Bahr, tzosbuch» Handlung, Lützowstiahe l(t (Telephon VI, Nr. 4606). -aupt.-lltal« Dresden: Eeestratze «, I (Telephon 4621). Nr. 162. vlenslug, -en >4. Tmii ISIS. l04. Jahrgang. politische Uschrlchten. Die Leipziger Universität an König Friedrich August. Im Namen der Landesuniversität Leipzig hat am heutigen Morgen der gegenwärtige Rector magnificus, Geh. Hofrat Prof. Dr. Hölder, fol gendes Telegramm an König Friedrich August gerichtet: Die ganze Universität vernimmt mit größter Freude und Dankbarkeit, daß Ew. Majestät den schweren Verunglimp fungen Ihrer protestantischen Untertanen und Ihrer protestantischen Vorsahren durch die Borromäus-Enzyklika Höchstpersönlich entgegeazutreten gewillt find. (gez.j Hölder, derzeit Rektor. Gegen die päpstliche Enzyklika. München, 14. Juni. (Eigene Drahtmeldung.) Die liberale Landtagsfraktion hat aus Anlaß der Borromäus-Enzyklika in der Abgeord netenkammer folgende Interpellation einge bracht: „Die Unterzeichneten ersuchen die Staats regierung. den schweren Beleidigungen, welche dem Protestantismus des Königreichs Bayern wie allen evangelischen Glaubensgenossen durch die Borromäus-Enzyklika zugefügt ist, entgegen- zutrete n." Eine Kretakonferenz in London? Paris. 14. Juni. (Tel.) Der dem Quai d'Orsay nahestehende „Petit Parisien" schreibt über die Kreta frage: „Man darf sich nicht verhehlen, daß die Diplo matie die Lage für heikel und verwickelt, ja selbst für beunruhigend hält. Die grie chische Regierung hat bei den Mächten auf die den Verträgen zuwiderlaufende Boykottierungder griechischen Waren hingewiesen. Die Mächte haben ihre Intervention versprochen. Es fragt sich nur, ob die Pforte selbst imstande sein wird, diese Bewegung nunmehr einzudämmen. Provisorische Maßnahmen genügen dort nicht mehr. Mögen die Kreter die muselmanischen Deputierten zur National versammlung zulassen oder nicht. Das wird die Lösung der Frage keinen Schritt vorwärts bringen. Es handelt sich darum zu wissen, ob Kreta grie chisch sein wird oder obdieSouveränitätder Türkei bei Aufrechterhaltung der Autonomie der Insel hergestellt werden wird. Die Verhandlungen der Schutzmächtc über diesen Punkt dauern fort. F r a n k r e i ch, das an der ganzen Angelegenheit am wenigsten beteiligt ist, da es weder von Familien rücksichten, wie Rußland, noch von strategischen Er wägungen, wie England, geleitet wird, hat neue Vorschläge erstattet. Minister Pichon hat eine Konferenz der Botschafter der Schuhmächte in London unter dem Vorsitz Ereys angeregt. Italien und Rußland haben diesen Vorschlag bereits gün- st i g ausgenommen. Die englische Regierung ist seit gestern mit seiner Prüfung beschäftigt.. Zur Hebung der „Pluviöse* *. Ealais, 14. Juni. (Tel.) Die Bergungs arbeiten der „Pluoiäse" wurden von dem Marinearzt Savidan mit bewunderungswürdiger Selbstaufopferung bis nach Mitternacht fortgesetzt. Die Ingenieure sollen versuchen, die „Pluviöse" dort, wo das Leck teilweise verstopft ist, durchAus - pumpen des eingedrungenen Wassers flott zu machen. Vorher sollen noch zwei Leichen, die im Maschinenraume bemerkt wurden, geborgen wer den. Die eine ist die des Chefs der Unterseeboots flottille Pratt. Das marokkanische Berggesetz. Paris, 14. Juni. (Tel.) Der „Temps" will wissen, daß das marokkanische Bergwerksregle ment, ein 400 Seiten umfassendes