Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.09.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191009116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19100911
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19100911
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-09
- Tag 1910-09-11
-
Monat
1910-09
-
Jahr
1910
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Sonntag, 11. Septemver I9l0. Leipziger Tageblatt. Nr. 251. 104. Jagryüny. riet, entschied sich dafür, die Forderungen auf reck t zu erhalten und den Schiedsspruch in Sachen eines entlassenen Kollegen abzulehnen. Frankreich. * Französisch« Befürchtungen. Der frühere Ma- rincministec Lanessan spricht sich in der „IX- pesch« de Brest" sehr entschieden gegen die von mehreren Offizieren und Parlamentariern, ins besondere vom Senator Monis und dem Deputierten Poinl«oe besürworteten Vorschläge aus, die großen Schlachrschisfe und Kreuzer dem Mittelmeergeschwader zuzuteilen. Deutschland, so führt Lanessan aus, wolle nicht bloß den Engländern, sondern gleichzeitig auch den Franzosen die Herrschaft in der Nordsee streitig machen. England selbst fühle sich in seiner bisher un bestrittenen Ueberlegenheit bedroht und fange an, eine Landung deutscher Truppen auf seinem bisher noch unverletzt gebliebenen Boden zu befürchten. Wenn sich England aus eigenem Antriebe Frankreich genähert habe, so sei dies nicht aus einem einfachen Freundschaftsgefühl geschehen, sondern in der Hoff nung, in den Franzosen Bundesgenossen zu Wasser und zu Lande gegen die Bedrohung Deutschlands zu finden. Von diesem Gesichts punkte aus müsse Frankreich seine Marine stärken und seine Flotte verteilen. Frankreich habe n ich t s mehr von der englischen Flotte im Mittelmeer zu befürchten, wo England große Streitkräfte zum Schutze Aegyptens, Maltas, Cypcrns und Gibraltars sowie gegen die Flotte der mit Deutsch land verbündeten Mächte unterhalten müsse. Es sei deshalb klar, Lag der Platz der mächtigsten Panzer schiffe Frankreichs im Norden sei. da dieses an den Küsten des Kanals und des Atlantischen Ozeans die Angriffe der deutschen Flotte zu fürchten habe. Es wäre ein Wahnwitz, die Ratschläge Monis, Poin- löves und jener Offiziere zu befolgen, die sich durch die Reize des Mittclmeeres verfuhren Netzen. — Wenn sich der Herr Marineminister a. D. mit seiner Kcrmanophobie nur nicht ganz gewaltig irrt. Datz bei seinen Ausführungen die Bedrohung Deutschlands und die Landung deutscher Truppen in England wie der einmal an die Wand gemalt werden, ist zwar weder richtig noch neu. es verfehlt aber anscheinend auf gewisse Kreise im Auslande niemals seinen Zweck. * Erregung unter den französischen Eisenbahnern. Der Beschluß des Ministeriums der öffentlichen Ar beiten, den Sekretär des Eisenbahnersyndikats des Staatsbahnnetzes, Renaukd, wegen einer Flug schrift für den Syndikalismus vor den Diszipli när rat zu stellen, hat unter den Eisenbahnern lebhafte Erregung hervorgerufen. Der Aus schuß des Internationalen Syndikats der Eisenbahner hat einen Aufruf erlassen, in dem er erklärt, daß die Entlassung Nenaulds den Ausbruch der Streik bewegung beschleunigen würde. Die Eisenbahner würden eine solche neue Herausforderung nicht ruhig hinnehmen und zeigen, daß sie sich mit Renauld soli darisch stellen. * Die großen militärischen Herbstübungen be gannen am Freitag mit langen Märschen und mit Gefechtsübungen von je einem Regiment gegen ein anderes Regiment. Sie boten kein größeres Jnter- esse. — Der erste Versuch der Verwendung von F l u g m a s ch i n e n, die bekanntlich den Clou dieser