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Deutsche Eisenbahnen. Die Eisenbahn von Rosenheim nach Traunstein. Der eigentliche Bau der ihrer Eröffnung entgegensetzenden Bahnstrecke der Münchner-Salzburger Eisenbahn von Rosenheim bis Traunstein (S. E.-B.-Z. 1858 Nro. 46) wurde im Oktober 1858 begonnen und ist nahezu in dem Zeitraum eines Jahres vollendet worden, ein glänzendes Resultat in Anbetracht der großen Schwierigkeiten, welche zu überwinden waren. Die Eisenbahnlinie nimmt von Rosenheim ab, nachdem sie den Inn in südöstlicher Richtung überschritten, bald hernach eine nordöstliche Richtung an und zieht sich zur Rechten von dem Dorfe Westerndorf, am Schloßberge (^/, Stunden von Rosenheim) die Rosenheim- Fraßdorfer Straße durchschueidcnd, bei der Anhaltstelle Stephanskirchen und dann an Kirchdorf Baierbach nächst dem Simssee (1'/- Stunden von Rosen heim) vorüber. An dem in seiner Ausdehnung von Südost nach Nordvst l'/r Stun den langen und in seiner größten Breite V? Stunde breiten Simssee entlang, nach dessen Zurücklegung sie bei dem Weiler Innthal (2^ St. von Rosenheim) ganz in der Nähe der Poststraße tritt und neben ihr auf der südlichen Seite fortlaufend, gelangt die Schiencnstraße bei dem Pfarrdorfe Endorf (4 Stunden von Rosenheim und 2 Stunden von Post Weisham) zur ersten Station. Zwi schen Endorf und dem zu demselben eingepfarrten, mühlenreichcn Kirchdorfe Ant wort nimmt die Bahn, an der Westseite des Chiemsce's entlang, einen süd östlichen Lauf, der bei Rimsting nächst der Prien sich fast ganz südlich wendet. Hier beginnen die Neberbrückungcn der Prien und bald ist die Stazion Prien und das große Dorf dieses Namens, von welchem aus Omnibusfahrten die Verbindung mit dem Landungsplätze des Dampfschiffes Nock am Chiemsee ver mitteln, erreicht. Nach Zurücklegung der Weiler Hüttenkirchen und Weisham tritt die Bahn an der südwestlichen Spitze des Chicmsee's diesem ganz nahe und unweit der Stazion Bernau bei dem Pfarrdorfe dieses Namens (5 Stunden von Rosenheim) wendet sie sich uni die Südseite des Sees in einem Bogen nach Osten. Nach Zurücklegung einer Weilern Strecke über das Dambergcr Filz in der Südregion des Sees gelangt man zum Stazionsplatze Ucbersee mit gleich namigem Pfarrdvrfe am Neberseebache, welcher bei dem in geringer Entfernung nördlich liegenden Feldwics in den Chiemsee fällt. (Ucbersee ist durch OmnibuS- sahrten mit Feldwies, wo das Dampfschiff landet und von welchem dieses über Fraueninscl und Herreninscl nach Stock führt, in Verbindung.) Von dieser letztgenannten Stazion aus an einer Menge umliegender Einöden vorüber tritt das Schienengeleis ans das Gebiet der Achen mit ihren wichtigen Ueberbrückun- gen; den Fluß überschreitet die Bahn mittelst einer 360' langen Brücke aus 3 Pfeilern und eiserner Fahrbahn aus dem Klett'schen Etablissement nach von Pauli'schem System. An dieser Brücke, deren Ausführung einen minutiösen Fleiß beurkundet, ist die Originalität der Konstrukzion, basirt auf reine Rech nung — fern von gefühlsweiscr Konstrukzion der Engländer zu bewundern. Die Bahn bietet von hier bis zur Stazion Bergen bei Bernhaupten (I V- St. von Traunstein) wenig Erhebenswerthes für den Reisenden, mehr für den Tech niker, wegen der interessanten Bahntraxirung. Bergen als StazivnSplatz über rascht durch die schönen Stazionsgebäude, wie auch durch seine herrliche Um gebung; eine Distriktsstiaße fuhrt von der Stazion znm Dorfe Bergen, dem