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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 11.09.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191009116
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19100911
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19100911
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-09
- Tag 1910-09-11
-
Monat
1910-09
-
Jahr
1910
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Nr. 2S1. 3sdr-rm-. Leipziger Spaziergänge. 11. September. Die erste Septemberwoche verging und weniaer Tage erfreuen wir uns noch bis zur Tag- und Nacht- gleiche, bis zum Herbstanfang. Draußen ist es fchon Herbst. Welk und gelb riefeln die Blätter von den Bäumen, die Tage versinken in Nebel und Dämmer und entringen sich schwer und spät den regennassen Nächten. Die Ernte des Feldes ruht langst in sicheren Scheuern daheim, und die weite, kahle Flur harrt des Pfluges. Nächst den Rüden sind nur die Kartoffeln noch nicht völlig abgeerntet, aber überall ist man eifrig beschäftigt, die kostbaren Knollen aus zugraben, in Säcke zu sammeln und heimzuschasfen. Die Kartoffel ist das einzige Gericht, das auf jedem Küchenzettel steht. Der Reich« mag sie nicht missen und genießt sie gern, wenn sie weich und fleischig ist. Dem Armen ist sie Brot und Zubrot zu gleich, und für manche kinderreiche Familie ist die Kartoffelfrage im Herbst eine Existenzfrage. Der Arbeiter aus dem Lande hat es ja leicht darin, er bebaut seinen eigenen Acker, erntet seine eigenen Kar toffeln und mästet sich ein Schwein für den Winter, hält sich wohl gar eine Ziege und Kaninchen im Stall hinter dem sekundlichen Häuschen, das uns blank und froh von der Strasse entgegengrüßt. Wie anders der Arbeiter in der Stadt. Er ist gezwungen, in steilen, talten Mansarden oder in niederen, dumpfen Hos- mohnungen zu Hausen, hat kaum Raum und Geld für die nötigsten Kohlen, geschweige für Kartoffeln und Korn. Und doch ist es für ihn nicht minder als für seine Kameraden auf dem platten Lande ein Gebot der Notwendigkeit, soundsoviel Zentner Kartoffeln zu schaffen, damit er die hungrigen Mäuler und Mägen daheim mittags stopfen kann. Am besten kauft man an der Quelle. In richtiger Erkenntnis dieses alten Ersahrungssatzes haben sich denn in der Großstadt seit langem viele kleine Leute zusammengetan, haben gemeinsam eine Ackerflur draußen vor der Stadt gepachtet und mit Kartoffeln bestellt, oder gemeinsam die Kartoffeln von soundso viel Morgen Acker mit dem Kraute gekauft. Wenn der Herbst kommt, wird aufgeteilt. Mit Weib und Kindern zieht man männiglich am Morgen hinaus und kehrt am Abend heim, mit schweren Säcken be laden. Jedes zieht einen Karren und Wagen, der alte, wackere Kinderwagen kommt hier noch einmal zu Ehren, nachdem er schon lange für das Zeitung? ausfahren zu gebrechlich erschien. Und mit den vollen, schweren Säcken reifer Früchte geht ein herber, frischer Erdgeruch in die Stadt, steigt den Spazier gängern angenehm in die Nase und erinnert sic daran, daß es Zeit ist, Kartoffeln für den Winter ein zukaufen. Und Kohlen. Denn neben dem Kartoffellager im Keller gähnt, wo vorigen Winter die Kohlen hoch aufgeschichtet lagen, ein dunkler, leerer Fleck. Sie verursachen dem besorgten Familienvater eine ge hörige Ausgabe vom Monatsgehalt, die Kohlen für den Winter: aber sie sind nun mal so notwendig wie die Kartoffeln: denn schon kommen die kalten Tage, an denen man sich nach den Doppelfenstern sehnt und dem vergessenen Freunde vergangener Wintertage, d-m guten Ofen in der Ecke freundlich zunickt: Warte nur, mein Alter, deine Zeit ist auch