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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.09.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-190909058
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19090905
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19090905
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-09
- Tag 1909-09-05
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Monat
1909-09
-
Jahr
1909
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4. Beilage Sonntag, S. September 1SV9. Leipziger Tageblatt. Rr. 24«. IOS. Jahrgang. Feuilleton. Sehnsucht zum Licht ist des Lebens Gebot. Ibsen. Idealisten. Von Bob. Ich nehme alles zurück. In der vorigen Woche habe ich mich darüber beklagt, daß Harriman in unsere Welt eingebrochen ist. Schon habe ich im Geiste die Verknöcherung unserer Herzen kommen sehen, habe den Untergang des Idealismus beweint und den dämonischen Einfluß des Goldes, das der andere hat. betrauert. Und heute bin ich mit der ganzen Welt himmelhoch jauchzend! Wir haben die Reimswoche hinter uns und wir haben vor allem die Zeppelinfahrt erlebt. Warum haben wir denn da rm wahren L-inne des Wortes himmelhoch gejauchzt? Wie vielen von uns ist es denn zum vollen Bewußtsein gekommen, daß man vielleicht in Zukunft die Post den Fliegern anvertrauen und daß „Z. IV—LI" Personen befördern wird, während verschiedene „Z.-Erjatz" berufen sein werden, Bomben aus London herniedersallen zu lassen? Was uns erhoben hat, war kein Gedanke, sondern ein Bild: der Anblick des Menschen in der Luft. Vielleicht regte sich in uns avitische Aviatik, vielleicht erinnerte sich etwas in unserem Blut an die Zeit, da wir mit Vögeln, Drachen und Fledermäusen viel näher verwandt waren, als legt, und selbst geflogen sind. Nun haben wir, was uns im Laufe der natürlichen Entwickelung verloren gegangen ist, durch die Macht unseres Intellekts wieder erreicht. Diese Rückkehr zur Natur auf dem Wege der Befreiung von ihr ist es, was uns berauscht, was uns mit dem Gefühl königlicher Macht erfüllt; wir baden das Lehen vom unbegrenzten Himmel empfangen. Aber auch sie. denen wir zujubeln, waren nur von jenem Drang nach einem Ziel geleitet, das sich nicht ausmünzen läßt, von dem Drang, die menschliche Kraft zum äußersten anzuspannen und sich über sich selbst zu erheben. Und kaum ist Zeppelin zurückgekchrt, so wird auch schon die Rück kehr eines anderen Helden gemeldet: Dr. Cook kommt und bringt den Nordpool mit. Man hatte säst vergessen, daß er ausgefahren war. Er hatte von seiner Reise nicht viel Aufhebens gemacht, und wenn sich ihm nicht freiwillig ein Gehilfe anaeboten hätte, wäre er ganz allein dem 90. Grad nachgegangen. Die Gelehrten, die über dieses Ereignis sofort interviewt werden, äußern sich skeptisch. Merkwürdigerweise find gerade sie es, die Wahrer und Hüter des Idealismus, die den Ausfragern erklären, es komme gar nicht darauf an, daß man den Nordpol erreicht habe, sondern was für meteorologische, geologische, geographische und sonstige positive Talen man mitbringt. Mil Verlaub, ihr Herren: es ist nicht wahr scheinlich, daß Cook alle Strapazen und Gefahren nur wegen der ge wünschten Daten erduldet hätte. Er wollte, wie schon mancher andere vor ihm, den Nordpol erreichen, nichts anderes; ihm