Feldübungen darstellt, ließ sich schlecht an. Der Flieger Feldwebel Meynard sollte in Be gleitung des Hauptmanns Huaeni vom militärischen Flugplatz Briot nach dem 17 tzm entfernten Prix, dem Hauptquartier des Generals Picquard, fliegen, kam aber nicht weiter als etwa 1 km. Angesichts des heftigen Windes kehrte er um und wollte bei seinem Ausgangspunkt landen. Bei der Lan dung stürite jedoch fein Zweidecker aus etwa 20 in Höhe herab und wurde schwer beschädigt. Meynard und Hugeni kamen unverletzt davon. Belgien, * Der internationale Kongreß für das höhere technische Unterrichtswesen, auf dem 23 Staaten ver treten sind, wurde am Freitag in Brüssel eröffnet. Im Auftrage der deutschen Regierung wohnt den Verhandlungen der Rektor der Technischen Hochschule von Charlottenburg, Prof. v. Thierry, bei. Außerdem nehmen aus Deutschland an den Verhand lungen teil Prof. Dr. Hall wachs von der Tech nischen Hochschule in Dresden und Ingenieur Fröh lich aus Düsseldorf, als Delegierter des Deutschen Bundes für das technische llnterrichtswesen. Der Kongreß, der in vier Ausschüssen arbeitet, verfolgt den Zweck, Grundsätze und Methoden für die Um gestaltung des technischen Unterrichtes aufzustellen. Der erste Ausschuß befaßte sich mit der Frage, ob der Unterricht sofort nach Beginn der Kurse an Tech nischen Hochschulen spezialisiert werden soll, was man nicht für ratsam hielt. Der dritte Ausschuß erörterte die Frage, ob die Studienreisen auf das Ausland ausgedehnt werden sollen. In diesem Punkte kam man zu einem bejahenden Ergebnisse, auch sprach man sich für einen Schüleraustausch zwischen den Technischen Hochschulen der einzelnen Länder aus. Türket. * verbot der ökumenischen Nationalversammlung. Das Unterrichtsministerium hat an den ökumeni schen Patriarchen eine Note gerichtet, in der diesem das Verbot, die auf den 14. September einberufene Nationalversammlung abzu halten, zur Kenntnis gebracht und im Falle der Zu widerhandlung mit Anwendung des Straf gesetzes gedroht wird. Das Verbot wird damit begründet, daß die Nationalversammlung in den Reichsgesetzen und in den Privilegien des Patri archats nicht vorgesehen fei und außerdem die Ord nung gefährden konnte. * „Tanin" kontra „Temps". Der offiziöse ..Tanin" setzt, wie uns ein Konstantinopeler Privattelegramm meldet, die heftigen Angriffe gegen den „Temps" und das „Journal des De-bats" fort. Der „Tanin" polemisiert gegen die Vorwürfe des „Temps", Latz gelegentlich des Verkaufes der beiden Kriegs schiffe aus Deutschland schlecht seitens der Türkei gewirtschaftet worden sei, uno jagt, wenn Frankreich diese Bestellungen zugefallen wären, wür den keinerlei Klagen über Verschwendungen erhoben worden sein. Das Blatt versichert, daß niemand autorisiert sei, namens der Türkei Versprechungen aus Bestellungen zu machen. Vom eingeschlagenen Wege werde diesmal nicht abgewichen werden. Die Türkei lehne cs ab, eine Anleihe unter unwür digen Bedingungen zu kontrahieren. Griechenisnü. * Venizelos' Amtsniederlegung. Aus Kanea wird gemeldet: Venizelos legte den Vorsitz der provisorischen Regierung in Kreta sowie sein Mandat für die kretische Abgeordneten kammer nieder. Den Konsuln wurde von dem Schritt Venizelos Mitteilung gemacht. Letzte Depeschen uni> Mnlprechmelüungen. vom Kaisermanöoer. Pr. Holland, 10. September. (Eigene Draht meldung.) Beide Luftschiffe haben an den ersten Tagen sehr gut gemeldet. Die beiden kommandieren den Generäle konnten sich über den Gegner ein ganz klares Bild machen. Von einem Fachmann wurde täglich eine Wetterkarte herausgegeben, so daß die Luftschiffe auf