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Die Zweigbahnen im obcrschlesischen Bergwerks- und Hüttenreviere. Dem Jahresbericht über dix Betriebsverwaltung der Oberschlesischen Eisen bahnen für 1856 entnehmen wir über obige Zweigbahnen Nachstehendes. Der Bau der Zweigbahnen im oberschlesischen Bergwerks- und Hütten revier ward im Jahre 1851 begonnen. Diese Zweigbahnen haben die Bestim mung, die Gruben und Hütten unter einander und mit der Oberschlesischen Hauptbahn (Breslau-Myslowitz-Neuberun) zu verbinden. Die Bahn wurde, mit Ausnahme der sofort breitspurig angelegten Strecken: Kattowitz-Emanucl- segen-Jdahütte und von Karl-Emanuel nach Morgenrothhütte, an der Haupt bahn unweit Ruda, schmalspurig und auf den Betrieb mit Pferden ein gerichtet. Man gelangte jedoch bald zu der Neberzeugung von der Unzuläng lichkeit solcher Transportkräfte und dehnte, von den günstigen Resultaten der ersten Versuche ermuntert, den Maselpinenbetrieb ans den Hauptlinien der Bahn immer weiter aus. Es wurden für diesen Betrieb vorerst eingerichtet die Bahnstrecke von Tar- nowitz bis Karolinengrnbe auf 3.50 Meilen, und von Karff bis Antonienhütte auf 1.40 Meilen, mithin zusammen auf 4.90 Meile» Länge, während auf den übrigen Strecken der Zweigbahnen Pferdcbctrieb verblieb. Dieser letztere Be trieb ist jedoch »ach und nach theils den intcressirtei, Gewerkschaften und Hütten besitzern gegen Entrichtung eines Fahrgeldes überlassen, theils einem Unter nehmer gegen eine mäßige Vergütung kontraktlich übertragen, so daß zur Zeit der kostspielige Pferdebetrieb für eigene Regie vollständig aufgchörl hat. Da die oben erwähnten Strecken: Kattowitz-Emanuelsegen-Jdahütte ans 1.78 Meilen und von Karl-Emanuel nach Morgenrothhütte auf 0.35 Meilen schon für Lokomotiven fahrbar hergestellt waren, so wird jetzt zusammen ans 7.03 Meilen Länge der Betrieb durch Maschinen bewältigt. Die einzelnen Haupttheile der Zweigbahnen sind: 1) von der Kowalicken-Eisenerzgrube bei Tarnowitz über Benthen, Laurahütte bis zur Leopoldinen-Kohlengrnbe bei Brzenczkowitz . 11,486 Ruthen lang 2) von Karff über Morgenrothhütte nach Anlonienhütte 2,789 ,, „ 3) von Beuthen nach Morgenrothhütte 1,514 „ „ 4) von den Nudacr Thongruben über Kontrolhaus 13 bis nach Thurzohütte 2,005 „ „ 5) von Kattowitz nach Emanuelsegen und Jdahütte (breit ¬ spurige Lokomotivbahn) 3,240 „ „ Von jeden, dieser Hauptzwcige gehen wieder einzelne Zweige nach den ver schiedenen Erz- und Kohleufördernngsstellen ab. Mit Doppelgeleis versehen sind folgende Strecke,,: 1) von Tarnowitz über Beuthen bis Alexander-Zinkhütte auf 9,450 Ruthen 2) „ Karff nach Antonienhütte auf 2,789 „ 3) „ von Beuthen bis Morgenrothhütte auf .... 1,5,4 „ in Summa 13,753 Ruthen. Die Länge sämmllicher eingeleisiger Zweigbahnen beträgt 30,655 lfv. Rth. mit Dvppclgeleis sind versehen . 13,753 „ „ demnach sind an Geleisen, ercl. der Nebengeleise an den Lade ¬ stellen >c., vorhanden 44,408 lst>. Wh. Für de» Betrieb mit Pferden sind kleine Stuhlschienen angewendet, pro laufenden Fuß 8 Pf». s^er, welche in 5 Pfd. schweren Schienenstühlen be festigt sinlx Das Sporn,aß beträgt 30". Die schwellen sind für die mit Pferde» betriebenen Stränge 4' lang. Auf den mit Doppelgeleis versehenen Strecken wurden 12' lange Schwellen verlegt, welche beide Geleise, stutzten. Die Erfahrung hat jedoch diese Einrichtung nicht ls zweckmäßig bewährt, und werden deshalb auf den, mit Maschinen befahrenen, Geleisen jetzt 6' lange Schwellen verwendet. Die mit Maschinen befahrenen Geleise sind mit den von der Oberschlesischen Hauptbahn aufgenommencn, 15 Pfd. schweren, Brückschienen, und mit 18 Pfd. schweren, 3'//' hohen, Vignolschienen hergestellt. Die Schwellen sind