wieder da. Man mag es eine Geschmacklosigkeit nennen: aber cs ist doch nun mal Wahrheit, der Kohleneinkauf ist not wendiger als die Erneuerung des Theatcrabonne- ments, und bei jedem sorgsamen Hausvater wird, wenn er das Budget für den Winter aufstellt, oben an sieben: Für Feuerung und Licht ..... für die Wirtschaft für die Wohnung für den Fleischer und den Bäcker .... Dann lammen erst noch die Schulgelder, die Steuern, Prämien usw., und dann ganz unten erst heisst es auf dem Zettel: Thcaterabonnement, Konzertbilletts für Frau und Töchter, besondere Ausgaben für Bälle usw. O. du lieber Familienvater, mögest du fortan immer bei guter Laune bleiben, wenn die großen und die kleinen Ausgaben kommen, die nötigen und un nötigen. die Unkosten und die Vereinsbeiträge. Das Ouärtalsende ist da, der Quartalserste droht. Aber binrer ihm winkt der gesellige Winter mit tausend iroben Festen und Vergnügungen in den Vereinen, Kränzchen und Klubs. Winken Besuche van Vettern und Freunden, die sich zu erheitern und dich zu er freuen vom Lande kommen als Logicrbesuch. Ver doppele. verdreifache das Kapital für Extraordinaria und schaffe außerdem noch einen Extra-Extrafonds für unvorhergesehene Ereignisse; denn, wer weiß, vielleicht bereitet dir dein jüngstes oder ältestes Töchterchen zu Weihnachten noch die Uebcrraschunq, sich mit einem armen Haschcrl zu verloben, oder dein Filius geht auf die Freite. Ja, die Herren Söhne und d e Fräulein Töchter üben nun mal leider nicht die Vorsicht, ihre zahlenden Eltern rechtzeitig von solchen Außergewöhnlichkeiten in Kenntnis zu setzen. Und die Eltern würden sich doch so sehr, im vor aus nach viel mehr, darüber freuen, denn ach, wie auch die Frau nach Berufen strebt, der alten Bräuche lacht und nicht mehr auf den Freier wartet, zur Ehe fühlen sie sich alle immer noch am ehesten berufen. Nun naht die Zeit der Bälle und Coir-'-en, tretet murig in die Reihen, ihr Mütter, und haltet Aus- 'chau! Und ihr, Väter, macht kein grämlich Gesicht! Laßt den Winter kosten, was er wolle, das eine hat er immer treulich noch gehalten, daß es um die selige Weihnachtszeit tausend Verlobungen gab. Und wer Leimiger Tageblatt. dabei nicht an den Mann kam, den tras's zu Ostern, ganz bestimmt zu Pfingsten. Das ist sicher. Dom Sommer, von den Seebädern als Ver- lobungsstistern dagegen ist nichts zu halten, das habt ihr ja doch kürzlich erst erfahren, als ihr nach vier regnerischen, kalten, unverantwortlich teuren Wochen mit sechs völlig unvcrlobten Töchtern aus Herings dorf heimkehrtet, und auch nicht eine Spur von Hofs nung auf dergleichen mitbrachtet. Sand und See- waster nähren den nutzlosen Flirt, aber der trauliche Winter am wärmenden Ofen, vor festlichen Tafeln, beim fröhlichen Tanz, heizt den Liebenden ein, daß sie Farbe bekennen. karst Lefiaunrburx. Kus Sschlen. Dresden, 10. September. -r. Ehrung. Dem mit Ende dieses Monats aus dem Amte scheidenden Präsidenten der General direktion der sächsischen Staatseisenbahnen. Herrn v. Kirchbach, wurde heute abend vom Gesangverein der Staatseisenbahnbeamten aus Dankbarkeit für das bewiesene Wohlwollen ein Fackelzug mit Serenade dargebracht. Die sehr lebhafte Beteiligung an der Huldigung sowohl von aktiven als auch von passiven Mitgliedern zeigte, welche Wertschätzung dem Herrn Präsidenten aus allen Kreisen des ihm unter stellten Personals entgegengebracht wurde und daß ihm ein treues Gedenken bewahrt bleiben wird. * Deutscher Sprachverein. Die 16. Hauptver sammlung, verbunden mit der Fünfundzwanzig jahrs eier des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins beginnt heute hier im