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tvörten. Der Uebergang zu dem neuen, definitiv anzunehmenden Systeme ist an und für sich, - -gleichviel auf welcher Basis aufgebant, wenn dasselbe nur wirklich tüchtig — durchaus nicht schwieriger als der zu einem interimistischen und hinwieder von diesem zu dem definitiven. Alle Schwierigkeiten, welche ein solcher Systcmwechsel stets nothwcndig nach sich zieht, würden durch eine Maß regel der angcdeutcten Art also verdoppelt. Hinzu käme dann noch der durch das neue System herbeigeführte Wirrwarr, um die Zustände für Jahre der Ucbergangspcriode viel schlimmer als -je zu »dachen! llebcrdem ist eine solche Maßregel ganz überflüssig. Der Stand der Bildung des deutschen Volkes in seiner überwiegenden Mehrzahl ist der Art, daß dasselbe Dinge wie die hier fraglichen zu fassen sehr wohl im Stande ist. Kommt nun noch hinzu, daß das Streben nach dem Besseren ein Grnndzug des deutschen Charakters und daß das Interesse an derartigen Dingen zur Zeit lebhaft genug ist, so wird man zu dem Schluffe gelangen: daß eine, solche Neuerung mit Voraussicht eines verhältnißmäßig raschen und vollständigen Erfolges, unbekümmert um die derselben entgegenstehenden Schwierigkeiten, unternommen werden kann. Vor ausgesetzt wird dabei natürlich: daß die Einführung des neuen Systems durch die Schule und Presse gründlich vorbereitet, durch die in allen deutschen Ländern durchweg tüchtig organisirte Staatsverwaltung mit Umsicht cingeleitet, nach haltig mit Fleiß, aber zugleich human überwacht und die Durchführung der ganzen Maßregel namentlich nicht überstürzt wird. Greift man die Sache auf diesem Wege an, so wird das deutsche Volk der Segnungen eines cinheillichcn Maßsystems bald und sicher sich erfreuen können." Die österreichischen Verkehrsanstalten.*) I. Die Postanstalt. Es ist gerade ein Decennium verflossen, seit in Oesterreich eine gründliche Reform des Postwesens vorgenommen wurde. Zwei Hauptmomente dieser Um- staltung waren bekanntlich der mit 1. Juni 1850 begonnene mittelbare Fran- kirungszwang mittelst Briefmarken für den gejammten inländischen Korrespondenz verkehr, und der am 1. Juli 1850 ins Leben getretene deutsch-österreichische Postverein, welcher den Fortschritt der inneren postalischen Gesetzgebung in einer dem Pennyporto-System Rowland Hill's sich entschieden anschließenden Richtung bekundete. Ein beredter Fürsprecher der Neuerungen im Pvstwcsen War die Ueberzcugung, daß der geistig- wie materielle Verkehr das belebende Prinzip jeglicher Staatsgesellschaft seh und daß etwaige finanzielle Opfer in dem un mittelbaren Einflüsse des vermehrten Korrespondcnzverkehrs auf Handel, Industrie und Kultur ihre volle Ausgleichung finden. Der thatsächliche Erfolg hat die Voraussicht keineswegs Lügen gestraft, sonder» war vielmehr in jeder Beziehung ein günstiger. In welchem Maße dies bezüglich des Geldertrages der Post anstalt der Fall gewesen, läßt sich aus folgenden Zahlen entnehmen: Betriebs- Betriebs- Jahr Einnahmen Ausgaben Ueberschuß Gulden Conv.