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Kaiser-Ferdinands Nordbahn. Dem Protokoll über di- Verhandlungen der am 21. Mai 1860 abgehaltenen 33. Generalversammlung der Akzionäre der k. k. ausschl. privil. Kaiser-Ferdinands Nordbahn entnehmen wir Folgendes. Das abgelaufene Jahr war eines der ereignisreichsten seit dem Bestehen der Kaiser-Ferdinands Nordbahn, welche während dieser vielbewegten Betriebs periode in der That die Feuerprobe ihrer Leistungsfähigkeit auf eine glänzende Weise bestanden hat. Denn die ihr in einem verhältnißmäßig nicht sehr aus gedehnten Zeiträume im gehäuften Maße aufgebürdeten außerordentlichen Lei stungen haben alle individuellen und materiellen Kräfte der Anstalt in einem so hohen Grade !N Anspruch genommen und in so ununterbrochener Spannung erhalten, daß sie einer weiteren Steigerung kaum mehr fähig gewesen sep» dürften. Nicht nur der Umstand, daß im Jahre 1859 um 98,700 Meilen mehr als im Jahre 1858 znrückgelcgt, so wie, daß bei täglichen 1264 Fahrtmeilen 2,663,378 Personen und 30,184,170 Zentner aufgegebencr Privat- und Regie güter verfrachtet wurden, erscheint hier besonders erwähnungswerth; sondern der Schwerpunkt der großen Betriebsfähigkeit der Nordbahn dürfte vielmehr darin zu erblicken sepn, daß nebst den massenhaft sich drängenden Militär-Mannschasts- und Militär-Sacheniransporten, der ganze Personen- und Privatgüterverkchr nicht einen einzigen Tag eingestellt, oder selbst nur beschränkt wurde, sondern ungehindert seinen regelmäßigen Verlauf nahm. Dabei darf überdicß das be sonders zu bewältigende Erschwerniß nicht übersehen werden, daß auf der viel verzweigten, ncunästigen Bahn, die plötzlich nothwendig werdende Konzentrirung einer Wagenparks-Abtheilung bald auf diesen, bald auf jenen Punkt der Bahn, so wie die schleunigste Rücksendung und Wiedervertheilung der leer gewordenen Züge nur gar zu häufig eintrat, und daher eine nie ruhende und momentan wirksame Disposizionsbefähigung der Personen und Betriebsmittel voraussetztc. Neben der Gediegenheit des Bahnmaterials, — dessen starke Ausnützung gegenwärtig allerdings eine durchgreifende Restaurazion bedingt — war es ins besondere die bis zur Erschöpfung angestrengte Hingebung der Bediensteten, welche als einer lohnenden Aufmunterung würdig, hier vorzugsweise erwähnt zu werden verdient. Aus diesem Anlässe haben sich Se. k. k. apost. Majestät bewogen gefunden, mehreren dieser Angestellten, namentlich des materiellen Betriebsdienstes, ehrenvolle Auszeichnungen zu verleihen. Aber auch die Di- rekzio» hat in gerechter Würdigung eines so lobenswerten und ersprießlichen Diensteifers sich veranlaßt gefühlt, diese außergewöhnlichen Anstrengungen durch Ertheilung von Rcmunerazionen an das gesummte stabile Dienstpersonal zu be lohnen, welche Anerkennung mit dem Betrage von 105,000 fi. in der Betriebs ansgabe enthalten ist. Was die Erträgnisse des Jahres 1859 betrifft, so belauft sich die Brutto- Einnahme für den gesaminten Personen- und Sachentransport in Summa auf 15,488,776 st., Wobei die Ziffer für den Transport von 932,674 Mann Militär und 78,616 Pferden nebst Ausrüstungsgegenständen mit 2,185,800 ff. inbegriffen ist. Diese Einnahme übersteigt jene des Vorjahres um 3,328,248 ff. Der Gütertrans port hat sich im Ganzen um 2,733,000 Ztr. gesteigert. Nebst bei, bedeutenden Fracht-Quantitäten aller Art kamen überdies noch für den Bau und Betrieb der Bahn im Laufe des Jahres 1859 . . 