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L. Beilage Dienstag, 7. September 1VVS. Leipziger Tageblatt. Rr. «48. 108. Jahrgang. n s; estunde n. Pflicht «nd Liebe. Krimi-alroman von Pall« Rosenkran tz. „Das Haus Moritz Rosenthal L Co. kenn, wenn es nötig ist 50 Jahre warten", sagte Rosenthal mit Selbstgefühl. Sterner lächelte: „Sie räumen also ein, -aß dies ein Geschäft zwi schen Ihnen und Frau Saarbrücken ist?" „Nein, zwischen Ihnen und mir", berichtigte der Rechtsanwalt.. „Gut", sagte Sterner, „ganz wie es Ihnen beliebt. Wollen Sie, oder wollen Sie nicht?" „Ich will nicht", antwortete Rosenthal mit einem leichten Schlag auf den Tisch. Sterner blieb wie in Gedanken sitzen. Dann fragte er: „Weshalb nicht?" „Unter anderem, weil ich fest davon überzeugt bin, daß Saar brücken Jevershams Mörder nicht ist und weil ein Handel wie der von Ihnen vorgeschlagene ihn in ein falsches Licht stellen würde." „DaS ist ein neuer Gesichtspunkt", bemerkte Sterner. „Aber er ist ausschlaggebend", schloß Rosenthal; er war jetzt ent schlossen. In schwierigen Fällen pflegte er den Gegner in die Offensive zu bringen. Jetzt war die Reihe wieder an Sterner. Sterner beugte sich leicht vor und spielte mit seinem Pincenez. „Ich begreife es sehr wohl, Herr Rechtsanwalt, daß Sie sich nach Ihrer großartigen Verteidigungsrede mir gegenüber als Sieger fühlm und daß Sie glauben, mir, dem Unterlegenen, Ihre Bedingungen stellen zu können. Ich 'brauche Ihnen Wohl nicht zu sagen, daß ich Ihnen Ihren Sieg gönne, daß ich das unangenehme Gefühl überwunden habe, daS sich in mir regte, als ich hörte, wie Sie meine intimsten Verhältnisse :n falschem Licht darstellten. Wenn ich in falschem Lichte sage, so meine ich damit nicht bewußt falsch, sondern daß Sie zu wenig eingeweiht sino, um sie richtig zu beurteilen. Ihre Idee mit der doppelten Reihe Indizien war gut und ich bin überzeugt, daß sie für den Angeklagten eine mächtige Stühe sein wird, in der Beziehung erfüllt sie ja ihren Zweck. Als Angriff auf mich war sie ja in gewisser Weise wirkungsvoll, indessen nur in gewisser Weife. Ich habe darauf verzichtet, Ihre Indizien zu entkräften. Es findet sich aber ein neues Moment in de: Sache, das berührt werden muß und ich werde morgen dieserhalb wieder um das Wort bitten. Ich bin ein zu alter Praktikus, um eine Sache mit einem negativen Resultat abza- fchließen. Ehe Der gegenwärtige Prozeß zu Ende ist, werden wir den Mörder des Lord Feversham kennen." Rosenthal zuckte die Achseln. „Glauben Sie das wirklich? Nun, mir genügt eS eigentlich schon, daß Saarbrücken freigesprochen wird. Das andere geht mich wenig an." „Wenn Saarbrücken nun aber trotz des Freispruchs derartig kom promittiert aus dem Prozeß herausgeht, daß 1>er englische Gerichtshof ,hn als unwürdig von der Erbschaft ausschlicht und daS Erbe für Frau Elisabeth sicher stellt. Und das dürfte sich nach englischem Gesetz leicht machen lasten." „Ich weiß aber nicht, inwiefern Saarbrücken kompromittiert bleiben sollte, wenn die Geschworenen das Unschuldig gesprochen haben." „Das wissen Sie nicht, weil in dieser Sache wichtige Punkte sind, die Sie, Herr Rechtsanwalt, nicht kennen." „Sollten Sie wirklich noch etwas von Wichtigkeit wissen?" „Ja, und zwar etwas von der größten Wichtigkeit. Und da wlr beide — ich auf Bitten der Frau Saarbrücken — dasselbe Ziel verfolgen, da wir beide den Kopf des Angeklagten retten wollen, so schlage ich Ihnen vor, daß wir von jetzt an Hand in Hand gehen und uns gleich an die Sichtung des ganzen Materials machen. Daß Sie bei näherer Ucbe:- legung meinen Vorschlag in bezug ans die Teilung der Erbschaft an nehmen werden, ist mir unzweifelhaft. Arbeiten wir beide zusammen, dann werden Sie in der Verhandlung auch die Hauptperson sein und der Ruhm, den Angeklagten durch Ihre Kunst gerettet zu haben, wird Ihnen ungeschmälert bleiben. Darauf verlassen Sie sich." Der Amtsrichter hatte sehr ernst, sehr eindringlich gesprochen und es war ihm gelungen, das Vertrauen des