Schriftstück, un verzüglich nach Tanger gesandt werden wird, um den dortigen Vertretern der Signatar mächte der Algecirasakte unterbreitet zu werden. Die Veröffentlichung werde erst erfolgen, wenn die Vertreter der Mächte ihre Zustimmung ge geben oder Einwände erhoben haben werden. Die leitenden Grundsätze des Entwurfs seien gegenwärtig den in Frankreich, Deutschland und Spanien in Kraft befindlichen Gesetzen entlehnt. Die Grundlage des Gesetzentwurfs bilde das Hoheitsrecht. Während der Zeit der Schürfungen werde der Finder ebenso wie im deutschen Gesetz ein kreis förmiges Gebiet erhalten, das ihm gestatte, neue Schätze zu suchen und das Konzessionsgelände abzugrenzen. Hierauf werde er, wie im spanischen Gesetze, ein vierseitiges Konzessionsgelände erhalten. Die ägyptische Frage im englischen Unterhaus«. Wie wir bereits im Depeschenteil der heutigen Morgennummer mitteilten, hat sich das englische Unterhaus am Montag mit einer Reihe auswärtiger Fragen beschäftigt. Besonders eingehend wurde im Anschluß an Roosevelts Rede über Englands Verwal tung in Aegypten die ägyptische Frage erörtert. Wir erhalten dazu folgende Fortsetzung des heute morgen veröffentlichten Telegramms: London, 14. Juni. (Tel.) Balfour erklärte, in seinem Urteil über Aegypten habe Roosevelt nichts gesagt, woraus selbst der empfindlichste Brite den geringsten Vorwurf herauslesen könne. Ein genauer Kenner Aegyptens habe ihm, dem Redner, gesagt, daß die dortige Lage über aus unbefriedigend sei, weil die Autorität der herrschenden Rasse untergraben sei. Balfour meinte, er wisse nicht, ob dies der Schuld der ägypti schen Verwaltung, oder ob es den Umständen zuzu- schreiben sei, über die niemand Gewalt habe. Sir Edward Grey erklärte, daß Roosevelt ihm seine auf seinen Reisen durch Britisch-Ostafrika, den Sudan und Aegypten gesammelten Erfahrungen mitgeteilt habe und er, Grey, habe selten einer Er zählung mit größerem Vergnügen gelauscht. Er habe geglaubt, daß jeder empfinden müsse, Roosevelts Vor- trag stelle, im ganzen genommen, das größte Nömilcher Brief. (Nachdruck verboten.) Rom, Anfang Juni. Die Archäologen haben in Rom jetzt wieder viel zu tun. Die Thermen des Diokletian werden von allen modernen An-, Um- und Innen bauten befreit, um sie in ihrer früheren Ruinenherr lichkeit wiederherzustellen. Die also gereinigten Säle, Winkel und Hallen sollen für die Ausstellung im nächsten Jahre die Schau aller Abgüsse von antiken Kunstwerken und Nachbildungen der besten antiken Kunstwerke bringen, die außerhalb Roms vorhanden sind. Ein großer Plan, an dessen völliger Ausfüh rung aber noch viele zweifeln. Rom steht jetzt über haupt, was die Ausstellung anbetrifft, im Zeichen des Zweifels, es gab wieder eine Krisis im Aus stellungskomitee, und daneben sorgten die Ausstände der Maurer und Ziegelbrenner, die anderthalb Monate dauerten dafür, daß die Bauten der Aus stellung auf das gründlichste verzögert wurden. Mit großer Neugier betrachten die Römer auch täglich das Nationaldenkmal, sich im stillen fragend, ob es auch äßerlich so weit fertig werden wird, daß man anstandshalber seine Einweihung ris kieren kann. Große Sorge macht ferner die Frei legung des Denkmals. Zwar schreiten die Demolie runzsarbeiten des Palazetto di Venezia mit Kräh winkler-Tempo munter fort, so daß die