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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.06.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100613011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910061301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910061301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-06
- Tag 1910-06-13
-
Monat
1910-06
-
Jahr
1910
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Ämtsvkatt des Rates und des Notizeiamtes der Ztadt Leipzig. Anzeigen-Preis itk Inserate au» Leiviig und Umgebung di« 6ge>valtene SO mm breite Petitzeile LS H, die 74 mm breite Reklaniezeile l von autwärt« 80 2Z, NeNamcn 1.20 Inserate von Bebbrben 'm amtlichen Deil die 74 mm breite Petitzeile 40 H. «eschLit-anzeigen mit P atzvorschristen und in der Abendausgabe im Preise erhöht. Naball nach Daris. Beilagcgebühr L p. Lausend exkl. Postgebühr. ffesterteilte Austrilge können nicht zurück- gezogen werden. Für da« Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: Auguftu-platz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- Grpeditionen des In- und Auslände«. Haupt-Siltale verkitt'. Larl Duncker. Herzogl. Bahr. Hofbuch handlung, Lützowstiabc 10. (Telephon VI, Nr. 4M3). Haupt-Filiale Dresden: Seestrabe 4,1 (Telephon 4621). Nr. töt. Montag, üen >S. Juni ISl0. IQ4. Zshrgsng. Dss MM-lte. * Am gestrigen Sonntag wurden, wie in Leip ¬ zig, so auch in anderen Städten, von den Kanzeln Protesterklärungen der Geistlichkeit gegen die Borromäus-Enzyklika verlesen. Be sonders imposant verlief die im Zirkus Busch in Berlin von mehr als 4000 Personen besuchte Pro testversammlung des Evangelischen Bundes, die eine energische, dem Reichskanzler zu über mittelnde Protestkundgebung annahm. (S. Leitart.) * Heute beginnt in Leipzig der 6. Deutsche Kohlenhändlertag. »Zn Bautzen fand der Derbandstag der Säch - fischen Hausbesitzervereine statt. (S. d. bes. Art.) » Das serbische Kabinett hat infolge der Abstimmung in der Skupschtina über die Wahlreform vorlage seine Demission eingereicht. (S. Letzte Dep.) » Bei einem Gewitter wurden gestern abend in Plötzensee 6 Personen durch den Blitz ge tötet und 13 andere schwer verletzt. (S. Letzte Dep.) » Bei dem internationalen Jubiläums-Wett schwimmen des I. Leipziger Schwimmklubs „Posei don" von 1900 gewannen August Müller- Bremen und Otto H o o f f - Leipzig das Grösse Leipziger Springen im toten Rennen. » Den Prix du Jockey-Club (Französisches Derby, 100 000 Fr.) gewann Mons. Easton-Dreyfus' „Or du Rhin" unter Jockey Woodland. — Im Union-Rennen (40000 ^t) in Berlin-Hoppe- garten siegte die Graditzer Stute „Orenburg" unter Jockei Bullock. Segen Sie LlylMK«. Die Berliner proteltverlsmmlung. o. Berlin, 12. Juni. (Priv.-Tel.) Das gewaltige Rund des Zirkus Busch, von den Plätzen zunächst der Manege bis unter das Dach hinauf, war um die Mittagsstunde von Männern und Frauen gefüllt, die gegen die Borromäus- Enzyklika Protest erheben wollten. Die Organi sation der Versammlung war musterhaft: die Ord nung wurde durch junge akademische Bürger auf recht erhalten, die in allen Rängen verteilt waren. Etwa in der Höhe des 1. Ranges war die Redner tribüne postiert, geschmückt durch einen grasten Lor beerkranz, der auf weister Schleife eine Widmung für der Reformator Luther trug. Von hier aus wurden die ersten Begrüßungs- worte pünktlich um 12 Uhr an die Versammlung ge richtet, dann ergriff Prediger Prof. Dr. Scholz das Wort zum ersten Referat, das Luther und der Reformation galt. Er wies die in der Enzyklika gegen die Re formatoren erhobenen Vorwürfe des Hochmuts, der Rebellion, der Feindschaft gegen das Kreuz und der irdischen Gesinnung durch Hrndeutung auf das be kannte Verhalten der Reformatoren — namentlich Luthers — bei wichtigen Lebensentscheidungen