-Münze 1847 . . . - 8,078,008 6,015,712 2,062,296 1850 . . . . 8,181,149 7,674,793 506,356 1853 . - . . 9,208,062 8,125,926 1,082,136 1856 . . . . 11,488,327 9,297,734 2,190,593 Gulden österr. Währung 1859 . . . . 11,597,985 9,531,939 2,066,046 Die Betriebscrgebnisse sowohl der Brief- als Fahrposl für die nämliche dreizehnjährige Periode sind in abgerundeten Zahlen folgende: Briesverkehr Fahrpostvcrkehr Privat- Dicnstlicl e Privat- Deren Amtliche Deren Jahr Briefe Briese Sendungen Millionen Werth < Million. Sendungen Million. Werth Million. Passagiere Hundert ¬ Millionen Stücke Stücke fl. C.-M. Stücke fl. C.-M. tausende 1847 23.5 . 7.0 . 2.2 . 230.0 . 0.5 . 114.7 . 2.8 1848 23.2 . 6.6 . 1.9 . 218.5 . 0.5 . 121.7 . 2.4 1849 . 24.7 . 8.2 . 2.0 . 250.1 . 0.7 . 182.0 . 2.6 1850 . 29.7 . 9.8 . 2.4 . 318.0 . 0.8 . 213.1 . 2.3 1851 . 32.3 - 11.2 . 3.2 . 330.6 . 0.8 . 243.5 . 2.6 1852 . 35.7 - 14.3 . 2.6 . 448.1 0.9 . 376.3 . 2.5 1853 . 40.7 - 60.6 . 2.8 . 432.0 1.0 . 432.0 . 2.4 1854 . 45.8 . 19.7 - 3.1 . 504.5 1.7 533.8 . 2.2 1855 . 50.8 . 21.3 4.4 . 640.4 2.5 798.3 . 1.9 1856 . 53.7 . 21.2 4.9 . 652.6 2.6 742.0 . 2.2 1857 . 58.0 . 19.8 . 5.4 659.3 2.5 609.7 . 2.1 1858 . 62.4 . 21.9 6.0 . 638.2 Millionen fl- ö. W. 2.3 585.1 . 2.0 Millionen fl. ö. W. 1859 . 62.0 . 20.0 . 6.0 630.0 - 2.0 . 580.0 . 1.0 *) Aus der „Austria" (im Auszug). Nimmt man die Gcsammtbevülkerung des österreichischen Kaiserstaates im Jahre 1859 (ohne die Lombardei) mit 35 Millionen Seelen an, so entfallen nach obiger Aufstellung auf t Bewohner 1.8 (Privat-) Briefe, 0.18 (Privat-) Fahrpostsendungeu und bezüglich dieser letztere» eine Wcrthquote von 18 fl. österr. W.; hingegen kommt 1 Fahrpostpaffagier auf 350 Einwohner. Daß mit der stetigen Zunahme des Verkehrs auch die Zahl der Postämter und der bei denselben Bediensteten, die Länge der Poststraßen u. s. w- von Jahp zu Jahr steigen mußte, ist selbstverständlich. Es gibt jetzt in Oesterreich doppelt so viel Poststraßen und beinahe auch doppelt so viel Postkurse als im Jahre 1847; die Zahl der Postämter hat sich um 600, jene der Postbedicnsteten um mehr als 1700 erhöht. Seit dem letztgenannte» Jahre ist nämlich für den Postdienst in folgender Weise vorgcsorgt: Anzahl der ^Post- Post- Post- Post- Jahr Straßen Meilen Kurse Aemter 1847 . . 705 . 5467 . 926 . 1948 1850 . . . . 955 5925 . 1192 . 2206 1853 . . . . 1131 . 6580 . 1488 . 2486 1856 . . . . 1370 . 7765 . 1648 . 2636 1859 . . . . 1436 . 7813 . 1743 . 2553 Einen besonders interessanten Theil des Postbetriebs bildet das Geldan- Weisungsgeschäft, welches — wie bekannt — in Frankreich und Großbritannien erstaunliche Dimensionen gewonnen hat. Die folgende Zusammenstellung zeigt die allmälige Entwickelung des in Rede stehenden Geschäftszweiges der kaiser lichen Postanstalt: Gesammtzahlder Jahr Anweisungen Geldbetrag 1851 . . . . . 2,508 . . 71,724 fl. C.M. 1852 . . . . . 