Vercinshause. Vorgesehen sind für heute eine Sitzung des Cesamtvorstandes, eine freie Besprechung der Vertreter und ein Be grüßungs- und Unterhaltungsabend. * Kindesleichnam gefunden. Im Hause Glacis straße 25 ist am 8. d. M. ein in braunes Papier und eine weiße Schürze eingehüllter weiblicher Kindesleichnam aufgesunden worden. soll. Oschatz, lO. September. (Der zehnte säch sische Fortbildungsschultags wird hier im Saale der Bürgerschule am 24. und 25. September abgehalten. Auf der Tagesordnung stehen u. a. eine öffentliche Versammlung am 24. September nachm. 4 Uhr, in der Direktor Haase-Oschatz über die staatsbürgerliche Erziehung in wenig gegliederten Fortbildungsschulen sprechen wird, und eine zweite öffentliche Versammlung am folgenden Tage um 11 Uhr vorm. mit einem Vorträge von Lehrer 5 ch ä m e-Drcsden über den Dualismus im säch lichen Fortbildungsschulwcsen und seine Beseitigung durch das Gesetz. Anmeldungen zur Teilnahme sind vis 20. September an Direktor Haase - Oschatz zu richten. * Riesa, 10 September. lDcr steigende Herbst verkehr) aus der Elbe macht sich auch an den hiesigen Umschlagsplätzen bemerkbar, wo zurzeit infolge des lebhafteren Verkehrs Mangel an «Eisenbahnwagen herrscht. Verursacht wird der Wagenmangel zum Teil allerdings auch mit durch die jetzt vorzunehmenden Manövertransporte. Zum Umschlag gelangten in der verflossenen Woche am hiesigen Hafenumschlagsplatz Korkholz, Schwefel, Alteisen, Futtermittel, Baumwolle, Heringe und diverse Stückgüter. i. Chemnitz, 10. September. lLohnbewegung.) Die hiesigen Zcmentnrbeiter, wie Former, Tisch ler und Hilfsarbeiter, halten an die hiesigen Unter nehmer Forderungen eingereicht, erhielten aber keine Antwort. Gestern abend wurde nun in einer stark besuchten Versammlung einstimmig beschlossen. in den Streik einzutreten. Verlangt wurden für Zement former und -tischler 55 und für Hilfsarbeiter 45 Stundenlohn, außerdem wurde für Ueberstunden- und Nachtarbeit ein 20—40prozentiger Lohnzu schlag verlangt. i. Burgstädt, 10. September. «Wasserleitung.) Die städtstchen Kollegien beschlossen für die zu er weiternde Wasserleitung eine Anleihe in der Höhe von 200000 ./r auszunehmcn. * Reichenbach, 10. September. (Schlechte Ernte.) Wie dem „Reichend. Tageblatt" aus dem oberen Vogtlande geschrieben wird, steht in den vom Wald umsäumten Ortschaften noch viel Getreide auf dem Halme. Bei dem vorherrschend kühlen Sommer hat die Reife wenig Fortschritte machen können, und da auch der September, der uns meist noch schöne warme Witterung brachte, diesmal ebenfalls kühles und regnerisches Wetter mit sich führt, so braucht man sich hier nicht zu wundern, wenn kaum 6 Stunden von hier entfernt sogar noch Roggen ungeichnitten auf dem Felde sich vorfindet. Der Hafer ist selbst verständlich in der Reise noch weiter zurück, so daß noch Wochen vergehen können, bevor in den Gebirgs gegenden des oberen Vogtlands die letzte Garbe in die Scheuer gebracht ist. ! Plauen i. B., 10. September. (Verband Sächsischer Lehrerinnen) In Plauen wird die letzte Woche im September dem Schulwesen ge widmet sein, denn an das vom 22. bis 24. September stattfindendc 100jährige Seminar-Jubrläum, zu welchem bereits gegen 500 ehemalige Schüler der Lehrerbildungsanstalt angemeldet sind, schließt sich unmittelbar die dreitägige Landesvcrsammlung des Verbandes Sächsischer Lehrerinnen, die zum erstenmal in Plauen tagt. In der ersten öffent lichen Versammlung, die in der Aula des neuen Realgymnasiums abgehalten wird, am Sonntag, den 25. September, vormittags, spricht Frl. Magdalene Focke-Leipzig über „Lcbenskunde in der