herannahende Gewitter und ähnliche Störungen durch Funkcnspruch aufmerksam gemacht werden konnten. „P. II" mußte am ersten Tage, nachdem er in den Rücken der blauen Partei gelangt war und sogar die Sammlung einer Division bei Dirschau gemeldet hatte, inmitten der blauen Partei landen und in die falsche Ballonhülle einfahren. Die Landung erfolgte aus Friedensrllcksichten zur Schonung des Materials. Von den acht Zylindern war nur einer beschädigt. Im Ernstfälle hätte das Schiff weiter arbeiten können. Heute morgen 5 Uhr traten wieder beide Luftschiffe in Tätigkeit. Die roten Befestigungen mit der Hauptstellung und den vorgeschobenen starken Stellungen sowie den diesen wieder vorgelagerten Scheinanlagen haben sich sehr bewährt. Es gelang glänzend, den Feind und sein Luftschiff zu täuschen, ihn aufzuhalten und zur unnötigen Entwickelung zu zwinge», sowie die schwache Besatzung der Scheinanlagen und vorge schobenen Stellungen ohne Verluste in die Haupt stellung zurückzuziehen. Ueber die Abtrans ports konnte erst in der letzten Nacht disponiert werden. Heute und Montag werden die Haupt massen in etwa hundert Zügen auf fünf Transport straßen abtransportiert und zwar 2200 Offiziere und 36 000 Mann, 9000 Pferde, 800 Fahrzeuge und 646 000 Kilogramm Gepäck. Der öffentliche Verkehr wird vollkommen aufrechterhalten. Auszeichnungen anläßlich der Kaisermanöver. iM Pr.-Holland, 10. September. (Eigene Draht meldung.) Der Kaiser verlieh eine Reihe Aus zeichnungen, u. a. wurde Prinz Friedrich Leo pold zum Generaloberst befördert; General von Kluck wurde n In snit« des Grenadier-Regiments Nr. 3, dessen Chef der Kaiser ist, gestellt. Ferner er hielten u. a. das Kreuz und den Stern des Haus ordens von Hohenzollern der Generaloberst Freiherr v. d. Goltz, den Stern der Komture der General v. Mackensen, die Krone zum Roten Adler orden 2. Kl. mit Eichenlaub und Stern der General leutnant Hasse, den Stern zum Roten Adlerorden 2. Klasse mit Eichenlaub der Generalleutnant von Westernhagen und Generalleutnant z. D. Graf Kanitz, den Roten Adlerorden 2. Kl. mit Stern graphien anerkannt. Sie erhielten den von der Fürstin zu Wied gestifteten Ehrenpreis in Gestalt eines Kunstgegenstandes, sowie eine silberne Me daille des deutschen Photographenvereins. Bemerkt sei, daß eine Ausstellung dieser Art zum ersten Male in Deutschland stattgefunden hat. * Ein Porträt Max Regers hat der Leipziger Kunstmaler Paul Francke (Künstlerhaus) vollendet. Es ist nach dem Leven in Kohle gezeichnet und stellt den Meister komponierend dar. Das Kunstblatt wird in Kürze im Kunst- uvd Musikalienhandel er scheinen. * Richard Strauß hat, wie in gut unterrichteten Kreisen mit aller Bestimmtheit verlautet, aut die Dirigentenfunktion in der Berliner Hofoper endgültig verzichtet. Er wird fortan nur noch die Symvhoniekonzerte der k. Kapelle in Berlin leiten. Richard Strauß will lediglich noch seinen musikalischen Schöpfungen leben und nur noch Kon zerte dirigieren. * Der Indentant des Wiesbadener Theaters von Mutzenbecher ist, wie man uns telegraphiert, nach Wien abgereist, da Kainz den Wunsch ausge sprochen hat, ihn zu sehen. * Schmerzlose Hata-Injektion. Eine neue Methode schmerzloser Jnjettion von Ehrlich-Hata 606 hat fetzt Dr. Franz Nagelschmidt in Berlin mit bestem Erfolge erprobtz Es handelt sich um eine neutrale Aufschwemmung des Präparates in Vasenol, Paraffin oder einem anderen neutralen Oel, die von den Kranken ausgezeichnet vertragen wird. Dadurch ist die Möglichkeit gegeben, mit relativ geringen Mengen Flüssigkeit auszukommen. Mit einer Parasfinemulsion hat auch