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Anspruch genommen werden, vor dem Durchbiegen sichern sollen. Der eine dieser Gurte, gewöhnlich der oberste, dient zugleich als Auflager für die Quer balken, welche die Brückenbahn bilden. Gegen das Grundprinzip des Ni'ville'schcn Systems dürste nichts einzu wenden seyn, die konstruktive Anordnung läßt aber Vieles zu wünschen übrig. Dahin gehört die Verbindung des Schmiedeisens mit dem Gußeisen in den Rahmen; die schwache Verbindung der Diagonaleisen mit denselben; ferner die Ausführung der Diagonaleisen, welche auf Druck in Anspruch genommen wer den und die denjenigen ganz gleich sind, welche absolut wirken sollen; endlich die Anordnung der Gurteisen, welche, wenn sie nicht als Auflager der Quer balken dienen, bei gehöriger Stärke der Druckstreben ganz entbehrt werden können. In England ist das Nepitte'sche System weiter ausgebildet und zwar nach dem Patente des Kapitäns Warren, welches daselbst auch den Namen Warren- System führt. Von denjenigen größeren Brücken-Ausführungen in England, bei welchen die Verbindung der Rahmen durch Diagonalstäbe hcrgcstcllt ist, welche sich nicht schneiden und mit den Rahmen Dreiecke bilden, soll zuerst er wähnt werden: die durch Joseph Cubitt erbaute Brücke über den Trent bei Newark, welche in der Linie der Great-Northern Eisenbahn den Fluß in schiefer Richtung schneidet und 240'/, cngl. Fuß Spannweite hat. Die Brücke hat für eine zweigeleisige Bahn vier 17 Fuß hohe Träger, von welchen je zwei für ein Gelcis 13 Fuß im Lichten von einander entfernt sind. Der Kopf eines Trägers besteht aus einer gußeisernen hohlen, im Aeußern achteckig geformten Röhre, welche 1'/, Zoll Wandstärke und in der Mitte der Länge 18 Zoll, an den Enden aber 13 Zoll Durchmesser hat. Die Röhre besteht aus 29 Stücken von xxtr. 9 Fuß Länge, welche an den Enden in den Stoßflächen genau be arbeitet und mittelst Flanschen und Bolzen verbunden sind. Der ebenfalls hori zontale Fuß des Trägers besteht aus schmiedeisernen Platten von 18'/, Fuß Länge, 7 bis 8 Zoll Höhe und "/, bis z/r Zoll Dicke, welche von den Enden des Trägers nach der Mitte an Zahl zunehmen und wie die Gieder der Hänge brückenketten verbunden sind. Die Bolzen zur Verbindung der Platten haben eine solche Länge, daß durch dieselben die zwei zusammengehörigen Träger eine Verbindung erhalten, auch sind über die Bolzen gußeiserne Hülsen geschoben um die Entfernung der beiden Träger zu normiren. Eine gleiche Verbindung findet am Kopfe je zweier zusammen gehöriger Träger statt. Die diagonalen Verbindungen der Rahmen sind unter 80 Grad gegen den Horizont geneigt und bestehen diejenigen, welche absolut in Anspruch genommen werden, aus zwei neben einander liegenden schmiedeisernen Stäben von 8 bis 9 Zoll Breite und '/r Zoll Dicke, die auf Druck wirkenden aus Gußeisen. Die gußeisernen Stre ben haben oben eine gabelförmige Gestalt, umfassen den ober» röhrenförmigen Rahmen und sind die sämmtlichen Diagonal-Verbindungen mit dem obern und untern Rahmen durch die gedachten Querbolzen verbunden. Ein Theil der Be lastung des untern Rahmens ist durch zwei vertikale Hängecisen von 1 Zoll Durchmesser, welche neben den Verbindungsstellen der Platten des untern Rah mens befindlich sind, auf den obern Rahmen mit übertragen. Querträger sind nicht vorhanden, dagegen obere und untere horizontale Diagonal-Verstrebungen angeordnet. Die Eisenbahnschienen ruhen auf einem 8 Zoll dicken Bohlenbelag, welcher auf dem unteren Rahmen liegt. Das ganze Eigengewicht des Brücken- Oberbaues beträgt 589 Tons und das Gewicht des Eisens pro Träger 22'/, Tons. Ein anderes interessantes