Hüttenwerke Marimilianshütte, Siegsdorf und dem romantischen Wildbade Adel holzen. Die Anlage der Bah», welche zetzt eine ganz nördliche Richtung an nimmt und an dem Pfarrdorfe Vechendors mit seiner alten Pfarrkirche von 1680 vorüberzieht, dürfte gerade auf diesem Abschnitte eine der schwierigsten auf der ganzen Strecke von Rosenheim bis Salzburg sehn, indem innerhalb 8000' Länge die kolossale Erbmasse von 1,150,000 Kubikfuß innerhalb der Zeit von 4 Mo naten aus Einschnitten in Aufdämmungen zu verbringen war, wobei noch der größte Theil der Erbmassen durch Sprengungen gelöst werden mußte. In der Nähe von Bergen überschreitet die Bahn die Thalgehänge und Einfurchungen des Terrains in Höhen von 50' und senkt sich im Einschnitt bis zn mehr als 80' Tiefe ein. Von Vechendors ab zieht sich die Schienenstraße bis zum Pfarr dorfe Haslach (zwischen Erlstätt und Traunstein), wo sie eine östliche Richtung annimmt, mit ber von Siegsdorf nach Traunstein führenden Straße zusammen trifft, diese bei der Einmündung derselben in die Rosenheim-Traunsteiner Post straße, so wie gleich nachher die von Altenmarkt nach Traunstein führend- Straße durchschneidet und Traunstein, den Zielpunkt der zunächst zu eröffnenden Strecke, erreicht. H- I e i t u n g. Inland. Preußen. Die Akzionäre der Rheinischen Eisenbahn haben in ihrer außerordentlichen Generalversammlung vom 28. Dezember die der Gesellschaft von Seite der Staatsregierung gemachten Vorschläge einstimmig gutgeheißen, und demgemäß ihre Direkzion ermächtigt: n) den mit der Regierung wegen unverweiltcr Ausführung des Baues einer festen Rheinbrücke bei Coblenz abge schlossenen Vertrag endgültig festzustellen; k>) auf den in §. 7 des Statuts- Nachtrags vom 5. März 1856 in Aussicht genommenen Bau einer Lahnthal bahn zu verzichten, dagegen aber den Bau und Betrieb einer Bahn von Ehren breitstein nach Oberlahnstein gegen eine Zinsgarantie von 4 Proz. zu überneh men und hierüber Vertrag abzuschließen; e) den mit der Köln-Crefelder Eisen bahn-Gesellschaft vereinbarten Fuflonsvertrag rechtsverbindlich zu vollziehen. — Nachdem die feste Brücke bei Köln vollendet ist, jene bei Coblenz und Mainz als endgültig beschlossen zu erachten sind, und die bei Mannheim ange sichts der immer stärker hervortretenden Nvthwendigkeit auch wohl nicht lange mehr auf sich wird warten lassen, haben nun auch zu Düsseldorf Agiiazionen für Erbauung einer festen Rheinbrücke bei dieser Stadt begonnen. (A.Z.) — Nach dem so eben zur Oeffentlichkcit ^gebrachten statistischen Jahresbe richt der Rhcinschiffahrts-Centralkommission in Mainz für 1858 haben die ver schiedene» Uferstaaten dieses Stromes in diesem Jahre für Uferbauten, Her stellung der Leinpfade u. s. w. folgende Summen verwendet: das Königreich der Niederlande 1,214,714 Franken, daS Königreich Preußen 704,262 Fr., das Herzogthum Nassau 373,742 Fr., das Großherzogthnm Hessen 306,920 Fr., das Königreich Bayern 134,996 Fr., das Kaiscrthum Frankreich 869,700 Fr., das Großherzogthnm Baden 1,003,152 Fr. Der Waareiiverkshr betrug in Mannheim zu Thal 4,390,867 Ztr. In Emmerich betrug er zu Berg 9,511,713 Ztr. In dem genannten Jahre fuhren von Emmerich 5655 Schiffe zu Berg und 6097 zu Thal ab, in der gleichen Periode von Mannheim 625 zu Berg und 4856 zu Thal ab. Von letzterem Orte gingen 652 Flöße mit 587,770 Ztr. zollbarem oder 2,615,152 spezifischem (wirklichem) Gewicht ab. (S.M.) Nassau. — Bekanntlich wurde