Prof. Kromayer im Berliner Ostkranten- yause über hundert Injektionen gemacht, ohne Schmerzen und Anschwellung an der Injektionsstelle zu beobachten. * Festlegung des Osterfeste». Der gegenwärtig in Königsberg tagende Deutsche Pfarrertag bat sich für di« Festlegung des Osterfestes auf den ersten Sonntag nach dem 4. April ausgesprochen und außer dem für eine Kalenderreform in der Richtung, daß jeder Monatstag auf einen bestimmten Wochen tag fällt, und daß dabei die Anhäufung von Feier tagen vermieden wird. * Molidres „Amphitryon", in der freien Bühnen bearbeitung von Fritz Rumpf, ist von Direktor Dr. Hagemann für das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg erworben worden. Dasselbe Theater er warb die Tragödie „Der Jude von Konstanz" von Wilhelm von Scholz. Beide Erwerbungen bestätigen die Absichten, mit denen sich der neue Direktor hin sichtlich einer Auffrischung des Spielplans trägt. * Jubiläum. Gestern feierte das Wiener Burg theater mit einer Aufführung von Calderons „Leben ein Traum" das 25jährige Burgtheater-Jubiläum Georg Reimers. Der Künstler, der in diesem Jahre seinen 50. Geburtstag gefeiert hat und ans diesem Anlasse Gegenstand mannigfacher Ehrungen war, spielte an seinem Jubiläumsabend den Sigismund. * Das neu« Posener Stadttheater ist in 1",jähriger Bauzeit nach den Plänen des Professors Littmann, des bekannten Münchener Theaterarchitekten, fertig- aestellt worden und wird am 1. Oktober d. I. er öffnet werden. Das Theater lehnt sich in feinem Aeußern und Innern stark an die klassischen Formen des Weimaraner Hoftheaters an, das von demselben Architekten vor wenigen Jahren errichtet ist. Lin großer sechs säuliger Giebelbau in Sandstein bildet die Haupt zierde des sonst in einfachem Putzbau vollendeten Aeußern, das sich durch gute Verhältnisse auszeichnet. Da» neue Posener Theater dürfte da» erste sein, das allen Forderungen der neueren ministeriellen Sicherheitsvorschriften für Theater entspricht. Die Bühne hat alle modernen Einrichtungen, Vierfarben- syftem, ausreichende maschinelle Vorrichtungen usw. * Pestserum. Die „Ant pest - Station" in Kron stadt arbeitet Tag und Nacht an der Herstellung von Pestserum. Massenhafte Nachfragen laufen aus allen Enden Rußlands ein. Nach Odessa wurden bereit« 8000 Flaschen entsandt, nach Moskau 200. Besonders groß ist der Vorrat für Petersburg im Falle des Vordringen» der Epidemie. der württembergische Generalleutnant Freiherr von Hügel. Ein Erlaß des Kaisers an die Provinz Ostpreußen. G» Königsberg, 10. September. (Eig. Drahtmeld.) Der Oberprasident von Windheim gibt folgenden Erlaß des Kaisers bekannt: „Meine Ost preußen haben mich und die Kaiserin und Königin, meins Gemahlin, anläßlich der großen Parade des 1. Armeekorps und der von mir abgehaltenen Ma növer allerorten mit warmer Begeisterung und unter erhebenden Kundgebungen in angestammter Treue bewillkommet. Unseres tiefempfundenen Dankes hierfür dürfen sich die Bewohner der Pro vinz versichert halten. In der Freude über die Zeichen liebevoller Anhänglichkeit habe ich zugleich mit Rührung der hundert Jahre zurückliegenden Zeit schwerster Not und Trübsal des Vaterlandes gedenken müssen, in der Ostpreußen mit unerschütterlicher Treue zu seinem Königshause hielt und in der Betätigung derselben die Erhebung einleitete, der nach Gottes gnädiger Fügung ein so herrlicher Erfolg durch die Befreiungskriege befchicden war. Mit besonderem Wohlgefallen hab« ich auch die Begrüßung der alten Soldaten der Provinz entgegengenom men, die sich unter der Devise: „Mit Gott für König und Vaterland" kameradschaftlich vereinigt haben und anläßlich der Parade bei Königsberg in so an sehnlicher Zahl zusammengeströmt waren. Der Be völkerung, die meinen Truppen trotz der durch die diesjährigen Manöver vermehrten Einquartierungs lasten eine freundliche Aufnahme bereitet hat, zolle ich gern meine Anerkennung für ihre auch dadurch bekundete patriotische Gesinnung. Ich beauftrage Sie, dies der Provinz sogleich bekannt zu geben." gez. Wilhelm ki. Schlobitten, den 10. September 1910 Zur Wahlparole des Reichskanzlers. O. Berlin, 10. September. (Prio.