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Erscheint Ende jeden Monats, Abonnementspreis bei freier Zusendung pro Halbjahr: Jl 8.— für Deutschland u. Oesterreich; für alle übrigen Länder &fC 9,00. Inseratenpreise: % Seite afC 90.—, % Seite Jt ß0.—, ’/x Seite/»# 30.—, */ 8 Seite dl 18.—, */ 16 Seite „H 9.—. Bei Wiederholungen Rabatt u. zwar: 3mal 5%, 6mal 10 0 /q, 12 mal 20%. Ein illustnrtes Fachjournal für die Wollen-, Baumwollen-, Seiden-, Leinen-, Hanf- und Jute-Industrie sowie für den Textil-Maschinenbau; Spinnerei, Weberei, Wirkerei, Stickerei, Färberei, Druckerei, Bleicherei und Appretur. Adresse für Postsendungen: Leipziger Monatschrift für Textil-Industrie, Leipzig. Für Telegramme: Redakteur Martin, Leipzig. Herausgeber und Chefredakteur: Theodor Martin. lledahtion u, Verlag: Leipzig, Turnerstr. 17. Vertreter für Grossbritannien: John Butler, Manchester, Virgilstreet 13. Organ (les Vereins Deutscher Wollkämmer und Kammgarnspinner. Leipzig, 28. Februar 1887. Nachdruck aus dieser Monatschrift nur mit vollständiger 2 Quellenangabe gestattet. ® Weitere Versuche zur Erhaltung des Hausweberei-Betriebes im Stadt- und Landbezirke Crefeld.*) Von E. R. Lembcke, Direetor der König!. Webe-, Färberei- und Appreturschule zu Crefeld. Der halbmechanische Webstuhl von Laeserson & Wilke in Moskau. Von diesem Webstuhl-System war bereits in meinen früheren Artikeln die Rede und war berichtet worden, dass im October 1885 die Königliche Regierung den Unterzeichneten be auftragte, 9 Stück Webstühle dieser Art den Chantiers de la Buire in Lyon in Bestellung zu geben. Am 7. Januar 1886 trafen die ersten 3 Stück solcher Stühle ein, und am 14. März desselben Jahres war ich in Besitz der noch ausständigen G Stück gelangt. Ausserdem wurde mir zu derselben Zeit noch ein zehnter Stuhl zur Be nutzung überwiesen. Die vorhandenen Stühle nebst Zubehör waren folgende: 1. Stuhl A 74, Stoffbreite 56 em, Stuhl breite 72 cm, 4schäftig, Nr. 67, M. 474,66. 2. Stuhl A 77, Stoffbreite 56 cm, Stuhl breite 72 cm, 14schäftig, Nr. 74, M. 587,05. 3. Stuhl B 78, Stoffbreite 66 cm, Stuhl breite 80 cm, lOschäftig, Nr. 77, M. 624,47. 4. Stuhl C 75, Stoffbreite 76 cm, Stuhl breite 90 cm, lOschäftig, Nr. 73, M. 581,66. 5. Stuhl D 76, Stoffbreite 86 cm, Stuhl breite 100 cm, 8schäftig, Nr. 68, M. 571,78. 6. Stuhl E 79, Stoffbreite 96 cm, Stuhl breite 110 cm, 8schäftig, Nr. 75, M. 585,87. 7. Stuhl E 80, Stoffbreite 96 cm, Stuhl breite 110 cm, öschäftig, Nr. 76, M. 557,52. 8. Stuhl F 81, Stoffbreite 106 cm, Stuhl breite 120 cm, 8schäftig, Nr. 78, M. 616,65. 9. Stuhl I 82, Stoffbreite 136 cm, Stuhl breite 150 cm, öschäftig, Nr. 79, M. 639,33. 10. Stuhl J 67, Stoffbreite 147 cm, Stuhl breite 160 cm, lOschäftig, M. 600,00. Für die anzustellenden Versuche wurden ausserdem noch mehrfache Reservetheile bestellt. *) Vergl. die Artikel in Nr. 6 und 7 des vorigen Jahrganges dieser Zeitschrift. Allgemeines. Von der Handelskammer zu Crefeld ver anlasst, mich mündlich über die russischen Stühle zu äussern, kam ich zu folgendem vor läufigen Urtheil: Betreffende Stühle haben viele Vortheile und müssen bei richtiger Behandlung, sowie Ausbau für bestimmte Gewebe gut werden. Es sind leider bis dato viele solcher Stühle von Fabrikanten bezogen worden, welche, weil sie mechanisch fabriciren, nicht das richtige Interesse für Handstühle entwickelten und nach sehr kurzen Versuchen sich abfällig über die Stühle äussern mussten, zumal sie nicht die kleinen Mängel beseitigten, welche ja die erste Ausführung