schwebte nun einmal dieses Idol vor, ihn leitete der unbezähmbare Drang des Menschen, der Erde, die ihn manchmal recht unwillig trägt, den Fuß auf den Nacken zu setzen, ohne ihr übrigens weh zu tun. Und so wie den eben erst ge- krönten Königen der Luft, so rubelt man dem ersten Präsidenten des Nordpols zu, trotzdem man den Nordpol nicht ebenso zu sehen bekommt, wie das Luftschiff. Man ist enthusiasmiert, man weint, man umarmt einander und man preist sich glücklich, ein Zeitgenosse zu sein. Allein — hätte es denn erst Zeppelins und Cooks bedurft, um den Nachweis zu führen, daß der Idealismus nicht nur nicht aus^estorben ist, fondern daß er eine großartige Auferstehung feiert? Nein. Wer die Berichte über den Abschied gelesen hat, den der Schauspieler Albert Bassermann dieser Tage im Lessingtheater nahm, der mußte sich sagen: Ja, es gibt noch echte Begeisterung, wahren Idealismus, schrankenlose Kunstliebe. Herr Bassermann wird mit Recht von allen Kunstverstän- oigen geschätzt. Er ist ein interessanter Mensch, der alle Mittel der Schauspielkunst anzuwenden versteht, um sich dem Publikum auseinander- zujetzen. Ansonsten weiß man von ihm noch, daß er vor kurzem eine -ützollegin geheiratet hat. Er hat aber diefeu Aslaß nicht etwa dazu.,be- n.mu, sich ins Privatleben zurückzuzieben und seiner Kunst Valet zu sagen, M*daß seine Verehrer betrübt, trostlos und doch dankbar ihm noch den letzten Zoll ihrer Anerkennung und ihres Enthusiasmus darzubringen sich genötigt fühlten —nein, er ist lediglich in ein anderes Berliner Theater libergesiedelt, das ihm eine höhere Gage zahlt. Alle seine Berliner Verehrer können ihn für dasselbe Eintrittsgeld, vielleicht sogar mit 33 Prozent Nachlaß, da die Karten in die Kammerspiele auf dieses Kursniveau in den Berliner Kaffeehäusern heruntergegangen sind, immer wieder be wundern und genießen — aber das ist ganz egal. Sie müssen Abschied nehmen, es drängt sie zu einem Empfindunaspol, der allerdings seiner Temperatur nach am Äequator liegt. Sie haben gar nichts davon, sie müssen s sogar bezahlen, aber der Idealismus muß sich eben austoben. Im Vertrauen auf diesen nicht auszurottenden, nicht zu entwurzelnden Idealismus hat soeben eine Musikzeitschrift ein Sonderheft herausge geben, das einem noch nicht ganz bekannten Musiker gewidmet ist, der das Unglück hat, den Namen eines berühmten Musikers zu tragen. In Wien hat es einen Hugo-Wolf- und Ansorge-Verein gegeben. Warum nicht? In dem besagten Sonderheft wird der Sonder-Musiker im Bilde dargestellt, wie er als Knabe von 15 Jahren, als Jüngling von 20 Jahren, als junger Mann von 24 Jahren und wie er heute aussieht. Da kann sich die Begeisterung sättigen! Da kann der Idealismus Orgien feiern, der Idealismus an sich ohne Rücksicht auf den Gegenstand, ohne Luft, ohne Eis, ohne Theaterbillett. Der idealistische Volksvertreter hat einst dl.