-Tel.) Ein Ber liner Blatt erführt von unterrichteter Seite zu der von der „Frkf. Ztg." dem Reichskanzler zugefchrie- benen Sammlungsparole, daß Herr von Bethmann Hollweg sich mit der Frage einer Wahlparole bisher überhaupt noch nicht be schäftigt habe. Hinzugefüat wird, daß er auch „voraussichtlich eine so abgegriffene und wenig wirksame Parole, wie sie ihm jetzt zugeschrieben wird, nicht ausgeben werde". — „Abge griffen" und „wenig wirksam , das ist eine bemerkens werte scharfe Kennzeichnung der Sammlungsparole. Die sonderbare russijch-englisch-sranzösische Diplo matenzusammenkunft in München. (Vergl. a. Ausland.) z. Wien, 10. September. (Privattel.) Das sonder bare Zusammentreffen, das Iswolski mit den Wiener Botschaftern Englands und Frankreichs in München hatte, bleibt nicht ohne Folgen. Der an der Begegnung beteiligte fran zösische Botschafter Crozier Hal dem österreichischen Minister des Aeußern Grasen Aehrenthal im Auswärtigen Amt Aufklärungen über seine Zusammenkunft mit Iswolski in München gegeben. Daß solche Aufklärungen notwendig waren, ist bei dem sonderbaren diplomatischen Gebaren der beide» Botschafter begreiflich. Nach den von Crozier abge gebenen Erklärungen ist er nicht auf Einladung des Herrn Iswolski, sondern auf Einladung der Ge mahlin Iswolskis nach München gereist, und hat bei dieser Gelegenheit dem ihm von Kopenhagen her befreundeten Ehepaar angeblich nur sein Beileid über das Ableben der Mutter der Arau Iswolsti aussprechen wollen. Auch auf englischer Seite empfindet man das Bedürfnis, der lehr merkwürdigen Münchner Reise des englischen Botschafters Cartwright eine Aufklärung zu geben. Auch von dieser Seite wird betont, diese Reise habe lediglich privaten Charakter getragen. Weder der französische, noch der englische Botschafter, denen die Pflege der Be ziehungen ihrer Länder zu Oesterreich-Ungarn obliegt, hätten die Absicht gehabt, sich zu verschwören. (Es fragt sich, ob man diese Aufklärungen als genügend ansehen kann. Sollte Herr v. Crozier die Reise Wien—München nur zum Zwecke des Beileidsbesuchs gemacht haben? Und der englische Botschafter? Er hat wohl auch nur sein Beileid ausgedrückt? Bei Herrn Iswolski war ferner noch der serbische Minister des Aeußern!) Die deutsch-tschechische Berstiindigungskonscrenz. Hs Prag, 10. September. (Eigene Drahtmeldung.) Die parlamentarische Kommission des jung tschechischen Landtagsabgeordnetenklubs hat einstimmig beschlossen, die deutsch-tschechischen Verständigungskonferenzen zu beschicken. Weltlicher Schulunterricht in Madrid. nr. Madrid, 10. September. (Eigene Drahtmeld.) Nach langen stürmischen Debatten nahm der Madrider Gemeinderat den Eesctzvorschlag der Republikaner an und beschloß eine durchgreifende Reform des Volksschulunterrichts. Eine große Anzahl von Volksschulen soll gebaut werden und der Unterricht wird vollständig weltlich sein. Die Spionageaffäre Ungern-Sternberg. a. Petersburg. 10. September. (Priv.