Mädchensortbildungsschule". Die zweite öffentliche Versammlung findet Montag, den 26. September, nachmittags 2 Uhr ebenfalls in der Aula statt. Es sprechen Frl. Marie Stöckert- Leipstg über „Fachlehrerinnenbildung" und Frl. Mathilde Roth-Waldheim über „Die gebräuch lichsten Erziehungsmaßnahmen der Volksschule". Die Abteilung der Fachlehrerinnen plant für die Tagung eine Ausstellung zur Reform des Nadel- arbeitsuntcrrichts in der Höheren Bürgerschule, außerdem wird eine Kochlektion adgehalten und orthopädisches Turnen vorgesührt werden. i. Hohenstein-E., 10. September. (Tarifbe- w c g u n g.) Vor zwei Jahren schloß die hiesige Wederinnung vereint mit der Lichtenstcin-Calln- berger Weberinnung für die Deckenhandweber dieser drei Städte einen Lohntarif ab, der den Webern eine durchschnittliche Lohnerhöhung von 10 Prozent brachte. Dieser Tarif läuft am 30. Sept- tember ab, und erregt cs unter der hiesigen Hand weberbevölkerung Mizzfallen, daß dieser Tarif seitens der Innungen noch nicht wieder erneuert wurde. In nächster Zeit will die Leitung des Textilarbeiter verbandes hierzu nun Stellung nehmen. * Annaberg, 10. September. (Eingemein dung.) In der gestrigen geheimen Sitzung des Stadlrats wurde der Vertrag über die Eingemein dung von Kleinrückcrswalde in den Stadtbezirk beschlossen. Durch die Einverleibung erhält die Stadt Annaberg einen Zuwachs von 20000 Seelen. * Radeberg, 10. September. (Neues Stadt- verordneten-Wahlrecht. — Pfarrerwahl. — Hohe Gäste.) Die Stadtverordneten stimmten gestern in 2. Lesung der vom Stadtrate nach ihren Vorschlägen geänderten Wahlrechtsvorlage mit 10 gegen die 4 sozialdemokratischen und 2 fortschritt lichen Stimmen zu, so daß also im neuen Jahre ein nach der neuen Vorlage zusammengesetztes Kollegium bestehen wird. Es ist in drei Klassen zu wählen (bis zu einem Einkommen von 1600 ./6 die 1., von über 1600 ./z bis zu 4000 .>6 die II. und über 4000 ./z die III. Klasje). Die Klassen haben an ver schiedenen Tagen zu wählen und zwar hintereinander die 1., 2. und 3. Es findet in diesem Jahre Integralerneuerung und aller 2 Jahre die Wahl eines Drittels statt, und zwar sind 21 Stadtverordnete, 11 Ansässige, 7 Unansässige und 3 frei Wählbare zu wählen. — Eine sozialdemokratische Inter pellation, wegen der Flcischtcuerung an die Reichsrcgierung heranzugehen (Oeffnung der Grenzen — Aufhebung des Futtermittel-Schutzzolles), schei terte an dem Widerspruche von bürgerlicher Seite. — Der in Vreting amtierende Pfarrer Kränket wurde als Pfarrer in Niebra bei Werdau gewählt. — Heute. 10. September, passierten der König mit seinem Gaste, Lord Roberts, die hiesige Stadt, um in das Uebungsgeländc der Dresdener Garnison zu gelangen. d Zittau, 10. September. (Lin im Alter un gleiches Brautpaar) nahm gestern seinen Weg zum Standesamt, um sich der Trauung zu unter ziehen. „Er", der Bräutigam, ein hiesiger Fleischer geselle, zählte 25 Lenze, „Sie", die Braut, eine 70jährige Witwe. Da die „junge Frau" über ein ansehnliches Kapital verfügt, wollen beide eine Gastwirtschaft erwerben und bewirtschaften. Kus Ssüttens Umgebung. * Halle a. S„ 10. September. (Jin Streit um die freie Arztwahl.) Der Konflikt zwischen der Aerzteschajt und den Kraukenkassenvorständen hat sich erheblich verschärft und auch die Bürgerschaft zu einer Stellungnuhme veranlaßt. Vorgestern hatte sich bereits eine vom deutsch-nationalen Handlungs- gehilfenverbande einberufenc Versammlung mit der Frage der freien Aerztewahl beschäftigt und sich für die Einführung dieser aus gesprochen. Gestern abend tagte nun eine voni „Sozialen Ausschüsse", das ist von der Vereinigung folgender nationalen Korporationen: Deutschnationaler Handlungsgehilfenverband, Christ lich-nationales Eewerkschaftskartell, Kaufmännischer Verein weiblicher Angestellten, Ortsverband deutscher Gcwcrkvereine (H.