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die Reihe, ob für das zu färbende Quantum der Wolle auch die nöthige Menge an Sud- und Färbflüssigkeitvorhanden ist, mit anderen Worten, ob die Wolle in beiden Bädern sich auch genügend ausdehnen kann, und nicht, wie man zu sagen pflegt, zu trocken kocht, was, wo dies bemerkt wird, schon mehr an ein „Braten“ derselben erinnert. Ein zwei stündiges Kochen im Sudbade, selbst unter sonstigen normalen Verhältnissen, kann als zu „Viel“ betrachtet werden, besonders wenn, wie oben angedeutet worden ist, die Flotte mit einer allzu grossen Menge von Sudstoffen übersättigt wird. l 1 / 4 —l 1 / 2 stündiges, mässiges Kochen der Wolle genügt vollkommen für das Ansieden, um die Faser für das nach folgende Färben zu präpariren und aufnahme fähig für die Farbestoffe zu machen. Zu heftiges Kochen, d. h. zu hohes Aufwallen der Flotte beim Ansieden kann der Wolle und ihren guten Eigenschaften nie zum Vor- theil, sondern stets nur zum Nachtheil ge reichen, und was das erwähnte, bei unge nügender Flüssigkeitsmenge in der Flotte vorkommende, zu „trockene“ Kochen der Wolle anbelangt, so wird die Faser der Wolle dadurch nicht nur spröde und verliert somit ihre Weichheit, sondern es wird auch ihre Filzkraft durch das sogenannte „Braten“ in erheblicher Weise geschädigt. Was die Zeit des Kochens im nachfol genden Färbebade anbclangt, so dürften die gleichen Zeitverhältnisse im Allgemeinen wie beim Sieden maassgebend sein. Selbstver ständlich greifen hier auch manchmal beson dere Verhältnisse bestimmend mit ein, und beim Abmustern genau einzuhaltender Farben töne ist es mitunter nicht zu umgehen, dass mit dem einen oder anderen Farbstoff nach gebessert werden muss. Hierbei ist es nun selbstredend nothwendig, dass mit jedem Nachgeben von Farbstoffen ein nochmali ges, wenn auch noch so kurzes Kochen eintreten muss, um den nachgegebenen Farb stoff an die Faser zu binden. Wenn dieses Nachkochen stets in sehr mässiger Weise geschieht und starke Aufwallungen der Flotte verhütet werden, dann dürfte das verlängerte Kochen in erheblicher Art nicht schaden. Gewöhnlich tritt aber hierbei ein Umstand ein, der nicht genügend beachtet wird und deshalb schädigend wirken muss, und zwar insofern, als durch das event. Nach kochen eine Abnahme der Flottenflüssigkeit eintritt, die, wenn sie nicht durch eine entsprechende Zugabe von warmem oder auch kaltem Wasser ergänzt wird, das weiter oben erwähnte, nach theilige, Braten der Wolle herbeiführt. Es wären nun noch die verschiedenen Einrichtungssysteme der Färberei zu berück sichtigen. Was das älteste derselben, die soge nannte „U n t e r f e u e r u n g“ anbelangt, so könnte man dasselbe noch als eines der rationellsten betrachten, wenn es sich in der jetzigen Zeit des Dampfes besser mit den Verhält nissen vertrüge, und in der Leistungsfähigkeit gegen die Dampfheizung nicht bedeutend zurückstände. Die Wollen bleiben bei nor malen Verhältnissen und richtiger Behandlung weich und offen, was bei dem später eingeführten System der directen Dampfheizung vielfach vermisst wurde, da diejenigen Parthien der Wolle, welche sich direct an das Einströmungs rohr anlegten, vielfach durch die Einwirkung des Dampfes verfilzten, weshalb die directe Dampfheizung auch jetzt als ziemlich ab- gethan zu betrachten ist. Eine gute Seite •hatte dieses System, nämlich, dass man die Regulirung des Kochens in den Kesseln oder Bottichen ganz ausgezeichnet durch den Dampfeinströmungshahn ganz in der Hand hatte, wodurch jenes Verfilzen der Wollen aber keineswegs gehoben oder ungeschehen gemacht werden konnte. Auch diese Art der Färberei musste, trotzdem sie sich lange genug auf den Füssen gehalten, endlich dem System der indirecten Dampfheizung Platz machen, wobei eine directe Berührung des heizenden Dampfes mit der zu färbenden Wolle oder Waare in Wegfall kam. Bei Kesseln wird dies durch einen Doppelboden, zwischen dem der Dampf seine heizende Wirkung ausübt, bewerkstelligt, und bei Holzbottichen wird über der Heizschlange noch ein fein durch- lochter, meistens kupferner Siebboden