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Telegraphenwese». Siemens und Halöke'S neuer magneto-elektrischer Zeiger- Apparat. Seit lange ist man bemüht, für den Eisenbahnbetrieb einen allen Anfor derungen an Einfachheit und leichte Behandlung entsprechenden Zeiger-Tcle- graphenapparat zu konstruiren, welcher ohne besondere Geschicklichkeit und Ein übung von jedem Bediensteten bedient werde» kann. Die Besitzer der berühmten Telegraphenbauaustalt, Herren Siemens und Halske in Berlin, glauben jetzt diese Aufgabe mit ihrem neuen Jndlckzions-Zeigerapparat gelöst zu haben, worüber sie den Eisenbahnverwaltnngen folgende Mittheilung zngehen ließen. Der Apparat "besteht aus zwei Theilen: 1) aus dem die Stelle der Bat terien vertretenden Magnet-Jnduetor oder Stromgeber, und 2) ans dem eigentlichen Zeiger. Beide Apparattheile sind in einem hölzernen Kasten ein geschloffen. Der Jnductor besteht aus einem um seine Längeachse drehbaren Eisen zylinder, welcher der Länge nach mit einem tiefen rings um ihn hernmlaufenden Einschnitte versehe» ist. Dieser Einschnitt ist mit übersponnenem Kupferdrahte ausgefüllt. Mit Hülfe einer Kurbel dreht sich der Zylinder zwischen den ent gegengesetzten Polen mehrerer kleiner, mit geringem Zwischenräume übereinander geschichteter Stahlmaguete, als deren gemeinschaftlicher Schließungsanker er austritt. Bei jeder halben Umdrehung des Eisenzylinders wird ein kurzer aber kräf tiger Strom in seinen Drahtwindungen erzeugt, welcher die Leitung durchläuft und alle eingeschalteten Zeichengeber um einen Schritt fortbewegt. Bei der folgenden halben Umdrehung des Zylinders erfolgt ein Strom von gleicher Stärke aber entgegengesetzter Richtung, welcher die Zeichengeber wieder um einen Schritt fortbewegt u. s. f. Der Zeiger, auch Jndicator oder Zeichengeber genannt, besteht ans einem drehbaren Elektromagneten, dessen Polverlängerungen so zwischen den entge gengesetzten Polen zweier hufeisenförmiger Stahlmagncte placirt sind, daß sie von beiden mit gleicher Kraft angezogen werden. Durchläuft nun ein Strom die Windungen des Elektromagnetes, so wird dies Gleichgewicht gestört, und es erfolgt die Drehung des Eisenkernes des Elektromagnetes je nach der jedes maligen Richtung des Stromes in einem oder anderem Sinne. Die hierdurch ! erzeugten OScillazionen des Elektromagnetes werden durch eine» mit ihm Ver bundenen gabelförmig gespaltenen Arm mittelst zweier an denselben befestigter federnder Haken auf die Zähne eines kleinen Rades übertragen, welches hierdurch in Notazion versetzt wird. Die Achse dieses kleinen Rades trägt den Zeiger - des Zeichengebers. Die Zifferblätter der Stromgeber und Zeichengeber sind ! mit den Buchstaben des Alphabets in gleicher Zahl und Reihenfolge beschrieben. ! Wird daher die Kurbel bis auf irgend einem Buchstaben gedreht, so müssen j alle Zeiger der eingeschalteten Apparate bis auf denselben Buchstaben fortrücken. ! Der oscillirende Magnet ist mit einem Hammer versehe», welcher an zwei am ! Kasten befestigte Glocken schlägt, wenn der Wecker durch Eindrücken eines Knopfes ! eingeschaltet ist und dadurch ein kräftiges Weckcrwerk bildet. Die Negulirung ! der Zeigerstellung geschieht dadurch, daß man den unten am Zeichengeber befind- ! liehen Knopf niederdrückt und die Kurbel bis auf das obere weiße Feld herumdreht. I Dieser magnetische Zeigertelegraph eignet sich vorzugsweise zum Telegraphen- ! betriebe der Eisenbahnen, da er 1) sehr leicht mit Sicherheit zu bedienen ist. Die geringe Fertigkeit, welche ! erforderlich ist, um die Kurbel bis zu dem Buchstaben zu drehen, welcher ! angezeigt werden soll, erlernt jedermann in wenigen Stunden. Es kann l mithin der Telegraphendienst von dem anderweitig beschäftigten Büreau- . personale stets nebenbei ausgeübt werden. 