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mässigkeit wird • bekanntlich durch die soge nannte Kreuzung erreicht, wobei der auf einer Krempel durch Aufeinanderschichten j des Flores in der Längenrichtung erzeugte Pelz der nächsten Krempel um 90° verdreht vorgelegt wird, so dass die in der Länge der Erzeugungsrichtung des Pelzes liegenden Woll fasern auf der nächsten Krempel quer zur Arbeitsrichtung derselben zu liegen kommen. Um diese von Hand erfolgende Kreuzung, welche gewöhnlich durch die Quervorlage der auf einer Trommel von bestimmtem Durch messer erzeugten Pelzstücke geschieht, selbst- thätig zu machen, sind einige sogenannte Kreuzungsapparate im Gebrauch; bei dem Apper 1 y’schen Apparat (vergl. Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbe- fleisses, Berlin, 1864, S. 95, Taf. IV) wird der Flor von der ersten Krempel zu einem Band zusammengenommen und dieses der nächsten Krempel schräg oder quer vorgelegt; bei den Apparaten von Ferra bee (vergl. eben daselbst S. 97) und von Blamires (s. Grothe: Streichgarnspinnerei, Bd. I, S. 343) wird der Flor der ersten Krempel, hin- und hergehend in der Breite des Zuführtisches, der nächsten Krempel zu einem Pelz über einander gelegt, wobei der gebildete Pelz ununterbrochen zur Seite abgeführt und zusammengerollt wird. Man erhält also dabei einen fortlaufenden Pelz von der Zuführtischbreite der nächsten Krempel, in welchem die Fasern quer zur Erzeugungsrichtung .liegen, und der Pelzwickel braucht dann nur auf den Zuführtisch gelegt und in der Speiserichtung wieder abgerollt zu werden; der Unterschied der beiden Appa rate von Ferrabee und Blamires gegen einander besteht nur darin, dass bei ersterem die Legwalzen, bei letzterem dagegen der Tisch, auf welchem das Legen stattfindet, die hin- und hergehende Bewegung vollführen. Die Faserkreuzung bei dem Uebertragen der Wolle von einer zur nächsten Krempel eines Streichgarnkrempelsatzes giebt nun das kennzeichnende Merkmal des Streichgarnes, eine bestimmte Rauhheit des fertigen Ge- spinnstes, ab. In neuerer Zeit wird aber im Gegensatz dazu sehr viel glattes Wollgarn, sogenanntes Halbkammgarn, verlangt, welches zwar nach Art der Streichgarnspinnerei erzeugt werden kann, jedoch eine Faserkreuzung in der Verarbeitung nicht erfahren darf. Obgleich nun verschiedene Einrichtungen für Krempeln vorgeschlagen wurden, mit welchen eine solche Uebertragung der Wolle von einer Krempel zur nächsten Krempel er zielt wird, dass in der zu speisenden Woll schicht die Fasern nicht mehr quer zur Speise richtung liegen, so erweisen sich doch alle diese Einrichtungen als keineswegs allen An forderungen genügend. Alle Einrichtungen zur Längsspeisung haben nämlich gemein, dass sie aus dem Flor der ersten Krempel Bänder bilden. Die Speisung der zweiten Krempel durch Pelze mit Längs- faserlage unter Ausgleichung in der Breite wurde bisher vielfach für unmöglich gehalten. Eine Erwägung des Umstandes, dass eine Speisung erwähnter Art durch eine doppelte Kreuzung zu erzielen sein würde (da bei einer Kreuzung eines Pelzes mit Querfaserlage die Fasern wieder in die Länge zu liegen kommen), nun lehrt, und im Hinblick darauf, dass die Apparate von Ferrabee und von Blamires Pelz mit Querfaserlage liefern (und zwar durch Querlegung des Flores in der Breite ausge glichen), erkennt man, dass die gestellte Aufgabe, eine Speisung mit Längsfaser- lage zu erzielen, dadurch zu lösen sei, dass der Querfaserpelz, wie von er wähnten Apparaten geliefert, in Stücke, welche der Breite des Zuführtisches der nächsten Krempel entsprechen, ab getrennt, die Pelzstücke um 90° ge dreht und so der nächsten Krempel (also gekreuzt) vorgelegt werden. Die neue Einrichtung unterscheidet sich von den bisher bekannten Einrichtungen zu | gleichem Zwecke durch die Bildung von Pelz stücken von bestimmter Länge an Stelle von Band und von der einfachen Pelztrommel durch die Erzielung von in der Breite aus geglichenen Pelzstücken, welche also an den Rändern ebenso stark wie in der Mitte sind. Man erhält mithin für die Speisung der Krempel einen gleichmässig dichten Pelz, wie ein solcher bisher noch nicht erzielt wurde. Für die Herstellung von Halbkamm garn ist damit zugleich der erhebliche Vor zug gesichert worden, dass vermöge des Quer legens des Flores bei fortschreitender Faser schicht auch eine Ausgleichung der Waare in der Speiserichtung