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den Rahmen entweder durch Winkcleisen mittelst Nieten, oder die Stäbe werden an eine vertikale Platte, oder an zwei dergleichen Platten genietet, welche mit den Rahmen durch Winkeleisen verbunden sind und im ersteren Falle zwischen den sich kreuzenden Stäben der Gitterwand, im letzteren zu beiden Seiten neben denselben liegen. Diese Verbindung der Gitterstäbe mit den Rahmen gewährt den Vortheil, daß sie durch eine gehörige Anzahl von Nieten bewirkt werden kann, was nothwendig ist, da die Kräfte, welche in den Gitterstäben wirken, durch die Nieten auf die Rahmen übertragen werden. In den Durchkreuzungen werden die Gitterstäbe ebenfalls gewöhnlich mit einander durch Niete verbunden, um die Stäbe, welche auf Druck in Anspruch genommen werden, gegen Ausbiegungen zu sichern. Zuweilen sind zur Verbindung der Rahmen drei Lagen von Gitterstäben angewendet, wobei die äußeren Lagen gleiche Richtung haben, z. B. bei der mittleren Tragwand der Brücke über die Kinzig bei Offenburg in Baden. Bei Brücken, deren Oeffnungen eine nicht unbedeutende Weite haben, er halten die Gitterstäbe der Träger an den Stellen, wo die Inanspruchnahme der Stäbe eine größere ist, entweder eine größere Stärke oder eine größere Breite, oder sie erhalten in beiden Dimensionen einen Zuwachs. Auch wird wohl die Entfernung der Stäbe von einander (Maschenweite) an den Stellen des Trägers geringer angenommen, wo die Stäbe mehr in Anspruch genommen werden. Zur Verstärkung der Flacheisenstäbe welche die Gitter bilden, sind in der neueren Zeit nicht selten auf dieselbe» I, oder ^förmige Eisen genietet; z. B. bei der Boyne-Brücke in der Linie der Dublin-Belfast Eisenbahn bei Drogheda, welche eine mittlere Oeffnung von 267 engl. Fuß und zwei Seitenöffnungen von Fuß überspannt und für eine zweigeleisige Bahn nur zwei Träger hat. Tine gleiche Anordnung ist auch bei der Brücke über die Mosel bei Coblenz in der Rheinischen Eisenbahn getroffen, welche 4 Oeffnungen ä, 132 Rh. Fuß und für eine zweigeleisige Bahn 2 Träger von 12 Fuß Höhe hat. Auch sind die Gitterstäbe in halbzylindrischer Form mit Flanschen TT. in Anwendung gebracht, wodurch die Stäbe gegen Durchbiegungen bedeutend ge sichert sind. Nach dieser Anordnung sind Gitterbrücken in Oesterreich auf der Elisabethbahn und auf der ungarischen Eisenbahn über die Eypel und Gran, nach dem Entwürfe des Baudirektors Ruppert, ausgeführt^ Die Weite der Oeffnungen, welche durch die Gitterstäbe gebildet werden (Maschenweite), ist bei früheren Ausführungen im Allgemeinen bedeutend ge ringer gewesen als bei neuerrn. Bei Trägern für etwa 4t> Fuß Spannweite betrug die lichte Weite der Oeffnungen nur 6 bis 7 Zoll in der Seite, für etwa 60 Fuß Spannweite 9 Zoll, und für etwa 100 Fuß Spannweite 12 Zoll, auch darüber. Wenn die Entfernungen der Gitterstäbe größer angenommen werden, so hat dies für Träger, welche bedeutende Weiten Überspannen, besonders den Vor theil, daß das Material, je nachdem die Stäbe mehr oder weniger in Anspruch genommen werden, zweckmäßig vertheilt werden kann. Die Gitterstäbe der Trä ger für die bereits erwähnte Boyne-Brücke, sind von Durchkreuzung zu Durch kreuzung gemessen und in der Seite der Oeffnungen 5*/, Fuß von einander ent fernt. Die 12 Fuß hohen Träger der Brücke über die Mosel bei Coblenz haben in der Höhe nur zwei Gitterfelder. Die Gitterstäbe haben, je nach der Weite der zu überspannenden Oeffnun gen, je nach der Belastung der Brücke und nach den Entfernungen der Stäbe, 2 bis 4 Zoll