und durch schlichte Anführung tiefinniger Aussprüche Luthers zurück. Zu der Stelle der Enzyklika, wo den Reformatoren nachgesagt wird, dast ihr Gott der Bauch sei, sagt der Redner: „Es widerstrebt mir, ein Wort dazu zu sagen. Die Sache ist zu schändlich und geradezu ab scheulich. Ich sage nur eins: Von Pius H. bis Leo X. und darüber findet sich in der päpstlichen Welt nichts, was sich an bescheidener Anspruchslosig keit, schlicht bürgerlicher Einfachheit, alles in allem: an sittlicher Würde mit Luthers Hausstand und Familienleben auf eine Linie stellen lästt. (Lang andauerndes Händeklatschen und Trampeln.) Und wenn Rom jemals ein Genf gewesen wäre, so sittlich rein und sittlich stark, wie die Stadt Genf in den Tagen Calvins, so würde heute der römische Kirchenstaat als ein Paradies auf Erden erscheinen. (Händeklatschen.)' Geh. Medizinalrat Prof. Dr. Hansemann schildert das Verdienst der Reformation um die Wissenschaft. Die Reformation habe ermöglicht, die Wissenschaft frei zu treiben und zu lehren, unabhängig von ultramontanem Machtgebot. Das gelte auch für katholische Länder. Jeder Freund der Reformation, auch wenn wenn er nicht auf streng konfessioneller Basis steht, müsse sich durch die Angriffe der Enzyklika getroffen fühlen. Das Wort „Kultur kampf" sei zur Wahlagitation erfunden worden. „Nicht wir wollen den Kulturkampf, der Ultra - montanismus will den Kampf gegen die Kultur!" (Lebhafter Beifall.) Als Major a. D. Strosser, konservativer Abgeordneter, als Redner anqekündigt wird und zu svrechen beginnt, erhebt sich heftige Unruhe. Wir hörten Zurufe wie: ..Verbündete des Zentrums". ..Unterbinder der Redefreiheit im Abgeordneten haus", „eine Rede für die Wahl". Gleichzeitig schien sich auf der Galerie «in ultramontaner Zu hörer bei seiner Umgebung durch Zurufe mistliebig zu machen. Da rief mit dröhnender Stimme Pro fessor Kahl vom Rednerpult aus einige Sätze in den Saal, worin er ausdrückte die Versammlung sei fest entschlossen, würdig die Aufgabe durchzuführen, die sie sich vorgesetzt habe, und werde sich durch Störenfriede nicht davon abbringen lassen. Damit war die Ruhe für die nächste Zeit hergestellt, man hörte den konservativen Redner, der von evange lischen Fürsten und Völkern sprach, bis zum Ende an und spendete ihm auch freundlichen Beifall. Als Historiker kam Prof. Hans Delbrück zu Wort. Er hat nachgeprüft, dast die päpstliche Bulle, die Carl Borromäus heilig sprach, nicht die heftigen Angriffe gegen die Reformation enthielt als die Enzyklika, die zum Jubiläum des Heiligen hinausging. Um so erstaunlicher und heraus fordernder sei der Ton, der jetzt gegen uns an geschlagen wird! Mit stärkstem Beifall begrüstt wurde Reichstagsabgeordneter v. Naumann. Sein Thema war allgemein und weitschichtig. Was lästt sich nicht alles über „Reformation und Kultur" sagen! So wurde denn seine Ansprache länger als die der übrigen. Was er ausführte, lästt sich etwa dahin zusammenfassen: In alten Zeiten wurde von Rom aus die Ge schichte gemacht. Neuerdings wird von Rom aus die Geschichte geschrieben. Es werden die Völker geteilt, wie die Schafe von den Böcken ge teilt werden am Tage des letzten Gerichts. Das gei stige Leben der Völker, von denen nichts Gutes zu sagen ist, kommt her von einer „unsittlichen" Be wegung! Das ist bistoris ronurna! Lästt uns die Völker sehn, deren Geschichte in dieser Weise von dem Manne geschrieben wird, in dessen Hände für beson dere Gelegenheiten die Auszeichnung der Unfehlbar keit gelegt ist. Da sind die Holländer, die ihren Kampf durchgekämpft haben gegen einen Herzog Alba, und die dann ein Volk geworden sind von Kulturkraft und Biederkeit und Treue und Ehrlich keit, wie nur irgend eines! Gehn wir zu den Engländern! Selbst das alte Römische Reich ist klein gegen das, was der