- Gründe der Regierung mißbilligt, ohne sie zu kennen; das idealistische Publikum bewundert den Komponisten, ohne ihn zu hören. Da, wo Gedanken oder Töne fehlen, da stelll ein Bild zur rechten Zeit sich ein. Der Knabe von 15 Jahren lebe hoch! Hurra! Hurra! Hurra! Lheater und Aonzert. Leipzig, 5. September. Neues Theater. Der Conrad Bolz in Gustav Freytags „Iourna - Listen" wirb gern als Prüfstein für das Können eines Bonvivants verwendet. Herr Alfred Möller vom Hostheater in Mannheim, der mit der Rolle gestern auf Engagement gastierte, ist schon einmal, in Beyerleins „Zapfenstreich", vor unser Publikum getreten. Ein Leip ziger Kind, Sohn des frohsinnigen Schriftstellers Max Möller, hat der junge Künstler damals sympathischen Eindruck gemacht und erzielte solchen auch gestern, ganz besonders im zweiten Aufzug, in der Szene mit Piepenbrink, die woblgesteigert, dabei ohne jede üble Tbeatralik, burchgeführt wurde. Vorher, während der ersten Szene im Redaktions bureau, war die Redeweise des Gastes allzu hastig, büßte deshalb an sinngemäßer Gliederung, mitunter sogar an bloßer Verständlichkeit, ein. In keinem der Freytagschen Stücke ist der Dialog auf blitzschnelles Ab- wickeln angelegt. Diese Hast beeinträchtigte auch einigermaßen das Bild der geistigen Ueberlegenheit des Bolz, minderte weiter, als sie wiederum sich äußerte, die Kraft des dritten Aktschlusses, den wir schon wirksamer gesehen haben. "Der Adelheid gegenüber schlug Herrn Möllers Bolz den Ton jener guten Schlichtheit an, deren Empfinden sich nicht zur Senti mentalität erweicht, selbst da nicht, wo so etwas wie Resignation in Beruf und Liebe durchklingt. Die nützliche Gepflogenheit unseres Stadt theaters, ein zweimaliges Engagementgastspiel stattfinden zu lassen, ent hebt den Kritiker der Notwendigkeit, im Augenblick schon über Herrn Möllers schauspielerische Art abschließend zu urteilen. Man darf die zweite Gastrolle abwarten, ihr auch nach dem Gesamteindruck der ersten mit Hoffnungen entgegensetzen. . ** Schauspielhaus. Im Leipziger Schauspielhaus begann am Sonn abend die Winlersaison. Wildenoruchsche Fanfarendramatik erklang als Ouvertüre. Man gab „Die Karolinger". Nach diesen ersten Eindrücken zu schließen, scheint die kommende Saison eine wesentlich bessere Physio gnomie anzunehmen, als die verflossene. Herrn Bornstedts Regie brachte eine durchaus gelungene Neueinstudierung heraus. Mit manchem neuen und hübschen Szenenbild. Auch die einzelnen Darsteller zeigten sich von guter Seite. Wie Herr Wötzel, Herr Wolfram und Herr Alves, die stattliche Herrschergestaltcn waren. Auch Herr Herterich, als klirrender Graf von Barcelona, erbrachte sehr gut den wilden Jambenrausch dieses dröhnenden Schauspiels. Dann die Damen: Fräulein Norman (Judiths kam mit ihrer breiten, massiven Diktion dem überheizten Pathos der Dichtung trefflich entgegen. Zu loben ist auch Fräulein Rodens Sarazenin, wie Fräulein vom Busch, die den jungen Karl nicht als opernhast zurechtgestutzte Hosen rolle gab, sondern in energischer Linie als scheuen, anmutigen Knaben. Das Publikum applaudierte lebhaft. * * Ter Rordpolentdecker Cook. Das Weltereignis „Cook" läßt den Telegraph ohne Unierlaß über die ganze Erde spielen. Der Forscher ist jetzt in Kopenhagen eingetroffen und seine genauen Berichte stehen bevor. Aus Kopenhagen melvet uns eine Depesche: Der Dampfer „Hans EgeLe" mit Dr. Cook an Bord ist gestern vormittag V,10 Uhr im diesigen Hafen, der mit dänischen und amerikanischen Girlanden geschmückt war, eingelausen. Ter Dampfer hielt an der Stelle, wo sonst nur fürstliche Personen zu landen pflegen. Beim Passieren des Forts Kronenborg wurde Salut abge feuert. Als Dr. Cook an Land kam, wurde ihm von einer Dame ein