Freilegung vor der Fassade des Monuments gesichert ist. Aber zu dessen Rechten stehen noch die Ruinen der halb demolierten Häusergruppe und zu dessen Linken ein modernes Zinshaus, das man nicht eher entfernen kann, als bis die Barackenschmutzhäuser der heutigen Suburra, d. h. der Via Marforie, die den östlichen Abhang des Kapitols verunzieren, beseitigt sind, denn sonst würde das Denkmal doch in zu häßlicher Gesellschaft erscheinen. Noch ein anderer Umstand erschwert die Fort setzung der Arbeiten am Nationaldenkmal. Nach dem Tode seines genialen Schöpfers Sacconi wurde, wie bekannt, die Oberleitung der Arbeiten einem Triumvirat anvertraut, dessen leitende Seele der Architekt Gaetano Koch war, mit dem sich die spätere Kunstgeschichte ebenso beschäftigen wird, wie sie es mit seinem Großvater, dem originellen, urwüchsig witzigen Landschaftsmaler Anton Koch tut, der 1768 geboren wurde und 1831 in Rom starb. Gaetano Koch wurde in diesen Tagen durch jähen Tod seiner Vaterstadt und seiner Kunst entrissen. Sein Name wird mit der Geschichte des dritten, des italienischen Roms für immer verbunden sein, schuf er doch dessen schönste und bemerkenswerteste Palazzi: die Reichsbank (Banca d'Jtalia), die jedem Fremden sofort auffällt, den Palazzo Piombino - Boncom- pagni im Ludovisiquartier, der jetzt Residenz der Königin-Mutter ist, den Palazzo Gugliemi auf der Piazza S. S. Apostoli, sowie die meisten Herrschafts häuser auf der Via Denti Settembre, die dieser einen monumentalen Charakter geben. Was Koch für das Nationaldenkmal bedeutet, wird man erst später er sehen; ein großes Verdienst erwarb er sich allein da durch, daß er es fertigbrachte, sowohl mit der kon trollierenden königlichen Baukommission auszu kommen, die in bureaukratischer Pedanterie das Un glaublichste leistete, als auch die Arbeiter zu kirren, die vor seinem Regime fast jede Woche einen Streik vom Zaune brachen. Es ist zu hoffen, daß das Werk seiner letzten Jahre so erfolgreich gewesen ist, daß das Nationaldenkmat, von dem Kenner behaupten, daß es nach seiner Fertigstellung das schönste der Welt sein wird (auch wegen seiner Lage; denn von seiner höchsten Plattform, die jetzt nicht mehr zugäng lich ist, werden die künftigen Besucher ein Panorama bewundern, wie es wohl kein zweites mehr in der Welt gibt), in seiner Vollendung nicht mehr ge fährdet ist und so die Ausstellung von 1911 nicht um ihren Clou kommt. Don der Ausstellung sprachen gerade, am 1. Sonntag im Juni, an dem das Verfassungs fe st stattfand, auch wieder alle Quinten, und zum Teil mit Unmut. Ein Teil der Ausstellung wird sich nämlich auf dem Campus Neronis unterhalb des Monte Mario erheben, auf dem im Mittelalter stets die Heere lagerten, welche die deutschen Kaiser auf deren Römerzügen begleiteten. Dieses Feld, das sich nördlich von den Engelsburgwiesen hinzieht, diente als Tempelhofer Feld Roms. Und da der König wegen des Verfasfungsfestes nicht auf die Parade ver zichten wollte, das neronische Feld aber okkupiert ist, so muhten die Römer in der Frühe nach den 2 bis AfH Kilometer entfernten Wiesen am Turm des Quintus laufen, der östlich vom Ponte Molle (Pons Milvius) liegt. Da» aber war bei der Hitze keine Kleinigkeit; denn ohne Uebergang sind wir jetzt mitten im Sommer drin. Doch für ihre Anstrengung wurden die guten