englische Staat heute ge worden ist, gegen dieses Weltreich, dem über ein Fünftel aller überhaupt lebenden Menschen zugehört. Wird nun das alles zusammengehalten nur durch Korruption, nur durch innere Dekadenz? Sieht denn der Mann, der in Rom diese hohe Stel lung hat, nicht, war für sittliche Kräfte dazu ge hört haben, um von Cromwell bis heute den eng lischen Staat zu bauen? Sieht der Geschichtschreiber auf dem Throne der geistlichen Zäsaren, wenn er nach Amerika hinüberblickt, nur nach Bolivia, und Ekuador, und übersieht er die grossartige Entfaltung in den VereinigtenStaaten und inCanaoa? In diesen Staaten hat der Pro testantismus sozusagen „auf freier Fläche" probieren können, ob er leben kann. Da hat er sich losmachen können von allem Ueberlieferten und Ruinenhaften, da haben die Pilgerväter ein neues Land bearbeiten können, und jetzt steht es da, was dort geschaffen worden ist. (Lebhaftes Händeklatschen.) Dann unsere Freunde, die Dänen, Norweger, Schweden und die protestantischen Finnländer, die jetzt so viel zu leiden haben. Wenn jemand fragt: Wo gibt es eine Rasse, in der Treue und Zu verlässigkeit am meisten durchgebildet ist auf dieser armen Erde, dann gehe ich schliesslich doch nicht zu den Spaniern! (Händeklatschen.) Von den Deutschen aber kann man ohne Ruhmredigkeit sagen: Sie sind ein steigendes Volk. Es gehört nicht zu denen, von denen gesagt wird, dass ihr Todesschrei das nächste . Jahrtausend erfüllen werde, sondern zu den Völkern mit Nachwuchs und Lebendigkeit. Dieses Volk wird mit den anderen von Rom aus beschrieben als erfüllt in seinem pro testantischen Teile mit jenem Geiste der Jrdischkeit, der llnbotmäßigkeit und der Sittenlosigkeit! Weir man sich vom Standpunkte des Heiligen Stuhles aus nicht vorstellen kann, dast es Völker gibt ohne Beicht stuhl, ohne Priesterbevormundung, ohne Klöster, ohne Bischofsweihen! Solche Völker kann man sich nicht kräftig, gesund und sittlich denken von jener Zentral verwaltung menschlicher Innerlichkeit aus! Wenn es richtig ist, dast Luther kein Rebell gewesen ist, so ist er doch einer der gröhten Umgestalter in bezug auf das geistige Leben der Menschen gewesen. Luther tut das Große, dast er dem einzelnen seine innerliche, persönliche Freiheit verkündete. Wenn die Menschen das einmal begriffen haben, werden sie auch wirtschaftlich und politisch anfangen, Subjekt und Persönlichkeit zu werden. Der Redner ging dann noch näher auf die An schauung ein, die Herbeiführung der Freiheit bedeute, und schilderte die Foloen der Reformation auf dem Gebiete der Sittlichkeit. Er meinte, die pro testantischen Völker könnten, am Maße der Volksmoral gemessen, durchaus den Vergleich aüsbalten. Dazu die Entwicklung in Kultur, Technik und Kunst! Bon der gegenwärtigen Regierung versprach sich der Redner kein entschiedenes Eingreifen, darum müsse die Bevölkerung sich regen. (Beifall.) Das Jahr 1917 werde ein Gegenstück zum Borromäus- Jubiläum bringen: dann werde man in Dank, An- erkennung, Ehrfurcht der großen Propheten und Kämpfer gedenken, die vor 400 Jahren begonnen haben, unser Volk freizumachen. (Nicht endenwollender Beifall.) Das Schlußwort hatte Geh. Justizrat Professor v. Kahl, der sehr kräftige Töne fand. Er bezeich nete die Enzyklika als einen Faust schlag indas Gesicht derWahrheit undWohlanstän- digkeit, und verbat sich, dast nach Landsknechtsact störend in unseren Frieden eingegrtffen werde. Er war aber im Gegensätze zum Vorredner der Ansicht, daß Vertrauen zur Staatsregierung nötig sei, weil dadurch die Staatsregierung ihre Stärke empfange. Am Schlüsse wurde folgende Kundgebung angenommen: Die heutige Versammlung im Zirkus Busch weist die durch keinerlei Herausforderung begründeten, vielmehr mutwillig unternommenen und in zweifel. los beleidigender Form