Naffauischcrseits die Wetterführung der rechtsseitigen Rhein-Eisenbahn abwärts Lahnstcin nach Siegburg zur Einmün dung in die Köln-Gießener Bahn verlangt, und weil Preußen diese Forderung nicht zugestehcn konnte, die Führnng der Köln-Gießener Bahn durch die nassaui schen Acmter Dillenburg und Herborn untersagt. Später beschränkte Nassau seine Forderung auf einen Anschluß seiner Rhein- und Lahnbahn an die preu ßische Rheinbahn mittelst einer bei Coblenz zu erbauenden festen Brücke. Nach dem Preußen hierauf eingegangen, gab Nassau seinen Widerspruch in Betreff der Bahnleitung durch den Dillgrund auf. Bezüglich des Anschlusses der bei derseitigen Schienenwege bei Coblenz geht die getroffene Verabredung dahin, daß die Rheinische Eisenbahn-Gesellschaft den Bau der festen Rheinbrücke über nimmt und zugleich eine Bahn von Ehrenbreitstein nach Lahnstcin ausführt, an welchem Punkt die nafsäuischen Bahnen des Rhein- und Lahnthals zusammen treffen; die nassauische Negierung dagegen würde ihre Lahnbahn von Weilburg aufwärts durch preußisches Gebiet nach Wetzlar, beziehungsweise bis zur Ein mündung an die Köln-Gießener Bahn wcitcrführen. (A. Z.) Freie Städte. — Im Jahr 1859 kamen in Hamburg 4554 Seeschiffe an, während die Zahl der abgegangenen auf 4594 stieg. Dicß gibt für die angckvmmcnen Seeschiffe gegen 1858 ein Mehr von 190, für die abgegangenen von 217. Der Bestand der Hamburger Handelsmarine wies am Ende des vergangenen Jahrs 483 Seeschiffe auf, welche unter Hamburger Flagge fahren. Dieselben hatten zusammen eine Tragfähigkeit von 62,287 Commcrzlast ä 6600 Pfund. An neuangekauften und neugcbauten Schiffen kamen 42 hinzu, während durch Verkauf und Verluste auf See 48 abgingen, so daß sich gegen 1858 der Schiffsstand um 6 verringerte. Nach der Bauart zählt Hamburg zur Zeit in seiner Marine 60 Fregatten, 170 Barks, 129 Brigs, 23 Schoonerbrigs, 1 Drei- mastschoonerbrig, 2 Dreimastschooner, 36 Schooner, 7 Schoonergallioten, 5 Gallivten, 3 Schoonerkuffs, 3 Kuffs, 6 Galeasscn, 11 Galensewer, 2 Ewer, 1 Schmack, 2 Tjalks, 1 Sloop, 2 Kutter und 19 Dampfschiffe. Von letzteren sind 2 von Holz erbaut, 16 sind eiserne Schraubenboote, wozu ein einziges eisernes Räderbvot sich gesellt. Die Zahl der Packetschiffe, wozu man gern die größten Segelschiffe nimmt, ist auf 36 gestiegen. Von diesen gehören allein der Linie des Hrn. Sloman 16 an. — Nach einer Uebersicht der in Lübeck im vorigen Jahr «»gekommenen und abgegangenen Schiffe hat die Zahl derselben sich gegen die des Jahres 1858 ansehnlich vergrößert, nnd beinahe wieder die Höhe erreicht wie in den letzten Jahren vor der Handelskrisis. ES sind nämlich angckommcn 1056 Segel- und Dampfschiffe mit 79,086 Lasten (gegen 940 Schiffe mit 66,179 Lasten im Jahr 1858) und abgegangen 1065 Schiffe mit 79,672 Lasten (gegen 959 Schiffe mit 67,771 Lasten im Vorjahr). Die Zahl der angekommenen und abgegangenen Küstenfahrzeuge ist dieselbe (246) geblieben wie im vorhergehenden Jahr, doch hat sich die Lastenzahl etwas vermehrt, indem sie im Jahr 1858 nur 852, 1859 dagegen 937 betrug. Ausland. Schweiz. — Am 5. Januar war der Verwaltungsrath der Nordostbahn versammelt, hauptsächlich nm die Größe der für das Jahr 18SS den Akzionären zu zahlenden Dividende zu bestimmen. Der Präsident der Direkzion erstattete einen eingehenden Bericht, woraus hervorging, daß die vorhandenen Mittel (4,167,000 Fr.) nicht nur zur Bestreitung sämmtlichcr bereits angefangenen