-D.). Evangelischer Arbeiterverein, Nationales Kellner-Kartell, Verein erwerbender Frauen und Mädchen, einberufene Versammlung, die gleichfalls die Oefsentlichkeit über die Angelegenheit austlären wollte. Der Zudrang zu der Versamm lung war ein so starker, daß der über 2500 Personen fassende Saal zeitweise polizeilich abgesperrt werden mußte. Auf einen Aufruf des Krankenkassen verbandes hin hatten sich die Anhänger der Sozial demokratie besonders zahlreich cingefunden. Nach einem Vortrage des Herrn Dr. med. Magen über „Was ist und was will die freie Aerzte wahl?" entspann sich eine bis in die Nacht hinein dauernde Diskussion. Als von den Einberufcrn eine Entschließung eingebracht wurde, in der die freie Arztwahl gefordert und der Magistrat ersucht wird, als Aufsichtsbehörde einzugreffen, um den Kassenmitgliedern eine ausreichende ärztliche Ver sorgung zu sichern, kam es zu lärmenden Auseinander setzungen. die fast in Tätlichkeiten ausarteten. Der Vorsitzende sah sich gezwungen, die Versammlung zu schließen. Die Erregung in beiden Lagern war eine so tiefgehende, daß der Streit noch auf der Straße Sonntag, ii. September 1910. seine Fortsetzung sand. An der Versammlung nahmen auch gegen 80 Aerzte teil. U. Delitzsch, 10. September. (Bestätigung.) Der Erste Bürgermeister Nam pol dt wurde von der Regierung in gleicher Eigenschaft auf fernere 12 Jahre bestätigt. * Ranis, 10. September. (Unfall.) Im nahen Großkamsdorf geriet gestern der Arbeiter Karl Walther aus Bucha bei seiner Beschäftigung an der Dreschmaschine in das Getriebe. Dabei wurde ihm der rechte Arm bis zum Ellenbogen ab gerissen. * Ronneburg, 10. September. (Stiftung.) Stadtrat und Burgervorstand bewilligten aus Anlaß des Besuches des Herzogpaares 5000 zu einer Ernst-Adelheid-Stistung. Die Zinsen davon sollen kranken und in Not geratenen Bürgern der Stadt zugute kommen. s. Koswig a. Elbe, 10. September. (Versagte Veterancnjpende.) Der hiesige Gemeinderat hat einen Antrag des Magistrats, den hiesigen 40 Veteranen, die unter 1200 ./t Einkommen haben, eine Ehrengabe von je 10 ./i zukommen zu lassen, mit 11 sozialdemokratischen gegen 7 bürgerliche 'Stimmen abgelehnt. ab. Magdeburg, 10. September. (Beim Spiel erstickt. — Heroische Tat.) Zwei Knaben, die sich beim Spielen in einem Koffer versteckt hatten, erstickten, da das Schloß des Koffers zuschnappte und die Hilfe zu spät kam. — In Beelitz ließ der Schlosser Bardeleben, der infolge einer Armlähmung seit 16 Wochen im Krankenhause liegt, im Interesse der Heilung eines mit schweren Brandwunden bedeckten Knaben von seinem Körper große Hautflächen herunterschneiden. * Münchenbernsdorf, 10. September. (Selbst mord.) Im Walde zwischen Eroßebersdorf und der Hohen Reuth fanden Frduen den 54 Jahre alten l Handelsmann (Namen in den Papieren unleserlich) f aus Siegmar bei Chemnitz erhängt auf. vermMtes. Ein merkwürdiges Dekret. Napoleon I. hatte Beamte, auf die er sich verlassen konnte. Sie waren fast alle aus dem Soldatenstande hcrvorgegangen, und das Autoritätsprinzip wurde von ihnen streng und unter allen Umständen aufrechterhalten. Das ergibt sich auch aus nachstehender Geschichte, die der „Figaro" erzählt: Im Jahre 1813 verwaltete Herr Du Colombier einen Bezirk an den Ufern des Rheins. Eines Tages verbreiteten die Feinde des Kaisers, um Verwirrung zu stiften, das Gerücht, daß Napoleon gestorben sei. Das Volk begann un ruhig zu