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Sormts-, n. Srptrmder lSlv. tetmtyer Tageblatt. Nr. 2Sl. Iagrgany. dem dritten Akt fragt der Student: „Wissen Sie ge- wiß, daß das Stück nicht von Vulpius ist?" „Nein", sagt der Nachbar, „das Stück ist von Goethe. Nach dem vierten Akt meint der Student: «Ich glaube immer, das Stück ist von Vulpius." „Don Goethe" ist die Zurechtweisung des Nachbar». Am Schluß end lich behauptet der Student: „Sie mögen sagen, was Sie wollen, das Stück ist von Vulpius." Da erhebt sich endlich der stattliche Nachbar und sagt mit einem flammenden Auge: „Das Stück ist von Goethe' und ich bin Goeth e." „Sehr erfreut", sagt der Musensohn, . .nein Name ist Müller." Körperliche unü geistige Ueber- snltrengimg imü ihre Mlyen. Einer der berühmtesten Aerzte der Gegenwart, Str Lauder Brunton, hat in seiner Eigenschaft als Präsident der Jahresversammlung einer großen Londoner Aerztegesellschaft einen Vor trag gehalten, dessen Inhalt als ungewöhnlich wichtig bezeichnet werden kann. Der Tite, lautete kurz „Dte Ueberanstrengung", und die Aus.ührungen des Ge lehrten erstreckten sich auf alle Folgen und Formen dieser Einwirkung. Brunton ging aus von dem Gleichnis eines Drahtes, der entweder durch eine zu starke Be lastung reißt oder durch einen übermäßigen elektrischen Strom erhitzt und schließlich zum Schmelzen gebracht wird. Aehnliche Vorgänge werden durch Ueber- anstrcngung auch in den Geweben und Organen des menschlichen Körpers herbeigesührt. Die körper liche Art der Ueberanstrengung, wie sie sich bei An- glücksfälle«, oder unvorsichtigen Betätigungen einstellt und zu Knochenbrüchen und Muskelzerreißungen führen kann, ist weniger schwierig und heute wohl auch weniger wichtig als die andere Art, die durch das Geistesleben und das Nervensystem wirkt. Für die Erforschung ist diese schon deshalb schwieriger, weil die Veränderungen in den Nerven weniger leicht nachzuweisen und zu beurteilen sind. Mit den Wirkungen der Erregungen im besonder«, hat sich Darwin in einer seiner schönsten und muster gültigsten Untersuchungen beschäftigt, und sogar vor ihm Hut Harvey, der Entdecker des Blutkreislaufs, Treffliches darüber geschrieben. Er beobachtete den Ausdruck der Augen und das Zusammenziehen der Pupillen im Zustand der Angst, die Wirkung von Er regungen auf den Appetit, die dadurch bedingten Schwankungen der Gesichtsfarbe (Blässe der Wangen und Nötung der Ohren), und noch manches andere. Auch der Volksmund hat im Sprachgebrauch die körperlichen Folgen der Erregung festgelegt, wenn er zum Beispiel sagt: ein Herz schlägt noch vor Hoff nung oder ein Herz sinkt vor Furcht. Diese Beob achtungen sind vollkommen richtig, weil Hoffnung und Freuoe tatsächlich den Herzschlag verstärken, Furcht ihn abschwächen. Die Vermittler dieser Einflüsse sind die sogenann ten pneumoga st rischen Nerven, die in die Lunge, das Herz, den Magen, in Leber und Nieren und schließlich auch in die Gedärme ihre Zweige entsenden. Daraus erklärt sich nicht nur die Störung der Herztätigkeit, sondern auch die des Magens, die so oft zuin Eintritt von Uebelkeit nach starken Er regungen führt. Daß auch der Darm und anders Körperteile darauf reagieren, ist ganz bekannt. Vor allem wichtig aber ist die selbstverständlich «rscheinende Folgerung, daß sehr starte und lange dauernde Er regungen auch zu dauernden Störungen der Tätigkeit der wichtigsten Organe führen können und müssen. Aus einem Zustand schlechter Ernährung, der durch anhaltende Erregung herbeigesührt wird, ent steht dann weiter eine allgemeine Nervenschwäche oder, mit dem heute beliebten Fremdwort, eine Neurasthenie. Professor Brunton erinnert