2) Es sind durchaus keine Korrekturen oder Einstellungen vvrzunehmen um die Apparate in sichern Gang zu bringen. Einmal richtig adjustirt, hat ! er die richtige Stellung für alle Entfernungen und Stromstärken. 3) Er bedarf gar keiner Batterien, indem der nöthige elektrische Strom ! durch den Apparat selbst.erzeugt wird. 4) Bei einiger, leicht zu erwerbender Uebung kann man mit demselben schneller sprechen wie mit irgend einem andern, da die Kurbel in belie biger Geschwindigkeit gedreht werden kann. 5) Es kann eine große Anzahl, mindestens 10 Apparate, tn einem Kreise "eingeschaltet werden, ohne die Sicherheit, des gleichmäßigen Ganges aller Apparate zu vermindern, 8) Er nimmt einen kleinen. Raum ein, ist. überall leicht aufzustellen, daher wegen des Wegfalls aller Batterien, Räderwerke und Gewichte zu trans portablen Telegraphen besonders geeignet. Ueber die praktische Brauchbarkeit und Sicherheit des beschriebenen Apparates spricht sich dag nachfolgende Zeugniß der K. bayerische» Telegr-rphen-Direkzion ausführlich aus. ' . „Die Sicherheit des Betriebes auf den K. bayerischen Staats-Eisenbahnen, welche bei einer Länge von 126 Meilen und einer Gesammtzahl von 132 Sta- zionen und Haltestellen nur ein Schienengeleis- besitzen, erfordert nothwendig. eine ausgedehnte und gut organisirtc Telegraphen-Einrichtung, die gestattet,' von und nach allen Stazioncn nicht allein Signale, sondern vollständige De peschen zu befördern. Bei der großen Zahl der hierzu nöthigen, verhältniß- mäßig sehr nahe an einander gerückten Apparate, erscheint die Abtheilung der Linien in kleinere Schließungskrcise durch die Anforderungen des Dienstes be dingt, welcher, mehr ein lokaler, hauptsächlich den Gang der Züge betreffender, empfindlich benachtheilig^t würde, wenn auf einer längeren Linie immer nur zwei Stazioncn gleichzeitig korrespondiren könnten, während alle übrigen, vielleicht gerade vom Laufe der Züge berührten, schweigen müßten. Die Verwendung von Schreibapparaten nach Morse'S System ist aber schon aus dem Grunde nicht zweckmäßig, weil nach genügender Erfahrung die niederen Eisenbahnbe- diensteten an den Haltestellen sogar Bahnwärter, in deren Hände nothwendiger- weise die Handhabung der Apparate gelegt werden muß, neben der Besorgung ihres ordentlichen Dienstes nie die für alle Fälle nöthige Kenntniß uud Uebung hierzu erlangen können. Die auf den älteren bayerischen Bahnstrecken seit dem Jahre 1850 in Be nützung stehende» Stöhrcr'schen magneto-elektrischen Zeiger-Apparate hatten trotz der zahlreichen Mängel ihrer Koustrukzion Gelegenheit gegeben, die bedeutenden Vortheile wahrzunehmen, welche daraus erwachsen, daß zu ihrer Ingangsetzung keine hydrogalvanischen Batterien erforderlich sind; dadurch entfällt eine ganze Reihe von Störungen, welche die Unterhaltung der letzteren in den Händen un geübten uud vielbeschäftigten Personals unvermeidlich hcrbeiführt. Bei Aus führung der