Rechtsanwalts zu gewinnen. Die bisherigen Gegner arbeiteten mehrere Stunden zusammen. Als Sternir gegangen war, setzte der Rechtsanwalt sich in eine Automobildroichke und fuhr aufs Gericht, um 'den Angeklagten in seiner Zelle aufzusuch.'o. Auf der Zeil blieben die Leute stehen und blickten dem berühmten Ver- leidiger lange nach, dessen Name jetzt in aller Munde war. H Am nächsten Tage war der Andrang zu dem großen Schwurgerichts saal, wenn möglich, noch größer als am ersten Verhandlungstage. Alle waren auf die weitere Entwickelung der Sache gespannt. Das allgemeine Interesse beschäftigte sich weniger mit dem Angeklagten, als mit seinem Verteidiger, der in so wenig rücksichtsvoller Weise den Amtsrichter Sterner bloßgestellt hatte. Den M'ttelpunkl der allgemeinen Avsinerk- samkeit bildete aber der Amtsrichter selbst. EiNsi'eils sagte man sich, daß sein Verhalten als Untersuchungsrichter nicht gan; einwandssrei gewesen sei, anderseits war man auf die Enthüllungen neugierig, di: er angekündigt hatte. Das Endresultat der Betrachtung»,, war aber das folgende: Ein Mann, der sich schuldbewußt fühlt, tritt nicht so sicher, unbefangen und offen auf, als der Amtsrichter es den Vorwürfen oes Staatsanwalts gegenüber getan hat. Man hatte angenommen, daß der Präsident dem Amtsrichter gleich das Wort erteilen oder vielmehr ihn als Zeugen vernehmen würde. Deshalb war das Erstaunen auch groß, als der Verteidiger sich erhob und das Wort ergriff. Nicht etwa zum Angriff gegen Sterner, sondern indem er auf einen Stoß Papiere zeigend, dem Präsidenten mittc'lte, baß Herr Amtsrichter Sterner der Verteidigung das Material seiner Nachforschungen nach dem eigentlichen Mörder zur Verfügung gestellt habe, das er den Herren Geschworenen zu unterbreiten beabsichtige. Dann fuhr er fort: „Der Herr Amtsrichter Dr. Sterner hat uns gesagt, daß er am Abend vor dem Mord mit dem Lord in seinem Automobil von Cron- derg nach Homburg gefahren sei. Ich bitte den Herrn Amtsrichter darüber zu vernehmen, ob der Lord ihm irgendwelche Mitteilungen ge macht hat, die zur weiteren Aufklärung in dieser Sache dienen können." Der Präsident kritisierte das Verlangen der Verteidigung, die jetzt nach Schluß der Zeugenvernehmung, ja sogar kurz vor dem Schluß d r Plädoyers immer wieder mit neuen Wünschen käme. Die Vernehmung des Herrn Amtsrichter Sterner habe Wesentliches nicht hervorgebracht auch in der Lage der Sache nichts geändert, die soweit geklärt sei, daß das Urteil ohne weiteres gefällt werden könne. Dieser Ansicht schloß sich auch die königliche Staatsanwaltschaft an. Der Verteidiger verharrte aber auf seinem Standpunkt. H:r: Isidor Rosenthal betonte, daß sein Antrag nichts weiter bezwecke, '.ls die Lücken in der Voruntersuchung zu ergänzen, die wohl hauptsächlich dadurch entstanden seien, daß sic von zwei Richtern geführt worden sei, die sich nicht genügend ergänzt hätten. Der Gerichtshof zog sich zurück. Nach einer etwa viertelstündigen Beratung erklärte der Präsident, daß der Gerichtshof beschlossen habe, dem Antrag der Verteidigung Folge zu geben und weiter zu verhandeln. - Dann wurde der Amtsrichter Surner aufgefordert, sich zu den von der Verteidigung gestellten Fragen zu äußern. Der Amtsrichter trat vor und erklärte mit lauter fester Stimme: „Lord Feversham erzählt» mir unterwegs, als er mit mir von Cronberg nach Homburg fuhr, daß er zu einem Stelldichein bestellt je». ES sei ursprünglich seine Absicht gewesen, Frau Saardrücken in Falken stein aufzusuchen. Indessen sei es zu spät geworden, uno somit habe er den Besuch für heute aufgegeben, zumal er sich die ihm bevorstehende Schäserstunde nicht entgehen lassen wolle, die er eigentlich seinem Freunde Saarbrücken zu verdanken Hobe. Dieser sei nicht nur der Bermittttr gewesen, er hätte es auch übernommen, den Gatten der Dame aufzu halten. Der Lord lobte bei dieser Gelegenheit sehr die uneigennützige wahre Freundschaft des Angeklagten." „Hat der Verstorbene Ihnen sonst nichts gesagt, waS in der