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Ämtsbtatt -es Rates und -es Rolizeiamtes -er Lta-t Leipzig. Anzeigen-PreiS istr Acherat« eu« Leipzig und Umg^»», di» ägr natten« >0 MW breit, Petitzetl, L dl« 74 «M breit, stkklamezeU« l d»» auiwLrt» 80 «rSameu l.L> Inserate v,n Bebbrden >» amtliche» Dell di, 74 au» breit» PrUtz^I, 40 »eschült»anzriaen mit P!a»oor1chriftw UN» t» der Adendautgab, im Preile «höbt, hiadatt nach Daris. Beilaaegebsihr b ». Lausend «xkl. Postgebühr. flestenellte Nusrrä« kännmi mcht zurüil- iezogen werden, ffür da» itrscheinen an bestimmten Dagen und Plätzen wird lein« Garantie übernommen. Anzeigen. Annahme! Augustutplatz 8, bei sämtlichen Filialen u. allen Lanoncra- Gtzpeditianen de« In» und Autlande«. Hiupt-Filiale Berlin. r«rl Duncker, Herzog!. Baht. Hofl»ch- handiung, Liivo-vstiahe lld lDelephon VI, Nr. 4608). Haupt-Stliale DreSdem Seejirahe 4,1 (Delephoa 4621). Momsg, üen s. Septemder 1910. ————————IS——— auch die Pforte einsehen und sich um so mehr mit der Durchführung der geplanten Iustizreform oeeilen. Wie die Rechtspflege, so ist in gleichem Mähe das türkische Po st wesen verbesserungsbe dürftig. Es steht nichts weniger als im Zeichen des heutigen Verkehrs, und früher sah es damit noch weit schlimmer aus, weshalb eine Reihe von Staa ten, darunter auch das Deutsche Reich, nach vorheri ger Verständigung mit der Türkei auf deren Gebiete eigene Postanstalten einrichteten, von welchen ein zelne. wie insbesondere das deutsche Postamt in Konstantinopel, sich eines stets gesteiger ten Zuspruchs erfreuten. Diese fremden Verkehrs anstalten waren aber bald der Pforte ein Dorn im Auge, und diese hat verschiedentlich Anstrengungen gemacht, sich derselben zu entledigen. Ein im Som mer 1884 unternommener Versuch, sich von den frem den Eindringlingen zu emanzipieren, scheiterte kläg lich, weil der türkische Dampfer in Varna den An schluß an den Orient-Expreß prompt verfehlte. Im Laufe der Zeit ist es zwar mit dem türkischen Post wesen etwas bester geworden, aber die Schlamperei und Unzuverlässigkeit, Gleichgültigkeit und Gewissen losigkeit der osmanischen Verkehrsbeamten schreien noch immer zum Himmel. Darum sind die auslän dischen Postanstalten vorläufig unentbehrlich — auch für die Türkei — und ihre Aufhebung noch nicht möglich. Zn seiner Verständigung mit der Pforte wegen Bosniens hat Oesterreich-Ungarn sich ver pflichtet, seine Postämter an solchen Orten der Türkei, wo keine anderen ausländischen Postanstalten be stehen, alsbald aufzuheben, die übrigen österreichi schen Postämter dann, wenn die anderen Mächte das gleiche tun. Und hinsichtlich der Beseitigung der Kapitulationen erklärte es sich bereit, der Pforte bei den Verhandlungen mit den Mächten volle Unter stützung angedeihen zu lasten. Auch Deutschland hat zu der Aufhebung der Beschränkungen der Souveränitätsrechte des Sultans bereits grundsätz lich seine Zustimmung gegeben — Voraussetzung ist natürlich, daß die Pforte die unerläßlichen Vorbe dingungen erfüllt. Staaten, darunter auch Deutschland, sich ihren Kaffee, ihren Kautschuk, ihren Tabak und ihre Kakaobohnen von Brasilien kommen lasten. Wir groß der Ä n - teilSachsensan dem deutschen Außenhandel mit Brasilien ist, läßt sich in Zahlen leider nicht feststellen, da alle diese statistischen Nachweise sich nur aus das ganze Reich beziehen. Wenn aber der Wert des aus Brasilien eingeführten Rohkaffees 98,4 Millionen Mark, der des Kautschuks, Guttapercha 21,8 Millionen Mark, der Wert