beispielsweise an die so häufige Verfassung, in die junge Mädchen «rach einer Enttäuschung in Liebesjachen ge raten. Wenn ihnen das Erlebnis wirklich ge nügend lief geht, so zeigen «ich die Folgen auch körperlich durch Abmagerung, Schwächung und Ver langsamung des Pulses, talre Hände und Füße und durch eine Verwandlung der weichen und samt artigen Beschaffenheit der Haut in einen trockenen, harten und schuppigen Zustand. Man sieht, welch weitgehende Folgen auch ein moderner großer Ge lehrter dem Lieoesleid zuschreibt. Einen ganzen Abschnitt seiner Erörterungen wid met er dem Einfluß des Nervensystems auf die A b - sonderungen der Drüsen aller Art und bespricht auch dabei die nachteiligen Einflüsse, die sich durch Ueberanstrengung zeigen. Diese Beziehun gen sind höchst eigentümlich, überraschend und für das Ergehen des ganzen Menschen bedeutsame. Nicht nur die Drüsen, an die man bei diesem Wort zuerst zu denken pflegt, sondern auch die des Magens und die wichtige Schilddrüse nehmen an diesen Vorgängen teil. Was das zu bedeuten hat, kann man danach ermessen, daß eine Beeinträchtigung der Schilddrüse zu einer Verlangsamung des gesamten Eästekreislaufs und auch zu einer Schwächung der geistigen Fähig keiten zu führen pflegt, während ihre übermäßige Entwicklung umgekehrt durch Beschleunigung des Säftekreislaufs zu einer ungesunden Erregung des Nervensystems Anlaß gibt. Brunton hat einen Fall beobachtet, daß eine solche von schweren Folgen begleitete Störung der Schilddrüse durch Eewitterfurcht zu- standckommen kann. Wahrscheinlich kann es auf diesem Wege auch zu einer Entwicklung von Zucker krankheit kommen. Daß auch der Derdauungskanal in engstem Zusammenhang mit dem Zustand des Nervensystems steht, geht schon aus der alltäglichen Beobachtung hervor, daß Leute, die in dieser Be ziehung zu klagen haben, gewöhnlich Hypochonder und Pessimisten sind. Eine Ueoeranstrengung der Nerven und des Gehirns im besonderen kann, wenn sie plötzlich erfolgt, einen Verlust des Gedächt nisses veranlaßen. Auch dafür gibt es zahlreiche Be weise, und man wird wiederum den Schluß ziehen müssen, daß eine allmählich vor sich gehende, aber an haltende Ueberanstrengung in gleicher Weise wir ken kann. Eine Erfahrung, die heute, wo fast jeder Mensch so viel lesen muß, vielleicht am häufigste«! gemacht wird, ist der Einfluß einer Ueberanstrengung der Augen auf das Gesamtbefinden. Viele Arten der Migräne werden teils durch Ueberanstrengung der Augen, teil« durch einen angeborenen oder er worbenen Fehler dieses Sinnesorgans hervorgerufen. Brunton meint geradezu, daß auf diesem Wege eine Vergiftung der Nervenzentren eintritt. Ein weiteres Kapitel wäre der Zusammenhang von Ueberanstrengung und übermäßiger Erregung auf das Herz. Hier tritt oft das ein, was man einen Eirculus vitiosus nennt. Ist durch ein« nicht ganz gesunde Herztätigkeit der Kreislauf in etwas gestört, so tritt dadurch eine nachteilige Wirkung auf die Nerven ein, und deren Erregung wirkt dann wie derum von neuem nachteilig aus den Kreislauf. Wie eng Nerven und Kreislauf Zusammenhängen, zeigt der zuweilen crstaunlick)« Grad Les Einflusses von Erregungen auf den Blutdruck. Professor Brunton hat an sich selbst Beobachtungen gemacht, daß eine Erregung, deren er nicht Herr zu werden wußte, seinen Blutdruck von 120 aus 100 Millimeter steigerte, und das plötzliche Anwachsen kann dein Menschen außerordentlich gefährlich werden. Eine Ueberanstrengung des Geistes scheint für das Herz immerhin weniger schädlich zu sein als eine Ueberanstrengung der 'Nerven durch Er regung. Aber auch die Ueberarbeitung des Ge hirns wird durch einen Verfall des Körpers bestraft, und