stattfindet, ein, Erfolg, welchen die Bandspeisung, wie bei den älteren Einrichtungen erfolgend, nicht für sich in An spruch nehmen kann. Das auf die neue Art hergestellte Halb kammgarn zeichnet sich darum, neben seiner Glätte, besonders durch seine hohe Gleich mässigkeit aus, was den Werth vorliegender Erfindung um so mehr in ein helles Licht zu stellen geeignet ist, als das betreffende Garn der grösseren Längenausgleichung bei der Pelzbildung halber, schon mit zwei Krempeln, anstatt wie bisher mit drei Krempeln her zustellen ist. Patent-Ansprüche: 1. Das Verfahren, die Krempelvliesse der Streichgarnspinnerei ohne Bandbildung und ohne Vliesskreuzung dadurch zu vergleich mässigen, dass der aus dem Flor der Vor krempel mittelst eines Querlegctisches er zielte Pelz in Theilstücke von einer mit mit der Arbeitsbreite der nächsten Krempel übereinstimmenden Länge zerlegt wird, und dass man diese Theilstücke in der Richtung der Wollhaare (nicht quer zur Faserrichtung) dieser Krempel zuführt. 2. Ein zur Ausführung dieses Verfahrens be ¬ stimmter Krempelsatz, bei welchem je an den Florlegetisch eine Trommel sich an schliesst, deren Umfang mit der Arbeits breite der nachfolgenden Krempel über einstimmt. —n. "Weber©!. Ueber Erzielung specieller Eigenschaften für bestimmte Gattungen wollener Waaren. Von G. B. III. Nicht minder wichtig wie die ursprüngliche Beschaffenheit der Wolle selbst, deren Sortirung und rationelle Wäsche für Erzielung weicher Waaren ist das Färben des Rohmaterials, und es mag nicht selten vorkommen, dass die für den angegebenen Zweck von uns als noth- wendig bezeichneten Eigenschaften des Woll haares sowie eine entsprechend gute Behand lung desselben beim Sortiren und Waschen durch darauffolgende unrationelle Behandlung in der Färberei geradezu illusorisch gemacht werden, mindestens aber eine nicht unwesent liche Beeinträchtigung erfahren. Man experi- mentirt in der neueren Färberei vielfach mit starken Dosen von Sudstoffen, die doch alle eine mehr oder minder beizende Wirkung auf das Wollhaar resp. dessen Substanz ausüben, dasselbe hart und spröde machen und seine ursprüngliche Weichheit und Milde, somit auch seine Filzfähigkeit schmälern; abgesehen da von, dass das Wollhaar durch derartige scharfe Sude auch an seiner Haltbarkeit Einbusse er leiden kann. Vielfach tritt diese Erscheinung schon beim Walken der Tuche und Stoffe, besonders wenn die Filzkraft der Wolle der selben stark in Anspruch genommen werden muss, hervor, da die Sprödigkeit des Woll haares dem Druck und den Stössen sowie der Reibung der arbeitenden Theile der Walk maschine nicht den nöthigen Widerstand mehr zu leisten vermag, daher vor der Zeit bricht und in einer, jedes gewöhnliche Maass über schreitenden Weise abgestossen wird. Neben der ermangeln den Weichheit und Milde erleiden solche Waaren also auch einen grösseren Ge wichtsverlust schon in der Ausrüstung und der Schaden erwächst somit dem Fabrikanten j von zwei Seiten auf einmal. Der vorsichtige I Fabrikant, welcher Waaren erzeugt, die bei I verlangtem weichem Gefühl auch eine kräftige I Walke durchmachen müssen, wird also immer I zu bedenken haben, dass das, was er färbt, I oder färben lässt und eine kräftige Walke aushalten muss, nicht mit einer so grossen Menge von Sudstoffen tractirt werden darf, dass Weichheit, Milde und Haltbarkeit der Waare darunter leiden. Es ist kaum glaublich, wie weit manche Färber zuweilen in diesem Punkte gehen; gab doch kürzlich ein solcher in einem Fachblatt ein Sudrecept für Schwarz an, für das 24°/ 0 des Wollgewichts an Sud- resp. Beizstoffen in Ansatz gebracht waren. Es ist aus mehrfachen Gründen nicht in Ab rede zu stellen, dass besagter Herr ein ganz tüchtiger Färber sein kann; ob er sich aber dessen bewusst ist, was eine Wolle an Sud stoffen vertragen kann, ohne an ihrer ur sprünglichen Weichheit und Milde, sowie Halt barkeit einzubüssen, das muss hier doch mindestens sehr bezweifelt werden. Ein weiteres sehr wesentliches Moment für die Erhaltung der guten Eigenschaften einer Wolle nach dem Färben und Ausrüsten der Waare liegt in der Zeit, während welcher der Wolle in dem Sud- wie in dem Färbebade, selbstredend im kochenden Zustande derselben, belassen wird, ferner in dem Grade des Kochens, dem mehr oder weniger heftigen Aufwallen der Sud- und Färbflotte und zu guterletzt kommt auch noch die Frage an