werden. Herr Du Colombier war sicher auch nicht frei von Unruhe und Sorge. Aber er war ein unerschrockener Mann, der genau wußte, was er seinem Kaiser schuldig war. Als die Nach richt vom Tode des Kaisers sich immer weiter ver breitete, ließ er ein Präsekturdekret anschlagen, das also lautete: „In Anbetracht dessen, daß böswillige Menschen, die allein derartige Gerüchte in die Welt setzen können, die Nachricht vom Tode des Kaisers verbreitet haben, dekretieren wir: Para graph 1: „Der Kaiset lebt!" — So sah ein Beamter der großen Napoleonischen Schule aus! Die Gestellungspflicht der Deutschen in Rußland. Der Kaiserlich Deutsche Generalkonsul zu Petersburg macht, wie uns nntgeteilt wird, über mehrfache Mängel Mitteilung, die sich bei der Gestellung von in Rußland lebenden Deutschen heraus gestellt haben. Es tritt häufig der Fall ein, daß mili tärpflichtige, aus Rußland kommende Leute sich zwecks Entscheidung über ihre Militärverhältnisse den deut schen Ersatzbehörden stellen, ohne im Besitze der nötigen Legitimationspapiere zu sein. Es ist dann schwer, oft ganz ausgeschlossen, die Staatsangehörig keit, den Geburtstag und Ort usw. dieser Personen festzustellen. Eie sind auch selten im Besitze größerer Barmittel, und können daher eine Rückreise zwecks Beschaffung der nötigen Ausweispapiere nicht an treten, auch nicht den Eingang der Papiere ab warten. So geraten sie häufig in Not. Es empfiehlt sich daher dringend, daß in Rußland lebende Deutsche ihre Reise nach Deutschland für den Eintritt in das Herr nicht früher antreten, als bis sie sich im Besitze eines Tauf- oder Geburtsscheines und ordnungs mäßiger Ausweispapiere befinden, aus denen deutlich hervorgeht, daß sie die deutsche Staatsangehörigkeit besitzen. Derselbe Ilebelstand macht sich bemerbar, wenn militärpflichtige Leute aus Rußland bereits im 1. oder 2. Militärpflichtjahre sich den deutschen Ersatzbehörden stellen. Leute, die körperlich zwar ge sund, aber für den Heeresdienst noch nicht kräftig genug sind. Sie erhalten dann den vorläufigen Be scheid „1 Jahr zurück", haben häufig nicht die Mittel, nach Rußland zurückzukehren, und leiden gleichfalls Not. Oder aber sie kehren nach Rußland zurück, melden sich nicht wieder. La es an Geld für eine er neute Neffe nach Deutschland mangelt, müssen später jahrelang gesucht werden, und werden schließlich wegen Verletzung der Wehrpflicht bestraft. Es liegt daher im Interesse der Militärpflichtigen, möglichst ausgiebigen Gebrauch von der Befugnis zu machen, sich durch üie zuständigen deutschen Konsulate bis zu ihrem dritten Militärpflichtjahre zu r ii ckste l l e n zu lasten, und erst dann die endgül tige Regelung ihrer Militärverhältnisse zu be antragen. />> o//ez? Az-ä/tezz, oczc6 vze/e «Ar/z-o/o^mo/e, z'z? /ez/ez- ^z-ezs-o^e czz,^ z?czz- FLz/ez? ^czo/z/s/eo. ^o.'/o^ezi /ü> ^Tzz^ezz, Dzvazrs, De/Zezi czzrz/ 2'o^e/L ÄiT'/Te/'e/r a/7ee e/)o^z7z-/«z7, Z7rz««zzo^7 zz» Fozzzezrz/e/oz-zr/zözzez», ^«zzr-z>, czzzz czzrz/ ' .. FemrzLez-/ vom e//vok, 'Vez-ozzz/ezz- zzzzz/ 40-ro^/?oLe, .'. .'. 6c7?*c/7>re7r <7LZLFe/czo§/ -zr-z-z^zr/e, Kczz^/cz-^oz-z-zz'vz-ez,, Lzr/SLoz-eL, e/)oz-er, Gz-z/e. Äz/sL, Äsozz-^oz-z/zzreo, Äaziz.'z7z-Lez7L/?ozeL, ÄeZ/o'-Loz-a/zozzsz- e/e. m,/ ak-cz />z7/7z-z-z/,o Ä'zzz7z/z/--^oz-z7/zoz>oz, z'z, -rook, Ve/oczz-L, t?/F/oL rzziz/ .'. L-zzz-zz. Aozzzz»oz/ezzz/ez-<-«zz izzzz/ zLo/zzz/ec^ezz c/e7? 6e777'es Z?a^67' o/7enks//5cffe 7s/)/r/c/re u//'e s/e 7/i n/'c/il rv/ec/e/' rv f//7</en /st. öero/rc/e^e Sesc/ikvn^ ver-cff'enen ck/e TVe/se c//e Keckem 6. -K !77MZZ?Z7Z-L/ F'
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