vorgebrachten Angriffe des Papstes aus Reformation und Protestantismus mit dem Ausdruck tiekstenBsfremdens und unverhohlener Entrüstung zurück. Sie erhebt Einspruch im Namen der Geschichte gegen die Verun glimpfung der Reformation und ihrer leitenden Männer als „Verderbern des Glaubens" und Wort führern „sittlicher Zügellosigkeit" im Dienste „kor rumpierter Fürsten und Völker": ini Namen des konfessionellen Friedens gegen die schimosliche Unterstellung, der Protestantismus sei eine „Pest der Ketzerei" und „die evangelische Freiheit eine Seuche der Lasier und Zuchtlosigkeit": im Namen des deutsch-nationalen Ehrgefühls gegen die Anmaßung, das zwar nicht ausdrücklich genannte, aber folgerichtig am schwersten betroffene Mutterland der Reformation, das zu drei Fünftel Protestanten zählt, an ihrer Spitze den deutschen Kaiser, trotz amtlich geregelter Beziehungen öffent lich zu descyimpfen Indem die Versammlung die Schuld an diesem unerhörten Vorgehen und seinen unberechenbaren Folgen ausschließlich der römischen Kurie beimistr, erinnert sie ihre katholischen Mitbürger an den schreienden Widerspruch zwischen der jetzigen Herabwürdigung des Protestantismus und der früheren Erklärung des Papstes, nirgends sei der Katholizismus so gut aufgehoben wie in Deutsch, land. Sie erklärt zugleich, dem von Rom gegebenen Beispiel, den Streit der Bekenntnisse mir den vcr. gifteten Waffen sittlicher Schmähungen zu führen, nun und nimmer folgen zu wollen, und ruft alle Vaterlandsfreunde aus, sich ihr in der zielbewussten Abwehr der friedensstörerischen päpstlichen Kund gebung rückhaltlos anzuschließen. Auch im späteren Verlaufe war es in der Ver sammlung stellenweise unruhig zugegangen. So harte während der Rede Naumanns ein Besucher, der Zwi schenrufe machte, hinausgeleitet werden müssen, wo. rüber Naumann selbst mit Worten der höchsten Dul- dring hinwegführte. Der Eindruck der Veranstaltung konnte darunter nicht leiden. Nach dem Gesänge der ersten Strophe des Luther liedes „Ein feste Burg ist unter Gott" wurde die von 4000 Personen besuchte Versammlung geschlossen. Es war eine imposante Kundgebung freien und zugleich entschlossenen Geistes gegen die päpstliche Heraus forderung. weitere proteltkunügebungen haben am gestrigen Sonntag in allen evangelischen Landen Deutschlands stattgefunden. Die Kund gebung der Leipziger Geistlichkeit, die gestern von den Kanzeln der Kirchen verlesen wurde, haben wir bereits in der Sonntagnummer ver öffentlicht. Außer in unserer Stadt wurde auch in anderen Oorten im Gottesdienst Stellung zu der Enzyklika genommen, so in Magdeburg usw. In Krefeld beschloß der Nationalliberale Verei n einen energischen Protest gegen die Enzy klika. — Am 15. Juni wird von verschiedenen Ver einen des oberen Vogtlandes in Adorf eine große Protestversammlung veranstaltet, bei der Sup. L i e s ch k e - Plauen die Hauptrede halten wird. Oeutlches Reich. Leipzig, 13. Juni. * Der Kaiser hat dem Erbgroßherzog von Oldenburg in Anerkennung der mit eigener Lebensgefahr unternommenen Rettung der Groß herzogin Marie von Mecklenburg-Schwerin bet dem Unglück auf dem Schweriner See vom 15. Mai d. I., die preußische Rettungsmedaille am Bande verliehen. Wie früher gemeldet, besitzt der Erbgroßherzog bereits die mecklenburg-schwerinsche Rettungsmedaille. * Aus Anlaß der Taufe des Erbgroßherzog, von Mecklenburg-Schwerin ist eine grössere Anzahl von Ordensauszeichnungen verliehen woroen. Unter anderen haben erhalten das Erostkreuz mit der Krone in Gold des Hausordens der Wendischen Krone der Mecklenburgische Gesandte a,O preussi schen Hofe Geheimer Legationsrat Freiherr von Brandenstein, das Erostkomthurkreuz des Haus ordens der Wendischen Krone der preussische Ge sandte Graf von Eoetzen und der sächsische Ge sandte Freiherr von Salza