2,317,782 Ztr. eigener Regiegütcr zur Beförderung, für welche keine Einnahme berechnet wurde. Wenn das Gewicht der beförderten 2,663,378 Personen nebst Gepäck zu 150 Pfund pro Person veranschlagt wird, so sind im Ganzen 34,179,237 Ztr. transportirt, ohne di- Eilgüter, Equipagen und sonstige Fuhrwerke mit einzurechnen. Die gekämmten Betriebskosten pro 5,658,420 st. betrugen 37 Proz. von der Einnahme, gegen 38.10 Proz. im Jahre 1858. Der Reinertrag d-S Jahre« 1859 ergab, nach Abzug sämmtlicher Aus gaben für Betriebskosten, Steuern, Tilgung der beiden ersten Prioritätsanlehen von 1841 und 1844, und der Verzinsung sämmtlicher Prioritäts-Obligazionen die Summe von 8,355,956 st. Mit dem Ablaufe des JahreS 1860 erreicht die Kaiser-Ferdinands Nord bahn das 25. Jahr ihres Bestehens, und die Gesellschaft darf mit voller Ge- nugthuung auf die Fortschritte dieser la^zen Periode zurückschauen. Die Zweifel, welche bei Begründung des Nordbahn-Jnstitutes auftauchten, sind durch den Erfolg glänzend widerlegt worden. Die Unternehmung ist auf einen Stand punkt angelangt, der sie in die Reihe der ersten und einträglichsten Eisenbahnen des gesummten europäischen Contincnts stellt. Ueber Aufforderung des k. k. Finanzministeriums hat die Nordbahnverwal tung gemeinschaftlich mit dem Verwaltungsrathe der k. k. priv. lombardisch venezianischen und central-italienischeu Bahn den Betrieb auf der Wiener Ver bindungsbahn vorläufig für das Jahr 1860 übernommen. Durch den Betrieb auf dieser Bahnstrecke wurde die bisherige einzige Un terbrechung zwischen der Nord- und Ostsee und dem adriatischcn Meere behoben; was nicht nur für den inneren Verkehr der nördlichen und südlichen Provinzen der österreichischen Monarchie, sondern auch für die direkte Beförderung von und nach den Häfen Deutschlands, Hollands, Belgiens, so wie theilweise Frank reichs und Italiens unerläßlich geworden ist. Schon im abgewichenen Jahre hat sich in Krems ein Comitv gebildet, welches die Fortsetzung des Stockerauer Bahnffügels bis Krems, in der Länge von 5^ Meilen ins Leben zuj rufen wünscht und unterm 18. Februar d. I. eine deßfallsige Eingabe an die Nordbahn-Direkzion richtete. Zur näheren Er örterung dieser schon früher angeregten Frage ist eine vorläufige Untersuchung des Terrains, und der bestehenden ökonomischen und kommerziellen Verhältnisse zwischen Stockerau und Krems vorgenommen worden. Ui» jedoch beurtheile» zu können, in wie fern die Rentabilität der zu erbauenden Bahnstrecke selbst die Anlage-, Betriebs-, Verzinsung«- und Amortisazionskostcn derselben zu be decken im Stande wäre, bedarf es noch viel genauerer Erhebungen und nament lich eines vollkommen ausgearbeiteten Projektes. Bei der Wichtigkeit, welche diese Verlängerung der Flügelbahn nach Stockerau für den nordwestlichen Kreis von Niederösterreich hat, besonders wenn hiebei die eventuel vorbehaltene Ver längerung nach dem südwestlichen Böhmen ins Auge gefaßt wird, will die Di- rekzion mit Genehmigung der Generalversammlung die für die weiteren Vorar beiten erforderlichen Auslagen anweisen. Mit dem Finanzministerium ist über die Besorgung des Betriebes der m der Stazion Szczakowa an die Nordbahn anschließenden Jaworznoer Kohlenbahn gegen eine jährliche Pauschalsumme ein Uebereinkommeu getroffen. Die dermaligen ungenügenden Manipulazions- und Aufnahmsgebäude am Wiener Hauptstazionsplatze sollen durch angemessene, der Würde der Anstalt und der Bequemlichkeit der Reisenden entsprechende Neubauten ersetzt werden; mit der Ausführung dieser durch den wachsenden Verkehr sich immer dringender gestaltenden Neubauten ist im verflossenen Jahr begonnen worden. Dieselben werden binnen drei Jahren vollständig ausgeführt sehn, und dürsten in Summa einen Geldaufwand von circa 1'/» Millionen in Anspruch nehmen. Nach dem für die Kohlenwerke der Gesellschaft entworfenen Operazions- Programme wurden im Jahre 1859 Arbeiten im Gesammtkostenbetrag von 353,170 st. ausgeführt. Das gesammte Anlagekapital incl. der Zinsen beträgt mit Ende des Jahres 1859 . . 2,545,402 fl. und es wird pro 1860 die weitere Summe von 300,000 fl. benöthigt. Die Kohlcnprvdukzivn der sämmtlichen Bergbaubetriebe hat im Jahr 1859 1,512,326 Zentner erreicht. Für das Jahr 1860 sind zur Erzeug'"^ Präli- minirt 1,624,000 Ztr. Kohle nebst 150,000 Ztr. Eokes. Das Kapital, welches auf die bereits im Betriebe befindlichen Grube« mit 1,408,889 fl. verwendet ist, hat im abgelaufenen Iah« einen Reinertrag von 91,820 fl. geliefert. — Hievon wurden 70,444 fl- dem Interessen-, 5486 fl. dem Amortisazions-Conto gutgeschriebeu, und der Rest von 15,890 fl. ist «rif das Jahr 1860 übertragen worden.