eines neuen Stuhlsystemes stets aufweist. Solche Fabrikanten werden stets mit Vorurtheil diesem Stuhlsysteme begegnen, weil sie es nicht für nothwendig halten, dass sich der Stuhl einführt. Andere Fabrikanten, welche sich solche Stühle versuchsweise anschafften, konnten mit denselben zu keinen guten Resultaten kommen, weil ihnen die technischen Kenntnisse mangeln, die für die Behandlung des Laeserson-Stuh les gerade so nothwendig sind, als für mecha nische Webstühle überhaupt. Kurz darauf gab ich der Handelskammer zu Crefeld auch ein schriftliches Gutachten, welches mit Hinweglassung einiger persönlicher Aeusserungen etwa das folgende war: Bevor neue Maschinen-Webstühle zur vol len Zufriedenheit funetioniren, ist es meisten- theils nothwendig, dass man längere Zeit darauf arbeitet. Man kann nach dem Abarbeiten von nur 1 oder 2 Ketten kein richtiges Endresultat über die Leistung eines neuen Stuhles fällen. Jedes erste Gewebe wird nicht tadellos aus fallen; das zweite Gewebe wird etwas besser; das dritte Gewebe wird noch besser als das zweite. Man hat viele Webereien, die erst nach dem Betrieb von einem Jahre anfingen, rentabel zu werden. Der Laeserson- Stuhl ist eben so gut Maschine als jeder andere mechanische Web stuhl, und wird man über ihn erst nach zuver lässigen und längeren Versuchen maassgebende Urtheile abgeben können. In einen Wett kampf wird man den neuen, dem Arbeiter nahezu noch fremden und von ihm noch man gelhaft bedienten Laeser son-Stuhl nicht jetzt schon mit einem durchgearbeiteten, genau ge kannten Honegger-Stuhl oder dergl. bringen können. Es wird ja nie ein Handstuhl einem Kraftstuhl gleich leistend oder überlegen sein können. Die Resultate des mechani schen Laeserson - Stuhles werden wahr scheinlich in Bezug auf bestimmte Gewebe nicht hinter denen anderer guter mechanischer Webstühle Zurückbleiben, wie sich ja zum Theil schon aus den Angaben in meinem ersten Bericht ergiebt. Soll der Laeserson- Handstuhl, mit dem wir es hier zu thun haben, sich als nützlich in die Praxis einfüh ren, so ist nicht nur eine längere Betriebszeit nothwendig, damit alle mechanischen Theile desselben richtig funetioniren, sondern auch ein geübter Arbeiter. Gleichwie ein Hand weber nicht ohne grosse Hebung und lang jährige Praxis gleichmässig arbeitet, müssen auch die Arbeiter für die Bedienung des Laeserson-Stuhles erst herangezogen werden. Namentlich ist das richtige Tempo, mit dem der Stuhl arbeiten soll, einzuhalten, um gleich mässige Schussdichte u. s. w. zu bekommen. Soweit es dem Unterzeichneten bis jetzt mög lich wurde, sich über die Brauchbarkeit des Stuhles ein Urtheil zu bilden, kommt er jetzt schon zu der Anschauung, dass der Laeser- son-Handstuhl für gewisse Artikel, jedoch nicht hochfeinste Qualitäten, für die Zukunft gar keine schlechten Aussichten hat. Bei der Inbetriebsetzung des Laeserson- Stuhles ist die nächste Grundbedingung, dass derselbe einige Tage leer läuft, damit sich alle bewegenden Theile einarbeiten. Nament lich der Regulator, der bei der ersten Aus führung des Webstuhles in Lyon negativ con- struirt ist, und der nur auf die Kettenspan nung und den Druck des Riethes gegen den Einschlag basirt ist, muss auf das Genaueste arbeiten, wenn gute Waare hergestellt werden soll, muss den kleinsten Druck in Aufwiudung übersetzen. Die Leistung jeder Webemaschine ist nicht allein durch sie selbst bestimmt. Jeder Honegger-Stuhl kann nur Gutes leisten, wenn der Weber richtig damit umzugehen ver steht. Beim Laeserson-Stuhl ist nicht nur