undLich- tenau, das Erostkreuz des Greifenovoens der Hof marschall des Kronprinzen Graf von Bismarck- Bohlen und der österreichisch-ungarische Kammer vorsteher Oberst Prinz von Lobkowitz, das Grost- komthurkreuz des Greifenordens der Legationsrat bei der preussischen Gesandtschaft in Hamburg Graf Dassewitz und der sächsische Hofrat Dr. Jacobi sowie das Ehrenkreuz des Greifenordens der Legationssekretär Graf Tzaki. * Di« Zukunft des Prinzen Joachim von Preußen, lleber den nächsten Studiengang des Prinzen Joachim von Preußen, der angeblich in die Marine eintreten sollte, erfährt die „Inf", daß der Prinz im Herbst dieses Jahres zunächst sein Abiturientenexamen av- legen soll. Nach den bestehenden Dispositionen wird er nach dessen Absolvierung die Offiziersprüfung machen und seinen Wohnsitz im Kabinettshause in Potsdam nehmen. Nach einjähriger Dienstzeit als Leutnant beim 1. Earderegiment z. F. ist ein vier- seine st riges Studium auf einer Universität vorgesehen. Die durch die Blätter gegangene Nach richt, dast der Kaisersohn die Marinelaufbahn ein schlagen solle, bestätigt sich also nicht. Auch von einem Eintritt des Prinzen in die Verwaltung ist nicht» bekannt: er dürfte vielmehr als Offizier weiter in der Armee dienen. Prinz Joachim vollendet am 17. Dezember d. I. sein 20. Lebensjahr, ist Leutnant im 1. Earderegiment und steht L ia suits des 4. Garde- Grenadier-Landwehrregiments. * Dernburg — Parlamentarier? Die „Mil.-pol. Korrespondenz" schreibt: Inwieweit die Angasse links stehender Parlamentarier richtig ist, dast Herr Dern- burg als Nachfolger Dohrns für das Stettiner Rerchstagsmandat in Aussicht genommen sei, läßt sich nicht nachprüfen. Stadtrat Dohrn und den Vater des Staatssekretärs verbinden, auch von ge meinsamer Parlamentsarbeit her und aus der Zeit, als Friedrich Dernburg den Offenbacher Wahlkreis vertrat, enge persönliche Beziehungen, die auf den I Sohn übergegangen sind. — Eine derartige Kombi- I Nation liegt deshalb nicht gerade fern, ohne bei der allgemeinen Veranlagung Bernhard Dernburgs be sonders viel Wahrscheinlichkeit für sich zu haben. Die Mandatsübernahme würde dazu bestimmt wohl erst für die Reichstagsneuwahlen im Spätherbst 1911 in Frage kommen. » Die neuen KriegsakaLemiker. Zu dem am 1. Oktober d. I. beginnenden neuen Kursus der Lehr stufe I der Kriegsakademie in Berlin sind im ganzen 160 Oberleutnants und Leutnants kom mandiert worden, etwa der vierte Teil der jungen Offiziere, die im letzten März das Examen abgelegr haben. Den Fusstrüppen gehören davon 89, der Ka vallerie 10, der Feldartillerie 45, der Fußartillerie 5, den Spezialwaffen 10 (1 dem Train), der Marine infanterie 1 an. Das Gardekorps marschiert mit 22 neukommandierten Offizieren an der Spitze der er folgreichen Bewerber. Von dem Infanterieregiment Nr. 26 in Magdeburg sind 4 Offiziere einberufen. Das 2. Earderegiment z. F. steht mit 3 Offizieren an zweiter Stelle der Liste. Sachsen entsendet 10, Württemberg 6 Offiziere. * Auf dem Internationalen Kongreß der Handels kammern und Wirtschaftlichen Vereine, der vom 21. bis 23. Juni in Londo n tagt, wird der Han delsvertragsverein durch fünf Delegierte vertreten sein, und zwar durch seine Vorstandsmit glieder Kommerzienrat M ü n st e r b e r g - Danzig (stellvertretendes Mitglied des ständigen Komitees) und Direktor V r a n cke n - Köln, durch seine Aus- schustmitglieder Handelsrichter Manes- Frankfurt am Main und Otto Hoyer- Köln und durch seinen Geschäftsführer Dr. Borgius. Die Herren Vrancken, Manes und Borgius fungieren gleichzeitig als Vertreter des Deutsch-Französischen Wirtschaftsvereins, Herr Hoyer gleichzeitig als Vertreter des Inter nationalen Hotel besitzervereins. Diese beiden Vereine sind gleichfalls dem Internationalen Kongreß als ständige Mitglieder