der Rindhäute 18,1 Millionen Mark, der Wert der unbearbeiteten Tabakblätter 17,9 Millionen Mark und der Wert der Rohkakaobohnen 4,7 Millionen Mark für das ganze Reich beträgt, so ist anzunehmen, daß ein ziemlich bedeutender Pro zentsatz auf das Königreich Sachsen entfällt. Wichtiger als die Einfuhr von Brasilien nach Deutschland ist für Sachsen die Ausfuhrder in dustriellen Fertigfabrikate nach dieser gewaltigen südamerikanischen Republik. Die sächsische Maschinenindustrie, besonders in Leipzig, Ehemnitz und Dresden, die sächsische Textil industrie des Vogtlandes, viele Firmen der graphischenZndustrie, Firmen der Musik instrumentenindustrie, der Blechspiel warenindustrie, der Holzspielwaren fabrikation senden ihre Fabrikate in großen Mengen nach Brasilien, und wenn man die Liste der sächsischen Exportfirmen überhaupt einmal daraufhin genau durchsieht, welche Industriezweige mit Brasilien in geschäftlicher Beziehung stehen, so zeigt sich hter eine Mannigfaltigkeit, die ein deutlicher Beweis dafür ist, daß gerade das Königreich Sachsen an der Entwicklung Brasiliens als aufnahmefähiger Kultur staat das regste Interesse hat und der Besuch des Pi äsidenten von Brasilien ist aus diesem Grunde gerade von der sächsischen Industrie mit besonderer Genugtuung begrüßt worden, weil zu hoffen ist. daß die Eindrücke, die der Marschall Hermes de Fonseca von seinem Aufenthalt in Sachsens Residenz mit sich nach Brasilien nehmen wird, dazu beitragen werden, daß auch die Handels beziehungen mit dem industriereichen Königreich Sachsen keine Einschränkung erfahren, sondern in Zu kunft sich einer regen Förderung zu erfreuen haben werden. Nr. 245. Die Privilegien üer NuslSnüer in üer Türkei. Bei den Salzburger Besprechungen soll, wie auch schon vorher bei der Begegnung zwischen dem Grafen Aehrenthal und dem Eroßwesir Hakki Pascha, die Frage der Aufhebung der noch von früher her bestehenden Beschränkungen der Souveränitätsrechte der Türkei er örtert worden sein. Es handelt sich hierbei um die Privilegien, die die Europäer im Reiche des Sultans genießen und hauptsächlich Steuerfreiheit Konsulargerichtsbarkeit sowie die Unterhaltung eigener Postanstalten betreffen. Die Türkei wird noch in vieler Hinsicht als inferiores. Staatswesen an gesehen, sie stand in den letzten Jahrzehnten gewisser maßen unter der Obcrvormundschaft der Mächte und mußte sich von diesen in die inneren Angelegenheiten dreinreden lassen. Unter dem Drucke Europas mußte sic eine Reihe von Reformen einführen, die Ver waltung ganzer Provinzen aus der Hand geben, aus ländische Beamte nicht nur dulden, sondern auch sehr hoch besolden, und eine neue englisch-russische Reform aktion für Mazedonien war im besten Gange, als die politische Umwälzung am Goldenen Horn eintrat und unter dem Eindruck des erwachenden türkischen Nationalbewußtseins die Mächte zunächst von jeder Einwirkung auf die inneren Angelegenheiten des Osmanenreichcs Abstand nahmen. Die neuen Machthaber in Konstantinopel sahen es als eine ihr-'r ersten Pflichten an, die Beschränkung der Souveränitätsrechte der Türkei zu beseitigen. Doch ist das leichter gesagt als geran, da schließlich das Ausland im in er noch ein Wort mrtzu- reden hat, und die Privilegien der Europäer nicht einfach mit einem Federstrich aus der Welt geschafft werden können, namentlich dann nicht, wenn dabei die Interessen der Ausländer eine Schädigung erfahren. Wir haben hier keineswegs dieBeseitigungder Steuerfreiheit der in der Türkei lebenden