Quiriten durch das hier seltene Schauspiel entschädigt, daß die Pioniere, um den Kompliment dar, das der Bürger eines fremden Landes der Arbeit eines anderen Landes zollen könnte. Ausgenommen die Erklärung, daß eine allzu große Nachgiebigkeit denen gegenüber, die sich der britischen Herrschaft widersetzten, eine Gefahr für Großbritanniens Arbeit in Aegypten bilde, könne er alle Urteile Roosevelts unterschreiben. In der Tat habe die Lage in Aegypten Anlaß zu ernsten Er wägungen gegeben, aber sie sei nicht annähernd s o e r n st, als sie hier angedeutet sei. Die ungewöhn- liche Form der ägyptischen Regierung erfordert einen großen Takt und ein großes Feingefühl. Es ist un möglich, daß unser Werk weiterhin glückt, wenn zwi schen unseren Ratschlägen und der Willensmeinung der ägyptischen Minister Differenzen bestehen. Daß die nationalistische Presse in Aegypten solche Diffe renzen als bestehend hinstellt, ist als schwere Beleidigung zu brandmarken. Wir sind in erster Linie die Verwalter Aegyptens im In teresse der Eingeborenen, aber wir sind ebenso die Bevollmächtigten für die Ordnung und öffentliche Sicherheit in Aegypten und für die Interessen Europas. Es ist sehr wahr, daß die Aufgabe der Verbesserung und Heranbildung einer zufriedenstellenden Regie rung in Aegypten durch allerhand Beschränkungen be trächtlich erschwert ist, die der ägyptischen Regierung in Form von antiquierten Vorschriften und Regeln, die für eine moderne Regierung nicht mehr passen, auferlegt sind. Wir können Aegypten nicht ohne Schande für uns im Stiche lassen. Alle antibritische Agitation kann bloß einen Erfolg haben, uns nämlich dahin führen, unsere Autorität immer mehr geltend zu machen. Während der letzten Wochen ist übrigens die Agitation weniger in Er scheinung getreten, und dies war nicht der Augenblick, eine neue Richtung in der Politik einzuschlagen oder anzukündigen und durch irgendeine drastische Maß nahme zu zeigen, daß wir gewillt sind, unsere Autorität geltend zu machen. Lord Kitchener. London, 14. Juni. (Tel.) Die Zurückwei sung des Postens eines Oberkommandteren- den der Mittelmeerflotte durch Lord Kitchener wird von den Blättern lebhaft kom mentiert. Der Kriegsminister Haldane erklärte, daß trotz der Zurückweisung die Regierung den Posten für zu wichtig halte, um ihn nicht von neuem zu besetzen. Der Minister fügte hinzu, daß die Ver dienste Lord Kitcheners um das Land zu bedeutend seien, als daß eine strafrechtliche Verfolgung Kitche ners eintreten könnte. Der Marschall wird im aktiven Dienst verbleiben. Eine Programmred« des spanischen Ministerpräsiden ten Canalejas. Madrid, 14. Juni. (Tel.) In einer D e r s a m m- lung liberaler Senatoren und Depu tierten hielt der Ministerpräsident Canalejas gestern eine Rede, in der er ausführte, er habe, als er die Regierung übernahm, keine einzige von den liberalen Ideen und Forderungen verleugnet oder vergessen, zu denen er sich stets bekannte. Weiter er klärte Canalejas, das Steuersystem müsse ge ändert werden. Die Reichsten müßten den schwer sten Teil der Staatslasten tragen. Was die reli giöse Frage anbetreffe, so rege der Protest des Heiligen Stuhles ihn nicht weiter auf. Denn durch die im königlichen Erlasse vom 11. Juni enthal tene Auslegung des Artikels 11 der Verfassung sei die Verfassung in keiner