riesiger Blumenstrauß überreicht, worauf er vom Kronprinzen Christian willkommen geheißen wurde. Ferner waren zur Begrüßung des kühnen Forschers der Vorstand uns die Mitglieder der Geographischen Gesellschaft anwesend. Dr. Cook begab sich zum Königlichen Schloß, wo er vom König in Auvienz empfangen wurde, die */. Stunde währte. Wie verlautet, wurde Dr. Cook das Großkreuz des Danebrogordens, die höchste Auszeichnung Dänemarks, verliehen. — Aus Hamburg meldet uns ferner rin Telegramm: Der Vorstand der Geographischen Gesellschaft beglückwünschte gestern tele- grophstch Cook zu den isrtolgen der Nordpolfahrt und lud ihn ein, auf der Heimreise von Kopenhagen nach New Dock in Hamburg als Gast der Geographischen Gesellschaft Aufenthalt zu nehmen. Falls die Zusage er folgt, ist beabsichtigt, die Vorstände -der Deutschen Geographischen Geiellschasten und andere hervorragende deutsche Müßraphen zur Teilnahme an der Empfangs feier einsuläden. — Izr Amerika beginnt mqu sich mit der Perlönlichkeit Cooks ichou ganz intensiv zu beschäftigen und man forscht seiner Familie nach. Cooks Vater war, wie aus New Dort gekabelt wird, rin Hamburger Arzt namens Koch, der Mitte des letzten Jahrhunderts hier anlangte und sich in Callicoon bei New Aork niederließ. Dr. Keeley, der die frühere Peary-Expedition mitmachte, hält Cooks Berichte für eine Halluzination. — Be merkenswert ist eine Aeußerung, die der Forscher zu einem Interviewer an Bord des „Hans Egede" getan hat. Wie „Daily Expreß" aus Skagen meldet, bereitet Lr. Cook eine Antwort an die Kritiker vor, die ihm nicht glauben wollen, daß er den Nordpol entdeckt habe. In einem Interview auf dem Dampfer „Hans Egere" sagte er: „Mögen die Skeptiker nach dem Nordpol gehen, dort werden sie unter einer Flagge vergraben eine Messingröhre finden, worin ein Bericht über die Expedition enthalten ist." Cook erklärt weiter, er habe in jeder Nacht Schneehütten gebaut und Temperaturen von minus 85 Gras Fahrenheit festgestellt. Endlich liegt über Cooks Heimreise und weitere Aeußeiungen Les Forschers über seine Expedition noch folgende Depesche aus Helsingör vor: Der Dampfer „Hans Egede" mit Dr. Cook an Bord ist in Helsingör eingetroffen. Mit einem Losten ging der Administrator für die Kolonien in Grönland Ryberg an Bord zur ersten offiziellen Begrüßung Cooks in Dänemark. Cook sprach sich gegenüber deu Zweifeln, die vcrichiedentlich geäußert wurden, dahin aus, er könne eS wissenschaft lich beweisen, daß er den Nordpol glücklich erreicht habe. Cook besaß ausgezeichnete moderne Objeroationsinsirumente, namentlich einen Sextanten, drei Chronometer und eine gute Uhr. Cook nahm täglich vom 85. Grad bis zum Nordpol Messungen vor; am 21. und 22. April sogar, um vollständig sicher zu sein, doppelte Messungen. Auf der Rückreise fegte er diese Messungen eine Woche lang fort, bis ihn der Nebel daran verhinderte- Der Nebel dauert« drei Wochen. Die daraus wieder ausgrnommenen Observa tionen stimmten mit seiner Berechnung vollständig überein. Die Reisegeschwindig keit betrug durchschnittlich 38 lcm täglich, was von den Eskimos mit ihren Schlitten als Kleinigkeit anarsehe» wird. Cooks Lebensweise war vollständig die der EskimoS, nur ökonomischer und vorsichtiger. Dadurch wurde seine eigene Ge sundheit und die seiner beiden