fremden Untertanen im Auge, denn dieses Privi legium ist durch nichts gerechtfertigt und es kann auch, wenn die Pforte seine Aufhebung ernstlich verlangt, von den Machten nicht gut verteidigt werden. Was würden wir sagen, falls die ständig in Deutschland lebenden türkischen Staatsangehörigen gleiche steuer liche Vorrechte beanspruchen wollten wie unsere Landsleute in der Türkei! Ohne Zweifel bietet diese Frage die wenigsten Schwierigkeiten, und Deutsch land würde kaum Einwendungen erheben, sobald oie allgemeine Beseitigung der Steuerprivilegien der Europäer im Reiche des Sultans angeregt werden sollte. Heikler wäre schon die Frage der Aushebung der Konsular-Eerichtsbarkeit. Bevor die Europäer der Rechtsprechung der türkischen Ge richte unterworfen werden könnten, müßten Garan tien dafür vorhanden sein, daß die dortige Justiz pflege den modernen Rechtsgrundsatz en entspricht und die Sicherheit bietet, daß nach diesen geurteilt wird und jede Rechtsbeugung so gut wie ausgeschlossen ist. Vorläufig besteht aber eine solche Garantie noch nicht, und deshalb kann auch von einer völligen Beseitigung der Konsular-Gerichtsbarkeit in absehbarer Zeit nicht die Rede sein. Das wird SSchMch-drsMsnMe Ssnaelsbesiehungen. Der Besuch, den der zukünftige Präsident von Brasilien Marschall Hermes da Fonseca Dresden ab- estattet hat, läßt es begreiflich erscheinen, der empor, blühenden südamerikanischen Republik eine größere Aufmerksamkeit zu schenken. Ein jeder, der die Entwicklung der siidamerika- nischen Republiken in wirtschaftlicher Beziehung während der letzten Jahre mit Verständnis und offenem Blick verfolgt hat, wird zu der Ueberzeugung gelangt sein, daß Südamerika, insbesondere auch Brasilien, innerhalb der nächsten zwei oder drei Dezennien einer ähnlich günstigen Entwicklung ent gegengehen wird, wie sie bis heute die Vereinigten Staaten von Amerika durchgemacht haben. Wenn nun auch Brasilien seine eigene Eewerbetätigkeit mächtig gefördert und namentlich große Baumwoll fabriken in den verschiedensten Orten errichtet hat, so ist es doch in vieler Beziehung von Europa ab hängig, ebenso wie anderseits die europäischen politische Nachrichten. Nationalliberale und Deutscher Bauernbund haben für den 44. sächsischen ländl. Landtagswahlkreis Plauen-Treuen, der durch den Tod des Abg. Sieber verwaist ist, als Kandidaten den Posteskretär Oskar Rausch (Plauen) wieder aufgestellt. Eine beträchtliche Anzahl vogtländischer Landwirte, die dem Bunde der Landwirte wegen der genügsam bekannten politischen Fehler den Rücken kehrten und sich dem Deutschen Bauernbunde zuwandten, haben in einer am Sonntag stattgefundenen Dertreteroersammlung nachdrücklichst ihr Einverständnis mit dieser Kandidatur erklärt. Syndikus Dr. Neumann unv Generalsekretär Dr. Westenberger begrüßten den Kandidaten, der schon in der Wahl gegen Sieber (Kons.) nur wenig mehr als 300 Stimmen bedurft hätte, um in die Stichwahl zu kommen. Der Geist der Einsicht, der jetzt die kleinen und mittleren Landwirte beherrscht, dürfte mitwirken zum Siege des national 104. Jahrgang. liberalen Mannes, der sich in weitem Umkreis großer Popularität erfreut. Konservativer Gegenkandidat ist der Privatier Sammler (Straßberg). Abreise des Kaisers in» Manöver. Berlin, 5. September. (Tel.) Der Kaiser um» die Kaiserin reisten heute früh nach Stolp ab. Während der Feldmanöoer vom 7. dis 10. September wird der Kaiser, der den 6. September im Fürstlich Dohnaschcn Schlosse in Prökelwitz verbringen wird, im