mit Kupfervitriol getränkt. An größeren Bauwerken sind auf den Zweigbahnen: 6 Wegeüberführungen und 15 Wegeunterführnngen, welche zum Theil gewölbt, zu», Theil aus Holz konstruirt sind. An Durchlässen und Brücken befinden sich auf den (schmal spurigen) Zweigbahnen 235 Stück. Aus der Zusammenstellung der Neignngs- und Krümmungsverhältnisse er gibt sich, daß auf den Hanptlinieu Steigungen und Gefälle von 1:80—1.60 häufig, auf den Zweigliuien solche von 1 : 60 bis zu 1 : 30 öfter Vorkommen. Der kleinste Krümmungshalbmesser beträgt 10 Ruthen (120'), bei einzelnen Ab zweigungen sogar nur 5 Ruthen (60'). Statt der Bahnhöfe sind 15 sogenannte „Kontrol-Stazionshäuser" vor handen, von welchen aus die auf der Bahn verkehrenden Frachtgüter erpcdirt und kontrolirt werde». Ein elektro-magnctischer Telegraph ist zur Zeit an den Zweigbahnen noch nicht hergestellt. Optische Telegraphen besitzen die Zweigbahnen 49 Stück, und zwar auf de», mit Lokomotiven befahrenen Theile. Betriebsmittel waren in 1856 vorhanden: 1 Personenwagen, 6 Gepäck wagen, 273 eiserne, vierräderige Galmeiwagen ä, 45 Ztr. Ladefähigkeit, 1 eiserner, achträderigcr Galmciwage» ü 100 Ztr. Ladefähigkeit, 1014 hölzerne, vierräderige Galmeiwagcn ä 45 Ztr. Tragkraft, 271 desgleichen ü 100 Ztr., 63 desgleichen Kohlenwagen L 6 Tonnen, 189 hölzerne, achträdcrige Kohlenwagen ä. 20 Tonnen, endlich 315 hölzerne vierräderige Plateaus zum Transport von Kohlenkasten aus de» Grube» »ach den Ladestellen, im Ganzen 2133 Fahrzeuge, und zwar 2128 ziim Gütertransport. Es sind indcß nnter diesen Betriebsmitteln, mit Ausnahme des Personen wagens und der Gepäckwogen, pro 1856 nur diejenige» anfgcführt, welche für die 13.35 Meilen betragenden schmalspurigen Zweigbahnen in. Gebrauche sind, während die andere», auf breiter Spur: Kattowitz-Emanuclsegen-Jdahütte und Karl-Emannel-Morgenrothhütte verwendeten, unter den Betriebsmitteln der Haupt bahn figurireu. Die Lokomotiven für die schmalspurigen Schienenwege sind vou 2 auf 10 Stück vermehrt. Dieselben bestehen in sogenannten Tender-Lokomotiven, bei welchen sich — in Ermangelung eines besonderen Tenders — der Cokes- und Wafferraum über der Hinterachse und zu beiden Seiten des Kessels befindet. Sämnitliche Lokomotiven sind von Günther in Wiener Nenstadt gebaut. Ihr Zvlinderdurchmcsscr ist 12'/,", Kolbenhub 16.6", die Zylinder sind anßenliegcnd und horizontal. Die Kessel mit 78 Sicdröhren haben eine Gesammtheizfläche vou 513—525 Quadratfnß. Arbeitender Dampfdruck 97.2 Pfd. Zahl der Räder 8, wovon 4 Triebräder; die Triebräder haben 2.6', die Laufräder 1.9' Durchmesser; äußerer Radstand 17'//. Eigengewicht mit Wasser und Cokes 328—390 Ztr., wovon 198—234 auf den Triebrädern. Das Anlagekapital der Zweigbahnen besteht zusammen ans 2,543,000 Thalern in 4proz. Prioritäls-Obligazivnen. Es sind indeß bis Ende 1856 ver braucht worden 3,017,548 Thlr., mithin ist noch die Summe von 474,548 Thalern und der zur vollständigen Herstellung und Ausrüstung der Bahn mehr erforderliche Bedarf aus den durch Emission neuer Stammakzien gewonnenen Fonds zu decken. Der Umbau der, ursprünglich nur für Pferdebetrieb bestimmt gewesenen, Zweigbahnen in Lokomotivbahncu, die Anschaffung von Lokomotiven und das sich ergebende Mehrbedürfuiß am Wagenpark haben wesentlich zur Er höhung des Anlagekapitals beigetragen; so daß für de» Oberbau 31.99 Proz. und für Transportmittel 21.89 Proz. des gejammten schließlichen Anlagekapitals haben verwendet werden müssen. Für die Spezialleitung des Betriebes und Baues der Zweigbahnen waren zwei besondere Beamten, ein Betriebsdirigent und ein Baumeister, mit den nöthigen Unter-Organen eingestellt, von denen der erstere in Kattowitz, der letztere