Sach« von Interesse sein dürfte?" fragte der Präsident. „Nein!" „Hat er Ihnen den Namen der betreffenden Dame nicht genannt?" fragte der Staatsanwalt. „Nein!" „Haben Sie ihn nicht nach dem Namen gefragt?" „Nein!" „Warum nicht?" „Es wäre dies eine Indiskretion gewesen. Außerdem war mir die Mitteilung des sehr redseligen Lords peinlich und dies um so mehr, ali tier Gatte meiner ehemaligen Braut, der Angeklagte, bei der ganzen Sache scheinbar eine so wenig schöne Nolle spielte." „Wünschen Sie an den Herrn Amtsrichter noch weitere Fragen zu stellen?" wandte sich der Vorsitzende an tcn Verteidiger, während di». Zuhörer in der größten Spannung verharrten. „Herr Amtsrichter", begann Isidor Rosenthal, „als Sie seinerzeit die Voruntersuchung einleiteten, hatten Sie außer gegen Saarbrücken nicht noch einen weiteren Verdacht?" Der Amtsrichter zögerte «inen Augenblick. Inzwischen fragte der Präsident. „Ist die Frage durchaus nötig?" „Jawohl — sie ist durchaus nötig", antwortete der Rechtsanwalt. „Wenn Sie sich dadurch des Bruchs eines Amtsgeheimnisses schuldig machen, würden Sie sie ablehnen können, Herr Amtsrichter", sagte der Präsident. „Ich kann sie jetzt ruhig beantworten. Mein Verdacht richtete sich außer gegen Helmut Saarbrücken gegen die Bewohner der Cottage, den italienischen Bankier Signor Dclphiiu und Gattin. Ich nahm an, daß zwischen der schönen Frau und dem Lord ein Stelldichein stattgefunden habe, der Bankier darüber zugckommen sei und den Vernichter seines ehelichen Glücks nisdergestochen habe. Ich wurde indessen bald anderer Ansicht und wurde hierin einerseits von der Zeugin Natalie Stolzi, anderseits durch die Auskünfte bestärkt, die ich über das ganze Lebm und Treiben des Ehepaars nicht nur hier, sondern auch >n ihrer Heimat einzog. Ueberall hieß eS, daß von einer Untreue und Abenteuerlust der Frau keine Rede sein könne. Das Ehepaar sei schon zehn Jahre verheiratet und lebe glücklich, still und zurückgezogen. Trotzdem habe ich, als ich von der Voruntersuchung zurücktrat, meinen Herrn Nachfolge: noch besonders hierauf aufmerksam gemacht. Herr Landgerichtsrat Dr. Braun glaubte aber auf Grund der vorliegenden Auskünfte auf eine weitere Verfolgung dieser Spur verzichten zu können." „Dazu kam auch wohl noch, daß Sie den Angeklagten Helmut Saar- hrücken für genügend belastet hielten, um die Voruntersuchung gegen ihn allein weiter zu führen?" fragte der Staatsanwalt. „Jawohl! — Ich war auch davon überzeugt, daß er sich unter her Wucht des Belastungsmaterials zu einem Geständnis bequemen würde." „Wie haben Sie sich denn die Nolle Saarbrückens gedacht?" „Ich habe mir gedacht, daß das Stelldichein, von dem der Lord sprach, von dem Angeklagten erdichtet war, um dem unbequemen Gläu biger eine Falle zu stellen und ihn meuchlings zu erdolchen." (Schluß folgt.) Das feuchte Wetter hat in diesem Jahre die Butter knappheit verschoben, so daß die hohen Bntterpreise der letzten Jahre seither «och nicht zum Ausdruck kamen. Die kalten Rächte der letzten Wochen haben der Vegetation jedoch sehr geschadet, auch hat das Milch vieh, welches in Norddeutschland sich Tag und Nacht auf der Weide befindet, sehr darunter zu leiden. Hier durch ist die Butter-Produktion ungeheuer zurück gegangen, so daß die Preise nunmehr stark anziehen. Wir find daher leider gezwungen, den Preis für unsere auf 74 Psg. per Stück zu erhöhen. Erdbeer-Butter-Gcscllschaft G. m. b. H., Unsere Erdbeer-Butter ist in atzen Stadtteilen in den durch das halbrunde Plakat kenntlichen Verkaufsstellen erhältlich. Tsoksisoke ksoklsokul-l-ollvniv. s Ziekunq Locket bestimmt Sonntag, ckoa 12. 8evtsmdor im 8odloi»llsllor «tatt. Ix>so L 00 siock io »Uso mit kllakatan vergebenen Oesekilktva eu baden. Inhaber von 2 lx»en Kaden kreivo Eintritt so ckom am Lonvadenck. ckeo ——II. September im Leblosskeller »tattfiackencksn cker E mit ckaraaktolxenckem Vie Üoeeion« siock an ckivsom Taxe rur keeicktiguu^ ausgestellt. 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