das ausführende Organ der Bestrafung ist in -diesem Falle hauptsächlich der sogenannte Xsrvu^ vugns. Brunton schließt seine Auseinandersetzungen mit einer Warnung vor körperlicher Ueberanstrengung im jugendlichen Alter. Er erwähnt eine Unter redung, die er mit dein berühmten Prager Hygieniker Professor Hüppe gehabt hat. Die beiden Gelehrten einigten sich dahin, daß dieKinderin Deutsch land zu viel Schulaufgaben, in England zu viele Spiele und zu wenig Schulausgaben hätten, und daß eine goldene M i t t e l st r a ß e zwischen beiden Fällen gesucht werden müsse. Jeden falls kann eine Uebertreibung im Sport für junge Leute ebenso verhängnisvoll werden, wie eine Ueber anstrengung auf der Schulbank und in den häuslichen Arbeiten. Oer moörrne Menlür unü üer Menlür üer Zukunft. Ein Hauptmerkmal des modernen Menschen er» blickt Walther Nithack-Stahn in der Etn- druckssähigkeit. Wir haben uns. so führt er im Sep. temberheft von „Westermanns Monatsheften" aus, eine Feinfühligkeit der Sinne erworben, die in früheren Zeiten unerhört gewesen wäre, aber Hand in Hand damit geht, daß wir mehr aufnahme. fähig als schöpferisch sind. Es fehlt unserm Denken die große Linie, unserm Gefühl der erhabene Schwung, unserm Willen die Selbstsicherheit des He roen. Im Gegensatz hierzu steht ein zweiter Zug des modernen Menschen: sein Besonderheits drang. Mit kühnstem Widerspruch lehnt man Au toritäten ab. Man kämpft für das Recht, das der einzelne hat, und läuft bei diesem Kultus der eigenen Person Gefahr, sich über Gebühr zu verehren und über dem Kampf für die Rechte die Pflichten zu ver geßen. Rühmenswert ist unfer Wirklichkeits sinn. Kein Menschenalter hat je ein so offnes Auge gehabt für das, was ist. Naturwissenschaft und Ge- schichte, Politik und Kunst haben dem Wirklichkeits finn ihre Triumphe zu danken. Doch hat auch diese Tugend der Andacht zum Kleinsten ihre Kehrseite. Der Wirklichkeitssinn des modernen Menschen ist nur einseitig offen, für die Außenwelt. Das Nächstlie gende, das geistige Dasein des Menschen wird ver kannt. Doch ahnt man schon, daß hier eine sittliche Gefahr verborgen liegt, und ein Wandel bereitet sich vor: der moderne Mensch ist das Gärungsprodukt einer Uebergangszeit. Wir kommen von einem Jahr hundert her, in welchem der Mensch in der Natur- eroberung aufgina und darüber — sich selbst verlor. Und wir sind noch nicht so weit, daß wir uns selber uuebergesunden hätten. Wird das in Zukunft geschehen? Nithack-Stahn bejaht es und schließt seine Ausführungen: Dreierlei, scheint mir, wird zum Wesen der Menschen der Zu kunft gehören. Sie werden Jdeenmenschen sein. Gedanke«, werden sie schätzen lerne«, und an ihre ob jektive Wahrheit glauben. Um eine große Persön lichkeit zu nennen, die solchen Typus in der Ver gangenheit darstellte: es ist der seltsam unterschätzte, von den Modernes belächelte Schiller. Zum andern werden die Kommenden Pslichtmenschen sein. Mir heiliger Leidenschaft werden sie sich wieder hingeben — nicht nur an die Naturgewinnung, sondern a«, die inner» Angelegenheiten der Menschheit. Um nur einen Namen zum Beispiel zu geben: so war Lessing. Zuin dritten werden es Inneninenschen sein. Statr den Geist zu einer „Gehirnsunknon" zu machen, zur Begleiterscheinung materieller Vorgänge, wird man d,e Welt als Produkt des Geistes neu erkennen, wre es Fichte geian. Um es turz zu sagen: der moderne Mensch wird sterben, und auferstehen wird der Idealist. Oie MUH im Lrmemntvgrspllen. Die Art, wie in Amerika der Kine- matograph für wissenschaftliche Zwecke und für die Volksaufllärung verwandt wird, ist höchst bezeichnend, wie ein Beispiel lehrt, das im Journal der Amerikanischen