Fürstlich Dvhnaschen Schlöße zu Schlobitten Wohnung nehmen, mit ihm das Hauptquartier. Die Manöver leitung wird sich in Preußisch-Holland befinden, die Gäste des Kaisers nehmen in Elbing Wohnung. Vom Werftarbeiterstreik. Stettin, 5. September. (Tel.) Die Arbeiter der hiesigen Vulkan-Werft, die bisher in Ueber- einstimmung mit ihren Führern sich am Werft arbeiterstreik noch nicht beteiligten, beschloßen gestern in zwei großen Versammlungen, am Montag früh die Arbeit ebenfalls einzu stellen. Es handelt sich dabei um etwa 1850 Mann. Somit wird auch der Betrieb auf der Vulkan-Werft, der bisher nur teilweise ruhte, gänzlich stillgelegt. Glasgow, 5. September. (Tel.) Die streikenden Arbeiter der Schiffswerften verhalten sich bis jetzt vollkommen ruhig. Sie haben festes Vertrauen zu ihren Führern. Tatsächlich spielt sich der Kampf auch nur zwischen den Wertfbesitzern und den Arbeiter führern ab. Die Arbeiter selbst befinden sich sozu sagen zwischen Hammer und Ambos. Man kann den Ausgang des Streikes zwar nicht voraussagen, glaubt aber, daß die Arbeiterführer sich den Forderungen der Arbeitgeber beugen werden und daß sie wahr scheinlich in einer für Mittwoch anberaumten Kon. ferenz die Annahme der Bedingungen der Unter, nehmer vorschlagen werden. England und Amerika. New York, 5. September. (Tel.) Die scharf kritisierenden Kommentare der englischen Preße zur Rede Roosevelts, in der er die B e. festig ung des Panamakanals befürwortet, haben hier schlechten Eindruck gemacht. Die hiesigen Blätter erklären, Laß allem Anschein nach die eng lischen Blätter die Bestimmungen des Panama, vertrage» nicht kennen und unter diesen Umständen ein schiefes Urteil abgeben. Zur Annexion Koreas. Tokio, 5. September. (Tel.) Der Minister de» Innern hat an die Japaner eine Proklamation gerichtet, in der er daran erinnert, daß nachbarliche und freundschaftliche Beziehungen zwischen Japan und Korea bestehen und daß die beiden Nationen jetzt eine einzige bilden sollen. Daraus sei zu folgern, daß die Japaner den neuen Mitbürgern Freundschaft entgegenbringen sollen. Die Japaner sollten alles vermeiden, den Koreanern ihre Ueberlegenheit zu zeigen. Im Verkehr mit den Koreanern müßten sic Brüderlichkeit und Gleichheit walten laßen. Die Proklamation wurde in ganz Japan angeschlagen. Nusfisch-moutenegrinische Freundschaft. Eetinje, 5. September. (Telegramm.) Bei einem Ealadiner zu Ehren des Großfürsten Ni- kaus Nikolajewitsch wechselten der König und der Großfürst herzliche Toaste, in denen sie die ewigdauernde Gemeinschaft der Freundschaft zwischen den beiden Län- dern hervorhoben. Glück von Herzen und hätte eher dazu beigetragen, es Ihnen vorzutäuschen, als es zu zerstören helfen." „Diese Grundsätze haben Sie wohl auch Ruth ein gepflanzt?" „Allerdings." Er nickte vor sich hin. Dann sagte er: „Bitte, schicken Sie Ruth zu mir, ich möchte ihr jedoch selbst mitteilen, was nötig ist und bitte um Ihr Stillschweigen. Wo ist meine Tochter?" „Sie hat seit gestern abend ihr Zimmer nicht ver laßen und mir auch nicht aufgetan. Sie bat mich nur um Ruhe, da sie Kopfweh Hütte." „Ich muß sie jetzt aber unbedingt snrechen. Für jetzt adieu, Frau Major. Sobald ich es über mich vermag, erhalten Sie Aufklärung." Nicht, wenn es Ihnen Schmerz bereitet. Ich weiß genug, um alles zu verstehen." Sie entfernte sich und klopfte an Ruths Tür. „Kind, du sollst sofort zu deinem Vater kommen." Als habe sie nur auf diesen Ruf gewartet, so trat das jnnae Mädchen aus ihrem Zimmer. Sie