10,588 . . 928,824 „ 1853 ... . . 31,566 . . 4,358,128 1854 . . . . . 29,206 . . 9,649,447 1855 . -. . 37,520 . . 19,542,422 1856 . . . . . 34,492 . . 18,944,296 1857 . . . . . 38,091 . . 23,408,790 1858 . .. . . . 22,209 . . 13,090,669 1859 . . . . . 13,968 . . 9,108,570 st. österr. W. Wie die vorstehenden Daten erkennen lassen, hat sich das Geldanweisungs ¬ geschäft in verhältnißmäßig kurzer Zeit überraschend entwickelt und außer Nieder- Oesterreich sind es zunächst die südöstlichen Krvnländer, welche an dieser Ent wickelung den Hauptantheil nehmen. Wohl ist in 1858 und 1859 — zunächst als Folge der 1857ger Handelskrisis, welche in allen Zweigen des wirthschast- lichen Lebens ihre» schädigenden Einfluß fühlbar machte — ein Rückgang gegen die nächstfrüheren Perioden und namentlich gegen 1857 eingetretcn, welch letzteres Jahr die relativ größte Thätigkeit der Geldanweisungskaffcn bekundet; immerhin aber bleibt der Umfang, den dieser Geschäftszweig der Staats-Postanstalt bis lang erreicht hat, mit Rücksicht auf die nicht geringe Konkurrenz der vorzüglich organisirte» Fahrpost in vollem Maße beachtenswerth. Zu Ende 1858 waren in ganz Oesterreich 85 Postämter mit dem Gcldanwcisungsgeschäfte betraut. In 1859 dürfte sich obige Anzahl kaum wesentlich verändert haben. An An- weisungsgcbühren wurden 9472 fl. erhoben, gegen 156 fl. im Jahre 1851. Der Zeitungsverkehr im Innern der österreichischen Monarchie belief sich 1859 auf 18,295,109 Stück, dabei sind jedoch die unter Kreuzband beförderten Exemplare nicht mitbcgriffen. Das Jnvcntarialvermögen der Postanstalt hatte zu Ende 1858 einen Gc- sammtwerth von 2,418,730 fl., der sich mit 151,800 fl. auf Realitäten, 1,299,740 fl. auf den Fahr-I'unclus-instrnctns, 950,440 fl. auf Kanzlei-Ein richtungsstücke und mit 16,750 fl. auf Normaluhren vcrthcilte. Der Werth des Postinventars hat sich innerhalb der letzten 8 Jahre nur wenig verändert. In der ersten Hälfte des Verwaltungsjahres 1859—60, welcher die Monat- November 1859 bis incl. April 1860 umfaßt, haben die Einnahmen 5,723,276 fl. und die Ausgaben 4,667,846 fl. betragen und ist somit ein Ueberschuß von 1,055,370 fl. verblieben. In der entsprechenden Periode des nächstfrüheren Verwaltungsjahrcs war die Einnahme 5,954,567 fl., die Ausgabe 5,002,447 fl., also der Ueberschuß 952,120 fl. II. Der Staatstclegraph* Wie bekannt, wurden in Oesterreich die ersten Tclegraphenlinicn im Jahre 1847 errichtet, und nicht mehr als 7 Stazionc» mit cincr 4_rahtlänge von 124.7 geographischen Meilen standen zu Ende 1848 im Betriebe. Heute hat der Telegraph seine Zauberfäden nicht bloß über den ganzen Kaiserstaat bis an dessen äußerste Grenzen ausgespaunt, sondern auch in die Netze aller seiner Nachbarländer an wenigstens 20 verschiedenen Punkten verwoben. Am Schluss- des Jahres 1859 gab cs in Oesterreich 160 Tclegraphcnstazioncn und sämmt- liche in Betrieb befindliche Linien hatten eine Länge von ungefähr 1500 gco-