Breite und bis °/, Zoll Dicke. Bei Trägern für große Spannweiten (von 200 Fuß etwa und mehr) beträgt die Breite der Stäbe 5 bis 6 Zoll und bis 1 Zoll die Dicke derselben. Wenn es möglich ist, so werden die Gitterstäbe aus einem Stücke gefer tigt, wo nicht, so findet eine Verbindung der Stücke durch Deckplatten mittelst Nieten statt. Um die Gitterwände vor dem Ausweichen nach der Seite zu sichern, wer den sie gewöhnlich außerhalb oder auf beiden Seiten durch vertikale I-, ll> oder 2förmige Rippen verstärkt, welche mit dem Ober- und Unterrahmen, so wie mit den Gitterstäben gehörig verbunden werden. Zu den ^förmigen Rippen werden zuweilen zwei Winkeleisen bei besonderer Verstärkung auch mit dazwischen liegender, senkrecht auf die Gitterwand stehender Platte verwendet —lü—- Die Entfernung dieser Rippen ist an den Stellen am geringsten, wo die sogenannten Schubkräfte in den Wänden am grüßten sind. Für Eisenbahnbrücken mit einem Geleise mit zwei Trägern sind früher zuweilen gußeiserne Querverbindungen (Binder) in Anwendung gekommen, welche bei U förmigem Querschnitt eine knieförmige Gestalt hatten, und deren vertikale Theile an die Gitterwände durch Schraubenbolzen befestigt wurden. Jetzt wer den die Binder nur von gewalztem Eisen gefertigt, und zwar in Gitterkonstrukzion oder aus vollem Blech; endlich auch dem horizontalen Theile mir Gitterwerk und in den vertikalen Theilen aus Blech. Die Binder können in vielen Fällen die Stelle der Vertikalrippen ver treten, besonders wenn die Gitterstäbe bei größerer Maschenweite eine solche Stärke erhalten, daß sie vor dem Durchbiegen gesichert sind. Bei den in Preußen vielfach ausgeführten Gitterbrücken für Eisenbahnen mit zwei Trägern für ein Geleis sind zur Auflagerung der Schienen zuweilen Querbalken (Querschwellen) angewendet. Diese ruhen mit ihren Enden ent weder auf den unteren Rahmen, oder wenn die Fahrbahn höher liegt auf be sonderen horizontalen, mit den Gitterwerken verbundenen Gurtungen. Zur Unterstützung der Querbalken in ihrer Mitte sind zum öfteren nach der Länge der Brücke niedrige Träger von Eisenblech angewcndet, welche von Binder zu Binder reichen und auf den unteren Flanschen derselben ein Auflager haben oder auf eine angemessene Weise mit den vertikalen Rippen der Binder verbunden sind. Wenn die Fahrbahn nicht in der Höhe der unteren Rwhmen der Träger liegt, diese aber eine größere Höhe haben, so sind, besonders bei Brücken für eine zweigeleisige Bahn mit nur zwei Trägern, die Querträger zweckmäßig von den unteren Rahmen durch Streben unterstützt, und die unteren Rahmen, rcsp. die unteren Enden der Streben durch horizontale Zugbänder verbunden, oder es sind unter den Querträgern Gitterwerke angeordnet, theils zur Verbindung der Längenträger, theils zur Unterstützung der Querträger. Hohe Träger weitgespannter Brücken erhalten, wenn über der Bahn die erforderliche Höhe vorhanden ist, eine Verbindung ihrer oberen Theile, um die Träger in ihrer vertikalen Lage zu erhalten, aus welcher sie durch äußere Kräfte, als Druck des Windes, so wie durch die Belastung und durch die Bewegung derselben gebracht werden können. Hierzu werden horizontale Quer- und Dia gonal-Verbindungen benutzt, und bei sehr hohen Trägern in gewissen Entfer nungen noch Verstrebungen dieser Horizontal-Verbindungen mit den Träger wänden. Gin Beispiel gibt die Brücke über die Kinzig bei Offenburg, welche in Stelle einer gußeisernen Bogenbrücke, deren Mittelpfeiler beim Hochwasser unterspült waren, erbaut ist. In England, wo Gitterträger nicht