-Tel.) In dem Landesverratsprozeß des Korrespondenten des Wiener Korrefpondcnzbureaus für Presseangelegen heiten der hiesigen österreichischen Botschaft, des Barons Ungern-Sternberg ist die Unter suchung abgeschlossen. Die Akten sind an das erken nende Gericht abgegangen. Die Loge des Barons soll aussichtslos sein. Fernfahrt des „L. Z. VI." Stuttgart, 10. September. (Eigene Draht meldung.) Das Luftschiff ,.L. Z. VI" stieg früh 9 Uhr 5 Min. unter Führung des Dr. Eckener in Baden-Oos zu einer Fernfahrt nach Stutt gart aus; über dcrS^adt führte es cincSchlcife aus und landete um s^12 Uhr auf dem Cannstadter Exerzier platz in Gegenwart einer nach Tausenden zählenden Menschenmenge. Bei der Landung wurde das Luftschiff etwas seitwärts zurückgetrieben und streifte dabei eine Pappel, deren Aeste brachen und die Hülle unbedeutend beschädigten. Der Schaden wurde sofort repariert. Auf dem Lan dungsplätze war auch die Herzogin Dera anwesend. Um 1 Uhr 6 Min. stieg das Luftschiff wieder auf, um nach Baden-Baden zurückzukehren, wo es um 3 Uhr 18 Min. glatt landete. „Orient" startet nicht im Herteseld-Rennen! 0. Lerli«, 10. September. (Prio.-Tel.) Die Obstruktion der Privat st älle gegen den fiskalischen Stall Graoitz hat vollen Erfolg gehabt. Die in Betracht kommenden Rennstallbcsitzer sind da hin übereingekommen, für den Fall, daß „Orient" rm Hertefeld-Rennen startet, kein Pferd zu satteln. Die Leitung des Königlichen Gestüts Grabitz hat davon Abstand genommen, „Orient" in Deutschland noch starten zu lassen. Seine nächste Aufaabe ist das Pest er St. Leger, das am 2. Oktober gelaufen wird. Keine Typhusepidemie in Straßburg. Straßburg, 10. September. (Eigene Draht meldung.) Gegenüber den Meldungen mehrerer Blätter wird an zuständiger Stelle erklärt, daß eine Typhusepidemie in Straßburg nicht existiert. Die Veranlassung zu diesen Gerüchten gab die Auf nahme von 69 erkrankten Zöglingen aus der Kinder erziehungsanstalt St. Charles aus der Nachbar gemeinde S ch i l t i g h e i m. Vor etwa 10 Tagen wurden aus der Anstalt 10 Kinder eingeliefert, bei Lenen der Verdacht des Typhus bestand. Diese Krank heit ist auch inzwischen von den Aerzten festgestelll worden, während die bakleriologische Untersuchung noch zu keinem klaren Ergebnis geführt hat. Alle übrigen im Kinderkrankenhause aus Schiltigheim ein gelieferten Kinder wurden mehr aus Gründen der Vorbeugung ausgenommen. Die Cholera. (-) Rom, 10. September. (Eigene Drahimeldung.) In den letzten 2l Stunden sind in Apulien. 11 Per sonen an Cholera erkrankt und acht ge storben. cZ Petersburg, 10. September. (Eigene Draht meldung.) In Petersburg sind in den letzten 24 Stunden 63 Personen an Cholera erkrankt und 13 gestorben; die Gesamtzahl der Erkrankten be läuft sich jetzt auf 628. Der wiedergesundene Aviatiker. /X Paris, 10. September. (Eigene Drahtmeld.) Der vermißte Militäraviatiker Leutnant Decau- mont ist wohlbehalten in einer vom Manüvergebiet weit entfernten Ortschaft gelandet. Er mußte wegen Motordefektes niedergehen. Letzte Ssn-elsnsümüllen. -c- Berlin, 10. September. (Priv.-Tel.) Kündi gung der Bromkonvention. Zwischen der Brom- tonoention und der Gewerkschaft Eünthers- hall sind ernstliche Differenzen entstanden, da die Gewerkschaft Günthershall übertriebene Forderungen gestellt hat, deren Bewilligung die Bromkonvention abgelchnt hat. In Kreisen der Bromkonvention sieht man eine Kündigung der Konvention vor, jo daß auch Eüntbershall nicht in der Lage sein würde, ohne Baisscklausel Abschlüsse zu tätigen. 