Bauwerk, welches im Oberbau nach dem Warren- System konstruirt ist, gibt der Crumliu-Viadukt, mittelst welchem die Newport- Abergavenny-Hereford Eisenbahn bei Crumlin, in der Nähe von Newport (in South-Wales) ein Thal überschreitet. Von denjenigen Brücken aus Eisen nach den Systemen ausgeführt, welche in Amerika in Holzkonstrukzion häufig in Anwendung gekommen sind, möge hier die folgende erwähnt werden. Der Besitzer einer Maschinenfabrik in Washington, Namens Rider, hat auf we Anfertigung von Brücken ein Patent erhalten, welche gewöhnlich Ri der sche Fachwerksbrücken genannt werden. Eine Brücke nach dieser Konstrukzion ist IN Nordamerika zwischen Washington und Georgetown über den Rock-Ereek auf l^IO engl. Fuß Spannweite ausgeführt, und hat für zwei Fahrbahnen drei Träger, deren Entfernung von Mitte zu Mitte 12 Fuß beträgt. Außer halb der Träger sind noch zwei Fußwege ü 5 Fuß Breite vorhanden. Die Träger dieser Brücke bestehen aus dem ober» und untern Rahmen, welche durch gußeiserne vertikale Ständer und durch Diagonalstäbe von Schmiedeisen ver bunden sind, welche sich unter 90 Grad schneiden. Der obere Rahmen ist durch zwei I-förmige gußeiserne Platten von 7 Zoll Höhe, 4 Zoll Breite und '/, Zoll Stärke, welche durch Schraubenbolzen mit einander verbunden sind, gebildet; der untere Rahmen aber aus zwei auf di- hohe Kante gestellte» Schienen von Schmiedeisen von 5 Zoll Höhe und '/, Zoll Stärke, ebenfalls durch Schrauben bolzen mit einander verbunden. Auf den unteren Rahmen liegen gußeiserne Querträger welche den Belag der Bahnen tragen. Die gußeisernen 8 Fuß 4 Zoll hohen Ständer haben im vertikalen Querschnitt der Brücke eine Dreiecks ¬ form und stehen mit ihrer Basis auf den Querträgern, welche zur Aufnahme der unten gabelförmig gestalteten Ständer mit entsprechenden Vertiefungen ver sehen sind. Die Diagonaleisen der Wände welche ein Gitterwerk bilden, gehen von dem obcrn und untern Ende eines Ständers nach dem untern oder obern des nächst dritten und sind an ihren Enden mit Oesen versehen, um sie durch Schraubenbolzen mit den beiden Rahmen verbinden zu können. Unter den Querträgern befinden sich gewöhnliche horizontale Diagonalverbin-ungen. Die Brückenbahnen bestehen aus Bohlen, welche auf den Querträgern befestigt sind. Die Rider'schen Träger sind nicht so konstruirt, um als ein Muster aufge führt werden zu können; vielmehr, besonders in der Anwendung der vertikalen Stützen sowohl wie der Diagonalstäbe, nicht auf richtigen Prinzipien basirt.— Bei der Konstrukzion der Brückenträger ist auch das Hängewerks-Prinzip in Anwendung gekommen. Eine größere dieser Art Brücken liegt in der Eisenbahnlinie von Baltimore nach Ohio bei Harpers Fcrry, und ist von dem Ingenieur Wendel Boll mann erbaut. Die lichte Weite der für eine cingeleisige Eisenbahn eingerichteten Brücke beträgt 124 engl. Fuß. Die Brückenbahn ist zu beiden Seiten derselben in 15'/, Fuß Entfernung mittelst schmiedeiserner Schrägbänder an gußeiserne Spannbalken gehängt, welche auf gußeisernen Unterlagsstücken liegen, die auf den steinernen Stirnpfeilern befestigt sind. Außerdem ist die Bahn mittelst verti kaler gußeiserner Säulen an die Spannbalken gehängt. Die Spannbalken sind hohl, im Aeußeren achteckig, im Innern aber kreisförmig und haben etwa 1 Zoll Wandstärke. Die Stücke aus welchen dieselben zusammengesetzt sind haben eben falls 15'/, Fuß Länge, so daß sich vertikal über jedem Befestigungspunkte der Schrägbänder an die Brückenbahn ein Stoß der Spannbalken befindet. Zwischen je zwei vertikalen Säulen sind noch zwei Diagonalbänder eingespanut, welche theils an den unteren Enden der