neuere» Telegraphen-Einrichtungen für die bayerischen Staatsbahnen gab deshalb das K. bayerische Tclegraphenamt der Beibehaltung dieses Apparaten- systems den unbedingten Vorzug, legte jedoch, die Erfahrnug mit den älteren Apparaten benützend, der rühmlichst bekannten Telegraphen-Bauanstalt von Siemens und Halske in Berlin ein Konstrukzions-Programm vor, welches fol gende Bedingungen enthielt: Erzeugung des Stroms durch die Bewegung von Jnductions-Spiralen. Minimal-Geschwindigkeit des Zeigers, wenigstens so groß, wie bei den älteren Zeiger-Apparaten von Siemens und Halske. Arretirung des Zeigers durch den Strom selbst, ohne Anwendung eines besonder» Uhrwerks. Vollkommener Verschluß des Apparates, so daß der Telegraphirende nur zu den ihm nöthigen Korrekturen, welche nach außen gelegt werden müssen, gelangen kann, und Sicherung des Zeigers gegen Berührung mit der Hand. Solide, nicht zu empfindliche Konsirukzion und Verwendimg starker Stahl magnete zur Erzeugung eines kräftigen Stroms; endlich Anbringung einer möglichst starktönenden Allarmglocke für den Anruf. Die Herren Siemens und Halske haben diese Aufgabe meisterhaft gelöst; die von ihnen gelieferten Apparate zeichnen sich durch außerordentlich- Einfach heit ihrer Koustrukzion, durch vollständige Erfüllung der gestellten Bedingungen aus. Sie sind compcndiös, erfordern kein Laufwerk, die Bewegung der Kurbel findet ohne bemerklichen Kraftaufwand statt, da durch die eigenthümliche Kon- strukzion des Magnet-Jnductors dieser nur eine sehr geringe Trägheit besitzt. Die Arretirung des Zeigers erfolgt gleichzeitig mit der mechanisch und auf äußerst einfache Weise bewirkten Arretirung der Kurbel. Die nöthigen Korrek turen können durch ecu Slrom selbst vorgenommeu werden, die Zeiger laufen vollkommen sicher und fast unbegrenzt schnell. Die Erlernung der Manipulazion hat für jeden, der ohnehin lesen und schreiben kann, durchaus keine Schwierigkeiten. Seit dem 15. September 1856 sind auf der bayerischen Südnordbahn suecessive 47 Apparate ausgestellt worden, uns werden seit jener Zeit durch das gewöhnliche Bahndienstpersonal betrieben und sehr stark benützt. Bis jetzt haben dieselben weder Korrekturen, noch sonstige Aendernngen nothwendig gemacht, ihren Zweck" in jeder Beziehung vollständig erfüllt, und durchaus zu keiner Be anstandung Veranlassung gegeben; sie können deshalb jeder Bahnverwaltung aus vollster Uebcrzeugung empfohlen werden." Der Preis eines Apparats in einem pultförmigen eleganten Kasten beträgt 170.Thlr., in weniger eleganter Ausführung 150 Thlr. Ein abgesonderter Wecker-Apparat dieses Systems, um damit ein stärkeres Läuten zu erzielen, kostet 20 Thlr. I e i t u n g. Inland. Oesterreich. — Die Bepflanzungsarbeiten auf der .südlichen Staats- Eisenbahn, in der Strecke von Mürzzuschlag bis Laibach, wurden auch im Jahr 1856 mit gedeihlichem Erfolge fortgesetzt. Aus den vorliegenden dekailirten Nachweisungen des Hrn. Prof. vr. Hlubek, welcher diese Arbeiten-leitet, ist unter Anderem zu entnehmen; daß während des genannten Zeitraumes 2588 Stück Obstbäume,'522 Maulbeerbäume (im Ganzen findet sich ein Bestand von 9000 solche» Bäumen vor) und 3968 Telegrapheubänme (welche bestimmt sind, seinerzeit die Leitungsdrähte des Telegraphen z» tragen, und jetzt schon eine Gesammtanzahl von 11,000 Stück erreicht haben) gesetzt; .11,072 Kurr. Klafter