Weise verletzt. Er legte dann dar, was die liberale Partei außerhalb und innerhalb des Parlaments sein müsse. Meine Anwesenheit im Parlament, sagte er dann, wird kurz und die ihrige lang sein. Sie haben einen anderen Führer nötig. (Rufe: Nein! nein!) Die Aeußerung des Ministerpräsidenten, seine An wesenheit im Parlament werde kurz sein, wurde leb haft erörtert. Ein rumänisch-griechischer Zwischenfall. Bukarest, 14. Juni. (Tel.) Der Zwischenfall im Hafen von Pyräus, wo der griechische Pöbel den rumänischen Dampfer „Jmpe- ratul Trajan" angriff, erhält durch den Um stand eine ernste Wendung, daß auch eine Abtei, lung Matrosen der griechischen Kriegsmarine an den Ausschreitungen sich beteiligte. Als Passagiere befanden sich an Bord des rumänischen Dampfers die beiden Kinder des rumänischen Kron prinzenpaares. Neue Kasernen für Finnland. Petersburg, 14. Juni. (Tel.) Die Reichs duma nahm abends in geschlossener Sitzung die Ge setzesvorlage über die Bewilligung von Mitteln für den Bau neuer Kasernen im südlichen Finnland an. Gegenüber den Ausführungen oppositioneller Redner, daß die Vorlage durch die Finnlandvorlage veranlaßt sei, erklärte der Gehilfe des Kriegsministers, daß das Kriegsministerium die betreffenden Maßregeln viel früher beabsich tigt habe. Tsgeschrmük. Das Unwetter im Ktzrisl. Köln, 14. Juni. (Tel.) Bei dem an der oberen Ahr niedergcgangenen schweren Unwetter wurden durch wolkenbruchartigen Regen die Brücken und An lagen an der VahnlinieRemagen-Liepen- dorf zerstört. Zwei Kantinen wurden fortge schwemmt, wobei eine große Anzahl Eisenbahnarbei ter, meistens Kroaten und Italiener, mitgeführt wurden, die noch nicht gerettet werden konnten. Man schätzt die Zahl der Verunglückten auf 40. Die Ver wüstungen sind furchtbar. Den Leuten in Ahrweiler, die vollständig abgeschnitten sind, muß in Kähnen Nahrung zugeführt werden. Nach einem Telegramm aus Bonn wird die Zahl der bei der Ueberschwemmung im Ahrtal ertrun - Rückmarsch der Truppen zu erleichtern, zwei Feld brücken über den Tiber geschlagen hatten in der Nähe von Aqua Cetoja, jenem Sauerbrunnen, zu dem Goethe jeden Morgen zu wallfahrten pflegte. Das Verfassungsfest von Rom, dem die Bevölke rung tagsüber fern und fremd gegenübersteht, wird auch durch eine Festsitzung auf dem Kapitol und eine Festsitzung der Akademie der Wissenschaft unter Gegenwart des Königs gefeiert. Auf der ersteren findet die Verteilung der Medaillen und Diplome für bürgerliche Tapferkeit statt, die alle Bürger empfangen, die mit Lebensgefahr ihren Mitmenschen Unheil verhüteten, wobei hauptsächlich Schutzleute und Feuerwehrleute für Beweise von besonderem Mute bedacht werden. Abends aber rührt sich auch die Bevölkerung; denn dann wird ihm seine liebste Augenweide, das unter dem Namen Eirandola bekannte Feuerwerk auf dem Pincio, geboten. Dies mal wurden allerdings am eigentlichen Festtage die Feuerwerkskörper durch einen starken Regenguß ver dorben und die Veranstaltung mußte verschoben werden. Der Bürgermeister Nathan, der aus Spar samkeit in den letzten Jahren an den zu diesem Zweck ausgeworfenen Summen sehr sparte, bekam auch Heuer wieder viele Unliebenswürdigkeiten zu hören; denn wiederum fiel aus Sparsamkeitsgründen der Glanzpunkt des Programms aus, der sonst in der Nachbildung eines riesigen Zauberschlosses