Medizinische«, Vereini gung erwähnt wird. Es handelt sich um eine kine- inatoaraphische Vorsührung zur Veranschaulichung der Gefahren unreiner Mtlch. Die Pioniere der Kamera Haven zu diesem Zweck Meiereien aufgesucht, die ihnen wahrscheinlich ihre Pforten nicht geöffnet haben würden, wem, sie die Entlmllungen harten voraussehen können, die von de«, Photographen be absichtigt wurden. Die erste Szene des Schaustücks führt einen Sohn eines altmodischen, auf die Bak terien mit Verachtung herabsetzenden Farmers ein, der gerade mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn in seine alte Heimat zurückkehrt. Die schmutzigen Kuhslütte und die offenen, für Staub und Fliegen zugänglichen Milchbehälter werden getreulich zur Darstellung gebracht. Der Sohn, der etwas von der Hygiene gelernt hat, erhebt lerdenschastlichen Ein spruch gegen diesen Zustand, stößt aber auf einen unüberwindlichen Widerstand des alten Farmers, worauf das junge Paar alsbald seine Koffer wieder packt und den alten Großvater weinend an dem leeren Kinderwagen seines Enkels zurücklüßt. Die zweite Szene spielt in einer Stadt. Das früher so glückliche Heim des Ehepaares ist durch eine Krank heit des kleinen Kindes verdüstert. Der Hausarzt schüttelt den Kopf und zeigt auf die Milchflasche, die er als Ursache der Krankheit anklagt. Der Sohn schreibt in seiner Angst an seinen Vater, der eilends angereist kommt und zu seiner Bestürzung findet, daß die schlechte Milch von seiner eigenen Farm stammt. Das Ganze führt selbstverständlich zu einem glück lichen Ende, der Enkel wird gesund, und der Groß vater läßt, wie in, letzten Bilde gezeigt wird, seine Kuhställe und sämtliche dazu gehörige Vorrichtungen nach den Geboten der Hygiene einrichten. Die Ameri kaner können zum minderen die Behauptung geltend machen, daß solche Vorführungen mehr Nutz ,: stiften als das meiste, was in unseren Großstädten in solchen Theatern zu sehen ist. «SM» MIIIW M8MK ete. >»o« -c ,»»»7 c/r o IInüdertroKen an LekaMekkeit, kreisvvüräiKkeit und Kekonkeit. c/r . ia Liston von 12 vetr»g«. 7-uin Wisvden a. ?IÄtt«n «iimtlteder WLeebeerteo ewpüvblt sieb - Eine Urbertragung von Kraickheitsfiimctt bei Benuvuua dcö Telephons kann stallsindri« entweder durcb Vermittlung des Mundstücks oder des Dürers ü,-. Unckel'a >'er«Iit-Werde. Berlin W. lO, befassen sich seit längerrin im LeuUcken Reiche mit Genehmigung der ReichSpost mit der norichrisK-mäßlgen Teeinfcktioii der Telephon-Apparate im Abonnement, wodurch iede Anfieckung verkittet wird. — Nerolil ist geruchlos und giftfrei und stört nicht das Hörvermögen. — Biele Tau,ende sind bereits Abonnenten. Abteilung Letpzi,, S.Phtenftr. IS, Teletzh.u SSS8. 81kMr 8 ?aram68dött äas Vollkommenste äer beutixsn Lettenretorm. Ueieespeeon unck bin ckabvr in cker jecker Nonlrarrvnr ckie Spitre ru bieten. lob okkorie.rv meine prachtvollen, sokünon zerewtisrt reinen Weine, vio kolgt: Noselweln von 60 ktz. pro st'I äsest« an Lkelnireln von 70 1'1^. pro stffaseste an Koto u. vorllennxne!» von 80 1'ss:. an It«I. klativein süss, rot von 80 kkx. rrn ^»rraxou» kortwolu, sberrz Asäelra von 80 kkßf. pro k^ascsts an 8ekt, xnrantisrt k'lsseksnxLrunb, Lnkl. steuer von Nk. S an Ooxvao nnä Lllm -Vvr»olu»ltt von LL. 1.25 pro IKter an üolrt krnnrOs. kof^nno (Orixinalüascds) inlrl. steuer von Nk. 3.25 rrn kleseben enkveilrt» zoxen Aecbuakme ck« 0s>r«i» Polio», IterUu 8W. 61, Xw lodevoirtieeb dir. 1. in naobslep ttAie von l.siprig gsiogens ioistungofsiiige kuvkilnuvkenvi MI Sei IM m MM» bei Zauberei' ^uofüki'ung unci pünkiliobei' i.iefei'ung sofort ru üdei'netimön. 6eü. ^nkc»8vn erdete» u. 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