Begleiter bewahrt. Beide Begleiter waren junge Männer, die ganz unter Cook- Einfluß standen und seinen Befehlen blindlings gehorchten. Zu dem Gelingen war auch der Umstand günstig, daß die Reise von Februar bis April unternommen wurde, eine Zeit, die sonst nicht von Polar,xpedilionen gewählt wird, die aber trotzdem besser als die eigentliche Sommerzeit ist, da dann das Eis eine gleichmäßigere Härte ausweist. Cook legte da, wo er den Nordpol festgestellt hatte, eine versiegelte Röhre nieder. An Bord des „Hans Egede" befinden sich viele ausländische Männer der Wissen schaft, die fest an Cook glauben, der sie durch Bescheidenheit und Liebenswürdig keit zu Freunden gewonnen hat. * Eine amerikanische Südpolarexpedittov wird, wie der „Globus" berichtet, von der „Philosophical Society" aus Anregung des Forschers E. Balch geplant, mit der besonderen Ausgabe, die Existenz von „Wilke sland" sestzu- stellen. Mit diesem Namen ist die hypothetische südpolare Küste zwilchen dem 100. und 160. Grad ö. L. bezeichnet, an der im Jadre 1840 der Amerikaner Charles Wilkes entlang gefahren war. Ta Wittes aber nirgends eine Landung vorgenommen hatte, so blieb es zweifelhaft, ob es sich wirklich um eine zutammen- hängende Festlandslüste handelte; bereits James Roß hatte das bestritten, und v. Drygalski sand auf der deutschen Südpolar-Expeoition den Termination- Land genannten Teil an der bezeichneten Stelle nicht vor. Balch will nun Lurch die neue Expedition die Zweifel an Wilkes Entdeckungen beieitigen, Ta der kontinentale Charakter der Antarktis nach Sbackietons Expedition feststeht, so gibt es natürlich auch dort, wo Wilkes war, einen entspreche»:«,! Küstenrauv, und es ist nur fraglich, ob er sich an dieser Stelle in seiner ganzen Lange so regelmäßig unter dem Südpolarkreis hält, wie Wilkes annahm. Die Kosten der Expedition sind auf 100000 Dollar berechnet, falls die Regierung ein Schiff zur Vrrsügung stellt. * Zehn Millionen Mark für elf Bilder. Es sind gerade zwei Jahre her, daß die berühmte Gemäldesammlung Rudolf Kanns für 20 Mil lionen Marl an den Londoner Kunsthändler Duveen verkauft wurde und zum größten Teil nach Amerika ging. Nun haben die Brüder Duveen für die Summe von 10 Millionen Mark Kunstschätze aus der nicht minder wertvolle» Sammlung des Bruders von Rudolf Kann, Maurice Kann, in Parts erworben. Die Meisterwerke, die nun in den Handel kommen, sind elf hervorragende Bilder holländischer Künstler, darunter vier Hauptwerke Rembrandts, drei glänzende Porträts von Hals und ein wundervoller Cuyp, dann elf dekorative Panneaus von Boucher, die für die Marquise von Pompadour gemalt wurden, und einige kunstgewerbliche Prachtstücke, Majoliken, Limoger Emaillen u. a. Tie hervorragendsten Bilder sind wohl die beiden herrlichen Porträts Rembrandts aus seiner allerletzten Zeit, die wahrscheinlich sein Sohn Titus und dessen Frau Magdalene van Loo darstellen und unter dem Namen „Mann mit Lupe" und „Frau mit Nelke" bekannt sind. Es sind farbig glühende Visionen träumerisch sinnender Innigkeit und tragisch brütenden Stolzes um die der alte Meister den juwelenhaft blendenden Glanz seines reifsten Kolorismus gebreitet hat. Ein etwas früheres Werk, 1661 datiert, ist der „Betende Pilger", dessen religiöse Inbrunst und glühende Andacht aus dunkler