ein gesetzt, welcher die Wolle etc. so gut wie vollständig von dem einströmenden Dampfe abschliesst. Das erwähnte System der indirecten Dampfheizung ist deshalb bis jetzt als das beste zu betrachten, und wenn das vor einigen Jahren in die Oeffentlichkeit gebrachte Obermaier’sche System auch als epoche machende Neuerung angesehen werden musste, so ist es doch nicht allgemein zum Durch bruch gekommen. Die gerade in jetziger Zeit vielfach in Fachblättern zum Verkauf aus gebotenen gebrauchten Obermaier’schen Appa rate lassen sogar darauf schliessen, dass die Vortheile derselben denn doch nicht derartige sind, als man früher erwartet hatte. Es ist hier nicht der Ort, und auch nicht Absicht des Schreibers dieser Zeilen, auf den prak tischen Werth des Obermaier’schen Patentes näher einzugehen, weshalb desselben hier nur vorübergehend Erwähnung gethan wird. Es sind jetzt noch diejenigen Punkte zu berühren, welche in der weiteren Behandlung der Wolle beim Sieden und Färben liegen, und event. die Weichheit derselben beein trächtigenkönnen, obwohl man im Allgemeinen von mancher Seite derselben grade keine grosse Bedeutung zuerkennen will. Einer der schwerwiegendsten dieser Punkte liegt in dem rechtzeitigen Verkühlen der sowohl aus dem Sud- als aus dem Farbebade ausge schlagenen Wolle. Sobald dies geschehen, hat man zunächst dafür zu sorgen, dass die Flotte möglichst schnell von der Wolle ab zieht, was man am besten durch einseitiges Hochstellen der Körbe oder Kübel, welche die Wolle aufnehmen, erreicht. Zieht keine Flotte mehr ab, dann müssen Körbe und Kübel sofort umgestürzt, entleert und muss die Wolle sogleich mit Haken auseinander gezogen und gut verkühlt werden. Wird dies versäumt, oder die Wolle gar in den Kübeln oder Körben stehen gelassen, dann entwickeln sich in der brühend heissen Wolle trockene Dämpfe, die auf die Weichheit und Elasticität, am meisten aber auf die Halt barkeit der Wollfäser nachtheilig wirken und jene Beschaffenheit derselben herbeiführen, die man gewöhnlich mit „die Wolle ist ver brannt oder verbrüht“ bezeichnet. Es ist dem Schreiber dieser Zeilen auch schon vorgekonunen, dass die ausgeschlagene Wolle nicht verkühlt, sondern direct mit kaltem Wasser durchgossen, oder in die Wasch maschine befördert wurde. Beides ist un bedingt zu verwerfen, denn es kann der schroffe Temperaturwechsel des kalten, im Winter sogar eiskalten Wassers nur schädigend auf die Wollfaser wirken. Richtig ist es, gesottene Wolle 24 Stunden lang verkühlt stehen zu lassen, ehe sie auf das Farbbad genommen wird, da die lange nachhaltige Einwirkung der Sudstoffe die Faser aufnahme fähiger für den Farbstoff macht, als wenn dieser gleich nach dem Sude aufgesetzt wird; kann das „Stehenlassen“ der gesottenen Wolle im ausgebreiteten Zustande geschehen, sodass die Luft ungehindert Zutritt zur Wolle findet, dann ist dies für die Präparation der Woll fäser für den eigentlichen Färbeprocess noch zweckdienlicher, und wenn angängig, jeden falls zu berücksichtigen. (Schluss folgt.) Webstuhl mit elektrischer Drahtleitung von Gustav Adolph Jacobiny, in Firma Gustav Jacobiny in Crefeld. D. R.-P. Nr. 58571. (Aus der Patentschrift.) Fig. 1 zeigt die Seitenansicht der im Sammet webstuhl arbeitenden Schäfte a 1 bis a 8 , welche das Geschirr zum Durchgang des Webschützens bilden. Der zwischen Lade und den Schäften hängende Schutzkamm ft, welcher hin- und zurückbewegt wird, legt die Unsauberkeiten der Fäden nach der Richtung des Stoffes. Fig. 2 ist die Vorderansicht eines vor- und zurückpendeln den Schutzkammes ft, dessen Litzen oben und unten an feine Drahtstäbchen geknotet sind, yy ist ein Kupferdraht oder anderweiter Leiter zum Ablenken der elek trischen Spannung in dem Werk, welche vor zugsweise an der Seite der treibenden Riem scheiben bestrebt ist, die unreinen Fäserchen des Chappe- oder Seidenfadens zu Klümpchen oder Kügelchen zusammenzuballen. Statt des Schutzkammes ft lässt sich auch ein Riet mit hohem Sprung und Leitungsdraht y y ver wenden. Beim Verweben von ungasirter Seide oder Chappe bilden sich oft vor den Schäften eine