häufig vorkommen, sind in einzelnen Fällen, selbst bei nicht großer Weite der Brückenöffnung, aber bei bedeutender Belastung der Bahn, kastenförmige Träger konstruirt, indem zwei Gitterwände, deren Entfernung 1'/? Fuß beträgt, durch diagonale Stäbe mit einander ver bunden, einen Träger bilden. Von dieser Anordnung ist auch bei der neuen Boyne-Brücke in der Linie der Dublin-Belfast Eisenbahn bei Drogheda Ge brauch gemacht. Die Träger der sogenannten Blechbrücken unterscheiden sich von den Trä gern der Gitterbrücken nur durch die Konstrukzion der vertikalen Rippen (der Wände) und es liegt die Frage nahe: welcher von beiden Anordnungen der Vorzug gebührt? Diese Frage ist in der neueren Zeit auch vielfach erörtert worden, und um so mehr, da die Meinungen über die Zweckmäßigkeit der einen oder andern Anordnung sehr verschieden gewesen sind. Die bedeutenden Brücken-Konstrukzionen von Schmiedeisen, welche in diesem Jahrzehent in fast allen Erdtheilen zur Ausführung gekommen sind, haben die Veranlassung zu Untersuchungen über die Art und Weise gegeben, wie die verti kalen Rippen der Träger durch die Belastung derselben in Anspruch genommen werden, welche für die Beantwortung der obigen Frage von großer Wichtigkeit sind. Die Resultate dieser Untersuchungen in Bezug auf Blech- und Gitter träger, wenn sie in wenig Worten angegeben werden können, bestehen darin, daß bei Brücken von solchen Spannweiten, bei welchen die vertikale Rippe des Trägers wegen der verschiedenen Inanspruchnahmen in den einzelnen Vertikal schnitten desselben von sehr verschiedenen Dimensionen seyn muß, Gitterwände den Vorzug vor den Blechwänden haben. Der Vortheil, welcher durch die Anwendung der Gitterwände erreicht wer den kann, zeigt sich dann besonders, wenn die Träger über mehrere Oeffnungen gehen, wobei die Rahmen über den Unterstützungen am meisten in Anspruch genommen werden Und die Gitterstäbe (wenn ihre Vernietung mit einander nicht berücksichtigt wird) nicht wie die Blechwände an den Längenspannungen der Rahmen Antheil nehmen. Bei den in der neuesten Zeit ausgeführten Gitter- trägerbrückcn ist durch die zweckmäßige Vertheilung des Materials der Wände, namentlich durch die größeren Maschenweiten, eine wesentliche Verbesserung her beigeführt. — Eine audcrwcite Konstrukzion der eisernen Brückenträger ist die nach dem Systeme des belgischen Ingenieurs Neville, welches etwa seit dem Jahre 1845, außer in Belgien, in Frankreich und Oesterreich in Anwendung gekommen ist. Bei den nach diesem Systeme ausgeführten Trägern sind die oberen und unteren Rahmen durch Stäbe von Schmiedeisen, welche eine diagonale Richtung haben, sich aber nicht durchkreuzen und mit den Nahmen gleiche Winkel bilden, verbunden. Jeder Rahmen besteht aus zwei Schienen von Schmiedciscn, zwischen welchen gußeiserne U förmige Stäbe in der Weise durch Schraubenbolzen be festigt sind, daß die Schienen die leeren Räume zu beiden Seiten der vertikalen Rippe der gußeisernen Stücke vollständig ausfüllen. Die diagonalen Verbindungsstäbe, von welchen je zwei und zwei mit den vertikal gerichteten Enden zusammenstoßen, welche zwischen zwei Gußstücken der Rahmen sich befinden, werden von den schmiedcisernen Schienen derselben von beiden Seiten umfaßt und ruhen außerdem auf den Gußcisenstücken der Rahmen, weshalb die äußersten Enden der Diagonalstäbe horizontal gebogen sind. Zwischen dem obcrn und untern Rahmen liegen ferner horizontale Gurte, in gleicher Art wie die Rahmen konstruirt, welche diejenigen Diagonalstäbe, die rückwirkend in