angeschlossen. Der Handelsver tragsverein hat dem Kongreß-Sekretariat eine Denk schrift über „VereinheitlichungdesTextes der Handelsverträge" unterbreitet, die, so weit der Vorrat reicht, auch an Interessenten vom Sekretriat des Vereins (Berlin 9, Köthener Straße 28/29, I.) abgegeben wird. Die Arbeit er örtert die Rotwendiakeit und Möglichkeit eines gleichen Schemas und gleicher Wortfassung der jenigen Bestimmungen, welche, abgesehen vom Ver tragszolltarif, üblicherweise den Inhalt von Handels und Schiffahrtsverträgen bilden. Als Anhang ist der Denkschrift ein Entwurf für die Anordnung des Stoffes gegeben, wonach folgende Fassung vorge schlagen wird: a. Perfonenbehandlung (d. h. dis Bestimmungen über die Rechte der Angehörigen des einen Vertragsstaates in dem anderen: in 14 Einzel punkten): b. Warenbehandlung (d. h. in der Haupt sache die zollpolitischen Gesichtspunkte, einschließlich Meistbegünstigungsklausel, Ursprungszeugnisse, Vete rinärgesetzgebung usw. — zusammen 20 Punkte); o. Verkehrswesen (I. Schiffahrt (mit 11 Punkten), H. Eisenbahn smit 9 Punkten), HI. Landstraßen smit 3 Punkten)). Eine vierte Sammelgruppe bleibt dann für Einzelbestimmungen, die sich unter die obigen Hauptabschnitte nicht einordnen lassen, wie Urheberrecht, Marken- und Musterschutz, Ausübung und Anerkennung von Patenten, Einrichtung von Konsulatsbehörden, Schiedsgerichtsbarkeit, Geltung des Vertrages und Kündigungsfrist usw. SuslanS. Frankreich. * Kriegsgemäßs Ausrüstung überall. Auch in der französischen Armee werden ietzt Ver suche angestellt, um die Sichtbarkeit der Be kleidung und Ausrüstung zu vermindern. Im Verfolge dieses Strebens sollen zunächst al'^ hell blinkenden Metallteile beseitigt werden. Eine große Anzahl französischer Regimenter hat unlängst Säbel und Bajonette neuer Art bekommen, bei denen die Metallteile auf verschiedene Art bronziert, geschwärzt oder in matter Art hergestellt sind, so dast sie auch im Sonnenschein nicht mehr blinken. Dis neuen Waffen werden während der Sommerübungen und der Ma növer getragen, um ein sicheres Urteil über den Grad ihrer Unsichtbarkeit und Dauerhaftigkeit zu gewinnen. <Unsere deutschen Degenscheiden sind schon seit längerer Zeit brüniert, dagegen sind die Griffe und Parier stangen der Seitengewehre noch aus blinkendem Metall hergestellt.) ' vereinigte Staaten. * Die Hebung der „Maine". Das amerikanische Schlachtschiff „Maine" dessen durch eine Explosion veranlaßte: Untergang im Hafen von Havanna den Amerikanern den willkürlichen nicht unerwünschten Anlaß zum spanisch-amerikanischen Kriege von 1898 gegeben hat, soll jetzt gehoben werden, nachdem der Kongress dafür eine erste Rate von 100 000 Dollars bewilligt hat. Die Ausführung der Arbeiten ist in die Hände des Ingenieurs-Korps der Bundcsarmee gelegt worden, das dabei seine Erfahrungen beim Panamakanal nutzbar machen soll. Der mit der Lei- tung der Hebung des Panzers beauftragte Stabs ofsizier beabsichtigt, um das im Hafenschlamm von Havanna weggesacktc Schiff herum einen festen Damm zu errichten, dann aus di>sem „Hafen im Hafen" das Wasser ausznpumpsn und so das Wrack trockenzu legen. Die Gcsamtkosten dürften nicht unter 2'^ Millionen Mark betragen. Der zu hebende aktuelle Materialwert würde diese Ausgabe nicht rechtfertigen, doch birgt der Schiffsrumpf noch die Leichen von über andertbalbhundert amerikanischen Offizieren, Ma trosen und Seesoldaten, jo dast die Hebung einen Akt der Totenehrung darstellt. Die Ueberrcste der Opfer sollen später auf dem Nationalfriedhof von Arl ng- ton bei Washington beiaesetzt werden. Die „Maim" liegt im südwestlichen Teile des geräumigen Hajen^ deckens, und zwar in 30 Fuß Wasser und 18 ciuß Schlamm. Zurzeit ist nur eine Mastsprtze noch sichtbar.
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