8. New York, 10. Septeinber. (Eigenes.Kabcl- qramm.) Rach dem heute veröffentlichten Monats ausweis des Stahltrusts betrug der Auftrags bestand Ende August 3537000 r; er ist dem nach gegen den 31. Juli, wo er 3 970000 t betrug, um 433000 r geringer. Ende Juni hatte er 4 257 000 r betragen. * Prag, 10. September. Zucker. Aussig Landungs platz neue Kampagne 26,25—26,40. * Havre, 10. September, 12 Uhr. Wolle ruhig September 186,50, Mai 176. * Havre, 10. September, 12 Uhr. Baumwolle auf geregt. September 89^L, Oktober 85, November 83'4, Dezember 82^, Januar 82»4, März 82)4, Mai 81Z^> Juli 81»/«. Rew York, 10. September. Fondsbörse. (Schluß.) I heute f vorher I S«ld-LarIL4 Ti. do. Zinsrate für etzteDarl.d.Tag. Wechsel a. Lond. 6i> Tage Sichi Wechsel a. Lond. Cavle TranSf. do. Part« Sicht do. Berlin Sicht Silber per Unze North.Pac.8«/oB. Atchison, Top. a. S.Fs com. Sb. do. preferred Baltim. a. Ohio Kanada Pacific Shesap. a. Ohio <5htcago, Milw. and St. Paul Tenv.Rto Gr.pr. Erie Ratlroad com. ShareS do. I. preferred JlitnotSLentrali nom. 711- 128 nom 4.8ZN 4,8640 SIS-!« Il li« 4.8Z.N 718« 25'4 42'!- LouiSv.a.Nashv.l MtsfouriUansaS and TeraS Missouri Pacific N. A. Sentral L Hudfon-Rtver N. D. Ontario and Western Norfolk a. West. Pennsylvania Reading do. l. preferred SoulücrnPacific, Southern Ratlw comm. Shares do. preferred Union Pacific do. preferred Wabash preferr. Amalgam. Lopp AnacondaLopp. Unit. Stal. Steel Korp. com. Sh. do. preferred l heule ! vorher 1411« 1411« 141 111^ ZS-H. 8- 4101- R'^ iN 1111» 221« 501- Z51- Z'' es'» 116 671« 146 * New York, 10. September. (Eigene Draht meldung.) Bei einem selbst für einen Sonnabend verkehr niedrigen Umsatz — es wurden nur 60 000 Stück Aktien gehandelt — waren die Kursoerände rungen ganz unbedeutend, Sporadisches Interesse be stand für Union Pacific in der Erwartung, daß diese den am Montag infolge der Dividendenzahlung ein tretenden Kursabschlag bald wieder einbringen wer den. Trotzdem die Spekulation einen günstigen Bank ausweis erwartete und das befürchtete <srostweter in den Maisgebieten nicht eingetreten ist, behielt die Börse bei dem geringen Besuch ihr lebloses Aus sehen bis zum Schluß. Schluß stetig. New York, 10. September. Produktenbörse. (Schluß.) Wetze« willig lolo September Tezcmber Mat Jul: »tat» Nau September L ezember Mat Mehl, Spring w'.ieat clcars «rtreidriracht Petroleum, debil daianc. - Stand, white Zucker 3>"N beute f vorher f ikupfrr s Standard lokv> »«fei» ll Faun- dry Northern Ttahllchicurii in New Norl Baumwolle lote September Novemver Februar in New Orl. loko Schmal,, West Sleam - RobeL Brolh. »affee, satr Rio Nr. 7 September Dezember heule I vorher 12.15 ! 1245 15,75 15.75 28.- ! 28- Ehicago, 10. September. Produktenbörse. (Schluß.) Welze» willig September Dezember Mais Nau Dezember Schmal, Sept. Oktober heute f vorher > t ueule f vorher N L- M- K- »Peck, short clear »ort Oktober Schlvcinr.Au- fuhr im Westen in Chicago Dru« mm Verlag de» Sechziger Tageblattes lk. Pot». Inh. ES. «utfchbach ch Lechzt«, lkhefredakteur: Dr. Ludwig Strttenhetm. SchranUvortlich« «edakleure: Ifir Politik t. v. «. iNrchrach, lokal, und sächsisch» Angelegenhellen, TageSchronU und Per- mtfchteS ». ». v»tN»r, das Feuilleton Pont Scha»mbnrg, Musik «k. Segnitz, Sport nnd «erlchtSsaal I. Haarfeld. Für di» HandelSzrichng «. tNrchrattz. Für dm« Inseratenteil «»gen vlcschkr. Sämtlich ta Leipzig Anschriften find nicht versdnttch ,n adressieren, sondern an den vertag, di« «rdaktch» oder dl« »eschSftSftell« de» Leipziger Dagrdchttr» zu richten. Unverlangten Manuskripten «st stets da« Nult- Port» beizustlgen. Für «lutkvwahrung »n» Rückgabe wird kein« Sewühr übernommen. Die vorliegende Nummer nmfaßt 88 Seite».
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)