sah blaß und verweint aus, lächelte aber Frau von Grotthus zu, so schwer es ihr wurde. Diese strich ihr sanft über die Wangen. „Ist dein Kofweh vorüber. Kind?" „Ich danke dir, Tante, mir ist wieder ganz gut." Sie schritt rasch davon und stand bald darauf vor ihrem Vater. Sie zog schnell seine Hand an ihre Lippen. „Verzeih, Papa. Ich hätte das gestern nicht tun sollen." „Du meinst deinen Besuch bei Soltcnau. Wie kamst du nur dazu?" „Schilt mich nur tüchtig aus. Papa, es war ein dummer, unüberlegter Schritt. Ich habe mir nichts Böses dabei gedacht, das glaubst du mir." „Ja, mein Kind, davon bin ich überzeugt." „Tausend Dank für dein Vertrauen." „Was wolltest du bet Soltenau?" Sie errötete jäh. „Ach, weißt du, so allerlei. Ich wollte mir nur mal so ein Iungqesellenheim ansehen." „Wußtest du nicht, wie unschicklich das für ein junges Mädchen ist. wie dabei ihr Ruf auf dem Spiele steht?'^ „Ich dachte nicht daran, Papa." „Liebst du Soltenau?" Eie preßte in stummer Qual die Handflächen zu sammen. mich. Wir sind gar zu verschieden. Bitte, bestellen Sie noch einen Gruß an Ihr Schoßkind Ruth, sie soll mich in gutem Andenken behalten." Damit nickte sie der Faßungslosen flüchtig zu und schritt mit ihrem wiegenden, graziösen Gang zu dem wartenden Wagen. Frau von Grotthus schaute ihr mit traurigem Ernste nach. Sie faßte nur halb, was ihr Erna sagte, aber so viel begriff sie, cs war das letzte Mal, da» Erna als Herrin zu ihr gesprochen hatte. Ihre Ahnung hatte sie also nicht getäuscht, es war gestern etwas vorgefallen, was seinen Schatten über das Haus breitete. Mit schwerem Herzen stieg sie endlich die Treppe hinauf. Ein Diener beschiel» sie zu Waldeck. Sie suchte ihn sofort auf. Er empfing sie mit ernster, ruhiger Miene, aber sie erschrak bei seinem Anblick. Er kam ihr gealtert und verfallen vor. „Liebe Frau Majorin, ich muß Ihnen eine schwer wiegende Eröffnung machen. Meine Frau hat eben das Haus für immer verlassen. Einzelheiten er sparen Sie mir, bitte, jetzt, ich kann auch zu Ihnen, meiner klugen, bewährten Freundin jetzt noch nicht darüber sprecken. Bitte, helfen Sie mir, ohne allzu großes Aufsehen, die Sache zu regeln. Die Diener schaft soll nur von einer längeren Reise meiner Frau erfahren. Das Weitere wird sich finden." Sie bot ihm voll herzlicher Teilnahme die Hand. Ich möchte Ihnen ein Wort des Trostes sagen. Sie haben eine Tochter, deren innige Liebe Ihnen gehört." „Ich weiß es. Zwischen uns wird nun alles wieder beim alten sein. Wir werden zu vergeßen suchen, daß — daß ich die Jugend an mein törichtes Alter feßeln wollte. Sie können mich auslachen, liebe Freundin." „Nein, aber wenn Sie gestatten, werde ich Ihnen tragen helfen, was unabwendbar war. Ich sah es schon lange kommen." „Also auch Sie — nur ich blieb blind, wollte es sein, bis mir die Binde gewaltsam abgerissen wurde. Nun schmerzt das grelle Licht." „Die Augen werden sich daran gewöhnen, dann wird noch alles wieder gut werden." „Warum warnten Sie mich nicht?" „Denunzieren ist «in verächtliches Handwerk und dann Sie erfuhren immer noch zu früh, was Ihrem Glücke drohte und ich gönnte Ihnen dies späte Ml ÄUth. Roman von H. Courths-Mahler. An der Tür warf sic noch einen letzten Blick auf ihn zurück. Er stand hochaufgerichtet an seinem Schreibtisch. Die Lippen waren fest geschloßen und die Augen hingen starr und unerbittlich an ihrem Gesicht. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloß. Er zuckte zu sammen und brach in einen Sessel nieder. Die Hände vor das Gesicht gepreßt, saß er lange, ohne sich zu rühren. Durch feine Seele zog ein tiefer Schmerz. Er nahm unter Qualen Abschied von Glück und Liebe, von dem letzten Strahlenglanz der Jugend und kämpfte mannhaft um stille Resignation. Erna packte mit Hilfe ihrer Zofe ihre Sachen und machte Pläne für ihr künftiges Leben. Wenn es ihr auch sehr leid tat, aus diesem Hause, in dem sie gleich einer Fürstin geherrscht hatte, zu scheiden, so tröstete sie sich mit dem Gedanken an eine hohe Rente, die ihr Waldeck sicher aussetzen würde und an eine mögliche Vereinigung mit Soltenau. — Er war ihr Mit schuldiger und durfte sie nicht verlaßen, so meinte sie. * * * Am nächsten Morgen kam Frau von Grotthus aus dem Souterrain des Hauses, wo sich Küche und Vor ratsräume befanden, herauf. Sie machte ein sorgen volles Gesicht. Es tag seit gestern eine schwüle, un heimliche Stimmung über dem Hause. Weder Ruth, noch Waldeck und seine Frau waren abends zu Tisch gekommen. Die Dienerschaft steckte die Köpfe zu sammen und Marie, die Zofe der Konsulin, fegte eifrig treppauf, treppab und suchte allerlei Gegen stände zusammen. Als die Majorin die Treppe hinaufsteigen wollte, kam ihr Erna in Reisetoilette entgegen. „Ah. es ist gut, dast ich Sie noch treffe, Frau Majorin, da kann ich mich gleich noch verabschieden." „Sie verreisen, Frau Konsul?" Erna lachte höhnisch auf und trat dicht an Frau von Grotthus heran. „üvtve novs, Verehrteste, ich empfehle mich Ihnen auf Nimmerwiedersehen. Sie sind nun wieder un bestrittene Alleinherrscherin. Im Grunde ist Ihnen das erwünscht, nicht wahr? Nun ich nehme es Ihnen nicht Übel, die zärtlichen Gefühl«, die wir füreinander hegten, beruhten auf Gegenseitigkeit. Jedenfalls Hao« ich Sie eb«nsow«nig ausstehen können, wie Eie „Nein, ich liebe ihn nicht", sagte sie leise. „Aber nach dem, was gestern vorgefallen ist, mußt du seine Frau werden. Da gibt es kein Zurück, das hättest du vorher bedenken sollen. Wir hatten un glücklicherweise einen Zeugen. Was soll Fred von dir denken, wenn dich die Verlobung mit Soltenau nicht rehabilitiert?" Sie schloß einen Moment die Augen. „Dann wird es wohl sein müßen, Papa", sagte sie leise, aber fest. Er nahm ihre Hand und sah ihr forschend ins Gesicht. „Mir tut nur der arme Fred leid, mein Kind, ich qlaube, er hatte sich Hoffnung auf deine Hand ge macht." Sic erzitterte leise, sah ihn aber fest und ruhig an. „Er wird sich zu trösten wißen, für ihn bin ich durch das gestrige Vorkommnis eine Unwürdige ge worden. Er hat es mir deutlich gezeigt, daß er mir nicht so vertraut, wie du." Da zog er sie innig an sein Herz. „Mein liebes, tapferes Kind, er wußte ja auch nicht, was ich weiß, daß du uns gestern Komödie vor gespielt hast, um deinem Vater einen großen Schmerz zu ersparen." „Papa!" Sie sah ihn erschrocken an. „Sei ruhig mein Kind. Ich weiß alles, weiß, daß du deinen Vater betrogen hast, zum ersten Male, und nur, um ihn zu schützen." Sie schlang ihre Arme in jäher Angst um seinen Hals. „Papa, mein armer, lieber Papa." „Arm schilt mich nicht. Deine Liebe macht mich reich." Sie streichelte ihm die Hände. „Daß ich dir das nicht ersparen konnte. Was soll nun geschehen?" „Wir bleiben wieder allein, mein Herz. Die Frau, die mich so grausam betrogen, hat bereits das Hau verlaßen." Sie starrte ibn faßungslos an. „Für immer?" „Daran zweifelst du nicht, hoffe ich." „Aber ich versteh« das alle» nicht, es war doch alles gut gegangen." Waldeck erzählte ihr in Kürze, was sich zugetragen