Schattennacht aufleuchtet in den Hellen Lichtern des asketisch durchfurchten Antlitzes und der wundervoll seelisch belebten, leicht und innig gefalteten Hände ausgedrückt ist. Das vierte Werk ist der sogenannte „Auktionator von 1658", ein eleganter junger Mann mit einem Aktenheft in der Hand, zu dem wohl auch Titus Modell gestanden hat. Von Frans Hals ist das in glänzendem Schwung hin gemalte „Porträt eines Bürgermeisters" ein unübertreffliches Meister werk momentaner Beseelung, und nicht minder schön sind zwei weitere Bildnisse eines Herrn und einer Dame. Ausgezeichnete Landschaften sind der Sommermorgen mit Reitern von Albert Cuyp sowie die im Sonnenlicht leuchtenden Kornfelder und die Amsterdamer Quai-Szene von Jakob Ruysdal. * Tas Hotel de Rouen. An- Paris wird gemeldet: DaS Hotel de Rouen in der Konventstrabe, ein Gebäude aus dem 18. Johrbundert, in dem sich die Nationalvruckerei zurzeit befindet, soll, wie der „Figaro" meldet, nicht abgerissen, wie ursprünglich geplant war, sondern renoviert und zur Erweiterung des Staatsarchivs benutzt weiden. * Hochfchvlnachrichten. Dr. Ernst Tröltsch, ordentlicher Professor der Theologie an der Universität Heidelberg, hat einen Rus als Nachfolger von Professor PfleidererS an die Universität Berlin abgrlehnt, nachdem ihm Lehrauftrag an der philosophischen Fakultät Heidelberg erteilt worden ist. — Der außerordentliche Professor der Musikwissenschaft an der Münchner Uni versität Dr. Adolf Sandberg wurde zum Ordinarius ernannt. * Musikchrouik. Dem Beispiel der Universitäten in Wien, Berlin und Leipzig folgend, hat nun auch die deutsche Alma mater in Prag ei» Ordinariat für Musikwissenschaft geschaffen. Der seit dem Jahre 1900 an der Prager deutschen Universität lehrende Privat- dozent Dr. Heinrich Rietsch, der seinerzeit an die Stelle des nach Wien berufenen Professors Guido Adler getreten war, ist zum ordent lichen Professor für Musikwissenschaft ernannt worden. Im Jahre 1860 zu Falkenau an der Eger geboren studierte Rietsch in Wien ursprünglich Jura und später unter Eduard Hanslick und Guido Adler Musik. In der Musiktheorie und Komposition waren Fr. Krenu, E. Mandyczewski und Robert Fuchs seine Lehrer. * Kleine Chronik. Gustav Frenssen hat soeben einen neuen größeren Roman vollendet, der im Herbst dieses Jahres unter dem Titel „Klaus Hinrich Baas" im Verlage von G. Grote in Berlin ericheinen wird. — Für die Aufstellung eines Treitschke- und Mommsen-Denkmals im Vor garten der Berliner Universität werden jetzt die Arbeiten ausgesührt. Treitschke wird seinen Standort auf der Nordostseite und Momnffen auf der Nordwestseite erhalten. Um Platz siir die Ausstellung der beiden Denkmäler zu gewinnen und Zugänge zu ihnen zu schaffen, muß ein ziemlich beträchtlicher Teil des ohnehin nicht großen, aber schönen Gartens zerstört werben. Um un8erer werten Lundrrekakt auok in dieser Vsooke vt^as §anr Lu88or§e^öknlieko8 ru bieten, Kaden vdr un8 ent- 8okio886n, den Verkauf ru odisern Linkeil8prei8 kortru86tren. Win Kaden in allen Abteilungen nickt nur die bager ergänzt, -sondern nook xanr kervorragends Artikel kinrugenommen und bieten daksr cta8 clenkbar VorteilkaitSZte. öeaekten 8ie gell. die 8okauken8ler. öeaokten 8ie xeü. die 8okauksn8ter.
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