Säulen, theils an den Enden der einzelnen Theile der Spannbalken befestigt sind. Die Schrägbänder, welche aus mehreren Stücken zusammengesetzt und wie die Kcttenbögen der Hängebrücken mittelst Oesen und Bolzen verbunden sind, gehen durch Oeffnungcn welche in den verti kalen Säulen beim Guß ausgespart sind, so daß sich die Schrägbänder nach ihrer Lage frei bewegen können, und zur Spannung der Diagonalbänder sind dieselben an ihren oberen Enden mit sogenannten Prony'schen Schrauben ver sehen. Die unteren Enden der vertikalen Säulen sind mit kastenförmigen An sätzen versehen, in welchen nach der Länge der Brücke zu jeder Seite der Bahn hölzerne Laugschwellen und nach der Breite der Brücke Querschwellen liegen, welche die Langschwellen unter den Schienen tragen. Zur horizontalen Verstrebung der Brücke dienen unter der Bahn diagonale Schienen aus Schmiedeisen und dergleichen in der Höhe der gußeisernen Spann balken. Dieselben sind außerdem in 15'/, Fuß Entfernung und 15'/, Fuß über der Oberfläche der Schienen durch hohle gußeiserne Röhren abgestrebt, in welchen sich zur Verbindung der Spannbalken mit Schrauben versehene Zugbänder be finden. Die sämmtlichen Eisenlheiie der Brücke ercl. der gußeisernen Unter lagsstücke sollen 43,528 Pfo. L '/, Kilom. wiegen.^ Die Träger der bis jetzt beschriebenen Brücken haben in ihrer ganzen Länge, mit geringer Ausnahme, gleiche Höbe und die Rahmen sind gewöhnlich hori zontal, oder doch nur wenig von der Horizontalen abweichend, da eine geringe Sprengung der Träger Wünschenswerth ist, um bei völliger Belastung derselben ein Durchbiegen möglichst zu vermeiden. Diese Form der Träger hat in kon struktiver Hinsicht manche Vorzüge und ist die Anwendung derselben deshalb auch so häufig. Da diese Träger aber in ihren einzelnen Theilen sehr ungleichmäßig in Anspruch genommen werden, so sind Brückenträger auch in solchen Formen kon struirt, bei welchen sie sich der Form eines Körpers von gleichem Widerstande nähern. Hierbei ist entweder der obere Rahmen horizontal und der untere bildet eine Kurve, oder der untere Rahmen ist horizontal und der obere gekrümmt, oder es sind endlich beide Rahmen gekrümmt. Die auf diese Weise kvnstruirten Träger haben gewöhnlich zur Verbindung des obern und untern Rahmens verti kale Stützen, zwischen welchen Diagonalstreben eingespanut sind, welche bei gleich mäßiger Belastung der Träger nicht nöthig seyn würden. Da eine solche Be lastung bei Brücken nicht vorhanden ist, so sind Streben nicht allein erforderlich, sondern es ist auch Vortheilhaft Kreuzstreben anzubringcn, und denselben solche Querschnitts-Dimensionen zu geben, daß sie auf Zug und Druck in Anspruch genommen werden können. Schon seit dem Jahre 1834 sind von dem Ober-Hvf-Baudirektor Laves zu Hannover Brückenträger in den Formen eines Körpers von gleichem Wider stande ausgeführt, und zwar sowohl in Holz als in Eisen. Die Laves'schen Träger sind besonders auch in England für Brücken von größeren Spannweiten mehrfach in Anwendung gekommen und sind namentlich zu erwähnen: die Brücke auf einer Eisenbahn zur Verbindung der Blackwall und Eastern-Counties-Bahn, von den Ingenieuren For und Henderso» unter der Dirckzion von Joseph Locke, nnd die Brücke zur Verbindung einer Zweig bahn bei Windsor mit der Great-Western-Bahn, im Jahre 1840 vom Ingenieur Brunel erbaut. In den letztvelflvffenen Jahren sind im südlichen Deutschland eine größere Anzahl von Brücken mit Trägern, nach der Form eines Körpers von gleichem Widerstande, theilweis von nicht unbedeutenden «Pannweilen konstruirt, bei welchen di^ beiden Rahmen mit gleicher Pfeilhöhe so gekrümmt sind, daß die-