gipfelte, dessen architektonische Linien durch Abertausende von Flämmchen hergcstellt waren. Da die Quiriten an dem hergebrachten Feuerspiel mit Leidenschaft hängen, so empfinden sie die durch den Druck der Not erzeugte Kargheit des Bürger meisters als persönliche Beleidigung. Nach wenigen Tagen ist aber jeder Groll wieder vergessen. Dr. Ilubvi-t Lcstmitr. * * lieber di« Heilkraft der Musik, von der wir anläßlich der Halberstädter Wagner-Volksspiele in der Sonntaasnummer schrieben, läßt Wilhelm Henzen in seinem neuesten Drama: „Der Rausch des Hippokleides" (Böhmert, Dresden) den Pythagoras sich folgendermaßen äußere: „Ja, du Musik, du Seelenkunst^ sprich hier Zur Seele, da sie taub dem Worte blieb. Dich mein' ich nicht, dich Sinnverwirrende, Die ohn' Erbarmen alle Nerven aufpeitscht Und alles Niedre aus der Tiefe wühlt. Die Kranke kränker macht, Gesunde krank, Dem Rauschgott untertan, rauschgierig selbst. Wie wirr du tobst mit tollen Wirbelschlägen, Du kannst uns nicht betäuben. Denn wir rufen Zu Hilfe deine Schwester uns, die Reine. Dich mein' ich, edle Heilkunst der Musik, Komm, heile diese, die nach Krankheit brennen, Mit deiner Rhythmen feierlichem Gleichmaß. Mit Klängen, die den Sphären abgelauscht sind Und sanftem Balsam ernster Melodien, Drin großer Seelen Gleichgewicht sich spiegelt." * Eine Goethe-Aufführung auf freier Wies«. Eine Aufführung der „Laune eines Verliebten" wird auf der Wiese des Klubgartens des Deutschen Ly- ceumsklubs in Berlin im Rahmen eines Sommer festes stattfinden. Das anmutige Schäferspiel mit den graziösen Watteauschen Bildern wird von der Schäfermusik der Zeit mit Flöte, Oboe usw. um rahmt, deren melodienreiche, säst verschollene Weisen aus der Musikabteilung der Königlichen Bibliothek hervorgesucht worden sind. Die künstlerische Leitung der Aufführung liegt in den Händen der Frau Pro fessor Peter Behrens. ' Ein Strafverfahren gegen Münchener Theater- direktoren und zwar gegen die Direktionen der Ver einigten Theater, Schauspielhaus, Eärtnerplatztheater und Volkstheater wurde erngeleitet, weil die Di rektoren sich weigerten, ihre Geschäftsbücher zur Kontrolle des Magistrates über die Billettsteuer vorzulegen, und nur Tagesabrechnungen über die verkarsten Billette einreichten. * Hochschulnachrichten. An der Technischen Hoch schule in Aachen habilitierte sich Dr. W. Stcubing für Physik. — In Straßburg ist der Piivaidozcnt für alttestamentliche Wissenschaft Lic. Dr. F. Küchler in Berlin zum außerordentlichen Professor an der evangelisch-theologischen Fakultät ernannt worden. — Der Privatdozcnt für The'modynamik Dr. M. Levin in Göttingen erhielt einen Ruf an die Technische Hochschule in Aachen — An der Universität Würzburg ist das Ordinariat fstr allgemeine Biologie dem ordentlichen Professor der Zoologie und v rgleichen den Anatomie Dr. Edmond Bern neck übertragen worden. — Der Privatdozcnt für Mathematik Dr. L Gabe rel in Würzburg wurde zum Extraordinarius ernannt. — Geheimrat Dr.A Wagenmann, ordent licher Professor der Augenhcillunde an der Univer sität Jena und Direktor der großherzoglichen Augen- klinik, hat einen Ruf als Nachfolger de« in den Rute stand getretenen Geheimrats Leber, seines srüheren Lehrers, an die Universität Heidelberg erhalten.
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